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^ 140, 20 Juni IS04. Nichtamtlicher Teil 5829 Jahreszahl 1567, die übrigens falsch ist, es muß vielmehr 1467 heißem Ferner sind hier noch hervorzuheben die Memorabilien des Valerius ülaximus, gleichfalls im fünfzehnten Jahrhundert ge schrieben und gemalt. Das aufgeschlagene Blatt zeigt außer einer schönen Initiale den Kaiser und die Kaiserin auf dem baldachinartig aufgebauten Throne, denen sich Bittende nahen. Die Abbildungen sind im strenggotischen Stile gehalten. Auf der Seite dieses Kastens nach der Bnrgstraße hin ist eine Beschreibung von St. Brigittens Leben und Wunderwerken ausgestellt. Die Heilige, der die Himmelskönigin erscheint, schreibt an einem Pulte. Damit auch die Schatten nicht fehlen, sind an der entgegengesetzten Seite die wie das vorhin erwähnte Manuskript aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammenden Bücher Josuas aufgelegt, deren karikaturenhafte Abbildungen das ganze Unvermögen ihres Urhebers deutlich erkennen lassen. Von den im dritten Kasten ausgelegten bemerkens werten Stücken will ich die drei hervorragendsten hervorheben, eine Bibel in niederländischer Sprache mit außerordentlich feinen Handzeichnungen und die zwei Bände des Missale des Katharinenklosters für das Sommer- und Winter halbjahr. Diese beiden Bücher wurden 1452 und 1453 von den Nonnen des Klosters Margareta Kartheuserin und Margareta Jmhof in Schrift und Malerei in vollendeter Weise ausgeführt. Die Wandkästen enthalten Geschlechterbücher, Turnier bücher, eine österreichische Chronik, mehrere Schembartbücher mit farbenprangenden Darstellungen, weiter eine Beschreibung des Nürnberger Zeughauses von der Hand des Zeugwarts Kaspar Brunner aus dem Jahre 1542 und ein Inventar der Nürnberger Zeughäuser aus dem Jahre 1560. Das erste Buch, die »künstliche Beschreibung über ein Zeughaus und maß demselben mit aller Munition und Artholerey anhengig sein mag«, wurde als eine Art reichsstädtisches Geheimbuch betrachtet, das nur den in Betracht kommenden Amtspersonen zugänglich war. Von den drei verordneten Zeugherren der Reichsstadt Nürnberg hatte jeder ein solches Buch, das er aber geheim verwahren, niemandem zum Abschreiben geben und sonst vonhanden kommen lassen sollte. Starb ein Zeug herr oder legte er sein Amt nieder, so hatten die beiden an deren es alsbald von den Erben zu fordern und so lange zu behalten, bis ein neuer Zeugherr gewählt war, dem sie es dann einzuhändigen hatten. Dazwischen ist eine aus Hartblei gegossene Geschlltzkugel ansgelegt, die im Jahre 1902 bei den im Luitpoldhain bei Nürnberg vorgenommenen Erd arbeiten aufgefunden wurde. Diese Kugel wurde aus einem sogenannten Schlänglein geschossen, und es ist nicht unwahr scheinlich, daß sie im Jahre 1502 in der Schlacht am Walde — zwischen St. Peter und Lichtenhof —, die zwischen Mark graf Kasimir von Brandenburg und den Nürnbergern statt fand und für diese den bekannten unglücklichen Ausgang hatte, sich in den Luitpoldhain verirrte. Zwei Stiftungsbncher der Landauer- und Mendclschen Zwölfbrüderstiftungen zeigen uns die Stiftungsgenossen, alte unvermögende Handwerker, jeden bei seiner früheren Han tierung, die er auch im Kloster noch fortsetzte. Kultur- und handwerksgeschichtlich sind diese beiden Bände deshalb von so hohem Wert, weil sich aus ihnen noch die Technik einer Reihe längst untergegangener Handwerke deutlich er kennen läßt. In dem letzten Wandkasten ist eine Reihe von Nürn berger Stiftungsbüchern, meist mit den in Öl gemalten Porträts ihrer Stifter und Pfleger ausgestellt, darunter ganz vorzügliche Bilder. Es sind darunter Porträts von Joh. Just. Preisler (1698—1771), I. E. Ihle (1727—1811) und von andern. Besonderes Interesse dürfen hier noch die drei Rieterbllchcr, das sogenannte schwarze Rieterbuch aus dem fünfzehnten Jahrhundert und die beiden Bände des kleinen Rieterbuches aus dem Ende des sechzehnten Jahr hunderts beanspruchen. Sie enthalten Urkunden und histo rische Nachrichten zur Geschichte der Familie und ihres Be sitzes. Das kleine Rieterbuch bringt unter anderem die An sichten der beiden Rieterschen Dörfer Kornburg und Kalben steinberg und in einer ganz vorzüglich durchgeführten Reihe von Darstellungen das Leben und die Abenteuer des Hans Nieter von Kornburg aus den vierziger, fünfziger und sech ziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts mit begleitendem Text. Die Wände des ersten Raumes schmücken Hand zeichnungen der Burg von Joh. Georg Erasmus vom Jahre 1677, ein im Jahre 1682 von Johann Kaller auf Perga ment gezeichneter Plan der Stadt Nürnberg und Umgebung mit den damals unter Gustav Adolf errichteten Schanzen und Linien, ein Entwurf eines reizenden Lüsterweibchens von Georg Penz, das nach dem daran angebrachten Wappen für einen bayerischen Herzog bestimmt war, das Beratungszimmer auf der Burg, das Löffelholzsche dann Grundherrsche Haus bei der Dörrersbrücke — der Hintere Teil des ehemaligen Gasthofes zum Bayerischen Hof — mit dem Wasserturm am Weinstadel, sowie eine Reihe von Por träts der ersten Pfarrer von St. Sebald, die in früheren Jahrhunderten das Amt eines Stadtbibliothekars bekleideten, sowie Kaiser Leopolds I. in der Tracht, wie er 1658 in Nürn berg einzog, Prinz Eugens und König Karls XII. von Schweden. Über der Tür vom ersten zum zweiten Raum hängen zu beiden Seiten die Skizzen zu den Gemälden im Sitzungs saale des neuen Amtsgebäudes von Professor Heim an der Nürnberger Kunstgewerbeschule. Der zweite Raum enthält, abgesehen von einigen zur Hans Sachs- und Meistersinger-Gruppe gehörigen Druck schriften, ausschließlich Schriftwerke des fünfzehnten, sech zehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Wir können aus dem hier aufgehäuften Reichtum nur einiges, das Wichtigste, herausgreifen! ein Evangeliar mit Malereien des Nürnberger Malers Konrad Frankendorfer für den Abt Friedrich von Michelfeld, dann das berühmte Missale der Ge brüder Glockendon, daß diese im dritten und in den folgenden Jahrzehnten des sechzehnten Jahrhunderts wahrscheinlich für den Kardinal Albrecht von Brandenburg in unnachahmlicher Weise zur Ausführung brachten. Fast jede Seite weist schöne Malereien auf, Initialen, reiche Randoerzierungen aus der Natur, dem Volksleben, der Tierfabel und der heiligen Geschichte. Die Vollbilder erweisen sich zwar als Kopien Dürerscher Originale, sind aber für den besonderen Zweck in Einzelheiten verändert und verschoben. Die übrigen Malereien sind, wie vr. Bredt vom Germanischen Museum auf das bündigste nachgewiesen hat, fast ohne Ausnahme entlehnt, aber doch wieder von den Künstlern umgeschaffen und mit der eigenen Kraft neu belebt. Das Werk ist von unschätzbarem Wert und bildet wohl das kostbarste Stück der ganzen Sammlung. Von wunderbarer Feinheit ist dann die »Unterweisung wie sich ein yder Christenmensch halten soll-, ein Andachtsbuch, das A. Glockendon im Jahre 1522 für den Nürnberger Rats herrn Hans Jmhof mit Malereien versah, sowie die Uorao SMllti Uionxsii Lroopaxitas von einem unbekannten Maler. Ein höchst merkwürdiges Stück ist die Venetianische Pupillenordnung. Der Nürnberger Rat hatte am 20. Fe bruar 1506 den Dogen Leonardo von Venedig um Zu sendung einer Abschrift der Statuten des Waisengerichts in Venedig gebeten. Durch die Vermittelung des Nürnbergers Bernhard Hirschvogel in Venedig erhielt darauf der Rat die kunstvoll ausgesührte Abschrift, die ihm bei der Er richtung des Vormundamtes als Vorbild diente. Ein Sammelband mit lateinischen Übersetzungen des Lenophon und den Schriften des Plutarch, Basilius u. a., der durch 705'