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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190307013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-01
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.07.1903
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Naturgemäß außerordentlich starkbesuchte Kommers wurde von der Schullerschen Kapelle mit dem „Ein zug der Gäste auf der Wartburg" in wirkungs voller Weise eröffnet. Es sangen hierauf das Doppelquartett- und die Liedertafel-Burgstädt ein von F. Dehling gedichtetes und von Herrn Kantor Henker komponiertes Begrüßungslied, das laute Anerkennung erntete. Herr Buchdruckereibesitzer Krußig-Burgstädt begrüßte die erschienenen Sänger namens der festgebenden Vereine und sprach den Wunsch aus, daß die Gäste sich in den Mauern der Stadl wohl fühlen möchten. Herr Bürger meister Dr. Roth rief den Sängern ein herzliches Willkommen der Stadt Burgstädt entgegen, die das Sängerfest als ein Volksfest im wahren Sinne des Wortes betrachte. Die Burgstädter Vereine sangen hierauf unter rauschendem Beifall das alte Pauliner Lied: „Noch sind die Tage der Rosen". Herr Oberpfarrer Bohne entbot den Sängern den Gruß der Kirche, indem er auf die Macht des Gesanges und seine Verwandtschaft mit dem Gebet hinwies. Sei doch auch die Reformation dem deutschen Volke zum Teil ins Herz gesungen worden und die Missionare hätten den Heiden singend Glauben ge lernt. Es sei eine schöne Aufgabe der Gesang vereine, die Gassenhauer zu verdrängen und die Freude am guten deutschen Liede zu pflegen. Die Versammelten dankten mit dem deutschen Sänger gruß. Der Turnverein Burgstädt bot hierauf einen vorzüglich ausgeführten und in seinen Einzelheiten von rauschendem Beifall begleiteten Fahnenreigen. Herr Schuldirektor Becker überbrachte den Sängern den Gruß der Schule. Begeisterten Jubel riesen die Grüße des Herrn Oberbürgermeister Dr. Beck- und Amtshauptmann Dr. Hallbauer-Chemnitz, des Vorsitzenden des Deutschen Sängerbundes, Herrn Prof. Gellert-Leipzig und Musikdirektor Th. Schneider- Zittau hervor. Die allgemeinen Gesänge und anderen Darbietungen, unter denen sich auch das Wiesnersche Orchesterstück „Die Kreuzfahrt", gesungen von den beiden Burgstädter Vereinen, befand, wurde von einer Art Singspiel beschlossen, das viel Heiterkeit erweckte. Der Sonntag wurde durch einen Weckruf ein geleitet. Im Laufe des Vormittags trafen die übrigen Vereine und Sänger, zumeist mittelst Sonderzuges, ein. Nachdem die Hauptproben zum Kirchen- und weltlichen Konzert vorangegangen, fand in der Burgstädter Kirche von 11 Uhr an das geistliche Konzert statt. Der Chor bestand aus 360 Sängern. Die Leitung lag in den bewährten Händen des Bundesliedermeisters Emil Winkler, Kantor zu St. Nikolai in Chemnitz. Die Dar bietungen fanden bei den zahlreichen Zuhörern reichen Beifall; besonders erzielte auch das „Liebes mahl der Apostel" allseitige Anerkennung. Einen imposanten Eindruck machte nachmittags der Fest zug, an dem sich alle Vereine des Bundes, zum größten Teil mit Fahnen und Bannern, beteiligten, und bei dem auf dem Marklplatze die Fahnen huldigung der Festjungfrauen erfolgte. Auf dem Turnhallenplatze nahm sodann kurz nach 4 Uhr das weltliche Konzert seinen Anfang. Bei dem selben wirkten etwa 1200 Sänger und das Stadt orchester unter Leitung seines Direktor E. Schuller mit. Die Gesamtleitung lag auch hier in den Händen des Bundesliedermeisters Winkler. Von den zu Gehör gebrachten Männerchören heben wir noch besonders hervor: „Ave Maria", „Kornblume und Eichenlaub", „Ritters Abschied". Alle Stücke wurden vortrefflich wiedergegeben und ernteten die Ausführenden reichen Beifall. Abends fand auf drei verschiedenen Sälen Sängerfestball statt. Am Montag unternahmen die noch zurück gebliebenen Sänger einen Ausflug nach Rochsburg, und eine Abschiedskneipe auf dem Taurastein bildete den Schluß des in jeder Weise großartig verlaufenen Festes. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Berlin, 30. Juni. Kriegsminister v. Goßler, welcher vor einiger Zeit einen ihm vom Kaiser bewilligten Urlaub angetreten hat, ist in Kiel an gekommen. Der Kriegsminister hat an den Fest lichkeiten teilgenommen, die aus Anlaß des auf der Kaiserlichen Werft daselbst stattgefundenen Stapellaufs des Panzerkreuzers „Roon" veranstaltet wurden. — Die im 2. Berliner Wahlkreise vorgekom menen Wahlbetrügereien beschäftigen die Behörden aufs lebhafteste. Es läßt sich nach dem bisherigen Stande der Untersuchungen nicht behaupten, daß der Unfug den Wahlinleressen einer bestimmten Partei habe dienen sollen oder zu deren Gunsten planmäßig inszeniert worden sei. Wir befürchten, daß die Schuldigen auch gar nicht ermittelt werden, so streng man auch die Untersuchung führen mag. Welcher Wahlvorstand wird sich bei der „Fülle der Gesichter" noch des einzelnen entsinnen können, der seine Stimme auf den Namen ei «es inzwischen Verzogenen oder Berstorbeneu »gegeben hat. Man wird diesmal darum die Angelegenheit, so ernst sie an sich ist, als geschehen und unabänder lich betrachten, dafür aber um so gründlichere Maßnahmen treffen, um bei künftigen Wahlen die Verübung ähnlicher Schwindeleien zu verhindern. Das ließe sich z. B. recht einfach dadurch bewirken, daß dem Wahlvorstande von den Ortsbehörden über die bis zum Wahltage eingetretenen Aender- ungen der Wahllisten Mitteilung gemacht würde. — Der am 1. Juli aus dem Amte scheidende Oberpräsident von Schlesien, Herzog zu Trachen- berg, wurde zum Ehrenbürger Breslaus ernannt. Oesterreich-Ungarn. — In Wien verursacht die Nachricht, das; Kaiser- Franz Josef von der Jubiläumsfeier in Braunau am Dienstag nicht, wie vorher abgemacht war, nach Ischl fährt, sondern hierher zurückkehrt, großes Aufsehen in eingeweihten Kreisen, da eine derartige Verschiebung einer Kaiserreise zu den allerseltensten Ereignissen gehört. Von kompetenter Seite wird gemeldet, daß die Reise nach Ischl aus unbestimmte Zeit verschoben ist. Frankreich. — Waldeck-Rousseau, dem man Mangel an Entschiedenheit gewiß nicht zum Vorwurf machen kann, hci seinem Amtsnachfolger, Ministerpräsident Combes, ein energisches Halt und zurück! zuge rufen. Der kluge und weitschauende Staatsmann hat längst erkannt, daß Combes den Bogen über spannt und sich in Gefahr begibt. Die Kammer mehrheit für die Regierung wird immer kleiner und der Tag ist anscheinend nicht mehr fern, an dem der gegenwärtige Kabinetschef seine Stellung erschüttert sieht. Natürlich wird dann der Rück schlag nicht ausbleiben. England. — In Achs'" "-^inlaßten gesten; etwa 30 .mgen, welche das Ein' notwend g machten Predigt Mißsch ^rupp.-n vor dt gruppen wurdet rde eine Anzah^ ,-sängnis abgefüm Rußland. — Fmanzminister Witte Rrd nächstens zum Slaatskanzler ernannt werde: Man kann nicht umhin, der Neubesetzung diej..s Amtes, das seit dem Tode Gortschakows verwaist war, große po litische Bedeutung beizumessen. Zum Nachfolger Wittes im Finanzministerium ist der Adelsmarschall Suchomlinow ausersehen, der den Ruf eines ans- gezeichneten Juristen genießt. Früher war er erster Staatsanwalt bei der Gerichtskammer in Odessa. Serbien. — Der Sekretär des Königs, Dr. Nenadowilsch, erklärte dem Korrespondenten der römischen .,Tri buna", Serbien werde sich in der Angelegenheit des Königsmordes jede Einmischung Europas ent schieden verbitten. Der König gab gegenüber Ne- naoowitsch dem Wunsche Ausdruck, daß in der serbischen Beamtenschaft keinerlei einschneidende Veränderungen vorgenommen würden; nur solche Präfekten sollten pensioniert werden, welche durch Machenschaften bei den letzten Wahlen allzu sehr kompromittiert seien. — Die offiziellen Beziehungen zwischen der Türkei und Serbien sind wieder ausgenommen worden. Der türkische Gesandte fährt nach Bel grad zurück. Aus zuverlässiger serbischer Quelle verlautet, Bulgarien verhandle mit Serbien über eine Entente in der makedonischen Frage. Die Pforte ist benachrichtigt worden, daß eine neue makedonische Bewegung bevorsteht. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 30. Juni. *— Tie Kirschen! Sie sind unter den Som merfrüchten die beliebtesten, süß wie eine Kirsche ist eine bekannte Redensart, wenn es auch die von den Haussrauen in hohem Maße zum Einmachen geschätzten, später kommenden Sauerkirsche»; gibt. Von Rosen- und Kirschen-Lippen wird gesprochen, ein Beweis, daß neben dec poesievollen Rose auch der prosaischeren Kirsche doch nicht jede poetische Bedeutung abgesprochen wird. Vornehmlich sind die Kirschen bei der Jugend beliebt, und wenn die kleinen Leckermäuler einen Teller voll erwischt haben, dann pflegen sie auch, unbekümmert um Leibschmer zen, Magen-Verstimmungen und andere Möglich keiten, nicht eher zu ruhen, als bis der letzte Kirsch kern mit verschluckt ist. Denn in diesem Verschlucken wird, allen Warnungen zum Trotz, noch immer Großes geleistet; leider freilich auch in dem ost recht gefährlichen Ausspucken von Kirschkernen auf das Trottoir. Es vergeht kein Sommer, in wel chem nicht berichtet wird, daß ältere Personen aus einen solchen heimtückischen Kern traten, ansrutsch ten, zu Boden fielen und sich verletzten. Etwas Selbstzucht und Aufmerksamkeit aus sich selbst ist also für jeden Kirschenesser angebracht. Den Kirschen folgt nun bald das Beeren-Obst, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren usw., das in den großen Ferien von der ihrer Erholung lebenden Schuljugend so gern aufgesucht wird, wobei auch Streifzüge über Hecken und Zäune nicht geschont werden. Frühäpfel und -Pflaumen schließen sich an, reich hat der Sommer den Tisch bald gedeckt, und wer nur zuzulangen braucht, dem wird es schon schmecken. Erfreulicher Weise fehlt es in dieser Obstzeit nie an Kinderfreunden, die auch derer gedenken, die nichl ohne weiteres nehmen oder für die die Eltern nicht kaufen können. So ist es wirklich Sommer geworden, nicht bloß der Temperatur nach, sonder ; auch in den Spenden und Guben des Somme s, und wie lange wird es noch andauern, so begiu.: auch das „Buddeln" nach den ersten heimisch?.!, im offenen Felde gewachsenen Kartoffeln. Ich-; ist Matjes-Hering mit neuen Kartoffeln noch ei e Delikatesse, aber es währt nicht mehr allzu laug, und alle können zugreifen. Und dann fährt d e Sense durch die goldenen Aehren, deren Ertrag des Landmannes Haupt-Hoffnung bildet. . . *— Eine Alarmierung der Feuerwehr erfolgte gestern Abend gegen 7 Uhr. Es handelte sich aver glücklicherweise nicht um die Löschung eines Brandes, sondern um eine Hauptübung, auf welche die Brand direktion unsere Einwohnerschaft durch Inserat m „Anzeiger" schon Ende voriger Woche ausmerksam gemacht hatte. Infolgedessen fühlten sicy unsere Bewohner durch das Ertönen der Signalhörne c auch nicht beunruhigt. Dagegen eilten die Mit glieder der Wehr pflichteifrig und mit gewohnter Präzision ihren Sammelpunkten zu. Als Brand objekt war das Uhlmannsche Bäckereigebäude auf der Karlstraße gewählt worden. Die Uebung wurde zu dem Zwecke einberufen, um die Wasser verhältnisse in der oberen Stadt zu erproben. Es hat sich dabei herausgestellt, daß von den in der Karlstraße aufgestellten drei Hydranten nur einer auf einmal verwendet werden darf, um den nötigen Druck des Wassers zu erhalten. Auf Grund dieses Ergebnisses wird beabsichtigt, zur besseren Regelung der Wasserverhältnisse in diesem Stadtteile einen neuen Hydranten am Eingänge der Landgraffstraße zur Aufstellung zu bringen. — Die 1. Kompagnie hatte für gestern Abend zufälligerweise Uebung an gesetzt, weshalb sie in raschester Weise beim Brand objekte anlangen konnte. Die 2. Kompagnie da gegen wurde auf telephonischen; Wege zum Brand platze beordert, woselbst sie auch nach ungefähr 10 Minuten ankam. * — Bei dem Gauturnfeft in Heinrichsort, welches am Sonntag nnter sehr zahlreicher Be teiligung stattfand, erhielten u.a. Preise: Hermann Teubert-Oberlungwitz; Richard Stelzel-Hermsdorf; Max Beckert-Gersdorf; Vieweger-Oberlungwitz; Kurt Steeger, Karl Wolf I und Karl Wolf II von der Turnerschaft hier; Otto Kluge-Wüsten- brand; Fritz Lindner-Falken; Arthur Träger-Wüsten brand ; Arthur Oelschner vom hies. Ältst. Turnv.; Johannes Eichler von der Turnerschaft hier; Wil helm Lange-Oberlungwitz ; Otto Schubert-Gersdorf; Richard Pfüller-Oberlungwitz; Paul Ziegner-Hütten grund; Karl Franke v. d. hies. Turnerschaft; Willy Hirsch-Obe;lungwitz; Paul Kämmerer vom Neust. Turnv. hier; Karl Haupt-Hermsdorf; Paul Wolf vom Neust. Turnv. hier; Rudolf Scheibe vom Ältst. Turnv. hier und Arthur Berger-Falken. * — Das Johanniswürmchen bietet in war men Sommernächten eine niedliche Illumination in; Grünen, die noch den Vorzug des Beweglichen hat; denn das mit Flügeln versehene Männchen bildet durch seinen Flug kleine Lichtbogen und das flügellose, bloß kriechende Weibchen trägt sein Late; n- chen an den Grashalmen auf und ab. Man könnte denken, auch in der niedrigen Tierwelt sei die Eitel keit vertreten, doch ist das nur gerechtfertigter, natürlicher Schmuck. Das Johanniswürmchen ge hört zu den Käfern, heißt auch Leuchtkäfer (Lain- pyris) und hat einen weichen, wurmartigen Leib, an dessen Hinterem Teile sich die leuchtende Stelle befindet. Das Leuchten ist dasselbe wie das eines Striches, der entsteht, wenn man im Dunkeln ein Streichhölzchen an der Wand streicht, denn es wird durch Phosphor erzeugt. * — Tie Jagd wird am morgigen 1. Juli wieder ausgehen. Die allgemeine Schonzeit für Nutzwild geht mit dem Monat Juni zu Ende. Vom Juli ab darf wieder auf männliches Not- und Damwild, auf Rehböcke und wilde Enten ge jagt werden. Weibliches Rot- und Damwild, Wild kälber, Rebhühner, Auer-, Birk- und Haselhähne, sowie Schnepfen kommen erst vom 1. September ab zum Abschuß, während dies bei Hasen und Fasanen nur im Oktober, November, Dezember und Januar erfolgt. * Oberlungwitz. Der am Sonntag an der Turnfahrt des niedererzgebirgischen Turngaues nach Heinrichsort teilgenommene Turner Herr- Taubert von hier erlitt daselbst beim Stabhoch sprung infolge Brechens des Stabes eine Ver letzung oberhalb des Auges. Glücklicherweise war die Verletzung keine erhebliche, sodaß sich Herr T. nach Verbinden des Auges auch weiterhin am Wettturnen beteiligen konnte. * Drcsdcu, 29. Juni. Die Königin-Witwe sandte anläßlich des Hinscheidens des Generals der Kavallerie z. D. Senfft v. Pilsach Beileidstele gramme an den Sohn des Verschiedenen, Obersten Senfft v. Pilsach, sowie an ihr Husarenregiment in Grimma. Das letztere lautet: Major von dem Bussche-Slreithorst, Grimma. Bein; Hinscheiden des ü Irr 8;;it6 meines Husarenregiments gestandenen Generals der Kavallerie Senfft v. Pilsach spreche ich meinen; Regimente die allerinnigste Teilnahme aus. Möge das Andenken des um mein Husaren regiment so hochverdienten Generals nie erlöschen. Carola. * Chemnitz, 29. Juni. Im großen Saale des Kaufmännischen Vereinshauses tagte gestern die diesjährige Konferenz des Sächsisch-Thüringischen Verbandes des Jugendbundes für Entschiedenes Christentum. In der nachmittags stattgefundenen Festvcrsammlung hielten Vorträge Generalleutnant v. Viebahn-Stettin, Pfarrer Saul-Wilschdorf-tDres- den) und Bundessekretär Blecher-Friedrichshagen. Die Evangelisations-Versammlung sand abends statt und wirkte hier als Redner Generalleutnant v. Viebahn-Stettin. * Chemnitz. Der Plan zur Errichtung eines Zoologischen Gartens in Chemnitz scheint zu scheitern. Der Rat hat alle Beziehungen zu Herrn Architekt G. Kosub wegen Errichtung eines Zoo logischen Gartens hier abgebrochen. * Zwickau, 29. Juni. Die Armenspeisung anläßlich des Besuches des Königs in Zwickau am 7. Juli wird sich auf 450 bis 500 Personen erstrecken. * Zwickau. Der zu Ende gegangene Prozeß gegen Teichmann, Hennig usw. hat an Kosten etwa 15 000 Mark verursacht. Die Kosten für das vom Sachverständigen ausgearbeitete Gutachten allein betrugen rund 7000 Mark. * In SchönfclS bei Zwickau hat am Sonntag der 13jährige Bauernsohn Otto die gleichaltrige Becgmannstochter Drechsel im Scherz erschossen. Als Otto aus dem Hause zu dem im Hofe auf >hn wartenden Mädchen trat, legte er einen Re volver, den er für ungeladen hielt, auf dasselbe an, indem er scherzend sagte: „Jetzt werde ich Dich erschießen!" Er drückte ab, ein Knall — und das Mädchen lag, zu Tode getroffen, am Boden. Der unglückliche Schütze machte sich davon, als er sah, was er angerichtet hatte, und hält sich zur Stunde noch versteckt * Werdau, 29. Juni. Einen Wechsel über 800 Mark suchte dieser Tage ein junger Mann bei einem hiesigen Schankwirt für 700 M. unter zubringen, was ihm aber nicht gelang, da > em Schankwirt das Auftreten des Mannes verdächt g vorlaut und er die Polizei benachrichtigte. Diese untersuchte die Sache und stellte fest, daß der Wechsel gefälscht war. Der Wechselfälscher, ein 25 Jahre alter Schreiber Lohmann c;s Nerchau, wurde in Haft genommen. * Crimmitschau, 29. Juni. Die hiesige Schützen gesellschaft gedenkt aus Anlaß ihrer 300jährigen Jubelfeier 100 Arme unserer Stadt speisen zu lassen. Ferner beabsichtigt die Schützengesellschaft- die sämtlichen öffentlichen Denkmäler mit Lorbeer kränzen zu schmücken. * Plauen i. B, 29. Juni. Der Maurer- Ausstand nimmt eine immer größere Ausdehnung an. Die Zahl der Streikenden beträgt bereits 2000. Die Streikenden durchziehen in Trupps die Straßen und kontrollieren die Bauten, wo sich noch Ar beitswillige befinden. Zahlreiche Bauhandarbeiter und Arbeiterinnen sind brotlos geworden; auch im Fuhrwerkswesen verspürt man den AuSstand. Die Stadt Plauen, in der der Wohnunqsmangel ja bekanntlich groß ist, wird besonders empfindlich von dem Streik betroffen. Dazu kommt, daß der Ausstand voraussichtlich lange dauern wird, da die Arbeitgeber sich durch eine hohe Summe verpflichtet haben, die Forderungen der Maurer nicht zu be willigen, und die Arbeiter andererseits beschlossen haben, bis zum äußersten auszuhalten. Auf den Bahnhöfen sind Posten aufgestellt, die den Zuzug ab fangen sollen. * Oclsnitz i. V. In der Jahnschen Appretur- anstatt sind Ende voriger Woche zwei Arbeiterinnen schwer verunglückt; eine stürzte eine Treppe herab und brach den Halsring, der anderen wurde durch die Stärkmaschine der rechte Arm mehrfach ge brochen. — In der Teppichbranche liegen umfang reiche, einen fortdauernd flotten Geschäftsgang ver bürgende Aufträge vor, in den Korsettfabriken und Schiffchenstickereien dagegen läßt der Geschäftsgang viel zu wünschen übrig. * Bnv Elster i. V., 29. Juni. Von Graslitz trafen an; Sonnabend mehrere Schulkinder, zwei Lehrer und ein Geistlicher zum Besuch hier ein und marschierten nach der Albertpark-Villa, über die zwischen der Schiller- und Parkstraße führende so genannte Kettenbrücke. Unter der Brücke fließt der Bärenloher Bach, der zur Zeit des Unfalls keinen großen Wasserstand hatte. Als sich Schüler, Lehrer und der Geistliche mitten auf der Brücke befanden, gab die Brücke nach und alle stürzten in die Tiefe. Einige Schüler, meist 13jährige, erlitten Verletzungen, die anderen kamen bester davon. Die Brücke wurde vor etwa 20 Jahren erbaut. * Scheibenberg. 29. Juni. Die feierliche Konfirmation der bisher noch unkonfirmiert gewe senen Kinder fand am Sonntag vormittag während des Gottesdienstes durch unsern Herrn Pfarrer- Otto unter zahlreicher Anteilnahme der hiesigen Kirchgemeinde statt. Nachmittags empfingen die Konfirmierten das heilige Abendmahl. Das in letzter Zeit zwischen einigen Gemeindegliedern und dem Herrn Ortspsarrer vorhandene gespannte Ver hältnis ist nunmehr auf gütlichem Wege freigelegt worden. Der alte Friede ist wieder eingekehrt. * Roßwein, 29. Jnni. Vermutlich durch Selbstentzündung entstand gestern nachmittag im Dachraun; des zum Jönitzschen Dampssägewerk gehörigen Wohnhauses Feuer, durch welches das Gebäude vollständig zerstört wurde. * Oederan, 29. Juni. Die städtischen Kollegien haben den Ankauf der hiesigen, der Thüringer Gasgesellschast gehörigen Gasanstalt und zum Auf bringen des Kaufpreises die Ausnahme eines Dar lehens von 200 000 Mark beim Landwirtschaft lichen Kreditverein beschlosten. Lchöffengerichtssitzmlg vom 30. Juni 1903. Vorsitzender: Herr Amtsgerichtsrat Käßberg. Schöffen: die Herren Kaufmann Wiedner hier und Gutsbesitzer Meier-Hermsdorf. Des Hausfriedensbruchs angeklagt erschien der Schneidergeselle Oswald Richter vor dem Gerichts höfe. Richter hatte sich am 24. Mai d. Js., einem Sonntag, in angetrunkenem Zustande in die Wohnung seines Arbeitgebers, des Schneidermstrs. Hermann Hoppe, begeben, nm sein Abendbrot ein zunehmen und einen angeblich noch rückständigen Lohn zu fordern. Aus letzterem Grunde kam es zwischen ihn; und Hoppe zu Streitigkeiten, in deren Verlauf ihn H. mehrmals aufsorderte, die Wohnung zu verlassen. Richter leistete jedoch der Aufforde rung nicht Folge und wurde schließlich von H. zur Tür hinausgedrüngt. Auf der Treppe setzte er nunmehr den Lärm fort, bis H. nach dem Haus wirt rief, worauf Richter endlich das Haus ver ließ. Ec hat sich dadurch des Hausfriedensbruchs in; Sinne des 8 123 des St.-G.-B. schuldig ge macht und verurteilte ihn das Schöffengericht zu 8 Tagen Gefängnis und Tragung der Kosten des Verfayrens. Ein recht vielversprechendes Bürschchen scheint der erst 17 jährige, bereits vorbestrafte Handarbeiter Wilhelin Uhlig von hier zu sein. Derselbe wird beschuldigt, im Laufe des Monats April eine dem Weber Emil Schwalbe hier gehörige gelbe Brief taube und ein anderes Mal eine weiße Brieftaube, ebenfalls Herrn Sch. gehörig, durch Lockfutter in seinen Taubenschlag gelockt und darauf durch Ab reißen des Kopfes getötet zu haben. Die gelbe Taube warf er der Katze vor. Bei seiner ersten Vernehmung hatte er überhaupt geleugnet, die Tauben getötet zu haben; heute räumt er jedoch die Tat ein, glaubt aber dazu berechtigt gewesen zu sein, indem er behauptet, die fremden Tauben hätten ihm großen Schaden in seinen; Schlage an gerichtet. Durch die Zeugenaussagen wurde jedoch bewiesen, daß die Aussagen des Angeklagten zum größten Teil auf Lägen beruhten. — Das Schöffen gericht verurteilte ihn wegen Sachbeschädigung in zwei Fällen zu einer Gesamtstrafe von 14 Tagen Gefängnis und Tragung der Kosten. Die dritte Strafsache betraf die Privatklage sache der Handarbeitersehesrau I. Sch. gegen die Frau Handschuhfattor B. H., beide aus Ober lungwitz. Letztere hat sich am 23. Mai d. I. der Beleidigung gegen die Sch. schuldig gemacht, indem sie dieselbe des Diebstahls bezichtigte und ihr gegenüber auch noch unlautere Redensarten ge brauchte. Durch die Aussage einer Zeugin sah das Schöffengericht die Schuld der Angeklagten für erwiesen an und verurteilte sie zu 25 Mark Geldstrafe oder 1 Woche Haft und Tragung der Kosten.
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