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strömten noch Hunderte an daS Grab, um der auf so furchtbare Weise aus dem Leben gerufenen 6 Kinder zu gedenken. * Borna (Bezirk Leipzig), 10. August. Gestern abend schlug der Blitz in Ramsdorf in die an der Naßpreßsteinanlage gelegene Feldscheune des Ritter gutes, welche vollständig niederbrannte. Neber 1000 Zentner Raps- und Roggenstroh sind mit verbrannt. * Döbeln, 11. Aug. Auf dem Schießstande 6 des hiesigen Infanterie-Regiments Nr. 139 e.- hielt der Gefreite Bartzsch der 12. Kompagnie durch einen Irrtum beim Flaggenzeich:n einen Schuß in die linke Schulter. * Leisnig, 11- Aug. Der seit einigen Tagen hier vermißte, in Konkurs geratene Stuhlwaren- sabrikant Hermann Greif hat in Treptow bei Berlin Selbstmord verübt. Vor seiner Abreise von hier hat er sämtliche Geschäftsbücher verbrannt. Der Geschäftsführer, ein Verwandter, wurde verhaftet. * Wurzen. Der Streik der Teppicharbeiterinnen der Wurzener Teppich- und Veloursfabriken nimmt bedenkliche Formen an. In einer öffentlichen, von etwa 500 Personen besuchten Versammlung wurde beschlossen, im Streik zu verharren und auf den Forderungen bestehen zu bleiben. * Freiberg. In der letzten Sitzung der SiaZ- verorduetenversammlung in Freiberg erklärte Herr Bürgermeister Dr. Blüher, daß er gegen zw.i Personen, die ihn als Sozialdemokraten beschimpft hätten, Strafantrag gestellt habe. Gleichzeitig er wähnte er, daß die Zeitung „Bund der Landwirte" versucht habe, zwei Freiberger Industrielle aus An laß der Reichstagswahl in ihrem Erwerbe zu schädigen. Die Stadtverwaltung habe die Pflicht, die Bürger zu schützen und derartigen Maßnahmen entgegenzutreten. Die Stadtverordnetenversamm lung nahm darauf einstimmig eine Erklärung an, worin sie den Rat auffordert, sich und einzelne Bürger der Stadt gegen solche Angriffe zu schützen. * Furth bei Chemnitz, 11. August. Einen interessanten Fund machte dieser Tage ein Arbeiter, der in einer Auktion eine alte, sogenannte Roll kommode erstanden hatte. Er wußte mit dem alten, völlig wurmstichigen Möbel nichts anzu fangen und beschloß deshalb, dir Kommode zu zer hacken und als Feuerholz zu verwenden. Hierbei stieß er auf ein Geheimfach, in dem eine Leder tasche lag. Diese enthielt zu seiner nicht geringen Ueberraschung mehrere Zehntaler-, Fünftaler- und Eintalerscheine, sowie mehrere nicht eingelöste Wechsel, die aus dem Jahre 1873 stammen. Der Finder dieser vergilbten Papiere lieferte seinen Fund beim Gemeindevorstand ab und diesem ge lang es, den ehemaligen Besitzer der Wertpapiere ausfindig zu machen. Die Kommode war mehr mals verkauft bezw. verschenkt worden, ohne daß die jeweiligen Besitzer Kenntnis von dem Geheim fach erlangt hätten. Man will nun versuchen, die einen ansehnlichen Wert repräsentierenden Papiere noch einzulösen, so weit dies bei dem inzwischen schon eingetretenen Verfall noch möglich ist. In teressant ist in juristischer Hinsicht die Frage, wer in diesem Falle rechtmäßiger Besitzer der Papiere ist. * Oberwiesenthal, 11. Aug. Gestern morgen 3 Uhr brannte das weithin sichtbare und von Keilbergtouristen gern besuchte Gasthaus „Am Hof berg", am Fuße des Keilberges und am Knoten punkt mehrerer Straßen gelegen, bis auf die Um fassungsmauern nieder. Vom Mobiliar, das nicht versichert war, wurde wenig gerettet. Das Feuer ist im Stall entstanden und wahrscheinlich auf Fahrlässigkeit junger, an einem Tanzvergnügen teilnehmender Personen zurückzuführen. — Zwei Knaben im ungefähren Alter von 10 und 14 Jahren wurden am Sonnabend in den Abortanlagen des hiesigen Bahnhofes angetroffen und der Polizei übergeben. Die Bürschchen waren aus einer Fuß reise nach Karlsbad begriffen. In ihrem Besitz befanden sich noch 36 Mark und außerdem führten sie ein Gewehr mit sich, das sie angeblich in einem Gartenhaus vorgefunden und weggenommen haben, während sie das Geld ihren Verwandten entwendet hatten. Die beiden Knaben wurden durch die Polizei in ihre auswärtige Heimat zurückbefördert, wo ihnen ein recht „warmer Empfang" bereitet worden sein soll. * Rauschenbach bei Neuhausen, 11. Aug. Die Gattin des Mühlenbesitzers Müller hier wurde während eines Balles vom Schlage getroffen und starb alsbald. Kleine Chronik. * Berga a. E. Weil er sein Gut zu teu.r gekauft glaubte, entleibte sich am Sonnabend er Landwirt Wunderlich in Seelingstädt. * Neustadt b. Coburg, 10. August. Hier ist gestern der Herzogliche Oberförster Gras v. Kcll^r mit seinen Kmdern — die Gattin ist be >. «s protestantisch — vom Katholizismus zum Pro estan- tismus übergetreten. Die feierliche Hanivun der auch Verwandte des Grasen Keller be.wohnten, wurde durch d.n Oberpsarrer Johnsen und den Diakonu« Grein ? vollzogen. * Weißcufe's, 9. August. Die Kriegervereine der Gruppen Weißenfels-Stadt und -Land haben die Beteiligung an der am 4. September bei Roß bach stattfindenden Kaiserparade abgelehnt, weil die Vereine für jeden Teilnehmer einen Betrag von 50 Pfg. entrichten sollten, und man ihnen einen Platz zugewiesen hatte, von dem man die Truppen parade nicht übersehen konnte. Erst nach dem Vor- beireiten des Kaisers sollten die Krieger nach der Zuschauertribüne auf dem Paradeselde marschieren und dort ihren Platz einnehnuu. * Kulmbach. Ein bedauerlicher Nnglückssall ereignete sich am Sonntag hier kurz vor Mittag in einem Hause der Fischergasse. Eimc jungen, erst seit kurzem verheirateten Frau, de' Gattin de« Prokuristen Petschke, sprang aus dem Ofen ein größerer Funken auf die Schürze und im Nu stand die Unglückliche in Flammen. Hierbei erlitt sie so schwere Brandwunden, daß sie berei'S am Montag verschied. * Köln, 11. August. Bei einer auf dem Holz markt auSgebrochenen Revolte mußten die Polizei beamten mit scharfer Waffe gegen etwa 100 Exzedenten Vorgehen, wobei eine Anzahl Personen durch Säbel hiebe schwer verletzt wurde. Auch Polizeibeamte trugen Verletzungen davon. Die HaupträdelSführer wurden verhaftet. * Mülheim a. Rh., 11. August. Die Ange- hörigen dreier Familien sind nach dem Genüsse gekochter Pilze schwer erkrankt. Mit Ausnahme eines Mädchens liegen sämtliche Angehörige, inS- gesamt 14 Perfon-n der Familien, darnieder. Mehrere Personen befinden sich in Lebensgefahr. * Thor«, 11. August. Auf dem Artillerie schießplatz wurde gestern nachmittag ein Arb-its- tommando U 't'r dem Feuerwerksoberleutnant Beutel von ein-m schweren Gewitter überrascht. Lin Blitz strahl tötete den Leutnant Beutel mit seinem Pferde, das ganz verse.igt wurde. Die Mannschaften deS Kommandos kamen mit dem Schreck davon. * Neuruppin, 11. August. Auf schreckliche Weise umS L'ben gekommen find hier zwei Soldaten vom 24. Infanterie-Regiment. Vor mehreren Tagen war daS Regiment vom Uebungsplatz in Jüterbog zurückgckehrt und die Gefre t-n Dräger und Kraus halten ein nicht krepiertes Schrapnell, einen soge nannten Blindgänger, in die Garnison mitgebracht. Als beide in Neuruppin daS Geschoß in der Werk statt deS VaterS des Drägers untersuchten, explodie te daS Schrapnell. Die Folgen waren entsetzlich. Dem Soldat-» Dräger wurde der Unterleib von 35 Kugeln der Ladung des Schrapnells durchbohrt, das Zwergfell zer issen. Zwei Finger und die Nase sind dem Unglücklichen förmlich abrasiert, die Augen vollständig verbrannt worden. Kraus wurde von etwa zehn Kugeln getroffen und durch Sprengstücke des Geschoßmanlels schwer verletzt, der rechte Unter schenkel wurde ihm gespalten und abgerissen und die linke Hand ze> schmettert. Beide Verunglückte sind nach kurzer Zeit ihren Verletzungen erlegen. * Stpakburgi. E, 11. August. Der Eefängn'S- inspel.or Preake in Mülhausen ist nach Unterschlag ungen im B-! age von 12 OVO Mk. flüchtig geword-n. * Straßburg i. Els., 11. August. Dem „Expreß" zufolge brachte sich der in Queulen bei Metz wohnhafte pensionierte Oberst Kaufmann drei Revolverschüsse bei. Als der Tod nicht eintrat, l auk er Laudanum. Schwer verletzt wurde er ins Blaudinenstift gebracht. * München, 11. August. Wie verschiedene Blätter meld? i, wurde am Sonntag bei Kufstein ein junger Münchener Architekt namens Reichler vom Blitz e schlagen und seine neben ihm gehende Schwester ni-de^gesii eckt, doch blieb dieselbe unverletzt. * Bad Wikdungcn, 11. August. Eine Benzin explosion in der Bachemsch-n Stadlapotheke am Marktplatz hat großen Schaden angerichtet. Der Provisor und ein Hausbursche, die in den Lager räumen beschäftigt waren, wurden schwer verletzt. Die Kellerräume, die Vei kaussstellen und die Nachbar läden wurden demoliert. Eine einen Doppelzentner schwere Steinplatte wurde auf daS gegenüber liegende Dr. Röhrigjche HauS geschleudert und daS Dach durchschlagen. * Paris, 12. August. Die gestern in Oran erschossenen drei Solda.en der Fremdenlegion sind Deutsche. Do« Kci"g«gericht Halle sie wegen Morde« an einer allen Kräme.srau in Saida zum Tode verurtcllt. Ihre Namen sind Patt, Ball und All mann. * Rom, 11. August. AuS Neapel, Catania und fast aus dem ganzen östlichen Sizilien werden gegen 5'/, Uhr vormittags Erderschütterungen ge meldet. In Mineo, Provinz Catania, liefen die Bewohner schreiend auf die Straßen. Einige Häuser wurden beschädigt. Die Blüte des Bagno. Roman von Goron und Emile Gautier. 35. Fortsetzung. (Nachdruck verboten). „Es gib! k ine schlimmeren Tauben als die, die nicht hören wollen," erklärte Sokolow. „Ihr liebt mich alle, davon bin ich überzeugt,- Ihr zweifelt nicht an meiner wissenschaftlichen Sachkenntnis, aber Ihr wagt nicht an eine Erfindung zu glauben, die Euch die Mittel gibt, eine Idee durchzuführen, an deren Verwirklichung Ihr bis dahin ebenfalls noch nicht glauben konntet. Etwas Geduld, Genossen," fügte der Gelehrte hinzu, zur Tür schreitend, „in einigen Minuten werde ich Euren ungläubigen Augen die Muster künstlichen Goldes vorlegen, die ich kürzlich herstellte." „Sokolow ist doch nicht am Größenwahnsinn erkrankt?" bemerkte Rozen. „Unser Freund ist trotz allem wohl fähig, daS Problem der Goldfabrikation zu lösen," antwortete Dulac. „Er ist vielleicht der erste Chemist der Zeit." „Was mich anbelangt," meinte Macaron, „so halte ich den Genossen Sokolow zu allem fähig; er macht Euch mit seiner Wissenschaft, was Ihr wollt. Uebrigens hat er nie gelogen, und sobald er mal gesagt hat, daß er den Weg zur Herstellung von Gold aus Silber gefunden Hal, so ist's Ja und Amcn!" „Ich kann erst an die Verwandlung des Silbers in Gold glauben, wenn ich die Proben geprüft haben werde, die Sokolow uns zu zeigen versprochen hat," versetzte Rozen. Der Gelehrte erschien wieder und übergab dem Abenteurer eine Platinschale, in dec etwa ein Dutzend erbsengroßer Metallkörner von schöner, ge'.ver Farbe lagen. „Wenn ich nach der Farbe, dem Gewichte und dem Aeußern der Körner urteile," sagte Rozen, in dem er zwischen seinen Fingern die von Sokolow fabrizierten Metallstückchen befühlte, „dann habe ich unter meinen Augen eine Art Gold; aber ist eS auch wirkliches Gold oder vielleicht nur eine glück liche Nachahmung von solchem?" „Das künstliche Gold," begann Sokolow wieder, „besitzt alle Eigenschaften deS der Erde abgewonnenen Goldes. EHal seine Farbe, seine Dichtheit, Dauer haftigkeit und Biegsamkeit ebenso wie die chemischen und spektroskopischen Eigenschaften." „Noch eine Bemerkung," versetzte Goston, „es wird die letzte sein. Ist daS künstliche Gold nicht etwa bestimmt, eine Curiosität deS Laboratorium» zu bleiben, wie jene von Moissan im elektrischen Ofen auS zersetzter Kohle in Gußeisen erzielten mikroskopischen Diamanten-Fragmente?" „Bis heute habe ich daS künstliche Gold," ant- wortete Sokolow, „nur in kleinen Mengen und in folge sehr langwieriger, selbst zu langwieriger Manipulationen und Operationen gewinnen können. Ohne in Einzelheiten der Fabrikation einzugeyen, in die ich Euch seiner Zeit schon einweihen werde, kann ich Euch vorläufig nur sagen, daß ich daS sehr fein pulverisierte Silber bei äußersten Kälte graden behandele. Ich habe einen Apparat erfunden, der erlauben wird, eine Temperatur von 250° unter Null zu erlangen; doch ich kann ihn nicht in Buenos Aires Herstellen lassen. Somit habe ich nur höchst mangelhafte Gefcieravparate zur Verfügung und ich habe daS Silberpulver nur ungenügenden Tempe raturen unterwerfen können, um e'ne neue Zu sammensetzung der beim Zerstoßen zerstreuten Moleküle und deren Uebergang in den Goldzustand herbei- zusühren. Dies wird Euch den geringen Umfang der Goldstückchen erklären, die ihr hier seht. So bald ich vollkommeneres Material zur Verfügung habe, werde ich sehr schnell Gold in Massen von fünf bis zehn Kilo Herstellen." Rozen mußte zugestehen, daß Sokolow in der Tat das Problem der Metallüberführung gelöst zu haben schien. Man konnte also die nötigen Millionen zur Verwirklichung seines TraumeS beschaffen! „Da Ihnen meine Projekte gefallen," sagte er zu Sokolow, „und da Sie andrerseits keine größeren Goldmengen ohne Apparate Herstellen können, die nicht in Buenos Aires gebaut werden können, bleibt nichts übrig, als nach Europa zu eilen." „Von heute an," erwiderte Sokolow, „werde ich mich um den Verkauf meines industriellen Materials und um die Einlösung meiner Forderungen be kümmern, und noch vor Ablauf eineS Monats werden wir unS nach London einschiffen können. Denn wir müssen uns nach London wenden. Dort gibt's einen gewissen Dewar, mit dem ich bald im reinen sein werde und der der beste aller Mitarbeiter sein wird. WaS haltet Ihr davon, Genossen?" „Dein Wille ist der meine," antwortete Dulac. „Glaubst Du, daß ich ein Fahnenflüchtiger sei?" rief Bastien. „Ich gehe hin, wo Sokolow hingehen wird, ans Ende der Welt, zum Teufel!" „Die Sache ist abgemacht," sagte Rozen. „Der Bund geschlossen," antwortete Sokolow. 15. Kapitel. „Ja, mein lieber Freund, diesmal sind wir am Ziel! Und das Spiel ist endgiltig gewonnen. Wir haben nun unsere eigene Goldmine, reicher und kostbarer als die famosesten Goldlagec im Transvaal und in Klondcke, weil sie eben unerschöpflich ist, und weil ich der Meister bin, der sie nach Belieben auszubeuten weiß." Mit diesen Worten, leise, aber in sicherem Ton gesagt, empfing Sokolow Rozen eines Winterabends in einem alleinstehenden Hause, ganz am Ende Londons, bei Chelsea. Draußen war eine frostige und trübe Londoner Kälte, in der man feuchten Raß einatmet und in halbgeschmolzenen Schnee watet, wie man ihn so schmutzig nur an den Themse- Usern findet. Ein dichter, gelber Nebel, in dem man kaum die Gasflammen zwinkern sah, lag wie eine Rauchwolke über der City. Obwohl er in einem Cab hierhergesahren, fröstelte es Rozen, und seine von der Feuchtigkeit durchdrungenen Kleider dampften. „Aber Du bist ja eingefroren, mein armer Freund," rief Sokolow, „wärme Dich erst ein biß chen. Wir haben Zeit zum Schwatzen. Ich habe Dir gute Neuigkeiten mitzuteilen, und die guten Neuigkeiten können warten. Lege Deinen Ueber- zieher ab und setze Dich zum Feuer. Und dann wirst Du ein Gläschen Kognak nehmen." „Das wird nicht abgelehnt," antwortete Rozen, die Hände nach dem Kamin auSstreckend, wo ein mächtiger Haufen dicker Kohlen flammte. „Das wird nicht abgelehnt, besonders nicht, wenn eS von Ihrem alten Kognak aus Buenos Aires ist . . ." „Ich trinke nie anderen, 1815, olck OImp, Jahr der Schlacht bei Waterloo! Ich bin zwar sehr mäßig im Trinken, aber diese alte üne ellamMgM, daS muß ich gestehen, ist so meine Lieblingssünde. Die Liköre können die Mittelmäßigkeit nicht ver tragen." „Immer Aristokrat also?" schäkerte Gaston, von der Wärme neubelebt, während er daS Gläs chen an die Lippen brachte, das ihm sein Gastgeber vollgeschenkt. „Aber ganz richtig! DaS Wort macht mich nicht bange, wenn Du unter Aristokrat den ver stehen willst, der von allem immer noch daS beste vorzieht." (Fvr.sctzung folgt.) Neueste Nachrichten und Depeschen vom 12. August. Kiel. Das GeschwaderoberkriegSgencht verwarf die Berufung des Leutnants Pritsch, des bisherigen Wachoffiziers des Kreuzers „Viktoria Louise", gegen daS erstinstanzliche Urteil, das auf Dienstentlassung und auf zweimonatige Gefängnisstrafe lautete. Hamburg. Großes Aussehen erregt in Wands- deck der in der dort'gen Kaserne erfolgte Selbstmord des Wachtmeisters Biermann vom Husaren-Regiment Nr. 15. Gegen den Wachtmeister, der im 12. Dienst jahre stand, schwebte eine Untersuchung wegen SittlichkeitSverbrechen, die er an Untergebenen verübt haben soll. Mannheim. Die Versammlung der gesamten Arbeiter der Lanzschen Fabriken erklärte sich mit den streikenden Schmieden solidarisch und ver pflichtete sich zur Unterstützung dec Streikenden. Wien. Ein hiesiges Blatt veröffentlicht einen Brief eines im Petersburger Gefängnis internierten Studenten. Derselbe macht Enthüllunger über haar sträubende Marterungen, welche die Gefangenen auszustehen haben. Bozen. In Möna wurden zwei Beamte italienischer Herkunft verhaftet, weil dieselben Zeichnungen von Festungswerken angefertigt hatten. Bozen. Der italienische Professor Lampert Thara ist wegen politischer Umtriebe aus Oester reich ausgewiesen worden. Budapest. Im liberalen Klub war gestern nachmittag die Nachricht verbreitet, daß Gras Hede» vary seine neuerliche Berufung zum Kaiser al» Zeichen besonderen Wohlwollens betrachte. Man sieht in ihm schon den gemeinsamen Finanzminister. Baron Burian soll den Botschafterposten in Kon- stantinopel übernehmen. Paris. Gestern abend 6'/, Uhr ereignete sich auf dem Stadtbahnhof an der Place des Termes ein ähnlicher Unfall, wie der vorgestrige, aber ohne ernste Folgen. Auf dem Motorwagen entstand ein Brand, welcher zwar alsbald gelöscht wurde, aber doch Anlaß zu einer Panik unter den Fahrgästen gab. Zwei Damen sprangen aus dem Wagen und erlitten dabei leichte Verletzungen. London. Der König und die Königin haben Auftrag gegeben, durch den englischen Botschafter in Paris der französischen Regierung ihr Bedauern über die Katastrophe und ihr Mitgefühl für die Opfer auszusprechen. Außerdem wechselten König Eduard und Präsident Loubet Telegramme. London. Der britische Generalkonsul in Odessa sandte einen Bericht über die Greuel in Kischinew und Maßregeln zur Unterdrückung derselben ein. Die Publikation dieser Mitteilungen erfolgt morgen als Weißbuch. London. Ein Telegramm des „Morning Leader" aus Washington berichtet, daß in der Umgebung große Aufregung infolge der Aufdeckung eines Gefängnisskandals herrscht. Es wurde fest gestellt, daß man ein weißes Mädchen wegen eines geringfügigen Vergehens ausgepeilscht hatte. Es wird eine Peti.ion an Präsident Roosevelt ge richtet werden. Neapel. Das Erdbeben von heute vormittag dauerte 2 Sekunden und wurde auch auS Vomero, Miano, Capodimonte und Scudillo angezeigt. Die Bevölkerung floh auf die Straßen und kehrte erst gegen mittag in die Häuser zurück. Ein starker Erdstoß, dem ein anderer folgte, wird auch auS Mela und Sorrento gemeldet. Petersburg. In mehreren Ortschaften des Kreises Klimowitschi im Gouvernement Mogilew ist eine Ruhrep'demie ausgetreten. Im vorigen Monat sind bereits 110 Todesfälle vorgekommen. Petersburg. Nach koreanischen Blättern fand auf der Eisenbahnstcecke Soeul-Eusan ein Schar mützel zwischen japanischen und koreanischen Truppen statt, wobei ein Koreaner getötet und mehrere ver wundet wurden. Petersburg. Die „Nowoje Wremja" melden aus Wladiwostock: Ein schwerer Taifun hat die Bahn Ussuri sow e die mandschurischen Bahnen an mehreren Stellen zerstört. Viele Dörfer sind über schwemmt. Bukarest. Da« bekannte Nonnenkloster Agapia ist niedergebrannt. Zwei Nonnen kamen in den Flammen um. Belgrad Auf dem hiesigen Zollamt wurden einige Kisten beschlagnahmt, in welchen sich Waffen für die Aufständigen in Macedonien befanden. Sofia. Die Regierung bereitet eine Denkschrift über die Lage und die letzten Ereignisse in Mace- donien vor. Diese Denkschrift soll nach Fertig stellung an die Großmächte gesandt werden. Konstantinopel. Die Pforte hat in England große Bestellungen explosiver Stoffe gemacht, be sonders in Carditpatronen. Athen. Auf der Insel Kythera erfolgten gestern früh 6 Uhr drei Erdstöße. Drei Dörfer sind saft vollständig zerstört. In ganz Griechen- land wurden um dieselbe Zeit Erdbeben verspürt. In Athen bemerkte man einige leichte Erdstöße. Verluste an Menschenleben werden nicht gemeldet. Ncuyork. In Westindien hat ein Orkan riesigen Materialschaden verursacht. In Martinique sollen viele Tote und 5000 Obdachlose gezählt worden sein. Namentlich die nach dem Ausbruch des Mont Peloe neugeschaffenen Dörfer sind in Mit leidenschaft gezogen. Standesamtliche Nachrichten von Hohenstein-Ernstthal auf die Zeit vom 2. bis mit 8. August 1SV3. Geburten: Ein Sohn: dem Tischler Ernst Robert Ohndorf; dem Hausweber Gustav Emil Lohse. Eine Tochter: dem Heizer und Maschinisten Anton Emil Hösel; dem Bäckermeister Karl Oskar Riedel; dem Hausweber Friedrich Wilh. Mothes; dem Formmeister Robert Paul Meiner; dem Fleischer Friedrich Hermann Sommer; außerdem ein unehelicher Sohn und eine un eheliche Tochter. Aufgebote: Der Scheerer und Musiker Richard Emil Goldschmidt mit der Strumpflegerin Anna Emilie Crasser, beide hier; der Hausweber Louis Kurt Uhlig mit der Strickerin Louise Bertha Arnold, beide hier; der Lackfabrikarbeiter Max Richard Mannstadt in Oberlungwitz mit der Wirt schaftsgehilfin Marie Helene Hoppe hier: der Strumpf wirker Karl Hermann Scheller mit der Fabrikarbeiterin Anna Marie Schivarzenberger, beide hier; der Bäcker meister Friedrich Oswald Bemmann mit dem Hans- mävchen Auguste Pauline Illmann, beide hier; der Fabrikschlosser Franz Louis Grosch mit der Schneiderin Marie Hedwig Reuthner, beide hier; der Kassierer an der Ortskrankenkasse Johannes Friedrich Kurt Koch hier mit der Lina Marie Paul in Chemnitz. Sterbefälle: Georg Karl Heilmann, Sohn des Hauswebers Karl Richard Heilmann, 9 Jahre alt; Fritz Schwalbe, Sohn des Hauswebers Friedrich Emil Schwalbe, 21 Tage alt; Emilre Clementine verw. Viehweg, verw. gew. Spitzner, geb. Schubert, 73 Jahre alt; Paul Emil Helbig, Sohn des Hauswebers Paul Emil Helbig, 23 Tage alt; der Schuhmachergehilfe Hermann Julius Theodor Fehlau, 47 Jahre alt; der Webermeister Friedrich Milhelm Koch, t>3 Jahre alt; die Hilfsweichenwärtersehefrau Johanne Christiane Nestler, verw. gew. Müller, geb. Wolf, 73 Jahre alt; Helene Martha Clanß, Tochter des Maurers Karl Robert Clauß, 20 Tage alt; Richard Albin Lässig, Sohn des Fleischers Eduard Albin Lässig, 4 Monate alt; Laura Olga Bonitz, Tochter des Tischlermeisters Albin William Bonitz, 1 Monat alt: Auguste Elsa Zehl, Tochter des Maurers Herm. Aug. Zehl, 4 Monate alt.