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^ 159, 13. Juli 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8191 und praktische Vorzüge besitzt, die für unsre deutsche Sprache besonders unentbehrlich sind, so dürfen wir uns ihrer nicht nur mit gutem Gewissen freuen, sondern sie stellt ein not wendiges völkisches Gut dar, dessen Wahrung damit zur Pflicht wird, dessen Preisgabe zu fordern sich als ein unhaltbares und aussichtsloses Beginnen erweisen muß. Wer die Schriftfrage noch mit hohlen Schlagworten oder gar mit Spott glaubt abmachen zu können, der zeigt nur, daß er nichts sachliches erwidern kann. Für die deutschen Verleger ist es vor allem an der Zeit, der Frage vorurteilslos auf den Grund zu gehen; sie werden dann erleben, daß viele Autoren überrascht und er freut sind über die neuen Gesichtspunkte, die ihnen eine ge legentliche Anknüpfung oder Erkundigung gibt. Ich stelle als anschauliche Einführung gern meine in viertem Abdruck erweiterte Flugschrift gegen Antwortkarte als Portoersatz zur Verfügung. Wer wissenschaftliche, experimentell-psychologische Begründungen sucht, der nehme die anziehend geschriebenen Ferienkurs-Vorträge zur Hand, die von Professor vr. Kirsch mann, Vertreter der experimentellen Psychologie an der Universität Toronto in Kanada, in Deutschland gehalten worden und in Sonderdruck aus dem Archiv für Buch gewerbe unter dem Titel »Fraktur oder Antiqua?« im Ver lag des Deutschen Buchgewerbe-Vereins in Leipzig erschienen sind. (Preis 1 Zum Schluß sei noch eine Anerkennung der Offenbacher Schwabacher Schrift hergesetzt*) die um so höher anzuschlagen ist, als sie von einem Lateinschriftler, Professor vr. O. Brenner in Würzburg, herrührt, der damit einen Aufsatz**) in der Freien Bayrischen Schulzeitung beschließt: »Zum Glück ist der Gegensatz zwischen Lateinschrift und Deutsch schrift gerade durch die besten Verteidiger der letzteren fast schon aus der Welt geschafft. Die Offenbacher Reform schrift (mit Zugrundelegung der Schwabacher) knüpft an sofort verständliche Grundformen an, meidet die Mängel der rohen (?) Fraktur und ist von Leuten, die an Antiqua gewöhnt sind, ebensogut zu lesen wie diese. Sie kann fast ohne Änderungen als deutsche Schrift der Zukunft anerkannt werden, kann sogar sich die Welt erobern Möchten vor allem die deutschen Schreibmaschinen die Vorzüge der Reformschrift sich aneignen und die deutschen Typen gießer und Stempelschneider das ihre zur Ein bürgerung dieser Vermittlungsform tun, auf die wie auf einen Generalnenner alle anderen zurückgeführt werden, an der alle anderen gelernt werden können.« Göttingen. Gustav Ruprecht. *) Wiewohl ich bezüglich der für leichteste Lesbarkeit so wichtigen Bildhaftigkeit unsere gewöhnliche deutsche Schrift (Fraktur) für unerreicht, und die »Offenbacher Schwabacher« Schrift noch für verbesserungsfähig in dieser und anderer Hinsicht halte. Ich denke, daß die Schriftgießerei sich durch das oben mitgeteilte Lob um so mehr angespornt fühlen wird, ihrem schönen Erzeugnis die letzte Vollendung zu geben. **) In diesem Aufsatze gibt er, der Lateinschriftler, übrigens eine leichtere Ermüdung beim Lesen von Lateinschrift zu und er klärt zur Beseitigung dieser und anderer Mängel der Lateinschrift Verbesserungen an ihr für nötig behufs Anpassung an unsere Be dürfnisse, Verbesserungen, die er für leicht hält, die sich meines Erachtens aber in dieser Schrift ebensowenig jemals halten und durchsetzen würden, wie sich das 1° bei uns hat halten können, nachdem es im Auslande verschwunden war. Diese Schrift ist nun einmal international, und Widerstandsfähigkeit in bezug auf be rechtigte nationale Eigenart, — eine Widerstandsfähigkeit, die ebenso fern von aller Überhebung wie von (hier aus Unkennt nis und Gleichgültigkeit entspringendem) Mangel an Selbstver trauen ist, — gehört nun einmal noch nicht zu den entwickelten Seiten unseres Volkscharakters. Überdies würde eine für unsre Kleine Mitteilungen. * Versteigerung von Gemälden. — Aus der Versteigerung von Ölgemälden moderner Meister am 6. Juli 1910 in der Galerie Helbing in München sind u. a. folgende Preise erzielt worden: Kat.-Nr. Mark 1 Achenbach, Marine. 3150 2 Adam, Weidende Pferde. 140 6 de Albertis, Kavallerieattacke. 300 10 Bolonachi, Marine. 170 11 Bonington, Markusplatz in Venedig. 610 12 Braitb, Siesta. 720 14 v. Brandt, Die Furth. 660 15 Calame, Hochgebirgslandschaft. 1350 16 v. Canal, Waldlandschaft. 430 17 Canon, Bildnis. 230 22 Constable, Oburob. 910 23 — Landschaft. 100 25 Courbet, Frühschnee im Hochwald. 2000 27 — Gebirgsbach. 500 28 — Am Waldbach. 1160 29 — Waldlandschaft mit Hirsch. 280 30 Decamps, Jagdsiück. 200 31 v. Defregger, Tiroler Bauer. 730 32 — Szene aus dem Tiroler Freiheitskampf. 200 33 Dill, Die große Marine auf Capri. 490 36 Eckenfelder, Mittagsrast. 450 37 Ekenaes, Aus einer alten Stadt. 100 38 van Elven, Aus Venedig. 160 39 Favretto, Gondelfahrt. 400 40 — italienisches Marktbild. 650 42 Fink, Winterlandschaft. 500 43 — do. 135 45 Fragiacomo, Lagune. 200 46 — Küstenbild. 150 47 Frey, Tierstück mit holländischer Staffage. 145 48 Freytag, Von der Mangfall. 115 50 — Mooslandschaft im Sommerschmuck. 100 51 — Feld und Wald. 120 52 v. Gebhardt, Studienkopf. 680 66 Gericault, Pferdebildnis. 250 57 di Giuseppe, Allegorie auf den Frühling. 100 58 Gudin, Marine. 225 62 Halberg-Krauß, Der Hintersee. 200 63 — Landschaft mit Gewitterwolken. 100 64 Heger, Päpstliches Zimmer der Residenz in München. 430 67 Henneberg, Kavalkade. 315 70 v. Heß, Araberkampf. 150 73 Hirth du Frsnes, Porträt. 110 74 Hodgson, Marktplatz von Norwich. 200 77 Holweg, Träumerei. 150 78 Huszar, Architekturbild (Brielle). 120 79 Jakobides, Großvaters Liebling. 1600 81 — Kinderbildnis. 100 90 Nandor, Gebirgslandschaft. 200 91 — Herbstlandschaft. 200 92 Kauffmann, Auf der Alm. 1080 93 Hermann Kaulbach, Bildnis. 270 94 Keller-Reutlingen, Am Wasser. (Gegend von Bruck.) 300 96 Julius von Klewer, Waldlichtung. 200 98 Koekkoek, Winterlandschaft. 1000 102 Kunz, Fruchtstück. * 800 105 Kurz, Toter Hase. 170 107 Kuschel, Susanns im Bade. 500 deutschen Bedürfnisse veränderte Antiquaschrift, weil sie niemals Aussicht hätte, die gewöhnliche Antiqua bei uns ganz zu ver drängen, nur Wirrwarr stiften und dem Ausländer mit ihren abweichenden Zeichen weit fremdartiger sein und bleiben, als unsere deutsche Schrift, in der allein sämtliche Grammatiken ihm die deutsche Sprache lehren. Mit seinem Zugeständnis und Vorschlag ist dieser Lateinschrift-Verteidiger in eine Sackgasse geraten. 1064*