Volltext Seite (XML)
I Unterhaltungsbeilage k ?! zum D § Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger B ! lll Fortsetzung.) „Hier, Jungens — sauft!" fordert Fred Aubin sie I auf, und er muß es ihnen nicht lange vormachen. „Du mußt Geld haben wie Heu!" sagt einer der Zech- ! brüder. „Wo hast du das gestohlen, Boy?" fragt ein anderer l unter gröhlendem Gelächter. ; „Dir hängen so viele Moneten aus der Tasche, wie ein ? Eisenbahner in einem ganzen langen Monat nicht ver- I dient!" meint ein dritter neidisch. „Im ganzen langen Monat nicht verdient!" schreit ein > vierter. „So viele .Knochen habe ich schon seit sechs Jah- ! ren nicht mehr aus einen Hausen beisammen gesehen —, i der muß irgendwo eine Goldgrube entdeckt haben " Fred Aubin sieht den richtigen Zeitpunkt gekommen. ; Zunächst schleudert er eine halb leergetrunkene Bierflasche i gegen die Wand, daß sie krachend in Scherben geht. „Wo diese Dollars Herkommen, sind noch mehr!" » gröhlt Aubin und spielt den Betrunlenen, obwohl er i eigentlich einen sehr kühlen Kopf behalten hat. „Es wird I bald bessere Zeiten geben. Es liegen Millionen und Mil- l lionen Dollar im Cassiar — habe einen verdammt guten » Treffer gemacht!" Fred Aubin greift in die Tasche und schleudert einige I Zehn-Dollar-Roten in die Versammlung, daß Männer l und Frauen gierig übereinander herfallen, um etwas da- ; von aufzuraffen. Älles kreischt wild durcheinander, dann » gibt es urplötzlich eine Pause. „Gold 1" schreit einer und starrt auf Aubins I ausgestreckte Handfläche. Drei große Nuggets strahlen im i künstlichen Licht. „Nuggets ?!" Die Männer lauen an ihren Lippen. Die Hafenmäd- > chen drängen sich näher an Aubin heran, an den Verkünder « eines goldenen Glücks. „Casstar!" schreit eine Männerstimme, „wo ist das?" „Norden von Britisch-Columbia!" brüllt ein anderer, ! aufklärend. i „Wie heißt der Fundplatz — ist noch was für andere da ?!" Fred Aubin läßt sie toben, stachelt sie noch mehr zur ; Raserei an. Die Menschen drängen sich haufenweise ins » Zimmer herein. Der chinesische Schankwirt steht hände- ! ringend im Gang, denn er fürchtet den Einsturz seiner I Bude. Schon ist der Raum gepreßt voll wylender und ; schreiender Menschen. In jedem anderen Land wäre längst » die Polizei angerückt. „New Eden — ich hab meine Claims an die New I Eden Corporation verkauft —!" brüllt Aubln zur gegebe- ! nen Zeit. Im Augenblick herrscht Stille im Zimmer. „New Eden Corporation — ?" flüstert eine Stimme. ^Nachdruck Verbotenf i Die drei Worte Pflanzen sich fort... „New Eden Cor- ! poration"... „New Eden Corporation"... „New Eden I Corporation"...! Dazu kommen die Begriffe: „Riesige > Goldentdeüung"... „Casstar, das neue Land Ophir"... » „Neues Clondyke im Norden, k. 6.s " Unheimlich > rasch pflanzen sie sich durch die Gänge, Räume, Straßen, I Häuser, Kinos, Restaurants, Billardsäle, Läden und Büros I fort. Autofahrer schnappen sie aus, tragen sie über Land. « Ein Zeitungsmann flüstert die neue Weisheit ins Tele- i Phon, übergibt sie dem Telegraphendraht, dem Radio- I ansager. Die Menschen stauen sich an allen Ecken und I Enden der Weltstadt, warten vor den Nachrichtenbüros, ; vor den Telegraphenagenturen, vor Lautsprechern, lauschen i den vielen öffentlichen Märchenerzählern, als verkündeten I sie ein Evangelium. Ein unwahrscheinliches Durcheinander ! entsteht über Nacht. Keiner Weitz, woher er seine Nachricht ' eigentlich hat, was wahr daran ist. Jeder ist begeistert von i der Idee, vom neuen Aufschwung, den das Land haben I wird, der die Krise bannt, der Arbeit und Riesenverdienst . schafft... Gold... Gold... Gold...!" i Schon sammeln sich die unruhigen Elemente zum i Sturm aus das neuentdeckte Goldland. Meist sind es I arbeitslose Farmarbeiter, Holzfäller, Eisenbahner, Berg- . leute und ähnliche Menschen, die nichts mehr zu verlieren ! haben, die nur zu gewinnen hoffen. Ihr Wahn wirkt an- I steckend. Schon verlassen Farmknechte und andere Männer ihre Arbeitsplätze, um sich zur abenteuerlichen Nordfahrt, ! ins Land Ophir, ins Neue Eden zu rüsten. Viele glauben mit ! Pike, Hacke, Schaufel, Axt und ein bitzchen Proviant an > das Wagnis Herangehen zu können... Die „New Eden Corporation" im Vancouver-Hoch- - ! Haus wird von telephonischen Anrufen, von telegraphischen ! Anfragen und persönlichen Vorsprechern bestürmt. Es fin- I den sich viele Tausende von Interessenten, die sich am neuen , Eden beteiligen wollen, dessen Gewinnsicherheil sie gar » nicht bezweifeln. Fred Aubin sitzt auf einem hohen Roh. Er weiß, daß I er etwas Wirkliches zu bieten vermag, daß er im rechtlichen > Sinne keinen Betrug begeht. Er sitzt so sicher im Sattel z wie noch nie. Und seine Sicherheit blufft die Menschen, die » Geldmagnaten, die großen und kleinen Lenre, denen der I Tanz ums Gold in den Beinen juckt. Hunterttausende I fließen ihm zu. Teilnehmer melden sich mit schweren Held- ; säcken, sind herzlich froh, wenn sie mit einigen Hundert- - tausend Teilhaber der New-Eden-Corporation sein dürfen, I wenn sie in das Direktorium ausgenommen, mit dem nach- ! sten Gewalthaber Frederic Aubin Esquire bekannt werden i können... Er denkt kaum mehr an seine verlassenen Freunde ! droben im Cassiar-Eis. „Wenn die Goldjagd los geht, I werden sie schon gerettet —! sagt er sich einmal — so I nebenbei, um sein Gewissen zu beruhigen. „Allerdings » bleibt nichts mehr sür sie übrig vom Eden-Gold —" fügt er I rk dejs Woh>