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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190307164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030716
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030716
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-16
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.07.1903
- Autor
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Uhr im Restaurationsgarten deS Bärschen Etab lissements in Copitz. Während der dortige Turn verein daselbst sein Sominerfest abhielt, fing abends gegen 8 Uhr ein Baum zu brennen an. Man ver suchte das Feuer dadurch zu löschen, daß man den Klingeldraht für die Bedienung, der am Baum befestigt war und an dessen Berührungspunkten mit dem Baume eS brannte, beseitigen wollte. Herr Lehrer Müßiggang nahm den ersten Versuch vor, den Draht loszureißen, zog sich aber hierbei Brandwunden zu und bekam einen Schlag. Darauf versuchte nun der Vorstand des Turnvereins, Herr Stellmachermeister Heinrich jun., den Brand zu beseitigen, indem er mit beiden Händen den Draht ergriff und ihn losreißen wollte. Sofort erhielt er einen elektrischen Schlag, der den Tod des im 33. Lebensjahre stehenden Mannes zur Folge hatte. Der Starkstrom ist dadurch in die Klingelleitung übertragen worden, daß der Draht der letzteren die über ihn hingehende isolierte elektrische Leitung berührte. * Pirna, 14. Juli. Am Sonntag nachmittag ist der 26 Jahre alte Schlossergehilfe Paul Götting beim Baden in der Elbe bei Birkwitz ertrunken. Dieser Fall ist deshalb besonders tragisch, als Götting schon einmal mit knapper Not dem Tode des Ertrinkens in der Elbe entgangen ist. Er be fand sich am 5. Januar d. I. mit unter den vom Birkwitzer Bootsunglück betroffenen, wobei bekannt lich zwei Fahrgäste ertranken. Götting wurde da mals gerettet. Er ist erst vor kurzem von einem Kuraufenthalt in Bad Kreischa nach Birkwitz zu rückgekehrt und war der Ernährer seiner Mutter, welche nun ohne Stütze dasteht. * Rabenau Unter dem Verdacht, einen Mein eid geleistet und andere zum Meineid verleitet zu haben, ist der Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Kästner aus Obernaundorf in Haft genommen worden. * Schirgiswalde. Ein schweres Unglück hat sich am Sonntag nachmittag in Neu-Schirgiswalde ereignet. Schon vor vier Wochen war das zwei- jährige Söhnchen des Fabrikarbeiters Richter von einem Güterzuge überfahren worden, wobei das Kind eine schwere Gehirnerschütterung erlitt. Nach dem das Kind wieder so weit hergestellt war, ging es am Sonnabend nachmittag auf die Straße, lief in ein mit Langholz beladenes Geschirr und wurde derart überfahren, daß der Tod auf der Stelle eintrat. * Zittau, 13. Juli. Eine große Skandalaffäre hat sich hier bezw. in Olbersdorf zugetragen. Der Einzelverkauf in der Mechanischen Weberei der Firma Wagner u. Co. in Olbersdorf, in der sogen. „Oelmühle", erfreute sich bei unserer Damenwelt und bei der Kundschaft weit und breit, bis nach Görlitz und Dresden, größter Beliebtheit und starker Benützung. Alle diese Herrschaften werden jetzt mit Staunen hören, daß die dort beschäftigte Ver käuferin Frau Weigelt, welche in Zittau, Edmund Kretschmerstraße 1, wohnt, gestern wegen großartiger Unterschleife, begangen bei genannter Firma, ver- haftet worden ist. Dieselbe, eine Frau in den vierziger Jahren, befindet sich bereits im Zittauer Amtsgericht hinter Schloß und Riegel. Sie war früher einfache Arbeiterin, erfreute sich aber des besonderen Vertrauens ihrer Herren Chefs. Aus gefallen war schon seit längerer Zeit die weit über die Verhältnisse hinausgehende Lebensführung der Weigelt, welche eine prachtvoll eingerichtete Woh nung besitzt. Ihre Unterschlagungen und Betrüge reien sollen die Summe von 25 000 Mark erreicht haben. 16 000 Marl davon sind bereits, wie ver lautet, herbeigeschafft worden. Diese letzteren Gelder waren zumeist in Sparkassenbüchern der Sparkassen in Reichenau u. s. w. angelegt worden. Die ver haftete Weigelt hat hauptsächlich Wa.en gestohlen und heimlich in Zittau, Olbersdorf u. s. w. ver kauft. Es wird behauptet, daß ihre Kollegin, die Frau Maiwald, welche vor einiger Zeit zur „Zu ruhesetzung nach Dresden übergesiedelt ist, gleich falls an derartigen Manipulationen beteiligt ge wesen ist und demnächst hierher gebracht werden wird. Möglicherweise nimmt die Affäre noch weiteren Umfang an, da, wie man munkelt, Hehlerinnen und Hehler bezw. Begünstigerinnen der Frau Weigelt vorhanden sein sollen. Jedenfalls dürfte die Ver haftete sich nach dieser Richtung hin zu entlasten suchen. * Dittelsdorf, 14. Juli. Ein eigenartiges Rosenexemplar ist im Garten des Maurers Hiller hier gewachsen. Die Rose zeigt nach außen einen dicht entfalteten Kranz von Blütenblättern, inner halb desselben befinden sich jedoch sieben Knospen mit grünen Kelchen wie in einem Korbe eingebettet. Gerichtssaal. 8 Zwickau, 13. Juli. Von der hiesigen Straf kammer I wurde ein Urteil deS Kgl. Schöffengerichts zu Hohenstein-Ernstthal, inhalts dessen daS Dienst- Mädchen F. L. Falke in ObechermSdorf wegen Dieb- stahlS zu 1 Woche Gefängnis verurteilt worden ist, aufgehoben und die Strafe auf 3 Tage Gefängnis herabgesetzt. — Dagegen wurden von der Strafkammer III der 35 Jahre alte, wegen Diebstahls rückfällige Handarbeiter R. W. Lehmann aus Gersdorf und der ebenso alte bisher noch unbestraste Handarbeiter O. Cl. Meyer aus Hohenstein-Ernstthal wegen ForstdiebstahlS zu 3 Wochen resp. 12 Tagen Gefängnis verurteilt. 8 Zwickau, 14. Juli. Vor dem hiesigen König!. Schwurgericht hatte sich heute der Wirtschaftsgehilfe Paul Albert Rudolph auS Meerane wegen vorsätz licher Inbrandsetzung verschiedener Gebäude zu ver antworten. Zur Verhandlung sind fünf Zeugen und außerdem Herr Polizei- und GerichtSarzt Dr. Geipel alS Sachverständiger geladen. In der Hauptsache ist der Angeklagte geständig und will aus „Dummheit" und weil er jedeSmal angetrunken gewesen, gehandelt haben. Der Gastwirt Thomä, in dessen Wirtschaft er vor allen vier Brandlegungen gewesen ist, ver- sichert, daß Rudolph an keinem der fraglichen Abende betrunken gewesen sei, waS auch noch von anderen Zeugen bestätigt wird. DaS Gutachten deS Herrn Sachverständigen lautete dahin, daß der Angeklog'e geistig nicht normal sei. Der Vertreter der Staats anwaltschaft stellte die Beantwortung der Schuldfrage in daS Ermessen der Herren Geschworenen, während die Verteidigung Freisprechung seines Mandaten beantrage. Die Geschworenen verneinten die Schuld frage, da dem Angeklagten 8 51 deS R.-St.-G -B zur Seite steht. Demgemäß war auf kostenlose Freisprechung deS Angeklagten zu erkennen. 8 DasOberkriegSgericht zu Leipzig verurteilte gestern den Kanonier Steinmüller wegen Fahnenflucht und schweren Diebstahls zu 15 Jahren Zuchthaus. 8 Wege» Unterschlagung im Amte wurde der 51 Jahre alte RatSsekretär Karte au» PulSnitz vom Schwurgericht in Bautzen zu 2 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. 8 In nichtöffentlicher Sitzung verhandelte gestern die Strafkammer in Hanau gegen den früheren 1869 zu Aachen geborenen Kaplan Peter Wilhelm Knipp, zuletzt in Dresden wohnhaft, dem die Anklage Verbrechen und Vergehen im Sinne der Paragraphen 175 und 176,3 deS Strafgesetz buches zur Last legt. Der Angeklagte, der im März dieses JahreS wegen ähnlicher Delikte zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt worden war, befand sich früher alS Seelsorger und Erzieher an der Knaben-ZwangSerziehungSanstalt zu Sannerz (Kreis Schlüchtern). Dort verging er sich an ihm anvertrauten Zöglingen. DaS Gericht beschloß, den Angeklagten zur Beobachtung seines Geisteszustandes der Irrenanstalt Marbach zu überweisen. Kleine Chronik. * Berlin, 14. Juli. In völlig verwahrlostem Zustande wurde aus einer Bank am Gendarmen, markt eine etwa 40jährige Frau aufgefunden, deren sinnlose Trunkenheit im Einklänge mit ihrer zer rissenen, beschmutzten Kleidung stand. Die Unglück liche war eingeschlafen und hielt in der schlaff her abhängenden rechten Hand eine vertrocknete Schrippe. Wie die angestellten Ermittlungen ergaben, handelte c« sich um die sittlich verwahrloste ehemalige Frau eine« Artillecic-Leutnant» W. au« der Rheinprovinz, welche vor 12 Jah en wegen Ehebruchs, begangen mit einem Porträtmaler Aßmus, ge.ichtlich von ihrem Gatten geschieden wurde. Nachdem sie von dem treulosen Geliebten in London verlaffen wurde, sank da« bedauern«werte Geschöpf von Stufe zu Stufe und stiftete in den letz'en Jahren al« Bett lerin ihr Leben. Ihr erster Gatte halte sich im Jahre 1897 mit der Tochter eine« Großindustriellen wieder verhttralet und bekleidet gegenwärtig in Berlin einen hohen militärischen Posten. * Berlin, 14. Juli. Gestern versuchte ein offenbar geistig gestörter Mann zwei mit Steinen gefüllte Säcke auf dem Gleise der Kremmener Bahn, dicht hinter Reinickendorf, festzubinden; er wurde vom Zuge ersaßt und erhielt einen Stoß vor dem Kopf, worauf er festgenommen wurde. * Berlin, 15. Juli. Gestern brach in dem Teltower Magdalenenstist, in welchem 120 Mädchen untergebracht sind, eine Revolte au«. 30 Mädchen entflohen. 20 wurden von der Polizei zurückge bracht. Die übrig:» entkamen nach Berlin. * Schmölln, 12. Juli. Wie bekannt, erschoß sich vor etwa 6 Wochen ein hiesiger Rechtsanwalt und Notar in einem Anfalle von Schwermut. Seit dieser Zeit zeigten sich auch bei der Witwe deS Verstorbenen Spuren beginnender Geisteskrankheit. Gestern früh gegen 8 Uhr erfolgte indessen ein plötzlicher Ausbruch der Krankheit, wobei die un glückliche Frau den Versuch machte, sich das Leben zu nehmen. Zwar wurde durch die Dazwischenkunft ihrer Kinder das Schlimmste verhütet, doch erlitt sie Verletzungen schwerster Art. * Kiel, 14. Juli. Bei einer Feuersbrunst, die in einem Geschäftshaus in der Hauptstraße aus brach, erlitten fünf Bewohner schwere Brandwunden. * Hamburg. Die Verhaftung eine« amerika nischen Deserteur«, von welcher Sorte über 100 in Deutschland herumlausen sollen, ist in Hamburg er folgt. Hier hatte er sich bei einer Witwe einge mietet und vorgegeben, er sei der Sohn eine» Gene ral«. Die Frau war leichtgläubig, vertraute ihrem Mieter und gewährte ihm nicht nur Kost und Lo- gi«, sondern händigte ihm auch ein Sparkaffenbuch über 120 Mark ein, damit er sich neu bekleiden könne. Der Matrose wußte die Wirtin dadurch noch sichere: zu machen, daß er an sich selbst die freu dige Botschaft telegraphierte, der „Herr Papa" werde in den nächsten Tagen nach Hamburg kommen und alle Schuld bezahlen; aber die Polizei wurde auf merksam und verhaftete den Betrüger. * Rostock, 15. Juli. Im Dorfe Kethwisch brach gestern Feuer au«, welche« sich in kurzer Zeit so autbreilete, daß 24 Häuser eingeäschert wurden. Menschen kamen nicht zu Schaden. * Jüterbog, 14. Juli. Von schweren Unfällen sind drei Offiziere deS zweiten brandenburgischen Feldartillerteregiments Nr. 18 während der Schieß- Übungen hier betroffen worden. Oberleutnant Brüst- lein stürzte mit dem Pferde und trug den Bruch dreier Rippen davon; Abteilungsadjutant Leutnant Henel erlitt bei einem Sturz mit dem Pferde schwere Quetschungen des Unterleibs, und Leutnant v. Colani, der bei einem Rennen stürzte, hat sich eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen; alle drei Verunglückten befinden sich im Lazarett zu Jüterbog. * Nürnberg. Echt deutscher Durst ist aus der Bierprobe bewiesen worden, mit der die lokale Vorfeier des am Sonnabend beginnenden deutschen Turnfestes in Nürnberg «ingeleitet wurde. Man trank nicht weniger ar? 112 Hektoliter von dem edlen Stoff. * Elberfeld, 13. Juli. Ein tragische» Geschick waltet über der Familie de» hier in der Berliner straße wohnenden Kaufmann» August Kerspe. Ende vorigen Jahre« machten innerhalb weniger Wochen zwei erwachsene Kinder derselben ihrem Leben in Anfällen von Schwermut ein gewaltsame» Ende. Ein 17 Jahre alter Sohn, Schüler einer höheren Lehranstalt in Barmen, erhängte sich Ende September im Walde bei Vohwinkel, und einige Wochen später folgte die 16jährige Tochter dem Beispiel de« Bruders, indem sie sich in einem Walde bei Cronen berg erhängte. Am 5. Januar d. I. traf ein neuer Schlag die bedauernswerte Familie. Kerspe selbst, ein allgemein beliebter und geachteter Mann von 55 Jahren, blieb seit diesem Tage verschwunden. Am Sonntag wurde seine Leiche in Seifer«werk bei Düsseldorf an der Rheinsähre gesunden. Ohne Zweifel Hal er im Gram über da« gräßliche Ende seiner Kinder den Tod gesucht und gefunden. * Heiligenstadt, 13. Juli. In große Aufre- gung wurde am gestrigen Sonntag die Bevölkerung unserer Stadt durch die Kunde versetzt, daß der Blitz in der altehrwürdigen Liebfrauenkirche einge schlagen habe. Eine Rauchwolke entstieg dem süd lichen Turm. In der Kirche wurde gerade Gotte«- dimst abgehallen und der Geistliche stand auf der Kanzel, al« der Blitz einschlug und da« Gotter- Hau« vom Feuer erhellt wurde. E« entstand eine große Panik. Freuen und Kinder schrien und dräng ten nach den Türen. Der Bälgetreter mußte seinen Platz verlassen, da der starke Schwefelgeruch ihm den Athen, raubte. Der Blitz war in die elektrische Lichtleitung der Kirche gefahren; die Sicherungen brannten durch. Der Blitz wurde jedoch abgeleitet und ein Brand entstand zum Glück nicht. Der Geistliche ermahnte zur Ruhe. Der Golletdienst mußte abgebrochen werden. Der Turm ist mehrfach beschädigt worden. Der Blitz hat Steinstücke und eine größere Anzahl Ziegel abgerissen. * Stuttgart, 14. Juli. Gestern früh fand in Neckar-Trnzlingen (Oberamt Nür ingen) bei einer Feuersbrunst, welche zwei Häuser einäscherte, der I7jä^rige Sohn eine» Hausbewohner», al» er im Begriff war, seine 10jährige Schwester zu retten, mit dieser gemeinsam den Tod in den Flammen. Zwei andere Geschwister konnten nur mit Mühe ge ettet werden. * Paris, 14. Juli. Eine frühere Komtesse de Mallespaile, geschiedene Gattin eines reichen Bank'erS, die tief gesunken war, wurde gestern abend in dem Augenblick verhaftet, als sie mit drei gedungenen Strolche» die Freundin ihres letzten Liebhabe S, eine Papierverkäufe in, zu ermorden versuchte. Nach ihrer Verhaftung versuchte sie sich den Kopf an der Wand der Gefängniszelle zu zerschmettern. * Paris, 14. Juli. Die „große Therese" ist plötzlich krank geworden. Im Pariser Justizpalast wird das Gerücht verbreitet, daß der auf den 8. August anberaumte Prozeß gegen die Familie Humbert wahrscheinlich vertagt wird, weil Frau Humbert leidend sei. Madame verstehtdaS Komödien spiel aus dem ff. * Paris. Der Pariser Stadtrat plant, eine Straße nach dem genialen deutschen Musiker Richard Wagner zu benennen. Im „Gil Blas" meint Schriftsteller Hermant dazu: Hoffentlich wird diese Huldigung für Wagner keinen Widerstand finden. Aber erinnern wir uns doch. ES ist noch gar nicht so lange her, daß die Aufführung einer Oper WagnerS eine wahre Revolution in Paris Hervor ries. Und diese Revolution war vom reinsten Patriotismus beseelt. Wagner war ein Deutscher, deshalb konnten wir seine Musik nicht gut finden und hatten eine ernste Veranlassung, sie nicht an- hören zu wollen. Wie die Zeiten sich doch geändert haben! Heute taust ein Stadtrat mit nationalistischer Mehrheit eine Straße auf den deutschen Komponisten. Wahrlich, die Menschen sind im Grunde nicht so dumm, wie sie auSsehen, und arbeiten sich in allem schließlich doch zum gesunden Menschenverstände durch. * Budapest, 14. Juli. UmS Leben gekommen ist die ganze auS vier Personen bestehende Familie deS LehrerS NloiS Lenk in Unter-Kört-Vellyös (Ungarn) infolge merkwürdiger Verkettung von Um ständen. Lenk fuhr mit seiner Frau zur Bezirks lehrerkonferenz in einen benachbarten Ort und ließ seinen 14jährigen Sohn Desider und die 16jährige Tochter Margit, sowie zwei Dienstmädchen im Hause zurück. Der Knabe fand eine alte Flinte und sah im Laufe einen verrosteten Gegenstand, den er heraus- bekommen wollte. Er stieß mit einem Eisenstabe hinein, während seine Schwester den Schaft hielt. Durch den Stoß explodierte das Geschoß, der Laus barst und die Eisenstücke töteten aus der Stelle beide Kinder und verletzten beide Dienstmädcqen schwer. Ein Bote eilte den Eltern nach und meldete das Unglück. Die Eltern kehrten sofort in einem Wagen heim und trieben den Kutscher zur größten Eile an. Bei einer Kreuzung wollte der Wagen eilends umbiegen, stürzte um und der Lehrer und dessen Frau fielen unter den schweren Lastwagen, dessen Räder beide überfuhren. Die Frau war sofort tot, der Mann starb auf dem Transporte. * Agram, 14. Juli. Heute nacht wurden vor den Häusern deS Domherrn und Abgeordneten Matunczi, deS Bischofs Krabac und des Kanonikus Schwindermann, sowie vor dem Gebäude der Zeitung „Narodny Novine" Dynamitpatronen zur Explosion gebracht. ES ist niemand verletzt worden. Infolge der starken Detonation gingen viele Fensterscheiben in Trümmern und es entstand unter den Hausbe wohnern große Bestürzung. Die Urheber des Anschlages sind vermutlich einige Gymnasiasten, welche vor einigen Tagen wegen Verhöhnung der Deutsch sprechenden Verwandten deS Domherrn Matunczi polizeilich bestraft wurden. Die Unter- suchung ist im Gange. * Bern, 14. Juli. Der Kaufmann Salomon Meyer in Chaux-de-FondS, Chef dec Firma Meyer filS u. Comp., wurde wegen Wechselfälschungen im Betrage von 200000 Mark verhaftet. Meyer suchte sich bei seiner Verhaftung zu vergiften. * Zürich, 14. Juli. Bebel verkauft seine Villa. Die N. Zür. Ztg. bringt folgende Anzeige: „Mein Villengrundstück am Zürichsee mit etwa 50 Aren großem Garten und äußerst solid gebautem und bequem eingerichtetem Wohnhaus, daS 14 Zimmer besitzt, ferner BadehauS und BootSplatz am See, beabsichtige ich zu verkaufen. KüSnacht-Zürich. A. Bebel." * New-Uork. Wenn in Nordamerika das Unab hängigkeitsfest gefeiert wird, dann gibt es stets zahlreiche Tote und Verwundete. In diesem Jahr wird die Zahl der ersteren auf 70, die der letzteren auf über 3000 angegeben. Und das nennt man in Amerika ein „Fest". HandelS-Nachrichten. VvrU», 14. Juli. (Wrchsrl-GourS.) vlsroot Amsterdam ° 8 T per 100 st. K. 2M Brüssel und Antwerpen 6 T pr. 100 Franc». 3M Italienische Plätze « 10 T pr. 100 Lire 2M Schweiz. Pl. 100 Frc. 4 10 T London 8 L pr. 1 Lstrl. 4 SM Madrid und Barcelona . 14 T pr. 100 Peseta» 2M Pari» „ ST pr 100 Franc SM Petersburg z.,. 8 T pr. 100 Rubel SM Warschau 100 Rubel Sh, 8 T Wien 8 T per 100 Kr. ö W. ^/'SM Matt 91,30 O 102,4S O 91 20 O 102,30 tt 90.10 6 99,00 O »S,00 0 100,65 S 100,25 O 102,25 6 99,50 6 97,70 » 103 50 U 105,20 O 101,20 L 104,50 8 ReichSbank 3'/.°/., Lomb.-Z.-F. 4'/.°/«. «»»avbur,, 14. Juli. Nornzucker cxcl. 88h„ Ren- dement 8,90—9,20. Nachproducte excl. 75h, Rendement —, —. Stimmung: Stetig. Krqstallzucker I 29,80. B.odrakfinade 129,45. Gem. Raffinade mit Faß 29,45. Gem. MeliS "8,95. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Juli 15,80Td., 15,95 Br., 00,00 be;., per Aug. 15,95 Gd., 16,05 Br., 00,00 bez., per Oktober-Dezbr. 17,25 Gd., 17,40 Br., per Jan.-März 17,70 Gd., 17,75 Br., per Mai 17,95jGd., 18,05jBr., —bez. Stimmung: Ruhig. 1? wdurU, 14. Juli. Weizen stetig,Holsteinischeru. Mecklenburger 162—167, Hard Winter 130. Roggen ruhig, südrufs. 98—102, Holsteinischer und Mecklenburger 136—141. Mais fest, amerik. 101-103. Hafer matt, Geräte matt. Wetter: Wolkig. »rowea, 14 Juli. (Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 63 Pfg. Zahlungseinstellungen. Alexander Weber, Baden-Baden. Josef Weibel, Barr. Friedrich Ernst Münch, Dresden. Karl Julius Burde. Dresden. Johann Ernst Schmidt, Berka a. H.-Eisenach, Carl Adolf Friedrich Eduard Hegeuwald, Hamburg. Arthur Reichmann, Hannover. Jakob Schweikart VII., Hattersheim-Höchst a. M Fleischmann und Scherer, Kitzingen Max Herold, Landsberg a. W. Hermann Richter L Co., L.-Reudnitz-Leipzig. Arno Mai, Niedcr- spaar-Meißen. Hermann Neumann, Wunstorf-Neustadt a. Rbge. Pempwolfs L Schlegel, Georgenthal-Ohrdruf. Hermann Adols Münstermann gen. Afthoff, Rulle-Osna brück. Pauline Rudat geb. Teske, Westemote-Rennerod. Karl Weißhoff, Spandau. Franz Hermann, Nacls-Tar- nowitz Ernst Ruschke, Neu Barbaum-Tempelburg. F. Klett, Teterow. Josef Heinrich Handel, ttlm a D. K. Rogge, Wenigsen. Neueste Nachrichten und Depeschen vom IS. Juli. Nom. Der Verlauf der Krankheit de« Papste» ist derartig, daß die Katastrophe schon in den nächsten Stunden, oder erst in 2 oder 3 Tagen eintrelen kann. Seine Kräfte schwinden langsam. Die Atemnot ist in starkem Zunehmen begriffen. Diarrhöe ist emgelreten. Der Papst ist sich seine« Zustande« voll bewußt. Im Vatikan hofft man auf keine Besserung mehr. Kardinal-Kämmerer Oreglia ist im Vatikan eingelroffen. Die Vorbereitungen zum Konklave werden bereit« getroffen. Die vom Papst innegehabten Wohnräume werden geräumt. Die Kardtnäle Gotti und Macchi, welche daS Testament des Papstes verlesen sollen, befinden sich im Vatikan. Die erste Autorität Italiens, Prof. Cardarelli, wiederholt in einem Brief, daß er die Diagnose der Papstärzle stark anzweifelt. Rom. 3,45 Uhr nachtS. DerPapstlebtimmer noch, sein Zustand ist hoffnungslos. Der Papst verbrachte die Nacht ruhig. Mailand. In der Provinz Ferrara ist der Agral streik beendet, weil die Landwirte mit Rücksicht auf die bevorstehende Ernte den Forderungen der Arbeiter nachgekommen sind. Paris. Wie der „GauloiS" meldet, scheiden die Obersten deS 10. reitenden Jäger-RegimenlS, deS 16. Jnfanterie-RegimentS, sowie der Infanterie- Oberst Domolon aus dem Dienst, ebenso die Oberst leutnants deS 15. Dragoner-RegimentS und der Remonte-Jnspektion. Sie haben ihre Demission ge geben,weilsieim Avancement übergangen worden sind. Paris. Dem „GauloiS" zufolge treffen nächsten Monat der Prinz und die Prinzessin v. Wales in Paris ein und werden osfiziell empfangen werden. Paris. In Ruein explodierte gestern anläßlich der Nationalfeier ein Böller. Ein 12 jähriges Mädchen büßte hierbei ihr Leben ein, 20 Personen wurden verletzt. Ein weiterer Unfall ereignete sich in Marigny bei einer Festvorstellung. Ein Seil, an welchem sich mehrere Damen produzierten, riß plötzlich und die Damen stürzten zu Boden. Hier bei wurden 13 Personen schwer verletzt. London. Kriegsminister Brodrick erklärte gestern im Unterhaus auf eine Interpellation über die Verluste und Abgänge in Somaliland, England habe bisher 16 Offiziere und 2 weiße Soloaten, sowie 338 eingeborene Soldaten verloren. Nach dem Kraul ^itsbencht seien 1 Offizier und 416 Soldaten verwundet. Die bisherigen Kosten be laufen sich auf 410 000 Pfund Sterling. London. Der Schriftwechsel zwischen Groß britannien und den Regierungen von Deutschland und Belgien über ihre Handelsbeziehungen zu Groß britannien und den britischen Kolonien ist veröffent licht worden. Er umfaßt 72 Depeschen aus der Zeit von: 9. Mai 1897 bis zum 8. Juli 1903. Triest. Der Ausbruch der Pest in Kiew hat die Regierung zu strengsten Schutzmaßregeln für sämtliche österreichisch-ungarische Häfen veranlaßt. Budapest. Durch den gestern abend gefaßten Beschluß der Barabas-Fraktion, die Obstruktion gegen die Regierung fortzusetzen, ist die Stellung des Kabinets Khuen Hedervary schwierig geworden. Es steht wahrscheinlich eine neue Ministerkrisis bevor. Mährisch-Ostrau. Die streikenden Arbeiter in Wittkowitz haben die Arbeit bedingungslos wieder ausgenommen. Lissabon. Bei dem 15. Jnfanterie-Regiment wurde eine umstürzlerische Bewegung entdeckt. Mehrere Unteroffiziere wurden vor ein Kriegsgericht gestellt. Auch in anderen Regimentern ist man einer ähnlichen Bewegung auf die Spur gekommen.
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