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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190308284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030828
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030828
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-28
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.08.1903
- Autor
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waren Feuerwerkskörper untergebracht, die natür lich sofort explodierten. Einfahrt und Treppenhaus füllten sich so schnell mit Rauch, daß sie schon wenige Minuten nach Ausbruch des Feuers absolut ungangbar waren. Binnen fünf Minuten hatte das in einem Auslagefenster durch Kurzschluß in der elektrischen Leitung entstandene Feuer sich nach allen Seiten verbreitet, während etwa 300 Menschen im Warenhause anwesend waren. Die beherztesten Feuerwehrmänner stürmten vier-, fünfmal gegen das Feuer an, aber sie mußten dem entfessellten Element weichen. Aus dem eigentlichen Waren haus haben sich nach einer Schilderung des Ge schäftsführers fast alle Käufer und Angestellten ge rettet, nur in den Wohnungen geschah das Unglück. Der größte Teil der Bewohner flüchtete in den vierten Stock und betete dort. Weil die Sprung tücher zu klein waren, verunglückten viele von denen, die herabsprangen. Fünf oder sechs Personen wagten nicht den Sprung und verbrannten. Wahre Helden taten verrichtete der Polizeiinspektor Bockelberg, der trotz Flammen und Rauch eindrang und sechs Leute rettete. Die Leichen wurden nach dem gerichts ärztlichen Institut gebracht. Es war ein unsäglich trauriger, herzzerreißender Zug: diese dreizehn Wagen mit ebensoviel Leichen, von schluchzenden und jammernden Angehörigen begleitet. Einen Beweis für die entsetzlichen Seelenqualen, von welchen die in dem brennenden Gebäude Ein geschlossenen gefoltert wurden, bildet der Zustand eines Mannes, der sich dadurch rettete, daß er in den Abort seiner Wohnung flüchtete, dort das Rohr der Wasserleitung erbrach und das ausströmende Wasser über sich rieseln ließ und so der fürchter lichen Hitze bis zu seiner Rettung widerstehen konnte. Wegen der Gefahr des Einsturzes der Mauern wurde die Brandstätte abgeschlossen. Der Brand des Warenhauses wurde am Mitt woch durch starken Wind von neuem entfacht; auch der bisher verschonte Teil des vierten Stockwerks sing Feuer. Das Warenhaus wie das Nachbar haus sind so baufällig, daß sie wahrscheinlich niedergerissen werden müssen. Von den Bewohnern des Warenhauses werden drei vermißt, sodaß die Gesamtzahl der Toten jetzt mit 16 anzunehmen ist. Aus der schrecklichen Fülle grausiger Einzelheiten tragen mir noch nach: Einige im Flammen meer eingeschlossene Hausbewohner standen eine zeitlang im Mittelfenster der auf die Kerepeserstraße gehenden Front. Anfangs hatte keiner den Mut, den Todessprung zu machen. Die Gefahr, von den Flammen erfaßt zu werden, wurde aber mit jeder Sekunde größer. Plötzlich schwang sich ein Mann auf das Gesimse und sprang in gerader Haltung in die Tiefe. Er fiel jedoch nicht in das Sprung tuch, sondern daneben und blieb mit zerschmetterten Gliedern tot liegen. Ihm folgte eine bloß mit einem Hemd bekleidete Frau; als sie sich auf das Gesimse setzte, wurde sie vom Schwindel erfaßt und lag mit halb herabhängendem Körper in der Fensteröffnung. Auf einmal fing ihr Hemd Feuer. Der fürchterliche Schmerz brachte sie zur Besinnung und rasch entschlossen schwang sie sich in die Tiefe, doch auch sie fiel auf das Pflaster und starb. Neber die Entstehung des Brandes wird der „Staatsbg. Ztg." berichtet: Kurz vor sieben Uhr, als es schon Halbdunkel war und vor den großen Schaufenstern die elektrischen Bogenlampen brannten, gab der eine Chef den Befehl, auch in dem Waren haus Licht zu machen. Ein Angestellter gab dem Maschinisten ein Zeichen; der setzte die Dynamo maschine in Bewegung und wollte die Glühlampen anzünden. Zu diesem Zwecke diente ein Knopf, den man rasch umdrehen mußte. Dies tat der Maschinist nicht mit genug Sorgfalt, es entstand Kurzschluß, durch den glühend gewordenen Draht fing eine Bluse Feuer und in einer Sekunde stand das ganze Schaufenster in Hellen Flammen. Pester Blätter greifen die Stadtverwaltung heftig an, weil die dortige Wehr keine modernen Feuerleitern besitzt und die Löfchdepots zur Hälfte leer sind. Kaiser Franz Josef spendete für die durch die Brandtatastrophe Geschädigten 5300 Kronen. Budapest, 27. August. Die Feuerwehr durch suchte das dritte und vierte Stockwerk des Gold- bergerschen Warenhauses. Im dritten Stocke wurde eine Leiche, im vierten Stockwerk wurde in einem Zimmer eine vollständig verkohlte, aber vollständig erhaltene Leiche, in einer Badewanne sitzend, vor gefunden. Pest, 27. August. Gegen den Kommandanten der Feuerwehr Szerbovsky wird, wie das „Ungar. Telegr.-Korr.-Bur." meldet, eine Disziplinar-Unter- suchung eingeleitet werden. * * * Die Berliner „Staatsbürger-Zeitung" behauptet, in den Berliner Warenhäusern sei es nicht besser als in dem Goldbergerschen Warenhause in Pest; sie schreibt: „Der Schwerpunkt liegt aber in der ganzen Anlage der heutigen Warenhäuser, in dem Umstande, daß so unendlich viel Zündstoff in einem solchen durch vier Stockwerke sich erstreckenden Hause angehäuft ist. Wenn in einem unserer Warenhäuser auf irgend einer Stelle ein Brand ausbricht, so steht in wenigen Sekunden das ganze Warenhaus in Flammen. An ein Löschen ist nicht zu denken, die Ausgänge findet kein Mensch, alles verbrennt rettungslos. Tie Szenen werden noch entsetzlicher sein infolge der Ansammlung größerer Menschenmassen in den Warenhäusern, als dies in Pest der Fall war. Die Bevölkerung hat ein Recht aus Schutz, sie verlangt den Schutz von den Be hörden und erwartet, daß die Behörden unverzüg lich Maßnahmen treffen." Die schweren Eisenbahnunfälle der jüngsten Zeit haben wieder Beunruhigung in das Publikum getragen. Man fühlt sich nicht sicher und besteigt mit gemischten Gefühlen den Eisenbahnzug. Besonders bei langen Nachtfahrten wird sich mancher Reisenden ein Gefühl der Un sicherheit bemächtigen. Aengstlich wird man auf jedes Nebengeräusch achten und wenn man „ein genickt" ist und ein Ruck bei dem Passieren einer Kurve entsteht, verstört auffahren. Im allgemeinen ist die Angst aber übertrieben, denn die Betriebs- sicherheit auf den deutschen Bahnen ist größer als auf mancher ausländischen Eisenbahn. Zur Be ruhigung der Reisenden wird es beitragen, daß der preußische Eisenbahnminister die ihm unter stehenden Behörden auf die strengste Beobachtung der zur Verhütung von Bahnunfällen erlassenen Vorschriften soeben hingewiesen hat. Die „Berl. Volksztg." bringt aus der Feder eines Ingenieurs einen Artikel, der sich mit der Verhinderung von Eisenbahnunfällen beschäftigt. Wir lasten die wichtigste Stelle daraus folgen: Statt der Knallpatronen sollte man einen drehbaren Hebel in der Mitte des Gleises anordnen und so mit dem Signal verbinden, daß er sich beim Halte signal in senkrechter, beim Freifahrtsignal dagegen in wagerechter Lage befindet. Wenn dann der Hahn der Preßluftleitung vorn an der Maschine nach unten verlängert oder, durch ein Rohr ver mittelt, dicht über den Schienen wiederholt wird, sodaß er durch den vom Signal betätigten Hebel erfaßt und herumgedreht werden kann, so wird auf diese Weise der ganze Zug plötzlich gebremst und zum Stillstand gebracht. Im Falle des Teltower Unglücks hätte der Führer beim Haltesignal durch die Glocke, die durch den Hebel zwischen den Schienen angeschlagen wird, ein Zeichen bekonimen und Zeit gehabt, die Hand bremse sofort zu benutzen, durch das Notsignal die Schaffner an die Wagenhandbremsen zu beordern und eventuell Gegendampf zu geben für den Fall, daß die Westinghouse-Bremse nicht funktionierte. Wenn diese Anordnung nicht nur bei Signalen, sondern auch noch bei gefährlichen Weichen, Kreu zungen usw. getroffen würde, so hätten wir uns über viele Eisenbahnunfälle weniger zu beklagen, da durch das Ueberfahren des Haltesignals und durch falsche Weichenstellungen die meisten Unfälle schwerer Art im Eisenbahnbetriebe verursacht wer den. Dabei hat die Vorrichtung die Vorzüge der Einfachheit und Billigkeit. Der kleine Umbau an der Maschine dürfte 15 bis 18 Mk., der am Signal 35 bis 40 Mk. an Selbstkosten nicht überschreiten. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 27. August. * — Telephon-Anschluß. Mit heutigem Tage ist unsere Geschäftsstelle unter Nr. 151 an das hiesige Fernsprechnetz angeschlosten worden. Wir bitten unsere werten Geschäftsfreunde, sich die Anschlußnummer gefl. notieren zu wollen. * — Vom Volksfest. Wie wir von zuver- lässiger Seite erfahren, ist der Reinertrag des diesjährigen Volksfestes ein um einige Hundert Mark höherer als derjenige im Vorjahre. Diese Nachricht wird gewiß von allen Freunden des Erzgebirgsvereins und nicht zuletzt von den am Volksfest beteiligt gewesenen Damen und Herren mit größter Freude ausgenommen werden. — Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß die am Festsonntag auf die Nr. 4853 entfallene Prämie trotz Bekanntgabe im „Anzeiger" rc. bisher nicht reklamiert wurde und demzufolge an den Verein zurückgefallen ist. * — Stenographenvereiu „Gabclsbergcr". Auf Anregung des hiesigen Stenographenvereins fand am Nachmittage des vergangenen Sonntag in Lugau unter regster Beteiligung eine Zusammen kunft der Gabelsberger'schen Stenographenvereine von Lugau, Stollberg, Oberlungwitz, Gersdorf, Wüstenbrand und Hohenstein-Ernstthal statt. Die Mitglieder des hiesigen Vereins wanderten zunächst punkt 2 Uhr nach dem Gasthaus zum Lamm in Oberlungwitz. Von da begaben sie sich in Gesell schaft der Mitglieder des dortigen Brudervereins unter klingendem Spiel, Gesang und gemeinsamem Panier durch den idyllischen Hirschgrund über Erlbach nach Lugau. Im Saale der „Börse" daselbst fand zunächst eine Begrüßung mit den bereits anwesenden Kunstgenossen und Gästen der Brudervereine Lugau, Stollberg, Gersdorf und Wüstenbrand statt. Alsdann wurde unter liebens würdigster und fachkundiger Führung zweier dortiger Schriftgenossen der in Lugau gelegene Viktoria schacht zufolge seitens der Direktion gütigst erteilter Erlaubnis eingehend besichtigt. Abends 6 Uhr fand im Saale der „Börse" ein vom Luganer Stenographenverein veranstaltetes Kränzchen statt, welches die Teilnehmer der Zusammenkunft bis in die späte Nachtstunde in angenehmster Weise beisammenhielt. Die von dem stellvertretenden Vorsteher des Lugauer Gabelsberger'schen Steno graphenvereins gehaltene Begrüßungsrede, die in einem dreifachen „Stift Heil!" ausklang, fand den lebhaftesten Beifall. Ebenso wurden den im Laufe des Abends von einem Oberlungwitzer und einem Hohenstein-Ernstthaler Mitglieds gehaltenen An sprachen, die insbesondere auf den Wert eines festen Zusammenschlusses aller Gabelsbergerianer, sowie auf die Bedeutung der Kunst Gabelsbergers hinwiesen, lauter Beifall gezollt. Mögen die Hin weise beider Kunstgenüssen dazu beitragen, das; recht bald der wahre Wert des Gabelsberger'schen Systems allseitig anerkannt wird! * — Von der Erwerbung des Bürgerrechts handelt in vorliegender Nummer eine Bekannt machung des Stadtrates, auf welche auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht sei. * — Landtagswahltermin. Die diesjährigen Urwahlen sollen nach neueren Mitteilungen um den 23. bis 25. September stattfinden, während als endgültiger Wahltermin der 15. Oktober in Aus sicht genommen ist. * — Zur Reform des LandtagSwahlrcchts schreiben die „Dresdn. Nachr." in ihrer letzten Nr.: »In einzelnen Blättern ist in letzter Zeit dem Ge danken Ausdruck gegeben worden, daß die Resorm des Landtagswahlrechts wohl auf einem toten Punkte angelangt sei. Diese Vermutung hat viel leicht in dem Umstande Nahrung gefunden, daß über den Zusammentritt des seinerzeit offiziell an gekündigten Beirats zur Aussprache über die dem Landtage von der Regierung zu unterbreitende Vor lage, der für Anfang September in Aussicht gestellt war, bisher nichts weiteres verlautet ist. Auf Grund zuverlässiger Informationen können wir mitteilen, daß der Zusammentritt dieses Beirats über den genannten Zeitpunkt wohl hinausgeschoben werden muß, weil die Bearbeitung des der Regierung von allen Seiten zugegangenen und zum Teil auch in der Presse erschienenen Materials bedeutend mehr Zeit in Anspruch nimmt als vorauszusehen war, und weil verschiedene Personen, deren Ansichten in dem Beirate zu hören der Regierung von beson derem Werte sein muß, sich zu jener Zeit noch auf Urlauben und Reisen befinden. Gleichzeitig sind wir aber in der Lage, zu wiederholen, daß die Regierung an der Berufung des Beirats, sowie an der Einbringung einer Vorlage, betr. eine Abände rung des jetzt bestehenden Landtagswahlrechts, beim nächsten Landtage unbedingt festzuhalten gesonnen ist. Eine Teilnahme an jenem Beirat hält die Regierung umso weniger für irgendwie verfänglich, als die sowohl von selten der Regierungsvertreter, wie von anderen Teilnehmern dabei geäußerten Meinungen und Vorschläge nach keiner Richtung hin präjudizierend angesehen werden. Selbstver ständlich werden von dem Beirate überhaupt keinerlei Beschlüsse gefaßt. — Wir knüpfen hieran die zu versichtliche Hoffnung, daß die Regierung für die endgültige Verwirklichung ihrer Absichten bei den Ständekammern eine verständnisvolle Mehrheit findet. Seit dem Bestehen des 1896er Wahlgesetzes ist dessen Reformbedürftigkeit von einem kleinen Teile der nationalliberalen Partei erkannt worden, und in den letzten Jahren hat sie ein größerer Teil derselben Partei sogar nachdrücklich betont, so daß die Regierung für ihre jetzigen Pläne auf dieser Seite im allgemeinen Geneigtheit vorauszusetzen berechtigt wäre; aber auch bei der konservativen Partei, bei der eine Abneigung gegen jede Aende- rung des Wahlgesetzes vielfach präsumiert wird, dürfte die Regierung keinen prinzipiellen Widerspruch zu besorgen haben, da die Erkenntnis der Mängel, die dem heutigen Wahlgesetze anhaften und die in einer bei seinem Entstehen keineswegs beabsichtigten Wirkung liegen, zu sehr Allgemeingut geworden ist, als daß deren Beseitigung nicht wahrhaft kon servativen Grundsätzen entspräche." * — Fahrpreis-Ermäßigung für Militär- Vereins - Mitglieder. Wie wir aus Militär vereinskreisen erfahren, ist die Kgl. Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen ermächtigt wor den, diejenigen Mitglieder der Kgl. sächsischen Militärvereine der Bezirke Großenhain, Oschatz, Meißen, Döbeln und Kamenz, welche an der am 2 . September d. I. in Zeithain abzuhaltenden Kaiser parade teilnehmen werden, bei der Hin- und Rück fahrt je zum Militärfahrpreis zu befördern. * — Umwcgkarten Chemnitz-Berlin. Es ist bekanntlich wiederholt als Uebelstand empfunden worden, daß die Rückfahrkarten Chemnitz-Berlin lediglich auf der Strecke Chemnitz-Riesa benutzt werden können und nicht auch wahlweise zur Fahrt über Dresden berechtigen. Auf wiederholte Vor stellungen der Handelskammer Hal nunmehr die Königliche Generaldirektion Veranlassung genommen, die geschilderten Wünsche zu erfüllen. Zwar hält sie die Einführung für die Strecke Chemnitz-Berlin in der Weise, daß solche einmal über Riesa, das andere Mal über Dresden gelten, nicht für an gängig, da sich solche Fahrkarten als Rundreise karten darstellen würden, die nach den zur Zeit be stehenden Tarifgrundsätzen nicht mehr geschaffen werden sollen. Dagegen hat sie das Bedürfnis anerkannt, eine Einrichtung zu treffen, welche die Ausführung von Reisen in der bezeichneten Art ermöglicht. Sie hat jetzt der Handelskammer mir- geteilt, daß vom 1. September d.J. an in Chemnitz, Elsterwerda (Bcrl.-Dresd. Bahnh.) und Röderau Umwegkarten ausgegeben werden, die in Verbindung mit einer für die Strecke Chemnitz-Elsterwerda über Riesa oder Chemnitz-Röderau über Riesa oder um gekehrt gültigen Fahrkarte für alle Züge zur Fahrt über Dresden berechtigen. Die Königliche Eisen bahndirektion in Berlin hat sich bereit erklärt, die für die Fahrt nach Chemnitz über Dresden nötigen Umwegkarten auch in Berlin, Anhalter Bahnhof, aufzulegen. Dir Preise sind die folgenden: Chem- nitz-Dresden-Elsterwerda oder umgekehrt: 1. Klasse 4,20 M., 2. Klasse 3,00 M., 3. Klasse 2,10 M.; Chemnitz-Dresden-Röderau oder umgekehrt: 1. Klasse 5,50 M., 2. Klasse 4,10 M., 3. Klasse 2,90 M. * — Nachsendung von Postsendungen. Seitens der Inhaber von Handelsfirmen werden bisweilen Anträge vorgelegt, ihnen die für ihre Firma eingehenden Postsendungen vorübergehend nach einem anderen Orte nachzusenden. Dies ist indes, wie die Postverwaltung erst neuerdings entschieden hat, nicht in allen Fällen tunlich und könnte nur dann erfolgen, wenn der Betreffende denselben Namen hat, als die Bezeichnung seiner Handelsfirma lautet und Sendungen unter der Aufschrift „Herrn klX." eingehen. Ist die Firmen bezeichnung nicht gleichlautend mit dem Namen des Antragstellers oder sind die Sendungen mit der Aufschrift an die „Firma lM." adressiert, dann kann eine Nachsendung nicht erfolgen, da bei der anderen Postanstalt die Rechtsverhältnisse der Firma bezüglich der Empfangsberechtigten rc. nicht bekannt sind. * — Der Einfluß des Mondes auf die Gewitterbildung ist von verschiedenen Beobachtern behauptet worden, indem man einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Gewitter und der Mond phasen erkannt zu haben geglaubt hat. Der be kannte Astronom Professor Pickering hat sich jetzt die Mühe genommen, die bisherigen Ergebnisse dieser Untersuchungen zusammenzustellen.. Es geht daraus hervor, daß die Zahl der Gewitter in den ersten beiden Phasen des Mondes größer ist als in den letzten beiden. Die Beobachtungen sind ge macht worden in Hamburg, Gotha, Göttingen, Aachen, Kremsmünster, Prag, Graz, Greenwich, Madrid, in den Vereinigten Staaten und in Batavia. Professor Pickering fügt hinzu: „Die Zahl der genannten Beobachtungen scheint groß genug für bestimmte Schlüsse zu sein, und es er gibt sich daraus, daß in der Tat während der ersten Hälfte des Mondalters eine größere Zahl von Gewittern eintritt als während der letzten Hälfte, auch ist die Neigung zum Gewitter am größten zwischen dem Neumond und dem ersten Viertel und am geringsten zwischen dem Vollmond und dem letzten Viertel. Der Unterschied ist aber nicht groß genug, um irgend einen praktischen Nutzen für die Wettervoraussage daraus abnehmen zu können. Es scheint außer den Gezeiten und gewissen magnetischen Störungen dem Mond noch ein dritter Einfluß zuzukommen." * — Die Gräfin von Montignoso, die ehe malige Kronprinzessin von Sachsen, wird, wie man uns schreibt, von Schloß Rynno nach Lindau zurück kehren, wenn ihr gegenwärtig am Bodensee wei lender Vater, der Großherzog von Toskana, Lindau verlassen haben wird. * Dresden, 26. August. Nachdem erst kürz- lich zu Königs Geburtstag eine Verordnung heraus- gekommen war, derzufolge die übliche Tanzmusik abgesagt werden mußte, ist jetzt seitens der Schul behörde die Weisung ergangen, daß am 2. Sep tember, dem eigentlichen Sedantage, die planmäßigen Schulstunden zu halten seien, während in unmittel barer Nähe von Dresden die Kaiserparade statt findet. Es ist sehr verständlich, wenn die „Dres dener Nachrichten" in einer Zuschrift dazu bemerken: „Am diesmaligen 2. September findet in unserer Nähe eine Kaiserparade statt, ein Schauspiel, wel ches unserer Jugend sobald nicht wieder geboten wird. Der Kaiser weilt in unseren Mauern, und während sonst allerorten aus solchem Anlaß die Schulen geschlossen werden, da sollen unsere Schüler ihre planmäßigen Unterrichtsstunden absitzen. Das dürfte wohl dem Patriotismus unserer zukünftigen Vaterlandsverteidiger wenig entsprechen, und es ist gewiß zu hoffen, daß das hohe Kultusministerium sich noch entschließt, diesen 2. September freizu geben, damit es unserer Jugend ermöglicht wird, das seltene Schauspiel einer Kaiserparade zu ge nießen." * Dresden, 26. August. Der Berliner Polizei- Präsident, Herr von Borries, der seit gestern in Dresden weilt, ließ sich gestern Nachmittag in Ge meinschaft mit Herrn Polizei-Präsident Le Maistre die gleislose Haidebahn, welche Dresden mit Klotzsche- Königswalde verbindet, Vorfahren. Die Herren äußerten sich über die verschiedenen Fahrversuche, über das zuverlässige Ausweichen und Umlenken des neuen Verkehrsmittels sehr befriedigt. * Dresden, 26. August. Ein stattlicher Tier transport, wie er seit 25 Jahren nicht wieder nach Europa gekommen ist, im Werte von rund 80000 Mark, ist durch den bekannten Tierimporteur und Afrikareisenden Josef Menges vorgestern nach dem hiesigen Zoologischen Garten gebracht worden. Unter vielen seltenen Tieren befinden sich fünf Giraffen im Alter von bis 1"/. Jahren. * Dresden, 27. August. In der außerordent lichen Hauptversammlung des Vereins der Straßen bahn- und Kleinbahnverwaltung wurde die große Berliner Straßenbahn zur geschäftsführenden Ge sellschaft gewählt. * Striesen. In der Fabrik von Jul. Ulbricht Nachf. hier ereignete sich am Dienstag nachmittag ein höchst bedauerlicher Unfall, von dem vier Personen schwer betroffen wurden. Ein ungefähr 16 Jahre alter Arbeitsbursche hatte den Auftrag erhallen, in einem Topfe Schwefelsäure aus dem unteren Fabrikraume nach dem oberen zu tragen; auf der eisernen Wendeltreppe entglitt ihm das Geschirr, so daß sich dessen Inhalt über ihn er goß und in Flammen geriet, gleichzeitig aber auch den unmittelbar unter der Treppe beschäftigten Werkführer und zwei Arbeiter überschüttete, auch sie trugen schwere Verletzungen davon. Dura; das Eingreifen eines Arbeiters, der den bedauerns werten jungen Mann sofort erfaßte und ihn in eine Wanne voll Wasser tauchte, wurden dessen Schmerzen teilweise gelindert. * Leipzig, 26. Äug. Der Leipziger Innungs- Ausschuß hielt gestern eine Plenarversammlung ab. Aus den Verhandlungen ist folgendes hervorzuheben: Anschließend an den Bericht über den Jnnungsver- bandstag wurde mit Rücksicht auf verschiedene Vor kommnisse bei Arbeitseinstellungen und anderen Lohnkämpfen die Errichtung von Arbeitgeberschutz verbänden empfohlen. Ferner vermißte man mit Bedauern die Beschäftigung des Verbandstages mit der Feststellung der Grenzen und des Unterschiedes zwischen Fabrik- und Handwerksbetrieb. Barbier- obermeisler Klemm referierte eingehend über die Selbstversicherung der Handwerker in der staatlichen Altersversicherung und empfahl die Einführung der selben in Gestalt der zwangsweisen Versicherung. Hierzu wurde folgender Beschluß gefaßt: Die Ver sammlung spricht ihr Einverständnis mit den Aus führungen des Referenten aus und richtet an die anwesenden Gewerbekammer-Mitglieder das Er suchen, auf dem bevorstehenden Gewerbekammertage in München mit allen Kräften dahin zu wirken, daß die zwangsweise Versicherung gegen Alter und Invalidität Gesetz werde. * Leipzig. Am Dienstag wurde am Amc- lungswehr ein seit dem 22. August vermißtes Liebespaar, der 20jährige Tischler Gebhardt aus Möckern und die 19jährige Arbeiterin Hauschel, tot aus der Elster gezogen. Was die jungen Leute zu dem unseligen Schritte des freiwilligen gemein samen Todes bewogen hat, konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden. * Chemnitz, 26. August. In der gestrigen Sitzung des 18. deutschen Malertages wurde mit Einstimmigkeit als Ort des nächsten Bundestages München gewählt. — Eine Konferenz der Berg leute sämtlicher sächsischer Reviere fand am Sonn tag unter starker Beteiligung in Chemnitz statt. Verhandelt wurde über die Gefahr der Wurm krankheit in Sachsen. Ein Vorschlag, an die Be hörde eine Eingabe zu richten mit dein Ersuchen, der Wurmkrankheit energischer als bisher entgegen zutreten, wurde einstimmig abgelehnt mit der Be gründung, daß nach dieser Richtung nichts zu er warten sei. Es wurde angeregt, hierzu in erhöhtem
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