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Die Teilnahme des Christen am kirchlichen Leben. IV. Die Konfirmation der Kinder. Auf die Kinder taufe muß die christliche Krzieyung der getauften Kinder und der Gaufvaterricht folgen, wenn jene ihren Segen ent falten und ihre Gaben von dem Kinde lebendig angeeignet wer den soll. Zwar sorgen Kirche und Schule für den Unte.- richt im Christentum, aber christliche Eltern sollen sie auf alle Weise in der Arbeit an den Seelen ihrer Kinder un terstützen, auch schon, bevor das Kind zur Schule kommt, mit der christlichrn Erziehung beginnen. Sobald der Geist des Kindes erwacht, sollen sie es auf den Vater im Him mel Hinweisen, dessen liebendes Auge alle seine Schritte be wacht und ihnen von dem Heiland erzählen, der es zu seinem Eigentum gemacht hat, ihm auch die Hände falten zum täglichen Morgen- und Abendgebet, daß es mit der himmlischen Welt vertraut werde und sich von seinen ersten Lebenslagen an gewöhne, vor Gott und mit Gott zu leben. „Ihrer ist das Reich Gottes", sagt der Herr von den Kindern. Gerade auf ihr kleines Herz machen die Klänge aus der himmlischen Heimat unsrer Seele den tiefsten Ein druck und gerade die ersten Eindrücke eines frommen El ternhauses haften am festesten. Manchen haben sie sein Leben lang vor Abwegen bewahrt; Manchen hat die Erinne rung an sie aus Sünde und Verirrung wieder zurückge rufen, wie den verlorenen Sohn, als er in sich schlug und an sein schnöde verlassenes Vaterhaus gedachte. Es liegt ein unendlicher Segen auf den geistlichen Lebenskeimen, die fromme Eltern in die Herzen ihrer Kinder pflanzen. Den Taufunterricht in Kirche und Schule aber schließt die kirchliche Handlung der Konfirmation ab. Konfirma tion heißt Bestätigung, Befestigung. Aber nicht d Taufe oder der Taufbund soll darin bestätigt werden. Denn die Tanse als eine Handlung Gottes an der Menschenscele be darf und leidet keine menschliche Bestätigung. Die Kinder vielmehr sind es, die in ihrem Glauben, in ihrem Christentum bestätigt werden sollen. Ihnen bezeugt die Kirche, nachdem sie sich durch die Prüfung von ihrer genügenden Erkenntnis des Heils überzeugt hat, daß sie im Namen Gottes getauft und im rechten Glauben unterrichtet sind. Von ihnen läßt sie sich das Bekenntnis zu diesem Glauben und das Ge lübde der Treue gegen denselben ablegen, wie dies einst für sie ihre Paten abgelegt haben. Für sie erfleht sie unter segnender Handauflegung den göttlichen Beistand zur Bewahrung und Bewährung des Guten, das in ihnen angefangen ist, und läßt sie nunmehr zur Teilnahme am Sakrament des Altars zu, diesem höchsten Christenrechte, aus dem alle anderen kirchlichen Rechte folgen. Prüfung, Bekenntnis und Gelübde, Fürbitte und Segen sind also die 3 Stücke der Konfirmation, die, zwischen den beiden Sa kramenten stehend, auf die Taufe zurück und auf die Teil nahme am heiligen Abendmahl vorwärts weist. — Vorher aber nimmt die Kirche die jungen Christen durch den Kon firmandenunterricht in besondere seelsorgliche Zucht und Pflege, daß sie, innerlich wohl vorbereitet, ihr Bekenntnis und Gelübde nicht nur mit dem Mund, sondern mit dem Herzen ablegen und im Stande sind, am kirchlichen Leben regen Anteil zu nehmen und die Erbauungsmittel der Kirche mit Segen zu gebrauchen. Deine Pflicht ist es, dein Kind in dieser ernsten Vorbereitungszeit vor allem zu bewahren, was seine Seele zerstreuen, verweltlichen und von dem Ziele der Vorbereitung innerlich ablenken kann, damit nicht zu Hause wieder zerstört wird, was der Seelsorger gepflanzt hat. Wenn aber die jungen Christen nach der Konfirma tion in die Welt allein hinaustreten, so sollen Eltern und Lehrherren sie treulich zum Kirchenbesuch und zur Teilnahme an den kirchliche« Unterredungen anhalten, sie zum Eintritt in christliche Jünglings- und Ivugsrauenvereine zu be wegen suchen und in jeder Hinsicht die Arbeit der Kirche in der Bewahrung der konfirmierten Jugend unterstützen. Vom Dresdner Diakonissenhause und den Anstalten im Nödertal. I. Der Morstand des Vereins für die cvang.-luth. Diakonisten-Anstatt besteht aus 26 Mitgliedern; 1. Vor sitzender: Kammerherr Major a. D. von der Decken auf Hof : 2. Vors.: Landgerichtsdireltor Alme, Dresden; Rektor und l. Anstaltsgeistlicher: l^. I)r. Molwitz; Oberin: Julie Gräfin Vitzthum von Eckstädt; Schatzmeister: Oberst leutnant z. D. Kannengießer, Dresden. Außer dem Rektor gibt es noch 3 Anstaltsgeistliche, von denen 2 in der Nieder lößnitz wohnen und wirken. Das Krankenhaus hat 6 Ober ärzte (deren erster Obermedizinalrat Or. Rupprechti mit 4 Stellvertretern und 4 Hilssärzte: es ist damit verbunden eine allgemeine, chirurgische, augenärztliche Poliklinik, eine Abteilung sür Frauen- und eine für Ohren-, Nasen- und Rachenkrankheiten. Am 3. April 1902 fand die Grundsteinlegung sür das neue Schwesterhaus, bereits am 11. Juli das Richtfest statt. Vom 22. September bis 4. Oktober wurde in der Anstalt der 7. Jnstruktionskursus über die Arbeiten der Innern Mission, worunter auch die Diakonissenarbeit, besonders die Gemeindediakonie, abgehalren. Bei der am 26. Novbr. stattgehabten Jahresversammlung wurde u. a. beschlossen, einige Schwestern in den Dienst der Leipziger Mission in Ostindien zu stellen. Gegen Ende des Jahres hielt Ober- konsistorialrat I). Dibelius eine Kirchenvisitation im Mutter hause und allen damit verbundenen Anstalten. Die Zahl der zum Hause gehörenden Schwestern betrug am 31. Dezember 1902: 56", nämlich: 368 (eingeseguete) Diakonissen, 106 Beischwestern, 92 Probeschwestern, 2 Vor probeschwestern : das bedeutet gegen das Vorjahr einen Zu wachs von 17 Schwestern. Im Krankenhause wurden im Jahre 1902 verpflegt: 1578 Personen (460 Männer, 726 Frauen und 392 Kinder), am Jahresschlüsse waren 97 Kranke da. Ausgenommen wurden Kranke aller Konfessionen nnd Religionen (auch 8 Juden). Im Sicchenhause Bethesda in der Niederlößnitz (mit Blödenhaus, Kinderheim und Dienstbolenschule) wurden 318 Personen im letzten Jahre verpflegt, wovon 39 starben; in die Marienschule 24 Schüleriuneu ausgenommen, ebenso- viele gingen ab. Das Luisenstift wurde von 86 Schülerinnen besucht, das Ktcinkindcrtehrerinnen-Seminar von 54 Semi naristinnen; die Kkeinkindcrschuke von insgesamt 125, durch schnittlich 71 Kindern. Durch das Magdakencn-Afyt iu der Niederlößnitz gingen 63 Zöglinge (wovon 15 nn Alter von 14- 16 Jahren!) — Die Maramentenfiickerei lieferte nicht weniger als 327 eigene Handarbeiten ab; die Kofiien- öäckerei versandte 611 600 Hostien. Außerhalb der Anstalt arbeiteten 404 Schwestern auf 236 Stationen: darunter 209 Schwestern in 149 Gemeindepflegen, 120 Schwestern in 34 Krankenhäusern rc. II. Die Kpileptischen-AnfiaktKlei« Wacha«(Vorsteher: Graf Brühl auf Seisersdorf) beherbergte im Jahre Ü'O2: 88 Kranke (40 Knaben, 48 Mädchen). Daß von einer wirklichen und völligen Heilung der Epilepsie kaum geredet werden kann, ist eine schmerzliche Tatsache; ebenso gewiß aber ist auch, daß bei einer solchen Pflege, einer solchen sorgfältigen ärztlichen Behandlung und namentlich bei so liebevoller Pflege des Gemütslebeus der Kranken, wie die Anstalt sie bietet, das schwere Leiden in vielen Fällen sehr gemildert und erleichtert werden kann, Zu beklagen bleibt,