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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-11
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.06.1903
- Autor
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Gericht verurteilte Haase wegen wissentlicher Eides- Verletzung zu 1 Jahr 4'/, Monaten, die Schmidt wegen Meineids zu 6 Monaten Gefängnis. Kleine Chronik. * Berlin. Traurige Pfingsten wurden der Familie eines im Osten Berlins wohnhaften Kauf- mannS Weiß durch einen eigenartigen Unfall bereitet. Deren l 9jährige Tochter färbte sich am ersten Feiertage vor einem AuLfluge die Augenwimpern mit einem angebrannten Zahnstocher. Dabei rutschte sie mit dem Ellenbogen, den sie auf die Tischkante gestützt hatte, ab und jagte sich daS spitze Holz ins rechte Auge. Mit einem Aufschrei brach sie zusammen. Ein herbeigerufener Arzt mußte feststellen, daß daS Auge verloren sei und entfernt werden müsse. * Berlin. Ueber die Behandlung der in Ba racken untergebrachten pestverdächtigen Personen wird noch berichtet: DaS Essen wird den Personen, die sich zur Beobachtung in den Baracken befinden, über den Zaun gereicht. Ein Wärter bringt es bis an den Zaun und reicht es hinüber, ein anderer nimmt eS auf der anderen Seite in Empfang. DaS Ge schirr, daS selbstverständlich nur diese abgesonderten Leute gebrauchen, wird nach dem Essen und Trinken sofort mit einer starken Lysollösung gewaschen. So bald eS über den Zaun zurückgereicht ist, wird eS noch einmal desinfiziert. * Breslau, 8. Juni. Der Eisenbahnbetriebs ingenieur Nolle von hier, welcher eine Dienstreise nach Deutsch-Lissa antreten wollte, sprang im hiesigen Centralbahnhof auf den bereits abfahrenden Mittags zug nach Liegnitz, stürzte ab und wurde getötet. — Bei Ratibor stürzte der achtjährige Sohn des Ingenieurs Winter auS Baku auf der Reise nach England vor den Augen seiner Mutter aus der Wien- Berliner Schnellzug und erlitt einen Schä chruch. * Breslau, 10. Juni. Im Expeditio. sraum der Breslauer Spritfabrik explodierte ein großer eiserner Behälter. Die Mauerwölbung wurde durch schlagen. 4 Personen wurden schwer verletzt. * Greiz. Eine kaum glaubliche Tierquälerei beging am Montag ein Knecht des Herrn Fuhr- werksbesitzers Seifert hier. Er band ein während deS Putzens unruhiges Pferd an der Zunge fest. DaS gequälte Tier riß sich los und riß sich dabei die ganze Zunge ab, so daß es getötet werden mußte. Die rohe Tat ist zur Anzeige gebracht worden. Man bedauert wirklich, daß in solchen Fällen die Prügelstrafe nicht angewendet werden kann. * Weimar. Folgendes Geschichtchen macht in unserer Stadt die Runde: Kommt da ein einfacher fremder Mann in den Schloßhof und sieht sich überall um. Ein Diener fragt ihn, waS er suche r Da erwidert der Fremde: „Ich bin nur von Greiz hierher gereist, um zu sehen, wohin unsere Prinzessin (die junge Großherzogin) kommt und ob sie es gut kriegt, denn sie ist unsere allerbeste." * Hanau, 7. Juni. Bus der Eisenbahnstrecke Friedberg.Hanau ereignete sich gestern abend zwischen den Stationen Assenheim und Erbstadt ein schwerer Unglücksfall, wobei der in Friedberg stationierte Lokomotivführer Hilgenberg, Baler einer sehr zahl reichen Familie, sei» Leben einbüßte. Der genannte Lokomotivführer befand sich auf der Maschine des 8 Uhr 20 Minuten von Friedberg nach Hanau abgehenden Personenzuqes. In der Nähe der Station Erbstadt beugte er sich seitwärts, um, wie angenommen wird, nach der Maschine zu sehen. Im selben Augenblicke kam auch aus entgegengesetzter Richtung der 7 Uhr 45 Minuten von Hamm ab gehende Personenzug heran, und ein vierter Klasse wagenteil dieses Zuges zerschmetterte dem Lokomotiv führer die Hirnschale. Der Getroffene stürzte her unter und wurde noch von den Radern des Zuges gräßlich verstümmelt. * Obergruud i. B. In schrecklicher Lage hat der pensionierte Bahnbedienstcte Fohry hier, welcher vom Schlage getroffen worden war, zwei Tage zu bringen müsse r. Da der Betreffende sich nicht sehen ließ, ging man an die Oeffnung der Wohnung, aus welcher man ein Wimmern vernahm. Man fand den Fohiy hinter seinem Koffer, die Beine nach oben, den Kopf nach unten liegend vor. In dieser Lage hat nun der Bedauernswerte zwei volle Tage, und zwar vom Pfingstsonntag früh bis Dienstag früh, zubringen müssen, bis feine Erlöser kamen. * Bozen, 10. Juni. Bom Monte Saldo stürzte der Tourist Josef Kasserini ab und war sofort tot. * Bukarest, 10. Juni. In den letzten Tagen wurden hier heftige, mehrere Stunden anhaltende Erdstöße verspürt. Vermischtes. s Ein Fünfmarkstiick mit einem merk würdigen Prägfchler ist zur Ausgabe gelangt. Es handelt sich um eine der neuen Münzen mit dem Bilde Kaiser Wilhelms II., der Jahreszahl 6)03 und dem Münzzeichen Bekanntlich tragen unsere Silberstücke auch auf dem Außenrande die gestanzte Inschrift : 60'1'1' NI'I' 6X8. Bei dem m Frage stehenden Geldstücke fehlt nun das 6, so daß die Umschrift lautet: 0'1'1' LII'I' 6X8. Das Fehlen dieses einen Buchstabens ist darauf zu rückzuführen, daß die Münze bei der Prägung sich verschoben hat oder daß der Buchstabe 6 aus der Stanze herausgefallen ist. ch Zwei Kinder verbrannt. Zu dem bereits kurz gemeldeten Brandunglück in Berlin wird noch geschrieben: In der Wohnung des im zweiten Stockwerk des Merseburgerstraße 2 wohnen den Maurer Schulzschen Ehepaares war in der zehnten Abendstunde ein Brand ausgebrochen, den leider die Nachbarn, anstatt sofort die Feuerwehr zu Hilfe zu rufen, selbst zu löschen suchten. Da durch ging viel Zeit verloren, denn als die Wehr eintraf, standen die sämtlichen Wirtschaftsgegen stände in Hellen Flammen. Die Aufräumungsar beiten dauerten fast zwei Stunden. Hierbei wurde festgestellt, daß leider zwei Kinder der Wohnungs inhaber, die vierjährige Tochter Hedwig und die neun Monate alte Tochter Gertrud, den Tod in den Flammen gesunden hatten. Die Eltern hatten, um Besorgungen zu machen, ihre drei Kinder zu Bett ge- bracht und hatten dann die Wohnung verlassen. Der sechsjährige Sohn Alfred ist dann aufgestanden, hat mit Streichhölzern gespielt und dabei sein Bett in Brand gesetzt. Als das Feuer weiter um sich griff, lief der Knabe, nur mit dem Hemd bekleidet, auf den Hof. Inzwischen drang dichter Qualm aus der Schulzschen Wohnung, und die Hausbe wohner bemühten sich längere Zeit, den Brand mit Eimern zu löschen, ehe jemand daran dachte, die Feuerwehr zu rufen. Streichhölzer in dem Bereich kleiner Kinder zu lassen, haben wir schon öfter als eine gefährliche Unsitte gerügt, die aber leider immer ivieder neue Opfer fordert. 1 Nach vreiundzwanzig Jahren Zuchthaus. Aus dem Frauenzuchthaus von Clermont (Frank reich) wurde soeben die Mörderin Gabriele Fenayrou entlassen, die Heldin eines der aufsehenerregendsten Mordprozesse. Als zartes junges Mädchen war Gabriele von ihrer Mutter nach des Vaters Tode mit einem Apotheker verheiratet worden, der sie bald derart vernachlässigte, daß sie ein sträfliches Verhältnis mit dem Provisor anknüpfte. Dieser, Namens Aubert, benützte jedoch einige Jahre später, als Gabriele Fenayrou ihm einen Nachfolger ge geben hatte, die früher erhaltenen Briefe zu Er- preffungen. Als der Gatte den Fehltritt seiner Frau vernahm, verzieh er ihr unter der Bedingung, daß sie ihm Helse, Aubert zu ermorden. Und so lockte die Frau den ehemaligen Geliebten in ihr Haus, worauf ihr Mann mit ihrer Hilfe ihn nieder schlug. Vor Gericht erklärte sie, ihr Gatte habe ihr gedroht, sie und ihre beiden Kinder zu töten, wenn sie sich weigere, Aubert zu töten. Fenayrou wurde zum Tode verurteilt, infolge eines Form fehlers kam es jedoch zu einer zweiten Verhandlung, weshalb er mit lebenslänglicher Deportation da- vonkam. Er starb vor einigen Jahren in Cayenne als Sträfling. Gabriele war zu lebensläng'ichem Zuchthaus verurteilt worden, wurde jedoch soeben von dem Präsidenten der Republik wegen ihrer tadellosen Führung begnadigt, nachdem sie 23 Jahre verbüßt hat. Sie steht jetzt erst im 50. Lebens jahre und soll eine brave und sanfte, vorzeitig ge alterte und von Gewissensbissen geplagte Frau ge worden sein. Handels-NachrLchten. IvrUu, 9. Juni. (Wechsel-CourS.) »»i 'r- Diseoot MaO Amsterdam per Iva fl. d. Brüssel und Antwerpen pr. IW Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. IW Frc. London pr. I Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. q ST 2M a sr !IM 5 wr 2M 4 IOT 6 T 4 3M g r 3M 8 T 3M 5'/. 8 T 8 r 3M 91,20 6 101,00 E 91,20 (4 101,40 (I 83.40 (I 90,23 6 93,55 6 100,83 I! 99 90 6 102,23 6 09,80 « 93,25 U 103 75 II 105,00 0 101,20 II 104,40 II ReichSbank 3'/,°/», Lomb.-U.-H. 4'/,°/«. ArzPvdurz, 9. Juni. »oruzuc.er cxcl. 88»/, Ren- dement . Rachproducte excl. 75»/« Rer «ement . S- nmung: Ruhig. Krqstallzucker I 30,20. Brodra,amde l 29,95. Gem. Raffinade mit Faß 29,33. Gem. Melis 29,43. Rohmcker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Juni 16,25 Gd., 16,40 Br., 00,00 bez., per Jule» 16,45 Go., 16,5 > Br., per Aug. 16,70 Gd., 16,73 BlJ ' —,— bez., per Okt.-Dezbr. 17,80 Gd., 17,30 Br., 00,00 bez., per Jan.-März 18,15 Gd., 18,20 Br., 09,40 bez. Stimmung: Ruhig, stetig. v^w'wrx, 9. Juni. Weizen ruhig, Holsteinischer und Mecklenburger I60—165, Hard Winter 131. Roggen ruhig, südrufs. 102—104, Holsteinischer und Mecklenburger 143—146. Mais fest, amerik. 95—109. Hafer ruhig, Gerste ruhig. Wetter: Schön. Vrvweo, 9. Juni. (Baumwolle). Tendenz: Fester. Upl. middl. loco 62 Pfa. MrvrpovI, 9. Juni. (Baumwolle.) Muthmaßlichcr Umlatz: 8000 B. Stimmung: Fester. Jmvorl: 1000 B. Preise 2 -3 Punkte niedriger. Umsatz: 4000 Ballen, daran für Speculation und Export 10 0 Ballen. Amerikaner stetig, 2 Punue höher, ostindische und Brasilianer un verändert. Lieferungen: r.chig, stetig. Juni 6,18, I n Juli 6,14, August-September 5 36 5,97, O-wber Nooe > - der 5,23—5, 4, Dezc.nber-Jan.mr 5,10—5,11. Briefträgers Hannchen. Bon Georg Paulsen. 69. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Und das war Johannas Hauptszene, dies Klage- lied um den entrissenen Geliebten, dies Verzweiflungs lied um die eigene Schuld. Man war regungslos im Hause, man wagte kaum zu atmen, leise, von Schmerz zerrissen, erklang die Stimme der Sängerin, so rührend, so lotbetrübt, daß aller Schein ausge löscht erschien. Und als die Aermste auf die Knie sank und in ergreifenden Tönen die heilige Gottes- Mutter anrief, sich ihrer zu erbarmen, sie vom herbsten Schmerz zu erlösen, da ging eS wie eine unfaßbare Bewegung durch den Raum. Und dann noch einige Takle, der Vorhang fiel langsam, eS war totenstill. Das tiefe Schweigen hielt wohl eine Minute an. Erst dann löste sich der Bann in einen nicht enden wollenden Beifalls sturm auf, und unter seinen Zurufen entfernten sich die Künstler von der Bühne, da der Rest des Abend? von einem Ballet auSgefüllt wmö". So glänzend und sehenswürdig sich die einzelnen Bilder derselben darstellten, den tieferen Eindruck, welchen die Oper hervorgrrufen, vermochten sie in keiner Weise zu beeinträchtigen, und die sonst so bewunderten Mit glieder deS Korps de Ballet erkannten bald, daß ihre Kunst an diesem Abend von einer höheren total besiegt worden sei. Mährend der Dauer deS Ballets unterhielten sich die Zuschauer nur von der hinreißenden Wirkung deS Spiels Johanna HolderS. Aluscha ordnete die Toilette ihrer Gebieterin in deren Garderobe. Die Zigeunerin hatte Johanna spielen sehen, selbst ihre leidenschaftliche Naluran lage hatte sich dem bezwingenden Eindruck nicht entziehen können, den die schwermütige TJ.gödie hervorgerufen. Still hatte sie der Künstlerin, be vor diese eS verhindern konnte, die Hand geküßt. Jetzt saß Johanna im Sessel vor dem Spiegel; sie fühlte sich stark angegriffen, die seelische Erregung und die anstrengende Rolle hatten ihre Kraft in Anspruch genommen, müde sah sie vor sich hin, — so sehr der künstlerische Triumph deS Abends sie befriedigte, überwogen doch die Zukunftssorgen. Plötzlich bemerkte Aluscha, wie schwere Tränen über die blassen Wangen herabrollten. „Herrin, Ihr weint?" fragte sie erstaunt. „Es ist nichts," war Johannas Antwort; sie hatte es selbst nicht gewußt, daß die Hellen Tropfen an ihren Wimpern glitzerten, und rasch wischte sie die ve räterischen Perlen fort. „Ihr mögt t:au ig sein nach einem solchen Abend?" fragte Aluscha besorgt. Langsam rockte Johanna. „Hast Du vergessen, was Du mir vor der Fahrt in die Oper mitgeteilt hast?" Die Augen der Zofe blitzten. „Nein, Herrin! Und ich hatte Furcht, ich will es nur sagen, ich kenne von unserem Stamme her den blinden Zorn des Grasen Zura, die Alten haben einen traurigen Sang davon bewah t. Aber jetzt ist diese HerzenS- arzst vorbei. Kein Fürst und kein Graf kann es nach diesem Abend wagen, Euch nah zu treten. Tausende, ganz Budapest würde Euch schützen. Darum seid frohen Mutes!" Und sie reichte ihr mit rascher Bewegung einen vollen Veilchenkranz, der auf die Bühne zum Schluß gereicht war. Sie wußten beide, ohne ein Wort darüber zu sprechen, in wessen Auftrage. „Dank Dir, Du Treue!" sagte Johanna he-z- lich. „Ich könnte froh sein, Du möchtest recht haben, aber in dem ernsten Spiel heut abend war's mir mit einem Male, als ob nicht das Pußtenmädchen da vernichtet, all seines Glückes beraubt am Boden kniete, sondern als ob es das arme Br'efträgerS Hannchen sei, dem eine harte Faust das warme Herz aus der Brust risse. Ich meinte sterben zu müssen. Ach, meine Aluscha, wär' mir nicht so todesbang, so todestraurig gewesen, so, so hätte ich nicht zu spielen, nicht zu singen vermocht." Aluscha wußte nichts zu antworten. Sie kniete auf den Teppich deS Fußbodens nieder und streichelte zärtlich die Hände Johannas. So saßen beide ge raume Zeit, während draußen die lustige Tanz- weise ihren Fortgang nahm, seidene Balletröckchen rauschten und glänzende ÜtlaSschuhe über die Bühne dahinglitten. Da ward an die Tür gepockt. Johanna und Aluscha schraken empor, und die letztere ging, zu sehen, wer draußen warte, der Herr Major von Falkenthal ließe fragen, wann er daS gnädige Fräulein zu ihrem Wagen geleiten dürfe. „In längstens einer Viertelstunde!" antwortete Johanna selbst. Und als die Tür sich geschlossen, versuchte sie mit raschem Entschluß die gewohnte Haltung zurückzugewinnen. „Auf, Aluscha, Du kleine Aengstliche, nehmen wir unS zusammen und hoffen wir das Beste." Und scheinbar gleichmütig plauderten sie mit einander, bis die Arbeit der Toilette beendet war. Johanna betrachtet sich prüfend im Spiegel. Sie hatte ihre Züge fest in der Gewalt, aber eine unge- wohnte zarte Bläffe ließ sich nicht verdrängen. In dessen, sie wollte sich nicht künstliche Farbe geben lassen. Und nun vorwärts! Gleich darauf pochte es wieder. Richard von Falkenthal ließ sich anmelden. Er war vom Fürsten wieder beurlaubt, der mit einem anderen Herren seiner Begleitung im erzherzoglichen Palais in Buda pest noch einen kurzen Besuch abstatten und darauf zur Margarethen-Insel zurückkehren wollte. Den Major drängte es ungestüm, die Geliebte Wiede.- juseheu; er wollte sie bitten, diese Rolle trotz deS gewaltigen Erfolges nicht wiederzuspielen. Der tragische Schluß hat ihn bis in die Seele erschüttert, er konnte dies Spiel einer Verzweifelten nicht ver gessen. Und er sagte es ihr sofort, als er sie nun be grüßt : „Mein Lieb, spiel diese Rolle nicht wieder! Und wenn eS auch ein Spiel, also Schein ist, ich vermag Dich nicht so zu sehen! Das ist mehr als Menschenkunst, was Du geboten, aber, ich bitte Dich, laß allein Dein goldenes Bild und Dein goldenes Lachen in meinen Herzen wohnen. Und auch Dich muß es schwer mitnehmen; wie siehst Du müde und blaß aus! Nicht wahr, Du tust mir die Liebe?" „Ja Richard !" Sie sagte eS einfach, das Herz war ihr zu voll, um mehr sprechen zu können. Sie gingen Arm in Arm dem Portal zu und Aluscha solgte. Nun mußte eS sich entscheiden ! Und wach sam war sie wie ein getreuer Hund, während die dunklen Augen nach allen Seiten hin suchten. (Fortsetzung folgt.) Kirchen-Nachrichten. Narochie St. K-ristop-ori. Donnerstag, den ll. Juni, abends y,9 Uhr Missions- stunve im WaisenhauZacte. No« Gö^limgwitz. Freitag, den 12. Juni vormittag 10 Uhr Wochen- kommunion in der Honptkirche. Herr Pastor Werner. Anmeldung von halb 10 Uhr in der Sakristei. , Non Hersdorf. Donnerstag, den II. Juni, f.iih 9 Uhr Wochen» kommnnion. Standesamtliche Nachrichten von Hohenstein-Ernstthal auf die Zeit vom 31. Mai bis mit tt. Juni 1903. Geburten: Ein Sohn: dem Dekorationsmaler Richard Johannes Lässig: dem Fabrikweber Johannes Paul Herold: dem Appreteur Friedrich Hermann Röller; dem Weber Gott hilf Friedrich Arnold; dem Privatier Karl Hermann Riedel; dem Webermeister Ernst Robert Goldschmidt; dem Hausweber Karl Otto Mothes. Eine Tochter: dem Fabrilftrumpfwirker Gustav Richard Kluge; dem Färbereiarbeiter Max Emil Tetzner; dem Hausweber Anton Max Dähne, Zwillingstöchter; dem Äppreturgehilfen Ernst Paul Morgenstern; außer dem 1 unehelicher Sohn und I uneheliche Tochter. Aufgebote: Der Baumeister Fran, Louis Osivald Pohle in Meerane mit der ledigen Haustochter Emma Marie Eidam, hier; der Geschirrführer Gustav Max Selbmann mit der ledigen Strumpfnäherin Ida Amalie Mädler, beide hier. Eheschltestungen: Der Königliche Amtsgerichtsdiener Bernhard Richard Voigt mit der ledigen Haustochter Amalie Helene Schmidt, beide hier. Der Geschäftsreisende Max Richard Zschocke mit der ledigen Haustochter Marie Magdalene Schreiber, beide hier. Sterbefätte: Martha Elly Härtel, Tochter des Fabrikschlossers Ernst Max Härtel, 1 Mon. alt. Martha Hel. Winter,Tochter des Fraisers Franz Max Winter, 6 Monate alt. Martha Antonie Mähler, Tochter des Strumpfwirkers Christian Friedrich Mähler, 13 Jahre alt. Emma Marie Kohl, Tochter des Packers Max Louis Kohl, 3 Monate alt. Der Jnvalidenrentenempfänger Heinrich August Otto Freitag, 40 Jahre alt. Karl Heinrich Ferdinand Riedel, Sohn des Privatiers Karl Hermann Riedel, 23 Stunden alt; außerdem 3 uneheliche Töchter. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 10. Juni. Berlin. Bei der diesjährigen Stellung der zur Hebung eingezogenen Reservisten werden die jenigen Leute, die aus Bezirken stammen, in denen Stichwahlen stattfinden, vorläufig vom Dienste be freit werden, um ihrer Wahlpflicht zu genügen und dann wieder eingezogen werden. Berlin. Polizeilich aufgelöst wurde eine im Feenpalast von den Sozialisten einberufene Ver sammlung, in welcher der Abg. Singer sprach und die von 4000 Personen besucht war, gerade als sich der Referent am Schluffe seiner Rede befand, wegen der entstandenen Tumulte. Berlin. Wie aus Köln gemeldet wird, sind im Eifelgebiet über die Orte Schönau, Mühlheim, Tondorf, Malberg und Langscheid schwere Wolken brüche niedergegangen. In dem tiefliegenden Schönau steht das Wasser bis zum 1. Stock der Häuser. Viel Vieh wurde vom Blitz erschlagen oder von den Fluten fortgerissen. Zahlreiche Häuser sind unterwaschen und stehen in Gefahr, einzu stürzen. Wenn den a.men Bewohnern nicht bald Hilfe gebracht wird, ist die Not groß. Berlin. Den Mormonen-Missionaren, deren Ausweisung seit einiger Zeit zu gewärtigen war, sind die Ausweisungsbefehle zugesandt worden. Es handelt sich in Preußen im Ganzen um 85 Per sonen. Den Mormonen-Missionaren ist eine Frist von 3 Wochen bewilligt worden, um ihre An gelegenheiten zu ordnen. Das europäische Bureau wird von hier nach Zürich verlegt werden. Frankfurt a. M Die „Franks. Ztg." meldet aus Sofia : Aus den Dörfern südlich von Djumaja werden Detonationen gehört Dort sollen die Kommandos der Woiwoden, Tksiernopeerw und Deutsche kämpfen. Sehr kriegerisch scheint es im Paslow-Gebiet zu sein. Die Dörfer werden von türkischen Truppen geplündert. Bremerhaven. Das Quarantäneamt hat wegen Auftretens der Pest die gesundheitspolizeiliche Kontrolle der von der Westküste Südamerikas kommenden Schiffe angeordet, London. Ritchies Erklärung in seiner Rede im Unterhaus, das er das Projekt des Vorzugs tarifes für die Kolonien erwarte, hat in parla mentarischen Kreisen ungeheures Aufsehen erregt. Auch kursieren Gerüchte von einer bevorstehenden Auslösung des Parlaments. ''Nach anderen Meldungen kommt es zu keiner Kabinettskrisis. Chamberlain wird nicht demissionieren. Ueber sein Projekt wird vorläufig bis zum Herbst nichts verlauten. — Es wurde beschlossen, die Debatte über den Antrag Chaplins morgen fori,zusetzen. London. Die Morgenblätter kommentieren lebhaft die gestrige Debatte im Unterhaus. „Morning Leader" erklärt, Chamberlain sei in politischer Hin sicht ein toier Mann. Wie». I» parlamentarischen Kreisen zirkuliert das Gerücht, daß die Umwandlung des KabinetS Körber in ein Koalit'onsministcr>um bevorstehe. Die Abg. Dr. Derschatta und Kastan sollen in daS Ministerium eintreten. Auch die Errichtung einer tschechischen Universität in Mähren sei von Körber bereits bewilligt worden. Peking. Eine große Feuersbrunst brach in dem Verwaltungsgebäude der Kaiser!. Einnahmen aus. Es ist in zwei Jahren das dritte Feuer. Hunderte von Chinesen suchten durch Lärm auf Musik-Instrumenten und Geschrei das Feuer zu beschwichtigen. Andere schleppten Wasser herbei. Nur dem Eingreisen des Militärs der französischen Gesandtschaft gelang es, den Brand zu lokalisieren. In dem zerstörten Gebäude befanden sich 4 Mill. Taels. Köstritz (Thüringen). Die im hiesigen Orte bestehende Fürstliche Brauerei, welche mit zu den ältesten Deutschlands gehör! und deren Produkte schon im 16. Jahrhundert weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt waren, Hal im Laufe der Jahre eiuen bedeutenden Aufschwung genommen. Das „Köstritzer Schwarzbier" behauptet unter allen den modernen Bierarten die erste Stelle als ein Getränk, das so recht dazu bestimmt ist, er nährend und stärkend auf den menschlichen Organis mus einzuwirken. Im Gegensatz zu den alkoholhaltigen Getränken wirkt das Köstritzer Schwarzbier durchaus nicht aufregend, sondern nur belebend auf die Verdau ung und den gesamten Stoffumsatz ein. Der Bezug ist, da sich in allen größeren Städten Verkaufsstellen befinden, verhältnismäßig leicht, und ist der Preis nicht höher als für andere ausländische Biere. Wer sich und seinen Angehörigen eine rechte Freude bereiten und für deren Gesundheit etwas tun will, versäume nicht, einen Versuch mit diesem heilsamen Getränk zu unternehmen und als stän digen Haustrunk einzuführen. — Wegen des Be zuges verweisen wir die geehrten Leser auf den Inseratenteil unseres „Anzeigers".
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