Volltext Seite (XML)
Zum Kömgstag. Laß nun jubelnd dar Dir bringen, Was uns froh die Brust bewegt, Die Gefühle, die durchdringen Unser Herz, das freudig schlägt, Hoher König, Dir entgegen Heut an Deinem Ehrentag — Deinem Hause Heil und Segen Der Allmächt'ge spenden mag! Mög von Deinem Haupte wenden Ab er Leiden und Gefahr, Schenken Dir mit milden Händen Goldene Zukunft, sonnenklar — Schwere Zeit hat Dich betroffen In des letzten Jahres Lauf — Laß nicht ab vom schönen Hoffen, Daß aus allen Dunkeln auf Herrlich strahl'nd sich wird erheben Neuen Tages Rosenlicht, Wie wenn Sonnenschein mit Beben Durch die grauen Wolken bricht. Baue auf des Volkes Treue, Suche all' Dein Glück in ihr. — So laßt jubeln uns aufs neue: König, Herrscher! Heil sei Dir! Markranstädt. Adolf Dreßler ju». Oertliches «nd Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 7. August. *— De Sparrgusch', die anläßlich des vor jährigen Volksfestes vom Erzgebirgsverein in außer gewöhnlich hoher Auflage herausgegebene Festzeitung, erscheint wegen diverser anderwerter neuer Dar bietungen in diesem Jahre nicht. Freunden eines gesunden Humors hat dieselbe, wie noch erinnerlich sein dürfte, viel Vergnügen bereitet. Da die „Sparrgufch'" zeigt, welch gemütlicher, frisch- und feucht-fröhlicher Geist die Volksfeste des Erzgebirgs vereins durchweht, so legen wir einem Teile der heutigen Ausgabe unseres „Anzeigers" die vom vorigen Feste übrig gebliebenen Nummern bei, hoffend, daß sie dem Leser auch jetzt noch Freude bereiten und für das diesjährige Fest, das bekannt lich nächsten Sonntag und Montag stattfindet, Interesse erwecken wird. Wie wir schon mehrfach an dieser Stelle hervorgehoben haben, bietet das heurige Volksfest gegenüber den vorhergegangenen eine ganze Menge Neuheiten, die dem Vereine be deutende Kosten und den Mitwirkenden viel Arbeit auferlegt haben, den Besuchern aber zweifellos eitel Freude und Genuß bereiten werden. Trage da rum ein jeder dazu bei, daß die außerordentlichen Mühen, deren sich ein großer Teil unserer Mit bürger und Mitbürgerinnen in selbstloser Weise unterzogen hat, durch einen zahlreichen Besuch den verdienten Lohn finden und der dem Feste zugrunde liegende edle Zweck eine gedeihliche Förderung er fahren möge. Gleichzeitig machen wir noch besonders aus die im Inseratenteil der heutigen Nr. enthaltene Festannonce aufmerksam. Allen unseren lieben hiesigen und auswärtigen Lesern aber rufen wir zu: „Auf fröhliches Wiedersehen auf dem Festplatze!" * — Ein größerer Menschcnauflauf entstand heute Nachmittag in der 2. Stunde an der Ecke der Lungwitzer- und Bahnstraße. Ein vor einem beladenen Kohlenwagen gespanntes Pferd kam durch irgend einen Umstand zu Falle und konnte sich nicht allein wieder erheben. Durch Eingreifen kräftiger Männer wurde das gefallene Tier bald wieder auf die Beine gebracht und konnte der Fuhr mann, nachdem er die bei dem Falle beschädigten Zugstränge wiederhergestellt hatte, mit seinem Fuhr werk seinen Weg fortsetzen. * — Warnung vor dem Genuß unreifen Obstes. Bei der jetzt eingetretenen Obstzeit kann nicht genug vor dem Genuß unreifen Obstes durch Kinder gewarnt werden. Dasselbe ist durchaus schädlich und verursacht zahlreiche schwere Krank heiten, wie Ruhr und Darmerkrankungen. Die Verdaulichkeit des Obstes ist, verschiedener in dem selben enthaltener unverdaulichen Stoffe, wie Cellu lose, Epidermus und Farbstoffe, halber durchaus kein« so leichte, als allgemein angenommen wird, und empfiehlt es sich deshalb für Personen mit schwachem Magen, das Obst nur gekocht zu ge nießen. Die Schalen und Kerne müssen soviel als möglich entfernt werden, da dieselben der Ver dauung hinderlich sind und auch die gefährliche Blinddarmentzündung Hervorrufen können. * — Viele Obstpächter sind der irrigen An sicht, daß sie berechtigt seien, eine sofortige Pfän dung «Geldstrafe) beim Betreffen der Entwendung von Obst verhängen zu können. Dies ist jedoch gesetzlich unzulässig, vielmehr muß Anzeige zur Bestrafung bei der zuständigen Behörde erstattet werden. * — Die Aktien der Leipziger Bank in Konkurs sind, wie schon mitgeteilt, vom Kurszettel der Leipziger Bank für immer gelöscht worden. Einst die erste Bank des Königreichs Sachsen, mit dem Notenprivileg ausgerüstet und das non plus nitirr an Sicherheit gewährend, geht das Institut, dessen Aktien bald 64 Jahre auf dem Leipziger Kurszettel figurierten, rühmlos unter. Jahrelang hatten die Aktien nicht viel über pari, etwa 120 bis 130, notiert, da die Verwaltung durch ihr ganzes Geschäftsgebahren die Erzielung hoher Dividenden gar nicht anstrebte. Dann kam die neue Aera; 'man wurde modern; Ende 1897 stand der Kurs 193 30 Geld und am Dienstag notierte er zum letzten Male 0,30 Brief. Der Rest der Konkursmasse ist verkauft und auch der Zeitpunkt steht unmittelbar bevor, daß der Konkursverwalter seine Akten schließt. Dann werden des stolzen Instituts nur noch die beklagenswerten Opfer einer schlechten Wirtschaft gedenken, die sich heute ver geblich müheu, für ihren Aktienbesitz eine aus reichende Entschädigung zu erlangen. *— Fahrpreisermäßigung für Krieg-in validen- Auf den sächsischen und preußisch- hessischen Staatseisenbahnen ist eine bemerkenswerte Neuerung zu Gunsten der Mitkämpfer aus den Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71 einaeführt worden. Hiernach wird den vom Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz unterstützten Kriegsveteranen zum Besuche von Kurorten eine Ermäßigung der Fahrpreise in der Weise gewährt, daß sie in 2. und 3. Wagenklasse aller Züge auf halbe einfache Personenzugskarten oder halbe Rück fahrkarten befördert werden. Die Schnellzüge können ohne Zuschlag benützt werden, während bei Be nützung der D-Züge die tarifmäßige Platzgebühr zu entrichten ist. Soweit Verbindungen bestehen, in denen nur Fahrkarten mit Giltigkeit für alle Züge ausgcgeben werden, beschränkt sich die Er mäßigung auf den halben Fahrpreis dieser Karten. Ein Anrecht auf die Fahrvergünstigung genießen nur diejenigen Kriegsteilnehmer, die sich durch eine auf den Namen lautende Bescheinigung des Zen tralkomitees der deutschen Vereine vom Roten Kreuz mit der darin enthaltenen Bestätigung aus weisen, daß dem Inhaber vom Zentralkomitee eine Unterstützung und von der Kuranstalt der Gebrauch der Bäder oder anderer Kureinrichtungen unentgeltlich oder zu ermäßigten Preisen bewilligt worden ist. Die von dem Schalterbeamten abzu stempelnden Ausweise müssen bei Beendigung der Fahrt abgegeben werden. Die Inhaber solcher Bescheinigungen genießen 25 Kilogramm Freigepäck. Die Einrichtung ist versuchsweise getroffen worden und gilt zunächst nur im laufenden Jahre. * Oberlungwitz, 6. August. Dem Straßen wärter Herrn Frdr. Wilh. Grund hier ist von Sr. Maj. dem König das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. * Dresden, 6. August. Der Ueberschuß der deutschen Städtc-Ausstellung beläuft sich gegen wärtig bereits auf rund 60 000 Mk., sodaß also der Garantiefonds in Höhe von 50000 Mk. be reits gedeckt ist. Man hofft, die Gesamtsumme auf 100 000 Mk. steigern zu können. * Dresden,86. August. Herr Hartwig, der Direktor des Centralverbandes deutscher Hausbe sitzer, erklärte auf dem Verbandstag, erwerbe zum Jahresschlutz sein Amt niederlegen. * Dresden, 6. August. Nach einer Mitteilung des Aufsichtsrates der Kitson-(Licht-)Aktiengesellschafl ist der kürzlich verhaftete Direktor dieser Gesellschaft, Herr Gerhard Wauer, gestern ohne Gerichtsbeschluß vom Staatsanwalt auf freien Fuß gesetzt worden. * Leipzig, 7. August. Wie aus Tirol gemeldet wird, stürzte ein hiesiger Tourist vom Hochgall ab und erlitt Verletzungen an Händen und Füßen. * Leipzig. In den „Leipziger Neuesten Nach richten" Nr. 182 macht das Restaurant Fröhlich in der Wintergartenstraße 14 zu Leipzig folgendes bekannt: „Gesucht wird sofort oder 1. August ein junges Mädchen, welches sich zum kalten Ausschnitt eignet." (Armes Mädchen!) * Zwickau, 6. August. Im diesjährigen Haus haltplan unserer Stadt sind 30 000 Mk. als vierte Rate für die Einrichtung des Weißenborner Sladt- waldes zu einem Stadtpark eingestellt. Von diesem Verfügungsgelde wird in diesem Jahre der letzte Trakt der vor drei Jahren begonnenen prächtigen Waldparkstraße, die eine Verbindung der Orte Marienthal (jetzt Stadtteil) und Weißenborn Her stellen und den städtischen Waldbesitz in Weißen born dem Verkehr erschließen soll, vollendet und die Herstellung mehrerer Waldteiche und sonstiger Nebenanlagen bewirkt. Die Herstellungen gehen ihrer Vollendung entgegen. * Plauen i. V, 6. August. Am Sonntag ist bei Thoßfell ein Radfahrer aus Gansgrün, der einen Revolver bei sich trug und angeblich ge schossen hat, in den Verdacht der Wilddieberei ge kommen und von einem Waldwärter angehalten worden. Als infolge des Wortwechsels, der sich zwischen den Beiden entspann, ein als Gast auf dem Rittergute Thoßfell weilender Herr Hinzukain und der Radfahrer flüchtete, entlud sich auf un aufgeklärte Weise das Gewehr des genannten Herrn und die Ladung drang dem Radfahrer, der sich einmal umgeseheu hatte, in die Vorderseite des Körvers. Der Verwundete, der etwa 30 Jahre alt ist, befindet sich im hiesigen Krankenhause und ivar noch nicht vernehmungsfähig. Sein Zustand ist aber befriedigend. Die Angelegenheit, die daS Gerichl beschäftigt, bedarf noch der weiteren Auf klärung. — In Altjocketa ist die Tochter des Ge meindevorstandes Eckardt beim Kirschenpflücken vom Baum gestürzt und in einen Stacketzaun gefallen, auf dem sie sich aufspießte. Die Ver letzungen des Mädchens sind bedenklich. * Plauen i. V, 6. August. In einer gestern abend abgchallenen Maurerversammlung, hie von etwa 100 Maurern besucht war, ist der Streik, wie man es nannte, „vertagt" worden. Der Streik ist also beendet; er begann am 29. Juni dieses Jahres. — Heute früh ist der nördliche Teil der Papierfabrik von Geipel durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Lumpenniederlage und Sortier raum, sowie mehrere Maschinen sind vernichtet worden. Der Schaden ist beträchtlich, der Betrieb jedoch nicht gestört. * Reichenbach, 6. August. Von einem neuen schweren Schicksalsschlage betroffen wurde hier die Familie des Stadtrats Paul Schieber. Nachdem ihr schon vor mehreren Jahren ein Sohn durch Absturz im Kaisergebirge tödlich verunglückte, stürzte vor ca. 8 Tagen in seiner Wohnung der 31jährige, verheiratete zweite Sohn, Jacques Schieber, rück lings die Treppe hinab und zog sich eine derart schwere Gehirnerschütterung zu, daß er ihr jetzt im Kreiskrankenstift Zwickau erlegen ist. * Wiedersberg i. V, 6. August. In der an der bayrischen Grenze gelegenen Kiesgrube zu Spielberg war Ende voriger Woche das Richtersche Ehepaar beschäftigt, die zur Wegbesserung benötigten Steinmassen herauszuschaffen. Durch eine nieder gehende Erdwand wurden bei dieser Arbeit sowohl die erst 26 Jahre alten Eheleute, als auch der älteste, 4jährige Sohn Richters, welcher in der Kiesgrube spielte, verschüttet und Mutter und Kind auf der Stelle getötet. In der Nähe auf dem Felde arbeitende Leute befreiten den Mann, der noch lebte, von der auf ihm liegenden Gesteinslast, am Tage darauf verschied er aber ebenfalls. * Wurzen, 5. August. Als vorgestern der Wildhändler Julius Werner auf seinem hinter dem Bahnhofe liegenden Felde mit dem Einfahren von Getreide beschäftigt war, gingen ihm die Pferde durch. Im Begriff, sie festzuhalten, geriet er unter den Wagen und wurde dabei so schwer verletzt, daß er auf der Stelle verstarb. * Kamenz, 5. August. Gestern, am 61. Jahres tage des großen Stadtbrandes zu Kamenz, brach morgens */,2 Uhr im Betri.bsgebäude der Loh gerberei von H. I. Kehr Feuer aus, welches einen großen Umfang annahm und in kurzer Zeit das ganze ziemlich umfängliche Haus in Asche legte. Dem Besitzer ist dadurch ein großer Schaden und eine langdauernde Geschästsstörung erwachsen, in dem sämtliche Betriebseinrichtungen, die Lohmühle nebst Zubehör, große Vorräte an Ledern, Lohen, Fetten u. a. m. vernichtet sind. Es gelang dem tatkräftigen Eingreifen der Feuerwehren, das Kessel haus nebst Dampfmaschine zu retten und eine Weiterverbreitung des Feuers auf die Nachbarge bäude zu verhüten. Der Einsturz der Dampsesse bewirkte schließlich noch eine teilweise Zerstörung des Mauerwerks. Gerichtssaal. 8 Die Strafkammer zu Zwickau verurteilte vorgestern zwei gefährliche Einbrecher, die Berg arbeiter Stoß au- Lichtenstein und Wengke au« Leubnitz, die lange Zeit hindurch Zwickau und seine Umgebung unsicher machten, auch schon vielfach vorbestraft sind, zu 6 bezw. 3 Jahren Zuchthaus. 8 Aus Angst vor dem Examen. Dem 17 Jahre alten Privatschüler Hermann Ronneberger in Leipzig graute vor Ablegung de» Einjährig- Freiwilligen-Examen», zu dem er sich angemeldet hatte, und er zog seine Anmeldung deshalb zurück. Um aber seine Eltern zu täuschen, wollte er sich die erforderlichen Zeugnisse selbst Herstellen — er bestellte deshalb bei einem Drucker Formulare für die bestandene Prüfung, bei einem Graveur einen Stempel der Kgl. Prüfungskommission und fälschte mehrmals in seinen Briefen den Namen eine» Be amten der Kgl. Kreishauptmunnschast. Dem Stempe!- schneider kam die Sach« verdächtig vor und auf seine Anzeige hin erfolgte die Verhaftung des Leicht sinnigen, welcher mit fünf Wochen Gesängni« be legt wurde. 8 Wegen Mogeleien bei der Gemeinderats wahl schickte die Koburger Strafkammer den Schult heißen Holand au« Betlelhecken sowie den Landwirt Liebermann auf 14 Tage in« Gefängnis. Bei der Wahl von zwei Gemeinderat-mitgliedern, die Holand al« Gemeindevorsteher leitete, und beider Liebermann al« Beisitzer zur Wahlkontrolle zugezogen^war, fielen aus zwei Kandidaten je 55 Simmen. Die beiden Lose, welche mit „gewählt" und „nicht gewählt" be schrieben waren, hielt Holand nun dem einen Kandi daten Landwirt Seidel vor, nachdem er ihm den die Wahl aussprechcuden Zetttl vorher bezeichnet batte, weil ihm Seidel al« Mitglied des Gemeinderat« an genehmer war. Der Betrug wurde jedoch aufgedecki, und muß Seidel nun gleichfalls acht Tage milsitzen. 8 Das Rcichsmilitärgericht verwarf die Revision de« Unteroffiziers Degen vom Kasseler Husarenregiment, der, wie wir s. Zt. berichteten, wegen Mordversuch» an seiner Braut zu 6 Jahren Zuchlhau« und Ausstoßung au» dem Heere verur teilt worden ist. 8 Der eifersüchtige Vater. Ein Einwohner in Eirieben hatte einen jungen Mann durchgeprügelt, weil er mit seiner Tochter Arm in Arm vom Tanz boden heimgegangen war. Die Sache kam vor Ge richt und dort sagte der Vorsitzende zum Vater, der sein Recht verteidigte: „Sie müssen Ihre Tochter vom Tanzboden zurückhalten. Sie können doch nicht alle Männer, welche mit ihrer Tochter verkehren, einfach durchprügeln." Da« Urteil lautete auf 20 Mk. Geldstrafe. 8 Gitschin, 7. August. Der Gutsbesitzer Maraschek, welcher gestern vom Schwurgericht wegen Ermordung seiner Frau zum Tode verurteilt wurde, Hal sich vergangene Nacht in seiner ^elle erhängt. - Kleine Chronik. * Berlin, 6. August. Die gewaltsame Befrei ung eines Mädchens aus dem Magdalenenstift in Teltow, wo jüngst eine Revolte stattfand, teilt der Berl. Lok.-A. mit. Es handelt sich um das dort zur Zwangserziehung untergebrachle Mädchen Frieda Sittel, die als Hauptzeuqin 'n einem Strafprozeß wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit vernommen werden sollte. Das Mädch wurde nachte von drei Männern aus der Zelle efreit und ist seitdem verschwunden. Die Männei hatten die 3 Meter hohe Mauer überstiegen und die hölzerne Umrahm ung deS Gitterfensters, hinter dem sich die Sittel befand, herausgesägt. Als die Wärterin Alarm schlug, wurde ibc mit Erschießen gedroht. Der Wachtposten, der sonst vor dem Hause zu patrouillieren pflegt, fehlte in jener Nacht. * Braunschweig, 6. August. Die TyphuSer- krankungen unter den 400 Kindern, die unter Führ ung von Lehrern während der Ferien in einem benachbarten Holze Waldspiele geübt haben, nimmt noch zu, auch einige Erwachsene sind bereits erkrankt, bi- jetzt nehmen indes die Erkrankungen einen gut artigen Verlauf. Seither waren amtlich 75 Fälle bekannt, 21 Kinder waren ins Krankenhaus gebracht. Die Ermittelungen nach dem Seuchenherd sind bis jetzt noch ohne bestimmtes Ergebnis geblieben. Die Polizeidirektion erließ eine Warnung, iu der cs heißt: „Da es sehr wohl möglich ist, daß noch mehr von den an den Waldspielen beteiligten Kindern erkranken werden oder vielleicht, ohne daß die Eltern es bisher bemerkt haben, bereits erkrankt sind, kann den Eltern aller dieser Kinder nicht dringend genug empfohlen werden, dieselben einem Arzte zur Unter- suchung und Beobachtung zuzufühlen. Je frühzeitiger derartige Erkrankungen erkannt werden und in Behandlung kommen, einen um so milderen Verlauf pflegen dieselben zu nehmen. Weiterhin empfiehlt eS sich besonders bei kinderreichen Familien oder solchen, bei denen eS an ausreichenden Räumlichkeiten oder geeigneter Pflege fehlt, die erkrankten Kinder einem Krankenhause zu übergeben, damit nicht noch weitere Erkrankungen in der Familie durch Ueber- tragung entstehen. ES wird gewarnt vor Genuß von NoheiS, ungekochter Milch und ungekochtem Brunnenwasser". * Kassel, 6. August. Auf dem Neubau der Maschinenfabrik von Henschel brach ein Gerüst zu sammen. Vier Arbeiter stürzten ab und wurden schwer verletzt. * Mannheim, 6. August. Hier wurden heute der Inhaber der Wach- und Schließgesellschaft in Mannheim und Mainz, Moritz Bärmann und sein Buchhalter, der Kaufmann Otto Wendelmut, verhaftet. Ueber die Ursache der Verhaftung zirkulieren ver schiedene Gerüchte. * Eisenach, 7. August. Im JohanneSpark wurde die Leiche deS Amtsrichters Schorn aufge funden, der sich durch einen Schuß in den Kopf getötet hatte. * Posen, 6. August. In Pinne sollte ein Kind zu Grabe getragen werden, als ein scheu ge wordenes Pferd mit seinem Gespann in den Leichen zug hineinraste. Der daS Kreuz tragende Chorknabe wurde umgerissen und am Kopfe schwer verletzt, daS Kreuz zerbrochen. Einem Manne, welcher den Kindersarg trug, gingen die Wagenräder über den Kopf, so daß die Schädeldecke bloßgelegt wurde. Auch noch andere Personen kamen zu Schaden. Der Sarg zerbrach, die kleine Leiche wurde auf die Straße geworfen und ebenfalls überfahren. Die Mutter mußte die Trümmer deS Sarge» und ihr totes Kind in der Schürze nach dem Friedhöfe tragen. Einer der Verletzten liegt so schwer dar nieder, daß er kaum mit dem Leben davonkommen wird. * PrivaS (Dep. ArdenneS), 6. August. Bei der Abreise der Klosterschwestern von Jssarlös stürzte ein Wagen mit 2 Nonnen in eine Schlucht. Die eine Nonne ist tot, die andere lebensgefährlich verletzt. * Lyck, 5. August. Als am 3. dieses MonatS nachmittags zwischen 1 und 2 Uhr der Königsberger Zug die Strecke Jucha-Woszellen passierte, bemerkte der Lokomotivführer auf einer Brücke bei Jucha ein ungefähr 1'/, Jahre altes Mädchen, welches bei Annäherung des Zuges von der hochliegenden Brücke etwa zehn Meter tief in den Fluß hinabstürzte. Es gelang glücklicherweise, den Zug schnell zum Stehen zu bringen; ein Schaffner entkleidete sich inzwischen eiligst, sprang in den tiefen Fluß hinein, und eS glückte dem braven Mann, das schon untergegangene Kind zu retten. Das Kind hatte infolge des Sturzes einige Schrammen am Körper, war aber sonst wohlauf. Der im Zuge anwesende Dr. Lemke- Prostken nahm sich des Kindes an, das — wie sich später herausstellte — einem Streckenwärter gehörte und entlausen war. Vermischtes. 1 Kostbares Kinderspielzeug. In einer sehr angesehenen Franksurter Familie sollte kürzlich ein Familienfest begangen werden. E« fehlten einige Familienpapiere; da« älteste Glied der Familie er innerte sich, daß sie in einem eichenen Koffer seit einem halben Jahrhundert wohl ausbewahrt seien. Der Koffer stand mit anderen Sachen in einer so genannten Rumpelkammer. Er wurde gesucht, Pa piere aber wurden nicht gefunden, dagegen zwei in Papier verpackte Geigen. Die sollten dem Enkel al« Spielzeug dienen und wurden zum Geigenbauer Muschle gesandt, um sie etwas Herrichten zu lassen. Derselbe entdeckte, daß das eine Instrument eine „Stradivari»«", da« andere eine „Amati" sei und daß beide zusammen einen Wert von rund 30 000 Mark hätten. Der Enkel wurde mit anderem „Spiel zeug" reichlich bedacht. P Ein vergeßlicher Schwiegersohn. Letzt hin begab sich eine Dame aus der Provinz nach Pari«, um ihre dort verheiratete Tochter zu besuchen. Sie hatte ihrem Gatten gesagt, in drei Tagen sei sie zurück; aber es vergingen acht und zehn Tage, ohne daß der alte Herr seine Frau wiedersah oder Nachricht von ihr erhielt. Er schrieb also an seine Tochter und erhielt von dem Schwiegersohn die über raschende Antwort: Aber Ihre Frau ist doch zwei Tage nach ihrer Ankunft gestorben und bereit« be erdigt. Habe ich cs denn vergessen, Ihnen zu schreiben, lieber Schwiegerpapa ? . . Der liebe Schwiegerpapa fand diese Vergeßlichkeit jedoch so sonderbar, daß er Anzeige erstattete. f Ein ausgewachsenes Kind mit zwei Köp fen wurde dieser Tage von der Frau de« Arbeiter« Niedziella in Gleiwitz geboren. Das Kind, ein Knabe, wurde tot zur Welt gebracht, doch hat e« nach ärzt lichem Gutachten bi« kurz vor der Geburt gelebt. Die beiden Köpfe haben sympathische Gestcht«züge und liegen einander zugekehrt. Die Hälse sitzen wohlgestaltet auf dem Rumpf, und zwei Wirbel fäulen lausen nahe aneinander den Rücken hinab. Einen wahrhaft schrecklichen Tod hat jüngst in Gethles (Prov. Sachsen) ein Waldwärter gefunden. Der Mann ist nacht« schlaftrunken abge stürzt und dabei auf einen Wagen gefallen; er muß mit dem Rücken auf die Spitze der hölzernen Wagen- leuse aufgeschlagen sein, denn erstere war ihm mit ihrer ganzen oberen Spitze bi« zum oberen Ring tief in den rechten Rücken eingedrungen. So war der Verunglückte, mit, den Füßen nach unten, frei schwebend hängen geblieben. ch Zähne von Tofen! Dem Leitmeritzer Fried- hostverwalter ging jüfigst folgende« Schreiben zu: „Geehrter Herr! Bei», Autheben belegt gewesener Grabstellen findet m»n bei einiger Aufmerksamkeit öfter» alte künstliche Lahngebisse, welche bither, da man keine Verwenduißz dasür hatte, unbeachtet bei seite geworfen wurden! Solche alte künstliche Zahn- gebtsse oder einzelne Lähne suche ich zu kaufen und bezahle für jede» S^:ck 10 Heller. E« lohnt sich diese zu sammeln ve.d sobald 50—70 Stück bei sammen sind, in eine:, leeren Zigarettenschachtel al« Muster, mit einer s ehnheller-Marke versehen, ge-