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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190308132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030813
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-13
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.08.1903
- Autor
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Auch aus Serbien lauten die Nachrichten immer bedrohlicher; der Uebermut der an der Verschwörung gegen König Alexander beteiligten Offiziere über, steigt alle Grenzen, und ihre Kameraden, die jenen blutigen Ereignissen fern standen, haben absolut keine Lust, sich dies weiter gefallen zu lassen. Der König will nun seinen Bruder Arsen, der russische' Oberst ist, an die Spitze des serbischen Heeres stellen, damit der d^e Disziplin wieder cinsühr". Wenn die Serben nur dies „ausländische" Kom mando nicht ganz falsch verstehen. Ueber den ermordeten russischen Konsul in Monastir werden Angaben laut, die manches er klären und nicht gerade zu seinen Gunsten sprechen. So soll er dem Polizisten, der ihn nicht grüßte, ein paar Ohrseigen gegeben haben, worauf der Mann ihn niederschoß. Dec Fall ist überhaupt nicht der erste dieser Art, der Russe hat wiederholt Türken, bei welchen er die erforderliche Ehrerbietung zu vermissen glaubte, mit der Peitsche traktiert. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 12. August. Unser Kaiser triff', nach glücklichem Abschluß feiner sommerlichen Erholungs reise nach dem Norden, am heutigen Donnerstag wieder in Berlin ein, und wird dort dem Kronrat, der Sitzung de« preußischen Gesamtministeriums präsidieren. — Zum Besuch der Kaiserin im Posener Ueber- schwemmungsgebiet wird dem B. L.-Anz. von dort berichtet: DieKaiserin wu.de überaus herzlich begrüßt; sie unternahm eine fast zweistündige Rundfahrt durch die geschädigten Stadt'ei!e. Ihr besonderes Interesse nahmen die Damm-Un'erspülungen an der Warthe in Anspruch. Die steinerne We düng de: Ufer ist losgelöst, Fahrdamm und Bürgersteig stehen unter Wasser. Es ist die Gegend der Arbeitshäuser. Die Arbeiterbevölkerung war zahlreich ver reten und begrüßte die Kaiserin begeistert. Im Ganzen sind die Schäden in Posen nicht so schlimm, wie in Schlesien. An der Warthe haben die Wohnungen besonders im Keller gelitten, und es macht sich daher im Arbeiter-Viertel ein starker Desinsekttons« geruch bemerkbar. In dieser Stadtgegend sind auch schon Darm- und Unterleibs-Erkrankun 'n ein- getreten, resp. zu befurchten. Völlig üb craschnd kam der Besuch de« Genossenschafts-Wohnhaufe« für Arbeiterfamilien in der Dammflraße. Die Kaiserin schritt hinein, besichtigte eine Wohnung genau und nahm dann vom Hose au« die Gefamt- anlage in Augenschein. Es ist erstaunlich, w e genau die Kaiserin die Bedürfnisse der kleinen Famili n zu beurteilen versteht. Der Jubel über die wl- zückende Natürlichkeit der hohen Frau, die mit z> h'- losen Kindern Händedrücke wechselte und viele Arbeiterfrauen ansprach, war endlos. — Die Nachricht, die Kaiserin habe ein Tele gramm de« Kaiser« erhalten, wonach auch der Kaiser nach Schlesien kommen wolle, wird offiziös dementiert. — Der deutsche Handwerkskammerkongreß, der im September in München stattfindet, wird sich, wie die Nationalztg. hört, mit einer Frage von ganz hervorragender Wichtigkeit beschäftigen, und zwar mit einem Vorschläge, zur Schaffung einer obligatorischen Versicherung der Handwerker gegen Alter und In. Validität. Und zwar sollen, nach dem gemachten Vorschläge, der selbstverständlich in keiner Weise verbindlich ist, die Handwerker mit weniger als 2000 Mark Jahreseinkommen bei der allgemeinen Jnvaliden-VersicherungS-Anstalt für Arbeiter, die mit mehr als 2000 Mark Einkommen bei einer selbständigen Anstalt versichert werden. — Eisenbahndireklor a. D. Schrader hat die ihm von den beiden freisinnigen Parle'cn ange botene Reichstagskandidatur für Dessau angenommen. — General Botha will im November wieder nach Europa kommen. Seine Reise gilt Konferenzen mit dem alten Krüger und Leyd« und der Publika tion seine« Buche«. — Von der 10. Kompapnie de» 2. schlesischen Grenadier-Regiment« Nr. 11 wurde jüngst die Ein stellung eines 2jährig-Freiwilligen wegen seine« jüdischen Glauben« verweigert. Die Voss. Ztg. veröffentlicht jetzt einen Bescheid de« Krieg«ministerium« in Berlin, welcher die« Verfahren nicht billigt. — Vierzehn Strafanträge wegen Beleidigung hat Nbg. Liebermann v. Sonnenberg bei der Staats- anwalischaft in Kasfel eingebracht. Er fühlt sich durch ein sozialdemokratisches Flugblatt beleidict, das zur Stichwahl im Kasseler Wahlkreise verbreit.! worden ist. — Au« dem Essener Revier wird der Voss. Ztg. berichtet: Infolge der Erregung unter den Bergarbeitern über da« Wagennullen lenken die meisten Zechen ein, indem sie da« Nullen bedeutend einschränken. Die Bergbehörde macht ihren Ein fluß gellend. England. — Die britischen Flottenmanöver, die vorigen Dienstag begannen, haben schon wieder bedenkliche Unglückssälle im Gesolge gehabt. Fünf Torp do- boote mußten in den Hasen zurückkehren, um gründ lich ausgebeffert zu werden. Ein Schiff rannte einen Kreuzer in den Grund, daß mit Mühe und Not die Mannschaft gerettet werden konnte, und auf einem großen Kreuzer sind d'e Kessel geplatz', so daß e« eine ganze Anzahl von Toten und Ve - wundelen gab. — Die englischen Kolonien in Australien tnst jetzt auch Anstalten zur Verhinderung der Ein wanderung. Gelernten Industrie-Arbeitern, die vor ihrer Einwanderung bereits einen Arbeittmr- trag mit einer australischen Firma abgeschlossen, wird der Zutritt verwehrt Rnf/ü ). — Die russische R gierung behauptet, daß süd die Zustände in Kiew und in anderen Krawall städten bedeutend gebessert hätten, nach Privatmeld ungen ist aber die Situation noch immer recht kritisch. Die Zusammenstöße dauern an, die Bäckereien müssen weiter feiern, zahlreiche gewerb liche Anlagen sind zerstört. Die Angaben über die Zahl der Toten und Verwundeten, die schon in die Hunderte gehen, sind wohl etwa« übertrieben, immer hin steht e« bö« genug. Der Zar kann genug tuen, wenn er seinem Lande den arg gestörten Frieden wtedergeben will. Serbien. — Der Posten de» Wiener serbischen Militär- atlache» wird vorläufig nicht besetzt werden, w.il man do.t die Bedingung stellte, daß der Nachfolger mindesten« seit einem Jahre de: Belgrader Garnison nicht angehört haben und an dem Meuchelmord ganz unbeteiligt gewesen sein müsse. Chinn. — Die Provinz Kwangsi, in der Unruhen, Pest und Cholera herrschen, wird seit einiger Zeit auch von einer Hungersnot heimgesucht. Au« zu verlässigen Nachrichten gehl hervor, daß sich in verschi denen Bezirken die Einwohner gezwungen sehen, Hab und Gut, ihre Kinder und Frauen, schließlich sich selbst zu verkaufen, nur um essen zu können. In Wuchau besteht seit Wochen eine Art Sklavenmarkt, wo trotz aller Verbote Kinder beiderlei Geschlecht« zum Kaufe angeboten werden. Wie glaubwürdig versichert wird, werden au« Mangel an Leben«mitteln die Insassen der Gefängnisse in großer Zahl hingerichtel. So sollen in Kwaiping 1500 solcher Hinrichtungen, täglich bi« zu 100, stal'gefunden haben. Waren die Köpfe gefallen, so kamen die Ortsbewohner und schnitten von de r Leichnamen Stücke ab, die sie verzehrten. Zuweilen war der Metzger zuerst auf dem Platze, nahm die Körper an sich und verkaufte Stücke von Menschen fleisch. Die Maßregeln der Beamten, die ihr Beste« zur Abhilfe getan haben sollen, erwiesen sich al« unzureichend. In Hongkong ist auf Grund dieser Nachrichten vom Gouverneur eine Samm'u.g eingeleilet worden, zu der inde« viele nur unge n beigetragen haben, da sie meinen, e» sei zunächst Sache der wohlhabenden Chinesen, ihren Lands leuten zu helfen, wa« bisher nur recht mengelbaft geschehen sei. Im Gegenteil sollen die Rei«händler, die große Mengen diese« Nahrungtmittel« in Can- ton auf Lager haben, die Preise künstlich in die Höhe treiben. Oertliches und Sächsisches. Hohenstew-C^lstthal, 12. August. *— Vermißt wird seit gestern Nachmittag der lO'/^jährige Sohn Kurt Michael eines hiesigen Einwohners. Derselbe hatte ein ihm über gebenes Fünfmarlstück verloren und war ausge schickt worden, dasselbe zu suchen. Der Knabe ist nun, vermutlich aus Angst vor der zu erwartenden Strafe, bisher nicht wieder zu seinen Angehörigen zurückgekehrt. Bei seinem Weggange trug derselbe braune Kniehosen, blau- und weißgestreiste Bluse, er war ohne Kopfbedeckung und barfuß. Alle die jenigen, welche in der Lage sind, Auskunft über den Knaben zu geben, werden gebeten, dies in der hiesigen Polizeiwache zu nielden. * — In den gestrigen Abendstunden wurde ein Reisender aus dem Eisenbahnwagen heraus verhaftet, weil er sich an einem minderjährigen Mädchen in sittlicher Weise vergangen haben sollte. Wie uns von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, stellte sich beim Verhör heraus, daß das angebliche Sittlichkeitsverbrechen ein ganz harmloser Vorgang gewesen war, der sich im Abteil zugetragen hatte. Infolgedessen wurde der Reisende sofort wieder auf freien Fuß gesetzt. * — Aus Anlaß der Truppenübungen, die, wie wir schon gestern mitteilten, in nächster Zeit zwischen Hohenstein-Ernstthal und Waldenburg, sowie in der Gegend von Lichtenstein rc. stattfinden werden, fordert die König!. Amlshauptmannschaft Glauchau die Grundstücksbesitzer auf, das Abmähen der Wiesen und Abernten der Getreidefelder mög lichst vor Beginn der Manöver zu beendigen, auch abgeerntete Feldsrüchte nicht mehr auf den Feldern liegen zu lassen. Ferner macht die genannte Be hörde bekannt, daß etwaige durch das Publikum verursachteFlurschäden seitens derMilitärverwaltung nicht vergütet werden und das Betreten nicht ab geernteter Wiesen und Aecker seitens des Publikums mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft wird. Nicht abgeernlete Felder, Stein- und Sandbrüche sind durch Strohseile kennt lich zu machen, unpassierbare Sümpfe durch schwarze Flaggen zu kennzeichnen. * — Meisterprüfungen im Baufach. Das Ministerium des Innern hat in einigen jüngst er schienenen Verordnungen über die Meisterprüfungen nach sächsischem Landesrecht und Meisterprüfungen für Maurer und Zimmerer, gemäß 8 133 der Reichsgewerbeordnung, über Bildung der betreffen den Prüfungskommissionen, Berechtigung zur Füh rung der Titel „Baumeister", „Maurermeister" und „Zimmermeister", sowie über die Gebührenansetzung der Baumeister-Prüfungsbehörden für ihre Mühe waltung bei Gesuchen um Verleihung des Bau meistertitels sich eingehend verbreitet. In einer dieser Verordnungen wird, wie das „Leipz. Tagebl." berichtet, unter anderem das folgende ausgeführt: Das Ministerium des Innern ist nicht in der Lage, entsprechend dem Gesuche des Vorstandes sächsischer Bauinnungen, zu bestimmen, daß die Baumeister prüfungen gemäß der Verordnung vom 12. Februar d. I. als Ersatz für die Meisterprüfungen im Maurer- und Zimmererhandwerke nach H 133 der Gewerbeordnung zu gelten hätten und deshalb da von abzusehen sei, besondere Meisterprüfungs- kommissionen für diese Handwerke gemäß dieses 8 133 einzusetzen. Nach 8 133Lder Gewerbeord nung hat jeder, der den Voraussetzungen dieses Paragraphen und der Allgemeinen Meisterprüfungs- ordnung entspricht, also auch, wenn er keine Bau gewerkenschule besucht hat, das Recht, von einer nach tz 133 errichteten Prüfungskommission im Maurer- oder Zimmererhandwerke sich prüfen zu lassen und den Titel „Maurermeister" oder „Zimmer meister" zu führen, dafern er seine Befähigung zur selbständigen Ausführung und Kostenberechnung der gewöhnlichen Arbeiten dieses Gewerbes, sowie der zu dessen selbständigem Betriebe sonst notwendigen Kenntnisse durch Bestehen dieser Prüfung nachge wiesen hat. Da dieses Recht auf einem Reichsge setze beruht, so kann daran durch Landesrecht nichts geändert werden. Mithin ist es nach der bestehen den Gesetzgebung untunlich, von der Errichtung von Meisterprüfungskommissionen für das Maurer- und Zimmerergswerbe gemäß 8 133 der Gewerbe ordnung abzusehen. * — Wende». Nach den neuesten amtlich statistischen Angaben gibt es in Sachsen noch 297 Gemeinden, in denen die Wenden fünf vom Hun dert oder mehr der Bevülkeruug ausmachen. Diese Gemeinden gehören sämtlich der Oberlausitz an. Unter Wenden versteht die Statistik der wendischen Sprache sich bedienende Einwohner, sie hat aber zugleich festgestellt, daß von ihnen der weitaus größte Teil auch des Deutschen mächtig ist. Ferner wurde festgestellt, daß die Zahl der Gemeinden, in denen die Wenden 85 vom Hundert der Bewohner schaft oder mehr ausmachen, sich in den letzten 50 Jahren von 176 auf 91 Gemeinden vermindert Hal. * — Frachtfreie Beförderung von Liebes gaben. Wie uns mitgeteilt wird, werden bis 30. September d. I. Liebesgaben, wie Lebensmittel, Kleider, Decken, Betten, Hausgeräte usw., die zur Unterstützung der vom Hochwasser im Strom gebiete der Oder Geschädigten bestimmt sind und von Privatpersonen, Unterstützungskomitees oder st atlichen und Kommunalbehörden aufgegeben und an die mit der Verteilung betrauten Stellen ge richtet sind, auf den sächsischen Eisenbahnstrecken frachtfrei befördert. Nähere Auskunft erteilen die Güterabfertigungsstellen. * — Das Reichspoftamt verpflichtet di. Be amten in einer Verfügung zu schonender Behand lung von Obst- und Eiersendungen, desgleichen der Sendungen mit lebenden Tieren. * — Der Tintenstift im bahnpostamtlichc» Dienstgebrauch. Bereits seit einiger Zeit sind zur Probe bei einzelnen Bahnpostämtern anstatt Feder und Tinte Tintenstifte zur Ausfüllung der Dienstpapiere und der Quittungsleistung im Ge brauch gewesen, die sich so bewährt haben, daß die Tintenstifte bei allen Bahnpostämtern zum Dienst gebrauch eingeführt worden sind. * — In der Gespinstindustrie finden, wie uns geschrieben wird, wieder Produklionseinschrän- kungen statt, so z. B. in M.-Gladbach, weil den Spinnern die Rohbaumwollpreise zu hoch sind. Auch Webereien schränken vielfach ihren Be trieb ein. * — Zur Abwehr des Steuerdruckes in Sachsen. Wir verfehlen nicht, unsere Leser auf ein soeben erschienenes Schriftchen hinzuweisen, welches unter dem Titel: „Zur Abwehr des Steuer druckes in Sachsen" (Verlag A. H. Payne-Leipzig) die seit Jahr und Tag im Lande von Mund zu Mund umlaufenden Klagen über die mißbräuchliche Handhabung derVeranla -ungsbestimmungen einmal schwarz auf weiß zum Ausdruck bringt. Bei dem Festnageln aller Gebräuche, welche im Steuerwesen Sachsens zur Anwendung kommen, die ruhige Bürger zur Opposition stacheln, sind die in der Broschüre erhobenen Proteste nicht stehen geblieben; es wird nachgewiesen, daß die seit langer Zeit ohne Widerspruch gebliebene Methode, wenn sie vielleicht auch nicht ausgesprochen ungesetzlich ist, — doch nicht d un Geist derAusführunqsbestimmungen entspricht, welche der Steuerbehörde als Richtschnur dienen sollen. Mit Hinweis hierauf werden Gegen maßregeln in Vorschlag gebracht, welche jeder Steuerzahler Sachsens — aus Rücksicht auf staats bürgerliche Moral und Sicherheit — zu unterstützen verpflichtet ist. Die Broschüre, welche übrigens nur 25 Pfg. kostet, bietet hierzu einen Anhalt; man benutze die Gelegenheit, sie bistet wie die Reichs tagswahl ein Mittel, den betreffenden Instanzen einmal vernehmlich zu sagen, was jedem oder fast jedem Sachsen heute ganz besonders mißfällt und was er mit Beschleunigung geändert sehen möchte. Verzeichnis der deutschen Aussteller in Et. Louis. Fast täglich wird in letzter Zeit der Reichskommissac für die Weltausstellung in St. Louis 1904 um Mitteilung des Verzeichnisses der deutschen Aussteller in St. Louis gebeten. Dieses kann aber, wie uns von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, noch nicht veröffentlicht werden, weil die Verhandlungen über die Sammel- und Gruppenausstellungen noch nicht abgeschlossen sind. Nach Lage der Arbeiten ist die Veröffentlichung des Verzeichnisses nicht vor dem Herbst dieses Jahres zu erwarten. Der Zeitpunkt wird indes bekannt gemacht, und kann das Verzeichnis dann durch jede Buchhandlung bezogen werden. * Waldenburg, 11. August. Aus Anlaß der Mündigkeitserklärung des Fürsten Otto Viktor von Schönburg - Waldenburg werden in unserer Sladt am 23. August verschiedene festliche Ver anstaltungen statlfinden. Am Abend des 22. August führen sämtliche Schüler des Seminars einen Lampionreigen auf, während die freiwilligen Feuer wehren von Waldenburg, Altstaduvaldenburg und Altwaldeuburg gemeinschaftlich einen großen Fackel zug veranstalten. Am 23. August findet eine all gemeine Illumination statt; beide städtischen Kolle gien haben in ihrer letzten geiminschastlichen Sitzung beschlossen, alle städtischen Gebäude festlich zu illu minieren und die Bürgerschaft zu ersuche», das gleiche zu tun. * Dresden, 11. August. Der Ofensetzerstreik von Dresden und Umgebung nimmt immer schärfere Formen an. Die in den letzten Tagen zwischen dem Vorsitzenden des Zentralverbandes der Töpfer, oeffen Gauleiter für Sachsen und der Vorstandschaft Le: Arbeitgeber gepflogenen Verhandlungen sind sultatlos verlaufen. Der Vorstand der Arbeit geber beharrte auf bedingungsloser Wiederaufnahme der Arbeit. Die Arbeitgeber ließen die Streiken den wissen, daß, wenn sie nicht innerhalb acht Tagen die Arbeit bedingungslos ausgenommen haben, die Ofensetzer von ganz Sachsen ausgesperrt werden sollen. Die Streikenden beschlossen auf diese Drohung hin, auch ferner im Generalstreik zu beharren. * Dresden, 11. August. Wie heute Abend amtlich bekannt gemacht wurde, ist im Gemeinde bezirk Koschütz am 10. August vom zuständigen Tierarzt die Schweinepest festgestellt worden. — Ueber die Gründung einer neuen politischen Tages zeitung in Dresden äußert sich die„Deutsche Wacht" folgendermaßen: „Wir können bestätigen, daß die in einem hiesigen Blatt näher bezeichneten Herren sich um das Zustandekommen eines neuen Organs bemüht haben, was jedoch bis jetzt trotz Zuhilfenahme des Inseratenteils der „Frankfurter Ztg." erfolglos blieb. Es ist dies, obwohl auch der Stadtverwaltung nahestehende Kreise bei der Gründung mit am Schnürchen gezogen haben sollen, nicht zu verwundern, weil die heutige Konjunktur am Zeitungsmarkt für Neugründungen wohl die ungünstigste ist, die man sich denken kann. Gewisse Herren wollen zwar Sprachrohre haben, dabei aber nichts riskieren und hübsch im Hintergründe bleiben." * Dresden, 11. August. Die Inhaftnahme des Geh. Kommerzienrats Hahn bleibt ausrecht er halten. Verteidiger Hahns ist Rechtsanwalt Or. Zehme-Leipzig. Nach den mit großer Umsicht und Sorgfalt vorgenommeuen Ermittelungen, welche die Königliche Staatsanwaltschaft seit Jahresfrist beschäftigt haben, war es von vornherein wenig wahrscheinlich, daß die jetzt angeordnete Inhaft nahme der Begründung ermangelte. Auf Irrtum beruht die Annahme, daß die Inhaftierung erfolgt sei wegen des Verdachts eines Vergehens gegen das Depotgesetz oder der Unterschlagung. Diese Verdachtsmomente haben nicht Veranlassung zur Verhaftung gegeben, hin für ist vielmehr Kollisions gefahr bestimmend gewesen. Geheimer Kommerzien rat Hahn soll nämlich den Versuch gemacht haben, Personen in ihrem Zeugnisse vor Gericht zu beein flussen. * Dresdcn Der Gendarm Dähnert in Löbtau ist unter dem Verdachte, Notzuchtverbrechen be gangen zu haben, verhaftet worden. * Zwickau, 12. August. Aus der hiesigen Kgl. Strafanstalt wurden gestern früh mit einem fahr planmäßigen Personenzug wiederum 60 Gefangene nach der Bautzener Strafanstalt unter sicherer Begleitung überführt. * Werdau, 12. August. Gestern früh ist in einem Teiche in Königswalde der hier wohnhafte, in den 40er Jahren stehende Gemüsehändler Johann Grüner tot aufgefunden worden. Grüner, welcher Frau und Kinder hinterläßt, hat jedenfalls in einem Anfalle von Schwermut Selbstmord begangen. * Plauen i V. 11. August. Die Enthüllung und Weihe des Julius Mosen-Denkmals in Ma rieney soll Ende August erfolgen. Das Denkmal, eine Büste des Dichters auf schlankem Unterbau, ist vom Bildhauer Moerlin, der im Atelier des Geheimen Rats Professor Schilling in Dresden tätig ist, geschaffen. Zwecks Beisteuer zu den Kosten des Denkmals war in verschiedenen Volksschulen des Vogtlandes unter den Kindern eine Pfennig sammlung veranstaltet worden. * Reichenbach i. V, 11. August. Im nahe gelegenen Cunsdorf hat sich in vergangener Nacht ein blutiges Drama abgespielt. Heute früh kurz nach 6 Uhr wurde von Beerensuchern im Walde zwischen Cunsdorf und Kahmer eine umherirrende ca. 25jährige Frauensperson angetroffen, die sich nur mühsam fortzuschleppen vermochte. Fast zu gleicher Zeit fanden Steinbruchsarbeiter in der Werkzeughütte des Pseiferschen Steinbruches am Kabmerer Wege einen jungen Mann tot auf. Der Betreffende hatte sich mit einem Revolver, der bei ihm noch vorgefunden wurde, erschosfen. Auch die Frauensperson war durch einen Schuß in den Unterleib verletzt und ihr Gesicht stark geschwollen, besonders die Augen. Sie konnte nicht mehr sehen, war aber im allgemeinen bei Besinnung. Es er gab sich, daß hier ein Liebesdrama seinen traurigen Abschluß gesunde» hatte. In den. Toten wurde der 25jährige Kaufmann Reinhold Schmeißer, Sohn eines hiesigen geachteten Restaurateurs, fest gestellt. Die schwerverletzte Frauensperson ist die 27jährige Alice Kaim, Stieftochter des Herrn Schmiedemeisters Neudeck in Cunsdorf, bie bis vor kurzem in Frankfurt a. M. gedient hat, während Schmeißer sich in Limburg a. Lahn in Stellung befand. Zwischen beiden hat schon seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis bestanden, das von den Eltern des jungen Mannes nicht geduldet wurde. Am Montag sind beide hier per Bahn angekommen, haben sich aber nicht zu ihren Eltern begeben, sondern sind im Laufe der Nacht ohne weiteres zur Ausführung des wahrscheinlich schon vorbe reiteten Planes geschritten. Ueber die näheren Umstände der Tat ist Bestimmtes noch nicht fest gestellt worden, doch dürfte auch hierüber Gewiß heit erlangt werden, wenn es gelingt, die schwer verletzte Kaim am Leben zu erhalten. Sie wurde nach dein hiesigen städtischen Krankenhause über- gesührt. Allem Anschein nach hat sich die Tat in der Hütte abgespielt, und das Mädchen hat sich dann »och aus der Hütte fortzuschleppen vermocht. Es scheint aber, als ob beide Personen auch Gift genommen haben, ihr Aussehen läßt wenigstens darauf schließen. Es wurde auch bei dem Toten ein Fläschchen mit einer giftigen Substanz vor gefunden. * Adorf, 11. August. Unter Teilnahme eines großen Teils der hiesigen Bewohnerschaft, sowie des Gemeinderates, des Schulvorstandes, des Frauen vereins und des Gesangvereins Orpheus, sowie der Schuljugend von Remtengrün sind gestern nach mittag 3 Uhr auf hiesigem Friedhöfe die sechs unglücklichen Opfer des Remtengrüner Brandes dem Schoße der Erde übergeben worden. Die tiefgebeugten Eltern befanden sich, in einem Wagen fahrend, mit im Trauerzng. Beide trugen an den Armen Verbände. Pfarrer Wappler hielt eine ergreifende Trauerrede, bei der kein Auge tränen leer blieb. Der Wagen mit den unglücklichen Eltern war dicht an das Grab herangefahren. Es war erschütternd, zu sehen, wie namentlich die Mutter dem Schmerz um ihre Kinder fast zu er liegen drohte und wie sie unter Ausbrüchen des tiefsten Wehs immer wieder in das Grab schaute, das die Ueberreste ihrer 6 Kinder barg, um ihnen den letzten Scheidegruß nachzurufen. Mit sanfter Gewalt mußte man sie schließlich nach dem Wagen zurückbringen. Nach Schluß der ernsten Feier
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