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HolMslcin-Ernstthckr Anzeiger Tageblatt für Lnhengein-GrnMal, Gkcrlungwih, Hcrsdorf, Kermsdorf, Aernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. MM —Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeigen. ------— Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebnhreu: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Dienstag, den 28. Juli 1903. 30. Jahrgang. Nr. 172. Die Wassersteuer auf die Monate April bis mit Juni 1903 ist längstens bis zum 1V. August morr bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an unsere Stadtsteuereinnahme — Rathaus, Zimmer Nr. 2 — abzuführe«. Hohenstein-Ernstthal, am 27. Juli 1903. Der Stadtrat. I. V. W. Zeitzig. Geißler. Der 1. Termin Schulgeld wird am 27. und 28. dieses Monats in hiesiger Gemeinde expedition vereinnahmt. Oberlungwitz, am 26. Juli 1903. Der Schulvorstand. Lieberknecht, Vors. ZweiJahrzehntedentscherKrimm Statistik. Seit dem 1. Januar 1882 wird die deutsche Statistik über die Kriminalität unseres Volkes ge führt und bis zum 31. Dezember 1901 liegt die Statistik jetzt abgeschlossen vor unseren Augen. Einem von der „Vossischen Ztg." gemachten Auszugs ent nehmen wir: Es verdient jedenfalls die höchste Be achtung, daß die Kriminalitätsziffer unseres Volkes in beständigem Wachsen begriffen ist. 1882 sind 329968 Personen (oder 104,3 auf 10 000 straf- mündige Personen der Zivilbevölkerung) verurteilt worden, 1901: 497 310 (125,6), womit der höchste Stand beinahe wieder erreicht ist, den die Ziffer in den ganzen zwei Jahrzehnten inne gehabt hat. Wegen Vergehen unv Verbrechen gegen die Person wurden 1882: 107398 (34) Personen, 1901: 213447 (42,9) verurteilt, wegen Vermögens delikte 169334 (53,5) respektive 199428 (40,1). Das Anwachsen der Delikte gegen die Person ist vor allem dem starken Anwachsen der Zahl der Körperverletzungen, namentlich der gefährlichen, zu zuschreiben. Nicht die Jndustriegegenden haben bei uns die höchsten Kriminalitätsziffern, sondern Westpreußen (170 auf 10000 Strafmündige), Posen «174,3), Schlesien (167), Ostpreußen (156,2), ferner die Rheinpfalz (211), Bremen (218), Hamburg (178.) Während in den Jahren 1882 bis 90 durchschnitt lich von 100 Verurteilten 9,4 jugendliche Ver brecher waren, betrug die Zahl 1901: 10. Be merkenswert ist, daß die Beteiligung der Jugend lichen an Sittenverbrechen allmählich zurückgeht. Dagegen hat die Beteiligung der Jugendlichen am Diebstahl und auffallenderweise an der Brand stiftung erheblich zugenommen. Wegen Verletzung der Eidespflicht sind verurteilt worden 1882: 1607 (0,51), 1901: 1378 (0,3) Personen. Angaben über das Verbrechertum in den Groß städten enthält das Statist. Jahrb. dtsch. Städte. Das Zahlenmaterial für die Straftaten ist aus dem Durchschnitt der Jahre 1883/97 gewonnen. Die Einwohnerzahlen sind der Volkszählung von 1895 entnommen. Es ergibt sich die wichtige Tatsache, daß der Anteil der Bestraften an der Gesamtbevölkerung mit der Größe der Städte steigt. In den Städten von 50- bis 100000 Ein wohnern kamen auf 10000 strafmündige Personen 120,6, in den Städten von 100- bis 150000 Einwohnern 128,5 und in den Städten von über 150 000 Einwohnern 141,7 wegen Ver brechen oder Vergehen Verurteilte. Für das gesamte Reich beträgt die Verhältniszahl nur 107,5. Von den einzelnen Hauptdelikten zeigt die gefährliche Körperverletzung mit der Größe der Städte eine Abnahme, dagegen nimmt der Dieb stahl verhältnismäßig stark zu. Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 27. Juli. Die Nordlandsahrt de« Kaiser« verläuft ungestört, der Monarch hat sich mehrfach sehr befriedigt «»«gesprochen. — Englische Blätter wollen wissen, daß eine neue Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und König Eduard für den Herbst endgiltig vereinbart worden sei. Es sei jedoch noch nicht bestimmt, ob sie in England, Deutschland oder Dänemark stattfinde. Wahrscheinlich wurde überhaupt noch nichts verab redet. — Die Neichswerft in Kiel hat nach der Voss. Ztg. an die Behörden und Kommandos das Er suchen gerichtet, Anträge der im Herbst zur Ent lassung kommenden Mannschaften um Einstellung in die Werst abschlägig zu bescheiden, weil die Werst nicht in der Lage sei, im Herbst Arbeiter einzustellen. Bisher war da« Gegenteil der Fall. — Auf den Kruppschen Werften wird, wie man der Frkf. Ztg. au« Essen a. d. Ruhr mitleilt, seit dem Tode des Geheimrats Krupp mit den rein repräsentativen Posten energisch aufgeräumt. In Kürze werden drei Herren, ein Oberst a. D., ein Kapitän a. D. und ein Oberstleutnant a. D., uur dem Dienste der Firma scheiden. Die Herren be zogen ein Gehalt von zusammen über 60 000 Mk. — 10 Millionen Mark beträgt der von der preußischen Regierung unter Vorbehalt der (sicher zu erwartenden) Genehmigung de« Landtags für die Ueberjchwemmten in Schlesien zur Verfügung gestellte Kredit. Durch die Bewilligung dieser Summe ist das Slaateministerium in weitestgehender Weise allen berechtigten Forderungen entgegen gekommen. Eine Million ist sogleich für die dringendsten Bedürfnisse verfügbar gestellt. Bis zu welcher Höhe der Rest des Kredit« in Anspruch ge nommen werden wird, kann sich erst aus den genauen Erhebungen ergeben, die an Ort und Stelle vorzu nehmen find. Wie verlautet, hat sich Graf Bülow für die Bewilligung dieser Notstand-gelber ganz besonders interessiert und bei seinen Kollegen im Ministerium sofort volles Verständnis für die Not wendigkeit raschen Handelns gefunden. — Finanz minister v. Rheinbaben ist Sonnabend abend in Breslau eingetroffen, um in Gemeinschaft mit dem Vertreter de« Overpräfidenten und dem Landes hauptmann über die Verwendung der zur Linderung dec Ueberschwemmungsschäden in Schlesien bereit gestellten Staatsmittel zu beraten. — Ler Deutsche Kriegerbund und der Preußische Landes-Kriegerver band spendeten 10 000 Mk. für die Ueberjchwemmten. — Es wird behauptet, daß der Minister des Innern Frhr. v. Hammerstein, der einen fünfwöchent lichen Urlaub angetreten hat, und auch Justizminister Schönstedt, von ihren Posten zurückzutreten gedächten. Als Nachfolger des ersteren wird Landesdirektor v. Manteuffel genannt. Man geht wohl nicht sehl, wenn man den eventuellen Rücktritt Hammersteins mit der Verzögerung der Auswerfung von Staats mitteln für die durch Hochwasser Geschädigten Schlesiens in Zusammenhang bringt. Von einem Rücktritte des Justizministcrs Schönstedt war bereits früher die Rede. — Die Beisetzung des verstorbenen Reichstags- abgeordueten Rösicke hat am Sonnabend unter großer Beteiligungstattgefunden. Außer den Parteifreunden des Verstorbenen war namentlich die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages stark vertreten. — Graf Hoensbroech und Herr Dasbach streiten schon seit Monaten darüber, ob bei den Jesuiten tatsächlich der Grundsatz herrsche, „der Zweck heiligt die Mittel." Der Abg. Dasbach hatte einen Preis von 2000 Gulden öffentlich für denjenigen ausge- setzt, der den Beweis liefere, daß dieser Grundsatz bestehe oder je bestanden habe. Gras Hoensbroech glaubt diesen Beweis in einer Broschüre erbracht zu haben. Der Abgeordnete Kaplan Dasbach erkennt diesen Beweis al« stichhaltig nicht an, sondern verlangt das Superarbituum von Universitäts- Professoren. Er erklärt, katholische Professoren hätten sich zur Abgabe eine« solchen Obergutachtenr in hinreichender Anzahl bereit erklärt, seilen« der protestantischen Universitätslehrer seien seine Gesuche jedoch abschlägig bcschieden worden. Graf Hoens- broech hat nunmehr beschlossen, kurzen Prozeß zu machen und die von Dasbach ausgesetzte Belohnung von 2000 Gulden gerichtlich etnzuklagen. Auf die gerichtliche Entscheidung darf man gespannt sein. Oesterreich-Nngarn. — DaS Kriegsministerium ermächtigte das Wiener k. k. Korrespondenz-Bureau, folgendes zu veröffentlichen: Am 20. d. M. ist während eines Marsches deS Jnfanterie-Regiments Nr. 12 von Trebinje nach Bilek eine größere Anzahl von Soldaten infolge von Hitzfchlag verschieden. Wenn auch die bezüglich der Durchführung dieses Marsches in den Zeitungen enthaltenen Bemerkungen der Wahr heit nicht entsprechen, muß doch bedauerlicherweise bestätigt werden, daß an dem genannten Tage 15 Fälle von Hitzschlag mit tödlichem Ausgange vor gekommen sind. Die bisher gepflogenen eingehenden Erhebungen haben ergeben, daß von militärischer Seite Vorsorge sür Marscherleichterungen und Vor bereitungen für Wasserbeschaffung getroffen und wiederholt Rasten eingeschaltet wurden. Die Ursache der beklagenswerten Unfälle dürfte an der an dem genannten Tage für die dortige Gegend außer gewöhnlichen Temperatur, die während des letzten Teiles der Marschbewegung von 22 Grad bis auf 40 Grad Maumur emporschnellte, gelegen haben. Frankreich. — Aus der französischen Armee teilt ein Pariser Berichterstatter mit: In der militärischen Waffen technik wird soviel gearbeitet, so beständig vervoll kommnet, daß jeder einzelne Großstaat aus Furcht, von dem Rivalen überflügelt zu werden, sich immer und immer wieder die Frage vorlegt, ob eine Neu bewaffnung seiner Truppen, wenigstens.'eine teilweise, nicht nötig sei. Wenn es nur nicht soviel kostete und wenn die Freude, einen Erbfeind übertrumpft zu haben, nicht durch die Besorgnis getrübt würde, daß dieser eine inzwischen wieder vervollkommnete Waffe in seiner Armee einführen wird! Und so zögert Frankreich, das zur Zeit ohnehin nicht an Äeldüberfluß leidet und demnächst viele große Aus gaben zu bestreite» haben wird, noch damit, seine reitenden Batterien mit dem neuen Feldgeschütz, seine Infanterie mit den Rückstoßladern auszurüsten und daS eine außerordentlich hohe Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse liefernde Nilratpulver einzuführen. — Die Mitglieder der französischen Schieds gerichtsgruppen des Senats und der Deputierten- kammer sind nach Paris zurückgereift bis auf einige, die aus privaten Gründen uock zurück bleiben. Der Baron d'Estournelles erhielt eine Depesche von dem Sekretär des Königs, Lord Knollis, worin es heißt, der König schließe sich von Herzen den von d'Estournelles ausgedrückten Wünschen an, daß die guten Beziehungen, die die französische» Parlamentsmitglieder soeben mit den Mitgliedern des englischen Parlaments angeknüpft, zur Befestig ung deS Weltfriedens beitragen möchten. Belgien. — König Leopold und seine Töchter. Entgegen den bisher in Brüssel gehegten Hoffnungen hat es den Anschein, als werde sich der Streit um die Nachlassenschaft der Königin Henriette doch nicht gütlich beilegen lassen. Wie der Brüsseler Sotr meldet, haben die Gläubiger der Prinzessin Luise durch den Staatsanwalt Vorladungen ergehen lassen an den König Leopold, an den Gemahl der Prinzessin Luise, an den Grafen und die Gräfin Lonyay und an die Prinzessin Clementine. Die sür den König bestimmte Vorladung bezieht sich nicht nur ous die Hinterlassenschaft der Königin, sondern gleichzeitig aus da« gemeinsame Vermögen des König-paareS. England. — In England ist dem Kolonialminister Chamberlain auf seine Reden betreffend die Zoll politik des Lande- eine bemerkenswerte Antwort er teilt worden. Bei der soeben vorgenommenen Unterhauswahl in Barnard Castle wurde der Ar beiterkandidat Henderson gewählt. Er ist ent schiedener Gegner der von der Regierung beabsich tigten Untersuchung in der Frage einer Aenderung der Handelspolitik. Spanien. — Die Lage in der unruhigen Stadt Barce- lcna ist geeignet, der spanischen Regierung nach wie vor Sorge zu bereiten. In einer Versammlung, an wecher der größte Teil der Arbeitervereinigungen teilnahm, wurde unter Androhung einer allgemeinen Ausstandes beschlossen, die Forderung zu stellen, daß sämtliche wegen Aurstandsvergehenr verhafteten Landarbeiter vor Ende des Monats freigelassen werden. Rußland. — Nach einer neueren Nachricht beruhen alle Meldungen über eine gemeinsame englisch-japanische Nole an Rußland auf Erfindung. Die japanische Gesandtschaft läßt die Gerüchte von einem bevor stehenden Krieg zwischen Rußland und Japan als reine Erfindung bezeichnen. Eine „Standard"- Meldung au« Tientsin, sowie eine andere au« Niutschwang besagen, daß mit russischen Truppen gefüllte Züge schleunigst nach Port Arthur abgchen und mit Geschützen und Artillerie bepackt seien. Bulgarien. — Die „Agence TÄögraphique Bulgare" erklärt die in auswärtigen Blättern verbreitete Nachricht von einer Militärverschwörung gegen den Fürsten Ferdinand sür eine Erfindung, von böswilligen Leuten zu dem Zwecke aurgestreut, um die Lage in Bulgarien als beunruhigend hinzustellen. Ztt dem Eisenbahnttnglütk in Buchholz wird noch geschrieben: Nach dem bisherigen Er gebnis der Ermittlungen ist das Unglück zweifellos auf eine fahrlässige Bedienung der oberen Weiche zurückzuführen. Damit in Verbindung steht die bereits gemeldete Verhaftung des Stationsverwalters Reinhardt. Dieser bedient die Weiche iwm Stations gebäude aus und soll, der Annahme zufolge, ehe der Zug vollständig vom Hauptgleis auf das Kreuzungsgleis gefahren war, die Weiche zurück gestellt haben, damit der in entgegengesetzter Rich tung zur Abfahrt bereitstehende Schwarzenberger Zug abgefertigt werden könnte. Dadurch entgleisten die letzten Wagen und so ist die folgenschwere Katastrophe herbeigeführt worden. Infolge der- selben mußte auch der Schwarzenberger Zug wieder zurückdirigiert werden. Am Abend ist der Ver haftete wieder auf freien Fuß gesetzt worden, da irgend welcher Fluchtverdacht gegen ihn nicht be steht. Er ist verheiratet und wurde allgemein als ein fleißiger, umsichtiger Beamter geschätzt. Er wird deshalb allgemein bedauert und als ein Opfer der unzulänglichen betriebstechnischen Einrichtungen am Haltepunkte betrachtet. Dieser ist im Herbste vorigen Jahres in Betrieb genommen worden, nachdem die Stadt seit 15 oder 20 Jahren schon um eine bessere Personenverkehrsstelle gebeten hatte. Von Anfang an war allenthalben die Neberzeugung vorherrschend, daß die Einrichtung den Anforder ungen, welche sie zu erfüllen hatte, nur notdürftig genügen könnte. An Stelle der anfangs geplanten zwei Gebäude wurde nur eins ausgeführt, anstatt einer Haltestelle die sehr beengte Anlage nur als Haltepunkt errichtet und nur mit wenigen Be amten besetzt. Der rege Zugverkehr blieb aber der selbe. Der Verwaltungsposten wurde einem Sta tionsschreiber reserviert und als solcher schließlich Reinhardt von Oelsnitz i. Erzgeb. nach Buchholz zur Leitung der neuen Verkehrsstelle berufen, nach dem vorher andere Beamte von der Annahme des schwierigen Amtes abgesehen haben sollen. Es ist vorgekommen, daß der Beamte vom Bahnsteig hinein in das Stationsgebäude an den Schalter zur Ausgabe von Fahrkarten, von diesem wieder hinaus auf den Bahnsteig eilen mußte, um einen Zug abzufertigen oder ein Signal zu ziehen oder eine Weiche zu stellen. Eine kleine Fahrlässigkeit ist bei derartig angestrengtem Dienst und bei so regem Verkehr menschlich zu verzeihen. Freilich ist es beklagenswert, daß diese Fahrlässigkeit so bedeutendes Unglück nach sich ziehen mußte. * * *