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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190307140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030714
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-14
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.07.1903
- Autor
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Oesterreichisch-Schlesten und in Ungarn niedergingen, wurden mehrere Personen vom Blitz erschlagen, so in Barzdorf drei und in Nagybecskerek fünf.— Von den schlesischen Flußläufen wird ein weiteres Steigen des Hochwassers gemeldet. Die Heuernte ist durch die Ueberschwemmung vielfach vernichtet. Am stärksten ist nach dem „Breslauer General-Anz." die Gegend von Neisse und Glatz betroffen. In Neisse sind zwei Männer ertrunken; die Stadt ist teilweise vom Eisenbahnverkehr ab- geschnilten. Pioniere und Feuerwehr sind an den gefährdeten Dämmen tätig. In Glatz ist der untere Stadtteil völlig unter Wasser gesetzt und bei Rassel witz sind 180 Meter des Eisenbahndammes ein gestürzt; der Verkehr von Leobschütz nach Rassel witz ist auf längere Zeit unterbrochen. In Ziegen hals fielen mehrere Häuser zusammen.—Aus Troppau wird gemeldet: Das diesjährige Hochwasser ist das stärkste seil langer Zeit. Katharein, in der Nähe von Troppau, steht unter Wasser, ebenso die niedrig gelegenen Stadtteile von Troppau. Viele Häuser mußten geräumt werden; ein Haus ist eingestürzt. Sämtliche Gebäude an den Ufern der Oppa sind überschwemmt, die Umgebung von Jägerndorf eben falls. Viele Häuser mußten geräumt werden. Alle Brücken sind zerstört, viele Häuser sind ein gestürzt. Das Tal der goldenen Oppa ist furcht bar verwüstet, dasjenige der schwarzen Oppa steht unter Wasser. Die Ufergemeinden haben stark ge litten. In Einsiedel sind viele Häuser eingestürzt. Aus Westschlesien wird ein Fallen des Wassers gemeldet, aus Oberschlesien dagegen ein Steigen. Nach den neuesten Nachrichten hat das Unwetter endlich nach fünftägiger Dauer aufgehört; schrecklich sind aber die Verheerungen, die das Hochwasser angerichtet hat. Besonders in Schlesien hat das Unwetter am ärgsten gehaust und unermeßlichen Schaden an Ernte und Straßen, sowie an Brücken bauten angerichtet. In Niklasdorf stürzten 17, in Zuckmantel 26 Häuser ein. Gräfenberg, 13. Juli. Durch ein Unwetter im Sudekagebirge wurden in der Freiwaldauer Niederung SO Häuserweggerissen, 30 Menschen getötet. Oevtliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 13. Juli. * — Roscnfest. Freundlich und heiter brach der gestrige Sonntag an und die warme Tempe- ratur im Verein mit dem lachenden Sonnenschein ließ die Mitglieder des Rosenvereins hoffnungsvoll die letzte Hand an die Fertigstellung ihrer Aus stellung im Pavillon des Logenhauses legen. Alles war tadellos gelungen und jedermann hoffte auf einen ungestörten und gediegenen Verlauf des Festes. Da verfinsterte sich, kaum daß die Musiker die erste Programmnummer gespielt und die Züge die ersten Besucher von auswärts gebracht hatten, der Himmel in beängstigender Weise, Sturm, Regen, Blitz und Donner folgten und alles stürmte in Eile aus dem schön vorgerichteten Garten in die inneren Räume des Logenhauses, die bald bis auf den letzten Platz gefüllt waren. Im großen Saale setzte die Kapelle der 139 er das im Garten unterbrochene Konzert unter allgemeinem Beifall der zahlreichen Besucher fort; an den einzelnen Tischen entwickelte sich, ge hoben durch das Gefühl der Sicherheit gegenüber dem draußen tobenden Unwetter, eine lebhafte Stimmung und in bester, für alle Teile angenehmer Weise verliefen die Stunden. Nach dem Konzert fand Ball statt, auf den die hiesigen und aus wärtigen Schönen schon lange gewartet hatten und der Jung und Alt bis nach Mitternacht in fröhlicher Stimmung beisammenhielt. — Was die Rosenausstellung selbst betrifft, so herrscht darüber nur eine Stimme der Anerkennung und des Lobes. Es dürfte kaum eine Ausstellung zuvor so viele und so schöne Rosen aufzuweisen gehabt haben, als die diesjährige, was umsomehr bedeuten will, als das Wetter der letzten Woche ein der Ent faltung und Entwicklung der Rosen äußerst un günstiges war. Wenn es dem Rosenverein trotz dem gelang, ein so vorzügliches Ausstellungsmaterial zu beschaffen, so legt dies von neuem glänzendes Zeugnis ab von dem Eifer und dem Bestreben seiner Mitglieder, unter allen Umständen vor den kritisierenden Blicken erfahrener Fachleute und Laien ehrenvoll zu bestehen. Wir werden auf die Ausstellung wie auch auf das vorzügliche Konzert der 139 er in nächster Nr. noch ausführlicher zurück kommen. — Heule ist bekanntlich Fortsetzung des Rosenfestes und wenn wir einerseits darauf Hinweisen, daß das von den 139 ern heute zum Vortrag kommende Programm von dem tüchtigen Leiter der Kapelle, Herrn Stabshoboist Hachenberger, äußerst sorgfältig zusammengestellt ist, sodaß den Besuchern ein ganz besonderer Genuß in Aussicht steht, so raten wir andererseits jedem Rosen- und Blumenfreund, eine Besichtigung der Rosenausstellung ja nicht zu unter lassen. * — Der Hohenstciner Sparverein für Kon firmanden hielt am 10. d. M. im hiesigen Rats keller seine 24. ordentliche Generalversammlung ab. Der Vereinsvorsteher war in der angenehmen Lage, in seinem Jahresberichte erfreulichen Zugang an Mitgliedern und namhafte Vermehrung der Sparbücher nachweisen zu können. Ersterer be trägt 140, letzterer 1695. Die ausliegende Jahres rechnung weist eine Gesamteinnahme von 72497,46 Mark (darunter 30 349,02 Mk. Spareinlagen und 6455,63 Mk. Zinserträge) und eine Gesamtausgabe von 68131,06 Mk. (darunter 22003,60 Mk. Kon- firmanden-Aussteuer und 9500,00 Mk. Kapital ausleihung) nach. Sie schließt mit folgender Bilanz: Aktiva: Kassenbestand 4 366,40 Mk.; Hypotheken 146 300,00 Mk.; Spareinlagen 176,18 Mk. und Restforderungen an Mitglieder 18,00 Mark --- 168302,50 Mk. Passiva: Kassa-Fond: 163004,25 Mark; Verwaltungs-Fond: 5 136,50 Mk.; Stif tungen : 161,75 Mk. -- 168 302,50 Mark. Das Wahlergebnis bestand in der einstimmigen Wieder wahl des Vorstandes (Vorsteher, Kassierer und Schriftführer) und der ausgeschiedenen Herren des Verwaltnngsrates. Die schnelle Räumung der Tagesordnung hätte den nichtanwesenden Mit gliedern ein sehr knappes Opfer an Zeit verursacht. Zum Schluffe sei noch bemerkt, daß der Verein Ostern d. I. eine Konfirmanden-Aussteuerung von 24 234,04 Mk. an 294 Mitgliedern vollzog. * — Kinderfest. Trotz des sehr ungünstigen Wetters sammelten sich gestern nachmittag mehr denn 200 Kinder an der Altstädter Schule, um an dem von der hiesigen Teschin-Schießgesellschaft veranstalteten Kinderfest teilzunehmen. Unter Mu sikbegleitung und unter Teilnahme zahlreicher Vereinsmitglieder und deren Frauen zog die muntere Schar nach dem Festplatze: dem Altstädter Schützen hause. Durch das vorherige schwere Gewitter mit starkem Regen war es leider nicht möglich, die in Aussicht genommenen vielseitigen Belustigungen im Freien zu veranstalten; die Kinder wurden vielmehr im Salon mit Kaffee, Kuchen, Bier, Würstchen usw. bewirtet. Nichtsdestoweniger war die Areude derselben eine große und in heiterster Stimmung und in bester Laune kehrten dieselben abends nach der Stadt zurück. * — Ein schwerer Nnglücksfall ereignete sich am gestrigen Sonntag gegen '/,12Nhr vormittags am Eingang der Poststraße. Ein junger Mann, der mit dem Rade von Bad Hohenstein-Ernstthal nach Chemnitz fahren wollte, passierte um diese Zeit die Badstraße. Durch irgend einen Umstand war derselbe nicht imstande, zur rechten Zeit die Kurve nach der Poststraße einzuhalten, fuhr viel mehr mit dem Vorderrade an die Bordsteine an und stürzte kopfüber vom Rade. Er verletzte sich hierbei sehr schwer im Gesicht, auch soll der Unter kiefer gebrochen sein. Ein zufällig an der Unfall stelle vorübergehender Herr leistete dem Bedauerns werten die erste Hilfe und stand später auch dem zu Rate gezogenen Arzte Herrn Dr. Schmidt hilf reich zur Seite. Der Verunglückte wurde im hiesigen Krankenhanse untergebracht. — Anläßlich dieses schweren Unfalles möchten wir nicht un erwähnt lassen, daß am 1. März d. I. an der selben Stelle ein aus Glauchau gebürtiger junger Mann mit dem Rade an einen Baum fuhr und außer Hautabschürfungen im Gesicht einen schweren Armbruch erlitt, zu dessen Heilung er ca. Jahr- gebraucht hat. Alle Radfahrer mögen daher beim Passieren abschüssiger Straßen, deren es ja be kanntlich bei uns sehr viele gibt, alle mögliche Vorsicht walten lassen, um einen Unfall zu ver hüten. * — Zum Amtsgerichts - Neubau. Das Königl. Landbauamt Zwickau macht folgendes be kannt : Für die Neubauten des Amtsgerichts Hohen stein-Ernstthal sollen die Erd- und Maurerarbeiten vergeben werden. Die Auswahl unter den Be werbern, die Verteilung der Arbeiten in einzelne Lose, sowie das Recht der Zurückweisung sämtlicher Angebote bleiben ausdrücklich vorbehalten. Arbeits verzeichnisse nebst zugehörigen Ausführungsbedin gungen für die Arbeiten sind, soweit der Vorrat reicht, bei dem Landbauamte Zwickau, Schulgraben weg, gegen gebührenfreie Erlegung von 6,00 Mk. zu entnehmen, woselbst auch die Zeichnungen aus liegen und weitere Auskünfte erteilt werden. An gebote sind mit entsprechender Aufschrift versehen bis zum 20. Juli d. I. früh 10 Uhr an das Land- bauaml postfrei einzusenden. Angebote, welche zu spät oder unvollständig eingehen, werden nicht be rücksichtigt. Die Bewerber bleiben bis zum 15. August d. I. an ihre Angebote gebunden. Die ausgesüllten Preisangebote bleiben Eigentum des Landbauamtes. * — Einen Gesetzentwurf über Abänderung des Landtags-Wahlrechts soll, wie uns aus Dresden geschrieben wird, die sächs. Regierung be reits dem nächsten Landtag vorzulegen beabsichtigen. * — Von der Eisenbahn. Nach den endgül tigen Feststellungen betrugen die Verkehrseinnahmen bei den Staatseisenbahnen im Januar 1903 8 434 616 Mk. Hieran ist der Personenverkehr bei einer Beförderung von 4 810 056 Personen mit 2 507 616 Mark und der Güterverkehr bei einer solchen von 1897 833 Tonnen Güter mit 5 927 000 Mk. beteiligt. Gegenüber dem Ergebnisse im Ja nuar 1902 ist dies eine Mehreinnahme von 626 684 Mk. * — Sonderzug nach Dresden. Die Königl. General-Direktion der Sächs. Staatseisenbahnen macht bekannt, daß am Sonntag, den 26. Juli, ein Sonderzug von hier nach Dresden 2,42 Uhr vormittags und zurück von Dresden 1l,45 Uhr nachmittags verkehren wird. Der ermäßigte Fahr preis 2. Klasse beträgt 6,00 Mk., der 3. Klasse 4,00 Mk. Karten, 10 Tage gilüg, werden nur bis 25. Juli abends 9 Uhr verkauft. Näheres ist aus den Anschlägen auf den Stationen zu ersehen. * — Tie Bevölkerung des deutschen Reiches nimmt rasch zu. Sie beträgt jetzt 58549 000 Per sonen gegen 57,7 Mill, um die Mitte 1902 und 56,3 Mill, bei der Volkszählung 1900. Seit der Errichtung des Reiches hat eine Zunahme von 17'/, Mill. Köpfe stattgesunden. * — Vor einer Mietsgeldschwindlerin seien die Gutsbesitzer gewarnt und im Falle etwaigen weiteren Auftretens gebeten, dieselbe anzuhallen und den zuständigen Gemeinde- oder Polizeiorganen zuzuführen. Dieselbe ist seit Monat Juni d. I. in altenburgischen und sächsischen Grenzdörfern unter Beilegung verschiedener Namen aufgetreten, hat sich daselbst vermietet und die üblichen Miets taler erschwindelt. Die Betrügerin steht in der Mitte der 20er Jahre. Sie tritt sehr gewandt auf, kennt die Familienverhältnisse vieler Ein wohner, will in der Regel 6 oder 8 Wochen vom Kinde sein. Dienstbuch ist bei ihr natürlich nicht vorhanden. * — Der Landcsausschust sächsischer Feuer wehren hielt kürzlich in Dresden eine Sitzung unter Leitung des Herrn Branddirektors Weigand aus Chemnitz ab. Die vor 18 Jahren aufgestellte Normalfeuerlöschordnung für sächsische Gemeinden ist nach einer Ausarbeitung des Herrn Brand direktors Weigand einer Neubearbeitung unterzogen worden und zwar unter Berücksichtigung der in einer Reihe von Jahren gesammelten Erfahrungen und Beibehaltung der Mehrzahl der bisher be währten Bestimmungen. Entsprechend dem Grund sätze, die Organisation einer Pflichtfeuerwehr mög lichst einfach zu gestalten, um für ein sachgemäßes und leicht übersichtliches Zusammenwirken der ein zelnen Faktoren die möglichste Gewähr zu bieten, ist von der bisherigen Dreiteilung der Mannschaft Abstand genommen und nur eine Zweiteilung in Lösch- bezw. Rettungsmannschaft und Wachmann schaft eingeführt worden. Um ein besseres Zu sammenarbeiten der einzelnen Abteilungen und eine größere Leistungsfähigkeit der Wehren zu erzielen, ist die bisherige Mindestzahl der jährlichen Uebungen einer Pflichtfeuerwehr von 2 auf 4 erhöht worden. Weiterhin sind entsprechend der in den letzten Jahren erlassenen Ministerialverordnungen zur Förderung der Gemeindefeuerlöschanstalten grund legende Bestimmungen aufgestellt worden, welche die Löschanstalten auch in sehr kleinen Gemeinden betreffen. Ferner hat der Landesausschuß nach einer ebenfalls von Herrn Branddirektor Weigand gemachten Vorlage beschlossen, einen „Ratgeber für neu zu gründende freiwillige Feuerwehren" herauszugeben. Den Beschluß der Sitzung bildete ein Referat des Herrn Professors Kellerbauer über die Vorschriften über Benutzung mechanischer Feuer rettungsleitern, zu denen das große Leiterunglück beim Jubiläum der freiwilligen Feuerwehr zu Plauen i. V. den Anstoß gegeben hat. * Lichtenstein, 11. Juli. Einen ganz vor züglichen Happen leistete sich der Zughund eines Lichtensteiner Fleischermeisters, indem er einen frisch- gekochten Schinken im Werte von ca. 12 Mark davonschleppte und diesen bis auf die Knochen in seiner Hütte verzehrte. * Dresden. Vom Oberhofmarschallamt ist ein Schreiben beim Rate eingegangen, in dem mitge- teilt wird, daß der vom Kaiser am 1. September beabsichtigte Aufenthalt in Dresden im Hinblick auf die bevorstehenden Manöver einen militärischen Charakter tragen wird. Die vom Rate früher ge plante Begrüßung des Kaisers am Neustädter Bahn hose soll deshalb unterbleiben. Es wird der üb liche militärische Empfang am Hauptbahnhofe statt finden. Se. Majestät wird jedoch sodann nach kurzen: Aufenthalte im Königlichen Schlosse die Deutsche Städteausstellung besichtigen und daselbst von dem Ausschüsse der Deutschen Städteausstellung und den zum ersten Deutschen Städtetage versam melten Stadtvertretern aus dem ganzen Deutschen Reiche begrüßt werden. * Dresden, 12. Juli. Eins der prächtigsten Bauwerke Dresdens ist unstreitig die katholische Hoskuche; vor allem besticht das an künstlerisches Sehen gewöhnte Auge der 91 Meter hohe Turm durch seine schöne Ausführung. Leider ist die Zeit auch an diesem herrlichen Gotteshause nicht spurlos vorübergegangen. Wie die meisten aus derselben Periode herrührenden Gebäude, die aus dem weichen Cottaer Sandstein hergestellt wurden, ist es einem zwar langsam, aber unaufhaltsam fortschreitende Zerstörungsprozeß unterworfen. In den letzten Jahren ist man deshalb an zuständiger Stelle be strebt gewesen, wie bei den Bauten des Zwingers usw. auch den Prachtbau der katholischen Hoskirche durch entsprechende Erhaltungsarbeiten vor dem Verfall zu bewahren. * Leipzig, 11. Juli. Nach Unterschlagung von 5000 Mark ist gestern der Handlungsgehilfe Otto Franz Tittel, geboren 1880 in Leipzig, flüchtig ge worden. — Ein 35 Jahre alter Kaufmann aus Collmen, der trotz seiner schweren Vorstrafen einen Vertrauensposten in einem hiesigen größeren Ge schäft erlangte, hat innerhalb Jahresfrist 12 000 Mark, die er aus der Post einzahlen sollte, unter schlagen, und das Geld in der leichtsinnigsten Weise verjubelt. Bei seiner Festnahme stellte es sich heraus, das; er auch noch für etwa 1000 Mark Waren entwendet und für einen Spottpreis ver kauft hatte. — Ein Hochstapler, der sich für einen 24 Jahre alten Kaufmann aus London ausgibt, ist gestern hier verhaftet worden Unter der An gabe, das; er sich mit 30 000 Mark an einem Ge schäft beteiligen wollte, hat er es verstanden, die Geschäftsinhaber um 2000 Mark zu erleichtern. * Chemnitz. 12. Juli. Die Stadt läßt für den vom 1. bis 3. k. M. hier staltfindenden ersten Regimentstag ehemaliger 106 er und den vom 15. bis 17. k. M hier geplanten 2. Regimentstag der Grenadiere Ehrenpforten errichten und sonstige Festlichkeiten veranstalten. * Chemnitz. Am 16. und 17. n. M. wird hier eine Ausstellung von Hunden arrangiert. Die Stadt gewährt dazu einen Ehrenpreis. — Ueber die Vereinigung der Gemeinde Hilbersdorf mit Chemnitz ist ein Vertrag abgeschlossen und der 1. April 1904 als Vereinigungstermin bestimmt worden. * Zwickau, 12. Juli. Kreishauptmann Dr. Forker-Schubauer gibt amtlich bekannt, daß Se. Majestät der König über die zahlreichen Beweise der Liebe, Treue und Anhänglichkeit, welche dem Monarchen bei der Anwesenheit im Regierungs bezirke Zwickau am 7., 8. und 9. Juli aus allen Kreisen der Bevölkerung entgegengebracht worden sind, hoch erfreut ist und ihn beauftragt hat, allen, welche sich an diesen Kundgebungen beteiligt habe», seinen Königlichen Dank auszusprechen. * Mccranc, 12. Juli. Ueber den Geschäfts gang in den Kleiderstoff-Fabriken des Bezirks Meerane-Glauchau wird berichtet: Die Beschäf tigung in den verschiedenen Zweig-Jnbustrien der Branche ist eine verhältnismäßig befriedigende und nur in seltenen Fällen läßt sich ein wirklicher Arbeitsmangel wahrnehmen. In den Fabrikations abteilungen steht jetzt die Neumusterung wieder im Vordergründe des Interesses und die Arbeiten für die laufende Saison, welche gegenwärtig weniger stark sind, gehören quasi zur Nebensache. Neben der Musterung in Damenstoffcn setzt jetzt gleich zeitig auch die Musterung in Herrenfutterstoffen ein, welch letztere sich in unserem Bezirke ein immer größeres Feld erobert haben. In den mechanischen Webereien ist die Beschäftigung zurzeit bei nor maler Arbeitszeit weniger stark und die Webstühle stehen, nachdem sie abgearbeitet sind, nicht selten tage weise still, bevor sie wieder mit Ketten belegt wer den ; ?ein deutliches Zeichen, daß die Arbeit nicht allzumassig vorhanden ist. Verhältnismäßig günstig ist auch heute noch der Stand der Hausweber, da denselben besonders durch die gegenwärtige Mode richtung manches Stückchen Arbeit gesichert wird, das sonst aus mechanischem Wege seine Reali sierung erfahren würde. In den Färbereien un seres Bezirkes ist zwar kein Mangel an Beschäfti gung zu bemerken, doch ist hier die allgemeine Lage jetzt weniger günstig. Die Lage der Appre- uranstalten hinsichtlich der Beschäftigung ist be friedigend. Die Musterzeichnereien haben nun auch wieder einmal die Pause hinter sich, welche dies mal erfreulicherweise weniger intensiv aufgetreten ist. Das Garngeschäst hat im gegenwärtigen Sta dium der Saison keine besonderen Erfolge auf zuweisen. * Planitz, 11. Juli. Einen neuen Schacht hat das Kohlenwerk von Arnim in der Nähe der Zwickauer Stadtgrenze erbaut und dafür seinen alten Alexanderschacht abbrechen lassen. * Crimmitschau, 12. Juli. Gestern morgen wurde im mittleren Sahnteiche die Leiche eines Mannes aufgesunden. Derselbe, der Materialist L. aus Leitelshain, hat in der vergangenen Nacht wahrscheinlich aus Schwermut den Tod im Wasser- gesucht. Der Bedauernswerte hatte sich gestern abend noch bis gegen Mitternacht an einem Ver einsabend beteiligt. In der Nähe des Teiches wurde der Hut und, in demselben liegend, ein Zettel ausgefunden, auf welchem L. seinen Tod anzeigt und den Ort, wo er zu finden sei, angibt. Heute vormittag wurde die Leiche in die Totenhalle geb. acht. * Wildenfels, 12. Juli. Die dem Kaufmann Paul Leonhardt hier Ende Januar d. I. von dein Zwickauer Landgericht wegen Hausfriedensbruchs und Beleidigung des hiesigen Bürgermeisters auf- erlegte sechswöchige Gefängnisstrafe ist auf Ansuchen des Verurteilten und einer größeren Anzahl hiesiger Einwohner im Gnadenwege in eine Geldstrafe von 600 Mark umgewandelt worden. * Zwönitz. Die Zigeunerplage wird hier in diesem Jahre besonders schwer empfunden. Nach dem vor wenigen Wochen schon mehrfach größere Zigcunertrupps durchgezogen sind, kam am Freitag nachmittag eine 150 Mann starke Zigeunerbande in 32 Wagen von Schwarzenberg hier durch, be gleitet vom Obergendarm des Schwarzenberger Distrikts und vier Landgendarmen. Die städtische Behörde sorgte für soforliges Weiterziehen der ganzen Zigeunerbande nach Thalheim. * Hainichen, 12. Juli. In letzter Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums wurde beschlossen, in Verbindung mit nächsten; Parkfest ein Heimatsfest zu veranstalten. * Plauen, 12. Juli. Von dem Studenten aus Plauen, der seit dem 27. Jnni vermißt wird, hat sich leider bisher noch keine Spur finden lassen. Der Vater des Vermißten sichert, wie heute die „Münchner 4t. N." mittcilen, demjenigen eine Be lohnung von 1000 Mark zu, der seinen vermißten Sohn findet oder die Spur des Vermißten so nach weist, daß er gefunden wird. * Plauen, 12. Juli. Der Maurerstreik besteht unverändert fort; zwar nimmt täglich eine Anzahl Streikender die Arbeit wieder auf, doch würden es, wie von feiten der Arbeitgeber mitgeteilt wird, deren weit mehr sein, wenn den Arbeitswilligen ein größerer Schutz gemährt werden könnte. Die Bauunternehmer, welche an; Freitag nachmittag in; „Tunnel" ei"e Versammlung abhielten, um mit Herrn Oberbürgermeister Dr. Schmid, der auf An suchen der Maurer vermittelnd eingreifen wollte, zu verhandeln, beschlossen, wie verlautet, bei ihre»; Standpunkt zu verharren, behalten sich jedoch vor, rechtzeitig vor Beginn der nächstjährigen Bausaison, unter Umständen durch Vermittlung der Gemeinde vertretung, erneut mit den Arbeitnehmern in Unter handlung zu treten. Die Versammlung fand bei reger Beteiligung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stall; beschlossen wurde, die Einzelheiten der Aus sprachen geheim zu halten. * Markneukirchen. Alarmnachrichten werden auswärts über die hier vorgekommenen Erkran kungen verbreitet, so sollen 150Personen nachdem Genuß von Fruchteis unter cho'eraartigen Erschei- mmgen ertrankt sein. Wie von zuständiger Seite mitgcteilt wird, beträgt die Zahl der erkrankten Personen etwa 60, Gefahr ist jedoch nicht vor handen. Die Ursache der Erkrankung ist noch nicht aufgellürt. * Bernsbach, 11. Juli. Bei der Firma Hecker u. Sohn geriet in der 6. Abendstunde der Arbeiter Gustav Groß aus Beierfeld beim Auflegen des Antriebsriemens zur Presse in die Transmission; es wurden ihm beide Beine weggerissen und der Kopf schwer verletzt, sodaß der Tod sofort einge treten ist. * Oberwiesenthal Zu dem Morde auf dem Fichtelberge wird gemeldet, daß in die traurige Angelegenheit auch ein Frauenzimmer verwickelt zu sein scheint, zu welchem der verhaftete Häckel Be ziehungen hatte. * Pirna. 12. Juli. Verschwunden ist und bleibt der frühere Polizeiwachtmeister der Gemeinde Mügeln bei Pirna, Herm. Blödel, welcher zugleich Vollstreckungsbeamter war. Jahr und Tag ist seit seinem heimlichen Abgänge verflossen, ohne daß die geringste Kunde von dem Verschwundenen je ein- getroffen wäre. Die politische Gemeinde Mügeln hat aber ein gewisses Interesse an den; Bekannt werden des gegenwärtigen Aufenthaltsortes ihres ehemaligen Wachtmeisters. Hat er doch, wie die Gemeinde erklärt, von dem Gelds, das er als Voll streckungsbeamter einkassiert und abzuliefern hatte, über 600 Mk. nicht an die zuständige Stelle abge führt. Die Gemeinde hat deswegen gegen Blödel den Klageweg beschritten und das Königl. Amts gericht Pirna ladet nunmehr den Beklagten Blödel ein, zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits am 29. Oktober vor dem bezeichneten Gericht zu erscheinen. * Oschatz, 11. Juli. Ein Dfftanzritt um den Kaiserpreis für die sämtlichen Kavallerie-Regimenter der sächsischen Armee mit der Stadt Oschatz als Ziel sand gestern statt. Von Grimma aus nahmen 14 ältere Offiziere an dem Ritte teil, der früh 4
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