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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030624
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-24
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.06.1903
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an dm Reichskanzler. Es wird darin gebeten, bei dem Abschluß neuer Handelsverträge von der Er höhung der Lederzölle abzusehen, denn diese wäre für die Lederindustrie ohne Bedeutung, für die Schuhindustrie aber sehr schädlich. Thorn, 22. Juni. Der Kronprinz von Sachsen ist heute nacht hier eingetroffen und hat aus dem Artillerieschießplätze zu zweitägigem Aufenthalt Woh nung genommen, um al« kommandierender General de« 12. Armeekorps mit dem gestern angekommenen Prinzen Joachim Albrecht von Preußen de.i Prüf ungen zum Kaiserpreisschießen der Garde-Fuß artillerie-Regiment» und de» 4. Fußarttllerte-Negt- ment« beizuwohnen. England. — Somaliland wird für die Engländer immer mehr zum zweiten Südafrika. Das sehen sie jetzt selbst ein, wie nachfolgende Meldung de« Neuterschen Bureau« die ein energischeres Vorgehen gegen die Somali« verrät, zeigt: Generalmajor Egerton, ein Offizier, der sich in den Grenzkriegen in Indien ausgezeichnet hat, wurde zum Führer der Somaliland-Expedition ernannt. Da« 27. Pundjab-Rcgiment und 500 Mann berittene Soldaten, zur Hälfte Engländer und zur Hälfte Eingeborene, haben Befehl erhalten, sofort nach Somaliland abzugehen. Weitere Truppen werden bereitgehalten. Schweden. — Die deutsch-schwedische Vereinbarung, durch welche die althistorischen, durch den Vertrag von Malmö 1803 begründeten Rechte Schwedens an der Stadt Wi«mar nebst Zubehör für definitv er loschen erklärt werden, ist von den beiderseitigen Bevollmächtigten in Stockholm unterzeichnet worden. OertNches «nd Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 23. Juni. * — Zum Johannistag. Die Feier des Johannistages, 24. Juni, ist je nach der Gegend eine sehr verschiedene. In Schweden und Nor wegen, in England und Schottland, in den Nieder landen, bei den Friesen, Holsteinern und fast in allen Gegenden Norddeutschlands ist das Johannis fest ein Freudenfest, wo dem wiedergekehrten Sommer, als den Spender der Früchte und des Segens, gehuldigt wird. Bei uns in Sachsen und in Thüringen hat der Johannistag noch eine andere Bedeutung. Hier erweckt er das Gedenken an die Heimgegangenen Lieben, und die weihevollen Heim- stätten der Toten, die stillen Friedhöfe, werden reich mit Blumen geschmückt. Es ist eine pietätvolle Sitte, die Hunderte von treuen Händen zu einer Zeit üben, wo der Blumenschmuck in Feld und Gärten der größte des Jahres ist, und wie die Blumen, die man auf das Grab legt, baldigst ver welken, so soll auch der Mensch eingedenk sein, daß die Jahre und mit ihnen sein Leben dahinrauschen, um einst auch dem gleichen Schicksal zu verfallen, wie jene teuren Lieben, deren er heute gedenkt. Der Kampf ums Dasein hat mit der Zeit viele der symbolischen Gebräuche verwischt und auch der Johannistag wird von der Masse der Menschen nicht mehr in der Weise gefeiert, wie dies früher der Fall war. Aber in tausenden von liebevollen Herzen erklingt heute doch wieder eine Stimme, die daran mahnt, daß man etwas Liebes vor Zeiten verlor und wir der Verlorenen in Liebe gedenken, derer wir auch heute nicht vergessen. So ist die stille Weise des Johannistages eine stille schöne Ueberlieferung geworden, die^ sich in christlicher Ge- sinnung herausgebildet hat aus den Anschauungen der Vorzeit und vorzeitlichen Gebräuchen, die sich aber nicht schöner betätigen konnte als in der Weise, wie eS eben heute noch mit der Schmückung der Gräber geschieht. * — Amtliches Wahlresultat. Am Sonn abend mittags 12 Uhr wurde durch den König!. Wahlkommissar, Herrn Amtshauptmann Ebmeier, das Resultat der Reichstagswahl im 17. sächs. Wahlkreise amtlich festgestellt. Abgegebene gültige Stimmen: 25 792. Davon entfielen aus Dr. Rum pelt 7392, auf Auer 18 349 Stimmen. Zersplittert waren 51 Stimmen. * — Der Rosenverein feiert am 12. und 13. Juli d. I. sein 30jähriges Jubiläumsfest mit Ausstellung in den prachtvollen Räumen des Logen hauses. Anläßlich dieses soll sich die Rosen-Äus- stellung zu einer besonders reichhaltigen gestalten. Die Konzerte werden diesmal an beiden Tagen von dem Musikchor des 11. Inf.-Reg. Nr. 139 unter persönlicher Leitung des Stabshoboisten Herrn Hachenberger gespielt. * —Ntcdercrzgebtrgischc Prcdigcrkonfercnz. Die diesjährige Zusammenkunft der .Niedererzge- birgischen Predigerkonferenzen", die am 1. Juli vormittags 11 Ühr im hiesigen Gewerbehause statt finden wird, dürfte schon deshalb einer besonders zahlreichen Teilnahme sich erfreuen, als Professor O. Jhmels aus Leipzig den Vortrag über „Gesetz und Evangelium" übernommen hat. Nach ihm wird Pfarrer Vogel aus Lugau die Frage be handeln : „Wie kann das Verständnis für Kirchen- zucht in den Gemeinden gefördert werden?" Alle Freunde der Kirche, auch nichl geistlichen Standes, sind zur Teilnahme an der Konferenz eingeladen. * — Auf unseren beiden Friedhöfen herrscht jetzt in den zeitigen Abendstunden ein reges Leben; überall sind Männer und Frauen tätig, um die Gräber für den morgigen Gedenktag an liebe und teure Entschlafene zu säubern und zu schmücken. * — Die zweite Junihälftc bringt uns drei besondere Tage: am 24. den Johannis-, am 27. den Siebenschläfer- und am 29. den Peter- und Paulstag. Der Vorabend des Johanmsfestes gilt in vielen Gegenden wie der 1. Mai als Hexen sabbath, an dem man Zauber- und Heilkräuter pflücken muß. So will es der Aberglaube, der ferner meint, unter den Feld- und Gartenfrüchten werde großer Schaden angerichtet werden, wenn es am 24. Juni regne. Eine nicht minder üble Vorbedeutung soll der Regen am Siebenschläfertag haben; es soll dann sieben Wochen lang regnen. Dagegen besagt eine alte Bauernregel: „Peter Paul klar, bringt ein gutes Jahr." Die Zukunft muß es ausweisen. Der eigentliche Sommer hat nunmehr begonnen, wenigstens nach dem Kalender; in Wirklichkeit merken wir aber noch recht wenig davon. Es fehlt die Sonne. Ob der heurige Sommer besser werden wird als der vorjährige, der in des Wortes schlimmster Bedeutung zu Wasser wurde? Der Wetterprophet Falb stellt zwar einen schönen Juli und August in Aussicht; wir sind indes in Bezug auf diese Voraussage nicht mehr so leichtgläubig wie früher, der wiederholte „Rein fall" hat uns kritischer gemacht. Jedoch bleibt uns auch hier nichts anderes übrig, als hoffen und harren. * — Bei dem Kaiser-Manöver wird während der beiden ersten Tage, an denen der kriegsmäßige Aufmarsch der beiden sächsischen Armeekorps an der nordwestlichen Grenze des Landes stattfindet, der General der Infanterie, v. Treitschke, der kom mandierende General des 19. (2. sächsischen) Ar meekorps, den Befehl über die beiden sächsischen Korps führen. Am zweiten Tage schon dürfte es zu Zusammenstößen mit den Vortruppen der in der Gegend von Merseburg versammelten beiden preußischen Armeekorps kommen Am 3. Manöver tage wird der Kaiser den Oberbefehl über die zwei sächsischen Armeekorps übernehmen, die am 4. Tage, durch ein preußisches Armeekorps verstärkt, zum Angriff auf das den Gegner markierende preußische Armeekorps vorgehen werden. — Am 5. Septem ber, abends 6 Uhr, findet im Leipziger Palmen garten Königliche Paradetafel zu 300 Gedecken statt, an welcher auch der Kaiser teilnimmt. Nach ihrer Beendigung erfolgt Cercle, darauf wird sich der Kaiser mit dem König von Sachsen und den übrigen Fürstlichkeiten nach der oberen Terrasse be- geben, um hier die Serenade und den Zapfenstreich anzuhören, den die gesamten Musikkorps des 19. (2. sächsischen) Armeekorps, einschließlich der Spiel leute und Trommlerzüge, im ganzen 1000 Aus führende, bringen werden. Abends 9 Uhr werden die Majestäten den Palmengarten wieder verlassen. * — Der Reichsanzciger warnt wiederholt vor dem „Patentbureau" Dewitz Morri« 8r Co. in London. Der Hauplinhaber Walter Dewitz wirk von der Staatsanwaltschaft in Bremen wegen be trügerischen Bankrotts verfolgt. * — Zur Warnung. Trotz des Verbots der giftigen Farben bei der Anfertigung bunten Spiel zeugs sollte man doch stets vermeiden, kleinen Kindern gefärbte Spielsachen in die Hand zu geben. So wird aus Schöneberg berichtet: Die Frau eines Beamten hatte für ihr 1'/,jähriges Söhnchen von einem Straßenhändler einen rotangestrichenen Springaffen gekauft, den der Kleine nach Kinder art in den Mund steckte. Die rote Farbe war gifthaltig, denn am Abend schwollen dem Kinde Zunge und Gesicht dergestalt an, daß der unglück liche Knabe, der nicht mehr imstande war, Nahrung aufzunehmen, in die Klinik gebracht werden mußte. — Gerade bei derartigen Sachen, die vielfach in der Hausindustrie hergestellt werden und so gut wie gar keiner Kontrolle unterliegen, sollte man besonders vorsichtig sein, zumal wenn sie von einem unbekannten herumziehenden Händler angeboten werden. * — Die deutsche Burenzcntr ale iu München hat sich aufgelöst und versendet ihren Schlußbericht. Von Oktober 1902 bis Juni 1903 waren über 46 600 M. zu verfügen, die nach Südafrika ge sandt wurden. Nach zuverlässigen Nachrichten sei auch dieses Jahr die Not dort noch groß. Ihren Vertrauensmännern, den Mitarbeitern und über 6000 Spendern nah und fern ruft die Zentrale ein herzliches „Vergelt's Gott!" und „Lebewohl" zu. Sie kann allen die Versicherung geben, daß manch tüchtigem Menschen und besonders vielen schuld- und hilfslosen Familien in wirksamster Weise geholfen wurde. * — Die Epargelsaison geht mit dem Monat Juni zu Ende. Um die JohanniSzeit hört in der Regel daS Stechen deS frischen Spargels auf. Kurze Zeit danach erscheint aber dann schon der Büchsen- spargcl aus dem Markie, der dann anhält bis zum frischen Spargel im künftigen Frühjahre. Die Saison deS frischen Spargels hat übrigens Heuer einige Wochen länger gedauert al« in anderen Jahren. DaS zeitige Frühjahr hat auch in dieser Beziehung eine günstige Wirkung auSgeübt. * Oelsnitz. 21. Juni. Nach der gestern durch den König!. Wahlkommissar, Herrn Amlshaupt- mannDr. Hallbauer-Chemnitz vorgenommenen amt lichen Zusammenstellung des Ergebnisses der am 16. dieses Monats im 19. sächsischen Reichstags- Wahlkreise stattgefundenen Wahl sind von 29 690 abgegebenen gültigen Stimmen 20 096 Stimmen aus Redakteur Herman Goldstein in Zwickau, 9246 Stimmen auf Bergarbeiter Eduard Hänel in Oels nitz i. E., 291 Stimmen auf Schriftsteller Friedrich Naumann in Schöneberg bei Berlin und 43 Stimmen auf Justizrat Tr. Porsch in Breslau gefallen. 14 Summen waren zersplittert. * Dresden, 22. Juni. Die hiesige Kriminal polizei hat einen internationalen Hochstapler und Heiratsschwindler festgenommen, der schon mehrere Jahre lang in Europa und Amerika unter dem Namen Baron von Focke gelebt und auf Grund dieser adeligen Prädikate und seines gewandten sicheren Auftretens in die besten Gesellschaftskreise Eingang gefunden hat, obwohl er im In- und Auslande wegen Betruges, Wechselfälschung teils schon bestraft ist, teils noch verfolgt wird. Der richtige Name des Mannes, der übrigens mit zwei Amerikanerinnen in Doppelehe lebt, ist Georg Alexander Focke aus Budapest, * Dresden, 22. Juni. Auf dem äußeren Fried- Hose in Vorstadt Plauen fand gestern nachmittag 4 Uhr die Beerdigung des 16jährigen Fritz Schu barth statt, der am Sonnabend vor 8 Tagen das Opfer eines Raubmörders wurde. Zu Hunderten standen und drängten sich vor den Friedhofstoren die Neugierigen und versuchten Einlaß zu erlangen, doch blieb der Kirchhof polizeilich abgesperrt. Eine Menge Leidtragender hat'e sich vor der Halle mit Palmen und Blumen eingefunden. Kurz vor dem letzten Gange erschienen die Herren Baumeister Ge brüder Fichtner mit den Arbeitskollegen des Er mordeten, sie überbrachten als letztes Liebeszeichen eine prächtige Fächerpalme. Dann kamen die be klagenswerten Eltern, die Mutter vollständig ge brochen, wie geistesabwesend wankte sie nach der Halle, wo der Stolz des mütterlichen Herzen <, von ruchloser Mörderhc id erwürgt, lag. Sie weilten mit ihren beiden Kindern längere Zeit allein bei dem Sarge. Dann bildete sich der lange Kondukt. Am offenen Grabe hielt Pastor Steinbach von der Auferstehungskirche die Grabrede auf Grund des Schriftwor'es „Des Herrn Wege sind eitel Güte und Wahrheit Denen, die seinen Bund und Zeug nis halten". Der Geistliche wies auf die 8tägigen schweren Leiden der armen Eltern hin, da der Sohn verschollen blieb und böser Leute Mund dem jungen Manne das Schlimmste nachsagte. Aber der Eltern glaube an ihr wohlerzogenes Kind habe sie nicht ge täuscht. Zugleich mit der fürchterlichen Gewißheit, daß ihr Sohn das Opfer eines geldgierigen Mörders ge worden war, erhielten sie auch die tröstende Genug tuung, daß ihr Kind schuld- und fleckenlos aus diesem Leben gegangen sei. An demselben Tage, an dem vor 5 Jahren die bedauernswerten Eltern die erwach sene Tochter durch den Tod verloren, erhielten sie Kunde von dem entsetzlichen Ende ihres Sohnes, den nun mit der Schwester derselbe Hügel deckt. Mit der Mahnung, nicht zu richten, sondern Gott das Rächeramt zu überlassen, schloß der geist liche Redner. * Leipzig, 21. Juni. Der Maschinenfabnkant Johann Heinrich Rantzsch in Leipzig-Neuschönefeld ist gestern durch Abrutschen einer Leiter beim Schließen eines Dachfensters in seinem Grundstück Täubchenweg 48 vier Stock hoch in das Treppen haus abgestürzt und auf der Stelle verstorben. * Zwickau, 22. Juni. Zu der Exhumation und Sektion eines Leichnams männlichen Geschlechts auf hiesigem Friedhöfe, von der wir in unserer letzten Nummer berichteten, teilt die „Zw. Ztg." mit, daß cs sich um den am 28 Ma: d. I. mit Tod abgegangenen 72jährigen Maschinenwärter Karl Gottlob Schällig handelte. Es ist angeblich der Verdacht entstanden, daß derselbe keines natür lichen Todes gestorben, sondern, daß ihm von Seiten eines Angehörigen Gift beigebracht worden sei. Dem Vernehmen nach hat aber die Sektion nicht den geringsten Anhalt für solchen Verdacht ergeben, vielmehr ist durch sie zur Gewißheit ge morden, daß kein Verbrechen vorliegt. * Hartenstein, 23. Juni. Ueber das gestern gemeldete Brandunglück wird noch folgendes be richtet: Feueralarm erschallte in der Nacht zum Sonntag. Es brannte in dem im 16. Jahrhundert erbauten, eine historische Stätte unserer Stadt bildenden, am Markte gelegenen Gasthaus zum goldenen Lamm. In kurzer Zeit sprang das Feuer auf das benachbarte Geschäftshaus der Apotheke über und griff später auch das an der Langegasse gelegene Haus des Fleischermeisters Müller. Als sich das Feuer auch auf das Wohnhaus des Schniltwarenhändlers Epperlein ausdehnte, bestand eine große Gefahr für die ganze linke Seite der Langegasse. Nachdem bereits nach auswärts tele graphisch um Hilfe gebeten worden war, trafen in kurzer Zeit Löschmannschaften zur Hilfeleistung ein. Trotz der umfassendsten Löschmaßregeln brannten die vier Gebäude vollständig nieder. Besondere Aufmerksamkeit mußte auf den zur Apotheke ge hörigen Arbeitsraum verwendet werden, da eine Explosion der darin ausbewahrten Stoffe leicht einen unabsehbaren Schaden hätte anrichten können. Das zur Apotheke gehörige Wohnhaus blieb vom Feuer verschont. Vom Geschäftshaus stehen nur noch die Mauern bis zum Dach, während innen alles ausgebrannt ist. Mannschaften der Feuer wehr waren gestern noch damit beschäftigt, die gefahrdrohende Giebelmauer zum Einsturz zu bringen. Von den übrigen drei Grundstücken stehen nur noch die Mauern und das Erdgeschoß. Die Bewohner der vier niedergebrannten Wohngebäude hatten bis auf drei Familien versichert. Ein nichl unbedeutender Teil der Einrichtungsgeaenstände ist gerettet worden. Tie Ursache des Brandes ist noch nicht festgestellt; es besteht jedoch der Verdacht, daß das Feuer durch Brandstiftung verursacht worden ist. * Plauen i. B, 22. Juni. In vergangener Nacht ist ein Bierfahrer der Firma Riebeck ä Co. zwei Stock hoch aus einem Stallgebäude in der Lohmühlenanlage cbgestürzt und hat sich dabei sehr schwer verletzt. Er hat das rechte Bein zweimal, sowie die Kniefchneibe und den Unterkiefer gebrocheu und wahrscheinlech auch eine Gehirnerschütterung erlitten. ' Döleln, 22. Juni. Anläßlich seines 25;äh- rigen Geschäftsjubiläums stiftete Metallwarensab- rikant Thümmler in Döbeln für seine 600 Ar beiter 30 000 Mk. als Grundstock für einen Unler stützungsfonds und führte 9stündige Arbeitszeit ein. Für das Kontorpersonal errichtete Herr Thümmler eine Jnvaliditäts- und Pensionskasse. * Roßwein, 22. Juni. In einer hiesigen F brik fiel eine Türe um und traf den 79 Jahre allen Tuchmacher Julius Bog. Hierbei erlitt die ser Verletzungen, an denen er gestern abend ver storben ist. * Frankenberg Während der beginnenden Reife des Beeren- und Kernobstes können manche Kinder nicht der Begierde widerstehen, noch unreife Früchte zu verzehren. Im benachbarten Sachsen burg wurden am Mittwoch nach dem Genüsse un reifen Obstes die beiden Kinder des Straßenarbeiters Meier — ein Mädchen im 5. und ein Knabe im 4. Lebensjahre — von Brechdurchfall befallen und nach wenigen Stunden gualvollen Leidens waren beide Kinder eine Beute des Todes. Lausigk, 22. Juni. Die jetzt im Glastener Walde in Menge gepflückten Heidelbeeren werden mit 25—30 Pf. das Liter bezahlt. Großbothen. Hier gewann ein junges Mädchen in der Lotterie des Völkerschlacht-Denkmals auf Nr. 139 852 einen Betrag von 10 000 Mark. * Geringswalde, 21. Juni. Am Mittwoch abend schnitt sich (man sagt, in religiösem Wahn sinn) der 24jährige ledige Sohn des Pferdeschläch ters Sander den Hals bis auf die Speiseröhre durch. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und lebt noch. * Lauf«. Eine 6 Meter lange Roa eonstriotor war am Donnerstag in Lausa aus dem Wagen eines Schaubudenbesitzers entkommen und hatte es sich in der Hundehütte einer Villa bequem gemacht zum nicht geringen Schrecken des berechtigten Be wohners dieser Hütte, den sie vertrieben und dem sie mit aufgesperrten Rachen den Wiedereintritt verwehrte. Nur mit größter Anstrengung gelang es mehreren handfesten Männern und dem Schau budenbesitzer, die Entflohene einzufangen, wobei einer der Männer, dem sich die Schlange zweimal um den Leib legte, in Gefahr kam, erdrückt zu werden. Schöffengerichtssitzung vom 23. Juni 1903. Vorsitzender: Herr Amtsgerichtsrat Käßberg. Schöffen: die Herren Materialwarenhändler Franz hier und Gemeindevorstand Bochmann in Langenberg. Die erste Strafsache richtete sich gegen den Gastwirt Ernst Böhmer aus Oberlungwitz. Er wird beschuldigt, am 2. Juli 1902 dem Steuer aufseher Drechsler aus Hohenstein-Ernstthal sieben Flaschen Schaumwein als halbe Flaschen bezeichnet, sowie eine achte Flasche garnicht angegeben zu haben, wodurch er sich der Schaumweinsteuerhint^r- ziehung schuldig gemacht hat. Böhmer ist geständig und verurteilte ihn das Schöffengericht zu 30 Mk. Geldstrafe. Auch wurde auf Einziehung der betr. acht Flaschen Schaumwein erkannt. Hierauf erscheint der bereits mehrfach vor bestrafte domizillose Strumpfwirker Hermann Uhlig auf der Anklagebank. Ihm wird zur Last gelegt, am 23. April d. I. den Schulknaben Karl Bartel dadurch körperlich mißhandelt zu haben, daß er ihm einen Stock an den Kopf warf, wodurch der Knabe eine Beule oberhalb des rechten Auges da vontrug. Uhlig befand sich mit einem Gefährten auf der Nutzunger Straße. Beide waren in an getrunkenem Zustande. Uni nun die sich hinter ihnen angesammelten Kinder abzuwehren, schlug Uhlig mit dem Stocke mehrmals um sich, wobei ihm der Stock aus der Hand fuhr und den ge nannten Knaben traf. Angeklagter will sich auf den Vorgang nicht mehr recht entsinnen können und gibt an, daß der Tat keine böswillige Absicht zugrunde gelegen habe. Das Schöffengericht sprach den Angeklagten frei, da die Körperverletzung nicht auf eine vorsätzliche zurückzuführen sei. Alsdann kommt die gegen den Hausbesitzer A. S. anhängig gemachte Klagsache wegen Be leidigung zur Verhandlung. S. soll vor einiger Zeit in hiesigen Lokalen öffentlich erzählt haben, daß auf eine städtische Rechnung ein Mehrbetrag geschrieben worden wäre. Darin wurde eine Be leidigung gegen den Herrn Stadtbaumeister Matzinger erblickt und verurteilte das Schöffen gericht heute den Angeklagten nach 8 186 des R.-St.-G. zu 50 Mark Geldstrafe. In der Privatklagesache Schl, wider H. wird die Restaurateursfrau M. H. von hier beschuldigt, die Frau des Bäckermeisters A. Schl, beleidigt zu haben, indem sie. hinter deren Rücken üble Reden gebrauchte, welche geeignei waren, Frau Schl, in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Da vor dem Friedensrichter keine Einigung der Par teien zu erzielen gewesen war, erfolgte heute auf Grund der Zeugenaussagen die Verurteilung der Frau H. wegen Beleidigung in zwei Fällen zu je 10 Mark Geldstrafe und Tragung der Kosten. Gerichtssaal. 8 Eine Doppelehe führte dec Handarbeiter Robert Ehregott Meyer aus Döbeln. Obgleich ver heiratet und mehrfacher Familienvater, schloß er mit der Zigarrenarbeitenn Ida Selma Meyer verwitwet gewesene Schönewald geborene Huscher aus Leipzig eine zweite Ehe. Von dem Vorhandensein der ersten Frau hatte die zweite Kenntnis. Sie wurde vom Landgericht Dresden zu 6 Monaten, der unrecht mäßige Ehemann zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. 8 Ein zwölfjähriger Räuber erschien gestern in der Person des Scyulknaben Max Karl Thiele aus Großenhain vor der 6. Strafkammer des Kö niglichen Landgerichts zu Dresden, um sich wegen Straßenraubes zu verantworten. Die Verhandlung entrollte ein trübes Bild von der sittlichen und mo ralischen Verkommenheit des kleinen, soeben erst 12 Jahre alt gewordenen Burschen. Aus guter Familie stammend, dabei geistig hoch entwickelt, wie seine Lehrer bekunden, machte er schon in frühester Ju gendzeit zahllose dumme Streiche, wegen derer er schließlich der Anstalt Moritzburg zur Besserung überwiesen werden mußte. Am 20. März ds«. I. verließ er die Moritzburger Anstalt, leider unge- besscrt, und schon am folgenden Tage beging das Bürschchen den Straßenraub. Auf belebter Straße in Großenhain übersiel er in Gemeinschaft mit einem anderen, noch nicht strasmündigen Knaben einen daherkommenden Jungen, der in der Hand einen Korb trug, in dem sich ein Portemonnaie mit 24 Psg. befand. In barschem Tone verlangte der jugendliche Räuber die Herausgabe de« Geldtäsch- chens. Der Uebersallene wurde dann von hinten am Halse angesaßt und zu Boden gerissen. Der Räuber entriß dem bestürzten und laut um Hilfe schreienden Kurde da- Portemonnaie und teilte sich den Inhalt derselben mit seinem jugendlichen Komplizen. Der Gerichtshof verurteilte den Straßen ränder zu 3 Monaten Gefängnis. 8 Eine geheimnisvolle Erbschlcicheraffäre beschäftigt gegenwärtig die König!. Staatsanwalt schaft Berlin. Es handelt sich um die junge Witwe des Geheimen Kommerzienrats v. Zimmermann, Berlin ^V., Lennöstraße 8 (des Stifters der v. Zimmermannschen Naturheilanstalt und Ehrenbürger der Stadt Chemnitz), die mit dem auch in ersten
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