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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190308090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030809
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030809
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-09
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.08.1903
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* — Am Himmel können jetzt alle fünf dem unbewaffneten Auge sichtbaren Hauptplaneten gleich zeitig erblickt werden. Das Schauspiel wird sich bis Ende August zeigen. * — Die Jagdkarteu-Formulare auf das Jagdjahr 1903/1904 sind aus Leinwand hergestellt und von hellgelber Farbe. * — Keine Flcischwarcn mitbringen l Die „Allg. Fleischerztg." schreibt: Eine große Ent täuschung erfahren viele Kurgäste, die jetzt aus den ausländischen Bädern, namentlich den böh mischen, zurückkehren und glauben, diese Gelegen heit zum Mitbringen von Schinken und Wurst benutzen zu sollen. Das reisende Publikum weiß meistens nicht, daß die Einfuhrverhultnisse für Fleischwaren seit Inkrafttreten des Fleischbeschau gesetzes sich völlig geändert haben. Schinken wer den von den Grenzbeamten ange' alten und erst, nachdem sie vorschriftsmäßig untersucht, mit der Post den Besitzern nachgesandt. Dadurch entstehen erstens erhebliche Kosten und dann wird auch die Beschaffenheit der Schinken, die in Zweck der Untersuchung einige Tage ander Grenze verbleiben müssen, sicher ungünstig beeinflußt. Würste aber einzuführen, ist nach den neuen gesetzlichen Be stimmungen überhaupt verboten. Ihre Einfuhr wird also unter keinen Umständen gestattet und man kann infolge dessen zum Beispiel in der sächsisch böhmischen Grenzstadt Voitersreuth jetzt täglich be obachten, wie dort auf böhmischer Seite Würste, die an der deutschen Grenze zurückgewiesen wurden, zur Versteigerung gelangen. Das reisende Publi kum wird daher gut tun, das Mitbringen von Wurst- und Fleischwaren aus dem Auslade zu unterlassen. * — Die großen Unterschlagungen sind ein betrübendes Zeichen unserer Zeit. Allgemein ist man darin einig, daß mehr als bisher geschehen muß, um sie zu verhüten oder unmöglich zu machen. Nur über das „Wie" ist man noch nicht schlüssig geworden. Da wird soeben im „Berl. Tgbl." ein Vorschlag aus kaufmännischen Kreisen gemacht, der zum mindesten Beachtung verdient. Es soll eine Vereinigung angestellter Kaufleute ins Leben ge rufen werden, an die sich jeder Kassierer, Depot verwalter, Buchhalter usw. anzuschließen dadurch gezwungen wird, daß sich die Chefs verpflichten, derartige Stellungen nur mit Vereinigungsmit gliedern zu besetzen. Damit die Vereinigung ihren Zweck erfüllen kann, das heißt für vorkommende Unterschlagungen Ersatz zu leisten, muß die Ver einigung bei Beginn ihrer Tätigkeit einen Reserve fonds von mindestens 1 Million Mark schaffen, der im Lauf der Zeit bis auf 5 Millionen zu er höhen ist. Die Vereinigung soll nicht den ganzen Schaden aus Unterschlagungen vergüten, damit die Firmeninhaber nicht die strengste Kontrolle aus den Augen lassen. Es wird sich etwa empfehlen, daß die Firmeninhaber 25 vom Hundert des Schadens tragen und die Vereinigung 75 Prozent vergütet. Ordentliche Mitglieder zahlen 20 Mark Eintrittsgeld und 3 Prozent des jährlichen Gehalts als regelmäßigen Beitrag. Die Vereinigung wird bei der Aufnahme ihrer Mitglieder sehr vorsichtig sein und da jedes Mitglied weiß, daß etwaige Verluste auch von ihm mitbezahlt werden müssen, so beobachtet eines das andere. In Rußland existiert schon seit 20 Jahren eine derartige Or- gamsation, „Kassiererkartell- genannt, und diese Einrichtung hat sich außerordentlich bewährt. * — Bicnenwirtschaftliche Ausstellung. Am 30. und 31. Aug. 1903 findet in Stollberg in den Räumen des Hotels zum Bürgergarten die dritte Bienenwirtschaftliche Ausstellung des erzgebirgischen Verbandes statt. Der Bienenzüchterverein von Stollberg und Umgegend Hal bereits weitgehende Vorbereitungen getroffen, und die Bienenzüchter und -Händler mit bienenwirtschaftlichen Geräten von nah und fern haben die Beschickung der Aus stellung schon angemeldet. Durch eine größere An zahl gestifteter Ehrenpreise kann ihre Mühe teil weise belohnt werden. Die Bahndireklion hat die freie Rückbeförderung der unverkauften Ausstellungs gegenstände gewährt. Jedenfalls wird diese Aus stellung wieder Zeugnis von dem gegenwärtigen Stande der edlen Bienenzucht in unserm engeren Vaterlande ablegen, und die Besucher werden sicher vollbefriedigt das Ausstellungslokal verlassen, nach dem sie das Leben und Treiben der fleißigen, harm losen Immen in ihren verschiedenartigen Behau sungen, die süßen, wertvollen Erzeugnisse derselben, wie Honig und Wachs, und die zur Imkerei not wendigen Geräte in Augenschein genommen haben. Tie städtische Kapelle wird an beiden Tagen in den Ausstellungsräumen konzertieren. Zur Beant wortung von Anfragen und Zusendungen von An- meldebogen erklären sich gern bereit A. Lenk, Lehrer in Neuwiese (Post Oberwürschnitz), und Rentier Karl Meinert, Stollberg. Eine große Fachausstellung, welche das weitverzweigte Gebiet der Metall- und Blech-In dustrie umfassen wird, veranstaltet der Verband Deutscher Klempner-Innungen in der Zeit vom 28. Mai bis 15. Juni 1904 im Etablissement „Neue Welt" in der Hasenhaide in Berlin. Die Ausstellung wird die beste Gelegenheit bieten, die bedeutenden Fortschritte und Errungenschaften der Neuzeit auf den verschiedensten Gebieten der ge nannten Industrie ersehen zu lassen, welche die Blech- und Metallmarenfabrikation in allen ihren Zweigen, die Werkzeug- und Blechbearbeitungs maschinenbranche, das Beleuchtungswesen, Gas-, Wasser- und elektrische Installation, Bade- und Klosetanlagen, Metall-Ornamentensabrikation rc. rc. umfaßt. Von besonderem Interesse sür Fachleute und Laien wird die Vorführung der neuesten Blech bearbeitungsmaschinen im Betriebe sein, und werden die in Tätigkeit vorgeführten Ziehpressen und andere Pressen, automatisch arbeitende Maschinen rc. ein interessantes Bild der modernen Massenfabrikation in der Blechwarenindustrie bieten und die hohe Leistungsfähigkeit der letzteren vor Augen führen. Ein besonderes Gepräge werden der Ausstellung auch die imposauten Darbietungen der Berliner Lampenfabrikanten geben, welch letztere in einer Reichhaltigkeit ausstellen werden, wie dies noch bei keiner Ausstellung der Fall war. Jede in Bezug auf die Ausstellung gewünschte Auskunft wird durch das Bureau der VIII. Fachausstellung des Ver bandes Deutscher Klempner-Innungen, Berlin, Zossenerstraße 43, erteilt. * Gc Sdorf. Anläßlich des Geburtstages Sr. Majestät des Königs veranstaltet am Sonntag, den 9. August, der hiesige Verein königstreuer Knappen im Gasthofe „zum blauen Stern" eine patriotische Feier, bestehend in einer Ansprache, Konzert und Ball. — Der Turnverein I hier hält in dem schönen Garten des Gasthauses Teuta , ia sein diesjähriges Schauturnen ab. * Gersdorf. Im Gasthof zum „grünen Thal" findet am Montag Abend um 8 Uhr wieder eine Theater-Aufführung statt und zwar wird das romantische Schauspiel „Der T ompeter von Säckingen" gegeben unter Mitwirkung der ge samten Oelsnitzer Bergkapelle. Die Direktion ist bemüht, oas Beste zu bieten, es ist deshalb der Besuch dieser Vorstellung aufs angelegentlichste zu empfehlen. Es finden nur wenige Gastspiele hierstat'. * Lichtcuflein. Das am 19. und 20. Ju>: dieses Jahres veranstaltete Volksfest hat einen Rein gewinn von über 2000 Mark gebracht. * Dresden, 8. August. König Georg begeht seinen heutigen Geburtstag zurückgezogen auf Schloß Pillnitz. Die Kaiser Wilhelm und Franz Josef sandten herzliche Glückwunsch-Tetegra nme. Im Residenzschloß nahm der König die Glückwünsche der Minister, Hofstaaten rud diplomatischen Korps entgegen. In Pillnitz finoel engste Familientafel statt. Dresden ist reich beflaggt. Der König ver lieh zahlreiche Orden und Titel. * Dresden, 8. August. Fü.- den Kaiserbesuch in Dresden ist folgendes offizielle Programm auf gestellt worden: Der Kaiser trifft am Vormittage des 1. September in Dresden ein und wird im Königlichen Residenzschlosse Wohnung nehmen. Am Nachmittage begibt sich der Kaiser zu einem Besuche der Deutschen Städte-Ausstellung nach dem Ausstellungspalast, wo ein Aufenthalt von etwa zwei Stunden in Aussicht genommen ist. In der Kuppelhalle des Ausstellungsgebäudes wird der Kaiser von den anläßlich des Deutschen Städte tages in Dresden anwesenden Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der deutschen Städte sestlich empfangen und begrüßt werden. Abends findet Galavorstellung im Königlichen Opernhause stalt, an die sich ein großer Zapfenstreich auf dem Theaterplatz anschließt. Von Dresden aus gedenkt der Kaiser nach Merseburg weiter zu reisen, wo die Ankunft am 2. September abends erfolgt, nach dem der Kaiser auf der Fahrt dorthin mit der Kaiserin zusammengetroffen sein wird. Sofort nach dem Eintreffen in Merseburg begibt sich das Kaiserpaar vock Bahnhose nach dem dortigen Königlichen Schlosse. * Dresden, 7. Aug. Staatsminister von Metzsch wird von kommenden Montag ab aus mehrere Wochen sein Schloß Friesen bei Reichenbach i. V. beziehen. * Dresden, 7. Aug. Die Saalinhaber Dres dens und Umgebung veröffentlichen folgende Er klärung : „Den Saalinhabern Dresdens wurde die Abhaltung öffentlicher Bälle am Geburtstage des Königs nur unter der Bedingung genehmigt, daß dieselben dafür einen regulativmäßigen Tanztag ausfallen lassen müssen. Da ein Ausfall regulativ mäßiger Tanztage aber nicht ohne geschäftliche Schädigung möglich ist, sehen sich die Saalinhaber gezwungen, festliche Veranstaltungen an vorge nanntem Tage zu unterlassen." * Dresden. Auf dem zur Zeit hier tagenden deutschen Hausbesitzertage erregte es einen Sturm der Entrüstung, als mitgeteilt wurde, daß das Reichsamt des Innern dem Beckerschen „Spar- und Bauverein" in Dresden 4 Millioncn vor geschossen habe und das, obwohl z. Z. in Dresden 6000 Wohnungen leer ständen. Es sei nötig, die Organisation des Haus- und Grundbesitzes immer weiter auszubauen, um solchen Vorgängen gegen über gerüstet dazustehen. * TrcSdcn, 7. August. Wie die „Dresdner Nachr." melden, hat am 3. August zwischen dem Kammerjunker Majoratsherrn Günther von Car lowitz auf Oberschöna und seinem Schwager, dem Assessor Dr. Joh. Herm. Heinr. von Friesen in Leipzig, ein blutiges Rekontre stattgefunden, wobei der erstere verwundet wurde. Der Grund soll in Familienzwistigkeiten zu suchen sein. * Leipzig Die Spekulation mit unbebautem Areal hat insbesondere in den Vororten einen Um fang angenommen, welcher die Befürchtung wach ruft, daß die Wohnungen dadurch in ganz un verhältnismäßiger Weise verteuert werden. Als Mittel hiergegen haben verschiedene Voror's- gemeinden mit Erfolg eine Reingewinnsteuer bei gewerbsmäßigem An- und Verkaufe unbebm. en Bodens eingeführt — ein Beispiel, welches viel fache Nachahmung bereits gefunden hat und im Interesse der Wohnungsbedürftigen auch verdient. — Ein auswärtiger, 24 Jahre alter Kutscher hatte in Berlin ein Mädchen aus den sogenannten „besseren Ständen" entführt. Das Pärchen saß gerade in einem hiesigen Hotel beim Morgenkaffee, als die Polizei erschien, welche so ungalant war, das Mädchen ihren Eltern wieder zuzuführe:.. Gegen den Kutscher ist das Strafverfahren eiu- geleitet. * Chemnitz. Hier soll ein Rabatt-Sparverein Chemnitzer Geschäftsleute gegründet werden, wie solche Vereine bereits in Bremen, Magdeburg, Hannover, Halle, Dresden, Pirna, Waldheim rc. bestehen. Auch in Zittau sanden bereits Besprech ungen wegen Gründung eines Rabatt-Sparvereins statt. * Chemnitz, 7. August. Sozialdemokratische Blätter wissen folgendes zu berichten: Anläßlich der Reichstagswahl hatte in Frenzels Gasthof zum Deutschen Kaiser in Markersdorf bei Altchemuitz eine sozialdemokratische Versammlung stattgesunden. Jetzt ist dem Besitzer des Gasthofes von der Amts hauptmannschaft Chemnitz ein Schreiben zugegangen, worin ihm bei einer Ordnungsstrafe von 100 Mk. für jeden Zuwiderhandlungsfall aufgegeben wird, die Benennung seines Gasthofs als „Gasthof zum Deutschen Kaiser" vom Empfange der Verfügung an zu unterlassen und die so lautende Bezeichnung an und in demselben binnen drei Tagen zu ent fernen. Auch eine andere gleichartige Benennung ist verboten wordcn. * Meerane, 7. Aug. Das hier seit vielen Jahren anläßlich des Geburtstages des Königs vera.istalteie Festmahl, zu welchem der Rat und die Stadtverordneteil die Bürgerschaft sets ein laden, muß diesmal infolge zu schwacher Beteiligung aussallen, denn es haben nur gegen 10 Personen (!) hierzu gezeichnet. * Werdau, 6. August. Gestern Abend in später Stunde wurde auf dem Schützenplatze einer der Athleten uno Ringkämpfer von einem Turner der Riege „Vorwärts" des Turnvereins „Germania" in einem regelrechten Ringkampf dreimal zu Boden geworfen. Der Sieger, Kurt Wendler, ist erst 18 Jahre alt. Dem Sieger soll mündlich ein Preis von 50 Mk. vor dem Kampfe zugesichert worden sein. Der Areis wurde aber nicht aus gezahlt und es entstand daraus vor der Bude ein solcher Tumult, daß die weiteren Vorstellungen der Ringkämpfer abgebrochen werden mußten. * Erin mitschau, 7. August. Die Lohn bewegung der hiesigen Textilarbeiter und -Arbeite rinnen, sowie der Hilf arbeitskräfte nimmt immer schärfere Formen an, da diese Arbeitnehmer hart näckig auf ihren Forderungen bestehen, während die Fabrikanten sich nur zu kleinen Vergünstigungen verstehen wollen. Dies kam in der am Donnerstag nachmittag im Hotel „Vereiushof" abgehaltenen Versammlung zum Ausdruck, in welcher zwischen Vertretern des Fabrikanten- und des Arbeitnehmer- verbaades eingehende Einigungs-Unterhandlungen gepflogen wurden. Den Vorsitz führte Herr Ge heimrat Vogel-Chemnitz. Die Arbeitervertreter er klärten daß sie von ihren Forderungen (10stündige Arbeitszeit und für die AI ordarbeiter 10 Prozent Lohnaufbesferung) nicht abstehen würden. Die Fabrikanten haben sich daraufhin die Entscheidung bis Sonnabend Abend Vorbehalten mit dem Be merken, im „Spinner- und Fabrikantenverein" sür eine kleine Vergünstigung hinsichtlich der Arbeits zeit eintreten zu wollen. Der „Arbeitgeberverband der sächsischen Textilindustriellen" war durch seinen Vorsitzenden, Herrn Direktor Stark-Chemnitz, ver treten. Kommerzienrat Dietel - Ortmannsdorf, Kommerzienrat Uebel-Mylau, sowie die Vertreter von Tuchfabriken aus Forst, Werdau, Pößneck und Neustadt a. O. versprachen, den hiesigen Fabrikanten im Falle eines Streiks ihre Unterstützung zusammen zu lassen. Das ^Gleiche stellten die Fabrikanten vereinigungen von Spremberg, Guben, Kottbus usw. in Aussicht. Auch die Arbeitnehmer hielten ihrer seits am Donnerstag drei Versammlungen ab, die so stark besucht waren, daß die Lokale lange vor Beginn polizeilich geschlossen werden mußten. Es wurde lebhaft debattiert, die Reden verrieten allent halben Siegcsgemißheit. Schließlich nahm man folgende Resolution an: „Die Versammlung weist mit Entrüstung die Behauptung bürgerlicher Bl tter Crimmitschaus zurück, nach welchen die Forderung der 10stündigen Arbeitszeit nur durch die Führer den Arbeitern aufgedrungen sei, desgleichen wendet sich die Versammlung schroff gegen die ablehnende Haltung der Fabrikanten. Da zur Zeit die Ver handlungen noch nicht abgeschlossen sind, so wird von weiterem Vorgehen so lange Abstand genommen, bis die Verhandlungen abgeschlossen sind. Sollten bis Sonnabend nicht befriedigende Zugeständnisse gemacht sein, so wird die Organisation beauftragt, sofort mit allen zu Gebote stehenden Mitteln die Forderungen der Arbeiter zur Durchführung zu brin en. Diejenigen Betriebe, welche bereits be schlossen haben, die Kündigung einzureichen, werden ersucht, dieses mit Vorbehalt zu tun, insofern, daß, wenn Sonnabend befriedigende Zugeständnisse ge macht sind, dann die Kündigung zurückgezogen wird." In der hiesigen Bürgerschaft sieht man dem Ausgange der Unterhandlungen mit Spannung und gewisser Besorgnis entgegen, weil man weiß, daß im Falle eines Streikes nicht nur die Arbeiter in Not und Bedrängnis kommen, sondern auch weitere Kreise beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen werden. * Burkhardtsdorf, 6. Aug. Der Streit der hiesigen Nadelmacher dauert unverändert fort. Die bisherigen Einigungsversuche sind gescheitert. Die Streikenden sordern folgendes: 1. Wledereinstcllnng von zwei Gemaßregelten; 2. Keine willkürlichen Abzüge an den im Jahre 1900 sestgelegten Akkord preisen und Aushängung des Lohntarifs; 3. mög lichste Vermeidung von Entlassungen bei schwäche rem Geschäftsgang, sondern Verkürzung der Ar beitszeit. - Wolk-nstcin. Durch das hiesige Amtsge- r cht wurde über das Vermögen des Rittergutsbe sitzers Kurl von Einsiedel auf Scharfenstein das Konlursvcrfah.en eröffne!. Eingeweihte rechneten mit dem Eintret.n dieses Ereignisses schon seit längerer Zeit. * Zschopau. Zu Michaelis d. I. wird Seminar- direktor Schneider die Leitung des hiesigen Lehrer seminars an den jetzigen Seminaroberlehrer G. Berger aus Dresden abtreten, da Schneider zum Direktor des Löbauer Seminars berufen worden ist. Ebenso wird zur gleichen Zeit Dr. Barth das hiesige Seminar verlassen, um als Nachfolger- Direktor Bergers nach Dresden überzusiedeln. * Plauen, 8. August. Wie der „Vogtl. Anz." meldet, brannte in vergangener Nacht in Rempen- grün bei Adorf das aus Holz gebaute Wohnhaus des Gutsbesitzers Neudel nieder. Dabei fanden 6 Kinder, die aus dem Boden schliefen, den Tod. Der Vater erlitt bei dem Versuche, sie zu retten, schwere Brandwunden. * Schneeberg, 6. Aug. Der Erzgebirgsverein, der zu Anfang der Michaelisferien in hiesiger Stadt sein 25jähriges Jubiläum durch eine große Feier zu begehen gedenkt, hatte seinem hohen Protektor, Sr. Maj. dem Könige, die Bitte unterbreitet, die Festlichkeit durch allerhöchst seine Gegenwart aus zuzeichnen. Darauf ging vom Kämmereramt folgen des Schreiben ein: „Se. Majestät der König haben mit Interesse von der am 26. und 27. September in Schneeberg stattfindenden Feier des 25jährigen Bestehens des Erzgebirgsverei s Kenntnis zu nehmen geruht. Se. Majestät lassen dem Verein zu dieser Feier allerhöchstseine besten Wünsche aussprechen und für die freundliche Einladung herzlich danken, bedauern aber, auf eine persönliche Teilnahme ver zichten zu müssen." * Frauenstein. Am Dienstag Abend wurde in der feierlich erleuchteten hiesigen Kirche zum Gedächtnis des 150. Todestages des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann ein liturgischer Gottesdienst abgehalten. * Freiberg. Ein in einem hiesigen Export bierhause bis Ende vorigen Monats als Kontorist angestellt gewesener, aus Weigmannsdorf bei Frei berg gebürtiger 19jähr. Mann, namens Knebel, hatte sich in der Nacht zum 1. August aus seiner Wohnung entfernt in der Absicht, sich das Leben zu nehmen, wie aus einem von ihm an seine Eltern hinterlassenen Briefe hervorging. Am Donnerstag mittag wurde seine Leiche aus dem unteren großen, an der Promenade belegenen Kreuzteiche gezogen, woselbst man auch schon am Sonnabend früh Kleidungsstücke von ihm in einem Kahn gefunden hatte. Als Beweggrund zu seiner Tat hat der junge Mann die ihm bevorstehende Stellenlosigkeit angegeben. * Nothcnfurth, 6. Aug. Gestern stürzte ein Radfahrer aus Meißen von der Altväterbrücke kopfüber in das Muldenbett. Der Mann erlitt bedeutende äußerliche Verletzungen. Er hatte die abschüssige Straße vor der Brücke in zu raschem Tempo passiert. ' Großenhain, 7. Aug. Schwere Brand wunden, wenn auch nicht lebensgefährliche, erlitt gestern früh die Ehefrau des Stellmachers Hürrig dadurch, daß die Flamme des Spirituskochers, auf dem die Frau Kaffee kochte, zurückschlug und ihre leichte Kleidung in Brand setzte. Sie mußte mittels Siechkorbes in das Krankenhaus überführt werden. * Zauckerode, 7. Aug. Am Donnerstag hatten zwei hiesige Schulknaben eine belanglose Balgerei, in deren Verlauf der eine Knabe namens Müller- feinen Gegner Bretsch mit einem Stein warf. Bretsch wurde am Bein verletzt, brach zusammen und stellte sich tot. Müller glaubte daS und war darüber so verzweifelt, daß er sich auf dem Boden erhing. Als seine Mutter ihn aufsand, war er schon verschieden. Kleine Chronik. * Berlin, 7. August. Die Tragödie in der Lützowstraße hat ihren Abschluß gefunden. Die beiden Schwestern Hedwig und Maria Guttknecht, die sich unter so grausigen Umständen aus dem Fenster stürzten und so ihren Tod fanden, sind in aller Stille aus dem städtischen Centralfriedhof in Friedrichsfelde beerdigt worden. Die Lehrerin und die Malerin waren Töchter eines ehemaligen Leiters einer Zuckerfabrik. Ihre Eltern sind tot, andere Angehörige fanden sich ebenfalls nicht mehr, die sür die Bestattung gesorgt Hütten. Sie wurden daher auf Kosten dec Stadt beerdigt. * Berlin, 8 August. Durch eine GaS-Ex- plosion in der Gasmessersabrik Marienwerder wurden zwei Klempner sofort gelötet, einige andere mehr oder weniger verletzt. Das Glasdach der Klempnerei wurde durch den heftigen Druck abgehoben und einige Meter weil sortgeschleudert. * Magdeburg, 7. August. Eine entsetzliche Bluttat spielte sich gestern abend im Stadlcentrum Magdeburgs ab. Der Maurer Gravial, der mit der Witwe Friederika Wohlert ein Verhältnis unter hielt, versuchte die Frau nacheinervorausgegangenen Eifersuchtsszene zu ermorden. Mit einem Sattler- Pfriem brachte er der Wehrlosen elf Stiche bei. Das Opfer der Bluttat wurde in bewußtlosem Zu stande ins Krankenhaus eingeliefert, der Attentäter wurde verhaftet. * Jena, 8. August. In der optischen Werk- stälte von Karl Zeiß bat sich jetzt die Kündigung von 60 Optikern erforderlich gemacht. Bei dieser Gelegenheit ist die von dem Begründer der Karl- Zciß-Stistung, Professor Abbe, in deren Statuten niedergelegte Einrichtung der Versicherung gegen Arbeitslosigkeit zum erstenmal praktisch nutzbar ge worden, indem den Gekündigten die vorgesehene Abgangsenlschädigung gezahlt wurde. Dieselbe be ziffert sich für die sechzig AuSscheidenden aus 26 000 Mk. Die Anteile der einzelnen betragen 270 bi« 1 175 Mk., enlsprschend dem sechsten Teile der der Werkstätte geleisteten Dienstzeit, und zwar ist die im Statut vorgesehene Mindestdieustzeit von drei Jahren auf cin halbe« Jahr herabgesetzt worden, sodaß selbst die jugendlichen Arbeiter eine Ent schädigung behufs ihres besseren Fortkommen« er halten. * Köln, 7. August. Auf dem Holzmarkt spielten heute nachmittag mehrere Knaben mit einer Dynamit- Patrone, als tuest plötzlich explodierte. Einem Kinde wurde die rechte Hand weggerissen, während ein zweites schwer an Brust und Kopf verletzt ward. Die Kinder sind dem Hospital überliefert worden. * Witten a. Rnhr, 7. August. Im benach barten Annen wurden ein Wirt und ein Gemüse händler wegen Falschmünzerei verhaftet. Sie hatten Zwei- und Fünfmarkstücke augesertigt und in Ver kehr gebrach». * Würzburg, 7. August. Ein hiesiger Photo graph hatte seit einiger Zeit mit der 16jährigen Tochter eines im gleichen Hause wohnenden Kaufmann- ein Liebesverhältnis, besten Lösung die Eltern deS Mädchens verlangten. Heute morgen wurden die beiden jungen Leute vermißt; mittags traf aus Bamberg die telegraphische Nachricht ein, daß sich daS Liebespaar dort das Leben genommen hat. * Augsburg, 6. August. Der seit einigen Tagen abwesende Rentamtsbeibote Max Harte in Kempten hat sich gestern dem Staatsanwalt selbst gestellt und eingestanden, daß er zirka 10,000 Mark amt lich vereinnahmter Gelder unterschlage» und sür sich verbraucht habe.
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