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15S, 13. Juli IS10. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchymdel. 818g Schrift aus dem deutschsprachigen Antiquasatze herausgehoben. Die vierte Satzart endlich zeigte für den ganzen deutschen Text die -Offenbacher Schwabacher« unter Kennzeichnung der deutschen Wortbedeutungen durch Anführungsstriche und der technischen Ausdrücke durch gewöhnliche Antiquaschrift. Diese vier Satz proben wurden nun vom Verfasser einer größeren Anzahl von Gelehrten zur Begutachtung unterbreitet, ohne daß wir selbst irgendwie zu der Frage, ob deutsche Schrift verwendet werden sollte oder nicht, Stellung genommen hätten, und das Er gebnis war, daß, ohne jede weitere Verhandlung über diesen Punkt, einstimmig die Entscheidung zugunsten der letzt genannten Satzart ausfiel, weil sie bei größter Einfachheit deS Satzbildes, ähnlich der zweiten Probe, doch darüber hinaus alle sachlich gebotenen und für eine schnelle Übersicht wichtigen Unterscheidungen am augenfälligsten machte. Da cs ausschließlich klassische Philologen gewesen find, die sich so einmütig für die deutsche Schrift in einem fremdsprachigen deutschen Wörterbuche entschieden haben, kann hier irgend welche Voreingenommenheit höchstens zugunsten der Antiqua schrift bestanden haben, sie ist dann aber siegreich aus dem Felde geschlagen durch die einfache Vorführung des Tatbestandes. Bei Wörterbüchern aller derjenigen fremden Sprachen, die in Lateinschrift gedruckt werden, kann die Entscheidung noch weniger zweifelhaft sein. Es liegt auf der Hand, daß es für das Auge eine große Erleichterung sein muß, wenn alles Deutschsprachliche in dem Wörterbuche einer fremden Sprache nicht in demselben Antiquasatz gedruckt ist wie das Fremdsprachliche. Das muß auch jeder Ausländer einsehen, der imstande ist, vorurteilslos zu prüfen, geschweige denn jeder deutsche Buchhändler, sodaß es eigentlich überflüssig sein sollte, hier erst eine ausländische Anleihe zu machen und einen Fall aus Paris zu berichten, der sicherlich nicht ver einzelt ist, und in dem sich ein dortiger Professor über ein bekanntes deutsch-französisches Taschenwörterbuch beklagt hat, weil es zu unübersichtlich sei, denn die deutschen Wörter seien darin ebenso wie die französischen, in romanischer Schrift gedruckt. Anschaulich wird dieser Übelstand durch Folgendes, was Professor vr. Daniel Sanders einmal mitgeteilt hat: In einem Lehrbuchs des Englischen waren folgende Sätze neben einander gedruckt: Oustvm is a seoouä usture. I was 80 sage, kost tkat rein äie ilewokukeit alles. Alle Leser, Engländer wie Deutsche, fielen daraus hinein, auch den zweiten Satz in englischer Aussprache zu lesen, bis sie an dem Worte -Gewohnheit« merkten, daß dieser deutsch sein sollte. Auch bei Vorkommen französischer Ausdrücke oder Wendungen führt fortlaufender Lateinsatz zu Verwechslungen und Verwirrungen. In einem erdkund lichen Buche hieß es: Die Mains äss konsts unä «los dlalpaxs. Alle Leser sprachen das zweite äss zuerst französisch aus und merkten nicht, daß dies das deutsche Wort »des, sein sollte. Wohl hat man sich nun bisweilen damit geholfen, das Fremdsprachliche in Schrägschrift zu drucken; aber dann bleibt keine besondere Type, an der das Auge sofort technische Ausdrücke erkennen könnte. Und warum denn in aller Welt das einzig natürliche Mittel, unsere sich so prachtvoll abhebende deutsche Schrift für unsere deutsche Sprache zu verwenden, so krampfhaft umgehen mit der so unbequem zu lesenden Kursivschrift? Doch da kommt gleich wieder die Behauptung, die auch der Kollege von Rom gutgläubig weitergegeben hat, indem er bemerkt: »Unserem Kunden macht, wie den meisten Ausländern, das Lesen der deutschen Typen Schwierigkeiten«. Wollte man doch sich sagen, daß absprechends Urteile von Aus ländern fast immer das Echo der ihnen leider von vielen Deutschen selbst kundgegebenen Vorurteile oder Achtlosigkeiten, oder Ausfluß politischer Unfreundlichkeit sind, die nur vor ruhiger Selbstsicherheit einer achtungsvollen Zurückhaltung Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. weicht. Es kann natürlich nicht Sache des Buchhändlers sein, einen Auftrag, ein in Antiqua gedrucktes Lexikon der deut schen Sprache zu suchen, zurückzuweisen. Aber Beachtung verdient, daß viele ausländische Gelehrte von zum Teil gleicher Abneigung, vor die Gewiffensfrage gestellt, haben bezeugen müssen, daß sie nicht glaubten, solche Abneigungen könnten auf den Absatz deutscher Bücher in deutschem Druck Einfluß haben. Man könnte sich auch einfach auf meine auch in diesem Blatte mitgeteilten Versuche mit englischen, italienischen (und inzwischen auch französischen) Erwachsenen und Kindern der verschiedensten Bildungsgrade berufen, denen Texte ihrer Sprache in Offenbacher Schwabacher Schrift vorgelegt worden find, ohne daß allen diesen der deutschen Sprache Unkundigen das Lesen auch nur die geringste Schwierigkeit bereitet hätte. Wenn ein ausgewachsener Ausländer sich aber etwa erlaubt, Schriftzeichen, die einem Kinde keinerlei Schwierig keiten gemacht haben, als lästig zu kritisieren, so kann cs die Selbstachtung fordern, ihm deutlich zu machen, warum ein so blöder Chauvinismus völlig kalt lassen muß. Auch sollten eigentlich Deutsche sich nicht mehr mit Zweifeln an der Berechtigung, ja Nützlichkeit dieser deutschen Eigenart gerade auch für den Ausländer, plagen, sondern selbst erst nüchtern und gründlich prüfen, ehe sie auf irgendeine deutsche, Eigenheit verzichten und widerstandslos etwas auf Äußerungen der Abneigung von Ausländern geben. Nur ungern führe ich hier Urteile von verständigen Ausländern an, aber viel leicht veranlaßt erst die Mitteilung der Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren mit der Aufnahme wissen schaftlicher in Offenbacher Schwabacher gedruckter Werke unseres Verlages im Auslande gemacht haben, mehr Kollegen, der Sache näherzutreten, wenn auch bereits seit meinem Eintreten dafür die Verwendung der Offenbacher Schwabacher Schrift in wissenschaftlichen Werken, die auch ins Ausland gehen, zugenommen hat. Also: bei unserem Kritisch-exegetischen Kommentar über das Neue Testament, begründet von H. A. W. Meyer, der in 17 Bänden seit zwei Menschenaltern in 120 Auflagen im Irl and Auslande verbreitet und bis dahin in Antiquaschrift gedruckt morden ist, haben wir neuerdings mit zwei Bänden unter ausdrücklicher Begründung im Vorwort den Übergang zur Ausstattung in deutscher Schrift (Offenbacher Schwabacher) begonnen. Hier einige Urteile: 1. Der Bearbeiter des einen der Bände, der seine letzten Korrekturen im vorigen Sommer in England erledigte, schrieb uns von dort: -Ich sprach dieser Tage mit Cambridger Freunden über die Typen, und fand Ihre Voraussetzung, daß Offenbacher Schwabacher hier gefällt und gern und leicht gelesen wird, vollauf bestätigt.« 2. Professor A. H. McNeile-Cambridge schreibt am Schluß einer Besprechung desselben Werkes: »llke souuusntarz» is priuteä tu tke Okkenbaoker Sskwabaoksr tvps, wkiek is muck easier sack pleasauter to reaä tkan tks oräinar^ 6erinan t^pe, anä muck more suiteä to tke lanxusxe tkan vur komau letters.« 3. Professor U. I. Robertson-Louisville, Ky., desgleichen in einem Briefe: »I cko lilie tke t^ps vsrz» inuek inäseä. It is pleasaat to tke e>e anä makss tke volurns a äelixkt to read.« 4. In der Berner »Revue Iutsrns.tions.le äs llköologis« hieß es: -Die Ausstattung mit der besonders deutlichen deutschen Schriftart ist lobenswert.« Auch sonst ist uns aus dem In- und Auslande noch manche die Ausstattung lobende Rezension zugegangen, aber nicht ein einziges abfälliges Urteil über diesen doch sehr auffälligen, obendrein ja noch besonders betonten Wechsel WS4