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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-30
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.06.1903
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lager des Mullah, das an der italienischen Küste vermutet wurde, aufsuchen sollten. Pariser Tele gramme besagen, England würde nach seinen bis herigen Mißerfolgen den Krieg gegen den Mullah wohl aufgeben und dessen Unterwerfung dem Negus Menelik von Abessynien anheimstellen. Wer weiß? Leichtfertig hat England wieder ein mal sein Prestige aufs Spiel gesetzt, dessen es ver lustig geht, wenn es die Flinte ins Korn wirft. Es ist bedauerlich, daß die armen Burschen, die von unfähigen Offizieren im Somalilande plan los hin- und hergeschickt worden sind und die mit anerkennenswerter Bravour sich geschlagen haben, den Leichtsinn der Londoner Militärbehörden büßen müssen. Diese Niederlage dürfte wohl kaum etwas anderes bedeuten, als die Vernichtung der ganzen englischen Armee im Somalilande und das Ende des Feldzuges, den man ja nun im nächsten Jahre wieder mit derselben Leichtherzigkeit von neuem beginnen kann. Denn für die hingeopferten Sol daten kann sich England ja täglich neue kaufen. Ein Schilling pro Tag und Mann! Auch in Frankreich hat die Niederlage der Engländer großen Eindruck gemacht, wie aus fol gender Pariser Meldung vom 27. Juni hervorgeht: Die gestern aus Adis Abeba hier eingetroffenen Nachrichten ließen voraussehen, daß Meneliks Truppen außer Stande sein würden, die englische Niederlage zwischen Bohotle und Burao zu ver hindern, weil die englische Führung vollständig planlos war und die Jagd englischer Schiffe nach Kriegskontrebande für den Mullah zu spät statt fand. Die Niederlage machte hier großen Eindruck. Man glaubt, E igland werde nunmehr die Führung des Feldzugs dem Negus Menelik überlassen. * * Wie uns aus Berlin geschrieben wird, bestreitet die Londoner Regierung entschieden, daß die fran zösischen Melsungen über eine schwere Niederlage der britischen Expedition gegen den tollen Mullah im Somalilande, an der Nordostküste Afrikas, richtig seien, aber die Hiobspost wird von der anderen Seite ebenso bestimmt aufrecht erhalten. Vielleicht ist die Sache so erklärlich, daß die Schlappe nicht ganz so erheblich, wie sie gemacht wurde, ge wesen ist und die englische Regierung sich daher im Interesse ihrer Autorität für berechtigt hält, die Niederlage so lange zu verschweigen, bis die Schlappe wieder gut gemacht worden ist. Im Burenkriege sind ja auch oft empfindliche Nieder lagen der englischen Armee so lange verheimlicht, bis sich ein neuer halber Erfolg der Briten zu gestehen ließ. Jedenfalls erscheint schon so viel sicher, daß das Somaliland den Engländern viel mehr kostet, als es wert ist. Die Vorgänge in Serbien. König Peter I. hat die Bestrafung der Königs- Mörder nun endgiltig in alle vier Winde geschrieben, die Sache ist abgetan. Rußland, welches die Be strafung verlangte, wird auch wohl kaum seine Forderung so bald wieder erneuern. Für das er mordete Köniaspaar soll, nach dem Willen Peters I., eine würdige Grabstatt im Laufe der nächsten Monate hergerichtet werden; das Eigentumsrecht der Königin Natalie auf die Gesamt-Einrichtung des alten Konak, in welchem Alexander und Draga wohnten, ist anerkannt. Damit erscheint nach dieser Seite hin alles erledigt. Anerkannt ist der König von Rußland, Oesterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche, Italien und Frankreich folgen jetzt, ebenso werden sich die Beherrscher der übrigen Orient staaten bald dazu verstehen. Soweit wäre also alles gut, wenn nicht schon die nächste Versamm lung der Landesvertretung die schwierige Finanz lage ordnen müßte. Geld ist im Staate Serbien recht knapp und bei dieser Gelegenheit wird der Parteikampf sofort von neuem ausbrechen. Inzwischen dauern die Festlichkeiten immer noch an. Sonntag fand die Gedenkfeier für die Schlacht auf dem Ämselfelde statt; dem Könige wurden große Ovationen bereitet. Peter unternimmt es aber auch mit aller Macht, sich populär zu machen. Bei dem neulichen Volksfest im Parke von Top- schider hat er nicht blos eine Anzahl von Personen, die ihn begrüßten, umarmt und auf die Stirn ge küßt, er hat auch selbst flott eineu Nationaltanz mitgetanzt. Und mehr kann man inbezug auf volkstümliches Verhalten in Serbien wohl nicht verlangen. Belgrad, 29. Juni. Der König gab gestern dem Ministerpräsidenten gegenüber dem Wunsche Ausdruck, daß in der serbischen Beamtenschaft keinerlei einschneidende Veränderungen vorgenommen würden. Nur solche Beamte sollen pensioniert werden, die sich an den Machenschaften beteiligt hätten und daher kompromittiert seien. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 29. Juni. Dem Kaiser sind über die Stichwahlergebniffe, sobald diese definitiv sestgestellt waren, sofort direkte telegraphische Mitteilungen nach Kiel gemacht worden. Wir befürchten, daß daselbst dem Kaiser falsche Meldungen gemacht worden sind. So viel Irrtümer und Fehler, wie bei den die«maligen Stichwahlen, sind wohl kaum je bei Wahlnachrtchten begangen worden. Obwohl nun schon, ganz abgesehen von dem Sonntag, an dem die Arbeit geruht hat, drei volle Tage in« Land gegangen sind, differieren die Angaben über die Stichwahlergebniffe noch immer sehr, und zwar nicht bloß bezüglich der Stimmenverhältnisse im Einzelnen, sondern sogar in Betreff der Kandidaten, die endgültig gesiegt haben resp. unterlegen sind. Die verschiedenen Parteiorgane veröffentlichen, natürlich jede« zu Gunsten seiner Partei, noch immer verschiedene Zahlen. So schwankt die An- gäbe der Zahl der Zentrumrabgeordneten zwischen »9 und 103, der Konservativen zwischen 62 und 59, der Sozialdemokraten zwischen 81 und 85. Diese verhältnismäßig geringfügigen Differenzen machen zwar den Kohl nicht fett, d. h. sie üben auf da» Gesamtergebnis keinen maßgebenden Ein- fluß au»; e« ist doch aber seltsam, daß in unserem Zeitalter der Telegraphie und der Telephonie au« 180 Wahlkreisen nicht einmal korrekte Ermittelungen beschafft werden können. Heute oder spätesten« morgen wird nun jedenfalls da« amtliche Ergebni« veröffentlicht und damit jeder Zweifel beseitigt werden. — Zur diamantenen Hochzeit de« Großherzog paare« von Mecklenburg-Strelitz am Sonntag über reichte das mecklenburgische Volk au« beiden Groß- Herzogtümern einen großm goldenen Tafelaufsatz. In Neustrelitz sand Sonnabend abend Zapfenstreich statt. Für Sonntag war eine Maffenspeisung der Armen vorgesehen. — Die Pestquarantäne in Berlin wurde auf gehoben. Der Wärter Marggraf ist nicht mehr pestverdächtig; er wird auf Staat«kosten einen längeren Erholung«urlaub antreten, ebenso seine beiden Leiden«gefährten. — In München steht ein Aerzteaurstand bevor. Die Aerzte wollen nach dem B. T. allen Kranken kaffen zum 1. Juli kündigen, da diese einer fried lichen Beilegung der Honorarfrage abgeneigt sind. Wien, 27. Juni. Da« „Fremdenblatt" ver öffentlicht ein Interview mit dem neuen, ungarischen Ministerpräsidenten über sein Programm. Graf Khuen Hedervary erklärte, zum Ausgleich stelle sich sein Ministerium ebenso wie da« Ministerium Szell. Er bleibe alle« beim Alten. In dem Verhältnis der ungarischen zu der österreichischen Regierung trete keine Aenderung ein. F nukreich. — Die am Freitag in Marseille eingetroffene Post au« Indochina berichtet, daß Fremdenlegionäre in Baolac da« Haus eine« Hauptmann« beschoffen haben, weil sie von ihm schlecht behandelt wurden. Der Hauptmann war zur Zeit d^r Tat nicht in dem Hause. Die Legionäre wurden festgenommen und werden vor ein Kriegsgericht gestellt. England. Der Kolonialminister Chamberlain wird jetzt auch von denjenigen Londoner Blättern, die der englischen Negierung notorisch nahe stehen, wegen seiner Zollpiäne heftig angegriffen. Sie sagen, Chamberlains Entwurf s i nicht gehörig durchdacht, er mute den Kolonien Opfer zu, die diese nicht bringen würden. Nun, Freund Job hört sich das alles mit apathischer Ruhe an nnd arbeitet an der Durchführung seines Projekts in seiner be kannten energischen Weise weiter. Er setzt seinen Plan am Ende auch durch. Spanien. Madrid, 28. Juni. Die Streikbewegung in Barcelona nimmt zu. Bei Zusammenstößen mit der Gendarmerie wurden mehrere Personen verwundet; es mußten zahlreiche Verhaftungen vorgenommen werden. Die Truppen stehen marschbereit. Die zunehmende Bewegung der Landarbeiter in Anda lusien, die einen anarchistischen Charakter tätigt, ver anlaßte energische Vorkehrungen der Regelung. Barcelona, 28. Juni. Der StraHnbahnbe- trieb ist gänzlich eingestellt. Der Ausstano bewahrt trotz der Ausdehnung einen friedlichen Charakter. Man erwartet zur Beilegung der Differenzen die Antwort de« Verwaltungsrate«, welcher seinen Sitz in London hat. Türkei. Konstantinopel, 28. Juni. Der russische und der österreichische Konsul in Uesküb begaben sich im Austrag ihrer Regierungen nach Nemanta, wo ein bulgarischer Erzpriester namens Dimidgrt im Gefängnis erhängt aufgesunden wurde. Die Be völkerung behauptet, er sei von den Behörden ge- henkt worden, während letztere angeben, Dimidgri habe Selbstmord begangen. Die Konsuln sind be auftragt, den wahren Sachverhalt festzustellen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 29. Juni. * —- Der Sicbenschläfcrtag am Sonnabend scheint, nach den vorliegenden Berichten, wie bei uns, auch in anderen Teilen des Reiches selten trocken verlaufen zu sein. Ueberall eine ziemlich hohe Temperatur, aber kein Regen! Ueberhanpt wird in einer ganzen Reihe von Bezirken über so starke Trockenheit geklagt, daß die Aecker schon darunter zu leiden beginnen. In der WaldHeimer und Döbelner Gegend sind, wie wir gestern hörten, die Aecker so ausgetrocknet, daß die Kartoffelstöcke umzufallen drohen. In der Bantzner Gegend soll es bereits seit 5 Wochen nicht geregnet haben und aus Bagern wird berichtet: Aus den nördlichen Bezirken des Königreichs kommen Klagen über große Trockenheit. In Unterfranken ist das Futter nahezu verloren, die Wiesen sind ausgedorrt und die Gerste kann nicht wachsen. Aus den Korn kammern Bayerns, der fruchtbaren Donauhochebene und einigen niederbayrischen Bezirken lauten die Berichte ebenso trostlos. — Dem hundertjährigen Kalender nach dürfte das erste Drittel des Juli kühle Tage bringen, dann aber soll Hitze und Dürre eintreten. — Möchte bald Regen, reichlicher Regen eintreten! * — Die II. Kompagnie der hiesigen sreiwill. Feuerwehr hielt gestern unter außerordentlich zahl reicher Beteiligung in den schönen und — was bei der gestrigen Hitze von besonderem Werte war — schattigen Räumen des Neustädter Schützenhauses sein diesjähriges Sommer Vergnügen, bestehend in Konzert der Naumann'schen Kapelle und Ball, ab. Wie alle bisherigen Vergnügungen der Kompagnie, verlief auch das gestrige in der denkbar schönsten Harmonie, sodaß dasselbe allen Teilnehmern noch lange Zeit in angenehmer Erinnerung bleiben wird. * — I« Meerane feierte gestern der Militär- vereien „Germania" unter Beteiligung zahlreicher Brudervereine, darunter auch solcher von hier, seine 25jährige Jubiläumsfeier. Nachmittags 2 Uhr erfolgte ein Umzug durch die reichen Flaggen- und Guirlandenschmuck tragenden Straßen der Stadt. Das von Herrlichem Wetter begünstigte Fest verlief in glänzender Weise. *— Ein sicheres Mittel gegen die Blutlaus. Wie uns ein Freund unseres Blattes mitteilt, ist es ihm gelungen, ein absolut sicher wirkendes Mittel gegen den gefürchteten Schädling der Obstbäume, die Blutlaus, zu entdecken. Das Mittel besteht in einem Bestreichen der Obstbäume mit Herings lauge und zwar so lange, bis sich von dem Un- geziefer nichs mehr sehen läßt. Gewöhnlich ge nügt ein 1—2maliges Bestreichen, um die Blutlaus für immer von den Bäumen zu entfernen. Den Bäumen selbst ist die Heringslauge in keiner Weise schädlich. Mit Rücksicht auf die große Verbreitung, welche die Blutlaus gefunden, und die Wirkungs. losigkeit aller anderen gegen sie angewandten Mittel, wird die Entdeckung unseres alten Züchters gewiß von allen Obstzüchtern mit größter Freude aus genommen und probiert werden, umsomehr, als das Mittel außerordentlich billig und überall leicht zu beschaffen ist. *— Die Fünfmarksiücke. Aus dem Umstande, daß die Nachfrage nach Fünfmarkstücken täglich zu nimmt, hatte die „Nordd. Allg. Ztg." gefolgert, daß „nicht wohl eine Unbeliebtheit des Fünimark- stückes behauptet werden könne". Dieses Argument aber ist, wie die „Kons. Korr." schreibt, recht wenig stichhaltig; denn da die Talerstücke aus dem Ver kehre allmählich ganz verschwinden, bleibt wirtlich nichts anderes übrig, als nach Fünfmarkstücken „nachzufragen". Bei dem, „der es besitzen tut", ist ja das Fünfmarkstück ohne Zweifel deshalb „be liebter" als der Taler, weil es um zwei Mark wertvoller ist als dieser. Als Münze aber ist das große unhandliche „Rad" ganz außerordentlich un beliebt ; darüber läßt sich gar nicht streiten. Diese Tatsache kann durch Nachweise über die Nachfrage nach Fünsmarkstücken nicht aus der Welt geschafft werden. Das Bedauern über das Verschwinden der Taler ist allgemein und wird sich auch sobald nicht legen. * — Entscheidung des Reichsversichernngs- amts. Nach einer Entscheidung des Reichs- versicherungsamls ist die Ehefrau die „Ernährerin der Familie" im Sinne des H 44 Abs. 2 Satz 2 des Jnvalidenversicherungsgesetzes, wenn sie durch ihren Verdienst die Familie, sollte zu dieser auch nur noch der Ehemann gehören, vor einer Not lage bewahrt. * — Tick' Gcwcrbekammer Dresden hat sich in einen, kürzlich abgegebenen Gutachten darüber ausgesprochen, ob es zweckmäßig sei, eine Zwangs beteiligung der selbständigen Handwerker an der Invalidenversicherung einzuführen. Sie kommt da bei zu dem Ergebnis, daß dies im Interesse des ganzen Standes zu empfehlen sei. Dagegen em pfiehlt sie den Handwerkern, namentlich den kleinen, umsomehr von dem ibnen bereits jetzt zustehenden Rechte auf Selbstversicheruug Gebrauch zu machen, also sich als Freiwillige an der reichsrechtlichen Invalidenversicherung zu beteiligen. * — Gewerbliche Schulen. Das „Verzeichnis der Gewerbe-, Landwirlschafts- und Handelsschulen im Geschäftsbereiche des Königlich sächsischen Ministeriums des Innern", welches nach einer am 1. Dezember 1902 erfolgten Aufnahme jetzt heraus gegeben worden ist, gibt den "Nachweis, 'daß gegen wärtig im Königreich Sachsen 358 gewerbliche Schulen bestehen und zwar: 12 höhere gewerbliche Schulen t Technische Kanstgewerbe- nnd Gewerbe schulen), 152 Fachschulen (worunter u. a. 12 Bau- gewerken-, 14 Barbier- und Friseur-, 28 Musik-, 18 Schneider-, 23 Web- und Wirtschnlen), 31 Zeichen- nnd McüschNen, 48 Schulen sür Frauen, Mädchen und Kinder, 44 Gewerbliche Fortbildungs schulen, 59 Handelsschulen, 12 Landwirtschaftliche und Gartenbauschulen. An diesen 358 Schulen wurden 42 323 Schüler von 2469 Lehrkräften unterrichtet. In welchem andern Staate kann man sich, im Verhältnis zur Einwohnerzahl, einer gleich großen Fürsorge für die gewerblichen Schulen rühmen? * — Vorlegung der Geschäftsbücher. Alle diejenigen, welche in ihrer Steuerreklamation als Beweismittel Vorlegung der Geschäftsbücher an bieten, wird es interessieren, zu erfahren, daß von den Bezirkssteuer-Einnahmen alle diejenigen Bücher, welche den Geschästsgewinn in den zur Zeit der Aufstellung der Hauslisten abgeschlossen gewesenen letzten 3 Geschäftsjahren nachweisen, nämlich: 1. Inventur- und Geheimbnch, 2, Kassabuch, 3. Hauptbuch, 4. Geschästsunkosteubuch nebst Beibüchern, 5. Abschriften der betreffenden Jahresabschlüsse, verlangt werden.! * — Neues Metall im Erzgebirge. Der „P. A." schreibt: Durch die Entdeckung des neuen Metalls Radium dürfte sich für das Erzgebirge eine neue günstige Zukunft eröffnen, da sich dieses Metall ausschließlich im llranpecherze, an dem ja das Erzgebirge außerordentlich reich ist, vorfindet. Als ergiebigste Fundstätte desselben gilt die Berg stadt St. Joachimsthal, in welcher die K. K. österr.- ungarische Bergverwaltung Uranwerke besitzt. Freilich ist dieses Metall bis jetzt so gut wie noch gar nicht aus dem Urstoffe gewönne» worden. Hoffentlich gelingt es der Wissenschaft, eine nicht zn kostspielige Ausscheidungsmeihode des Radiums aus dem Uran zu erfinden. * — Die Arbeitslöhne bei den sächsischen Staatsbahncn. Die „Dresd. Nachr." erhalten folgende beachtenswerte Zuschrift: In einem Teile der Tagespresse findet sich wiederholt die Behaup tung, der günstige Abschluß der sächsischen Staats eisenbahnen für 1902 sei zum großen Teil durch Herabsetzung der Arbeitslöhne erzielt worden, und neuerdings seien diese Löhne noch weiter ermäßigt worden. Das ist nicht zutreffend. Bereits zu Ende des Jahres 1901, als sich der starke Rückgang des Verkehrs zuerst fühlbar machte, ist beschlossen worden, daß die im Lohnetat festgesetzten Löhne der Staatseisenbahnarbeiter nicht herabgesetzt, und daß auch die regelmäßigen Ausrückungen der Ar beiter in den Löhnen nicht eingestellt werden sollen. Wohl aber hat man, den Zeitverhältnissen Rech nung tragend, schon damals bestimmt, daß für neu anzunehmende Arbeiter bis auf weiteres die Grund- löhne um 10 bezw. 20 Pfg. niedriger bemessen werden, und daß für jugendliche Arbeiter das Aufrücken in höhere Lohnklaffen um drei Jahre, d. i. vom 18. auf das 21. Lebensjahr, hinausge schoben werde. Seitdem ist rücksichtlich der Zeit löhne eine Aenderung nicht eingetreten. Um nun aber den Arbeiterbestand, der für den zurückge gangenen Verkehr viel zu hoch war, dem Bedürf nis entsprechend herabzusetzen, ist zugleich bestimmt worden, daß zwar kein Arbeiter wegen Arbeits mangel entlassen werden solle, daß aber im Falle des Austritts eines Arbeiters aus der Beschäfti gung in der Regel, soweit es die Betriebssicherheit gestatte, ein Ersatz nicht anzunehmen sei. Hierdurch ist im Jahre 1902 das Arbeitspersonal allmählich um rund 1200 Köpfe zurückgegangen, und hierauf in erster Linie ist die namhafte Minderausgabe an Löhnen gegenüber dem Vorjahre mit seinem allzu reichlichen Arbeiterstand zurückzuführen. Die ge- dachte Lohnherabsetzung sür neu eintretende Arbeiter ist schon deshalb finanziell fast ganz ohne Wirkung geblieben, weil eben neue Arbeitskräfte nur aus nahmsweise angenommen worden sind. Daß aller dings der Verdienst der nach Stücklöhnen in den Werkstätten beschäftigten Arbeiter einen Rückgang erfahren hat, ist richtig; es war dies aber, zumal angesichts der geringen Beschäftigung der Werk stätten, nicht zu vermeiden. Die geringe Kürzung der Arbeitszeit, wie sie in den Werkstätten stattge funden hat, wurde von den Arbeitern selbst der Entlassung überzählig werdender Kräfte vorgezogen. * — Der Gang znm Zahnarzt. Wir lesen in der Frkf. Ztg.: Wenn die Mitteilungen, die der Chirurg Dr. Braun in der Medizinischen Ge- sellschafl in Leipzig machte, Bestätigung finden, dann dürfte das Problem, Zähne wirklich schmerz- und gefahrlos auszuziehen, endlich gelöst sein. Es handelt sich dabei um ein ans der Nebenniere her gestelltes Präparat, dem die schätzenswerten Eigen schaften zukommen, örtliche Betäubung und Blut leere zu erzeugen, und das deswegen in der Chirur gie und Augenheilkunde bereits vielfache Anwendung gefunden hat. Von diesem Medikament berichtet nun Dr. Braun, das; Einspritzungen desselben zu sammen mit Cocain ins Zahnfleisch bei Zahnope rationen an Sicherheit der Wirkung alle bisher bekannten Mittel übertrafen, ja daß Kranke, denen man die Augen zugebunden hatte, häufig erst dann glaubten, daß die Operation vorüber war, als man ihnen den ausgezogenen Zahn zeigte und sie mit der Zunge die Lücke fühlten. Ans der Zahn wunde floß in der Regel kein Blut heraus. Miß erfolge waren nur danu vorhanden, wenn aus anatomischen Gründen eine regelrechte Einspritzung unmöglich war. * — An die deutschen Frauen wendet sich ein Ausruf, der von Wilhelmshaven aus verschickt wird. Es soll eine „Frauenlob-Stiftunz" errichtet werden, zur Linderung eintretender Not von Frauen und Kindern und sonstigen Angehörigen der Be satzung unseres neuen Kreuzers „Frauenlob". Der alte Kriegsschuner „Frauenlob", den vor 50 Jahren deutsche Frauen bauen ließen, ging im September 1860 mit 46 Mann Besatzung in einem Wirbel sturm unter. Eine Gabe von 10 Pfg. von jeder deutschen Frau und Jungfrau genügt, die Stiftung zu gründen. Beiträge nimmt unsere Expedition, sowie das Marinekommando in Wilhelmshaven entgegen. Gersdorf, 29. Juni In dem Vergnügungs- Etablissement Waldschlößchen hielten gestern nach mittag die vereinigten Teschin-Schützen-Gesellschaften Gersdorf, Hermsdorf. Oberlungwitz und Hohenstein- Ernstthal ihr Bundesschießen ab. Leider trug sich hierbei auch ein bedauerliches Vorkommnis zu. Das kleine dreijährige Töchterchen des Herrn Max- Geßner aus Oberlungwitz war im unbewachten Augenblick auf eine Wiese hinter den Schießstand, welcher an die Parkanlagen anschließt, gelaufen und war von einer übergesprungenen Kugel an den Oberarm getroffen morden. Die Kleine wurde sofort in ärztliche Behandlung gegeben. Die Ver letzungen sind glücklicherweise unbedeutend. * Dresden, 27. Juni. Als erste Folge des sozialdemokratischen Aussalls der Reichstagswahlen in Sachsen ist zu verzeichne», daß die Sozialdemo kratie beute die Parole ausgibt, sich wieder mit aller Kraft an der Landtagswahl zu beteiligen. Der Vorstand des sozialdemokratischen Vereins von« 6. Reichstagswahlkreis hat sich als Wahlkomitee sür den 10. und 16. Landtagswahlkreis konstituiert. Die „Sächs. Arbeiterztg." fordert auf zur Beteili gung an den Urwahlen nnd znr Bildung von Wahlkomitees. — Wie man in Dresden vielfach annimml, werden die Urwahlen zum Laudtag Mitte September slattsinden. Leipzig, 28. Juni. Heute vormittag 11 Uhr wurde auf dem Naschmarkte das Denkmal des jungen Goethe enthüllt. Der vom schönsten Wetter begünstigte Akt, zu dem die städtischen Behörden und sämtliche studentischen Korporationen, letztere mit ihren Fahnen, erschienen waren, wurde durch Gesänge eingeleitet. Die Weihrede hielt der Vor sitzende des Denkmal-Komitees, Oberbürgermeisler Jnstizrat Dr. Tröndlin. Der Rektor Magnisicus der Universität, Geh. Rat Professor Dr. Wach, legte am Denkmal einen Kranz nieder, worauf die Feier mit der Absingung des „Gaudeamus" schloß. Das Denkmal stellt Goethe als Student dar; es trägt am Postamente die Reliefportraits von Kätchen Schöntopf und Friederike Oeser. Es ist in Bronze gegossen nach dem Modell des Pro fessors Seffner. * Leipzig, 28. Juni. Heute früh in den ersten Morgenstunden brach in der Thalstraße im Hanse der Firma Böttcher und Bongartz, in welchem sich die Großbuchbinderei von Th. Knaur und die chemische Fabrik von Dr. Allendorf nnd Dr. Köpp befinden, Feuer aus, das sich so schnell verbreitete,
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