Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030617
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-17
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.06.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sucht. Von der schauerlichen Tat war zu dieser Zeit noch nichts bekannt. Am Freitag wurde der Händler Rößler von dem Kriminalschutzmann Bach von dem Verdachte, der gegen Kamprath vorliegt, unterrichtet, und als am Sonnabend nachmittag der Mörder nochmals in den Hohlweg kam, um bei einem dort wohnenden Altwarenhändler eine Uhr, wahrscheinlich die geraubte, zu verkaufen, ließ Rößler, welcher den Mörder wieder erkannt hatte, die Polizei benachrichtigen, und bald daraus konnte der gefährliche Mensch auf der Burgstraße durch zwei Schutzleute festgenommen werden. Kamprath ist erst vor kurzem aus der Strafanstalt Hoheneck entlassen worden, wo er wegen Brandstiftung und anderer Vergehen eine vierjährige Strafe verbüßt hat. Waffen wurden bei dem Mörder nicht ge funden, und seine Barschaft betrug 63 Pfennige. — Gestern wurde der Verbrecher an das Landge richtsgefängnis zu Chemnitz abgeliefert. Bei seiner Vernehmung hat Kamprath des näheren noch ange geben, er sei in der Mordnacht gegen 12 Uhr in das H""s Müllers in Maffanei, wo er bis 1897 gedient hat, durch ein Fenster eingestiegen und durch ein Fenster nach der anderen Seite in den Hof Müllers gelangt. Dort hat er sich in einem Schuppen ein Beil geholt und ist mit diesem in das Schlafgemach Müllers eingedrungen und hat diesen, während er schlief, erschlagen. Dabei soll die Langhof wach geworden sein und gefragt haben, wer da sei. Kurz entschlossen ist Kamprat mit dem Beile in das Schlafzimmer der Langhof ge gangen und hat diese im Bett sitzend angetroffen. Sie soll aus Furcht gewimmert haben, und Kamp rath hat sie seiner Angabe nach mit einem einzigen Schlage mit dem Beil gegen den Kopf getötet. Sowohl bei Müller, als auch bei der Langhof hat ein Kind geschlafen, die von dem Vorgänge nichts gemerkt haben. Hierauf hat Kamprath die Räume nach Geld durchsucht. Er gibt zu, bei Müller ein Zwanziamarkstück und eine Uhr und bei der Lang hof ein Zweimarkstück und eine Uhr geraubt zu haben. Auch eine Brieftasche, ein Portemonnaie und ein Paar ziemlich neue Stiefeletten hat er bei Müller mit fortgenommen. Diese Gegenstände, so wie eine der beiden geraubten Uhren sind in seinem Besitze vorgefunden worden. Den Aussagen Kamp raths nach scheint auch Rache gegen Müller und die Langhof als Motiv mit in Frage zu kommen, weil er seinerzeit auf Betreiben der Langhof von Müller aus dem Dienste geschickt worden sei. * Cossebaude. Um Gotte« Wort zu hören im herrlichen Dome der Natur, pilgerten am Sonn tag Tausende von Andächtigen nach dem Park der Verschönerung«verein«, wo bei günstiger Witterung der diesjährige Waldgotterdienst abgehalten wurde. Herr Pastor Wendler-Cosiebaude legte seiner Predigt, die durch Posaunenvorträge de« Christlichen Verein« junger Männer in Dresden unk de« Posaunenchor« zu Kötzschenbroda, sowie durch Gesang«darbietungen de« Mannergesangverein« „Harmonie" umrahmt wurde, den Bibeltext aus der Apostelgeschichte Kapitel 2, Ner« 42 bi« 47 zu Grunde. * Olbernhau. Vom Blitz erschlagen wurde in Reuhaselbach die Witwe Wagner, während sie sich in ihrer Wohnstube befand. Der durch den Blitzstrahl verursachte Brand wurde noch im Ent stehen gelöscht. Gerichtssaal. 8 DllS Landgericht Zwickau hat den Treib- riemenfabrikanten Philipp ans Niederschlema wegen widerrechtlicher Benutzung eines geschützten Waren zeichens zu 200 Mk. Geldstrafe verurteilt. 8 Bestrafter Baumfrevler. In strenger Weise gehen jetzt die Gerichte gegen Baumfrevler vor. So wurde dieser Tage vom Frankenberger Schöffengerichte ein junger Mensch, der in ange trunkenem Zustande einige auf der Landstraße in Gunnersdorf angepflanzte Obstbäume vorsätzlich mit einem scharfgeschliffenen Beile, wenn auch nicht in erheblichem Grade, beschädigt hatte, zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt. 8 Ein Majestätsbelcidigungsprozeß fand am Freitag in Kiel seinen Abschluß. Die dortige Strafkammer verurteilte den sozialdemokratischen Redakteur Rindfleisch wegen Majestätsbeleidigung durch Veröffentlichung des Artikels „Entkleideter König" in der Kieler „Volkszeitung" zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monaten. 8 Das Schwurgericht in Prenzlau (Ucker- mark) verurteilte nach dem B. T. den früheren Pastor der Parochie Wollin, Ziemer, wegen großer Unter schlagungen und schwerer Urkundenfälschung zu zwei Jahren und einem Monat Zuchthaus. Mildernde Umstände waren ihm versagt worden. Kleine Chronik. * Berlin, 15. Juni. Der von hier geflüchtete Kurpfuscher Nardenkötter ist jetzt von der Londoner Behörde ausgeliefert worden und in Berlin ange kommen, wo er die ihm zudiktierten 3 Jahre Ge fängnis absitzen muß. * Berlin, 15 Juni. DaS Befinden des an Pest erkrankten Krankenwärters Marggraf ist durch aus günstig, sein Leben nicht mehr in Gefahr und eS ist begründete Aussicht vorhanden, daß er schon in kurzer Zeit als geheilt aus der Krankende- Handlung entlassen werden kann. Sein Schleim- auSwurf ist abermals untersucht und jetzt bockterien- frei befunden worden. Darum wurde auch die Serumbehandlung eingestellt. Weitere Erkrankungen sind unter den Isolierten nicht vorgekommen. * Weißenfels, 15. Juni. Unter dem Verdacht, seine auf dem Boden des Gehöfis erhängt aufgefundene junge Frau umgebracht zu haben, wurde der Landwirt Rex im nahen Webau in Untersuchungshaft genommen. * Zeitz, 15. Juni. Von einem wütenden Stier getötet wurde der Ockonom Lorenz in Tanna bei Kayna. Dos Tier stieß den Mann mit den Hörnern an die Wand, sodaß ihm der Unterkiefer zertrümmert und die inneren Organe zerquetscht wurden. Der Tod trat nach wenigen Stunden ein. * Mühlberg a. d. Elbe, 14. Juni. Der Schiffseigner Friedrich Busse jun. von hier, dessen Fahrzeug im Hamburger Hafen Stückgüter verladet, wurde hierbei von einem schweren Fasse erschlagen. * Frankfurt a M, 15. Juni. Die „Frkft. Ztg." meldet aus Egenroth im UntertaunuS . Als gestern abend der Förster Jung sich auf einem Pürschgange befand, wurde plötzlich auS größerer Entfernung von einem Wilderer ein Schuß auf ihn abgegeben, der ihn in die Waden traf. Der Förster, der den Wilderer im Anschlag erblickte, erschoß darauf diesen. Während er sich zu dem Gefallenen begab, stürzten aus dem Dickicht zwei Genossen desselben auf ihn und ergriffen den Förster. Bisher fehlt von den Tätern und dem Förster jegliche Spur. * Köln, 15. Juni. In verflossener Nacht wurde gegen den Schnellzug Paris—Köln bei FejignieS, Belgien, ein verbrecherischer Anschlag verübt. Der Bahnwärter fand auf dem Gleise zwei Schienen- stücke und unweit davon mehrere Schienen loSge- schraubt und seitlich verschoben. Dem Bahnwärter gelang eS, den Schnellzug durch Signale reichtzeitiq zum Halten zu bringen, wodurch großes Unglück in letzter Minute verhindert wurde. * Wattenschcidt, 15. Juni. Auf der Zeche „Holland" stürzten, der „Wattenscheidter Zeitung" zufolge, infolge Seilbruchs 1 Maschinenmeister, 1 Elektrotechniker und 1 Schlosser mit einem ArbeitS- kübel ab, in welchem sie sich von dem 6. zum 7. Stollen begeben wollten. Die Verunglückten ge rieten in einen Sumpf und erstickten. Bisher sind 2 Leichen geborgen. * Tilfit, 14. Juni. In dem umfangreichen Betrugsprozeß gegen den Holzhändler A. Bernstein wurde in letzter Nacht das Urteil verkündet. Bern stein erhielt wegen Untreue in 5 Fällen eine Strafe von 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis. Jahre sind durch erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erklärt. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Frau Bernstein wurde freigesprochen. * Kiel, 15. Juni. Nach Unterschlagung von Postgeldern erschoß sich an Bord der „Nymphe" ein alsOrdonnanz kommandierter einjähriger Matrose. * Limburg, 15. Juni. Bei dem Orte Malwe- neich rannte gestern nachmittag ein mit 5 Personen besetztes Automobil in rasendem Tempo bei einer Straßenkrümmung gegen eine Telegrophenstange. Die Insassen stürzten heraus; 4 wurden leicht ver letzt. Der Chauffeur erlitt so schwere Verletzungen, daß er innerhalb einer Stunde starb. Das Automobil war auf dem Wege von Berlin nach Frankfurt. * Grulich, 15. Juni. Der Kaplan Harolschek wurde hier während einer Prozession verhaftet unter dem Verdacht, sich an Schulkindern vergriffen zu haben. * London, 12. Juni. In der letzten Nackt brach in einer Brennerei in Greenock (Schottland) ein Feuer aus, bei dem 7 Personen umS Leben kamen und mehrere verletzt wurden. Eine große Menge Vorräte brannte nieder. 400 Matrosen des Kriegs schiffes „Benbow" leisteten bei den Löschungsarbeiten Hilfe. Der Schaden wird auf 120 000 Pfund Sterling geschätzt. * Aus Marburg in Steiermark bringt ein Telegramm die sensationelle Meldung, daß der Haupt mann Kanz vom 47. Infanterieregiment, der mit seiner Kompagnie gegen die aufrührerischen Bauern zu operieren hatte, während er „Feuer I" kommandierte, von rückwärts von seinen eigenen Leuten erschossen worden ist. Man glaubt, daß es sich um den Rache akt eines Soldaten handelt, da der Hauptmann als sehr strenger Offizier galt. * Warschau, 15. Juni. Gestern stürzte am Alexanderplatz ein massives Wohngebäude ein. Bis jetzt sind 19 Tote aus den Trümmern hervorge zogen worden. Es werden noch bedeutend mehr Menschen, die im Hause wohnten, vermißt. Zunächst sind die Leichen der Bewohner der oberen Stock werke geborgen worden. Die Zahl der Verun glückten wird auf 30 bis 40 geschätzt, die wohl alle hr Leben eingebüßt haben dürften. * Marseille, 15. Juni. Ein Ballon, welcher vorgestern mit den Luftschiffern Latruffe und Chamer und Fräulein Naldin aufstieg, wurde vom Winde nach dem Meere getrieben und ist seitdem ver schwunden. Man befürchtet, daß seine Insassen um- gekommen sind. * Malaga, 15. Juni. Auf dem englischen Kreuzer „Good Hope", welcher in der Nähe der Meerenge von Gibraltar Uebungen vornahm, ex- plodierte ein Torpedo im Balancicrrohre. Dabei wurden 4 Matrosen getötet und 20 verwundet. Nach Ausschiffung der Toten und Verwundeten setzte der Kreuzer seine Uebungen fort. Die Ur sache der Explosion ist unbekannt. Handels-Nachrichten. »torUn, 15. Juni. tWechsel-LourS.) vaub- Mnoont Marl Amsterdam » 8 T 168,60 6 per 100 fi. d. 2M 167,70 E Brüssel nnd Antwerpen 3 T 80,95 (1 pr. 100 Francs. 3M 80,60 0 Italienische Plätze -- 10 T 81,05 6 pr. 100 Lire 2M —, - 6 Schweiz. Pl 100 Frc. 4 10 T 112,25 6 London 8 T 20,41 ö pr. 1 Lftrl. 4 3M 20,26 6 Madrid nnd Barcelona - 14 T 59,50 6 pr. 100 Pesetas 2M 9!»,80 6 Pari? 8 T 98,25 li pr 100 Franc 3M 103 75 I! Petersburg 8 T 105,00 (1 pr. 100 Rubel ' 3M 101,20 v Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T 104,40 L Wien 8 T per 100 Kr. ö W. ^/'3M — Reichsbank 3'/,«/„, Lomb.-Z .-F. 4'/,°/°. ««ssNvki.rT, 15. Juni. Nornzucker cxcl. 88'/« Nen- demenl 9,00—9,20. Nachproducte exct. 75*/» Nendement . Stimmung: matt. Krystallzucker I 30,20. Brodrafstnade I 29,95. Gem. Raffinade mit Faß 29,95. Gem. MeliS 29,45. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Juni —Gd., —Br., 00,00 bez., per Juli 15,85 Gd., 15,95 Br., per Aug. 16,05 Gd., 16,15 Br., 16,15 bez., per Okt.-Dezbr. 17,35 Gd., 17,15 Br., 00,00 bez., per Jan.-März 17,70 Gd., 17,80 Br., 00,00 bez. Stimmung: Weichend. riumvnrr, 15. Juni. Weizen ruhig, Holste'nischer und Mecklenburger 160—166, Hard Winter 131. Roggen ruhig, südrufi. 104-106, Holsteinischer und Mecklenburger 144—146. Mai? behauptet, amerit. 94 98. Hafer ruhig, «erste ruhig. Wetter: Regen. 15 Juni. Bnumwour». Tendenz!: steigend. Upl. middl. loco 66'/. Pfg bivvinwol, 15. Juni. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 5010 B Stimmung: Fest. Jmvort: 2000 B. Preise 10—29 Punkte höher. Umsatz: 4000 Ballen, davon für Speculation und Export 4 0 Ballen. Amerikaner stramm, american middl., good middl, sully good middl. und middl. fair 12 Punkte höher, american good ordi- nary und low middl. 10 Punkte höher, Brasilianer 12 Punkte höher, ostindische stramm,'/» höher. Lieferungen: fest. Juni 6,90, Juni-Juli 6,83, August-September 6,64 bis 6,65, Oktober-November 5,79, Dezember-Januar 5,61 bis 5,62. Zahlungseinstellungen. Jakob Goldhaber, Annaberg. Gustav Wolff, Man kur-Bergen bei Hanau. Diedr Pflüger L Co., Bremen. Adolf Großmann, Breslau. Paul Graichen, Greiz. Heinr. Otto Schad, Hamburg. Herm. Schreiber, Han nover. Emil Feige, Aplerbeck-Hörde. I. Dircks, Kiel. David Judas, Diebolsheim-Murkolsheim. K. Wilhelm Boigtländer, Erlau-Mittweida. Dietsch L Maier Nürn berg. Israel Schwarz, Schmiegel. Alfred Hartwig, in Fa. Schuster le Bufleb, Berlin. Ende L Co., Berlin. Franz Stute, Braunschweig. Johann Wilhelm Homann, Dan zig. Karl Gestewitz, Dessau. Briefträgers Hannchen. Bon Georg Paulsen. 73. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Siehst Du mein Kind, Du wirst schon wieder die alte herzhafte Johanna. Und nun laß mich weiter reden. Siehst Du, Du wirst eine Soldaten frau, und eine solche muß immer damit rechnen, daß ein ernster Tag ihr den raubt, dessen Namen sie trägt. Machen wir uns beide nicht dos Herz schwer, tun wir beide, was wir müssen, und das Glück wird uns sicher treu bleiben. Weißt Du, wir sprachen neulich von dem möglichen Kriege zwischen meinen hohen Herrn und dem Könige von Serbien. Ich wünscht ihn, weiß Gott nicht, aber sollte ich mich verbergen, wenn es dahin kommen sollte ? Du kennst den Fürsten Alexander! Meinst Du, daß er wo anders zu finden sein würde, als an der Spitze seiner Soldaten?" „Nein! Und ich will Dir auch keine Tränen, keine Sorge mehr zeigen, mein Geliebter. Beten für Dich will ich und . . „Wir werden uns beide Wiedersehen! Schlaf getrost!" Nochmals umarmten sie sich, und dann schritt der Major hinaus. Aluscha war erstaunt, als sie ihre Herrin so gefaßt traf- Sie kannte in der Tat die Familie Zura auS den Geschichten ihres Stammes, und waS davon erzählt wurde, war für sie nicht geeignet, mit ruhigem Sinn über eine drohende nahe Zukunft hinwegzugehen. Noch lange, fast graute der Morgen, lag Jo hanna wachend in ihren Kissen. Aber die braunen Augen blieben trocken, und nur die Lippen bewegten sich leise. Die Morgeusonne schien herrlich auf die Donau- Landschaft und auf die große Stadt hernieder. Jo- Hanna, die erst spät den erquickenden und beruhigen den Schlummer gefunden, atmete noch tief, und Aluscha wartete vergebens auf daS Glockenzeichen, das sie zur Morgentoilette der Gebieterin rief. Das braune Mädchen beschäftigte sich mit der Ordnung des Salons, als sie unten auf der Straße vor dem Hotel eine plötzliche Aufregung bemerkte. Ein Polizeibeamter, der vorübergegangen war, hatte, wie es schien, eine sensationelle Nachricht erzählt, welche daS ganze Hotelpersonal elektrisiert hatte. Bevor Aluscha Zeit hatte, sich zu erkundigen, vernahm sie draußen an der Eingangstür ein be hutsames Pochen. „Es wünscht Sie jemand za sprechen," meldet ein Hotelangestellter. „Und wissen Sie das allerneuste, das ganz Budapest in Auf regung bringt? Graf Egon Zura ist heute nach unten an der Donau mit einem Messerstich in der Brust aufgefunden worden!" „Er ist tot?" fragte Aluscha auf daS Höchst eerregt. „Wenn nicht das, so doch nicht weit vom Tode entfernt. Wie es geschehen, ist noch nicht bekannt. Aber da ist der Herr, der Sie sprechen wollte . ." Er ließ den Zigeuner-Musikanten Neko eintreten. „Du.waSbringstDuso früh?" fragteAluscha hastig. „Deine Herrin schläft noch?" „Ja, aber so sprich doch, was hast Du ?" „Könnte ich nicht ein Glas Wein haben? Ich bin die ganze Nacht auf den Beinen gewesen." Er sah in der Tat außerordentlich angegriffen aus, und so holte das Mädchen eilig eine geschliffene Karaffe mit Wein herbei. Neko trank ein Glas in einem Zuge, auch ein zweites, während Aluscha ihn aufgeregt beobachtete. Endlich hatte er die Gewalt über sich selbst wieder- gswonnen. „Du hast schon gehört, daß Graf Egon Zura heute nacht schwer verwundet worden ist, da unten an der Donau?" „Ja. Aber wer tat eS? Die Polizei sucht nach dem Mörder." „Den sie nie finden werden. UebrigenS war es kein Mörder, denn es hat ein ehrlicher Kampf stattgefunden." „Das weist Du?" stammelte Aluscha. „Das wissen mehrere!" war die ruhige Ant wort. „Um GotteS und aller Heiligen willen, dann bist Du verloren, Neko!" rief daS braune Mädchen. „Ich, wieso?" Seine ruhige Miene veränderte sich keinen Augenblick. „Ja, hast Du es denn nicyt getan?" flüsterte sie ihm ins Ohr. „Ich nicht, aber einer, denn Du kennst und den ich kenne," war die bewegungslose Antwort. „Nun wer ? Etwa der Major von Falkentbal?" Aluscha und Neko hatten im Eifer ihres Ge sprächs ganz überhört, wie Johanna, in ein langes Morgengewand gehüllt, hinter der Portiöre zum Vorzimmer erschienen war. Der Lärm hatte sie erweckt, und so war sie eine unfreiwillige Lauscherin deS Gesprächs geworden. Sie hatte sich, unter dem Banne einer seltsamen Empfindung, so lange zurückgehalten, bis der Name ihres Bräutigams ge nannt war. Da aber trat sie rasch vor. (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten und Depeschen vo« I«. Juni. München. Der Grobherzog von Toskana machte bei der Nu«söhnung mit seiner Tochter zur Bedingung, daß sie in einigen Monaten ihr Töch terchen an den sächsischen Hof herau«geben müsse, obwohl sie da« Recht hätte, es bi« zum zehnten Lebensjahr zu behalten. Pilse». Bei einem Gewitter schlug der Blitz in die Kirche ein, wobei 3 Personen getötet wurden. Prag. In Rordostböhmen gingen schwere Ge witter mit Hagelschlägen nieder, die großen Schaden anrichteten. Strichweise gilt die Ernte als verloren. Genf. Der Sekretär deS Königs Peter Kara- georgiewitsch erklärte einem Redakteur gegenüber, der Prinz Bogidor Karageorgiewitsch habe von der An nahme der Wahl durch den König Kenntnis erhalten. Die Mitglieder der Deputation, welche den König begrüßt, bestehen aus dem Präsidenten, dem Vize- Präsidenten, einem Sekretär, verschiedenen Ministern und Generälen. Der neue König wird Donners tag über München, Salzburg und Wien nach Belgrad reisen. Budapest. Offiziell wird nunmehr bestätigt, daß Szell bereits seine Demission eingereicht hat. Graf Stephan Tisza wird die Ministerpräsident- schast übernehmen. Die Opposition erklärte bereits, falls Tisza eine Gewaltherrschaft einführen werde, würde es zu einer Krisis kommen, wie sie noch nicht dagewesen sei. London. Die Blätter legen gegenüber dem neuen König von Serbien große Reserve an den Tag. London. Ein heftiger, seit Sonnabend an dauernder Regen richtet großes Unheil in London und Umgebung an, besonders leiden die tiefer ge legenen Stadtteile Londons, die 1'/, Fuß unter Wasser stehen. Die Untergrundzüge gehen hier bis an die Achsen im Wasser. Einige Strecken der Vorstadtbahnen mußten den Dienst einstellen. In Castend-Vorstadt drang daS Wasser bis in die Häuser, eine Wiege mit einem Kinde wurde auS einem Hause herausgeschwemmt. Die Themse ist in wilder Auf regung, dabei ist die Temperatur rauh. In Mittel schottland ist Schnee gefallen und in Windsor herrschen broße Befürchtungen wegen der Ernte. Paris. Ueber die gestrigen Kundgebungen in Nante« wird noch berichtet, daß die bSiden Sozia listen, welche bei den Kundgebungen verwundet wurden, ihren Verletzungen erlegen sind. E« handelt sich um den Verleger der „Avantgarde" und den Freidenker Le Jaume. Der Gendarmeriehauptmann wurde durch Stockhiebe verwundet, doch ist sein Zu stand nicht gefährlich. Marseille. Der englische Dampfer „Ossa" ist bei den Versuchen, den an der Küste von Leuegal gestrandeten Dampfer flott zu machen, ebenfalls auf Grund geraten. Beide Schiffe gelten als verloren. Marseille. Diejenigen Personen, welche an der vorgestrigen Kundgebung teilgenommen hatten, wur- den zu 2—14 Tagen Gefängni« verurteilt. Die Beerdigung de« Redakteur« Gaulay findet am Mitt- woch statt. Man erwartet große Kundgebungen. Havre. Gestern kam es anläßlich der Fron leichnamsfeier zwischen Katholiken und Sozialisten zu einem Zusammenstoß, wobei eS auf beiden Seiten Verwundete gab. Die Polizei mußte die Ruhe wieder Herstellen. Petersburg. Im Gefängni« von Wladikawka« brach eine Revolte au«, wobei der Wärter Schüsse abfeuern mußte. Infolgedessen zertrümmerten die Sträflinge die Zellen. Da« Militär feuerte, wobei 12 Personen gelötet wurden. Ncwyork. Die Stadt Heppner, an einem Nebenfluß de« Columbia Risser gelegen, wurde durch Gebirgsbäche vollständig überschwemmt und zerstört. Von den 600 Einwohnern kam die Hälfte um. Ncw-?)ork. Die Presse bespricht die Krisis, in der sich die amerikanische Regierung wegen des Panama-Kanals Kolumbien gegenüber befindet. Präsident Roosevelt erklärte, daß man einen anderen Weg über Panama und zwar über Nicaragua wählen könne. Standesamtliche Nachrichten von Hohenstein-Ernstthal auf die Zeit vom 7 bis mit 13. Juni 1SN3. Geburten: Ein Sohn: Dem Invaliden Max Richard Kiese wetter. Dem Hansweber Karl Eduard Bogel. Dem Schutz mann Gustav Emil Schuber!. Dem Fürberciarbciter Louis Gustav Nötzold. Dem Fabrikwebcr Hugo Bruno Jahr. Dem Postboten Friedrich Hermann Dost. Eine Tochter: Dem Webermeister Karl Hermann Fälsch. Dem Strumpfwirker Emil Ferdinand Reinhold. Dem Kutscher Gottlob Bernhard Taubert. Dem Nadel- machcr Karl Richard Unger. Dem Strumpfwirker Karl Ernst Engel. Außerdem 2 uneheliche Söhne und I unehe liche Tochter. Aufgebote: Der Bauschlosser Richard Woldemar Bräuer in Neuen salz im Vogtl. mit der ledigen Chcnillcdrcherin Anna Klara Kästner, hier. Der Fabrikwebcr Gustav Otto Bochmann mit der ledigen Nadclarbeitcrin Anna Pauline Sittner, beide hier. Der Kausmann Friedrich Gotthilf Bohne hier mit der Damenschneidcrin Emilie Minna Gertrud »env. Baumgärtel geb. Neubert in Oberlungwitz. Eheschließungen: Der Fabrikwebcr Max Will» Vogel mit der ledigen Haustochter Theodore Ottilie Küchler, beide hier. Der Weber Max Johannes Schnabel mit der Hausnähcrin Auguste Wilhelmine gcsch. Hartwig geb. Hofmann, beide hier. Der Schriftsetzer Frist Paul Leonhardt mit der ledigen Formerin Anna Klara Barth, beide in Chemnist. Der Fabrikexpcdient Franz Richard Meier mit der ledigen Handschuhzuschneiderin Minna Frieda Fröhlich, beide hier. Sterbefällc: Kurt Will» Kiesewetter, Sohn des Invaliden Max Richard Kiesewetter, 3 Tage alt. Der Strumpswirkcr Hein rich Eduard Roscher, 57 Jahre alt. Die Wcbcrmeistersche- frau Auguste Karoline Gränitz geb. Leipziger, 70 Jahre alt. Der Armenhausvcrwaltcr Heinrich Louis Römisch, 48 Jahre alt. Frieda Helene Trillitzsch, Tochter des Feuermanns Fried rich Emil Trillitzsch, 1 Jahr alt. Der Stuhlbaucr Karl Her mann Güter, 54 Jahre alt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)