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tationen für die deutschhannoversche Partei mit den Pflichten eine« Krtegerverein«mttgltede« nicht verträglich sind, könne er nur teilen. Hingegen ver möge er die Art und Weise, wie der Landrat vor gegangen ist, insbesondere seine Aeußerungen nicht billigen. Er habe dieserhalb da» Erforderliche ver anlaßt. — Ueber deutsche Soldaten im Kampf mit chinesischen Straßenräubern ist im Tientsiner Wochen blatt für unsere ostaflatische Besatzungsbrigade zu lesen: Die Kompagnie in Langfang rückte eben zu einer Felddienstübung au«, al« unsere Berittenen einen Chinesen in atemlosem Laus auf sie zuflürzc sahen. Al« er sie erreicht hatte, machte er Kölau und flehte sie an, ihm doch zu helfen, da er und noch zwölf Pekinger Kaufleute von Räubern über fallen worden seien. Leutnant Frhr. v. Seckendo ff galoppierte sofort in der angedeuteten Richtung da von, gefolgt von vier Berittenen. Die Räuber, fünf an der Zahl, waren bald erreicht. Leutnant v. Seckendorfs ritt auf den ihm nächsten Rü> bcr lo», der einen Revolver zog und ihn auf kaum drei Schritte dem Offizier entgegenhielt. D-r Offizier parierte aber da« Pferd, zog dm Deg und traf den Räuber derart, daß er sofort ,, Boden stürzte. Der Gef c'.te Gudat ergriff einm Räuber, der ihn in die Hand biß, den cr aber sofort unschädlich machte. Dann stürz'e Gudat sich auf einem zweiten, der mit einem dolchartigen Messer um sich schlug. Doch auch dieser war bald zu Boden geworfen. Unterdessen Halle Gefreiter Wyr«galla einen vierten, der einen Revolver ha'!e, die Waffe entwunden. Gefreiter Reuth ergriff den letzten, der sich mit einer Pistole zur Wehr setzte. Die Bande wurde dann nach der Kreit ndt ge bracht. Der Mandarin zeigte sich hocherst mt, end lich einmal die berüchtigten Straßenräuber erwissyt zu haben. Frankreich. — Der Chef des französischen Teneralstabes, General Pendezec, begibt sich, einer Einladung des Zaren folgenden den nächsten Tagen nach Rußland, um den großen russischen Manövern beizuwohnm. Der General wird dem Zaren auf dessen Wunsch ein Album überreichen, worin sich 60 photographische Porträts französischer Generäle, sowie Stahlstiche und Zeichnungen, Episoden aus dem Krimkriege, befinden. Das Album soll dem Museum in Sebastopol eingefügt werden. — Eine Depesche aus Ann-Sefra meldet, daß 500 marokkanische Beraber bei Sidi-el-Jady, 80 Kilometer von Adrar, 50 Saharaschützen angegriffen haben, die dort 150 weidende Kameele bewachten. Es entspann sich ein ernster Kampf, die Beraber erlitten große Verluste, töteten aber 10 Sahara- Schützen und 2 französische Korporale und führten alle Kameele weg. Rußland. — Das Zarenpaar ist in der Sarowwüste eingetroffen, die auf der Grenze zwischen den Gouvernements Nischni-Nowgorod und Tambow gelegen ist; dort finden religiöse Zeremonien aus Anlaß der Verherrlichung des im Januar heilig ge sprochenen Mönches Seraphim statt. In Sarow sind bereits zweitausend Wallfahrer einqetroffen. Es heißt, daß der Zar durch seine große Frömmig keit Aufsehen erregt. Er besuchte in derCharwoche die bedeutendsten Kirchen von Moskau undUmgebung, wachte die Nächte in den Kirchen durch und ver harrte oft stundenlang kniend im Gebete. Der bekannte Wunderpriester Iwan von Kronstadt spielt am Zarenhofe eine große Rolle. Oesterretch-Nngarn. — In Budapest fördern die Verhandlungen de« parlamentarischen Untersuchungr-Aurschuffe- über die bekannte Bestechungrangelegenheit zwar nicht viel neue», dafür aber zum Teil recht unange nehmes Material zu Tage. Der Graf Szapary hat im Anschluß an seine Au«sage vor dem Untersuch- ungtaurschusse eine Reise um die Welt angetreten um sich allen etwaigen W.terungen zu entziehen. Um so übler ist der Ministerpräsident Graf Khuen daran, der nun für seinen Freund Szapary büßen soll. Da« Parlament vertagte sich bi« zum 10. August, um dem parlamentarischen Aurschuß Zeit zu lassen, die Untersuchung über die Bestechungr affäre zu beenden. E« ist bereit« klar, daß Graf Szapary das Opfer eine« geschickten Schwindler streiches gewesen ist, der hauptsächlich dazu einge fädelt war, um dem etwas leichtgläubigen, aber höchst ruhmsüchtigen Aristokraten mit einem Schlage 60 000 Kronen zu entlocken. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 3. August. * — Goldene Worte. Wenn man die Ver handlungen der Jnmmgs-, Gewerbe- und Hano- werkerverbände verfolgt, findet inan, daß immer und immer das alle Lied von dem Unwesen im Submissionsverfahren und d"r Herabdrückung der Preise durch solches zur Sprache kommt. Be herzigenswert ist da sowohl für ausschreibende Be hörden, wie für den Handwerkerstand ein Vorfall, welcher vor einigen Jahren bei emer städtischen Submission in Worms sich abspielle Der damalige Stadtbaumeister Hofmaun, jetzt msi im Ministerium für Bcuten m Darmstadt, erklärte es für g-"'z unmöglich, daß man die einzelnen Schundpre .> anuehme. Von einem Verdienste sei keine Re> e mehr, die Auslagen seien kaum gedeckt. Der Ober bürgermeister brachte die Sache in einer Magistrats sitzung zur Sprache uno erhielt den Auftrag, sich derselben anzunehmen. Alle Handwerker der Stadt Worms erhielten den Auftrag, aufs Rathaus zu kommen. In längerer, energischer Rede setzte der Oberbürgermeister den in dem großen Saale ge drängt dastehenden (einigen Hundert) Handwerkern klar auseinander, daß dl" jetzige Sui nissions- wirtschaft so nicht fortgehen könne, da es ganz un möglich sei, denn es werde ein gesunder, kräftiger Handwerkerstand, auf den Worms von jeher stolz war, nicht erhalten bleiben bei diesen Zuständen. Mit Angeboten, die die eigenen Kosten nicht decken, müsse der Handwerker zu Grunde gehen, und die Stadt habe statt eines gesunden Handwerkerstandes, der willig seine Abgaben und Steuern bezahlt, arme Leute. Der Magistrat wollte sich der Sache gründlich annehmen. Jedes Handwerk sollte sich in den nächsten Tagen tue Preise überlegen und richtig einsetzen, einen Obmann wählen und dieser solle die Preisliste dem Stadtbaumeister übergeben. ..Wegzuwerfen hat die Stadt nichts, meine Herren", sagte der Oberbürgermeister in der Versammlung, „es ist uns aber darum zu<un, unse.en Handwerker stand zu e.ballen, zu erhalten einen zahlungsfähigen Mittelstand". — Das Beispiel der Wo mser Stadt- ver>rali".ig sollte überall Nachahmung finden. * — Ein überaus schweres Gewitter, be gleitet von so starken Regengüssen, daß die Schleußen a n Fuße unserer Bergstraßen die herabströmenoen Wassermassen kaum zu fassen vermach en, zog gestern Abend nach 9 Uhr über unsere Stadt. Während demselben schlug im benachbarten Grum bach ein sogen, kalter Schlag in den Kuhstall des Gutsbesitzers Sonntag und tötete 6 Kähe. We>rer Schaden wurde glücklicherweise nicht an- ger'ustct. Das gestrige Gewitter kann jedenfalls als eines der schwersten gelten, die im Lause dieses Sommers in unserer Gegend aufgetreten sind. Mancye.n gestern Abend auf der Heimkehr begriffen gewesenen Ausflügler dürste dasselbe noch lange in wenig angenehmer Erinnerung bleiben. * — Bei dem diesjährigen Preis- und Königs-Scheibenschießen der Neustädter Schützen- Kompagnie errang Herr Friedensrichter Thiele den 1. Preis auf König-Scheibe, geschossen von Herrn Albin Lässig, und He^r Stadtgutsbesitzer Hugo Layritz den 1. Preis auf Preisscheibe, oeschoffen von Herrn Wilhelm Küchler. Weitere Preise er zielten die Herren: Aug. Schönfeld, Ernst Rabe, Paul Werner, Emil Ahnert, Max Vieweg, Albin Lässig, Rich. Werner, Rich. Dressel, Guido Müller, W. Wagner jun., Robert Hamm, Rich. Funcke, Emil Wendler, Karl Welzel, Emil Bohne, Paul Planitzer, Dr. Haubold, Fritz Wolf, Witwe Wolf, Hermann Wölker, Lehrer Weber, Robert Guthe, Adolf Franke, W. Siegel, Kantor Fischer, Her mann Schulze, Bürgermeister Dr. Polster, Paul Lochmann, Gotthilf Schwarzenberg, El. Engel mann, Hermann Müller, Johann Goller, Anton Schumann, Otto Schaller, Fritz Reinhold, Paul Pöhlmann, Arthur Heinze, Theodor Bohne, Karl Feldmann, Emil Albani. * — Auf das heute Abend im Logenhaus stattfindende Militär-Abonnement-Konzert der 104 er zu Chemnitz unter persönlicher Leitung ihres Diri genten Herrn Musikdirektor G. Asbahr seien alle Musikfreunde nochmals aufmerksam gemacht. Vor zugskarten sino in den im Annoncenteil der vorigen Nr. des „Anzeigers" angegebenen Verkaufsstellen zu haben. * — Die Lieferung des während der dies jährigen Herbstübungen der 2. Division Nr. 24 in den Manöver-Proviantämtern zu Glauchau und Penig erforderlichen Holzes, etwa 70 ebm, soll, unter Umständen in mehrere Lose geteilt, an den Mindestfordernden vergeben werden. Angebote sind an die Intendantur der 24. Division, Leipzig, bis 5. August früh, gehörig verschlossen und mit der Aufschrift „Holzliekerung" versehen, zu senden. Lieferungsbedingungen werden von derselben gegen Einsendung von 50 Pfg. Schreibgebühren portofrei zugestellt. * Limbach, 2. August Am Sonnabend vor mittag '/,12 Uhr stürzte das im 3. Lebensjahre stehende Kind des Maschinenschlossers Meyer, Frohnaer Straße, zum Fenster des ersten Stock werkes hinaus und wurde besinnungslos aufgehoben. Hoffnung auf Erhaltung des Lebens ist nicht vor handen. * Glauchau, 1. Aug. Der Schauplatz eines tragikomischen Zwischenfalles war gestern die Amts gerichtsstraße. Eilenden Laufs passierte diese in den Nachmittagsstunden ein Mann, verfolgt von einer Frau und deren Tochter, die unablässig Hilfe riefen. Je mehr diese aber ihre Stimmen an strengten, desto mehr beflügelte jener seine Schritte, bis ihm ein Schutzmann in den Weg trat, dem dann die Frauen unter großer Heiterkeit der Um stehenden als Grund ihrer Hilserufe angabeu, daß der von ihnen Verfolgte beabsichtige, ohne Zahlung seiner Logisschuld das Weite zu suchen. Der Aus reißer wurde darauf der Stadlwache zugeführt, wo er sich als ein bisher hier beschäftigter Schlosser legitimierte, der deshalb seine Arbeit niedergelegl haben wollte, weil sein einziger, einigermaßen an ständiger Anzug, de« er auf Abzahlung (!) erstanden, von dem betr.Geschäftsinhaber wegenN'chteinhaltens der Ratenzahlungen wieder abgeholt worden sei. Da unser Bruder Leichtfuß nicht in der Lage war, seinen Verpflichtungen nachzutommen, so wurde er iu Hai. genommen. * Chemnitz, 3. August. Am Sonnabend und Sonntag tagten die alten ehemaligen 106er zum ersten allgemeinen Regimentstage iu unserer Stadt. Der offizielle Einmarsch der 106er mit der Regi mentsmusik an der Spitze erfolgte am Sonnabend abends gegen 6 Uhr vom Hauptbahnhose aus. Im „Kaufmännischen Vereinshause" sand darauf der erste große Festkommers statt. Am Sonntag brachten die Züge noch unzählige Festleilnehmer. Mo-gens 8 Uhr fand auf dem Johaunissriedhose Schmückung der Kriegergräber statt. Auch das große Franzoseugrab war über und über mit duftenden Blumen bedeckt. Daran schloß sich vor mittags 11 Uhr Kranzniederlegung am Kaiser Wilhelm- und Siegesdenkmal. Im Festzug mar schierten drei Musikkorps mit. Später fand Früh schoppen im „Schloßgarten", nachmittags Konzert der 106er Kapelle und abends Festkommers im „Kaufmännischen Vereinshaus" statt. Alle Ver anstaltungen nahmen einen höchst gelungenen Ver lauf. Den Abschluß findet das Fest mit Ausflügen am Montag und einer Schlußkneipe am Dienstag vormittag. Der 1. Regimentstag der „106er" wird sicher allen Teilnehmern auf lange Zeit eine an genehme Erinnerung bleiben. Dresden, 1. August. Heute morgen stürzten sich eine 17jährige Verkäuferin und ein 20jähriger Kaufmann wegen Trennungsschmerzes beim Elbbad in die Elbe, wurden aber von Soldaten gerettet und ins Siechenhaus geschafft. * Dresden, ll.Aug. Ein hiesiger Militärgeist«- licher wurde gestern wegen Sittlichkeilsverbrechens in Untersuchungshaft genommen. * Dresden, 2. August. In der Angelegenheit des Geh. Kommerzienrats Hahn erfahren die „Dr. Nachr." von zuverlässiger Seile, daß die mit einem englisch - österreichischen Kapitalisten - Konsortium zwecks Nebernahme dec Vermögensobjekte des Bank hauses EduardRocksch Nachfolger und Umwandelung desselben in eine Aktiengesellschaft bezw. Ablösung der die Liquidation durchführenden Dresdner Bank gepflogenen Verhandlungen infolge der Inhaft nahme Hahns abgebrochen worden sind. Ferner hat der Geh. Kommerzienrat Hahn gegen den ab lehnenden Bescheid auf seinen Haftentlassungsan trag Beschwerde beim Oberlandesgericht eingereicht. — Das Gericht erachtet die Verfehlungen des Geh. Kommerzienrats Hahn als Unterschiagung; die bisherige Meldung von Depotvergehen ist daher ir.ig. Die Bankfirma Rocksch Nachfolger hielt sich für Weitcrvecwendung der Prioritäten berechtigt, da sie vertraglich hierfür später Zahlung in Bar leisien mußte und überdies höhere Kredite be standen. Eine finanzielle Benachteiligung der Be treffenden ist daher ausgeschlossen. — Der ver haftete Geh. Kommerzienrat Hahn war von Haus aus gänzlich unbemittelt. Sein Vater war Bezirks schullehrer in Dresden. Hahn hatte das Glück, die Tochter eines reichen Amerikaners, seines Asso- ciäs Peter Spreckels, zu heiraten. Durch die Mit gift seiner Frau avancierte er vom einfachen Kom mis zum Leiter des Bankhauses. Der Geheimrat und seine beiden Rechtsbeistände machen die größten Anstrengungen, die Untersuchungshaft auszuhcben. Untersuchungsrichter Zimmermann ist jedoch uner bittlich. * Dresden. Auf dem hiesigen Abstellbahnhofe Friedrichstadt ereignete sich ein Unfall. Beim Aus laden der Riesendame Miß Dora Cooper unter dem Dampslcahn Nr. 4 riß plötzlich die Krahn- hebekette und die Dame stürzte ziemlich einen Meier herunter, wobei sie sich einige Kontusionen am Rücken und an der rechten Schulter zuzog, sich auch die Zunge verletzte. Am Wagen wurden einige Bretter am Boden angesplittert. Der Impresario der Dame (diese will sich auf der Vogelwiese sehen lassen) will gegen die Staatsbahn auf Entschädigung klagen, dürfte aber, soweit sich die Sache bis jetzt übersehen läßt, wenig Aussicht auf Erfolg haben, da die Dame mehrere Zentner (!) zu leicht gegen ihr wirkliches Gewicht deklariert gewesen ist. * Leipzig, 2. Aug. Nur kurze Zeit noch und das 134. Infanterieregiment verläßt Leipzig, seine bisherige Garnisonstadt, sür immer. Wie nun endgiltig bestimmt ist, wird das Regiment, das am 24? August ins Manöver ausrückt, nach be endigten Uebungen zunächst wieder nach Leipzig zurückkommen und hier bis zum 30. September verweilen. Am 1. Oktober rückt das Regiment in seine neue Garnison Plauen i. Vogtl. ab. Die Baracken bei L.-Gohlis, in denen das 134. In fanterieregiment seither untergcbracht gewesen ist, dürften bald abgebrochen werden, da das wertvolle Areal der Bebauung erschlossen wird. * Leipzig. 2. August. Der Rechtsanwalt Dr. Benscher, dessen im Hochgebirge infolge Unglücks falles erfolgten Tod wir bereits in voriger Nr. meldeten, stand im 35. Lebensjahre und war un verheiratet. Sein trauriges Schicksal findet all gemeine Teilnahme. * Leipzig, 3. Juli. Die voraussichtlich letzte Gläubigerversammlung der Leipziger Bank wird am heutigen Montag vormittag 10 Uhr im Kauf männischen Vereinshause zu Leipzig abgehalten. Sicherer Voraussicht nach werden die Gläubiger den Vorschlägen der Konkursverwaltung zustimmen; sie haben dann wenigstens den größten Teil ihrer Einlagen — 65 Proz. — gerettet. Die zähe Energie, mit welcher Herr Rechtsanwalt Freytag die Interessen der Gläubiger gewahrt hat, dürfte Anerkennung verdienen, denn es war jedenfalls eine Riesenarbeit, zu bereu Bewältigung nicht Klugheit allein, sondern ein Ausgehen in derselben erforderlich war. Zn der erfolgten prozentual kleinen Befriedigung zahlreicher Aktienbesitzer ver lautet noch, daß einer der sieben Aufsichlsratsmit- glieder die Summe von 400000 Mk. geopfert hat. * Grimma, 1. Aug. Ein größeres Schaden feuer brach gestern abend gegen 7 Uhr auf den Tonziegelwerken „Gertrud" der R. P. Heinrichschen Werke in Naundorf bei Grimma aus, welches das Osengebäude, sowie dcu daran grenzenden Preß raum für Hohlziegel völlig vernichtete. Nur dem günstigen Winde und dem energischen Eingreifen der Feuerwehren von Schkorditz, Höfgen, Leipnitz, Förstgen und Grimma war es zu danken, daß das Feuer auf seinem Herd beschränkt blieb und ihm nicht weitere Gebäude des sehr umfangreichen Werkes zum Opfer sielen. Der entstandene Schaden wird aus 40 000 Mk. geschätzt, der jedoch durch Ver sicherung gedeckt ist. Die Ursache des Feuers ist aus Selbstentzündung zurückzusühren. * Grimma. Wie sich herausgestellt, gehörte der Revolver, mit dem sich das 15jährige Dienst- mädchen eines hiesigen Bäckermeisters durch einen Schuß in die Brust schwer verletzte, doch dem Lehr ling, obwohl dieser es anfangs bestritt. Wie er sagt, hat er den Revolver sich angeschafft, weil er sich in seiner Schlafkammer gefürchtet habe. Cc hat ihn in Papier verpackt gehabt. Der Revolver ist jedoch von seinem Ausbewahrungsort herab und ins Bett gefallen, wo ihn das Mädchen gefunden Hal. * Markranstädt, 1. Aug. Der hiesige Bahn hofsrestaurateur F. ließ durch seinen Kellner bei einem Kolonialwarenhändler 50 Korke bestellen. Nach kurzer Zet hielt ein nnt einem ziemlich um fangreichen Packet beladener Handwagen vor dem Bahnhof. Der Kaufmann schickte, entweder weil er falsch verstanden, oder weil der Kellner nicht recht deutlich gesprochen hatte, anstatt 50 Korke 50 „saure Gurken". * Wechselburg. Oberhalb des Göhrener Eisenbahnviadukts der Linie Chemnitz-Leipzig bei Wechselburg wird gegenwärtig eine große Brücke über die Zwickauer Mulde gebaut. Sie wird in einer Weite von 60 m mit einem einzigen flachen Bogen in Höhe von 6'/. m den Fluß Überspannen und auf jeder Seite drei sogenannte Entlastungs bogen erhalten. Ueber die Brücke geht die neue Staatsstraße Göhren-Bahnhof Cossen, die nahezu vollendet ist. Der Brückenbau wird unter staat licher Oberaussicht von der Baufir.na Liebold 8c Co. in Langenbrück ausgeführt und ist gegenwärtig etwa bis zur Hälfte gediehen. * Rochlitz, 31. Juli. Gestern nachmittag in der 6. Stunde wurde in einem Kornfelds in der Nähe des Fahrweges nach Gröblitz die in Crossen gcboene 21 Jahre alte Dienstmagd Liddy Schuckelt aus Frankenau schwer verletzt aufgefunden. Das Mädchen, das sich in der Nacht zum Donnerstag mittels Schwefelsäure vergiftet hatte, wurde dem Stadtkrankenhause zugeführt. Der Zustand der Sch. ist ein ernster, obwohl augenblicklich Lebens gefahr nicht vorhanden ist. * Meerane, 1. August. Beim hiesigen Kaiser lichen Postamt wurde ein falscher Reichskassenschein Dit. D. Nr. 011647 über 5 Mk. angehalten, der am 18. d. M. hier in Zahlung gegeben worden sein soll. Der Schein ist den echten täuschend ähnlich und hat etwas helleren Druck, während die zu beiden Seiten befindlichen Verzierungen ungleich und unsymmetrisch in der Zeichnung sind. * Plauen i. V-, 1. August. Um sich nicht von seinem Hunde trennen zu müssen, ist ein hiesiger aus Böhmen stammender Einwohner sogar zum Dieb geworden. Der Mann hatte einen Hund, ein treues Tier, an dem er sehr hing. Als er jedoch, wie jeder Hundebesitzer, die Hundesteuer entrichten sollte, waren alle behördlichen Auf forderungen umsonst. Die Polizei drohte schließ lich, wie es in einem solchen Falle immer geschieht, die Wegnahme seines Hundes an. Was machte nun unser Hundeliebhaber? Er fing einen anderen Hund weg und lieferte diesen als den seinigen an die Polizei ab. Obendrein hatte er sich noch ein recht wertvolles Tier herausgesucht; der weggefangene Hund kostete 100 Mark. Die Polizei hat die „Unterschiebung" aber doch noch wahrgenommen und für den Hundefreund wird die Geschichte noch ein unangenehmes Nachspiel haben. * Plaucn i. V-, 2. Aug. Der Arbeiter-Ver band für das Baugewerbe zu Plauen und Um gegend teilt mit, daß die Maurer die Arbeit aus den meisten Bauten ganz wieder ausgenommen haben, Zuzug täglich erfolgt und daß die eintreten den Maurer zu den seither bestandenen Bedingungen arbeiten. * Lottengrün. Unweit der hiesigen Haltestelle wurde jüngst morgens ein Ochse an einem Baume befestigt vorgefunden, befreit und seinem rechtmäßigen Besitzer, einem Tirpersdorfer Gutsbesitzer, wieder übergeben. Wahrscheinlich liegt ein Racheakt vor; das Tier ist nachts aus dem Stalle gezogen worden und mar durch tiefe Schnitt- und Stichwunden arg zugerichtet. * Lengenfeld. Einen guten Fang hat die Gendarmerie am Mittwoch im benachbarten Schön brunn gemacht, indem es ihr gelungen ist, eine der jenigen Personen festzunehmen, die in letzter Zeit in der Ilmgegend von Lengenfeld, Reichenbach, Mylau, Treuen, Rodewisch, Auerbach, Elsterberg usw. Einbrüche und Diebstähle verübt haben. Der Festgenommene ist ein gewisser Emil Heinze aus Oberplanitz. Er hat bereits 39 Diebstähle einge standen. Der Begleiter des Festgenommenen, ein aus Wolfspfütz gebürtiger jetzt in Weißensand wohnhafter Arbeiter Jakob, ist leider entkommen. Die beiden Spitzbuben hatten sich im Gasthofe zu Schönbrunn niedergelassen. * Schlettau. In großen Schrecken wurden am Sonntag vor acht Tagen auf hiesigem Bahn hofe die Passagiere eines von Schwarzenberg kommenden Zuges versetzt. AuS Anlaß des Sänger festes in Buchholz hatte man dem Zuge eine ziem liche Länge geben müssen, um die vielen Fahrgäste zu befördern. Auf hiesigem Bahnhof einführend, hielt der Zug so plötzlich, daß die Insassen des selben recht unsanft gegeneinander, gegen Bänke und Wagenwände gestoßen wurden. Einige Per sonen trugen blaue Flecken davon, einer anderen wurde der Schirm, der als Stütze diente, zerbrochen usw. Da man den Vorfall mit Rücksicht auf den oder die als Schuldträger in Frage kommenden Beamten nicht vor die Oeffentlichkeit bringen wollte, ist über denselben geschwiegen worden. Nachdem jedoch trotzdem Untersuchung eingeleitet worden ist, braucht auch der Oeffentlichkeit das ärgerliche Vor kommnis nicht vorenthalten zu werden. * Sayda. Ein hiesiger Hausbesitzer feierte dieser Tage seinen Geburtstag. Seine Verwandten hatten sür den Festmorgen Musikanten bestellt, w siche dem Jubilar ein Ständchen bringen sollten. Mau hatte aber, um ihn angenehm zu überraschen, dem Manne nichts davon gesagt und so befand er sich denn gerade auf dem fernen Felde, als man vor seiner Haustür schöne Melodien erschallen ließ. Das Geburtstagkind hörte leider nichts davon. * Pirna. In der Nacht zum Donnerstag ist in Oberottendorf bei Neustadt in dem von Guts arbeitern bewohnten, dem Rittergutsbesitzer Ober leutnant Prassert gehörigen alten Gute Feuer aus gekommen, das drei Gebäude in Asche legte Mehrere Familien gingen sämtlicher Habe verlustig, da sie nur das nackte Leben retten konnten. ' Hoyerswerda. Schon seit etwa einem Jahre standen drei unbekannte Radfahrer in dem Ver dacht, Einbrüche und Diebstähle an der sächsisch preußischen Grenze in den Gebieten der Amtshaupt- mannschaflen Bautzen und Kamenz zu verüben. Im Sommer 1902 stahlen in Schwoppnitz zwei unbekannte Radfahrer einen Automaten, nahmen ihn mit in den Wald und erbrachen ihn dort. Als sie bei ihrem sauberen Treiben von dem Verlust träger B. überrascht wurden, war einer frech ge nug, einen Revolver mit fünf Patronen auf B. ab zuschießen. B. ist mit dem Leben davongekommcn, jedoch nicht unbedeutend verletzt worden. Die Fest nahme gelang nicht, da die übrigen Anwesenden Furcht zeigten, mit einzugreifen. Die drei sauberen