Volltext Seite (XML)
HshlHcin ErnsWcr AnztiW Tageblatt für Anhenstein-Krnütßal, Höerlungwih, Hersdorf, Aermsdorf, Wernsdorf, Wüstmbrand^ Ursprilng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. MM ------ Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche «n- Privat-Anzeigen. — Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Aunahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 1V Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 180. Donnerstag, den 6. August 1903. 30. Jahrgang. Papst Pius X Am vierten Tage rund bei der siebenten Ab stimmung des Konklaves ist die Papstwahl nun endlich vollzogen worden. Die Wahl darf, wie wir vorweg betonen wollen, als eine außerordent lich glückliche bezeichnet werden. Der bisherige Kardinal Giuseppe Sarto bietet nicht nur die Ge währ, Frieden niit allen Regierungen des Aus landes zu halten, sondern ist auch aus dem ganzen heiligen Kollegium die einzige Persönlichkeit, von der man eine freundlichere Gestaltung der Be ziehungen zwischen Vatikan und Quirinal er warten darf. Giuseppe Sarto ist im Jahre 1835 am 2. Juui geboren worden, war also am Tage seiner Wahl 68 Jahre, 2 Monate und 2 Tage alt, im Jahre 1884 wurde er Bischof von Mantua, am 12. Juni 1803 wurde er zum Kardinal Krains und zum Patriarchen von Venedig ernannl. Sarto wurde von vornherein zu den aussichtsvollsten Papabili und zwar zu denen der gemäßigten Richtung ge zählt. Mit Capecelatro, dem Erzbischöfe von Capua, dem Karmelitaner Gotti und dem Präfekten der Kongregationen, Serafino Vannutelli, stand er den Intransigenten gegenüber, als deren aussichtsvollste Vertreter Oreglia, Rampolla, Ferrari und Soampa genannt wurden. Der neu erwählte Papst, welcher den Namen Pius X. führen wird, ist in seinen: Charakter und in seinen Anschauungen dein Ca- puaner Capecelatro am meisten verwandt. Er ist wie dieser gelehrt und ein Freund moderner Ideen. Er ist auch ein sehr kluger Mann, das hat er da durch am besten bewiesen, daß er mit seinen Ge danken zurückzuhalten verstand und es nach Mög lichkeit vermied, sich auf irgend ein Programm fest zulegen. Gleich seinem Gesinnungsgenossen Capece latro legt auch der neuerwählte Papst auf das Temporale, d. h. die weltliche Macht des päpst lichen Stuhles, nur geringen Wert. Er wird für deren Wiederherstellung, wenn anders er sich nicht zu neuen Anschauungen bekehrt, keineswegs die Bemühungen aufwenden wie seine beiden unmittel baren Vorgänger; er ist erfüllt von dem Gedanken, daß dfl Kirche nur eine Herrschaft über die Seelen auszuüben hat und aus diesem Grunde der welt lichen Macht durchaus entraten kann. Bleibt Giuseppe Sarto als Papst derselbe, der er als Kardinal gewesen, dann wird vor allen Dingen die Frage einer Aussöhnung zwischen dem Vatikan und dem italienischen Staate aktuell. Von seiner versöhnlichen Gesinnung gegen das Haus Savoyen hat der Kardinal Sarto einmal eine so denkwürdige Probe gegeben, daß sie als Charakteristikum für den neuen Papst gelten und daher nicht ver schwiegen werden kann. Es war im Herbst des Jahres 1808, als das deutsche Kaiserpaar seine Palästinareise antrat. Die hohen Herrschaften hatten sich auf der Eisen bahn nach Venedig begeben, um dort an Bord zu gehen und die Reise ins gelobte Land zu Schiff sortzusetzen. Der ritterliche König Humbert ließ es sich nicht nehmen, den befreundeten und ver bündeten Kaiser in Venedig zu begrüßen. Im Vatikan kannte man den Patriarchen von Venedig, den Kardinal Sarto, genügend, um in Sorge dar über zu geraten, dieser könnte cs bei der An wesenheit des Königs an der nötigen Reserve fehlen lassen, die in solchen Fällen z. B. von den Kardi- nälen Ferrari und Soampa so meisterhaft beob achtet wurde, daß daraus stets eine direkte Be leidigung gegen das Königshaus floß. Also mau hegte Besorgnisse im Vatikan, und der damals schon allmächtige Kardinalstaatssekretär Rampolla, der niit der Wahl Sartos übrigens in der Ver senkung verschwindet, erließ sofort die strengsten Weisungen an den Patriarchen, daß dieser von der Anwesenheit des Königs in Venedig keinerlei Notiz zu nebmen habe. Giuseppe Sarto. der heutige Papst, schenkte der telegraphischen Weisung jedoch nicht die geringste Beachtung, ließ seinen Besuch beim Könige Humbert anmelden und begrüßte diesen gerade in recht ostentativer Weise. In Rom natürlich Entrüstung; den Patriarchen von Venedig aber beruhigte das Bewußtsein, seine Pflicht getan zu haben und gleichzeitig dem Zuge seines Herzens gefolgt zu sein. In seinem Sprengel bewies sich der Kardinal und Patriarch jederzeit als der freundwillige Be rater und Helfer, alles hoffährtige und dünkelhafte Wesen war ihm fremd, von geistlichem Hochmut war nie eine Spur an ihm wahrzunehmen. Ein schlichter und bescheidener Mann, der auch dem Geringsten jederzeit zugänglich war, so lebte der Kardinal in Venedig, von dessen Bevölkerung er geradezu vergöttert wurde. Mittelalterliche Vor urteile liegen ihm fern, dagegen erfüllen liberale Gedanken den Sinn des Mannes, den das Kon klave nun als den Würdigsten auf den Stuhl Petri erhoben hat. Mit seiner Wahl hat sich schließlich auch das gesamte Kardinalskollegium ein ehrendes Zeugnis ausgestellt, indem doch zum mindesten 42 von seinen 62 Mitgliedern demjenigen Kandidaten ihre Stimme gaben, den auch die Nichtkatholiken als den berufenen Papst anerkennen, der die Ge malt der Schlüssel nicht mißbrauchen, sondern sie zum Segen der katholischen Kirche und zum Heile der ganzen Welt ausüben wird. Aus der Wahl Sartos geht auch hervor, daß der sranzösische Ein fluß im Konklave kein maßgebender mehr ist, eher kann man annehmen, daß die Ansichten der deutschen und österreichischen Kardinäle ins Gewicht fielen. Die deutsche Reichsregierung ist begreiflicherweise von dem Ausfall der Papstwahl durchaus be friedigt, bietet er ihr doch die Gewähr, daß die bereits unter Leo XIII. angeknüpften freundschaft lichen und friedlichen Beziehungen unter dem neuen Papste noch wachsen werden, lind nicht nur für Deutschland allein, sondern auch für den Dreibund darf die Wahl Sartos zum Papste als glücklich bezeichnet werden, da sie, wie man erwarten darf, dem Kaiser Franz Josef die willkommene Gelegen heit bieten wird, dem Enkel des „Usurpators" im (ZürinrU üos Uomu intanssidilv seinen Besuch ab zustatten, ohne den Zorn des heiligen Stuhles auf sich zu lenken. Die Wahl Sartos ist daher im Interesse des Dreibundes ganz besonders zu be grüßen. Wir betonen dabei aber noch einmal, daß sür alle diese Erwartungen und Hoffnungen Voraussetzung ist, daß der Papst Pius X. derselbe bleibt, der der Kardinal Giuseppe Sarto gewesen ist. Wie gemeldet wird, entstammt Pius X. aus den kleinsten Verhältnissen. Sein Bruder war Landbriefträger bei Mantua. Tagesgefchichte. Deutsche» Reich. Berlin, 5. August. Die Kaiserin begibt sich, entsprechend der Wünschen des Kaisers, am Sonn tag abend von Kabinen zunächst nach Schlesien und Posen, um der durch die Elementarereignisse heim gesuchten Bevölkerung Teilnahme zu beweisen, so wie die Anerkennung für die in den Tagen der Gefahr geleistete Hilse kundzugeben. Er ist der ausdrückliche Wunsch der Kaiserin, daß bei diesem Anläße jeder festliche Empfang unterbleiben soll. Selbst Blumenspenden werden nicht entgegenze- nommen werden. Am 12. beabsichtigt die Kaiserin zur Rückkehr der Kaiser« im Neuen Palais einzu- lreffen. Später gedenkt das Kaiserpaar in Wil helmshöhe Aufenthalt zu nehmen. — Das goldene Regierungrjubiläum oes Herzog« Ernst von Altenburg führte zum Au«- tausch herzlicher Telegramme zwischen dem Prinz- regenlen von Bayern und dem Jubilar. Prinz Luitpold depeschierte: „Er drängt mich, Dir, mein lieber Beller, zu Deinem 50jährigen Regierungs- jubi'.äum meine aufrichtigsten und wärmsten Glück wünsche aurzusprechen. Gotte« reichster Segen walle über Deinem Leben zum Wohle Deiner ganzen Hause« und Lande«. Luitpold." Herzog Ernst antwortete: „Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern, Vorderriß. Wärmsten Dank sür Deine herzlichen Glückwünsche zu meinem Jubelfeste, da« ich durch Gottes Gnade feiern darf. Deine Worte kamen von und gingen zu Herzen, und begrüße ich sie al« die zuerst mir zugegangenen Wünsche besonders freudig. Gott erfülle Deine Wünsche. Ernst." — Ein paar neue Reden hat Handelsminister Möller bei der Jubiläum«feier der Hannoverschen Maschinenbau-Aktiengesellschaft gehalten. Er sagte u. a.: Wir könnten jetzt alles im eigenen Lande Herstellen und alle Söhne im eigenen Lande be schäftigen. Im Fortschritt dürften weder Fabrik leiter noch Arbeiter stillstehen, jeder müsse bestrebt sein, Neuerungen zu erfinden. Für das bisher Er reichte sei auch den Arbeitern zu danken, welche die Fortschritte mitgemacht haben. Nur wenn wir nicht meinen, Arbeittersparnisse durch Maschinen wären ein Schaden für die Arbeiter, würden wir wirklich an der Spitze bleiben. Herr Möller ließ sich weiter über die wirtschaftlichen Verhältnisse aus und hoffte aus Offenhaltung de« Au«lande« zum Absatz unserer Industrie. — Die preußische Lehrerschaft will den Ministern Falk und Bosse Standbilder errichten lassen. Jetzt melden sich Stimmen dagegen. So bekämpft Rektor Gild in Kassel die „Denkmalssuchl". Zugleich schlägt er vor, eine Falk-Bosse-Stiftung für unbe mittelte Lehrerwitwen und unversorgte Lehrertöchter zu gründen. Dieser Vorschlag findet vielsach Beifall. — Der Säbel beim Train ist, wie der Kaiser bestimmt hat, von jetzt an in der sür die Feldartillerie vorgefchriebenen Weise zu tragen, also am Sattel zu befestigen. Der Schleppriemen fällt fort. — Die Kriegergräber und -Denkmäler bei Metz werden auch in diesem Jahre wieder am 9. und 15. August geschmückt. Ferner wird eine Gedenk feier für die Gefallenen bei Gravclotte abgehalten. — Zu der vom italienischen Gericht beschlossenen Auslieferung des früheren preußischen Leutnants Wessel erklärt dessen Brüsseler Rechtsanwalt, Herr Dremmel, er habe dem deutschen Konsul nichts auf Wessel Bezughabendes ausgehändigt oder mitgeteilt. (Dieser Vorwurf wird in Wessels Berufung erhoben.) Außerdem sei es unwahr, daß Deutschland die Auslieferung Wessels beantragt und nunmehr erlangt habe wegen Landes- oder Hochverrats. Die Aus lieferung betreffe ausschließlich die dem Wessel nachgew esenen und von ihm eingestandenen Ur kundenfälschungen. — Aus Kamerun berichtet Oberleutnant v. Bülow, daß laut Mitteilung des englischen Residenten in Jola der ehemalige dortige Lamido Suberu aus Gudu, einen Tagemarsch von der deutsch-englischen Grenze entfernt, vertrieben und dann auf der Flucht von der heidnischen Bevölkerung erschlagen worden sei. Damit hat nun endlich der Hauptfeind der deutschen und der englischen Negierung in Adamaua sein Leben beschlossen, nachdem ihm die drei früheren Lamidos von Bubanjidda, Marrua und Madagali, einst mächtige Sklavenjäger, vorangegangen sind. — Um der Unzufriedenheit der Grubenarbeiter im rheinisch-westfälischen Kohlenbezirk zu steuern, finden augenblicklich zwischen den Zechenbesitzern und dem Knappschastsverein Beratungen wegen Erhöhung der Knappschasttbeiträge der Zechen statt; e« soll dadurch ermöglicht werden, da« Krankengeld der in den Krankenhäusern untergebrachten wurmkranken Bergarbeiter zu erhöhen. — Die Voruntersuchung wegen Wahlkrawall« in Laurahütte (Oberschlesien) wurde abgeschlossen. Die Anklage lautet aus Aufruhr, nickt Landfriedens bruch. Verhaftungen wurden auch in den letzten Tagen noch vorgenommen. — Da« macedonische Komitee droht, wie de: Köln. Ztg. mitgeteilt wird, in Schreiben an die bulgarische Regierung und die Mächte mit neuen Dynamitattentalen und Greueln, wenn seine Forder ungen nicht erfüllt würden. Das Blatt sagt zu treffend, das Komitee werde die Sympathien de« zivilisierten Europa ganz verlieren. „Je korrekter die Türkei handelt, desto schärfer werden die bul garischen Ausschreitungen beurteilt werden, die in verbrecherischer Schwere weitaus schlimmer sind, als war durch türkische Soldaten gefehlt sein mag." Rußland. — Aus Odessa wird unter dem 4. August telegraphiert: Das Militär ist verstärkt. Bereits sind eine Menge Personen verwundet. Einige Personen sind getötet. Die streikenden Pferdebahner wurden mit dem Bajonett von den Schienen getrieben. Der geplante Gewaltstrcich unterblieb, da jede Tat- lichkeit mit Erschießen bedroht wurde. — Rußland beginnt mit Sozialpolitik. Es wird ein Gesetz über die Haftpflicht der Fabrikbesitzer bei Unfällen ihrer Arbeiter vorbereitet. Serbien. — König Peter ist kein Freund von Geschenken. Dies geht aus einer öffentlichen Bekanntmachung der Königlich Serbischen Kabinettrkanzlei hervor, welche sich in der letzten Nummer de« Belgrader Amlsblatte« befindet. In dieser Kundgebung wird das Publikum des In- und Auslandes darauf auf merksam gemacht, fortan keinerlei Geschenke oder sonstige Widmungen dem Könige zuzusenden, da diese nicht angenommen werden. Seit seiner Thron besteigung hat nämlich König Peter I. zahlreiche derartige Sendungen aus dem In- und Aurlande erhalten. — Der Nachlaß des ermordeten serbischen KönigS- paares ist jetzt festg-stellt worden. Alexander hinter ließ 250 000 Fr. bar und 150000 Fr. in Wert papieren. Doch sind Schulden in Höhe von 500000 Fr. zu begleichen. Dragas Nachlaß ist ohne Schmuck 257 000 Fr. wert; die Erben sind ihre Schwestern. Spanien. — Der allgemeine Ausstand in Spanien ist gescheitert. Die Lage in Barcelona ist dagegen immer noch ernst. Südafrika. — Mit Bezug auf die angeblichweggeschleppten Schätze Transvaals erklärte, wie nachträglich bekannt wird, Botha in der großen Heidelberger Volksver sammlung: „Es ist Geld noch Europa gesandt worden, aber lange vor dem Kriege und zur Be zahlung von Kanonen und Munition. Niemals indes ist Geld nach Europa geschickt worden, um es dort zu verbergen. Krüger hat nichts mitbe kommen als ein Reisegeld. Alles andere ist Lüge!" — Christian Dewet ist sein Gewehr abgenommen worden, weil er die rechtzeitige Erneuerung seines Waffenscheines unterließ. Ueber Soldatemmßhand limgen schreiben die „Münchn. N. N.": Zwei besonders fcheußliche Fälle von Mißhandlungen der Soldaten durch unglaublich rohe Gesellen, die Gott im Zorne zu Unterosfizieren gemacht hat, sind in den letzten Tagen zur Aburteilung gelangt, der eine in Metz, der zweite in Braunschweig, dieser in zweiter Instanz. Es ist ein arger Schandfleck auf dem blanken Ehrenschilde der deutschen Armee, daß die Fälle, in denen erbärmliche Subjekte ihre unglücklichen militärischen Untergebenen bis aufs Blut peinigen, nicht nur nicht verschwinden, sondern, wie die beiden vorerwähnten, eine so graste Form annehmen, wie sie abscheulicher, nichtswürdiger überhaupt nicht gedacht werden kann. Der Laie begreift es nicht, daß eine Armeeleitung, die Zeit und Sorgfalt in Uebermaß hat, um das deutsche Heer mit einer Mut von Tressen, Litzen, Kennzeichen, mit Kinker litzchen und Uniformspielereien aller Art zu über schütten, nicht imstande sein sollte, die infame Soldatenschinderei auszurotten. Der neue Reichs tag wird in diesem Sinne ein sehr ernstes nnd nachdrückliches Wort mit der Regierung zu sprechen haben. Es muß auch von den regierungsfreund lichen Abgeordneten verlangt werden, daß sie ihre Unterstützung der Regierungspolitik von Garantien abhängig machen, die für die Abstellung des schimpf lichsten und ehrlosesten aller Mißbräuche gegeben werden. Allgemein gehaltene Zusagen genügen umsoweniger, als es ja zu Tage liegt, daß die be stehenden allgemeinen Verfügungen in der Aus führung versagen, offenbar, weil es an vielen Stellen an dem guten Willen und an der Energie fehlt, tyrannische Unteroffiziere im Zaume zu halten. Wenn in einem Falle über 500 Einzelmißhandlungen angegeben und über 300 (!!) nachgewiefen werden, so fragt man sich immer wieder voll ungläubigen Staunens, wie denn Feldwebel, Leutnant, oder wie der Hauptmann der betreffenden Kompagnie in dem Grade taub und blind sein konnten, daß sie scheinbar von der gräulichen Mißwirtschaft, die bei ihnen herrschte, keine Ahnung hatten? Sind diese Offiziere denn wirklich nicht verantwortlich für den unermeßlichen Schaden, den sie durch ihr Nicht sehenwollen oder Nichtsehenkönnen — beides ist gleich schlimm — weit hinaus über den Bereich ihrer Kompagnie angerichtet haben? Wäre die deutsche Armee ein Hause geworbener Söldner, so