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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190308187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030818
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-18
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.08.1903
- Autor
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* Hetzdorf, 16. Aug. Der Waldarbeiter und Hausbesitzer Hermann Börner wurde am Mitt woch nachmittag bei der Königl. Hofjagd auf Grillenburger Staatsforstrevier von einem Hirsch umgerannt. Er erlitt Verletzungen, sodaß man ihn mittels Geschirrs nach seiner Wohnung bringen mußte. Aerziliche Hilfe mußte in Anspruch ge nommen werden. * Gera. Der Dienstknecht Schulz, der unter dem Verdacht, der Mörder deS Dienstmädchens Rust zu sein, verhaftet worden war, aber seine Schuldlosigkeit nachweisen konnte, ist am Freitag mittag auf freien Fuß gesetzt worden. Kleine Chronik. * Breslau, 16. August. Nach Mitteilung deS OberbergamtS sind auf dem Steinkohlenbergwerk Max bei Michalkowitz zwei italienische Arbeiter an der Wurmkrankheit erkrankt. Da sie sich einer ärztlichen Behandlung in dem Knappschaftslazarett nicht unterzogen, wurden beide von der Verwaltung deS Werkes sofort entlassen; da ihr Verbleiben im Bezirke eine ständige schwere Gefahr für die Gesund heit der Arbeiterbevölkerung bedeutet, wurde die Ausweisung der beiden Italiener verfügt. * Beuthen, 17. August. In Paruschwitzsch im Kreise Rybnik wurden mehrere Personen von einem tollen Hunde gebissen. Drei Personen sind trotz sofortiger Hilfe bereits gestorben. * Kassel, 16. August. Hier ist eS gestern abend infolge deS Beschlusses der Bauarbeitgeber, etwa 100 Italiener an Stelle der ausgesperrten Arbeiter anzustellen, in jener Straße, in der die Italiener einquartiert waren, zu einem großen Tumult ge kommen. Mehrere Tausend die Straße besetzt hal tender Personen leisteten der polizeilichen Aufforderung auf Säuberung der Straße keine Folge, so daß daS Polizeiaufgebot, als die Menge die Häuser bombardierte und die Italiener attackierte, mit scharfer Waffe vorging. Eine Anzahl Personen wurde ver- letzt und zahlreiche andere verhaftet. Der Tumult dauerte bis Mitternacht an. * Halberstadt, 16. August. Auf einer Festlich keit, welche die dem hiesigen Bezirkskommando an gehörenden Offiziere gestern in Ilsenburg veranstalteten, wurde beim Abbrennen eines Feuerwerkes durch Explosion aus der Zuschauermenge ein Mann getötet; ein junges Mädchen erlitt lebensgefährliche Ver wundungen und mehrere andere Personen wurden leichter verletzt. * Wiesbaden, 15. August. Der Inhaber des KonfektionS-GeschäftS I. Krakauer an der großen Bergstraße ist mit seiner ganzen Familie Plötzlich verschwunden. Seine Warenbestände hatte er vor her zu Geld gewacht. * Stuttgart, 16. August. Heute Nachmittag um 4'/, Uhr geriet aus dem Hauptbahnhof die Maschinenhalle in Brand und ist ganz ausgebrannt. Das Fahrmaterial konnte gerettet werden. DaS Feuer ist vermutlich unter dem Dache ausgebrochen. Letzteres brach bald unter einem starken Knall zu sammen. Menschen sind nicht verletzt; der Verkehr ist nicht nennenswert gestört. * Folgendes lehrreiche Gcschichtchen, zu dem die Kaiserin bei ihrem Aufenthalt in Ziegen- hal« (Schlesien) Anlaß gegeben hat, schreibt der „Tgl. Ndsch." ein dortiger Leser: „Die vornehme Einfachheit, in der die Kaiserin bei un« erschien, hat auf alle, die die hohe Frau gesehen haben, einen tiefen Eindruck gemacht, der in zahllosen Bemerkungen seinen Ausdruck fand und noch findet. Niemand aber scheint mir den Nagel bester auf den Kopf ge troffen zu haben, al« ein biederer Handwerk«mann, der den Schauplatz des denkwürdigen Ereignisses mit den Worten verließ: „Jetzt geh' ich nach Hause und reiße meiner Tochter die vielen Blumen vom Hute herunter." — Es könnte so mancher Tochter nicht schaden, wenn sie auch einen solchen Vater hätte! * Die Hochzeit eines Riesen. Der zur Zeit al« größter lebender Mensch der Welt geltende Riese Ehmke ist dieser Tage mit seiner Buchhalterin auf dem Standesamte zu Groß - Flintbek ehelich verbunden worden. Der glückliche Gatte, der seiner zeit al« der größte Soldat der deutschen Armee den Kaiser auf mehreren Auslandsreisen begleitete, mißt 2,18 Meter; er reist seit einigen Jahren al« „Sehens Würdigkeit" und macht mit diesem Metier zweifellos weit bessere Geschäfte, al« während seiner früheren Stellung als Bierfahrer einer Kieler Brauerei. * Lohnender Nebenverdienst wird häufig in den Zeitungen empfohlen: Damen, Beamte, Kauf leute usw. werden eingeladen, diese Gelegenheit, reich zu werden, nicht ungenutzt zu lassen. Ein Herr wandte sich dieser Tage an eine solche Adresse in Zürich unter gleichzeitiger Einsendung der verlangten Nachweitgebühr von 3 Mk., war aber nicht wenig erstaunt, al« er postwendend folgenden Natschlag er hielt: „Es gibt nichts Häßlicheres und Entstellen- derer für ein Zimmer, als wenn die Bilder, Spiegel usw. vom Fliegenschmutz bedeckt sind, was gerade in den Sommermonaten häufig zu geschehen pflegt. E« ist also für jedermann eine gewiß lohnende Ar beit (!), in den Mußestunden die Bilder vom Schmutz zu reinigen und dadurch dem Zimmer wieder ein saubere«, anmutiges Ansehen zu verleihen." Daß der Herr von dieser Auskunft nicht sehr erbaut war, nachdem er seinen Taler dafür Io«geworden, läßt sich begreifen, um so mehr, da er noch — Jung geselle ist. * Paris, 15. August. Eine Summe von zwei Millionen Franken wird notwendig sein, um die Schäden auSzubessern und die Familien der Opfer der letzten Eisenbahnkatastrophe zu unterstützen. Die Aktien der Stadtbahn fallen noch immer. * Lüttich, 16. August. Ein gestern mit drei Personen hier aufgestiegener Luftballon wurde von einem Windstoß gegen ein Gebäude geschleudert, wobei er einen größeren Riß bekam. Einer der Insassen rettete sich durch einen Sprung aus daS Dach deS Hauses, während ein anderer, welcher an einem Trapez hing, durch das Fenster in ein Zimmer geschleudert wurde, wobei er einen Arinbruch und verschiedene Verletzungen am Kopfe erhielt. Der dritte Insasse, ein Student, namens Thibirt, wurde, nachdem der Ballon durch die beiden AuS- geworfenen erleichtert worden war, in die Lüfte ge tragen. Man hegte anfänglich Befürchtungen über sein Schicksal, abends 8 Uhr traf jedoch aus Barden berg bei Aachen ein Telegramm deS Studenten ein, worin er seine glückliche Landung anzeigte. * Eine« grauenhafte« Fischzug tat letzter Tage ein Fischer au» dem Dörfchen Pisogne bei Mailand, der damit beschäftigt war, im Jseosee seine Netze auszuwerfen, ohne aber vom Glücke allzusehr begünstigt zu werden. Da fühlte er mit einem Male, daß da« Netz einen schweren Fisch enthalten müsse, und froh zog er e« in die Höhe. Wer be schreibt aber sein Grauen, al« er in dem Netze einen vom Rumpf abgetrennten Kopf eine« Menschen er blickte. Er eilte schnell in da« nahegelegene Dorf und verständigte die Karabinieri von dem entsetz lichen Funde. Die Aerzte stellten fest, daß e« sich um den Kopf eine« ungefähr 25jährigen Manne» handle und daß derselbe erst wenige Tage im Wasser gelegen haben könne. Die Blüte des Bagno. Roman von Goron und Emile Gautier. M. Fortsetzung. (Nachdruck verboten). Rozen sann nach. Plötzlich tauchte ein Gedanke in seinem Hirn auf; sein Gesicht wurde bleich, seine Augen öffneten sich weit und glänzten in seltsamem Phosphorschimmer. „Warum," sagte er sich, „da ich nun einmal im Besitze dieses famosen Geheimnisses bin, warum soll ich mit anderen teilen'? Was soll mir dieser alte Narr, der mich mit seinen volksbeglückenden Träumereien langweilen und kompromittieren wird! Wir sind allein . . . Rozen, mein Junge, jetzt ist der Augenblick, zu zeigen, daß Du ein Mann bist. Fortuna zieht vorüber, laß sie nicht entfliehen." Ein spitzer Pfriemen, eine schreckliche Waffe in starker Hand, lag auf einem Tischchen. Vorsichtig streckte der ehemalige Galeerensträfling danach die Hand aus und ließ, wie der geschickteste Taschen, spieler, die Nadel in seinen Aermel gleiten. Doch dies war nur eine Bewegung . . . sofort kam es wie eine neue Erleuchtung über ihn. Er war zu intelligent und zu vorsichtig, um so mir nichts dir nichts die Henne mit den goldenen Eiern zu töten. Schnell wie der Blitz kam ihm der Gedanke, daß er Sokolow nocy nötig haben würde, von dessen wunderbarem und fruchtbarem Talente er gerade neue Beweise erhalten. Keine Glücksmaschine wog ihn auf, der den geschicktesten und kühnsten Speku lationen der Börse überlegen war. Sein MystikiS- muS selbst und seine fixe Idee waren Trümpfe, und waS für Trümpfe in seinem Spiel. Verstand er sich denn nicht besser als alle darauf, Leute nach seinem Wunsche zu lenken, besonders wenn sie naiv und vertrauensselig waren, und wenn er sie beinahe unbewußt das tun lassen konnte, was er wollte? Still legte er den Pfriem aus seinen alten Platz zurück. Sokolow, der ganz bei seinem Werke war, hatte nichts gesehen. Und wenn er etwas gesehen hätte, so würde er nichts verstanden, nichts erraten haben .. 16. Kapitel. „Nun, lieber Meister," sagte Rozen, als er in daS Arbeitszimmer Sokolows eintrat, „sind Sie von den Experimenten der Nacht zufrieden gestellt? Schreitet daS große Werk voran?" Bei seiner Ankunft in England hatte Gaston sein AeußereS sehr zu verändern gewußt. Er glich nicht mehr dem jungen Pariser Lebemann und noch weniger dem Sträfling von Cayenne. Sein vom Salzsäure-Wasser leicht entfärbtes und rötlich gewordenes Haar war durch einen Scheitel geteilt, der von der Stirnmittc sich bis zum Nacken hinzog. Sein schöner, schwarzer Bart war kastanien braun geworden und in zwei Favorit- geteilt, die, mit dem Schnurrbart hochfrisiert, diesem eine außer gewöhnliche Länge und Stärke verliehen. Eine Narbe auf der Backe, die er absichtlich sichtbar ließ, verhalf ebenfalls dazu, ihm einen anderen Gesichts ousdruck zu schaffen. Beginnende Kahlköpfigkeit, freilich in ganz distinguierter Form, verlängerte die Stirn, die ehemals von lockigem Wellenhaar be schattet war. Dieser Haarausfall, der allein schon genügt hätte, ihm eine ganz neue Physiognomie zu geben, war durch ystematischeS und andauernde» Verwenden der Radiographie erzielt worden. Rozen hatte es freilich mit einer leichten Entzündung der Kopfhaut bezahlt; dafür aber war er kahl, kahl ohne Ueber- treibung, aber doch für immer kahl. Denn, wie be kannt, wächst, wo die L-Strahlen gewirkt, kein Haar mehr. Doch diese Veränderungen genügten dem abge feimten Abenteurer noch nicht, unter dem Vorwande, Gesicht-nervenschmerzen heilen zu lassen (er spielte kräftig die Komödie der Gesichtszuckuugen, des HautrunzklnS), hatte er sich einem berühmten schwe dischen Heilkünstler der Gesichtsmassage in die Hände gegeben. Während langer Wochen hatte ihm der geschickte Mann täglich eine Stunde Wangen und Stirne gerieben und geknetet, so daß er ihm schließ lich einen ganz neuen Kopf zurecht modelliert hatte. Unter seinen Zauberhänden, die daS Fleisch wie Wachs behandelten, war die leichte Jmpastierung, die so oft die Schönheit der Abkömmlinge orien talischer Rassen charakterisiert, völlig verschwunden; neue GesichtSzüge bildeten sich, der Kopf wurde feiner, und der Fettansatz schwand. „DaS nenn ich 'ne tüchtige Arbeit!" erklärte Macaron. Selbst Sokolow, der immer so viel Gefühl für die Wunder der Kunst und Wissenschaft zeigte, geizte nicht mit beifälligem Lächeln bei den Fort schritten dieses Meisterwerks der „Fleisch-Skulptur". Die Veränderungen übertrafen selbst Rozens Er wartungen ; jeden Tag studierte er aufmerksam das Resultat der sogenannten Heilkur im Spiegel. „Ich würde mich auf der Straße nicht begrüßen, da ich mich nicht wiedererkennen würde." Am Tage wo der sogenannte Stich geheilt war, nahm Rozen Abschied von dem schwedischen Heil künstler, der nach fürstlicher Bezahlung sich in Komplimente auflöste — und Gaston war ein anderer Mensch geworden. Selbst seine Stimme hatte sich geändert; sie hatte noch immer den alten Reiz, den gleichen, seltsamen, gefangennehmenden Klang. Doch eine wissenschaftlich geregelte elektrische Be handlung der Stimmbänder, ebenfalls während mehrerer Wochen geduldig überstanden, hatte sie ernster gemacht, ihre Töne abgestuft, wie die einer reinen Klaviatur. „Man kann wirklich alles mit der lebenden Materie machen, was man will, mit der plastischen wie mit der tönernen," sagte Sokolow. Rozen hatte den Beweis der Wahrheit für diese paradoxe Behauptung an sich selbst erfahren. Selbst seine Mutter würde ihn nicht wiedererkannt haben, ihn, der ganz erschien wie ein Gentleman, dessen einzige Beschäftigung eS ist, seine Rente auszugeben. Sokolow dagegen hatte vielmehr das Aussehen eines Arbeiters, als daS eines EdelmannS; Bart und Haar waren ungeordnet, seine Blouse bestand aus schwarzem Stoff, der von den Säurebrandflecken rot gesprenkelt war; er trug die Aermel aufgeschürzt bis zu den Ellbogen und ließ die Muskeln seiner Arme sehen. Nur die Feinheit der Züge, die an- geborene Vornehmheit in der Bewegung, die Grazie in der Geste, kurz alles, waS das Erbe einer Rassen verfeinerung ist, konnten dem aufmerksamen Be obachter seinen Ursprung aus reinem Adel verraten. (Fortsetzung folgt.) Gemeinnütziges. — Nasenatmuug und Halskrankheiten. E« ist eine alte physiologische Tatsache, daß die Einatmung der Luft mit der Nase zu erfolgen hat. In der Nase wird die Lust zur Aufnahme in die Lunge vorbereitet, sie wird erwärmt, angefeuchtet, von Staub und Krankheitskeimen befreit. Wenn nun die Luft infolge Verstopfung der Nase die letztere nicht passieren kann, so muß sie mit dem Munde eingeatmet werden. Die« ist jedoch im hohem Maße nachteilig. Bei Säuglingen und kleinen Kindern nimmt man in diesem Falle wahr, daß sie in der Nahrung«aufnahme behindert werden, sie geraten in Erstickung«gesahr, wenn sie den Mund an die Saug flasche legen, da sie ja den Mund zum Atmen ge brauchen, sie weisen infolgedessen oft jede Nahrung zurück. Im übrigen kann die Entstehung vieler Halt- krankheiten indirekt auf die Verstopfung der Nase zurückgeführt werden, indem die Einatmung resp. das Verschlucken de« infektiösen Slraßenstaubet damit in Zusammenhang steht. Im Magen wird der Staub unschädlich gemacht, dagegen kommt der Rachen und die Mandeln mit den Spaltpilzen de« Stauber in so enge Berührung, daß eine Entzündung eintreten muß. Durch geeignete Behandlung gewißer Schutzvorrichtung dar. Doch ist ihre Wirkung eine beschränkte, die weil hinter der der Nasenhöhle zu- rücksteht. Durch geeignete Behandlung gewisser Nasenkrankheiten hat man diesen Zusammenhang auch festgestellt. Man hat bei Nasenverengungen die Durchgängigkeit wieder hergestelll und hat damit die Mundatmung und damit auch gewisse oft wieder kehrende Hal«entzündungen beseitigt. — Das Lüfte« der Bette« wird meist in der größten Sonnenhitze au«geführt. Dadurch trock nen aber die Federn zu sehr au«, werden ihrer Elastizität beraubt und spröde gemacht. Bester ist e«, die Betten bei trockener Lust und bedecktem oder bet schwachem Sonnenschein herau«zulegen und sie dann tüchtig autzuklopfen. Ebenso ist es zu tadeln, wenn man da« Bett, nachdem e« am Morgen gemacht ist, sofort zudeckt und mit einer Bettdecke verschließt. Nach dem Ausbelten laste man vielmehr Decke und Oberbett zurückgeschlagen, denn dadurch wird man erreichen, daß e« gehörig ausdünstet und frischen Sauerstoffgeruch annimmt. Kann man da« Belt den Tag über der Zugluft aussetzen, so ist e« noch besser! — Wie bereitet man Johanuisbeerwein? Man nehme ein kleine« „weingrüne«" Weinfäßchen, also ein solche«, welche« noch frischen Weingernch besitzt, und fülle er reichlich zu ein Drittel oder fast bis zur Hälfte mit reinem, frisch ausgepreßlem Jo hannisbeersaft. Hieraus gieße man etwa« Master auf die Trester, durchrühre die Maste, laste sie einige Stunden an einem kühlen Orte stehen, presse sie dann au« und fülle den Saft der zweiten Pressung zu dem zuerst gewonnenen. Hierauf nimmt man auf jedes Liter Saft im Faste kx Hutzucker, zer schlägt ihn in kleine Stücke und löst diese in abge kochtem Brunnenwasser auf. Mit diesem Zuckerwasser füllt man da« Faß; sollte er aber zur gänzlichen Füllung nicht hinreichen, so ist noch reine« Master zuzugießen. Wenn die» geschehen ist, wird ein Gär spund aufgesetzt. Ist nun in dem Raum, in wel- chem da« Fäßchen liegt, eine Wärme von etwa 12" U., so tritt alsbald die Gärung ein. Während dieser Zeit bleibt der Wein ungestört, nur wird alle zwei bi« drei Tage der Gärtrichter gereinigt und das Master erneuert. Nach sechs bi« acht Wochen ist die stürmische Gärung vorüber, dann wird da« Faß vollgefüllt und ein Holzspund eingeschlagen; alle vierzehn Tage wird nachgesehen und nachgefüllt. Zeigt sich nun, daß der Saft bi« unten klar ist — etwa im Januar — so läßt man den Wein in ein andere«, gut gereinigte« und eingeschwefelte« Fäßchen ab. Hat man ein solches nicht zur Hand, so wird der Wein in Kübel abgefüllt, bis der trübe Rest kommt; diesen zieht man auf Flaschen, damit er sich klärt. Hierauf wird da» Fäßchen gut gereinigt und sofort wieder mit dem noch in den Kübeln befind lichen Most gefüllt. — Da« Faß muß gut voll werden; da» Fehlende ersetzt man jetzt durch leichten Rebwein, wovon immer einige Flaschen vorrätig sein sollen. Ist da« Faß gefüllt, dann spundet man e» fest zu und läßt e« ruhig liegen. Ist der Trunk vollständig klar, dann zieht man ihn auf Flaschen, die gut verkorkt und versiegelt werden. Die Haupt sache ist, daß dar Fäßchen ganz rein und weingrün ist, daß e« an einem Ort steht mit reiner, guter Luft, also vielleicht in einem unbewohnten Zimmer oder in einem luftigen Keller. Bei Frost muß da« Fäßchen zugedeckt werden. Neueste Nachrichten und Depeschen vo« 17. August. Wilhelmshaven. In der Nähe von Helgoland sind drei Torpedoboote der Manövelflotte zusammen gerannt. Zwei Boote sind gestern nachmittag zur Ausbesserung in Wilhelmshaven eingetroffen. Fraukfurt a. M. Die „Frkf. Ztg." meldet au« Konstantinopel: In Perlega, einer von Kutzow- Wallachen und Bulgaren bewohnten, nördlich von Monastir gelegenen Ortschaft, massakrierten Insur genten alle Regierung«beamlen, darunter den Gen- darmerieches, die Steuerbeamten und die Gendarmen, sowie 2 Kadi«. In militärischen Kreisen wird ver sichert, eine Division in Angora habe die Mobtlt- sirung«ordre erhalten. Loudou. Die englische Tapferkeitsmedaille er hielten zwei Deutsche vom König von England, und zwar der Unteroffizier Herbst und ein Gemeiner, die bei der Besetzung des SomalilandeS mit eigener L-benSgefahr den Kapitän Bruce dem Feinde ent rissen halten. Madrid. Die Regierung dementiert energisch da« Gerücht von der Erkrankung de» König« und seiner Uebersiedelung in ein Sanatorium für Schwind- füchtige und droht die Verfolgung der Presse an, wenn sie die Lügennachrichten weiter verbreitet. Saloniki. Auf der Bahnlinie Saloniki-UeSküb wurde ein neues Dynamit-Attentat verübt, durch welches die Bahn vollständig zerstört wurde. Mehrere die Linie überwachende tückische Soldaten wurden getötet, andere verwundet. Die Truppentransporte wurden vollständig eingestellt, da weitere Dynamit-Attentate stattgefunden haben. Wladiwostok In einigen japanischen Pro vinzen ist die Ernte mißraten. Die japanischen Firmen kaufen daher Mehl und Korn in Amerika und an den russischen Küstengebieten. Ein schreckliches Eisenbahn unglück in Sachsen. Zwickau, 17. August. Ein furchtbares Eisenbahnunglück hat sich gestern abend 1« Uhr auf der Streck- Wilkau-Wilzsch- Haus-Carlsfeld ereignet. Zwischen de« Stationen Rothenkirchen und Obererinitz ist der von Earlsfeld kommende Zug ent gleist. Bis früh 3 Uhr waren drei Tote, 2« Schwer- und 20 Leichtverletzte ge zählt. Eine spätere Nachricht lautet: Zwickau. 17. August. Der verunglückte Zug war besonders mit Mitgliedern eines Nieder planitzer Gesangvereins und deren Frauen besetzt, die von einem Ausflug nach dem Kuhberge bei Rothenkirchen zurückkehrten. Die Lokomotive stürzte über den Damm, 6 Wagen sind demoliert. Zwickau, 17. August. Amtlich wird gemeldet: Am 16. August abends gegen 9^/, Uhr ist zwischen Rothenkirchen und Obererinitz der Personenzug Carlsfeld—Wilkau aus noch nicht aufgeklärter Ursache entgleist; dabei wurden 3 Personen ge tötet, 20 schwer, 20 leicht verletzt. * * * Die „Planitzer Zeitung" meldet über das Eisenbahnunglück noch folgendes: Ein furchtbares Eisenbahnunglück ereignete sich gestern abend 10 Uhr auf der Bahnstrecke Wilzschhaus-Carlsfeld, wobei 5 Personen getötet, 30 schwer verletzt wurden. Die Maschine und 8 Wagen sind entgleist. Der Ma terialschaden ist bedeutend. Der Zug gleicht einem Trümmerhaufen. Der Gesangverein „Gemütliche" von hier unter nahm nach dem Kuhberg einen Ausflug und ver gnügte sich bei einem Tänzchen in Rothenkirchen. Es waren ca. 70 Personen, welche sich nach 9 Uhr nach dem Bahnhof begaben, um die Heimfahrt in fröhlichster Stimmung anzutreten. Kaum war 5 Minuten gefahren, als das gräßliche Unglück ge schah. Es ertönte ein Aechzen und Stöhnen, und Hilferufe gellten durch das Dunkel der Nacht. Eine große Anzahl Personen lag unter den Trümmern der Wagen. Trotzdem die Rettungs arbeiten sofort in Angriff genommen wurden, kam man infolge der herrschenden Dunkelheit nur lang sam vorwärts. Als sich die erste Bestürzung gelegt und man die Opfer geborgen hatte, sah man erst wie folgen schwer dieses Unglück war. Als Tote wurden zu nächst unter den Trümmern hervorgezogen: Die Bergarbeiter Hornig, 36 Jahre alt, und Ernst Wenzel, 33 Jahre alt, sowie die Bergarbeiters ehefrau Pampel, 25 Jahre alt, sämtlich in Planitz wohnhaft. Die Namen einiger Verletzten sind: Ernst Schieck, Bäckermeister, Gott und Frau, Friedrich Hötzold, Steiger Paul Berger und dessen Braut, Bäckermeister Müller und dessen Frau, Hermann Neubert und Frau, ebenfalls sämtlich aus Planitz. Wie uns weiter gemeldet wird, ereignete sich das Unglück an einer Kurve hinter der Station Rothenkirchen auf freier Strecke. Der Bahndamm an der Unfallsstelle, wo der Zug hinabstürzte, ist 2 Meter hoch. Die Maschine liegt in einem Haferfeld. Der Zug bildet einen großen Trümmer haufen. Kirchen-Nachrichten. Non Hersdorf. Dienstag, dcn >8. August, abends 8 Uhr Bibelstunde. Non Zller«sdorf. Donnerstag, dcn 20. Angust, vormittag 9 Uhr Wochen- tommunion.
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