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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190307164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030716
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030716
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-16
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.07.1903
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vom Wasser bedrohte Schulhaus mußte geräumt werden. Auf dem rechten Oderufer steht das Dorf Riebnig unter Wasser, ferner Liednitz und Groß- Döbern, sowie große Teile ihrer Feldmarken. Im Oberlauf ist heute bei Oberwitz im Kreise Groß- Strehlitz der Deich gebrochen. Der Oppelner Hasen steht seit Sonnabend unter Wasser. In Oppeln ist der Bolkodeich heute vormittag 11 Uhr an dec Nord« und an der Nordostseite an vier Stellen gebrochen. Der Bruch des Vogtsdorf-Halbendorfer Deiches und der Winskemündung standen heu'e mittag unmittelbar bevor. Auch Wilhelms«al mußte von heute vormittag an verteidigt werden. Die Strombauverwaltung weist ausdrücklich darauf hin, daß der gegenwärtige hohe Wassecsiand in Breslau außergewöhnlich lange, wohl volle zwei Tage, anhalten wird. Aus Deutschwette bei Neisse wird berichtet: Bei Beginn der Ueberflutung tobte mitten durch das Dorf ein Strom mit einer Geschwindigkeit von mindestens 4'/, w in der Sekunde. Die meisten Bewohner der Ortschaft wurden vom Wasser in den Häusern überrascht und festgehalten. Ein massives Haus ist ganz verschwunden; die Ein wohner wurden in das Nachbarhaus gerettet. Daneben wurde ein Haus zur Hälfte eingerissen; ein drittes Haus hat die Giebel- und eine Längs wand verloren. Die Fußböden hängen schräg herunter. Auf dem oberen Fußboden waren noch 5 Menschen versammelt, die auf den Knien lagen und um Hilfe flehten. Pioniere trafen ein, zu nächst ohne Pontons. Unter Führung eines Leut nants wurden die gewagtesten Versuche gemacht, wobei der Offizier und die Mannschaften in Lebens gefahr schwebten. Aber die Entfernung war zu weit und der Strom zu stark, eine Rettung vorerst unmöglich. Von Zeit zu Zeit brach wieder ein Stück Mauerwerk zusammen. Endlich kamen zwei Pontons und nun gelang es, insgesamt 50 ge fährdete Personen in Sicherheit zu bringen. Gewitterschäden, Hochwasser rc. werden noch aus nachstehenden Orlen gemeldet: Köln, 14. Juli. Nach Meldungen aus West falen hat das vorgestrige Unwetter auch dort strich weise große Verheerungen angerichtet und mehrere Unglücksfälle im Gefolge gehabt. In Aschendorf wurde auf dem Wege zur Kirche ein 16jähriger junger Mann vom Blitze erschlagen. Der Leich nam wurde erst abends gefunden, die Kleider waren total verbrannt. Bei Neuenkirchen fuhr ein Blitz in einen mit Frauen und Kindern besetzten Wagen. Zwei Frauen und ein Kind wurden gelähmt. Krakan, 14. Juli. Im Weichselgebiet waren insgesamt etwa 300 Ortschaften mit etwa einer Million Bewohner überschwemmt. Der Schaden beträgt viele Millionen Kronen. Schlimm steht es in der Stadt SoSnovice, die teilweise überflutet ist; die Bewohner flüchten ins Gebirge. Krakau, 15. Juli. In Sandomir sind durch das Hochwasser weite Strecken überschwemmt. In russisch Polen wurde auf einer Eisenbahnstrecke der Verkehr eingestellt. In der Nahe des Dorfes Mischkow Porli in Polen entgleiste ein Güter„ug und stürzte den Damm hinab. Drei Personen wurden gerötet. Bei Keszegfalu und Komorn wurden die Dämme der Donau stark beschädigt. Man befürchtet eine Katastrophe. 2 Abteilungen Pioniere sind zur Hilfeleistung herbeigezogen worden. In Jistyau hat das Hochwasser die Brücke, welche den Verkehr der Kurgäste mit den Bädern ver mittelt, weggerissen. Ein Teil der Kurgäste ist bereits abgereist. Madrid, 14. Juli. Nach 14 Tagen unsäg licher Hitze stellen sich jetzt im Norden und im Zentrum Spaniens furchtbare Gewitter ein. In Toledo sind die Verwüstungen sehr groß, da der Hagel die We'zenernte völlig vernichtet hat. In Villasranca (Estremadura) wurden 16 Häuser von den Wassermengen unterwaschen und stürzten ein. s öffentliche Stadtverordneten - Sitzung am 14. IM 1903, abends 8 Ahr. Dieselbe wurde in Gegenwart der Herren Bürger meister Dr. Polster, Stadträle Börner und Bohne, sowie 20 Stadtverordneten vom Vorsitzenden, Herrn E. Redslob, eröffnet und zu Punkt 1 Kenntnis genommen a) von der Gewährung einer Staatsbeihiffe von 2000 Mark für die gewerbliche und kauf männische Fach- und Fortbildungsschule (gegen das Vorjahr 100 Mark mehr), ferner d) von der Kündigung des Herrn Stadt- kassenkontrolleurs Lippold, welche Stelle Herr Expedient Kraft erhalten soll, während die Ex pedientenstelle vom Stadtrate auszuschreiben be schlossen worden ist. Weiter wird e) zur Kenntnis gebracht, daß sich der Rat mit der vom Kollegium angeregten Anbringung von Plakattafeln in hiesiger Stadt nicht hat einverstanden erklären können mit der Begründung, daß kein Bedürfnis vorläge. Wäh rend das Kollegium zu d) von dem ihm zustehenden Widerspruchsrecht keinen Gebrauch zu machen be schließt, kann sich dasselbe zu o) dem Ratsbeschlusse nicht anschließen, sondern spricht sich mit 11 gegen 9 Stimmen für die Aufhellung von Plakattafeln aus. Die Angelegenheit wird daher an den Rat zur nochmaligen Erwägung zurückverwiesen. Punkt 2.) Herr Schmiedemeister Mehnert hat in einer Eingabe an den Rat gegen die Tiefer legung der äußeren Dresdnerstraße längs seines Grundstückes Einspruch erhoben und darin bemerkt, daß eine Entwertung desselben herbeigesührt wor den sei. Es ist nun ein Vertrag zustande ge kommen, wonach Herr Mehnert soviel Areal von seinem Feld- und Gartengrundstück an die Stadt unentgeltlich überläßt, als zur Fußwegregulierung benötigt wird, hingegen trägt die Stadtgemeinde die Kosten im Betrage von 1664 Mk., welche aus Pos. 51 der Stadlkaffe pro 1903 entnommen werden sollen. Nachdem die Herren Stadtv. Lay- ritz und Dressel die Bewilligung der Kosten be fürwortet, erfolgt die Genehmigung seitens des Kollegiums. Bei dieser Gelegenheit werden von einigen Mitgliedern Beschwerden geyen das Stadt- bauamt erhoben, inbezug auf tue Regulierung der äußeren Dresdnerstraße; so z. B. bemerkt Herr Schellenberger, daß seitens des Stadtbau- amtcs zu teuer gearbeitet worden sei, man möge in Zukunft die Arbeiten an Privatunter- n-hmer in Akkord geben. Dieselbe Ansicht vertritt auch Herr Dressel. Herr Grießbach kritisiert die niedrigen Löhne (21 Pfg. pro Stunde), welche an die Arbeiter gezahlt würden, was ebenfalls ein Grund der Mißstimmung gegen das Stadtbauamt se. Herr Stadtrat Bohne erwidert hierauf, daß derartige Beschwerden in erster Linie im Bau ausschuß vorzubringen seien, damit Abstellung er folgen kön»e. Der Herr Bürge' meister nimmt das Stadtbauamt in Schutz und meint, weil dasselbe am allermeisten mit dem Publikum in Berührung käme, erkläre sich die feindselige Stimmung gegen dasselbe. Die erhobenen Vorwürfe weist der Herr Bürgermeister entschieden als ungerecht zurück und bemerkt, daß noch keine Not an Arbeitern gewesm wäre, folglich auch kein Anlaß zur Unzufriedenheit vorliegen könne, auch würden dieselben nach ihren Leistungen bezahlt. Die Vergebung der Arbeiten li-ge in den Händen des Stadtrates. Herr Stadt rat Bohne erklärt noch, daß Löhne von 25, 26 und 27 Pfg. pro Stunde gezahlt werden und daß einen niedrigeren Lohn nur minderwertige Arbeiter erhalten. Herr Vorsteher Redslob spricht sich dahin aus, heute zur Sprache gebrachte Angelegenheit in erster Linie im Bauausschuß, wo solche zunächst Hingeyören, vorzubringen. Punkt 3.) Nachtrag zur Sparkassenordnung. 8 11 Abs. 2 soll folgende Fassung erhalten: Ein Einleger kann in Zukunfl auf 1 Einlagenbuch den Höchstbetrag bis zu 3000 Mk. einzahlen, Stif tungen rc. bis zu 5000 Mk., während die niedrigste Einzahlung von 50 Pfg. im einzelnen Falle auch ferner beibehalten werden soll. Auf Vor schlag des Rechts- und Verfassungsausschuffes und des Rates tritt das Kollegium dieser Aenderung bei. Punkt 4.) Die Nachträge zu den Satzungen des Kaffenrevisionsverbandes werden ebenfalls an genommen. Zu dem Verband gehören die Städte Hohenstein-Ernstthal, Waldenburg, Oederan, Mitt weida und Waldheim. Da der Kassenrevisor als Gemeindebeamter pensionsberechtigt ist, besteht für iede dieser Städte die Verpflichtung, zur event. Pensionierung oes Kaffenrevisors beizutragen, auch beim Ausscheiden einer Gemeinde aus dem Ver band soll dieselbe haftbar bleiben auf 2 Jahr:. Punkt 5.) Mit einem Pachtzins von 900 Mk. jährlich wird der Stadtkeller auf weitere 3 Jahre dem bisherigen Wirt, Herrn Hofmann, in Pacht gegeben. Außer letzterem hatten sich noch 4 Be- werber gemeldet. Der Oekonomieausschuß hatte 6 Jahre Pachtzeit vorgeschlagen, der Rat nur 3 Jahre, welcher Beschluß gegen I Stimme vom Kollegium angenommen wurde. Punkt 6.) Der Ausbau der Wölbschleuse an der Schönburgstraße, welcher das Kollegium schon im vorigen Jahre beschäftigte und zur Notwendig- keit geworden ist, soll auf Vorschlag des Finanz ausschusses noch in diesem Jahre beendigt werden und zwar in einer Länge von 118 m ober- und unterhalb der Straße. Die Kosten im Betrage von ca. 11000 bis 12000 Mk. sollen von der auszunehmenden Anleihe gedeckt werden. Ein stimmig erfolgt Annahme des Vorschlages. Der Herr Bürgermeister bemerkt hierzu, eine lleine Anleihe aufzunehmen, lohne sich nicht. Herr Vi„e- vorsteher Koch sprach sich dafür aus, daß man die Anleihe sofort aufnehmen möge, bevor immer wieder neue Ausgaben bewilligt würden. Punkt 7.) Der Verkauf von städtiscyem Areal an Herrn Holzhändler Beck zum Preise von 2,50 M. pro Quadratmeter wird nach länger Debatte gegen 1 Stimme genehmigt. Es kommen in Frage vom Dörfeltschen Grundstück ca. 1600 gm, vom Werner- schen Grundstück ca. 700 gm. Herr Beck be absichtigt auf diesem Areal eine Gleisanlage von seinem Schneidewerk nach der Bahn zu errichten. Sollte die Stadt selbst Nebengleisanlage bauen müssen im Falle der Errichtung eines Schlachthofes, so hätte die Stadt an Herrn Beck das Rückkauss- recht zu gleichen Preisen. Punkt 8.) Einführung elektrischer Energie. Da Herr Gerichtsrat Käßderg seinen Urlaub angetreten hat, so brachte der Herr Bürgermeister als Referent den 19 Paragraphen umfassenden Vertrag ein gehend zur Kenntnis, welcher zwischen dem Stadt- ral und dem Elektrizitätswerk an der Lungwitz ab geschlossen worden ist. Bei dem großen Interesse, dem die Einführung elektrischer Kraft in unserer Stadt allseitig begegnet, ist es mit Freude zu be grüßen, daß die gestrige Stadtverordneten-Ver- sammlung einmütig ihre Zustimmung gegeben hat zur endlichen Einführung derselben, welche für die Weiterentwickelung unserer mannigfachen Industrie zweige und damit unserer Stadt von großem Nutzen ist. Aus diesem Vertrag sei besonders hervor gehoben: Das Werk liefert den Konsumenten den Strom direkt, die gesamte Leitungsanlage läßt es aus eigenen Mitteln ausführen. Die Stadt erhält von der Brutto-Einnahme des Weckes (unter Ein schluß des Stromverbrauches bei der Bahnhofs- Anlage) e.ne fortlaufende Einnahme von 6°/„ garan tiert. Dem Werk wird die Genehmigung zum Betrieb zunächst auf 10 Jahre erteilt. Die Preise für Licht- und Kraftabgabe werden durch eine Kommission festgelegt. Nach 45 Jahren kann das Leitungsnetz unentgeltlich auf die Stadt übergehen. Priva«:- abnehmer zahlen für Lichtzwecke 55 Pfg., für andere Zwecke 20 Pfg. pro Kilowattstunde. Elek tromotoren werden von der Stadt geliefert und mietweise überlassen gegen 15°/, jährlicher Miete der Anschaffungskosten. Herr Vorsteher Rebslob und Herr Vizevorsteher Koch bitten das Kollegium, dem Vertrag zuzustimmen, was auch, wie er wähnt, einstimmig geschieht. Nach Abgabe der Webschulkassenrechnung pro 1901 an Herrn Nestler, welcher die Nachprüfung übernimmt, wird die Sitzung 12 Uhr geschlossen. Bemerkt sei noch, daß zahlreiche Interessenten aus der Bürgerschaft dieser Sitzung beiwohnten. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 15. Juli. * — Die Elektrizitätsfrage, die seit langer Zeit das lebhafteste Interesse unserer Einwohnerschaft erweckte, hat, nachdem auch die Stadtverordneten gestern dem zwischen dem Stadtcate und dem Elektrizitätswerk an der Lungwitz abgeschlossenen Vertrage einstimmig ihre Zustimmung erteilt haben, eine Lösung gefunden, die gewiß allseitig als eine glückliche bezeichnet und freudig ausgenommen werden wird. Möge unserer Stadt wie den ver schiedenen Industriezweigen durch das getroffene Abkommen der erhoffte Nutzen erwachsen! Die näheren Details finden unsere L.ser in dem an anderer Stelle abgedruckten Stadtv^rordnetenbericht. * — Die Bewirtschaftung des hiesigen StadtkellerS wurde in der gestrigen Stadtverord netensitzung dem bisherigen Pächter Herrn Hof mann auf weitere drei Jahre gegen einen Jahres pachtzins von 900 Mark übertragen. * — Ja der 80. Generalversammlung des Königs. Sachs. Militärvereins-BundeS gelangte der Antrag des Präsidiums: eine dauernde Er innerung an den hochseligen König Albert zu schaffen, zur Beratung. Auf Antrag des Vor standes wurde, wie ergänzend bezw. berichtigend mitgeteilt sei, einstimmig beschlossen: 1. Zum bleiben den Andenken an den König Albert eine Stiftung zu kameradschaftlichen gemeinnützigen Zwecken ins Leben zu rufen; 2. die Mittel zur Errichtung der Stiftung sind aufzubringen durch Beiträge aus Bundeskreisen innerhalb 5 Jahren, die nach unten nicht begrenzt, nach oben die Grenze von 1 Mark nicht überschreiten sollen. Die Beiträge werden nicht als Bundessteuer erhoben, sondern sind der freiwilligen Betätigung der Kameradschaft über lassen ; 3. zur eingehenden Beratung über die Zweckbestimmung der Stiftung einen Ausschuß, bestehend aus 7 Mitgliedern, einzusetzen. Dieser Ausschuß soll dann in der nächsten Bundes-Gene ralversammlung Bericht erstatten. * — Neber Unwetterschädcn, die die Gewitter am Sonntag und Montag verursacht haben, lausen immer noch neue Meldungen ein. So wurde am Sonntag abend in der Nähe von Wurzen die Boten frau Kühn vom Blitz erschlagen und außerdem zwei Kinder getroffen und schwer verletzt. — Ferner schlug der Blitz am Sonntag in das Wohngebäude des Bauerngutsbesitzers Lange in Wustung bei Hirschfelde, das vollständig eingeäschert wurde. — Am Montag nachmittag schlug der Blitz in Lichten hain in das Haus des Maurers Heymann, dessen oberer Stock durch das entstandene Feuer zerstört wurde. — Welch großen Schaden das Unwetter am Sonntag in Zwickau und Umgegend angerichtet hat, läßt sich darnach crmeffen, daß bis Montag abend bei den Zwickauer Agenturen dreier Hagel- versicherungs-Geselffchaften rund 40000 M. Schaden angemeldet worden sind. Dem Hagelschlag sind auch zahllose Vögel zum Opfir gefallen, die zumeist in den Nestern erschlagen wurden. Nicht weniger als 200 Telephonleitungen sind beschädigt worden. * — Die Königliche Waffel baudircktion ver- folgt mit großer Aufmerksamkeit den Verlauf des gegenwärtigen außergewöhnlichen Niederwaffers der Elbe. Zur Zeit läßt sie auf der ganzen Strecke innerhalb Sachsens ein Elbspiegel-Nivellement aus- führen, nachdem der Niederstand an den Pegelstellen verpfahlt, respektive markiert worden ist. Die Ar beiten erfolgen zu dem Zwecke, um genaue Fest stellungen über den Verlauf des Niederwafferstandes zu erlangen und das gewonnene Material in späteren ähnlichen Fällen verwerten zu können. * Ursprung, 15. Juli. Der hiesige Schutzmann Herr Müller wurde von der Gemeinde Pleißa als Schutzmann gewählt und wird derselbe bereits am 1. August d. I. sein neues Amt antreten. * Dresden, 15. Juli. Se. Majestät dec König begab sich heute früh zu Truppenübungen nach dem Ucbungsplatz Zeithain. * Dresden, 14. Juli. Die gegen den Kutscher Friedrich Hermann Grellmann aus Alt-Coschütz wegen Raubmordes geführte Untersuchung hat im wesentlichen folgendes ergeben: Grellmann trug sich schon seit längerer Zeit mit Raubinordgedanken. Ec hatte sich zunächst einen Bauarbeiter, dec Sonn abends regelmäßig einen größeren Geldbetrag von Zschertnitz nach Coschütz trug, als Opfer erkoren. Diesem lauerte Grellmann an zwei Sonnabenden, am 30. Mai und 6. Juni, auf und suchte ihn in ein Feld zu locken, was ihm jedoch infolge der Vorsicht des Bauarbeiters nicht gelang, sodaß das Vorhaben nicht zur Ausführung kam. Nunmehr beschloß Grellmann den ihm bekannten Maurec- lehrling Friedrich Schubarth, der, wie er wußte, Sonnabends Baugeld von Plau-n nach Coschütz trug, zu ermorden und zu berauben. Planmäßig er würgte er ihn am 13. Juni vm mittags ungefähr um 10 Uhr am Rande eines am Felsenkellerbusche gelegenen Kornfeldes nach kurzem Kampfe mit den Händen. Unmittelbar nach der Tat begab er sich, nachdem er die Leiche ein Stück in das innere des Feldes geschleift und d e rund 730 Mk. betragende Barschaft an sich genommen halte, nach seiner nur 11 Minuten von der Mordstelle gelegenen Wohnung und Arbeitsstätte. Das Geld vergrub er in seinem Kaninchenstalle. In der Nacht zum 15. Juni schaffte er, um die Spuren der Tal zu verdecken, die Leiche nach der Weißelitz, wo er sie mit Steinen beschwert unterhalb der Begerburg im Braunschen Mühlteiche versenkte. Seine Tat hatte Grellmann zunächst dadurch verraten, daß er anfänglich über haupt in Abrede stellte, an dem fraglichen Morgen den Schubarth gesehen zu haben, später wollte er nur ein kleines Stück mit ihm gegangen sein. Tatsächlich war er jedoch in Begleitung Schubarths, dem er in Plauen aufgelauert hatte, unterwegs von zahlreichen Zeugen, insbesondere noch an dem Korn felde kurz vor der Mordstelle, gesehen worden. An dieser wurde ein Knopf aufgefunden, der von Grell manns Weste herrührte und bei dem Kampfe los- gerissen worden war. Auf Grellmanns Vorhemd chen wurden Spuren von Menschenblut festgestellt, die sicherlich von seinem Opfer herrührten, das sich so gewehrt hatte, daß seine Finger nach dem Leichen befunde Wunden aufwiesen. Die um den Hai des Ermordeten geschlungene Leine, mit der der Mörder den Leichnam nach der Weißeritz getragen und vor dem Versenken mit Steinen verknüpft hatte, ist hauptsächlich an einer daran befindlichen, als Handhabe geknüpften Schlinge als die Acker leine wieder erkannt worden, die seit dem 14. Juni im Stalle der Ziegelei, bei der Grellmann als Kutscher beschäftigt war, vermißt worden ist. Be gründete Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit Grell manns haben nicht vorgelegen, zumal er vor, bei und nach der Tat mit außerordentlicher Ueberlegung, Kaltblütigkeit und Besonnenheit gehandelt hat. * Leipzig. 14. Juli. Die Konkursverwaltung der Leipziger Bank hat in Gemeinschaft mit dem bestellten Gläubigerausschuß beschlossen, den noch vorhandenen Rest der Konkursmasse der Leipziger Bank an ein hiesiges Bankgeschäft unter der Bürg schaft einer Berliner Bank zu veräußern. Als Preis soll eine Summe ausgeworfen werden, welche die Konkursverwaltung in den Stand setzt, den Gläubigern der Leipziger Bank noch 16°/, Prozent zu den bereits gezahlten 50 Prozent zu gewähren. Der Beschluß ist vorbehaltlich der Genehmigung einer einzuberufenden Gläubigerversammlung gefaßt. Würde diese Versammlung die Veräußerung ge nehmigen, dann könnte voraussichtlich der Konkurs noch im September dieses Jahres beendigt werden. * Chemnitz, 14. Juli. Zur bevorstehenden Landtagswahl werden im hiesigen städtischen Kreise nicht weniger denn vier Kandidaten aufgestellt. Herr Tapetenfabrikant Langhammer ist Kandidat der Nationalliberalen, der deutsch-soziale Verein beabsichtigt, eine Kandidatur der Mittelstands parteien, der freisinnige Volksverein stellte gestern abend Herrn Professor I)r. Kellerbauer auf und die Sozialdemokraten werden ebenfalls einen Kan didaten präsentieren. * Zwickau, 14. Juli. Den Königsschuß beim Zwickauer Schützenfest tat gestern abend auf den Gesellenvogel der 80 Jahre alte Rentier Friedrich Illing hier. * Glauchau, 14. Juli. Eine große Freude ist am vergangenen Sonntag einer hiesigen Familie durch ein Gnadengeschenk Sr. Majestät des Königs zu teil geworden. Herrn Schuhmachermeister Seifert hier, der am 17. April d. I. mit seiner Gattin das goldene Ehejubiläum feierte, bei der Verteilung des goldenen Ehejubiläums aber keine Berücksich tigung hatte finden können, hat Se. Majestät ein einmaliges Gnadengeschenk von 40 Mark huldvoll zu bewilligen geruht. Durch den zuständigen Be zirksgeistlichen, Herrn Pastor Hallbauer, wurde es dem Jubelpaar am Sonntag nachmittag überreicht. * Kirchberg, 14. Juli. Im benachbarten Burkersdorf schnitt sich ein 32 Jahre alter Ehe- mann in geistesgestörtem Zustand in den Hals und verstarb kurz darauf. Um den Bedauernswerten trauert eine Witwe mit 3 Kindern. * Crimmitschau. 14. Juli. Nach Einsicht- nähme durch die hiesige Behörde in das Manu skript des Schaustückes „Draga, der Königsmord in Serbien' wurde es nunmehr polizeilich wieder freigcgcben. * Crimmitschau. AuS der Pleiße gezogen worden ist am Sonntag der Leichnam der Bäcker- meisterswitwe Anna Marie Lummer. Die Frau, die Besitzerin eines großen Hauses in der Silber- straße war, dürfte in einem Anfall geistiger Um- nachtung in den Tod gegangen sein. * Schneeberg, 13. Juli. Heute mittag brach hier im Rchentale Feuer aus, durch das die Wohn häuser des Stickers Mehlhorn und Handelsmanns Jahn, aus Fachwerk bestehend, vollständig zerstört wurden. Ein dem Trünke ergebener Mensch, der das Feuer angelegt haben soll, wurde verhaftet, derselbe sollte wieder in die Bezirksanstalt Grün hain gebracht werden. * Plauen i. V, 14. Juli. Die streikenden Maurer verlieren die Sympathien der Bevölkerung immer mehr, und zwar durch ihr ungehöriges Ver- halten den arbeitswilligen Maurern gegenüber. Fast täglich kommen Ausschreitungen vor. Gestern abend haben Ausständige in der Pausaerstraße so gar einen Möbelwagen, in denen die Mitglieder eines Stammtisches einen Ausflug unternehmen wollten, gestürmt und erbrochen, weil sie vermuteten, daß Arbeitswillige sich darin befänden. An Drohungen und Beleidigungen haben sie es dabei nicht fehlen lassen. — Zu dem in der Lohn bewegung befindlichen Maurern, Klempnern und Tischlern treten noch die hiesigen Maler und ver wandten Berufsgenoffen hinzu. In einer gestern abend abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, in die Lohnbewegung einzutreten. * Plauen i. V., 14. Juli. Herr Fabrikant Oskar Klee hier erhielt beim Wettschießen des 14. Deutschen Bundesschießens an der Standfestscheibe Heimat den ersten Preis, eine große silberne Bowle mit neun Bechern im Werte von 1250 Mk. * Markneukirchen, 14. Juli. Ein Geld- männel ist in der letzten Zeit wieder in der Um gebung aufgetreten, hat auch, wie ein „Gerupfter" mitgeteilt hat, mehrfach Erfolg gehabt. Der bisher noch nicht erwischte Gauner bestellte sein Opfer zu Beginn der Dunkelheit in die Nähe der böhmischen Grenze und händigte ihm in geheimnisvoller Weise für je 100 Mk. gutes Geld 1000 Mk. in angeb- lich täuschend nachgemachten Falsifikaten ein. Bei Einleitung des Geschäfts zeigen die Geldmännel ihren Opfern in der Regel einen neuen echten Hundertmarkschein vor. Der hereingefallene Ge währsmann hatte für 100 Mk. gutes Geld zehn „Hundertmarkscheine" mit folgendem Aufdrucke er halten : „Jeder Reichsbankbote bestätigt die Un echtheit dieser Note!" und: „Einhundert Mark ver liert jeder, der die Rückseite nicht beachtet." * Flöha, 14. Juli. Der 85 Mitglieder zählende Gewerbeverein Flöha hat beschlossen, zur Milderung des Wohnungsüberflusses in Flöha und Plaue Ge suche an die Ministerien des Innern und der Finanzen und der Generaldirektion der StaatS- bahnen einzureichen, daß tunlichst nur verheiratete Beamte nach Flöha versetzt werden mögen. * Pirna, 13. Juli. Ein erschütternder Vor gang ereignete sich am Sonntag abends gegen 8
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