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HihcnstmMnsWtr AMM Tageblatt für Lohenstein-Krnßtöak, Htierkungwih, Hersdorf, Acrmsdorf, Mernsdorf, Wüstenbmnd, Urspnmg, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. ------- Weitverbreitetes Jnsertions-Or-an für amtliche und Privat-Anzeigen. — Abonnement Bei Abholung Frei ins Haus monatlich monatlich 35 Pfg. 42 Pfg. die einzelne Nummer 5 vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Nr. 301 Sonntag, den 30. August 1903 30. Jahrgang Jusertionsgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Aunahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Jahrmarkt wird am 14. nnd 13. September d. I. im Stadtteile Neustadt abgehalten. ' Hohenstein-Ernstthal, am 29. August 1903. DerStadtrat. Ur. Polster, Bürgermeister. W. Bekanntmachung. Nachdem die Gemeinde-, Armen- und Feuerlöschgerätekassen-Rechnungen auf das Jahr 1902 geprüft worden sind, wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß dieselben von heute ab 4 Wochen lang während der Expeditionszeit zur Einsicht im hiesigen Rathause — Kassenzimmer — ausliegen. Gersdorf, am 15. August 1903. Der Gemeindevorstand. Göhler. Die Ermordung des amerikanischen Konsuls in Beirut. Auf die Ermordung des russischen Konsuls Rostkowsky in Monastir ist erschreckend rasch eine ähnliche Bluttat in Beirut gefolgt, der, wie bereits gemeldet, der dortige amerikanische Vizekonsul zum Opfer gefallen ist. Zur Ermordung des amerika nischen Vizelonsuls in Beirut, Megelsson, meldet der „Daily Telegraph" aus Washington: Der Vizekonsul wurde laut einem Kabeltelegramm des Gesandten Leishmann durch einen Schuß getötet. Präsident Roosevelt wurde von allen Einzelheiten benachrichtigt. Nach einer Washingtoner Laffan- Meldung ist der amerikanische Gesandte in Kon stantinopel, Leishmann, wegen der Ermordung des amerikanischen Vizekonsuls Megelsson in Beirut am 23. d. M. bei der Pforte vorstellig geworden. Der Konsul wurde auf einer Spazierfahrt ermordet. Die Persönlichkeit des Mörders ist noch nicht er mittelt. Sofort nach Empfang des Kabeltelegramms, das dem Staatsdepartement den Vorfall mitteilte, hatte der stellvertretende Staatssekretär Loomis eine Konferenz mit dem Unterstaatssekretär Adee. Danach wurde der Gesandte Leishmann telegraphisch angewiesen, sofort energisch einzugreifen, um der türkischen Regierung den Ernst der Lage klarzu machen. Er erhielt ferner Auftrag, die Verhaftung und Bestrafung des Mörders zu verlangen und der Pforte mitzuteilen, daß die Vereinigten Staaten nicht die geringste Verzögerung in der Angelegen heit dulden würden. Washington, 28. Aug. Wenige Stunden vor dem Eintreffen der Kabeldepesche des amerikanischen Gesandten in Konstantinopel, Leishmann, benach richtigte ein Telegramm der Missionsverwaltung in Boston das Staatsdepartement, daß der Ver such gemacht worden sei, das der amerikanischen Fremdenmission gehörige Gebäude, Euphrat College in Charput, Vilajet Diarbekir, in Brand zu stecken. Washington, 28. Aug. Das Staatsdeparte ment erhielt eine Kabelmeldung von dem amerika nischen Gesandten in Konstantinopel, Leishmann, welche besagt, der türkische Minister des Aeußeren leugne entschieden jede Kenntnis von der Ermordung des amerikanischen Vizekonsuls in Beirut ab und versuche, sie als unglaubhaft darzustellen. Die Entsendung amerikanischer Kriegsschiffe nach Beirut wird hier als eine Vorsichtsmaßnahme aufgefaßt. Bis die näheren Umstände der Ermordung amtlich genau bekannt sind, werden drastische Mittel nicht angeivendet. Das Marinedepariement kabelte um MMernacht an den Admiral Cotton nach Nizza, sofort nach Beirut in See zu gehen. Nizza, 28. Aug. Nachdem das amerikanische Geschwader, das nach der Küste von Tunis be stimmt war, heute nacht den Befehl erhalten hat, nach Beirut abzugehen, werden heute abend 6 Uhr die Kriegsschiffe „Brooklyn" und „San Franzisko" sich nach Genua begeben, wo sie sich mit dem „Machias" vereinigen, um, nachdem sie Kohlen eingenommen, die Reise nach Beirut anzutreten. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 29. August. Da» Kaiserpaar kehrt am heutigen Sonnabend nach Berlin zurück, wo am Sonntag im Zeughause große Fahnenweihe stattfindet. Am Montag folgt die Parade der ge samten Gardekorp» vor dem Kaiser. — Im Eisenbahnministerium zu Berlin wird gegenwärtig ein neuer Plan einer Reform ausge- arbeitel, die bi« zum Dezember mit allen Berech nungen fertiggestellt, dann der Generalkonferenz der deutschen Eisenbahnen vorgelegt werden und am 1. April 1904 in Kraft treten soll. Die Grund idee ist die, daß nur noch eine Fahrkartenkategorie für die einfache Fahrt in den Personenzügen, also bei Wegfall der Schnellzug«-, Rückfahrt-, Sonntagr und festen Rundreisekarten zur Ausgabe kommen soll, und zwar zu den Grundtaxen von 6, 4, 2*/, und 1^ Pfennig pro Kilometer für die vier Wagenklassen. Für Schnellzüge wird ein Zuschlag von 1 Pfennig pro Kilometer im Zuge selbst erhoben. — Die bei dem Reichskomitee zu Gunsten der durch Hochwasser Geschädigten bi« zum 15. August eingegangenen Beiträge betragen 105 379 Mk. — Unsere englischen Vettern. Die in Deutsch land freudig begrüßte Mitteilung, daß der fran zösische Präsident für die Ueberschwemmten in Schlesien 5000 Fr. gespendet hat, veranlaßt die Staaltb.-Zlg. zu der berechtigten Frage, wo denn der englische Botschafter bleibt, dessen Nation so ost den Ausfluß deutschen Wohltätigkeitsdrange» zu ihrem Vorteil empfunden hat. „Wir erinnern nur daran, daß vor kurzem erst auf Wunsch unseres Kaiser» die Börsenherren unter dem Reichrbank- pcäsidenten Koch zusammenlraten, um für die Not leidenden in Indien eine 'Spende zu geben, obwohl die englische Regierung durch ihr Au«beutungr- system in Indien die dortige Not direkt heraujbe- schworen hatte. Man sieht, mit der Liebenswürdig keit gegen England kommt man nicht einen Schritt vorwärts. Im Gegenteil, man erntet dafür nur Spott und Hohn." Da« Kaiserwort „Blut ist dicker als Wasser" findet in England keinen Re sonanzboden. — Der Au«bildung der Mannschaften unserer Marine in der Funkentelegraphie soll die denbar g-ößle Aufmerksamkeit gewidmet werden. Es finden noch in diesem Jahre drei vierwöchentliche Kurse zur Ausbildung statt. — Der 44. Genossenschaftrtag in Danzig nahm eineu Antrag an, der Maßnahmen zum Schutz gegen zahlungsunfähige und börwillige Schuldner fordert. — More«net bei Aachen bleibt vorläufig neu tral. Dagegen wird der neuen Spielhölle in Alten berg der Garaus gemacht werden; die Wünsche Preußen» und Belgiens stimmen in dieser An gelegenheit überein. Da» Spielnest Monte Carlo bildet schon einen reichlich großen Schandfleck für Europa. Oesterreich-Ungarn. — Kaiser Franz Joseph wird, wie da« „Un garische Telegr.-Korr.-Bur." meldet, wahrscheinlich am 4. oder 5. September den neuen Minister präsidenten designieren. Die für diese Zeit ange sagte Teilnahme an den in Süd-Ungarn statt findenden Manövern wird au« diesem Grunde nicht erfolgen. — Wie verlautet, wird der für November in Aussicht genommene Zarenbesuch in Wien infolge der Ereignisse auf dem Balkan auf einen früheren Zeitpunkt verlegt. Der ^ar wird sich bei seinem Besuche, den er dem Kaiser Franz Joseph abstattet, fünf Tage in Oesterreich aufhalten. Ein Militärzug ver unglückt. Ein furchtbares Eisenbahnunglück hat sich in der Nacht zum Freitag in Oberitalien zugetragen. Aus Udine wird darüber gemeldet: Zwischen den Stationen Pasian, Schiavonesco und Codroipo sind ein Militärtransportzug und ein Güterzug zusammen gestoßen. Mehrere Personen, darunter ein Offizier, wurden getötet; eine Anzahl Personen verwundet. — Eine weitere Meldung besagt: Der erste Hilfs zug traf an der Stelle, wo das Eisenbahnunglück sich ereignete, um 11 Uhr abends ein. Die Ret tungsarbeiten wurden sofort begonnen. Tot find ei» Hauptmann des 14. Regiments, 15 Sol daten, der Maschinist und der Heizer des Zuges. 60 Verwundete wurden unter den Trüm mern hervorgezogen, darunter Oberst Bona. Ein zweiter Hilfszug kam nachts 2 Uhr an. Rom, 28. Aug. „Messaggero" veröffentlicht in einer Extraausgabe folgende Einzelheiten über das Eisenbahnunglück: Der Zusammenstoß erfolgte um 10 Uhr abends zwischen den Zügen Nr. 2465 und 2468. Der Zug 2465 kam von Udine und war völlig mit Soldaten besetzt. Bei Beano sah der Lokomotivführer einen anderen Zug mit Voll dampf entgegenkommen und gab sofort Gegendampf. Der Zusammenstoß, der nicht mehr zu verhindern war, war furchtbar. Die Wagen beider Züge stürzten übereinander und wurden zertrümmert. Die Dunkelheit machte den Vorgang noch schreck licher, steigerte die Verwirrung und verzögerte die Hilfeleistung. Erst nach zehn Minuten gingen Meldungen nach Codroipo und Pasian Schiavonesco ab, mit der Bitte um Hilfeleistung. In Erwartung eines Hilfszuges versuchte man die Verwundeten aus den Trümmern zu befreien, was wegen der Dunkelheit schwierig war. Nach Eintreffen des Hilfszuges wurden die Rettungsarbeiten erfolgreich fortgesetzt. Bis Mittag wurden 15 Tode und 60 Verwundete geborgen. Letztere, von denen 12 lebensgefährlich verletzt sind, wurden nach Udine gebracht. Man glaubt, daß das Unglück dadurch veranlaßt worden ist, daß der Militärzug 2465 verspätet von Udine abgegangen, und, um die Verspätung einzuholen, mit größerer Geschwindig keit gefahren und dann mit dem Güterzug 2468 zusammengetroffen ist, der, von der anderen Seite kommend, die Strecke für frei hielt. Wie das Blatt weiter mitteilt, ist das Unglück der Ueberbürdung der Eisenbahnbeamten zuzuschreiben, die nicht in gehöriger Weise abgelöst worden sind. Eine uns heute zugegangene Depesche lautet: Der Militärzug beherbergte 2 Bataillone des 114. Infanterie-Regiments und bestand aus 16 Wagen, die alle zertrümmert wurden, ebenso 2 Wagen des Güterzuges. Bisher sind 16 Tote unter den Trümmern hervorgezogen worden. Man befürchtet, daß die ungeheuere Masse Wagenteile noch weitere Tote birgt. Verwundet sind über 100 Personen, davon 37 schwer, zum Teil tätlich. — Dem „Gior- nado d'Jtalia" zufolge wurden der Lokomotiv führer des Militärzuges und der Stationsvorstand von Pasian Schiavonesco wegen Nachlässigkeit ver haftet. _ Oertliched und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 29. August. *— In Pen Hundstagcn haben wir gefroren und vor Sturm und Regen wenig aus dem Hause ge konnt. Wird der Nachsommer eine Entschädigung für die uns entgangenen Hochsommerfreuden bieten? Besonders verheißungsvoll läßt er sich im allge meinen nicht an und es kann leicht geschehen, daß der Uebergang zum Herbst dem letzteren selbst ähnlich sieht wie ein Ei dem anderen. Aber mag die Sonne heute und in den nächsten Wochen auch bei Tage noch ihre Kraft erproben und uns die Schweißperlen auf die Stirne locken, ihre Herr schaft ist doch bereits schwer erschüttert. Sie ist weit davon entfernt, noch eine absolute Herrscherin zu sein, sie gleicht schon den Fürsten in parlamen tarisch regierten Staaten, sie ist von Zufälligkeiten und Schwankungen aller Art abhängig. Die stete und längst auch äußerlich wahrnehmbare Abkürzung ihrer täglichen Herrschaftsdauer hat ihren Einfluß in bedenklicher Weise untergraben. Die immer länger werdenden Nächte sind so kühl, daß die Morgensonne einen erheblichen Teil ihrer Kraft aufwenden muß, um die Abkühlung der Nacht zu verscheuchen. Hindern nun gar noch dichte Wolken schleier die Entfaltung ihrer Wärmeausstrahlung, kommen ihr widrige Winde in die Quere, dann könnten Zweifel erwachen, ob die ewige uralte Lichtbringerin denn überhaupt noch im Regiments sitze. Aber hinweg mit solchen Zweifeln, mit den Nachtstürmen und den grauen Novembernebeln hat es noch Zeit; einjtweilen befinden wir uns noch in der Nachsommerzeit, in der sich die Sonne recht gut auf einige Tage verhüllen kann, ihre Macht aber noch keineswegs so eingebüßt hat, daß wir nicht mehr auf schöne und warme Tage rechnen könnten. Mit den schönen und warmen Abenden ist es für dieses Jahr allerdings vorbei. Der friedliche Schein der Lampe versammelt die Fa milienmitglieder jetzt wieder Abend für Abend zu trautem Beisammensein. Ernste und heitere Lektüre füllen wieder die länger und länger werdenden Abende aus, auch Gesellschaftsspiele, Handarbeiten und dergleichen amüsante und nützliche Tätigkeiten, die während der Sommermonate mehr oder weniger geruht hatten, treten wieder in ihre angestammten Rechte ein. So vollzieht sich das Abschiednehmen vom Sommer mit einer gewissen Heiterkeit des Gemütes. Was der Sommer zerstreute, vereinigt der nahende Herbst wieder in der heimlichen Enge des Wohnzimmers. Es dreht sich das Rad der Zeiten in unaufhaltsamem Lauf, es ziehen Früh ling, Sommer, Herbst und Winter in ununter brochener Flucht an uns vorüber, als flögen sie davon. Je älter wir werden, um so mehr em pfinden wir das Verlangen, in die Speichen des Zeitrades einzugreifen und seinen hastigen Lauf aufzuhalten. Vergebliches Beginnen. Es kreist und schwirrt und saust, bis der Lebensfaden abge laufen ist, der deine und der meine und der Millio nen von Geschöpfen, die nach uns über die Erde wandeln werden, und steht auch dann nicht still, sondern läuft fort in alle Ewigkeit, deren Grenzen der menschliche Verstand nicht zu ergründen vermag. * — Für den morgigen Sonntag sind in un serer Neustadt wieder einige Festveranstaltungen vorgesehen. Einmal feiert die wackere Neustädter Turnerschaar ihr diesjähriges Stiftungsfest, ver bunden mit einem Schauturnen, zum anderen hält die Filiale des deutschen Textilarbeiter-Verbandes ihr Gewerkschaftsfest mit Kinderbelustigung ab. Die in der Oststraße prächtig gelegene Turnhalle mit Turnplatz wird bei günstiger Witterung das Ziel Vieler sein, um den stets vorzüglichen Leistungen unserer Turner beizuwohnen. Und daß man be strebt ist, wieder tüchtiges zu leisten, ersieht man daraus, daß in den letzten Wochen die Turnhalle recht oft erleuchtet war. Aber auch Kinderfeste regen die Gemüter unserer Kleinen schon mehrere Wochen zuvor auf, und es wäre hartherzig, wollte man den Kleinen — etwa 300 an der Zahl — die nur zu oft schon den Haushaltsetat der Eltern durch ihrer Hände Arbeit ergänzen helfen müssen, nicht ein freundliches Wetter wünschen. Beide Veranstaltungen würden bei ungünstiger Witterung stark beeinträchtigt werden. Hoffen wir also das beste! * — Jahrmarkt. Der diesjährige Neustädter Jahrmarkt findet am 14. und 15. September statt. * — Garde-Kompagnie. Das für vergangenen Dienstag aus Anlaß des Preis- und Königsschießens der priv. Schützengesellschast „Garde-Kompagnie"