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HchtilstciMlnstthckr Tageblatt für Hohenstein-tzrnMal, Göerlungwih, Gersdorf, Hermsdorf, Wernsdorf, Wüstmbmnd, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim re. »WM i Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeigen. — Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. A b o n n e m ent: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Naum sür den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Aunahme der Inserate für die folgende Nummer bis vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. 30. Jahrgang. Nr. 160. Dienstag, den 14. Juli 1903. Schulhaus-Neubau. Der unterzeichnete Schulvorstand beabsichtigt ein neues Schulhaus mit 2 Klassenzimmern zu erbauen. Diejenigen Herren Bauunternehmer, welche gesonnen sind, sich um diesen Bau zu bewerben, können Blanketts gegen Erstattung der Copialien bei den, Unterzeichneten unter gleichzeitiger Einsicht der Baubeschreibungen und sonstigen Bedingungen in Empfang nehmen. Die Blanketts sind ausgefüllt bis zum 27. Juli 1903 bei dem Unterzeichneten einzureichen. Ursprung, 8. Juli 1903. Der Schulvorstand daselbst. In Vertretung: Julius Hösel, Vors Die Vorrede zur englisch russischen Annäherung. Man muß es den Franzosen lassen, daß sie sich trotz der Menge von schlechten Erfahrungen, die sie auf politischem Gebiete im Laufe der Jahre gemacht haben, ein hohes Maß von Optimismus und herzerfrischender Naivetät erhallen haben. Sie sehen den Himmel stets voller Geigen und wissen allen Erscheinungen auf der politischen Bühne eine ihrem Geschmacke entsprechende Deutung zu geben. Sie waren auch über den Zweck und das Ergebnis der Reise ihres Präsidenten Loubet nach London keinen Augenblick im Unklaren. Und als Emil Loubet nun gar noch selbst die Bedeutsam keit seiner Reise hervorhob, als er mit Nachdruck betonte, daß die Gegenwart des Ministers des Auswärtigen Delcassö all den feierlichen Erwäg nissen erst die rechte Bedeutung verleihe, da wußte man in Paris genug, um zu den kühnsten Schlüssen vorzudringen. Man hat in Zukunfts träumen geschwelgt, man hat über die Köpfe der Beteiligten hinweg Gegensätze beseitigt und Bünd nisse abgeschlossen. Kurz, Frankreich hat wieder ein mal eine Zeit verlebt, in der es sich groß und stark genug vorkam, um die Reichslande zum mindesten, möglichst aber noch einige andere deutsche Teritorien mehr, in die Tasche zu stecken. Fragt man, worauf sich dieser Optimismus gründet, dann wartet man vergebens auf Antwort. Ja, wenn Frankreich noch Frankreich wäre, dann könnte und würde es ja alles ausbieten, um eine Macht wie England zum Bundesgenossen zu gewinnen. Frank reich ist in Angelegenheiten der äußeren Politik eben doch tatsächlich gar kein selbständiges Land mehr. Das „befreundete und verbündete" Frank reich hat noch andere Aufgaben zn erfüllen, als lediglich seinen Interessen zu diene»; es hat, und zwar in erster Linie, die Ziele Rußlands zu för dern. Frankreich darf garnicht daran denken, ein Bündnis oder auch nur eine besonders freundschaft liche Annäherung mit England herbeizuführen, wenn es sein allmächtiger Freund nicht will. Der französische Minister des auswärtigen Delcass^ hat es stets sür seine Pflicht und Schuldigkeit ge halten, von jeder Unterredung, die er mit den: englischen Minister des Auswärtigen Lord Lands- downe hatte, sofort dem russischen Botschafter in London Mitteilung zu machen. Frankreich hat ohne die Zustimmung Rußlands auch nicht einen einzigen Beschluß gefaßt, auch nicht eine einzige Abmachung getroffen. Loubet war in London, Lambsdorff leitete hinter den Kulissen die dort ge führten politischen Verhandlungen. Frankreich befindet sich so vollständig im Schlepp tau Rußlands, daß man es in Paris für ganz selbstverständlich hält, die französisch-englische An näherung sei nur die Vorrede einer politischen Annäherung zwischen Rußland und England. In ihrer Begeisterung habe» die Franzosen jedoch nicht bedacht, daß Rußland möglicherweise eine An näherung an England ablehnt, und daß es dann ganz folgerichtig auch mit der französisch-englischen Annäherung Essig ist. Die Franzosen haben da, wie so häufig, gerade die Hauptsache vergessen, und werden sich darein finden müssen, wenn die Dinge doch wesentlich anders verlaufen, als sie erwarten. Es ist ganz ausgeschlossen, daß Rußland in absehbarer Zeit England die Hand) zum Freund- schaflsbunde reichen werde. England ist der ge borene Widersacher Rußlands in dessen ostasiatischer Politik. Da England, als erste Seemacht, auch im fernen Osten die gleichen Ansprüche erhebt, die Rußland dort geltend macht, so ist es nur natür lich, daß sich die beiden Rivalen wie Hund und Katze gegenüberstehen. Weshalb hat denn Eng land sein Bündnis mit Japan geschlossen, weshalb liebäugelt cs mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika? Doch nur zu dem Zweck, um sich ein Gegengewicht gegen den russischen Einfluß im fernen Osten zu schaffen. Und Rußland hat seine kostspieligen Eisenbahnbautcn und seine gewaltigen Rüstungen doch auch nickt etwa Ehinas wegen vorgenommen, mit dem es ohne Aufbietung eines so großen Kraftaufwandes fertig werden würde, sondern ganz speziell Englands wegen. Man muß Franzose sein, um auch nur einen Augenblick glauben zu können, daß sich diese stark befestigten Gegensätze mit einem Federstrich tilgen ließen und daß an die Stelle einer Jahrzehnte alten Rivalität plötzlich Vertrauen und Freundschaft treten könnten. Ein Bündnis, oder auch nur eine besonders freund schaftliche Annäherung zwischen Rußland und Eng land ist in absehbarer Zeit unmöglich. So lange Frankreich Rußlands Alliierter bleibt, kann daher auch von einer französisch-englischen Annäherung nur insoweit die Rede sein, als spezifisch englisch- französische Streitfragen, die indessen in das Gebiet der großen auswärtigen Politik mit keiner Faser Hineinspielen, durch gegenseitige Nachgiebigkeit zur Erledigung gelangen. Sind die paar schwebenden Grenzstreitfragen geschlichtet, um solche handelt es sich im wesentlichen nur, dann hat sich auch die letzte Folgewirkung des englisch-französischen Be suchsaustausches den Blicken der erstaunten Welt gezeigt. Weiteres ist dann nicht mehr zu erwarten. Die englisch-französische Annäherung ist also von denkbar geringstem praktischen Wert und es ist vollkommen ausgeschlossen, in ihr eine „Vor rede" zu einer englisch-russischen Annäherung zu erblicken. Anders würden sich die Dinge gestalten, wenn Frankreich di? Allianz mit Rußland aufgäbe und sich England rückhaltlos in die Arme würfe. Es würde gut ausgenommen werden, das könnte inan mit Sicherheit annehmen. An einem solchen Wechsel ist jedoch aus handgreiflichen Gründen nicht zu denken. England ist eine See-, aber keine Landmacht. Für die Verwirklichung der französischen Revancheideen könnte England also garnicht in Frage kommen. Und was bedeutet den Franzosen ein Bündnis, das dieser ihrer unversieglichen Hoff nung keine Nahrung bietet? Rußland hat zwar auch Wichtigeres zu tun, als sich in absehbarer Zeit um eure Verwirklichung der Wiedervergeltungs- gedanken Frankreichs zu kümmern. Aber wenn es will, dann könnte es diesem Gedanken doch eine sehr wirksame Unterstützung angedeihen lassen. Mit Rußlands Hilfe könnte Deutschland zu einem Kriege gegen zwei Fronten gedrängt werden. Diese Möglichkeit genügt, Frankreich an dem Russen- bünonis festhalten zu lassen. Damit entfällt aber die Möglichkeit einer praktischen Annäherung zwischen England und Frankreich, die die Vorrede einer solchen zwischen Rußland und England darstellen könnte. Tagesgeschichte. Deutsche« Reich. Berlin, 11. Juli. Nach der amtlichen Zu sammenstellung ist die Stärke der Parteien im neuen Reichstage solgende: Konservative 52, Zentrum 102, Sozialdemokraten 81, Nalionalliberale 50, Frei- konservative 20, Freifinntge Vereinigung 9, Polen 16, Antisemiten 7, Freisinnige Volk-partei 21, Wilde 7, Dänen 1, Welfen 4, Reformpartei 4, Nationalsoziale 1, Bauernbund 5, Süddeutsche Volktparlei 6, Bund der Landwirte 2, Elsässer 9. — An Stimmen erhielten: Sozialdemokraten 3 025 103, Zentrum 1 853 707, Nationalliberale 1 243 393, Konservative 909 714, Freisinnige Volks partei 523 505, Polen 340 480, Freikonservative 282 454, Antisemiten 244 587, Freisinnige Ver einigung 241 116, Bauernbund 117 327, Bund der Landwirte 114 350, Wildliberale 102 974, Welfen 94 214, Wildkonservative in Lothringen 94 150, Deutsche Volkspartet 93 804, elsässische Landespartei 81 527, Nationalsoziale 27 334, Mittelstandskandi daten 26 809, Christlichsoziale 23 115, Dänen 14 843, Littauer 6012, endlich die mecklenburgische Rechtspartei 502. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die „Posener Ztg." brachte dieser Tage die auch von anderen Blättern übernommene Mitteilung über ein angebliches Gespräch des Kaiser« mit dem Amerikaner Vanderbilt, worin der Kaiser über die Frage der Retch«tag«auflösung, über das Anwachsen der sozial demokratischen Stimmen und sonstige innere deutsche Verhältnisse sich geäußert haben soll. Diese Mit teilung beruht auf Erfindung. Desgleichen wird dementiert, daß der Kaiser dem Admiral Cotton zugesagt habe, er werde die Prinzen Heinrich und Adalbert in Erwiderung des amerikanischen Flotten besuchs mit einem Geschwader nach Nordamerika entsenden. — Der „Reichsanzeiger" berichtet: Am 9. Juli wurden von einer Kommission, bestehend aus Vertretern der Neichseisenbahnamte», sowie der preußischen, der bayrischen, der sächsischen und der badischen Eissnbahnverwaltung bei Karlsruhe Ver- suche mit der Steinerschen Distanzbremse vorge- nommen. Diese Einrichtung war ursprünglich dazu bestimmt, die durchgehende Bremse einer Zuges, der an einem auf „Hall" stehenden Signale vorüber-' fährt, selbsttätig auszulösen. Sie war hier so aus gebildet, daß die Lokomotivpseife bei der Vorüber fahrt ertönte. Der Apparat funktionierte auch bei der höchsten zur Anwendung gekommenen Geschindig. keit von 110 Icm in der Stunde richtig. Aber in folge außerordentlicher Inanspruchnahme trat an wichtigen Bestandteilen ein Bruch ein. Die Ver suche werden nunmehr im regelmäßigen Betriebe während längerer Zeit fortgesetzt. — Der Ueberschuß der Reichspost- und Tele- graphenverwaltung im Rechnungsjahre 1902/03 be trug 42,4 Mill. M. bei einer Einnahme von 437 Mill. M. Gegen den Voranschlag bleibt der Ueber- schuß, trotzdem er größer ist als in einem der Vor- jahre, doch noch um 1'/^ Mill. M. zurück. — Da» Urteil über die Postschließjächer geht allgemein da hin, daß sich die Einrichtung bewährt und beim Publikum Anklang gefunden habe, sowie daß auf eine stetige Zunahme der Teilnehmer gerechnet werden könne. In dienstlicher Beziehung erwächst durch da« Vorhandensein von Schließsächern der Vorteil, daß den Beamten der Postanstalt eine er hebliche Erleichterung bei der Ausgabe der Send ungen, besonders morgens, zuteil wird. — Ueber den angeblichen Stand der Handels- vertrag«srage findet man jetzt täglich Mitteilungen, die mit mehr oder minder großer Sicherheit auf- treten und alle das eine gemein haben, daß jede solgende Meldung die voraufgegangene richtig fiellt oder ganz und gar dementiert. Auf amtliche Mit teilungen über den Stand dieser hochbedeutsamen Angelegenheit hat man bisher vergeblich gewartet. Während des Hochsommers wird in der Sache auch zweifellos nicht mehr viel geschehen. Erst zum Herbst werden die Arbeiten ein flotte« Tempo an nehmen. Hat dann auch die Neichstagssession wieder begonnen, dann wird es ja auch an Inter pellationen über Stand, Gang und Aussichten der Verhandlungen nicht fehlen. — Die preußische Negierung hatte die Aerzte- kümmern zu einer Erhebung über den Umfang der Kurpfuscherei aufgefordert. Die Rundfragen haben zwar nach Mitteilung der Nordd. Allg. Ztg. seitens der besonder« interessierten Aerzte nur eine sehr ge- ringe Beantwortung gefunden, immerhin aber ein sehr schätzenswerte« Material geliefert, welche» durch aus geeignet und aurreichend erscheint, die in den letzten Jahren tatsächlich eingetretene Vermehrung der Pfuschertum« festzustellen und gleichzeitig auf die hohen Gefahren hinzuweisen, welche der Gesamtheit der Bevölkerung durch da« Pfuschertum in sani tärer und materieller Hinsicht erwachsen. Wie groß die Zahl der Kurpfuscher in den einzelnen Bezirken, ist, erhellt schon au« der Mitteilung, daß im Re gierungsbezirk Breslau zum Beispiel allein 228 Kurpfuscher festgestellt worden sind und 98 erwiesene, durch sie veranlaßte Gesundheilrschädigungen, da runter 17 Todesfälle. Frankreich. — Der gewöhnlich gut unterrichtete Londoner Korrespondent de« Matin widerspricht der vom Figaro, Eclair und anderen Blättern geäußerten Ansicht, daß der Besuch Loubet» in London be stimmte politische Abmachungen zur Folge haben werde. Die Idee einer Allianz, eine« Akkorde« oder einer französischen Vermittelung zwischen Ruß land und England sei haltlos. Das einzig Wahre sei, daß der Besuch Loubets eine günstige Stimm ung hinterlassen habe, die eine freundschaftliche Ver ständigung über alle etwaigen Streitfragen er mögliche. Rußland. — In Kischinew ist der „Frkf. Ztg." zufolge ein Direktor aus dem Justizministerum eingetroffcn, um im Auftrage des Zaren eine Untersuchung vor zunehmen. Alle bereits aus der Haft entlassenen Personen sind wieder verhaftet worden. Der an gebliche Hauptschuldige PizerjewSki hat sich der Strafe durch Selbstmord entzogen. Die moralischen Urheber des Gemetzel« werden ebenfalls zur Rechen- schäft gezogen. Serbien. — König Peter feierte am gestrigen Sonntag seinen Geburtstag, den ersten seit seiner Thronbe steigung. Au» diesem Anlaß ging es in Belgrad hoch her. Er fanden auch viele Beförderun gen in der Armee und Begnadigungen Verurteilter statt. Vor allem wurden die Verschwörer bedacht; so wurde ihr Oberhaupt, der berüchtigte Oberstleutnant Mischitsch zum Ches der allgemeinen Armeeabteilung, der wichtigsten Stelle im Krieg«ministerium, ernannt. Der Krieg-Minister, der sich gegen diese Besörder- ungcn und Auszeichnungen erklärt halte, muhte dem Einfluß der Offiziere weichen. Ostasicn. — Die Nachrichten au« Ostasien lauten wieder ernster. Der russische Gesandte Lessar riet den russischen Civilisten, Niutschwang, Port Arthur und Korea an einem gewißen Datum zu verlassen. Der Ton der russischen Presse in Port Arthur ist ent schieden kriegerisch. In der Südmandschurei treffen große Mengen Tranrporttiere ein. Die japanischen Rüstungen halten gleichen Schritt. Ueber das Unwetter in Oesterreich-Ungarn und Schlesien wird uns in Ergänzung unserer Meldungen in der vorigen Nummer noch geschrieben : Aus den Alpen kommen Schneemeldungen, in Nordamerika herrscht große Hitze und in Schlesien und Oesterreich wütet Hochwasser. Damit bescheert der Juli die Menschheit. In Davos im Engadin /Schweiz) sind gewaltige Schneemassen nieder gegangen; die Gegend bietet das vollendete Bild einer Winterlandschaft. Auf den Almen lag der Schnee über Meter hoch. Auch aus Triest in Oesterreich wird mitgeteilt, daß auf vielen Spitzen der Alpen Neuschnee liegt und Kälte eingetreten ist. Den Gegensatz bildet Newyork, wo das Thermometer 40 und mehr Grad Celsius zeigt und 20 Personen an Hitzschlag starben, während 60 daran erkrankten. Die Menschen kampieren auf Dächern und Straßen. Die Hochwassergefahr ist für viele Teile Oesterreichs sehr groß. Alle Neben flüsse der Donau sind infolge heftigen, andauernden Regens hoch geschwollen und führen ihr ungeheure Wassermassen zu. Mehrfach ist die lleberschwemmung bereits eingetreten. Häuser und Brücken wurden zerstört, Vieh ist ertrunken, Menschenleben schweben in großer Gefahr. Wien hat das größte Hoch wasser seit Jahren. — Bei Gewittern, die in