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Tageblatt für Lohenstein-KrnMak, Göerkmgwih, Hersdors, Kermsdorf, Acrnsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. IW» Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeigen. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. I» «VWIMUI A b o » n e m ent: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich l. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Aunahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 148. Dienstag, den 30. Juni 1903. 30. Jahrgang. Gebäudeversicherung. Die nachstehenden Vorschriften über die Anmeldung zur Landesbraudversicherungsanstalt werden hiermit in Erinnerung gebracht. Anmeldepflichtig sind: a) jedes aus roher Wurzel oder nach vorhergegangenem Brande neu Hergestellle, oder durch Dismembration erworbene versicherungspflichtige Gebäude oder andere dergleichen Objekt, 0) jede Veränderung an einem bereits versicherten Objekte in seinem Bestände oder seiner Be schaffenheit, wodurch sich überhaupt dessen Wert um mindestens 5 Prozent erhöht oder vermindert, v) jede solche Veränderung in der Benutzung des versicherten Objektes, wodurch dessen Ver setzung aus der bisherigen Beitragsklasse in eine andere bedingt wird, ä) jede Abtragung eines Gebäudes, wenn dessen Wiederherstellung nicht beabsichtigt wird, v) jedes interimistisch errichtete Gebäude. Die Anmeldung hat in den Fällen a, d und 6 von Zeit der Vollendung des Baues oder der Veränderung an, in dem Falle c von Zeit der eingetretenen veränderten Benutzung an binnen längstens 14- Tagen oder, dafern in den Fällen a bis c das anzumeldende Objekt vor seiner völligen Herstellung zur Benutzung gelangt, von Zeit der Ingebrauchnahme an binnen gleicher Frist zu erfolgen. In dem Falle ä kann die Anmeldung sofort nach erfolgter Abtragung geschehen. Bei Neu- und Vergrößerungsbauten ist die Anmeldung zur Versicherung schon von Zeit des Baubeginns an gestattet. Der Eigentümer bleibt solchenfalls jedoch verpflichtet, zum Zwecke der Katastration eine nochmalige Anmeldung binnen der obengenannten Frist von 14 Tagen zu bewirken. Die Anmeldungen werden im Rathause, Zimmer Nr. 1, entgegengenommen. H o h c n st c i n - Er n st t y al, am 24. Jun: 1!>O3. Der Ltadtrat. I)i. Polster, Bürgermeister. W. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können Ireitag, den 3. und Sonnabend, den 4. Juli 1903 nur dringliche Sachen Erledigung finden. Hohenstein Ernstthal, am 27. Juni 1903. Königliches Amtsgericht. Der am 30. Juni a. c. fällige 2. Gerwin Hlenten ist spätestens bis den 6. Juli a. c. an die hiesige Octssteuereinnahme abzuführen. Oberlungwitz, den 27. Juni 1903. Der Hemeindevorstand. Lieberknecht. Auhhokz-Auktion aus Miederwaldenburg-Wemser Mevier. Montag, den 0. Juli 1903, sollen im Rosen- feld'schen Gasthose zu Remse von vormittags 9 Uhr an folgende im Forst Abt. 3 und 4, Höllberg 16, Naundorf 20 und 21, Callenberger Holz 31, Gers dorf und Klosterholz ausbereitete Hölzer, und zwar: 3 eichene Stämme von 16—25 cm Mittenst. 1131 fi., 4ki., 30 lä. Stämme v. 10—15 cm Mittenst. 247 - 8 - 3 - - - 16-22 - 38 - 4 - - - - 23 29 - 8 - 2 - - - - - 30 36 - 3 - - - 37 - 43 - 2 eichene Klötzer von 14 u. 17 cm Oberst., 2m lg. — fi.,69 ki., — lä.Klötzer v. 10 —15 cm Oberst. 10 - 32 - 1 - - - 16—22 - 7 - 6 - — - - - 23—31 - 1520 Nadelholzstangen von 2 4 cm Unterstärke, 580 - ' - 5—6 - 665 - - 7—9 - 960 - - 10—15 - versteigert werden. Aürstlichc Aorstverwaltung Ilicdcrwaldcnvurg- Uemse. Rach der Wahl. Auch die beiden letzten Stichwahlen in Lippe- Detmold, wo der Freisinnige Meyer-Jobst mit großer Mehrheit über den Sozialdemokraten Becker, und in Homburg (Wahl des Bauernbündlers) sind beendet, und das Wahlresultat ist «nnmehr fol gendes: Zentrum 102 Mitglieder, Sozialdemo kraten 82, Konservative 52, Nationalliberale 51, Freisinnige Volkspartei 21, Reichspartei (Frei- konservative) 19, Polen 16, Freisinnige Vereinigung 9, Elsässer 7, Süddeutsche Volkspartei 6, Bauern- bündler 7, Welfen 3, Christlich-Soziale 2, Natio nalsoziale 1, Däne 1, Fraktionslose (Wilde) 9. Es ist natürlich möglich, daß von den Wilden einzelne Herren dieser oder jener Partei beitreten werden und sind also kleine Aenderungen bis dahin noch naheliegend. Als zweitstärkste Fraktion des Reichstages hätten die Sozialdemokraten nach parlamentarischer Sitte das Recht, den Kandidaten für den Posten des ersten Vizepräsidenten zu stellen, und es wird daher eifrig erörtert, ob dies geschehen wird. Diese Frage ist aber längst prinzipiell entschieden. Schon vor 5 Jahren wurden die Sozialdemokraten befragt, ob sie als damals drittstärkste Partei den Posten des zweiten Vizepräsidenten für einen der ihrigen beanspruchten, natürlich unter der Bedingung, daß sich der eventuelle sozialistische Vizepräsident den Verpflichtungen gegenüber dem Kaiserhofe ebenso wenig entziehe, wie seine Kollegen. Diese Be dingung wurde von den Sozialdemokraten, wie auch nicht anders erwartet, abgelehnt, und damit entfiel die Möglichkeit der Wahl eines Mitgliedes des Präsidiums der sozialdemokratischen Partei. Heute liegen die Dinge noch wie damals. Dr. Theodor Barth ist, wie jetzt feststeht, in Kolberg-Köslin mit 10 818 gegen 10 888 Stimmen dem Kandidaten der vereinigten Parteien, Malke witz, unterlegen. Gegen die Gültigkeit der Wakl ist Protest erhoben und die Staatsanwaltschaft um die Verfolgung von Verbreitern von Wahl plakaten ersucht worden, in welchen gegen Barth schwere Anschuldigungen erhoben wurden. Man kann auf die Antwort des Staatsanwalts gespannt sein. Bei der Hauptwahl im Wahlkreise Potsdam wäre«, dem Frk. K. zufolge, im Bezirke Sanssouei, in dem nur Hofbeamte wohnen, 6 sozialdemokra tische Stimmen abgegeben. Jetzt, bei der Stich wahl, erhielt der sozialistische Kandidat keine Stimme. Thorn, 28. Juni. Gestern abend ging das Gerücht, der deutsche Kandidat Graßmann sei ge wählt, worauf sich Tausende von Polen in den Straßen ansammelten und unter Gejohle und Ge schrei vor die Redaktion der „Gazeta Torunsska" zogen, ivo sie Hochrufe auf den polnischen Kandidaten Brejski ausbrachten. Die Schutzleute wurden an gegriffen und '.rußten blank ziehen. Mehrere Personen wurden verhaftet. Von Laurahütte am Tage nach dem Wahl krawall entwirft das „Oberschl. Tzbl." folgende Schilderung: Laurahütte bietet heute das Bild einer argen Verwüstung. In der Nähe der Hütte und auf den Hauptstraßen staut sich eine große Meuschen- menge, die, heftig gestikulierend und die Ereignisse besprechend, aus- und abwogt. Unruhen und Exzesse kommen jedoch nicht vor. Das Hüttengasthaus, die Pfarrei, das Hüttenamt und einzelne Beamten häuser machen den Eindruck von Ruinen. Es gibt da kaum noch eine einzige Fensterscheibe, die ganz ge blieben wäre. Namentlich am Pfarrhause hat der Pöbel wie die Rotte Kora gehaust, sämtliche Fenster sind zertrümmert, Tür- und Fensterkreuze ein geschlagen, sogar einzelne Möbelstücke wurden demoliert. Die Verletzungen des Führers der Laura- Hütter Feuerwehr sollen, derselben Quelle zufolge, so schwer sein, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. * 4- Die Zahl der Wahlproteste wird dem Anschein nach nicht so groß sein, wie von der „Klosett-Wahl" ursprüglich erwartet wurde. Immerhin ist kein Zweifel, daß die Wahlprüfungskommission auch diesmal ausgiebig Arbeit bekommen wird. Anderer seits aber dürfte die Regierung, wie fie das Wahl geheimnis sicherte, so auch auf Beschleunigung des Ermittelungsverfahrens hinwirken durch ent sprechende Verfügung an die Landräte bezw. Amts- und Gemeindevorsteher. Es muß sobald als mög lich der unleidliche Zustand aus der Welt geschafft werden, daß Abgeordnete, deren Mandat nicht un anfechtbar feststeht, während eines großen Teiles der Legislaturperiode gesetzgeberisch tätig sind. In fremdländischen Parlamenten werden Wahlproteste als dringliche Angelegenheiten behandelt. So sollte es auch nn deutschen Reichstag sein, denn alle Parteien haben ein Interesse daran. Kieler Kaisertage, die durch die Anwesenheit des amerikanischen Ge schwaders, ein besonderes Gepräge erhalten, ver laufen programmgemäß. Der Kaiser widmet sich viel den fremden Gästen und tauschte mit dem amerikanischen Botschafter Tower Trinksprüche aus, in denen von den gemeinsamen Interessen der beiden Länder die Rede ist. Bei den Regatten hat bisher die Kaiserpacht „Meteor" die ersten Preise errungen. Am Sonnabend lief der neueste deutsche Kreuzer vom Stapel, den der Feldmarschall Graf Waldersee auf den Namen „Roon" taufte. Der Feier wohnten bei: Das Kaiserpaar, Prinz Heinrich von Preußen, der Reichskanzler, Admiralität und Generalität, sowie die amerikanischen Offiziere. Graf Waldersee führte in seiner Taufrede u. a. aus, es sei der Name desjenigen gewählt worden, der gleich bedeutend als Soldat und Staatsmann von seinem Kriegsherrn auserwühlt war, das große Werk der Armeeorganisation, diese Grundlage für eine weit ausschauend angelegte Politik, schaffen zu helfen, des Mannes, der als Kriegsminister und später als Marineminister durch die Zeit, die wir als Konfliklszeit zu bezeichnen gewohnt sind, die heißenKämpse furchtlos und treu, nirinals erlahmend, niemals zurückweichend geführt und dadurch seinem kaiserlichen Herrn die größten Dienste geleistet habe. Keine schönere Anerkennung hätte ihm zu teil werden können, als die, daß König Wilhelm ihm am Abend der Schlacht von Sedan zurief: „Sie haben mir das Schwert geschärft!" So lange es noch Menschen geben werde, die von Kaiser Wilhelm dem Großen und seinen Siegen gehört haben, da werde Roon immer mitgenannt werden. Während Fanfaren ertönten, glitt das Schiff in sein Element. Die Ehrenwache präsentierte. Der Kaiser nahm die Vorstellung des Arbeirerausschusses entgegen. Mittags speiste er an Bord des amerikanischen Flaggschiffes „Kearsarge". Später fand wieder Regatta statt. Am Sonntag hält der Kaiser Gottesdienst auf der „Hohenzollern" ab. Ueber das Mahl, das der Kaiser an Bord seiner Hacht den Amerikanern gab, wird berichtet: Die Tafelmusik brachte ausschließlich amerikanische Stücke. Kesselpauken, Trommeln, Triangel, Becken und Glockenspiel wurden reichlich in Arbeit gesetzt, einmal sogar das Tambourin. Mit besonderer Feierlichkeit ging abends 9 Uhr das Einziehen der Schiffsflaggen vor sich. Mit dem Glockenschlage kommandierte der wachthabende Offizier „Still- gestanden", die Flaggen gingen nieder, der Posten am Fallreep präsentierte, die Matrosen standen stramm, wo sie sich gerade befanden und die Musik spielte den holländischen Ehrenmarsch, dem das „Heil dir im Siegerkranz" und die amerikanische Hymne folgten. In Kiel reiht sich in den Begrüßungsfeiern für die amerikanischen Gäste ein Blatt an das andere. Kaiser Wilhelms Depesche an Herrn Roosevelt bildete den Anfang, dann kam der herzliche Dank des nordamerikanischen Präsidenten für die herz liche Aufnahme seiner Landsleute in dem deutschen Kriegshafen. An großer Galatafel trank hiernach der nordamerikanische Botschafter in Berlin auf das Wohlergehen des deutschen Kaisers, ein har- monischesZusammengehen beiderNationen wünschend, und Kaiser Wilhelm II. antwortete im gleichen Sinne mit einem Hoch auf Herrn Roosevelt. Nach dem Stapellauf des neuen großen Kreuzers „Roon" entsprach der Kaiser einer Einladung des nord amerikanischen Admirals Cotton an Bord von dessen Admiralitätsschisi „Kearsarge" mit dem Reichs kanzler, seinem Gefolge und zahlreichen höheren Offizieren, wo bei dem folgenden Mahl der Admiral Cotton das Wohl des Kasers mit herzlichem Dank für die freundliche Ausnahme ausbrachte. Der Kaiser trank auf die Gesundheit Präsident Roose velts und hoffte auf eineu baldigen neuen nord amerikanischen Flottenbesuch. Zugleich schenkte er dem Osfizierkorps des amerikanischen Admiralschiffes eine silberne Bowle. Abends war die ganze illustre Marineversammlung Gast des Kaisers an Bord der „Hohenzollern". Weiter hat der Kaiser jedes einzelne Schiff des amerikanischen Geschwaders genau besichtigt, und seiner Genugtuung über den guten Stand derselben Ausdruck gegeben. Auch die Aacht ms uordamerikanischeu Millionärs Vanderbilt ward besucht. Kiel ist von Fremden überfüllt, die vornehmen Seesportleute der ganzen Welt beinahe scheinen sich, in unserem Reichskriegs hafen ein Rendezvous gegeben zu haben. Von der Freundlichkeit und unermüdlichen Rastlosigkeit unseres Kaisers sprachen alle Fremden mit Be wunderung. Sonntag fand wieder Gottesdienst an Bord der Kaiseryacht „Hohenzollern" statt. Zur- großen Regatta, au welcher die Kaiserliche Renn- yacht „Meteor" teilnahm, hatte der Kaiser u. a. auch die bekanntennordamerikanischen Großmillionäre Armour, Vanderbilt und Summers geladen. Diese ganze Woche gilt nun mehr dem Sport der einzelnen Regatten. Alsdann tritt der Monarch seine ge wohnte Nordlandreise an, von welcher Anfang August, günstige Witterung vorausgesetzt, die Heim fahrt erfolgt. Das Befinden der Kaiserin ist, wie aus Cadinen gemeldet wird, vortrefflich. Eine Niederlage der Engländer. England hat die Lehren des Burenkrieges in dem ihm eigenen Größenwahn achtlos in den Wind geschlagen und sich dadurch durch eigene Schuld in eine Situation hineingerirten, die der in Süd afrika verzweifelt ähnlich sieht. Im Kampfe gegen den Mullah hat es soeben eine schwere Niederlage erlitten, die nicht mehr und nicht weniger bedeutet, als die gänzliche Vernichtung der Kolonne des Obersten Manning. Mit vollkommener Unter schätzung des Feindes und beispielloser Planlosigkeit hatten die Engländer den Kampf gegen den Mullah eröffnet. Bald sahen sie ein, daß sie mit den ver fügbaren Streitkräften nicht zum Ziele gelangen würden; es begann, gerade wie es in Südafrika geschah, die Periode der Nachschübe. Vor wenigen Tagen noch wurde General Egerton aus Indien herbeigerufen, der sich in den dortigen Grenzkämpfen Lorbeeren erworben hatte; mit ihm waren mehrere indische Regimenter in das Somaliland befördert worden. Trotzdem brachte der Mullah den Engländern eine schwere Niederlage bei, in dem er fünf englische Posten zwischen Burao und Bohotle vernichtete, wobei 39 englische Offiziere getötet und mehr als LOOO im Dienste der Engländer stehende Eingeborene gefangen genommen wurden. Die Zahl der gefallenen Mannschaften wird in den englischen Meldungen noch gänzlich verschwiegen, sie ist also jedenfalls eine außerordentlich hohe. Ueber die unerwartete Niederlage herrscht in London die äußerste Bestürzung und es wird behufs Be schwichtigung der Gemüter zu dem alten Mittel der Ableugnung gegriffen. Dieses Mittel ist aber so verbraucht, daß es gar nicht mehr recht wirken will. Daß die englische Heeresverwaltung die Ge fahr nachgerade erkannte, geht aus der Entsendung mehrerer Kriegsschiffe hervor, die ein Munitions-