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Oss jss-e OwLseLisssl / N n Freitag, den 22. April 1938 1. Beilage Ihr werdet noch das Reich zu Tode Hetzen und, wo er dämmerte, den Traum zerschlagen, den so wie ich vieltausend in sich tragen. Ihr werdet sie wie mich zu Tode Hetzen. Ihr Pfaffen betet zu den goldnen Götzen, ihr Krämer fragt, was die Geschäfte tragen, ihr Professoren wißt uns nichts zu sagen und heißt uns doch zu euren Füßen setzen. Ich trug dem deutschen Geist das Schwert durchs Land jedoch die Zahl der Feinde war Legion: statt eurer Götzen habt ihr — Gott verbrannt! Geplündert, ausgewiesen, Spott und Hohn erduldend taumle ich hinaus, verbannt - und Deutschland tötet seinen treusten Sohn. Willi Fr. Könitzer Ls^sess --s^/ über die Landstraße dröhnt unser Schritt. Nachtmarsch! Schweigend lassen wir Kilometer um Kilometer hinter uns. Allmählich beginnt der Affe zu drücken. Aber keiner verliert auch nur ein Wort darüber. Stockdunkel ist die Nacht. Selbst der treue Begleiter der Erde, der Mond, hält sich hinter dicken, schweren Sturmwolken verborgen, und das Licht der Sterne ist zu schwach, um die dunkle Wand sieghaft zu durch brechen. Mit hastiger Gebärde jagt der Sturm das dürre Geäst und Laub vor sich her, schleu dert es umher und wirbelt es in tollem Wechsel von schwindelnder Höhe in die Tiefe der Schlucht, die rechts am Wege gähnend schwarz sich auftut. Härter und straffer faßt der Fahnen träger den Schaft, daß nicht der Wind, der wilde Gesell, das Heiligste zu Boden drücken kann, und so reckt er die Fahne mit neuer Kraft über die Köpfe der Marschierenden, daß sie jeder sieht. Kein Laut, kein Ton. Nur das unablässige Heulen und Klagen des Sturmes durchdringt die Einsamkeit der nächtlichen Gegend. Ge spenstische Schatten werfen die eilenden Wolken über die schlafende Erde. Ganz allmählich ver sinkt man in Gedanken. Denkt zurück an jene Zeit, die man zwar nicht erlebt, von der man aber doch unendlich viel gehört hat, da diese Fahne aus dem Chaos der damaligen Zeit ge schaffen wurde; als alte ruhmreiche Fahnen in den Schmutz gezogen worden sind; und da ver gißt man alles, was um einen herum geschieht. Doch in den schweren Nachkricgsjahren be gann sich etwas anzukündigen, das die Herzen vieler höher schlagen ließ, das allmählich Mil lionen neue Hoffnung gab. Fern am Osten des deutschen Himmels begann sich das pechschwarze Dunkel der Nacht zu lichten; blaß füllte sich der Himmel mit einem matten Schein. Und Hun derte begannen zu marschieren und immer mehr strömten hinzu. Heller und gewaltiger erglühte nun das Rot im Osten. Es war das Morgen ¬ rot eines neuen Deutschlands, das sich hier an- kllndigte. Fest richteten sich die Blicke der Gläubigen auf das glühende Licht, das mehr und mehr die Finsternis verdrängte; und da — Hunderttausende verschworen sich ihr — tauchte eine neue Fahne auf. Aus dem Dunkel gezogen, mit den alten siegreichen Farben, inmitten das alte Heilszeichen der Germanen, war sie das Symbol einer neuen Zeit. Ja! Die Fahne! Hoffnung und Glauben gab sie, und eine unge ahnte Kraft strömte von ihr aus. Die Fahne, die mehr ist als nur Tuch, die das Siegeszeichen des neuen Reiches ist, weht heute Millionen und Abermillionen voran. Ächzend und krachend biegen sich die Stämme der Tannen unter der Wucht des anrennenden Sturmes. Tief in die Betrachtungen war man versunken, aber man holt sich aus ihnen wieder neue Kraft. Nur allmählich kehren die Gedan ken zurück. — Da — wieder erhascht das Auge das schlagende Tuch der Fahne. Tiefer und freier atmet die Brust, schneller pulst das Blut durch die Adern. Denn das wissen wir: unsere schwarze Fahne gibt uns die Kraft für diesen Kampf um die Erringung der Seele des deut schen Jungen. Sie läßt uns nicht wanken und müde werden im Dienst am großen Vaterlande. Wer möchte nicht hinter dieser schwarzen Fahne mit der weißen Siegrune marschieren? Denn das ist der Fahne Sinn: Schwörst du nur einem Fetzen Tuch, - an einem Speer, der einst vermoderti so sei dein Tun ein ew'ger Fluch, der dir im Herzen Hölle lodert. Wenn du im Tuch nicht Deutschland ahnst, in seinem Flattern nicht das Leben, wenn du dich nicht der Pflicht ermahnst, die dir die Fahne einst gegeben: bist du nicht uns'res Glaubens! Jungzug 2/27 Wiener Eislaufmädel sonnen sich Obwohl die Frühlingssonne schon recht warm vom Himmel herunterstrahlt, bemüht man sich in Wien im Eisstadion Engelmann, das Eis noch künstlich sestzuhalten. Aber diese Mädel vom Wiener Eislausballett (liegend Fräulein Nierenberger) scheinen der Sonne doch recht zugetan zu sein und sich recht vergnügt in den für die Eisfläche recht verderblichen Strahlen zu baden. (Schirnrr-M.) rinnen und Alice Fahle und Gretel Franz zu Jungmädel-Untergauführerinnen. * Jungbannführer Buttler, der in der Kampf zeit als SA.-Mann seinen Dienst tat und seit 1934 als Führer des Chemnitzer Jungvolkes in die Erziehungsarbeit an der deutschen Jugend eintrat, hat seitdem wesentlich zum Aufbau der nationalsozialistischen Jugendarbeit in Chemnitz beigetragen. Dis AkrsiittnAeiö eies 6500 auf 13 700 im gleichen Zeitraum. Die Ur- fache für dieses starke Ansteigen der Jugend straffälligkeit ist aber weniger darin zu suchen, daß in den letzten Jahren von den Jugendlichen mehr Straftaten als früher begangen worden sind, sondern vielmehr darin, daß von den Ju gendgerichten in den letzten Jahren Strafver folgungen auch in solchen Fällen aufgegriffen und durchgeführt worden sind, bei denen man früher Gnade vor Recht gehen ließ. Di» Entwicklung de» englischen Schulfunk» Uj? Die Einführung des Schulfunks al» Eins stand fest: Der kommende Sonnabend dienst mußte ein Geländespiel bringen, das jeden einzelnen in seinen Bann zog, das in seinem Ziele nicht nur eine kräftige Rollerei sah, sondern den Jungen auch etwas mehr bei- -ringen sollte: Bewegen im Gelände, Turnen, Marschieren mit Sicherung, Durchgeben von Meldungen, Heranpirschen an den „Feind". Alles war fertig ausgearbeitet. Es mutzte klap pen. Blieb nur die Hoffnung auf einigermaßen gutes Wetter. Am Sonnabendfriih, als man sich gähnend den letzten Rest von Müdigkeit ab schüttelte und aus den Federn sprang, sank die Stimmung beträchtlich. So gut hatte es Petrus mit uns gemeint, daß er uns eine schöne, weiße, allerdings recht nasse Schneedecke auf die Flu ren legte. Noch ließ man die Hoffnungen nicht sinken, daß es vielleicht doch im Laufe des Vor mittags mit Schneien aufhören würde. Aber weit gefehlt! Den ganzen Tag stürmte und schneite es vom dunklen, wolkenschweren Him mel. Dazu blies ein Wind, der mit seiner Frische recht beachtlich durch die Kleidung pfiff. Aus war es mit einem großen Dienst. Man hatte eben Pech (manche nannten es auch Schick- siU). Dienst wurde aber doch gehalten, und auch im Freien. Heik War das eine Lust auf dem Berge, wo der Wind die Gestalten im schönsten Gestöber durcheinanderrüttelte, schnell einen Er satz für die ausgefallene Geländeübung zu fin den; und so dauerte es auch nicht lange, bis sich zwei „feindliche" Parteien gebildet hatten. Im Sturmangriff mußte versucht werden, die andere Gruppe aus dem „Pavillon" hinauszuwerfen. Es war eine Freude, beobachten zu können, wie sich einzelne mit wahrlich indianerhaster Ge schmeidigkeit durch Gebüsch und dergleichen immer näher unbemerkt an den Gegner heran arbeiteten. Aber auch dort blieb man nicht müßig. Vorgeschobene Posten sowie Scheinstel lungen und -angriffe sollten die Angreifenden täuschen und ablenken. Jeder, der sich zu nahe heranwagte, wurde mit einem wahren Hagel von Schneebällen überschüttet, so daß es die meisten vorzogen, ihre Haut in die schützende Nähe von Vaumgruppen zu retten. Aber die Umzinge lung ließ sich nicht aufhalten. Immer enger und drohender zieht sich der Ring um die Verteidi gungsstellung zusammen. Da —, schon beginnt der Nahkampf. Einem Posten, der allzu sorg los in die Gegend gedöst hatte, ist der Rückweg verlegt worden. Im Handumdrehen wälzen stch drei, vier Körper auf dem schneebedeckten Nasen. Sofort versucht ein Teil der Belagerten einen Ausfall, um dem Bedrohten zu Hilfe zu eilen, aber — schon ku spät. Mit fanatischem „Kriegs geheul" bricht es aus den umliegenden Ge büschen hervor. Eine zeitlang wogt der Kampf hin und her; dann ertönt der Pfiff! Langsam lösen sich die Kämpfenden voneinander. Ihre Backen glühen, die Augen glänzen vor Begei sterung und das Wetter ist in diesen Augen blicken vergessen. Ja — wem hat es nicht ge fallen? Mag der Wind auch weiter sein Lied heulen, und fallen die nassen Flocken auch noch so dicht auf die übermütigen Gestalten: unter kriegen lassen sie sich nicht und erst recht nicht von den Launen des Wetters. Es sind eben Pimpfe und keine Muttersöhnchen, wer möchte nicht mit dabei sein? Senkrechte Buben Scheuen die Stuben, Lachen lieber dem Sturm ins Gesicht, Jauchzen entgegen, Strömendem Regen. Rechte Jungen — die fürchten sich nicht! Jungzng 2/27. Le«?. 6Lee-ak Der Jugendführer des Deutschen Reiches er nannte zum 20. April im Gebiet Sachsen Johannes Buttler zum Jungbannführer, im Obergau Sachsen Claire Anger, Adele Rich ter und Renate Schmidt zu Untergaufllhre- e'-r Während des letzten Jahres ist die Musik arbeit des Obergaues Sachsen in starkem Maße vorangetragen worden. In den Untergauen be stehen insgesamt 64 Sing- und 34 Jnstrumen- taleinheiten, die sich die Musikpflege als beson dere Aufgabe gestellt haben und gesonderten Dienst tun. Damit die Mädel in dieser Arbeit möglichst sicher und schnell vorwärts kamen, fan den in den llntergauen 20 Musikwochenendschu lungen statt. Ferner wurden zwei Musik tagungen des Obergaues in Dresden abgehal ten. Um die Anteilnahme der Bevölkerung an dieser wichtigen kulturellen Aufgabe des BDM. zu wecken, veranstaltete der Obergau im April 1937 eine Spielscharfahrt durch die sächsische Lausitz und führte mit 5000 Mädeln in 50 Grenzorten Grenzsingen durch. Dazu kamen noch 100 Marktsingen, 80 Eruppensingabende und offene Singen und 30 Liederabende in allen übrigen Orten Sachsens. Damit möglichst viele Mädel in den Besitz eigener Instrumente kommen, fand im ver gangenen Winter eine Jnstrumentensammlung statt, bei der 350 brauchbare Instrumente und 387 RM. in bar gesammelt werden konnte. Durch diese Spenden ist es nun vielen begabten Mädeln möglich geworden, auf einem eigenen Instrument besser und gründlicher üben und damit schneller vorwärts kommen zu können als bisher. Dadurch und durch die bereichsweise Musikschulung in den Untergauen sowie die In spektion durch die Obergau-Musikreferentin ist die Gewähr gegeben, daß die Musikarbeit im BDM. auch in diesem Jahr wieder ein großes Stück vorangetragen und damit den Erfolg des vergangenen Jahres übertreffen wird. Steigende Jugendstraffälligkeit in England kj? In der vergangenen Woche gab der englische Innenminister, Sir Samuel Hoare, Zahlen über die jugendlichen Rechtsbrecher be kannt, aus denen hervorgeht, daß die Gesamt zahl der Straffälligen in England von 43 224 im Jahre 1930 sich auf 57 227 im Jahre 1936 erhöht hat. Während die Straffälligkeitsziffern der Altersgruppen über 16 Jahre in den aus gewiesenen sieben Jahren nur wenig zugenom men haben, sind die Zahlen der Jugendlichen unter 16 Jahren außerordentlich gestiegen. Die Straffälligkeit der 14- bis 16jährigen erhöhte sich von 1930 bis 1936 von rund 4680 auf 7800; die Straffälligkeit der unter 14 Jahre alten Jugendlichen stieg noch sprunghafter von rund Unterrichtsmittel stößt in England immer noch auf Schwierigkeiten. Nach einem vor kurzem er schienenen Bericht bedienen sich erst höchsten» 11 v. H. aller englischen Schulen des Rundfunks zu Unterrichtszwecken. Sehr geschätzt und des wegen von Lehrern wie von Schülern bereit willigst ausgenommen werden solche Sendungen, die die Schule aus Mangel an Gelegenheit oder an Mitteln nicht zustandebringen kann. Das sind besonders musikalische Veranstaltungen erster Kräfte, die die musikalischen Bedürfnisse der Schule zu berücksichtigen wissen, und un mittelbar wirkende Reiseberichte von Expe ditionsteilnehmern oder z. B. von Fliegern. In dem Bericht heißt es, daß der Rundfunk auch für die Schule das kostbare Element der unmittelbaren Neuheit und der Überraschung in sich trägt, was auch pädagogisch sehr wichtig ist, weil der tägliche Ablauf des Schullebens darauf selbst kaum Rücksicht nimmt. Zentrale Führung der estnischen Jugend kj? Die estnische Negierung hat eine Ab änderung des Gesetzes über die Organisierung der Jugend verfügt, nach dem der Staatsver weser Schirmherr aller Jugendorganisationen ist. Der Kultusminister führt im Auftrage des Staatsverwesers die Organisierung der Jugend durch und richtet die Arbeit der Jugendver bände nach einheitlichen Grundsätzen aus. Die praktische Führung der Jugend liegt in der Hand des Oberbefehlshabers des Heeres. Der Kultusminister hat das Recht, Zusammenschlüsse einzelner Verbände im Interesse der einheit lichen Ausrichtung der Jugend zu fördern bezw. zu verhindern oder besondere der Jugendarbeit dienliche Einrichtungen ins Leben zu rufen. Alle Maßnahmen des Kulturministers auf diesem Gebiet bedürfen aber der ausdrücklichen Zustim mung des Staatsverwesers. Der Leiter der Jugendabteilung im Kultusministerium ist gleichzeitig Jugendsachbearbeiter des Oberbe fehlshabers des Heeres. In der Begründung dieser Gef'tzesverän- derung heißt es: „Um die Jugend im Sinne eines staatlichen Gemeinschaftsgefühls zu er ziehen, mutz sie in Disziplin und Ehrfurcht einem Führer Gefolgschaft leisten. Um in ihr die Liebe zur-Heimat und zum Staate zu wecken und sie mit den Gedanken der Staatsverteidigung ver traut zu machen, sollen die Jugendlichen schon in der Organisation dem Befehlshaber des Heeres unterstellt werden. Die Schaffung einer starken zentralen Führung ist notwendig, um schädliche Zersplitterungserscheinungen in der Jugendarbeit auszumerzen." Diese Gesetzes änderung verleiht weiter den estnischen Jugend organisationen den Charakter vormilitärischer Erziehung.