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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190308064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-06
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.08.1903
- Autor
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wäre die Sache schlimm genug, aber unerträglich wird sie, wenn man bedenkt, daß es die Blüte der männlichen Jugend Gesamtdeutschlands ist, die solchen niederträchtigen Mißhandlungen und Quälereien seitens der rohen Patrone preisgegeben ist, die die deutsche Armeeleitung, wie es scheint, nicht die Kraft oder die Fähigkeit hat, bei Zeiten «um intamia aus dem militärischen Verbände aus zustoßen und zum Teufel zu jagen. Es gibt keine Entschuldigung für die sträfliche Nachsicht gegen die Elemente, die der deutschen Armee, sie mögen sonst so tüchtig sein wie sie wollen, zu unauslösch licher Schande gereichen, und deren Unausrottbar- keit jeden Vater und jede Mutter mit angstvoller Sorge dem Moment entgegensehen läßt, da ihr fröhlich und lebensfroh Heranwachsender Sohn, ihr Stolz und ihre innigste Freude, in die Armee ein treten und vielleicht unter die Fuchtel eines dieser elenden Soldatenschinder geraten wird, um geistig und körperlich gebrochen zu werden. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 5. August. *— Hundstage zeigt für die jetzige Zeit wohl der Kalender an, aber die Natur folgt dieser An weisung nicht und geberdet sich, als ob wir mitten im Herbst stünden. Seit etwa Wochenfrist führt die Sonne ein sehr zurückgezogenes Dasein und überläßt fast immer dunklen Wolken die Stelle, die sie eigentlich am Himmelszelt einnehmen sollte. Und aus den Wolken träufelt bald stark, bald schwach, bald leis, bald laut jenes Naß, das zur Aetzung des Erdbodens zu gewisser Zeit ja sehr notwendig ist, das aber mitten in der Getreideernte und mitten in der Zeit der Ferien und Ausflüge fast allen unerwünscht kommt. Zu dem nassen Wetter bläst, um das Gegenbild der Hundstage zu vervollkommnen, ein kühles Lüftchen, das die Skala des Wärmemessers nur selten über 20 Zenti- grade steigen läßt. Aus den Bergen kommen trübe Nachrichten, alles flüchtet von den Höhen, aus Schnee und Wasser, alles hofft auf Sonne und Wärme. Wann werden sie wieder erscheinen? * — Auszeichnung. Se. Majestät der König haben geruht, dem Herrn Musterzeichner und Zeichenlehrer Karl August Ebersbach hier das Albrechtskreuz zu verleihen. Diese Auszeichnung wurde dem Genannten heute Vormittag 11 Uhr durch den in Vertretung des Herrn Ämtshaupt- mann Ebmeier erschienenen Herrn Regierungs assessor vr. Bach im Sitzungszimmer des Rat hauses feierlichst überreicht. Dem Akte wohnten der Vertreter des beurlaubten Herrn Bürgermeister Dr. Polster, Herr Stadtrat Zeißig, Herr Stadt rat Anger und der Vorsitzende des Ausschusses für die kaufmännische und gewerbliche Fach- und Fort bildungsschule, Herr Stadtrat Müller, bei, auch waren noch andere Mitglieder dieses Ausschusses zugegen. Der erwähnten Lehranstalt dient der Dekorierte seit dem Jahre 1876 ununterbrochen als Zeichenlehrer, nachdem er vorher bereits viele Jahre in derselben Eigenschaft an der Bürgerschule sowie an der Webschule zu Ernstthal angestellt ge wesen war. Das gleiche Amt bekleidete er auch einige Zeit lang an dem Königlichen Lehrerinnen seminare zu Callnberg. Bevor das Zeichenlehrer- Fachsystem an den Volksschulen in der gegen wärtigen Form ausgebildet war, hat Herr Ebers bach der Förderung des Zeichenunterrichtes hier sehr ersprießliche Dienste geleistet. Er hat ferner während seiner langjährigen Wirksamkeit an den Web- und gewerblichen Fachschulen bedeutend zur Hebung und Weiterentwickelung dieser Bildungs- anstallen beigetragen. Möge es dem betagten, rastlos tätigen Lehrer vergönnt sein, sich während eines noch recht langen, gesegneten Lebensabends der ihm gewordenen Auszeichnung zu erfreuen. * — Erhöhte Preise für Rückfahrkarten. Das „Dresdner Journal" meldet in seiner gestern zur Ausgabe gelangten Nummer, daß die Ein führung der erhöhten Preise für die Rückfahrkarten des sächsischen Eisenbahn-Binnenverkehrs aus ge schäftlichen Gründen auf den 1. Oktober d.J. ver schoben ist. * — Ein Komet ist jetzt am Abendhimmel zu sehen. Er bewegt sich durch das bekanntermaßen leicht aufzufindende Sternbild des großen Bären oder des großen Himmelswagens. * — Pcrsonainachrichtcn. Bezirkssteuersekretär Heyer in Chemnitz ist nach Glauchau versetzt und Bezirkssteuersekretär Schmidt ist zum Bezirkssteuer inspektor befördert und in dieser Eigenschaft nach Rochlitz versetzt worden. * — Die Königliche Kommission für das Bctcriuärwcscn hat den Bezirkstierarzt Herrn I>r. Fambach in Glauchau auf die Zeit vom 4. bis mit l5. dss. Mts. beurlaubt und mit der Stell vertretung desselben den Herrn Bezirkstierarzt Schaller in Zwickau beauftragt. * — Rach dem Stande des Kartoffelkrautes muß die heurige Kartoffelernte eine vorzügliche werden. Die Pflanzen haben mittlere Größe er reicht, die Stengel sind kräftig, die Blätter strotzen von Gesundheit und der Blütenreichtum gibt den Kartoffelfeldern gerade in der gegenwärtigen Zeit einen mit Blumen durchwirkten teppichartigen Anstrich. * — Die Kirschcncrntc, die Heuer einen reichen Ertag an gesunder Ware ergeben hat, geht nun dem Ende entgegen und mir noch einzelne Spät sorten und Sauerkirschen stehen noch aus. Dafür konnten schon verschiedene Steinobstsorten der Pflaumenarten und seit einigen Tagen auch Früh birnen in größeren Mengen auf den Markt ge bracht werden. Pcrsonalbcwegung in den Laudes-Straf- und Korrektionsanstaltcn des Königreichs Sachsen im 2. Vierteljahr 1003. Im Zuchthaus zu Wald heim waren am Anfang des Quartals anwesend 1687 männliche, 242 weibliche, zusammen 1029 Insassen. Der Zuzug betrug 192 männliche und 96 weibliche, zusammen 228; der Abgang 140 männliche, 94 weibliche, zusammen 174. Es ver bleiben somit am Ende des Vierteljahres 1799 männliche, 244 weibliche, zusammen 1983 Insassen. In den fünf Gefängnisstrafanstalten Zwickau, Hoheneck, Bautzen, Sachsenburg (Jugendliche) und Voigtsberg (einschließlich Jugendliche) waren An fang April 2186 Männer und 314 Frauen, zu sammen also 2500 Personen anwesend. Der Zu gang betrug 971 Männer und 151 Frauen, der Abgang 1007 Männer und 128 Frauen, so daß am Schluffe des Vierteljahres 2150 Männer und 337 Frauen, zusammen 2487 Personen in den Anstalten verblieben. In den drei Korrektionsan stalten Hohnstein, Sachsenburg (Jugendliche) und Grünhain (einschl. Jugendl.) waren Anfang April 656 männl, und 116 weibl., zusammen 772 Per sonen interniert. Es war ein Zugang von 191 männlichen und 40 weiblichen Personen, und ein Abgang von 194 männlichen und 54 weiblichen Personen zu verzeichnen, so daß am Ende des II. Quartals ein Bestand von 653 männlichen und 102 weiblichen, also insgesamt 755 Personen ver blieb. Die Gesammtzahl der Gefangenen beträgt am Ende des II. Vierteljahres 4542 männliche und 683 weibliche, zusammen 5225, d. s. 24 Per sonen weniger wie zu Beginn des Vierteljahres. * — (Eingesandt.) Am Sonntag hielt der hiesige Mieterverein in Stadt Plauen abermals eine Wanderversammlung ab, die aber leider nur unter- schwachem Besuch tagen konnte. Nach Bekannt gabe der Tagesordnung durch den 1. Vorsitzenden, Herrn Krauße, verschritt man zur Aufnahme meh rerer Mitglieder. Von den vorliegenden Eingängen erregte das kleine Schriftchen „Das Mietrecht in Reimen" besonderes Interesse. Verfasser desselben ist der Dresdener Rechtsanwalt Weinert. Auf Verlangen des Vorstandes vom sächsischen Landes verbände hatte die Vereinsleitung formell seinen Beitritt zur Organisation erklärt und ein Exemplar der hierorts giltigen Mietsverträge, wie sie vom Hausbesitzerverein herausgegeben worden sind, ein gesandt. Herr Vorsteher Krauße verlas einige Paragraphen aus dem Vertrag, der an Rigorosität diejenigen von Hausbesitzervereinen anderer Städte wahrscheinlich noch übertrifft, dabei Vergleiche ziehend mit dem Wortlaute derselben und den ein schlägigen Paragraphen des Bürgerlichen Gesetz buches. Im Anschluß hieran entstand eine lebhafte Debatte und wurde vor Unterzeichnung derartiger Verträge gewarnt. Danach vollzog man die Wahl eines Vereinsboten und erklärte sich auch mit der Anschaffung von Mitglieder - Anmeldezetteln ein verstanden. Ebenso fand ein Antrag auf dem- nächstige Abhaltung einer öffentlichen Versammlung allgemeine Zustimmung. Zum Schluffe beschäftigte man sich des längeren noch mit dem in Dresden stattfindenden Verbandstage deutscher Mietervereine. Hierzu verspricht der Vorsitzende, als Delegierter des Vereins, in jeder Hinsicht das Interesse des selben zu wahren. Damit endete die Sitzung. * Gersdorf, 5. August. Am Dienstag Abend kurz nach */,12 Uhr brach in dem unweit vom Gasthof zum blauen Slern gelegenen Moritz Uhlig- schen Hausgrundstück Feuer aus, wodurch dasselbe bis auf die Umfassungsmauern niederbrannte. Bei dem herrschenden Winde griff das Feuer so schnell um sich, daß von den Bewohnern im ober» Stock werk nur wenig gerettet werden konnte. Von den hiesigen Spritzen - Kompagnien waren zuerst die obere und die freiwillige Feuerwehr zur Stelle; vvn auswärtigen erhielt die Lugauer die Lösch prämie. Neber die Entstehungsursache ist sicheres noch nicht bekannt. * Gersdorf, 5. August. Die am Montag Abend im Gasthof „zum grünen Tal" stattgefundene Theateraufführung „Alt-Heidelberg" erfreute sich trotz des unfreundlichen Wetters eines sehr guten Besuches. Gespielt wurde rccht flott und der Bei fall des Publikums war ein recht lebhafter. Wie wir hören, wird die Direktion nächste Woche noch ein Gastspiel geben und zwar soll der „Trompeter von Säckingen" gespielt werden. * Lichtenstein, 4. August. In einer kürzlich abgehaltenen Versammlung des hiesigen Gewerbe vereins wurde u. a. die Frage besprochen, auf welche Weise am besten fremde Industrie in Lich tenstein einzuführen sei. Ferner wurde beschlossen, dahin zu wirken, daß Lichtenstein mit elektrischem Strom versorgt wird, damit der Industrie und dem Kleingewerbe billige Betriebskraft geboten werden könnte. Zur weiteren Verfolgung dieser Sache wurde eine Kommission gewählt. * Waldenburg, 4. August. Seit Donnerstag Abend wurde in Wolkenburg der 10 jährige Schul knabe Otto Wildenhain vermißt. Jetzt fand man den Knaben in der Mulde beim Schaukelsteg in Wolkenburg tot auf. Es wird vermutet, daß der Knabe am Muldenufer gespielt hat und dabei ins Wasser gefallen ist. * Limbach, 4. Aug. Dem seit 30 Jahren bei der Firma Heinrich Gottlieb Paul beschäftigten sAarenbeschauer und Fabrikanfseher August Fried rich Kante in Langenchursdorf wurde gestern an Ratsstelle und in Gegenwart des Mitinhabers der Firma, Herrn Philipp Paul, das Ehrenzeichen für- Treue in der Arbeit feierlichst überreicht. * Chemnitz, 5. August. Die Hundeausstellung, verbunden mit großer Rattensänger-Prüfung, am 16. und 17. d. M. verspricht eine großartige sportliche Veranstaltung zu werden. Die Vor arbeiten sind im vollen Gange. * Glauchau, 4. Aug. Zum Besuche der hie sigen „Liedertafel" wird am 11. ds. Mts. nach mittags 5 Uhr 18 Min. der Grazer Gesangverein „Liederkranz", 30 Mann stark, hier eintreffcn. Zu seinen Ehren findet an demselben Abend ein Fest kommers statt, welchen die „Liedertafel" und die Sängervereinigung „Kanon" durch Vorträge ver schönen werden. Mittwoch nachmittag 1 Uhr 40 Min. erfolgt die Anfahrt nach Leipzig. Von dort aus werden die Grazer Sänger dann Berlin und Dresden besuchen. * Drcsvcn, 4. August. Der Kaiser wird während der Kaisermanöver mehrere Nächte im Residenzschlosse in Dresden zubringen und voraus sichtlich die Gemächer, die König Albert einst be wohnt hat, beziehen. Von dort genießt man den prächtigsten Blick über den Schloßplatz, Augustus brücke nach der Neustadt. Im Residenzschlosse ist ein großes Prunkmahl geplant. * Dresden, 4. August. Im Herbste findet hier unter dem Protektorat der Königin-Witwe Carola eine Ausstellung für Mutter und Kind zum Besten mehrerer Wohltätigkeitsanstalten statt. * Dresden, 4. August. Gestern vormittag wurde die im hiesigen Landgerichtsgebäude unter gebrachte Guillotine durch den Landesscharfrichter Brand nach Chemnitz befördert. * Dresden. Ein hiesiger Geschäftsinhaber be suchte vor längerer Zeit den Besitzer einer Dres dener Weinstube, in welcher eine blonde Hebe den funkelnden Pokal kredenzt. Der Gast befand sich in erregter Stimmung infolge eines unangenehmen Vorkommnisses. Um über die Verstimmung hin wegzukommen, ließ er Sekt auffahren, eine Flasche nach der andern, und als es schließlich 8 Uhr schlug, standen 74 leere Sektflaschen unter dem Tisch. Außerdem hatte der Gast mit den Kell nerinnen zehn Runden Likör zu je 3 Mk. vertilgt; er gab — 30 Mk. Trinkgeld und hatte alles in allem — 656 Mk. Zeche zu bezahlen. Von dem Sekt war eine größere Menge beim Einschenken und durch Umwerfen angerissener Flaschen ver gossen worden, so daß das Hausmädchen mehrfach im Gastzimmer aufwischen und etwa drei bis vier Eimer hinausschaffen mußte. Die Behörden hatten Kenntnis von dieser unerhörten Völlerei erhalten und verfügten die Schließung der bewußten in Neustadt-Dresden gelegenen Weinstube. Recht so! * Dresden, 4. August. Der Direktor der vor kurzem mit einem Grundkapital von 1 Mill. Mark gegründeten Kitson- (Licht-) Aktiengesellschaft in Dresden, Wauer, ist dieser Tage angeblich wegen Betrugverdachts (Gründungsschwindelei) in Haft genommen worden. lieber die Gründe der Ver haftung teilen die „Dr. Nachr." folgendes mit: Zur Vertretung ihrer Erfindung hat die genannte Gesellschaft vor kurzer Zeit in Dresden ein Direk tionsbureau errichtet, an dessen Spitze Wauer stand. In dieser Stellung hat Wauer an einen Hamburger Interessenten eine Option der Erfin dung für das Nachbarland Oesterreich gegen zwei Wechsel über zusammen 10 000 Mk. abgetreten und mit diesen Werten bei Gründung von Aktien gesellschaften und privaten Grundstücksankäusen operiert. Infolge der vorzeitigen Publikation der Gründung der Hamburger Gesellschaft kam das Treiben des Direktors Wauer ans Tageslicht. Wauer war ferner in letzter Zeit mit der Propa ganda eines neuen hier zu errichtenden Zeitungs unternehmens und dem Austreiben von Geldern für dasselbe beschäftigt. Die von ihm gegen seine Verhaftung beim Landgericht eingereichte Beschwerde ist verworfen worden. * Leipzig, 4. August. Die diesjährige Leip ziger Michaelismesse beginnt am 30. August, und zwar nehmen bei dieser der Engros- und Klein handel gleichzeitig ihren Anfang. Voraussichtlich wird diesmal der Fremdenzufluß nach Leipzig, be sonders in der ersten Meßwoche, ganz erhebliche Dimensionen annehmen, da bekanntlich um diese Zeit in der Nähe von Leipzig die Kaiser-Manöver abgehalten werden. Man wird gnt tun, sich recht zeitig Logis zu sichern. * Gaschwitz, 4. August. Von einem Eisen bahnzug überfahren ließ sich am Sonntag früh in der sechsten Stunde in der Nähe des Bahnhofes eine in Leipzig am Königsplatz wohnhaft gewesene 42 Jahre alte, ledige Verkäuferin. Die Unglück liche wurde sofort getötei. Körperliches Leiden und Schwermut trieb sie in den Tod. * Zwickau. Am vergangenen Sonnabend nach mittag ereignete sich bei der Ausfüllung von Patronen in der Werkstatt eines Büchsenmachers in der inneren Stadt eine Pulverexplosion. Außer der Zertrümmerung sämtlicher Fensterscheiben in der Werkstatt ist sonst Schaden nicht entstanden. * Meerane, 4. August. Der seiner Zeit wegen Brandstiftung in 4 Fällen angeklagte, wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit aber freigesprochene N. hier ist von seinen Eltern in eine Privatirrenanstalt untergebracht worden. * Crimmitschau, 3. August. In der Nacht znm 1. d. M. ist bei den, Gastwirt Hölzel in Langenbernsdorf ein Einbruchsdiebstahl verübt worden. Die Diebe sind durch ein Fenster in das Fleischgewölbe eingestiegen und haben daraus 2 Schinken, 14 verschiedene Würste, 4 Seiten ge räucherten Speck und 2200 Stück Zigarren, im Gesamtwerte von 125 Mk. gestohlen. Der Dieb stahl ist in den Morgenstunden verübt worden und dürfte von 2 Personen, welche im Hofraume ge sehen wurden, ausgeführt sein. * Freiberg. Ein beklagenswerter Unglücksfall ereignete sich am Montag auf dem Exerzierplätze des hiesigen Jägerbataillons. Gelegentlich einer Uebung der bei dem Bataillon zu einer 14tägigen Uebung eingezogenen Lanbwehrleute siel auf eine Entfernung von etwa 600 Meter ein scharfer Schuß. Die Kugel streifte unglücklicherweise den Arm eines Landwehrmannes und brachte demselben eine finger tiefe Fleischwunde bei. Wäre dieselbe etwas tiefer eingedrungen, so wäre dem Bedauernswerten der Arm durchschlagen worden. Die Uebung wurde sofort abgebrochen und eine strenge Durchsicht der Patronentaschen und Gewehre vorgenommen. Wie verlautet, soll auch bereits eine Verhaftung erfolgt sein. Der Landivehrmann fand Aufnahme im hiesigen Garnisonlazarett. * Döbeln, 3. August. Auf dem hiesigen Gottes acker fand gestern nachmittag '/.4 Uhr die Be erdigung des infolge Verunglückung beim Buch holzer Eisenbahnunglück so plötzlich aus dem Leben geschiedenen 26jährigen unverheirateten Kaufmanns Karl Faust aus Sörmitz statt. In dem Trauer- znge befand sich auch ein Vertreter der Firma Julius Irmisch in Plauen i. V., deren Geschäfts reisender der Verunglückte war, sowie mehrere Eisenbahnbeamte, welche im Auftrage der Staats bahnverwaltung an der Beerdigung teilnahmcn. Unter den, Gesänge der Kurrende und Adjuvanten „Wer weiß wie nahe mir mein Ende" wurde der Sarg die kurze Strecke von der Friedhosshalle nach dem Grabe getragen. Die Friedhofsrede hielt Pastor Krebs, welcher auf Grund des 39. Psalmen ausführte, daß all unser Erdenleben nichts ist als eine kurze Wallfahrt, und der schwergeprüften Familie den Trost der Kirche spendete. Der Mutter des verunglückten hoffnungsvollen jungen Mannes wendet sich das allgemeine Mitleid um so mehr zu, als sie bereits ihren ersten Gatten, Guts besitzer Faust in Lösten, der auf dem Felde von einem Schlaganfall betroffen wurde, plötzlich ver lor und auch von ihrem zweiten Gatten, Agent Wolf in Sörmitz, auf gleiche Weise plötzlich ge trennt wurde. * Rochlitz, 4. August. Der Rechnungsabschluß über das kürzlich stattgefundene Heimatssest ergab einen Ueberschuß von etwa 1700 Mark. Außer dem waren an diesem Tage 1200 Mark für das Mathesiusdenkmal vorhanden. Die Ausgaben für das Heimatsfest erreichten eine Gesamthöhe von ungefähr 2600 Mark. Da auch der Ueberschuß des Heimatsfestes dem Mathesiusdenkmal zu gute kommt, so kann im nächsten Jahre jener große Sohn unserer Stadt ein Stadtbild erhalten, das einen beachtenswerten Schmuck unseres Ortes bilden dürfte. * Lommatzsch, 4. August. Die 14jährige Tochter des Fuhrmanns Milke aus Domselwitz wurde in der Waschküche ihrer Dienstherrschaft in Meffa tot aufgefunden. Ein Herzschlag hatte den plötzlichen Tod des Mädchens herbeigeführt. * Oschatz, 3. August. Gefesselt wurde heute nachmittag durch den Distriktsgendarm in Dahlen der 19 Jahre alte Arbeiter Jappok aus Zabrze an der deutsch-russischen Grenze, der wegen mehrerer Sittlichkeitsdelikte steckbrieflich gesucht wird, au das hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliesert. Der Bursche hatte am Sonntag gegen abend zwischen Dahlen und Großböhla ein 20jähriges Mädchen aus ersterem Orte, das in Großböhla bedienstet ist und die Eltern besucht hatte, zunächst angefallen und die Herausgabe des Geldes gefordert, sich dann aber auch in unsittlicher Weise an demselben zu vergreifen versucht. Das Mädchen wehrte sich ver zweifelt und seine Hilferufe lockten einen in der Nähe arbeitenden Mann herbei, worauf der Atten täter entfloh. Nachdem derselbe in einer Kornpuppe übernachtet hatte, wurde er von dem ihn verfolgenden Gendarmen festgenommen. * Plauen i. V, 4. August. Eine unangenehme Anzeige hatte heute früh die Streikkommission der streikenden Maurer bei der Kriminalpolizei zu er statten. Aus dem sozialdemokratischen Gewerkschafts hause „Schillergarten" ist in vergangener Nacht die Streikkasse der Maurer gestohlen worden. Der Dieb mußte, ehe er zu dem Gelde gelangen konnte, das zu ebener Erde gelegene Zimmer der Streik kommission mittels "Nachschlüssels öffnen, dann den Wandschrank und die Kassette erbrechen. Am Montag war ein großer Teil der Streikgelder aus gezahlt worden. Die gestohlene Summe beträgt daher nur gegen 190 Mark. Der Täter, der mit den Verhältnissen im „Schillergarten" vertraut gewesen sein muß, ist noch nicht ermittelt. Der Diebstahl erregt allgemeines Aufsehen. — Wie aus Fachkreisen mitgeteilt wird, kann der Maurerstreik als beendet angesehen werden. Die Zahl der Streikenden, die ursprüglich 2000 betrug, ist auf 50 zusammengeschmolzen. Auf allen Bauten wird gearbeitet; die Meldungen von Arbeitswilligen können nicht genug berücksichtigt werden. * Plaucu i. V., 4. August. Der Handarbeiter Bvhmann in Großfriesen hat sich mit seiner sechs jährigen Tochter infolge eines Familienstreites im Bergener Teiche ertränkt. * Lößnitz, 3. August. Ein bedauerlicher Un glücksfall, dem leider ein Menschenleben zum Opfer- gefallen ist, trug sich am Mittwoch in der Familie des Bückers Schreckenbach im "Nachbarorte Alberoda zn. Daselbst war ein Topf mit Seisenstein (einem zum Reinigen zu benutzenden Gifte) frei aus einem Fensterbrett so stehen gelassen worden, daß das beinahe 2 Jahre alte Söhnchen den Topf herunter nahm und trank. Erst als das Kind vor Schmerz laut aufschrie, wurde die Mutter auf das Vor gefallene aufmerksam. Trotz sofort angewendeter Gegenmittel ist das Kind gestern nach qualvollen Schmerzen gestorben. * Annabcrg. Vom nächsten Winter ab ge langt vorerst im sächsischen Teile des Erzgebirges die besonders im Riesengebirge mit Erfolg betriebene Hörnerschlittenfahrt zur Einführung. Der Wirt oes Gasthauses auf dem Fichtelberg richtet zunächst zwei Bahnen ein und erhält hierzu einen jährlichen Beitrag von 200 Mark vom Erzgebirgsverein. Auch ist durch den genannten Verein die Anlegung eines alpinen Pflanzgartens im oberen Erzgebirge in Aussicht genommen. * Buchholz, 4. August. Gestern wurde ein bei der hiesigen Ortskrankenkasse angestellter junger Mann aus Krottendorf verhaftet. Der Leichtsinnige hat sich Unterschlagungen zu Schulden kommen lassen, die bei der Dienstübergabe vor Antritt seiner Ferien entdeckt wurden. Der Amtsvorgänger des verhafteten jungen Mannes verbüßt zur Zeit eine Strafe wegen gleichen Vergehens. * Zittau, 4. August. Einen grausigen Fund machte am Sonntag vormittag der Bergmann Kröner aus Hartem beim Pilzesuchen im Hartauer Revier, indem er in einem Fichtendickicht auf die schon stark in Verwesung übergegangene Leiche eines Erhängten stieß. Die Untersuchung ergab, daß es der Leichnam des bereits seit dem 7. Juli ver mißten 57jährigen Privatiers Kunze aus Zittau ist. Die Feststellung der Persönlichkeit war nur durch die Kleidung und die bei der Leiche gefundenen Gegenstände möglich. Gerichtssaal. 8 Reichs-Militärgericht. Ein gcmeinqefähr- licher Mensch, der zu der Sorte gehört, die eine längere Zuchthausstrafe der Strafverbüßung im Mililärgerichtsgefängnis vorziehen, hatte sich in der Person des 1878 in Dresden geborenen, schon vst disziplinell vorbestraftcnehemaligen Monteurs, jetzige» Schützen Gustav Hugo Welch von dec 3. Kompagnie des Schützen-Regiments vor dem Strafsenat dcS
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