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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190308090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030809
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030809
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-09
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.08.1903
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Gerichtssaal. 8 Bou seinem Geschick ereilt worden ist der Schwindler, der in Lichtenstein, Meerane, Zwickau und anderen Orken unter Vorspiegelung falscher Tatsache.» mehrere Einwohner zur unentgeltlichen Gewährung von Kost und Logt» veranlaßte. Er wurde vor kurzem in Borna in der Person einer 21 Jahre alte.«, wiederholt mit Zuchthausstrafe vorbestraften Bergarbeiter« Stoß, gebürtig au« Dresden, ermittelt und festgenommen. Am Mittwoch verurteilte ihn nun die Zwickauer Strafkammer wegen jener Betrügereien zu 6 Jahren Zuchthaus, 1 575 Mk. Geldstrafe und 1 Tag Has'. Außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrech e auf die Dauer von zehn Jahren aberkannt. 8 Einen eigenartigen Fall von Haft pflicht eines Lehrers veröffentlicht die Rech'«- schutzkommifsion des Lehrecocrbande« d". Provi.z Sachsen. Ein Lebrer war weg-m Ueberschreitung de» Züchtigungrreust« angeklagt worden, begangen an einem Schulki.aben seiner Klaffe, einem soge nannten Hütejungen. Der Staatsanwalt stellte aber fest, daß der Lehrer da« Recht der ihm zu» stehenden Züchtigung nicht überschritten hatte, und lehnte daher eine Strafverfolgung ab. Nun erhob der Dienstherr de« bet eff.iden Knaben die Zivil klage. Er forderte von dem Lehrer ei e Entschädig ung von rund 62 Mk. für die entstandenen Kur kosten, die Wagenfahrt zum Arzte, die Fütterung de« Viehes, an dessen Hütung der Knabe verhindert gewesen sein sollte, und für die Annahme c!nes Arbeiter«, der die Dienste de« Knaben versab. Da nach dem Staatsanwalt eine Ueberschr'itung d.» Züchtigung«recht« nicht vorlag, verweigerte der Lehrer die Zahlung der geforderten Entschädigung und bestritt überdies auch, daß die Züchtigung der art gewesen sei, daß der Knabe durch die nachträg lichen Schmerzen am Gehen und auch an seinem Hütedienst verhindert gewesen sei. Das Ge icht entschied jedoch in erster und zweiter Instanz gegen ihn, verurteilte also den Lehrer zur Zahlung de« geforderten Betrage». — Wegen der Geringfügig keit des Klageobjekts (unter 300 Mk.) konnte die dritte Instanz nicht angerufen werden. 8 Eine alte Zuchthäuslerin. Friedrike Neu- mann, eine Person von 64 Jahren, welche genau die Hälfte ihre» Lebens im Zuchthause zugebracht hat und mit dem Aufenthalt dort, wie sie sagt, sehr zu frieden ist, stand wiederum vor der Strafkammer des Berliner Landgerichts II. Die Unverbesserliche war bei Ausübung eine« Taschendiebstahl» ertappt worden. Vor einigen Tagen wurde sie wegen eine« Diebstahl«, der auf anderem Gebiete lag, zu I Jahr 3 Monaten Zuchthau« verurteilt. Jetzt erkannte der Gerichtshof auf weitere 2 Jahre 6 Monate Zucht- hau« so daß sie 3 Jahre 9 Monate Zuchthaus zuver büßen hat. Wenn diese Zeit verstrichen ist, wird die Neumann etwa 36 Jahre im Zuchthau« zuge- bracht haben. Der Vorsitzende wie» darauf hin, daß die Angeklagte dem Staate eine teuere Pensio närin geworden sei. Rechnet man die Verpflegungs kosten mit täglich 90 Pfg., so beträgt die Gesamt summe gegen 12000 Mark, wovon allerding« ein geringer Teil durch die zu leistende Arbeit aufge- wogen wird. 8 Weil er ein Mädchen gegen dessen Willen geküßt, wurde nach einer Blältermcldung ein Monteur vom Nürnberger Schöffengericht wegen Beleidigung zu 4 Tagen Gefängni» verurteilt. Vermischtes. P Zehn Dickköppe. Folgende heitere Anekdote von Friedrich Wilhelm IV. wird der „Tgl. Ndsch." erzählt: Friedlich Wilhelm IV. hatte im Mai 1848 sein Hoslager nach Santsouci, dem Lustschloffe bei Potsdam, verlegt. Der Königliche Garten wurde damals, namentlich in nächster Nähe de« Schlosse«, einer sehr strengen Absperrung unterzogen. Die Nähe der Hauptstadt, wo die Gesetzlosigkeit von Tag zu Tag größer wurde, zwong zu der artigen Maßregeln. Der König liebte es, lange Spaziergänge im Park zu machen und dehnte diese ost bi» spät in die Nacht hinein aus. Der wach habende Offizier war angewiesen, den König hierbei unbemerkt mit einer Patrouille zu begleiten. Der König selbst wurde stets sehr aufgebracht, wenn er merkte, daß seine Person unmittelbar bewacht wurde. Eine» Abends kehrte der hohe Herr einmal wieder spät, in seinen Mantel gehüllt, von einem nächtlichen Spaziergange heim, und zwar kam er hierbei an einen anderen Eingang wie gewöhnlich. Hier hatte ein Wasierpole den Posten inne. Mit lautem „Halt, Werda'?" stellte der Grenadier die ihm unbekannt scheinende Person. Aus die Antwort: „Der König" erwiderte der Pole: „Kann jeder angeben; kommt sich König immer durch andere» Portal." — „Na, da komme er 'mal unter die Laterne, mein Sohn, da kann er sehen, wen er vor sich hat," entgegnete hierauf der Monarch. Da» tat nun der Posten und präsentierte stramm, al« er bei der Beleuchtung den König erkannte. Auf seine Frage: „Wo.an hat er mich denn erkannt ?" antwortete der Grena dier: „An Ihre dicke Kupp." — Der hohe Hc.r, bekanntlich selbst sehr witzig und ein Freund de« Humor«, war von der drolligen Antwort dermaßen erheitert, daß er laut lachend an dem Posten vorbei ging. DieKönigtn, die, schon besorgt über da« lange Ausbleiben ihre» hohen Gemahls, ihm vor dem Schlosse entgegengekommen war, fragte nun den König, wa« ihn so belustigt habe. „Das wirst Du gleich hören, liebe« Kind," erhielt sie zur Antwort. Nun wurde der Posten, dessen Ablösungrzeit heran gekommen war, in die Gemächer des König« berufen und antwortete nochmal« auf Befragen, woran er seinen König erkannt habe: „An Ihre dicke Kupp." Friedrich Wilhelm IV. ging jetzt an seinen Schreib tisch, nahm eine Handvoll Talerstücke herau« und überreichte sie dem Grenadier mit den Worten: „Hier, mein Sohn, hast Du noch zehn von diesen Dickköppen." P Jugendliche Abenteurer. Die Berliner Polizei verhaftete zwei junge Leute, die trotz ihrer Jugend schon auf eine recht bewegte Vergangenheit zurückblicken können. Es sind die« der Buchdrucker lehrling Georg Werner au« Crottendorf und der Handlung«gehilfe Martin Stopp au« Annaberg. Beide sind erst 21 Jahre alt, durchstreifen aber be reit« seit sech« Jahren die Welt al« Vagabunden, wobei sie sich den Namen John und Jacob Sander- sohn beilegten. Werner en'lief 1897 au« der Lehre und durchreiste mit einer Zigeunertruppe ganz Oester reich-Ungarn. Dunn schloß er sich einer reisenden Zirku«truppe an und zog mit dieser nach Südsrank reich, Spanien, Portugal und Italien. Von hier au« trat Werner in die Fremdenlegion, wo er seinen Land«mann Stopp kennen lernte. Nach einiger Zeit desertierte.» beide und arbeiteten sich al« Kohlenzt her aus einem Dampfer nach Amerik, von wo sie vor einigen Monaten nach Deutschland zurückkehrten. Wa« die jungen Leute auf ihrer Vagantensahrt er lebt haben, würde Stoff zu einem fesselnden Buche abgeben. Sie lernten während ihrer Wanderschaft fünf fremde Sprachen beherrschen, wurden ahsr auch einige Male bestraft. Gegenwärtig seh^n sie ihrer Bestrafung wegen Betteln» und Landsüeiche :« ent- gegen, fall« sich nicht he.au«stellt, daß sie noch an dere Sraftaten auf dem Kerbholz haben. P DaS ein Dieb Reue zeigt, passiert nicht alle Tage. Vor einigen Tagen waren der Fleischer srau D. in Insterburg mehrere Goldsachen entwend-t worden. Am Sonntag früh wurde, nach der „Ostd. Volk«zlg.", im Briefkasten de» Rathause« ein Lein- wandocutelchen gefunden, in welchem die gestohlenen Gegenstände, zwei goldene Ketten, Brosche und Ring, eiugeuäht waren. Ein Zettel, welcher beilag, trug folgende Aufschrift: „Bitte der armen Familie ab geben zu wollen! Gestohlen in der Nacht von Mon tag zu Dien«tag, mein Gewissen läßt mich nicht in Ruh, die Straße wo Amtsgericht W. B." P Schnelle Justiz. Vor vier Monaten flüch tete sich ein Weinwirt au» München, Karl Glaser, unter Hinterlassung einer großen Schuldenlast und seiner F.au nach Amerika, wo er früher längere Zeit gelebt hatte. Münchner Blätter berichten nun, daß Glaser sofort beim Betreten New-Aork« verhaftet, wegen Bigamie und Ermordung seiner ersten Frau zum Tode verurteilt und just zur selben Zeit hin gerichtet wurde, zu der in München seine Sachen versteigert wurden. P Eine ergötzliche Szene ereignete sich kürzlich, wie die „Schles. Ztg." erzählt, auf der Strecke Kassel—Halle. Eine Landfrau mit einem ansehn lichen Korbe voll Eier war in einen Schnellzug gestiegen und halte den Korb in dem Netze zum Aufnehmen des Handgepäcks untergebracht. Da der Korb alsbald bedenkliche Tanzbewegungen unternahm, wurde der Frau geraten, den Korb auf den Fuß- boden zu stellen, „'s Hot ka G'fohr!" war die sorglose Antwort. Nach eimg°n Stationen revidierte der Schaffner die Wagen und fand, daß die Frau schon längst an der Station vorbeigesahren war, an der sie aussteigen wollte; dec Schnellzug hatte dort nicht gehalten. Die Eröffnung, daß sie nun aus einen anderen Zug warten, zurückfahren, und außer dem sür die zu weit gefahrene Strecke werde be zahlen müssen, nahm die Frau mit Hellem Zorn auf, der sich mit großer Zungenfertigkeit und im schönsten Nassauer Dialekt Luft machte. In Treißa fährt der Zug gewöhnlich mit einem scharfen Ruck in die Station ein. Auf diesen Moment schien der Eierkorb nur gewartet zu haben, der es sicherlich übel ausgenommen hatte, daß er durch die Schuld der Frau zu spät zum Markte kam. Ein Saltomortale, und der Korb ergoß seinen Inhalt über das Haupt eines ernsten, älteren Herrn, der dem vorhergegangenen Intermezzo keinen Blick geschenkt und, in eine Zeitung verlieft, vornübergebeugt, gegenübergesessen hatte. Auch die anderen Abteilinsassen bekamen mehr oder weniger von dem gelben Brei ab. Der Sturm, der nunmehr hereinbrach, ist kaum zu beschreiben. Ein jeder schimpfte auf die unachtsame Frau und verlangte Schadenersatz sür seine beschädigten Sachen. Am wenigsten konnte der am schwersten betroffene Herr dazu sagen, der bestrebt war, die gelbe Brühe au» Haar und Halskcagen zu schütteln. Der Schaffner, der eben dazu gekommen war, um die Frau abzusetzen und dem Stationsvorstand zu übergeben, schimpfte weidlich über die Beschmutzung des Abteils und erklärte, daß die Frau 6 Mark Reinigungskosten zu zahlen haben werde; die Frau aber heulte in den höchsten Tönen um die zerschlagenen Eier. Beim Abfahren hörte man die Frau noch lamentieren : „I zohl ka Straf, i werd' de Neichsstaat verklage!" P Die Ungezwungenheit mancher Fahr gäste, die beschlagenen Abteilfenster mit den daran angebrachten Vorhängen abzuwischen, erachtet die preußische Eisenbahnverwaltung al» Beschädigung der Vorhänge, die in Zukunft mit Zahlung von 6 Mk. bestraft werden soll. Wer einmal wtgen diese« Vergehens büßen soll, dem rät die Staatrb.- Ztg. den Spieß umzudrehen und die Eisenbahn verwaltung für beschädigte Kleider haftbar zu machen, weil die Sitzbänke voller Staub w^:en, oder sich die Handschuhe bezahl, , zu lassen, wenn er sie sich an den Tür- und Haltegriffen be schmutzt hat. P Der Turm der Mariahilfkirche in der Münchener Vorstadt Au ist dieser Tage vcn einem Soldaten namens Krieger erklettert worden, wa» an die Ersteigung des Wiener Stesanturwe» vor etlichen Jahren erinnert. Krieger gelangte, wie der Köln. Volkrzlg. geschrieben wird, am Blitzableiter draht und an den golhischen Stetnverzierungen und Turmrippen mühsam in die Höhe. Die große steinerne Kreuzblume zu besteigen war da» schwierigste Stück. Doch mit einem entschlossenen Ruck und Klimmzug, wobei der Körper fast frei in der Luft hing, war auch diese Schwierigkeit über wunden. Dann kletterte K. auf dem mächtigen, Kreuze selbst empor und brachte dort zu Ehren de» 50jährigen Priesterjubiläums des Stadtpsarrer« einen Kranz an. Der Turm schaukelte heftig bei dem starken Sturm. Wie der Aufstieg, so ging auch der vielleicht noch schmierigere Abstieg glücklich vor sich. P Wunderbare Rettung eines KindcS. Da« 1^ Jahre alle Kind de« Eigentümers Pin- kow«ki in Friedheim (Posen) war, wie die Ostd. Pr." mitteilt, in einem unbewachten Augenblick auf da« Glei« der Ostbahn geraten, als der von Schneide mühl einlaufende Güterzug angefahren kam. Zu seinem Schreck bemerkte der Lokomotivführer da« dem Zuge entgegenlaufende Kind. Er war jedoch nicht mehr im Stande, den Zug zum Stehen zu bringen, sodaß säst der ganze Zug über da« Kind hinwegging. Die herbeieilende Mutter konnte es aber unter einem der letzte. Wagen lebend hervorziehen. Es hatte allerdings zwei Wunden am Kopfe erhalten, befindet sich aber aus dem Wege der Besserung. Wahrscheinlich hatte da« Kind vom Aschkasten der Lokomotive einen Stoß vor den Kops erhalten und war infolgedessen besinnungslos zwischen den Schienen liegen geblieö?«. P Ein eigenartiges Angebot enthält da« Militär-Wochenblatt Nr. 81 im Anzeigenteil. E« heißt da: „Reitpferd, elfjährige Dunkelfuch«stute, sicher gehend und in jedem Dienst gcritlc ., leitet selbsic^ dig kleb ere Felddienstübuu^», weg".i Auf gabe t « Gesch^siS billig abzureben. O., Leutnant der Reserve. Nähere» zu erfrczen Leutnant v. S., Kassel " P Urber die Plünderung d°s an der Liberia küste geflrand-- r Hamburger Dampfers „Lulu Bohlen l.üeVet die „Asrikapost": Während d'« Aufcu.balt« in River Ceß wurden die Fahrgäste m.r den Eingcbo e ien sehr drangsaliert. Wenn sie sich außerhalo der Faktorei sehen ließen, wurden ihnen die Kleider vom Leibe gerissen und das Zeug, das auf der Veranda der Faktorei zum Trockne.« ausgehängt war, wurde von den Schwarzen ge- stöhlen. Noch schlimmer erging e» dem Kapitän, der mit dem zweiten Offizier an Bord der Schiffes geblieben war, um von dort, wenn irgend möglich, noch etwa« zu retten. Zu Hunderten kamen die Eingeborenen auf d^s Schiff und bedrohten ihn mit Messern und a-.c?ren Waffen. Die Schiffs lasse, die er zu retten versucht hatte, wurde ihm abgenommen und als er schließlich an« Land kam, hatte er wirklich nur sein nackte« Leben gerettet. P Von der großen Therese. Am Vorabend ihre« Prozesse«, dessen Beginn auf den heutigen Sonnabend festgesetzt wurde, wartete Therese Hum bert, die „100 Millionen-Erbin", mit Enthüllungen auf. Der Pariser „Matin" bringt daraus Briefe des früheren französischen Minister« de« Aeußeren Flouren«, der sich gern den „Urschöpfer" der franko-russischen Allianz nennt. Gegenwärtig ist er nationalistischer Abgeordneter. Wie dem B. T. telegraphiert wird, schreibt F. zuerst im Jahre 1892 an Therese Humbert und bittet sie um einen Beitrag zu einer Sammlung zu Gunsten seiner durch Hagelwetter geschädigten ländlichen Wähler. Im nächsten Jahre fragt er, ob sie ihm für eine Zeitung, die für seine Kandidatur eintrete, Geld geben möchte. 1895 drückt er seinen Schmerz über die Verdächtigungen au«, die in der Libre Parole gegen Therese laut geworden sind. Er unterrichtet sich über die Ursache dieser Angriffe und schreibt vierzehn Tage später, e« handle sich um ein Kom plott von Gerichlsbeamten, das im Interesse der Prozeßgegner Thereses geschmiedet worden sei. 1896 müssen die Finanznöte des Exminister« bedrohlich gewesen sein, denn Herr und Frau Flouren« wenden sich in flehenden Briefen an Therese» gute- Herz. Diese hat versprochen zu helfen, aber F. wartet vergeblich auf das Geld. „Einen anständigen Menschen und seine Familie zu retten", schreibt F., „ist die schönste Tat, die beste Erinnerung im Leben." Während die letzten Briefe geschrieben wurden, ging F. nach Petersburg, wo er auch vom Zaren empfangen wurde. 7 Eine drastische Zurechtweisung erfuhr kürzlich in einem Gasthause in Rumburg i. B. ein Tscheche, der sich dort ein Glas Bier bestellte, aber ein Glas verlangte, aus dem noch kein Deutscher getrunken habe. Die Kellnerin meldete dies dem Wirt, der nach den Berl. N. N. ohne Zögern dem tschechischen Gast ein anderen Zwecken geweihtes Geschirr vorsetzte mit der Versicherung, daß daraus noch kein Deutscher getrunken habe. Unter dem Hohngelächter der übrigen Gäste verschwand der Tscheche. P Das Verteilen von Speckseiten als Prämien sür besonders glückliche und friedliche Eheleute fand am Montag in Dunmow (England) in Aufrechterhaltung einer seit Jahren und Jahr zehnten bewahrten Uebertikfernng statt. Zu dieser Feierlichkeit wird alljährlich ein „Schwurgericht" veranstaltet, bei dem das Geschworenenkollegium aus sechs Jungfrauen und sechs Junggesellen besteht und ein besonders geachteter Bürger ist „Richler". Für die Paare, die den Ruhm ungetrübten ehelichen Friedens in Anspruch nehmen, erscheint ein Anwalt, desgleichen ein anderer Bürger als Anwalt für den Spender der Speckseiten. Zwei Paare erschienen jüngst vor dem „Gericht" und leisteten einen Eid, daß sie seit ihrer Verheiratung nicht ein einziges hartes Wo:t zueinander gesprochen hätten. EinS der beiden Paare war 33 Jahre verheiratet und hat daher die Speckseite ehrlich und ehelich verdient. 7 Der „Kaiser der Sahara". Ueber die vec- wegene Expedition des französischen M'llionärS Lebendy an der marokkanischen Küste teilt die Nat.-stig. nach dem Pariser Journal mit: Lebaudy hat, l-.e der Matrose Fuseau berichtet, die einheimische Karawane, aus die erstieß, leichtfertig herausgefordert. Nachdem die beiden Truppen die Nacht ruhig neben einander geloggt hatten, fiel es Lebaudy ein, einen jungen Araber uls Geisel auf sein Schiff zu schleppen. Die Eltern des Knaben kamen hierauf an Bord und forderten die Rückgabe. Lebaudy verstand sich dazu, verlangte aber dafür die Erlaubnis, ein junges Mädchen, eine wahre Wüstenperle, zu kaufen. Der Führer der Marokkaner ließ sich in den Handel ein, aber als das Mädchen zu schreien anfing, mischten sich die übrigen Araber ein und verhinderten daS Geschäft. P Präsident Roosevelt kann leicht hitzig werden. In Newyork hätte er, wie die Londoner Daily Mail zu erzählen weiß, kürzlich einen Rad fahrer beinahe geah >gt. Der Präsident fuhr mit seiner Familie zur Kirche, al« der Nadler dem Wagen entgegcnkam. Der Weg war schmal und so mußte der Mann mit dem Rade sich „dünn machen", wa« ihn wenig gewählte Worte sprechen ließ. Flug» ließ Roosevelt seinen Wagen halten, sprang herau« und wollte den Beleidiger verprügeln, al« er sich noch darauf besann, daß er eben in« Gotte»hau« wollte. Er ließ nun den Mann fest- nehmen. Der erfuhr erst jetzt, wen er beschimpft, und wollte Abbitte leisten, Roosevelt aber verbat sich die«. P Neue Goldfelder entdeckt. Einer Meldung deS „Daily Chronicle" aus Dawson (britische- Gebiet am Jukon-Flusse) zufolge, machte der Entdecker deS Goldfeldes bei Klondyke jetzt einen reichen Gold fund in der Gegend deS Pelly-FlusseS. Die vor handenen Goldmengen scheinen bedeutender zu sein als bei Klondhke. Ein wilder Aufbruch nach dem Gebiet findet statt. — Wie dem Blatte weiter au» Viktoria (Britisch-Columbia) gemeldet wird, wurden in der Nähe von Port Simpson, der beabsichtigten Endstation der neuen Grand Trunk Pacific-Eisen bahn, große Kohlenlager entdeckt. f Einer Sammlung oberbayrischer Dialekt gedichte „AuS'm Jsarwinkel" von Wilhelm Dusch entnimmt die Deutsche Alpenzeitung (Gustav Lämmer» in München) folgenden Scherz: D'rin in der Schul halt mal a Lehr, Daß Gott üb'ral zugegen wär, A Lehrerin, und gibt si' Müah, Denn dös begreif'« de Mad'la nia. Viel Beispiel hal'S scho ausg'studiert, Und alles war umsonst probiert: „Denkt Euch: es ist die zehn Uhr-Paus', Ihr alle seid im Garten d'raus, „Ich bin allein im Zimmer, „Wer ist da trotzdem noch bei mir? Nun, Anna, sag's, wer ist denn das?" „„Der Herr Lehrer von der zwoal'n Klaß'!"" Kleine Chronik. * Altenburg, 6. August. Ein Ei laß, betreffend die Geschenke zum 50jährigen Regierungsjubiläum deS Herzogs verfügt, daß die von der Landschaft überreichte Spende in Höhe von 10000 Mk. so wie diejenige der Altenburger Bevölkerung in Höhe von 53 000 Mk. zur Fürsorge aller bedürftigen Leute aus dem Herzogtum Verwendung finden sollen. Aus herzoglichen Mitteln wird diesen Beträgen ein weiterer Betrag von 50000 Mk. zugeschlagen. Ferner spendete der Herzog die Summe von 3000 Mk. für die Armen der Stadt Altenburg mit der An ordnung alsbaldiger Verteilung. * Altenburg, 7. August. Zu der Thalschen Mord- und Selbstmordaffäre hört die „Altenb. Landes-Ztg." weiter, daß die Verletzungen der Frau Körber durchaus nicht unbedenklich sind. Eine tiefe Ohnmacht, in welche die bedauernswerte Frau am Dienstag nachmittag verfiel, hatte bereits die An nahme ihres Todes entstehen lassen. Die Revolver kugel ist von der Stirn aus in den Schädel gedrungen; sie hat zwar entfernt werden können, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß die Verletzung irgend welche Komplikationen und Lähmungserscheinungen zur zur Folge haben kann. Verhältnismäßig besser be findet sich der Mann, dem die eine Kugel durch den Oberkiefer und die andere durch die Backe ge gangen ist. Thal selbst hatte sich die volle Ladung einer Jagdpatrone durch den Kopf gejagt, sodaß der Tod wohl sofort eingetreten ist. * Gera, 7. August. Unter Mitwirkung eine« Teile« der städtischen Schutzmannschaft hat die Gendarmerie gestern eine Razzia nach dem Mörder de« Dienstmädchen« Rust, den Knecht Schulz, unter nommen; jedoch ist die Suche erfolglos verlaufen. Trotzdem ist al« sicher anzunehmen, daß der Mörder sich in den dortigen großen Wäldern verborgen hält. * Nordhausen, 7. August. Zu dem Aussehen erregenden Leichenfund im hiesigen Stadtparke ist noch milzuteilen, daß die Sektion der Mädchen leiche keine» bestimmten Schluß auf die Todesursache ergeben hat. Es wird angenommen, daß daS Mädchen aus irgend eine Art den Erstickungstod gefunden hat. Die bei der Leiche gefundene Flasche hat keine Giftstoffe, sondern nur einen Rest reinen Jamaika-Rum enthalten. Es verlautet, daß das Mädchen mit seiner Lage bei den Pflegeeltern nicht zufrieden gewesen sein soll und geäußert habe, cs werde sich das Leben nehmen. Im Gegensatz zu den bestimmten Aussagen der Eltern, deS Landwirts Langeschen Ehepaares auSWindebergbei Mühlhausen, wollen jetzt die Pflegeeltern, das Oekonom Christoph Pflugsche Ehepaar, die Leiche als die ihrer Pflege tochter nicht anerkennen. Dennoch wird an der Identität der Leiche mit der Christiane Pauline Lange aus Windeberg nicht mehr gezweifelt. * Kassel, 6. August. Auf der Bahnstrecke Eschwege—Treffurt haben noch nicht ermittelte Per sonen große Steine aus die Schienen gelegt, um einen Personenzug zur Entgleisung zu bringen. Der Lokomotivführer bemerkte aber das Hindernis nnd brachte den Zug rechtzeitig zum Stehen. * Preußisch-Stargard, 7. August. Mit 1000 Mark flüchtig wurde am Donnerstag der 30jährige Vollziehungsbeamte Johann Rösener in Preußisch- Stargard. Er war beauftragt, bei der Reich«bank einen Scheck einzulösen, unterließ die« jedoch und flüchtete mit dem Gelbe. * Asch i. B., 6. August. Am Mittwoch haben hier abermals 21 Personen gemeinsam ihren Aus- tritt aus der katholischen Kirche vollzogen und sind zum Protestantismus übergetreten. Unter ihnen be finden sich drei Brautpaare, welche demnächst in der hiesigen evangelischen Kirche getraut werden. Von den vor einigen Tagen in die Volksschule ein geschriebenen Kindern katholischer Konfession werden auf Wunsch der Eltern, die zum Teil bereits zum Protestantismus überge'reten, teils noch katholisch sind, 19 im evangelischen Glauben erzogen, d. h. sie werden evangelischen Religionsunterricht genießen. * Paris, 7. August. Auf dem zwischen Mar- seille nnd Algier verkehrenden Postdampser „Rhone" wurde», zwei Packele mit Vriefsachen und sonstigen Wertstücken im Betrage von 100 000 Frank« entwendet. * Paris, 7. August. In Rouen wurden gestern zwei Personen von einem Automobil überfahren unk sofort getötet. Der Führer de« Wagens, ein 18- jähriger Mann, wurde verhaftet. Er erklärte, daß er im Augenblicke de« Unfälle« die Herrschaft über da« Fahrzeug verloren habe.
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