Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030610
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-10
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.06.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
brücke zu nahe gekommen und stürzten auf bi« jetzt noch nicht aufgeklärte Weise über die an dieser Stelle zirka 5 Meter hohe Brücke mit Pferd und Wagen in die Zschopau. Hinzugekommene Leute nahmen da« Rettung«werk sofort auf und entrissen die Verunglückten dem nassen Elemente. Nur dem Umstande de« niedrigen Wasserstande« der Zschopau ist e« zu verdanken, daß nicht einige von den Hinabgestürzten ertrunken sind, ein Mann hatte aber schon soviel Wasser geschluckt, daß er vormittag« s Uhr noch besinnungslo« war. Zwei Mann kamen mit dem bloßen Schrecken davon, während ein Trom peter den rechten Oberschenkel zweimal gebrochen hat und ein anderer so schwere Kontusionen erlitt, daß sich Krämpfe bei ihm einstellten. Die Auf regung unter den Einwohnern ist eine große, die Unfallstelle wird fortwährend von Menschen belagert und die Stube in der Talmühle, wohin man die Verletzten einstweilen gebracht hat, sah aus wie ein Operation«saal. * Klingenthal. Der Geschirrsührer Dotzauer, das bedauernswerte Opfer zweier Messerhelden, ist am Sonntag früh im Kreiskrankenstift in Zwickau seinen Verletzungen erlegen. Die Erbitterung gegen die Mordbuben Langhammer ist durch den traurigen Ausgang der Bluttat natürlich noch mächtig ge steigert worden. Hier ist allgemein bekannt, das; Dotzauer, der ein riesenstarker Mann war, sich seiner Angreifer hätte mit Leichtigkeit erwehren und sie unschädlich machen können. Zu seinen, Unglück hat der kräftige Mann aus Gutmütigkeit von seiner Kraft nicht den vollen Gebrauch gemacht. * Döbel«. 8. Juni. Reges Leben und Treiben herrscht anläßlich des 7. Sächsischen Bundeskegelns in unserer mit Flaggen und Guirlanden reich ge schmückten Stadt. Äm Sonnabend abend vereinten sich zahlreiche Kegler aus allen Gegenden Sachsens mit der hiesigen Bürgerschaft zu einem frohen Kommers, an dem die Vertreter der Stadtbehörde und anderer Behörden, sowie angesehene Bürger Döbelns als Ehrengäste teilnahmen. Bürgermeister Dr. Lehmann begrüßte die Kegler Sachsens namens der Stadt Döbeln. Am Sonntag war der Ver- kehr nach Döbeln ein so lebhafter, daß zu seiner Bewältigung mehrere Sonderzüge erforderlich waren. Vormittags 11 Uhr wurde das 7. Bundeskegeln in der zur Fcsthalle umgewandelten Exerzierhalle der hiesigen Garnison eröffnet. Zum Wettbewerb spornten geradezu glänzende Preise in überaus großer Zahl an. Der Nachmittag brachte einen imposanten Festzug, in dem sich acht Festwagen (u. a. einer in Gestalt eines Dampfers der „See stadt Leipzig"), 26 Landauer, gegen 100 Pferde und eine lange Reihe von Festteilnehmern befanden. Obwohl der Festzug zu Beginn durch einen Ge witterregen überrascht wurde, verlief er doch aufs beste. Abends fand Festtafel im Hotel „Zur Sonne" statt, wobei Bürgermeister Dr. Lehmann den ersten Trinkspruch auf den König ausbrachte. Das 7. Bundeskegeln, das bis Mittwoch dauert, nahm bisher einen schönen Verlauf. * Colditz, 7. Juni. Der von den Landsmann schaften „Colditzer" in Leipzig und Chemnitz ge stiftete und bei der Abhaltung des Heimatsfestes im Juli 1901 geweihte Heimatsturm auf dem Töpelsberg bei Colditz ist heute nachmittag 4'^ Uhr durch Blitzschlag stark beschädigt worden. Der Blitz hat zunächst die Umfriedigung aus Metall der obersten Plattform getroffen und zerrissen, das Mauerwerk durchbrochen und an der Nordwest seite etwa 2 Meter lang und ebenso breit heraus gerissen und dann seinen Weg an dem Mauerwerk entlang zur Erde genommen, Türen und Fenster beschädigend. Der Turm muß bis zur Hälfte ab getragen werden. Ein Glück war es, daß sich niemand auf dem Turme befand. Der in, Unter bau wohnende Turmwart und mehrere Gäste sind unverletzt geblieben. Schöffengerichtssitzttng von, 9. Juni 1903. Vorsitzender: Herr Amtsgerichtsrat Käßberg. Schöffen: die Herren Mühlenbesitzer Uhlig- Hermsdorf „.Fabrikant Hodermann - Oberlungwitz. Des Hausfriedensbruchs und ruhestörenden Lärms angeklagt erschienen heute der bereits vor bestrafte Schuhmacher Richard Albani und der Grünwarenhändler Friedrich Helbig, sowie dessen Sohn, der Handarbeiter Alwin Helbig, vor den Schranken des Gerichts. Der Vorgang, dem die Anklage zugrunde liegt, spielte sich am 26. März d. Js. in der Wohnung des Helbig ab. Letzterer war mit seinem Sohne in Streit geraten und forderte deshalb den in der Stube mit anwesenden Albani auf, die Wohnung zu verlassen. Albani leistete jedoch der Aufforderung nicht Folge, wes halb er schließlich mit Friedrich Helbig handgemein wurde und von demselben samt dem Alwin Helbig zur Tür hinausgedrängt wurde. Bei dieser Ge legenheit (sollen sich nun alle drei durch lautes Schimpfen und Schreien des ruhestü^enden Lärms schuldig gemacht haben. Das Schöffengericht ge langte durch die Beweisaufnahme zu der Ueber- zeugung, daß Albani sich des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht und verurteilte denselben zu drei Tagen Gefängnis und Tragung der Kosten. Wegen des ruhestörenden Lärms erkannte es jedoch gegen die Angeklagten auf Freisprechung, da der Lärm nicht den Umfang angenommen hat, welcher zur Bestrafung hätte führen können. Hierauf betrat der noch unbescholtene Weber- Friedrich Lohse von hier die Anklagebank. Ihm wird zur Last gelegt, einen dem Bauunternehmer- Hermann Müller hier gehörigen Steinhammer an denselben veräußert zu haben, bei welcher Gelegen heit ihn Müller als den seinigen erkannte. Lohse gibt an, den Hammer in, Walde bei Falken im Dickicht versteckt gefunden und ihn mit nachhause genommen zu haben, um ihn später zu veräußern. Das Schöffengericht verurteilte ihn heute wegen Unterschlagung im Sinne des 246 des R.-St.- G.-B. zu 2 Tagen Gefängnis. Die dritte Straffache betraf den Reisenden Theodor Rosner von hier, bei der Firma Leo Liebermann in Zwickau in Stellung. Er wird beschuldigt, an mehreren Sonntagen der letzten drei Monate, insbesondere am 26. April und 10. Mai, wiederholt Gelder für die genannte Firma einkassiert zu haben. Rosner will sich der Straf barkeit seiner Handlungsweise nicht bewußt gewesen sein und erfolgte deshalb seine Freisprechung. Kleine Chronik. * Berlin, 8. Juni. Zu dem Pestfall hier wi noch gemeldet: Die Isolierten befinden sich alle durchaus wohl, auch die Familie, bei welcher Dr. Sachs wohnte, mit Ausnahme eines Wärters, bei welchem sich heute im Laufe des TageS ein leichtes Fieber eingestellt hat. Diese- läßt sich aber aus der zum Schutz vorgenommenen Serumeinspritzung erklären. * Berlin, 8. Juni. Eigenartige Rache nahm in Berlin eine Schneiderin an ihrem ehemaligen Geliebten. Sie lud ihn zu einem Spaziergang ein und erklärte ihm unterwegs, sie werde ihm etwas antun, wenn er sich mit einer anderen verloben würde. Als der Mann sie beruhigen wollte, zog sie blitzschnell ein Messer aus der Tasche und schnitt ihm daS rechte Ohr ab. * Kiel, 8. Juni. Infolge eines orkanartigen Oststurmes kenterte im Hafen ein Segelboot mit drei Insassen. Die mit dem Tode Ringenden wurden vom Panzer „Hildebrand" gerettet. In der Außenföhrde sank die Kieler Rennyacht „Nickelmann". * Berlin, 8. Juni. Zum KindeSmorde bei Haselhorst wird gemeldet, daß die Obduktion der Leiche der Lina Hofmann das überraschende Ergebnis gehabt hat, daß, entgegen dem ärztlichen Gutachten, eine Schändung des Kindes nicht stattgefunden hat. * Berlin, 9. Juni. Im benachbarten Britz ereignete sich im Laden des Kaufmanns Boecker beim Absüllen von Spiritus eine Explosion, wobei B. schwer verletzt wurde. Gleichzeitig schlugen die Flammen aus den Kellerschächten empor. Als der 36jährige Gastwirt Püschel in seiner Eigenschaft als Feuerwehrmann einen dunklen Keller durcheilte, schrie er plötzlich laut aus und brach zusammen. Er wurde ins Frew gebracht, wo die Aerzte nur den eingetretenen Tod konstatieren konnten. Der Unglückliche halte einen Draht der elektrischen Leitung mit der Hand ergriffen und war vom Strom ge lötet worden. * Breslau, 8. Juni. Nach polizeilicher Meldung fft der Bankassistent Kurt Guttmann vom hiesigen Bankhause E. Heimann nach Veruntreuung von un gefähr hundertzwanzigtausend Mark flüchtig gegangen. * Frankfurt a. O., 8. Juni. Die Nachricht, daß der Urheber des am 29. vorigen Monats bei Drebkau verübten folgenschweren Eisenbahnattentats verhaftet worden ist, bestätigt sich, wie die „Fcankf. Oder-Zeitung" meldet, nicht. Der in BoberSberg verhaftete Gärtner Henschke hat auS der Haft wieder entlassen werden müssen, nachdem er sein Alibi hat nachweisen können. Die Eisenbahndirektion Halle a. S. hat auf die Ermittelung des Täters eine Belohnung von 2000 Mark ausgesetzt. * Halle, 8. Juni. Ein fürchterliches Unwetter ging gestern nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr über unsere Stadt nieder. Unter Blitz und Donner ver dunkelte sich der Himmel ganz außerordentlich und entsandte einen Hagelschlag von solcher Ergiebigkeit und Wucht, daß vielfach die Fensterscheiben zertrümmert und in Feld und Garten ganz erheblicher Schaden angerichtet wurde. Die EiSkörner, von der Größe einer Haselnuß, lagen an vielen Stellen fußhoch. * Pößneck, 7. Juni. Auf schreckliche Weise hat gestern der 31jährige TuchmacherOtto Müller von hier sein Leben eingebüßt. Derselbe wurde auf noch unaufgeklärte Weise vom Gasmotor erfaßt, wobei ihm der Schädel eingedrückt und das Genick ge brochen wurde. Das einzige Töchterchen des Ver unglückten war Zeuge des entsetzlichen Todes seines Vaters. * Frankfurt a. M, 8. Juni. Baronin v. Rothschild stiftele 300 000 Mark für das hiesige Siechenhans. * Böhmisch-Kamnitz Eine grauenhafte Tat ist am Freitag in dem benachbarten Dorfe Ober- pceschkau ausgeführt werden. Der Hausbesitz-r Franz Vetter aus Preschkau hatte dem Glasschleifer Vinzenz Richter in Oberpreschkau einen Geldbetrag von 800 Kronen auf einen Wechsel geliehen. Am Freitag war der Wechsel 'ällig und Vetter ging zu Richter, um sich das Geld zu holen. Als Vetter, welcher seiner Frau versprochen hatte, bald wieder nach Hause zu kommen, spät abends noch immer ausblieb, machte sich sein Sohn auf, den Vater zu suchen. Unterwegs traf er einen Gendarm, dem er seine Besorgnisse mitteilte, worauf der Gendarm den jungen Mann begleitete. Um */,12 Uhr nackns trafen sie bei der Richterschen Schleifmühle in Oberpreschkau ein. Während sie noch berieten, ob sie in der Mühle Einlaß begehren sollten, näherte sich ihnen im tiefen Dunkel der Nacht eine Gestalt; es war die Schwester des Schleifmüllers, welche einen großen Spreukorb auf dem Rücken trug und damit in die Mühle wollte. Als sie der Gendarm anhielt, fuhr sie, heftig erschrocken, zusammen. Die Frau wurde zum Gemeindevorsteher geführt. Kurz nach Mitternacht sahen der junge Vetter und der Gendarm, wie Richler in der Mühle eine Laterne anzündete und damit gegen die Wanduhr leuchtete. Dann gingen Richler und sein 14 Jahre alter Sohn in die Radstube. Die beiden Wächter spähten durch Bretterlitzen und waren nun Zeugen einer grauen haften Szene. Der alte Richter stieg zum Wasserrade hinab und zog dann an einem Stricke den mit Blut besudelten, am Oberkörper entblößten Leichnam des Franz Vetter in die Höhe und legte ihn in der Radstube nieder, wobei er, wie der Gendarm hören konnte, zu seinem Sohne, welcher dem Vater mit der Laterne leuchtete, sagte: „Wenn nur die jetzt endlich mit dem Korbe käm'." Nunmehr klopfte dec Gendarm heftig an die Türe und Richler öffnete sofort. Als er aber den Gendarmen erblickte stürzte er sich auf diesen und versuchte, ihn zu erwürgen; nach kurzem Kampfe wurde jedoch der Angreifer überwältigt und gefesselt. Der Mörder verweigerte jede Antwort und auch dessen Frau und der erst 14 Jahre alte Sohn blieben auf alle Fragen stumm. ES wurden nun auch die Frau und der Bursche gefesselt und dann noch zwei Gendarmen herbeigeholt. Als der Schwester deS Richter die Vorgänge in der Schleifmühle mitgeteilt worden waren, legte sie ein umfassendes Geständnis ab. Der Mmdplan ist schon am Montag in allen Einzelheiten entworfen worden. Bereits am Tage vor dem Morde habe Richter auf einem Krautacker ein Grab geschaufelt, in welchem die Leiche Vetters verscharrt werden sollte. Den Mord habe Richt., vollführt. Als Vetter des Mo genS in die Wohnung Richters ge kommen sei, habe ihn dieser eingeladen, sich auf einen Stuhl zu setzen, er (Richter) werde daS Geld für den Wechsel sogleich aus der oberen Stube holen. Kaum hatte sich Vetter niedergelassen, da ergriff Richter ein bereitgcstelltes Beil und spaltete damit dem Ahnungslosen von rückwärts den Schädel. Der Getroffene stürzte lautlos zu Boden. Hie'auf nahm Richter aus den Taschen seines Opfers Uhr und Geldtasche sowie den Wechsel und schleppte den Leichnam unter daS Wasserrad, wo er bis zur Nacht liegen blieö. Die Familie Richter, die schon von jeher übel beleumundet war, sche-nt eine berufsmäßige Mö.derbande zu sein; es haben sich nämlich dringende Verdachtsgründe ergeben, die darauf Hinweisen, daß die Leute auch einen Handelsmann aus Böhmisch- Kamnitz, der seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist, ermordet und beraubt haben. * Prag, 8. Juni. Auf daS Nonnenkloster Gartitz bei Aussig wurde heute Nacht ein Bomben anschlag versucht. Alle 41 Nonnen blieben unverletzt. Sämtliche Fenster des Klosters und der Nachbar gebäude wurden zertrümmert. * Wiudischgratz (Steiermark), 8. Juni. Der Bürgermeister erläßt einen Aufruf zur Einsendung von Gaben für die abgebrannte Bevölkerung des OrteS. Am 1. Mai sind hier bekanntlich 77 Gebäude einem Feuer zum Opfer gefallen. Der Aufruf schließt: „Helfet eine deutsche Stadt im slovenischen Gebiete Untersteiermark erhalten, helfet rasch, sonst kommt die Hilfe zu spät und eS geht daS Erbe, welches wir von unseren Vätern übernommen haben, es geht ein deutsches Gemeinwesen, die deutsche Stadt Windischgratz unseren Kindern unwiederbringlich verloren, ohne unser Verschulden!" * Zürich, 8. Juni. Die sämtlichen Bauhand- werksmeister der Stadt Bern haben, infolge von Differenzen mit einem Teil der Arbeiter, beschlossen, solidarisch zusommenzustehen und sämtliche Arbeiter im Bauhandwerk auf den 22. d. MtS. auszusperren und zu entlassen. Infolge dieses Vorgehens werden am genannten Tage über 3000 Arbeiter arbeitslos. Handels-Nachrichten. ieiU», 8. Juni. (Wechsel-Cours.) viseont Amsterdam per 100 st. b. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Fre. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rabe! Wien per 100 Kr. ö W. 8 3 8 4 5 5 4 8 T 2M 8 T 3M 10 r 2M 10 T 6 T 3M 14 L 2M 8 T 3M 4-„b r '3M 5'/. 5 T 3-/. 3 * 3 /.gM 01,70 6 102,— O 01,50 6 101,co o 91.10 6 90,50 6 95,50 6 100,90 I! 99 90 (1 102,25 6 99,80 6 98 25 k 103 75 L 105,00 (3 101,20 13 104,40 13 Reichsbank 3'/,°/o, Lomb.-?.-F. 4'/,°/o. «axäc'darr, 8 Juni. 1cornzm.er cxcl. 88'/, Ren- dement 9,30—9,45. Rachiroducte excl. 75'o Renoe.nent 7,30-7,50. S. nmung: Schwach, NrystalJrcker I 30,2). Brodra ,.nade I 29,95. Gem. d-akfinade mit Faß 29,95. Gem. Melis 29,45. Roh ucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Juni 16,25 Gd., 16,35 Br., 00,00 bez., per Juli 16,45 Go., 16,55 Br., per Ang. 16,75 Gd., 16,80 Br., —bez., per OU.-Dezbr. 17,85 Gd., 17,90 Br., 17,87'/. bez., per Jan.-März 18,15 Gd., 18,20 Br., 18,17'/. bez. Stimmung: Ruhig. Briefträgers Hannchen. Bon Georg Paulsen. 68. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Ich muß Ihnen nochmals meinen Glückwunsch aussprechen, Major!" hörte Falkenthal da die Stimme des Fürsten an sein Ohr schlagen. „Ein Glück, wie Sie eS gewonnen, die Zuneigung einer solchen Künstlerin, daS ist in der Tat nur wenigen be- schieden. Und eines solchen weiblichen Wesens!" Dann fuhr er fort: „Diese künstlerische Leistung hätte ich in der Tat nicht von Fräulein Holder er wartet, fo groß auch meine Bewunderung ihrer Stimme und ihres Spiels bereits war." „Wollen Hoheit nochmals meinen herzlichsten Dank für die hohe Teilnahme entgegennehmen," erwiderte Falkenthal. „Johanna wird beglückt sein, wenn ich ihr diese Worte übermittle." Der Fürst lächelte. „Na, lieber Falkenthal, seien Sie nicht zu vertrauensselig, daß Ihr Fräulein Braut huldvolle Anerkennung — so heißt es wohl im abendländischen Zeitungsstil, den ich unten bei meinen derben Bulgaren ganz vergessen habe — so sehr hoch einschätzt. Wir haben ja nur er» Viertel stündchen miteinander geplaudert, aber mir scheint doch, daß sie sehr genau weiß, was sie kann, und was sie will. Wenn sie Ihnen gegenübersteht, mag daS ja anders sein, aber sonst " Nun lächelte auch der Major. „Johanna hat ihrem Talent große Erfolge zu verdanken. Und gerade, daß sie dabei daS eigene frische, selbst herbe Wesen,das so gar nicht nachProtektion schielt und keine eitlen Ansprüche erhebt, bewahrt hat, daS hat mich zuerst zu ihr gezogen." „Sie glücklicher Mann," meinte d.r Fürst mit leisem Seufzer. „Ach, wenn ich an meine politischen Unterhaltungen von Sofia denke! Aber weg da mit, allrö zu seiner Stunde. UebrigenS, daS muß ich Ihnen sagen, daß mir Fräulein Holder in ihrem Blondhaar doch besser gefällt, als in dieser phanta stischen Tracht. Sie war vorhin eine Schönheit, die einen Mann wild und toll machen kann, aber eS ist doch nicht ihre wahre Natur. Ihr sonniger Frohsinn, ans dem man einen rechten Labetrunk schöpfen kann. Ich möchte Fräulein Holder wohl einmal in Sofia sehen. Ich sagte eS ihr schon. Vielleicht ist sie einmal menschlich mit ihren Honorar- Ansprüchen, obwohl ich denke, daß Sie gut zu rechnen versteht. Sie hat zu klare Augen und aus der Stirne steht der echte, gesunde Menschenverstand geschrieben. Reden Sie ihr einmal zu!" Falkenthal verneigte sich lächelnd. Und da be gann der zweite Akt. Die dramatische Spannung erreichte den Höhe punkt. Weitab war der Geliebte deS Pußtenmäd- chens lange Zeit gewesen, die dunkle Rose hatte sich in der Einsamkeit gelangweilt. Ohne dem Fernen gerade die Treue zu brechen, hatte sie doch mit einem Kameraden kokettiert, und glüh-nde Eiser sucht erwachte zwischen den beiden Nebenbuhlern, als sie einander wieder trafen. DaS Mädchen be sinnt sich sofort, sie ist außer sich, nur eine kurze Pause fremden Worten gelauscht zu haben, sie bettelt bei dem einzig Geliebten um Vergebung, um Liebe, um einen einzigen Kuß. Schon will der Zürnende sich erweichen lassen, als sein Auge auf einen kleinen Schmuck fällt, den der andere dem Mädchen geschenkt. Das heiße Blut empört sich zum äußersten, aber scheinbar sanft spricht er zu der Schluchzenden, sie soll nur gut sein, morgen, bevor die Sonne gesunken, kommt der, dem sie für immer als Weib angehören solle. Er hat ihr vergeben, aber mit dem Nebenbuhler, der zu des einstigen Freundes Lieb zärtliche Worte ge raunt, soll die Rechnung nach Pußten-Art abge macht werden. Und so kommt das Verhängnis . . . Die weite Pußta ist zu eng für die beiden, von welchen keiner von der dunklen, heißumworbenen Roselaffen kann. Hoch zu Roß, nach Czikos-Art, kämpfen sie beide mit einander und unter den wuchtigen Hieben ver schweren Hirtenwaffen fallen beide. Pußten-Schicksal I Frohlachend, mit Rosen zum Tanz mit dem Liebsten geschmückt, eilt daS Mädchen der Pußten« schänke zu, jauchzend grüßt sie die Sonne, die weite Flur, die Blüte, den Duft und — sieht die ihrer Leidenschaft zum Opfer Gefallenen. (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten ttnd Depeschen vom s. Juni. Berlin. Der um Mitternacht auf dem Anhalter Bahnhof wieder angekommene Berliner Lehrer gesangverein wurde festlich empfangen. Beim Ein laufen de« Zuge« spielte die Kapelle de« Augusta- Regiment« und von den Sange«brüdern de« Cen- tralsängeibunde« e.klang Mücke« „Gott grüße dich". Bürgermeister Recke begrüßte die Angekommenen mit herzlichen Worten, wobei er auf da« bekannte Tele gramm des Kaiser« an den Oberbürgermeister und da« Interesse, da« der Monarch dem Gesang ent gegenbringe, Bezug nahm. Er schloß seine Rede mit den Worten: „Eure Ehre ist unser Ruhm!" Nach einer Begrüßung durch den Vorsitzenden de« Central-Sängecbunde«, Nähling, wurde die Feier mit dem Gesang de« „Deutschen Liede«" geschlossen. Berlin. Der Zustand des Wärters des ver storbenen Dr. Sachs hat sich seit gestern ver schlimmert. Die Fiebererscheinungen lassen eine sichere Deutung noch nicht zu, haben aber zur Folge, daß der Kranke als pestverdächtig behandelt wird. Heute früh werden die Aerzte die Diagnose mit Sicherheit feststellen können. In später Nacht stunde war das Fieber von 40 auf 20,8 ° zurück gegangen. Hamburg. Auf dem Hopfenmarkt stürzte ein Gerüst ein, wobei ein Maurer getötet wurde. Unter der Bevölkerung herrscht große Aufregung, weil dies seit kurzer Zeit der 3. Gerüsteinstuvz ist. Wien. Lemberger Blätter melden von einer neuen Judenhctze in Bc erleschkow (Rußland), 4 Meil.n von Bcodi. Anläßlich de« Jahrmarktes kamen 20 000 Bauern dorthin und drohten, sie würden die Juden genau so wie in Kischinew massakrieren. Unter den Juden brach infolgedessen eine surch'bare Panik aus. Alle Läden wurden geschlossc.i und der Gouverneur telegraphisch um Hilse ersucht. Die Bauern umlagern die Stadt. Paris. Zu dem Bombardement von Figig wird gemeldet: 3500 Mann mit 4 75er, 2 80er Geschütz» und einer Batterie 95er Kanonen waren in Beni Unif angekommen. Wenige Schüsse genügten zur BloSlegung deS MinaretS und der Wohnungen. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört. Roni. Der hier eingetroffene Erzbischos Dr. Kohn wird heute vom Papst empfangen werden. Zi r Prüfung der Angelegenheit de« Dr. Kohn werden drei Kardinäle zusammentreten. Petersburg. Nach den letzten Bestimmungen wird dcr Zar Anfang August seine Romreise an- trc.e.i und auf dem Wege dorthin Kaiser Fran, Josef einen Besuch abstatten. New-Pork. Der Missouri ist plötzlich ausge treten und hat weite Strecken überschwemmt. Bis- her sind 40 Tote zu verzeichnen. — Die „Frkf. Ztg." meldet aus New-Aork, der Materialschaden, welcher durch den Austritt des Mississippi ange richtet wurde, beträgt 6 Millionen Dollar. Wich tige Bahnnetze sind lahm gelegt. Eine Anzahl der Städte an der Ostseite des Mississippi, darunter Venice, Madison, Neuyork, Brooklyn und Granite City, stehen 8—10 Fuß unter Wasser. Die Ein wohner sind mit Booten aus den Häusern befördert worden. 700 Personen verbrachten die Nacht auf den Dachböden der Häuser. Der Eisenbahnverkehr ist überall eingestellt worden. KLrchen-Nachrichten. Aarochie St. K-rtstop-ort. Donnerstag, den II. Juni, abends y,9 Uhr MissionS- stundc im Waiscnhanssaalc. Aon Gersdorf. Donnerstag, den 11. Juni, früh 9 Uhr Wochcn- kommnnion.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)