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MOm-WWTWM Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Fernruf: Sammel- Str. 2311 — Postscheckkonto Leipzig 23464. — Bankkonten: Stadtbank (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal. Commerz- und Privat-Vank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. W MÜAnBM V Ernstthaler Zeitung, Aachrichte« und Neueste Nachrichten Im Falle höherer Gewalt — Störung deS Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der Bcförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Leitung oder auf Rückzahlung deS Bezugspreises. — Er- füllungsort und Gerichtsstand: Hohenstein-Ernstthal Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, BernSdors- I Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen d«S Stadtrat- behördlicherseits Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, I bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht eS die Bekanntmachungen deS Amtsgerichts und deS Finanzamt- Kuhschnappcl, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung und Erlbach. Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. M. 201 1> Montag, den 29 August 1938 j ! SS. Iahm- Gchicksalsgememschaft aller Deutschen Ser Stellvertreter -es Führers spricht aus -er Reichstagmig -er Ausländsdeutschen in Stuttgart Erlebnis -er Verbundenheit mit den Eudetendeutschen Stuttgart, 28. August In Stuttgart, de« Stadt der Ausländsdeut schen, ist am Sonntag di« Vl. Reichstagung der Ausländsdeutschen mit einer eindrucksvollen, er hebenden Kundgebung durch Gauleiter Bohle feierlich eröffnet worden. Ein« festlich« Hochstim mung lag über den Tausenden, die zur Mittags stunde die Stadthalle bis auf den letzten Platz besetzt hatten. Gewaltiger Jubel erscholl, als der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Hetz, und der Reichsminister des Innern Dr. Frick in Begleitung von Gauleiter Bohle, Reichsstatthalter Gauleiter Murr und Minister präsident Mergenthaler die Halle betraten. Nach einleitenden Worten des Gauleiters Neichsstatthalter Murr begrüßte Oberbürger meister Dr. Strölin die auslandsdeutschen Volksgenossen und die Ehrengäste auf das herz lichste. " Dann betrat, von stürmischem Beifall be grüßt, Neichsinnenminister Dr. Frick die Rednertribüne. Er führte u. a. aus: Deutsche Volksgenossen! Ihnen allen, den Ausländsdeutschen, die aus aller Welt zu kür zerem oder längerem Aufenthalt in die alte Hei mat zurückgekehrt sind, entbiete ich namens der Reichsregierung herzliche Willkom- mensgrüße mit dem Wunsche, daß sie für ihre schwere Pionierarbeit im Ausland neue Kraft und frischen Mut aus dem Mutterlands mitneh men mögen. Die Auslandsorganisation der NSDAP, hat sich drei Aufgaben gestellt: Das Bewußt sein der Zusammengehörigkeit aller Deutschen und ihren Stolz, Deutsche zu sein, zu stärken, fer ner in allen Ausländsdeutschen den Geist der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft lebendig zu machen, und endlich, der Größe des Reiches dadurch zu dienen, daß das Auslandsdeutschtum Träger der Verständigung mit den anderen Völ kern werde und damit als wichtiger Friedens- faktor dient. Hierauf trat Gauleiter Bohle ans Mikrophon. Er betonte u. a.: Die erstmalige Teilnahme der Reichsbürger gewordenen Auslandsösterreicher stempelt unser diesjähriges Treffen zur Reichstagung der großdeutschen Volksgemeinschaft im Auslandsdeutschtum. Mehr als fünf Jahre arbeitet die Auslands organisation mit ihren Männern und Frauen daran, im Auslandsdeutschtum dieselbe Volks gemeinschaft zu schaffen, die unter den Deutschen im Reich besteht. Wir dürfen heute mit Stolz und Freude feststellen, daß diese Volksgemein schaft auch im Auslandsdeutschtum dank der Ar beit der Partei gesiegt hat. Die Ausländsdeut schen sind vollberechtigte und volloerpflichtete Glieder unserer großen Nation geworden. Zu der Volksgemeinschaft gehören alle Ausländs deutschen, die deutsch empfinden und in ihrem ganzen Handeln den Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" vertreten. Auf die Haltung eines Teiles der Auslands presse zu sprechen kommend, fuhr Bohle fort: Das neue Deutschland hat es nicht nölig, tüch tige Kräfte im Ausland zu lassen, de nen kein Dank für ihre Arbeit gegeben wird, son dern die obendrein noch ständigen Beleidigungen ausgesetzt sind. Wir erwarten für unsere Aus ländsdeutschen genau dieselben Rechte, die wir den Ausländern im Reich gewähren und auf diö jeder souveräne Staat einen Anspruch hat. Die Auslandsorganisation ist nichts anderes als eine Gemeinschaft von reichsdeutschen Bürgern im Ausland, die sich als Nationalsozialisten zum heutigen Deutschen Reich bekennen und ihr Le-I ben nach den gleichen Grundsätzen gestalten wol len, die den deutschen Menschen von heute selbst verständlich sind. Darauf erklärte Bohle die VI. Reichstagung der Ausländsdeutschen für eröffnet. Von brausendem Jubel begrüßt, trat als dann der Stellvertreter des Führers, Reichsmini ster Rudolf Heß, an das Mikrophon, Rudolf Keß begann seine Rede zu den Ausländsdeutschen mit den Worten der Erinnerung an die Größe der Ereignisse und der Entwicklung, die sich im Laufe des seit der letzten Stuttgarter Kundge bung des Auslandsdeutschtums vergangenen Jah res im Reich vollzogen haben. Es sei ein Jahr schwere» Entscheidungen des Führers und vertrauensvoller Erwartung des deutschen Volkes gewesen. Die Rückkehr der Ostmark habe die glücklichste und schönste Er füllung eines alten deutschen Traumes gebracht. In unermüdlicher Arbeit habe das deutsche Volk das Jahr genützt, seine wirtschaftliche Kraft zu stärken und seine Sicherheit vor feindlichem Angriff soweit zu erhöhen, daß es in Ruhe jeder Entwicklung entgegensehe, die Böswillige gegen Deutschland Hervorrufen können. War es so ein arbeitsames und im Innern glückliches Jahr, so war es zugleich ein Jahr der Stärkung der Freundschaften, die das wieder erstarkte Reich mit anderen großen Nationen geschlossen hat. Die Tage der Gastfreundschaft und Kamerad schaft, die wir Deutsche auf der Führerreise nach Italien erlebten, sind uns symbolisch für die große Gemeinschaft zwischen Großdeutschland und dem Imperium am Mittelmeer, und der Empfang, den Deutschland dem Reichsverwcser Ungarns und wagemutigen Admiral bot, war der Ausdruck herzlicher und erprobter Freundschaft! Unendlich stolz und glücklich ist das deutsche Volk darüber, daß der Führer der Welt gezeigt hat, welche Leistungsfähigkeit, welche Stärke, welches Selbstbewußtsein und welche Leidenschaft der Selbsterhaltung dem deutschen Volk inne- wohne, wenn die richtige Hand es leitet. „So, mein« Parteigenossen", so fuhr Rudolf Heß fort, „wie wir in Dankbarkeit und Liebe des Führers gedenken, so gedenkt er euer, und er läßt euch durch mich seine Grüße sagen. Es find die Grüße Eroßdeutschlands!" Rudolf Heß unterstrich mit eindringlichen Worten den Zusammenschluß, zu dem sich die Deutschen draußen zu gleicher Gemeinschaft zu sammengefunden haben wie im Innern. Mit klaren Worten kennzeichnet er die Aufgabe der Auslandsorganisation d«r NSDAP. und trat damit den Verdächtigungen entgegen, die gegen die nationalsozialistischen Deutschen im Ausland immer wieder aus durchsichtigen Grün den erhoben wurden: „In der Auslandsorgauisation der NSDAP, habt ihr euch zusammengeschlossen, euer Deutsch tum zu pflegen, gut« Nationalsozialist«» zu sein. Euer Deutschtum und euer National sozialismus, das ist «ur« eigenste Ange legenheit. Ihr betreibt kein« „Penetration pacifique", ihr denkt gar nicht daran, die Gast völker mit dem Nationalsozialismus friedlich zu durchdringen. Nein, euer Deutschtum und euer Nationalsozialismus ist eure persönliche Ange legenheit und bleibt auch eure eigenste Ange legenheit. Daran ändert auch nichts, wenn ihr da und dort dunkler Aufgaben und Ziele verdächtigt werdet, oder wenn man glaubt, euch den Natio nalsozialismus etw«. nehmen zu können, indem man willkürlich eure äußere Gemeinschaftssorm verbietet. Eure Ortsgruppen kann man schlie- ß«n, eure Abzeichen kann man euch verbieten, aber nicht euren nationalsozialistischen Geist und euer deutsches Herz. Das Herz in euch und der Geist unter euch kann keine Gefahr für euren Eaststaat sein, gleichgültig, ob ihr in Ortsgrup pen zusammengeschlossen seid oder nicht. Wahr« und falsch« Freiheit Wir und unsere Ausländsdeutschen drängen uns nicht in die Verhältnisse anderer Länder. Mögen sie nach ihrer Fasson selig werden! Wir müssen freilich aber auch erwarten, daß sich an dere Länder nicht in unsere Angelegenheiten zu mischen suchen und daß sie uns nach unserer Fasson selig werden lassen. Mögen sie die „Frei- heit des Individuums" zum Idol erheben, so wie sie es verstehen. Mögen sie dem Individuum die Freiheit geben, immer mehr der Arbeite- losigkeit, dem Hunger und der Verzweiflung zu tScherl-Btlderdienst-M.) Stuttgart, die schön« „Stadt der Ausländsdeutschen" Englands Stellung zur tschechischen Frage Die Rede -es britischen Schatzkanzlers in Lanark London, 28. August Schatzkanzler Sir John Simon hielt am Sonnabend in Lanark (Südschottland) seine an gekündigte Rede über die politische Lage. Zum Thema Tschecho-Slowakei er klärte er, die Stellungnahme Englands sei in der Rede des Premierministers im Unterhaus am 24. März in vollem Umfang und zutreffend dar gelegt worden. Simon stellte fest: „Diese Er klärung trifft auch heute noch zu. An ihrem Inhalt ist nicht» zu ändern, auch nichts ist hinzu- zufügen. Um eine Lösung sür di« Gegensätze in der Tschecho-Slowakei zu finden, müssen alle Be teiligten Beiträge liefern. Die Regierung er kennt an. daß in der Tschecho-Slowakei ein wirk liches Problem oorlicgt, das dringend der Lösung bedarf. Wir sind überzeugt, daß, wenn auf allen Seiten guter Wille vorliegt, es möglich sein sollte, eine Lösung zu finden, die allen berech tigten Interessen gerecht wird. Gerade der Fall der Tschecho-Slowakei kann für die Zukunft Europas so kritisch sein, daß man sich unmöglich eine Begrenzung de« Auf ruhrs vorstellen könnte, den ein Konflikt Hervor rufen könnte. Jeder in jedem Lande, der die Folgen erwäge, muh sich das vergegenwärtigen." Die britische Regierung hat ihren Einfluß im tschecho-slowakischen Streit auf beiden Seiten eingesetzt mit dem Ziel, Vernunft bei den Be mühungen zur Erzielung einer Lösung zu üben. Wir glaubten, es wäre von Nutzen, wenn mir den Parteien die Dienste eines Mannes zur Ver fügung stellten, der als Staatsmann Erfahrung hat und auch in Fragen, wo man als Prüfer und Vermittler handeln muß. Diese Anregung ist von beiden Parteien begrüßt worden, und Lord Runciman hat sich bereit erklärt, sich zur Ver fügung zu stellen. Er ist kein Schiedsrichter — s und auch kein Richter —, er ist ein Vermittler und ein Freund. Einstweilen ist es nicht nur unsere Pflicht, sondern die aller — und alle sind am Weltfrie den interessiert —, nichts zu tun, was eine zu friedenstellende Lösung gefährden könnte. Wir hoffen fest, daß, wenn der richtige Geist herrscht, sich eine friedliche Regelung, die legi time Interessen und Ansprüche ausgleicht, bei Geduld und gutem Willen erreichen lassen sollte Im Laufe seiner Ausführungen erklärte Schatzkanzler Simon weiter, es gebe in Europa große Länder mit einem Regierungssystem, das sich von dem englischen sehr unterscheide. Das sei aber kein Grund dafür, daß man die englische Außenpolitik so führen solle, als ob eine Freund schaft mit diesen Staaten eines anderen politi schen Systems unmöglich wär«. Der Teil der Chamberlain-Rede vom 24. März, an den Simon anknüpfte, lautet: England kann nicht garantieren, die Tschecho-Slowakei im An griffsfalle automatisch zu unterstützen. Ferner kann es sich ebenso Frankreich gegenüber nicht zu voller militärischer Hilfe verpflichten, falls Paris seinen Verpflichtungen hinsichtlich des französisch-tschechischen Vertrages nachkommen würde. Chamberlain hatt« dieser Erklärung dann aber noch folgendes hinzuge fügt: Wo Krieg und Frieden betroffen werden, geht es nicht allein um legale Verpflichtungen. Sollt« ein Krieg ausbrechen, dann würde es unwahrschein lich sein, daß er auf jene beschränkt bleiben würde, die derartige Verpflichtungen übernommen haben. Es würde unmöglich sein, zu sagen, wo dieser Krieg enden würde und welche Regierungen in ihn ver wickelt werden könnten. Der unausweichliche Druck der Tatsachen könnte sich als stärker denn normale Erklärungen erweisen, und in diesem Falle würde es wohl im Rahmen des Wahrscheinlichen liegen, daß andere Länder außer den am ursprünglichen Streit beteiligten Parteien selbst unmittelbar verwickelt würden.