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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030610
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-10
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.06.1903
- Autor
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Von anderer Seite wird berichtet, daß der „Liban" eine Viertelstunde zu spät abgefahren war, weil er noch zwei Passagiere aufnahm; sonst wäre die Begegnung mit dem „Jnsulaire" an der Durch, fahrt von Maire unbedingt vermieden worden. Marseille, 8. Juni. Die „Fraissinet-Gesell- schäft" hat nachmittags 5 Uhr die Liste der auf dem Dampfer „Liban" befindlich gewesenen Passa giere veröffentlicht. Danach hat die Zahl derselben 148 betragen. Man glaubt indessen, daß mehrere Personen, die sich erst im letzten Augenblick ein- schifften, nicht in dieser Liste verzeichnet sind. Die gesamte aus 43 Mann bestehende Besatzung ist gerettet. Ebenso 14 Militärpersonen, die sich un- ter den Passagieren befanden. In dem Bericht der Gesellschaft wird konstatiert, daß diese sich mit Mut und Hingebung an dem Rettungswerk be teiligt haben. Paris, 9. Juni. Ueber die Dampferkatastrophe konnte Ministerpräsident Combes nur mitteilen, daß die Zahl der Geretteten 60 betrage. Es wären demnach also 140 Personen ums Leben gekommen. Die letzte Hoffnung setzte er ans das Eintreffen eines Dampfers aus Genua, welcher mit einer An zahl Geretteten die Unfallstelle verlassen hatte. Die Beerdigung der unbekannten Opfer findet heute auf Kosten der Stadt Marseille statt. Marseille, 9. Juni. Der Nationalverband der Seeleute hat an die Bevölkerung einen Protest gegen den Mangel an Sicherheit auf den Handels schiffen gerichtet. Darin wird der Unglücksfall des „Liban" auf die unzureichende Besatzung, sowie auf den schadhaften Zustand der Boote und Rettungs einrichtungen zurückgeführt und verlangt, daß Schiffe von solcher Beschaffenheit zwangsweise verhindert werden, in See zu gehen. Der Stadtrat hat 5000 Franks zur ersten Hilfeleistung bewilligt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 9. Juni. Der Kaiser und die Kaiserin sind am Montag vormittag au« Frankfurt a. M. respektive Wiesbaden wohlbehalten im Neuen Palais bei Potsdam wieder angekommen. Im Laufe de« Sonntag« hatte der Kaiser in Wiesbaden eine Parade abgenommen und ein neuaufgedeckter römische« Bad besichtigt. Bet der Abreise gegen 11 Uhr abend« wurden den Majestäten vom Publi- kum große Huldigungen bereitet. Zur ^Verabschied ung auf dem Bahnhof war auch der greise König von Dänemark erschienen; beide Fürsten küßten sich wiederholt. Montag nachmittag beteiligte sich da« Kaiserpaar in Pot«dam an einem Blumenkorso. — Auf besondere Einladung de« Kaiser« ist gestern eine Abordnung der ersten Royal Dragoon«, deren Chef der Kaiser ist, in Berlin eingelroffen und im Continentalhotel abgestiegen. Dazu gehören: der Kommandeur Oberstleutnant Lord Bafing, Major MakinS und vier weitere Osfiziere. Ihr Aufenthalt ist aus zehn Tage bemessen. Während dieser Zeit werden sie den Uebungen der Garde- kavallerte beiwohnen, die für die nächsten Tage in Däberitz angesetzt sind. — Auf dem Schlachtfeld zu Rezonville bei Metz ist am Sonntag unter überau« starker Be teiligung ein Denkmal zu Ehren der 1870/71 ge. fallenen Kameraden de« thüringischen Infanterie regiment« .Nr. 72 enthüllt worden. Der Feier wohnten auch General Stötzer und viele Angehörige de« genannten Regiment« bei. Nach einem Choral, gesang hielt Oberst Bode die Festrede. Die Ehren, wache präsentierte und unter Hurrarufen fiel die Hülle, worauf Kamerad Pfarrer Harrihausen die Weiheworte sprach. Der Kaiser entbot den Kameraden seine« König«-Regiment« seinen Gruß. Er freue sich, daß e« dem Regiment gelungen sei, den für Kaiser und Reich gefallenen braven Kameraden ein würdige« Denkmal auf blutgetränktem Boden zu errichten und er geleite im Geiste die Feier mit der Zuversicht, daß da« Regiment auch in Zukunft im Kriege der ruhmreichen Vergangen heit Ehre machen werde. An die Denkmalsfeier schloß sich die Enthüllung einer Gedenktafel an dem Haufe in Gorze, in dem der schwerverwundele da malige Premierleutnant v. Zedtwitz vom 72. Re giment, der spätere Romanschriftsteller, darniederlag und dem vorbeiceitenden Kaiser eine weiße Rose schickte. — Da« Denkmal, eine Stiftung alter und junger Kameraden, ist ein zehn Meter hoher Obelisk au» Granit, auf dessen Stufen ein Fahnenträger au« Bronze — vom Kaiser gespendet — steht. Die Inschriften lauten: „Es starben den Heldentod 18 Osfiziere, 22 Unteroffiziere, 350 Mann . . . " und „Von Männern künd ich, von Helden hehr, von deutscher Treue, vcn Wehr und Ehr, von heißen Siegen, erkämpft mit Blut, von schweren Opfern, von Todesmut." — Ueber den soeben in München verstorbenen bayerischen Retchsrat Grafen Konrad Preysing schreibt die Frkf. Ztg. u. a.: Ein Edelmann von wirklich adliger Gesinnung, ein frommer, aber kein heuchlerischer Christ, ein Zentrumsparteimann ohne demagogische Allüren, als Politiker ein Dilettant, das ist die Signatur de« nach schwerem Leiden im 60. Lebensjahre dahtngeschiedenen Grafen Konrad Preysing. Im vorigen Jahre beging er »och da« Fest der silbernen Hochzeit. Schon damal« zeigten sich die Spuren de« Leiden«, Leber- und Magen krebs, dem er erlag. Er verhungerte im vollen Sinne de« Worte». — In sämtlichen katholischen Kirchen der Diözese Bre»lau ist gestern ein Hirtenbrief de» Kardinal« Fürstbischof« Kopp verlesen worden, in welchem dieser dringend vor der sozialdemokratischen und oberschlefischen nationalpolnischen Presse warnt. — Der Gnesener Prozeß gegen 24 polnische Gymnasiasten wegen Geheimbündelei hat Montag unter großem Andrang de« Publikum« begonnen. 16 Angeklagte waren wegen zu weiter Entfernung vom Wohnorte vom persönlichen Erscheinen ent bunden. Die Angeklagten, auch die nichterschienenen erklärten sich teil« für nicht schuldig, teils ver- weigerten sie die Aussage. Frankfurt a. M. Oberbürgermeister Ad'cke« veröffentlicht folgende Bekanntmachung: „Seine Majestät der Kaiser und König haben mich beaus- tiagt, Seinen und Jh er Majestät der Kaiserin wärmsten Dank für den würdigen und herzlichen Empfang, die glänzende Schmückung und Illumi nation der Stadt, sowie für die sorgsame Vorbe reitung aller Veranstaltungen zu dem unter allge meiner Teilnahme so harmonisch verlaufenen Zweiten Deutschen Gesang«wettstreiie meinen Mitbürgern kundzugeben. Et gereicht mir zur hohen Eyre und Freude, in Au«führung diese« Auftrage« den Au«- druck der wiede.holt ausgesprochenen lebhasten An erkennung und Befriedigung der Majestäten der Bürgerschaft zu übermitteln." Frankreich. — Wie au« Beni-Unif gemeldet wird, dauerte die Beschießung der Dörfer in der Oase Figig zwei Stunden. Die französischen Truppen besetzten durch Ueberrcschung de« Feinde« zwei nach der Oase führende Pässe. Die Wirkung der Beschießung ist noch nicht bekannt, da die französischen Truppen noch nicht in Figig eingerückt sind. Verluste haben sie bi«her nicht gehabt. Italic«. — Die Ueberreste de« verstorbenen italienischen Staat«manne» Cri«pi sollten nach einem Parla- ment«beschluß in der Kirche San Domenico in Palermo beigesetzt und dort sollte auch ein Grab mal errichtet werden. Der Erzbischof von Palermo protestiert nun dagegen unter der Drohung, fall« Cri«pi in der Kirche beigesetzt werde, werde er da« Interdikt über die Kirche verhängen. — Da« Inter dikt schließt in sich da« kirchliche Verbot der Ver waltung der Sakramente, dc« öffentlichen Gottes dienste» und de» kirchlichen Begräbnisse«. E« wurde zum letzten Male von dem Papst Alexander VII. im Jahre 1668 über Venedig verhängt. Spanien. — Die spanische Presse fährt fort, gegen dar französische Vorgehen bei Figig, weil es den Ver trag von 1845 „frech verletze", zu protestieren. Schon um zu verhindern, daß Frankreich sich später auf die jetzigen Ereignisse al« auf ein Präzedenz berufen kann, wird England aufgesordert, gemein same Sache mit Spanien zu machen, um die gänz liche Zertrümmerung Marokko« zu verhindern. Oertliches «ni» Sächsisches. Hohenstein-Ccnstthah 9. Juni. * — Größere Pflege des deutschen Volks liedes hat der Kaiser in seiner Rede gelegentlich des Sängerwettstreites in Frankfurt a. M. em pfohlen; auch das Preisrichtcrkollegium hat erklärt, daß das deutsche Lied einer immer größeren Vollendung entgegengesührt werden müsse. Sache der deutschen Männergesangvereine ist es nun, den gewiesenen Weg zu beschreiten, was ihnen um so leichter werden wird, als der Kaiser ver sprochen hat, alle Volkslieder sammeln zu lassen und sie den Vereinen zugänglich zu machen. Mit dem Volkslieds werde der Patriotismus gestärkt werden, sagte der Monarch und dieses Wort dürfte sich als ein Wahrwort erweisen. Ein Volkslied geht stets zu Herzen, jedermann wird es gern hören. Wieviel Poesie liegt doch im deutschen Volkslied! Darum pflege man es mehr als bisher! * — Von der außerordentlichen Triebkraft de« gegenwärtigen seuchtwarmen Wetter« legt ein Roggenhalm Zeugni« ab, der un« heute von einem Freunde unsere« Blatte« au« der Rheinprovinz zu gesandt wurde. Betr. Halm mißt die ansehnliche Länge von 234 cm, die Aehre 15 ein. In unserer Expedition kann der Riesenhalm b sichtigt weiden. * — Zur Mitarbeit an der rechten Durchfüh rung des Kinderschutzgesetzes läßt der geschäsls- führende Ausschuß des Deutschen Lehrervereins seine Zweigverbände schon jetzt in der Pädagog. Ztg. auffordern. Das Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Januar 1904 sei für die deutsche Lehrer- schäft ein Ereignis, ein Erfolg, auf den sie stolz sein könne, wenn in dem Gesetze vorerst auch nur ein Teil ihrer Forderungen erfüllt sei. Bei der Durchführung die Hand am Pfluge zu behalten, sei Ehrenpflicht der Lehrerschast. Zu diesem Zwecke müsse das umfangreiche Gesetz nunmehr in allen Zweigverbänden des Deutschen Lehrervereins ein gehend durchgearbeitet werden, damit jeder Lehrer die Bestimmungen beherrsche. * — Nach Falb soll vom 9. bis 13. Juni Trockenheit herrschen. Die Temperatur geht zurück. Der 10. ist ein kritischer Termin 3. Ordnung, der jedoch wegen der herrschenden Trockenheit nicht zur Geltung kommt. 14. bis 22. Juni: Es treten bedeutende Niederschläge ein Im Süden ereignen sich Gewitter. Auf den Höhen fällt Schnee, namentlich in den ersten Tagen. Die Temperatur, welche anfangs unter der normalen liegt, erhebt sich darauf bis zu dieser. Ob's eintrifft? * — Erben werden gesucht! Dem Leipziger Konsulate der Vereinigten Staaten von Amerika ist mitgeteilt worden, daß der Rechtsanwalt Arthur Johns, 43 Cedar Street, New-Zork City, die Verwandten der nachstehend angeführten, in Amerika verstorbenen Personen wegen Erbschafts-Regulie rungen sucht: Ernst Alfred Patzauer, Mary Anna Junghans, Franziska M. Kaiser, Francis Nord, Angust Lingeman, Rosina Stang, Louis oder Jo hann Ludwig Schoenleber und Kathie Longenau oder Langenau. * Plcißa, 8. Juni. Am Freitag abend ent stand im Oskar Pester'schen Hause, in der Nähe der Tannenmühle gelegen, Feuer, durch welches eine Scheune und zwei Anbaue völlig eingeäschert wurden. Das Wohnhaus blieb glücklicherweise durch die Tätigkeit der Feuerwehr erhalten. Ent stehungsursache ist nicht bekannt. * Mülsen St NiclaS, 8. Juni. In unserem sonst so stillen Orte herrschte gestern rege« Leben. Ergraute Veteranen und junge Patrioten in voller Manneskraft wanderten dem Petzold'schen Gasthofe zu, um der dort stattsindenden Bezirk«versammlung der Bunde«vereine de» Bezirk« Glauchau beizu wohnen. Nach harmonischer Begrüßung durch den Gesangverein „Sängerheim"-St. Nicla« eröffnete Herr Bczirksvorsteher Merre«-Glauchau ^/,4 Uhr die Versammlung mit begrüßenden Worten an die erschienenen Kameraden sowie den Vertreter der Königlichen Amt«hauptmannschaft, Herrn RegterungS- assessor Or. Richler, und einem begeistert aufge nommenen Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Georg von Sachsen. Namen« der Gemeinde Mülsen St. Niclas bewillkommnete Herr Gemeinde vorstand Grimm die Gäste und namen« de«Niclaser Krieger- und Militärve.ein» Herr Schuldirektor Kittel. Zu Punkt 2 der Tagesordnung gab der Vvi sitzende bekannt, daß man in Anbetracht der wenigen Veränderungen im Bezirk eine Drucklegung de« Berich'e« nicht für notwendig gehalten habe. Neu bcigetre en ist dem Bunde der Milttärverein Kavallerie, berittene Artillerie und Train in Lichten stein mit 56 Mitgliedern. Der Vorsitzende begrüßte den Verein und gab noch bekannt, daß im Bericht«- jahre zahlreiche Unterstützungsgesuche, wahrscheinlich infolge der schlechten Erwerbtve.hältnisse, eiugegangen seien. Wie im vorigen Jahre, so konnten auch diesmal wieder Auszeichnungen von Mitgliedern vorgenommen werden und zwar der Herren Hermann Lahr und Gustav Härtel I, beide au« Mülsen St. Nicla«, für 30- bezw. 25jäh.ige treue Mitglied schaft. 3. Der Kassenbe ichl, welcher eine Einnahme von 3939,67 M.» eine Ausgabe von 3738,44 M. und einen Bestand von 201,17 M. aufweist, ge langte zum Vorl.ag und wurde richtiggesprochen. 3. Beratung der Tagesordnung für die Bundes versammlung. E» wu.de beschlossen, sich u. bezüg lich Schaffung einer dauernden Erinnerung an den hochselrgen König Albert für Errichtung einer Stif tung zur Unterstützung kranker und hilfsbedürftiger Kameraden zu erklären, b. sich zur Errichtung eine« Erholungsheime« nicht zustimmend zu verhalten, a. den festgesetzten Bestimmungen für die Sanitäts kolonnen genehmigend beizulreten, ck. dem Antrag, die künftige Verwendung der für die Chinakämpser gesammelten Gelder betr., zuzustimmen, 6. den An trag der Bezirk« Leipzig: „Die Bundesversammlung wolle beschließen, den mit He»-rn Staub abgeschlossenen Vertrag wegen Herausgabe de- Militärvereins- Kalender« zu kündigen, einen günstig°ren Bert ag abzuschließen oder einen solchen Kalender in eigener Regie herau«zugeben", gutzuheißen. Al« Ort für die nächste Frühjahrsversammlung wählte man Nödlitz. — Der Versammlung schloß sich Kommer« an, bei dem Toaste, Gesänge und Konze tmusik in angenehmster Weise abwechselten. Bemerkenswert ist von der Versammlung noch, daß ihr auch ein 9ljäyriger Veteran, der zweitälteste Krieger Sachsen», beiwohnte. Es ist die« Herr Straaß-Mülsen St. Nicla«. * Mülsen St. Micheln, 8 Juni. Die auf gestern nachmittag hier anberaumte sozialdemokra tische Wählerveisammlung, in welcher Frau Dr. Luxemburg au« Berlin sprechen wollte, wurde von dem überwachenden Polizeibcamten aufgelöst. * Voigtlaide, 8. Juni. In der heutigen Nacht gegen 3 Uhr morgens brach in der Scheune des hiesigen Steinert'schen Gasthofes Feuer aus, welches in kurzer Zeit das ganze Besitztum in Asche legte. Auch sind bei dem Brande einige Stücke Kleinvieh mit verbrannt. * Dresden. Zu dem in der gestrigen Num mer erwähnten Fall Saldern und seiner 81jäh- rigen Pflegemutter teilen die „Dresdn. Nachr." mit, daß bei der zuständigen Wohlfahrtspolizei eine Untersuchung eingeleitet ist, deren Abschluß noch zu erwarten steht. Der Anblick, der sich den in die Wohnung Eintvetenden bot, war in der Tat ein ge. adezu schreckt cher, aber es darf als bereits festgestellt gelten, daß ein Verbrechen seitens des Pflegesohnes Salden, nicht vorliegt, sondern daß dieser ebenso wie die alte Frau als geistig gestört zu betrachten ist. Er dürste von der Greisin, die augenscheinlich aus ihrer Behausung nicht fortge wollt hat, Anweisung erhalten haben, jeden Ein- laßbegehrenden an der Tür abzuweisen. Geistes kranke lieben überhaupt die Unreinlichkeit und den Schmutz, und Fälle wie der jüngste sind der Be hörde nichts neues. So konnten es vor einigen Jahren die Bewohner eines hiesigen Grundstückes ebenfalls vor Gestank nicht mehr aushalten. Er kam aus der Wohnung einer alten Frau, die jeder mann den Zutritt verweigerte. Endlich erzwang sich die Polizei aber doch Einlaß und man fand in einer Kiste unter dem Bette, sorgsam in Kissen und Blumen gebettet, den Kadaver des bereits seit mehreren Wochen verendeten und in vollständige Verwesung übergegangenen Lieblingskaters, von dem die sich wie wütend gebärdende Frau nur mit größter Anstrengung weggebracht werden konnte. * Leipzig, 8. Juni. Einem Mitarbeiter der „Chemnitzer Allg. Ztg." gegenüber äußerte Musik- direklor Zöllner, der Grund seiner plötzlichen Abreise von Frankfurt a. M. sei eine Differenz mit dem Grasen Hochberg gewesen. Mehr könne und wolle er zur Zeit über die Ursache diese« Konflikte« nicht angeben. Wenn jedoch von einer anderen Seite salsche Angaben gemacht würden, werde er weitere Ausschlüsse geben. * Leipzig. Der Bundestag der „Theosophischen Gesellschast (I. D. V.) in Deutschland" fand unter starker Beteiligung von nah und fern vom 31. Mai bis 2. Juni in Leipzig statt. Als Sympathie kundgebungen liefen Begrüßungsschreiben und -Telegramme aus dem Jnlande, sowie aus Oester reich, der Schweiz, Italien, Ungarn und Amerika ein. Wie ans den vom Vorsitzenden des Geschästs- ausschusses, Herrn Arthur Weber, dem General sekretär, Herrn Edwin Böhme, und den Delegierten erstatteten Berichten hervorging, ist im verflossenen Jahre sür die Verwirklichung des in der Bildung eines Kernes zur allgemeinen geistigen Menschen verbrüderung bestehenden Zweckes der Theosophischen Gesellschaft durch Veranstaltung öffentlicher Vor träge und Aufstellung theosophischer Volksbiblio theken, ferner durch Herausgabe der Monatsschrift „Theosophischer Wegweiser" und durch Verbreitung von Flugschriften energisch gewirkt worden. Die Versammlung beschloß die Gründung einer Bundes bibliothek und eine Proklamation, durch welche die „Theosophische Gesellschaft" allen dem Wohle der Menschheit dienenden religiösen, wissenschaftlichen und ethischen Bestrebungen ihre Sympathie ausdrückt. Die aus Anlaß des Bundestages veranstalteten öffentlichen Vorträge behandelten u. a. den gänzlich unsektiererischen Charakter der Theosophischen Ge sellschaft, den gegenseitigen erzieherischen Einfluß der Geschlechter und den Kulturwert der Kunst. Allen Vortragenden wurde reicher Beifall zuteil. Der ausführliche Bundestagsbericht kann gratis von der Geschäftsstelle, Leipzig, Jnselstraße 25, bezogen werden. * Leipzig, 8. Juni. Bezechte Arbeiter gerieten gestern Abend auf der Chaussee in der Nähe von Engel»berg in Streit, der zu einer Messerstecherei führte. Dabei wurde ein Arbeiter durch einen Stich in da« Auge so schwer verletzt, daß er nach wenigen Minuten starb. * Leipzig. 8. Juni. Plötzlich vom Tode ereilt infolge Herzschlages wurde gestern Vormittag in der Abgangshalle des Dresdner Bahnhofes ein in L.-Connewitz wohnhafter 55 Jahre alter Zeichner, als er eben im Begriff war, zu einer Kur nach Karlsbad abzureisen. * Chemnitz. Der Rat hat bisher jährlich 50 000 Mark für den Neubau eines Stadt-Theaters zurückgelegt. Da aber diesmal der Abschluss der Rechnung der Gemeindeverwaltung auf das 'w 1902 ein überaus günstiger ist, hat der 9 '- schlossen, von dem Ueberschusse nicht 50 000, sondern 100 000 Mark dem Fonds für Erbauung eines neuen Stadt-Theaters zu überweisen. * Zwickau, 8. Juni. Bergarbeiter Oskar Reiß mann im Vorort Planitz hat sich am 26. März d. I. mit seinem jüngeren Bruder aus Scherz im Ringen erproben wollen, wobei er zweimal ge worfen wurde. Aus Wut darüber hat er seinem Bruder, der sich flüchtete und einschloß, nach Zer trümmern der Stubentür mehrere schwere Messer stiche beigebracht. Er wurde deshalb zu 4 Monaten 3 Wochen Gefängnis verurteilt. * Zwickau. In Vielau hat am Freitag morgen die etwa 40 Jahre alte Bergarbeitersehefrau Hiller beim Feueranmachen infolge Verwendung von Pe- troleum schwere Brandwunden erlitten. Die Kanne explodierte und iin Nu standen die Kleider der bedauernswerten Frau in Flammen. Die Frau wurde ins hiesige Kreiskrankenstift gebracht, wo sie nach kurzer Zeit verstarb. Werdau. Am Sonntag früh versetzte ein aus Böhmen gebürtiger und hier beschäftigter 32 Jahre alter verheirateter Ziegeleiarbeiter die Anwohner und Passanten des unteren Ortsteils im benach barten Leubnitz dadurch in Aufregung, daß er, nur mit dem Hemd bekleidet, eine Zeit lang auf und ab spazierte, Passanten belästigte lind allerlei Unfug trieb. Als er schließlich festgenommen wurde, stellte sich heraus, daß er geistesgestört war, so daß man den Mann nach dem hiesigen Stadt krankenhaus brachte. * Plauen i. V., 8. Juni. Die Halmfrüchte liegen seit dem Gewitter am dritten Psingstfeier- tage stellenweise so darnieder, daß sie nicht mehr aufstehen und vom Grase überwuchert werden. Manche Besitzer haben sich daher entschlossen, die Früchte abzuhauen und die Felder anderweit zu verwenden. * Auerbach. Ein gefährliches Wagnis unter, nahm am Sonnabend vormittag kurz nach 9 Ub ein Tischlerlehrling aus Rodewisch, der noch w dem bereits abführenden Zuge nach Falkenst-' wollte. Er sprang auf daS Laufbrett deS letz' Wagens, bekam auch einen Griff zu fassen und wurde nun, mit den Beinen in der Luft hängend, eine Strecke weit geschleift, bis ihn der Schaffner aus seiner höchst gefährlichen Lage befreite. * Auerbach, 8. Juni. Vorigen Mittwoch kamen die ersten diesjährigen Ferienkolonisten aus Leipzig, 112 Mädchen, hier an. Das kleine Volk wurde auf Leiterwagen nach dem Ferienheime Grünhaide gebracht. * Rcntzschmühle. Ein großes Fischsterben ist hier in der Elster bemerkt worden. Ueber 500 Weißfische wurden tot aus der Elster aufgehoben. Die Ursache soll die Verunreinigung der Elster durch Fabrikabwässer sein. Die Forellenzucht in der Eister dürfte hier auf Jahre hinaus vernichtet sein. * Schwarzenberg. 8. Juni. Bei Gelegenheit einer neulich in Bad Ottenstein hier abgehalienen Wählerversammlung, in der der nationalliberale Reichstagskandidat Rehwald sein Programm ent wickelte, ließ sich während dieses Vortrages ein Teilnehmer der Versammlung zu der lauten Aeuße- rung Hinreißen: „Halt bald die G mit deiner Mährerei." Wegen dieser Rüpelei erhielt der Rufer, ein hiesiger Arbeiter, vom Stadtrat wegen groben Unfugs ein Strafmandat mit 5 Tagen Haft zngestellt, gegen das er Einspruch er hoben Hal, so daß sich noch die Gerichte mit dem Falle werden beschäftigen müssen. * Grünstädtel. Bei dem Vorhaben, auf einen bei dem Gute seines Dienstherrn, des Gutspächters Möckel, umherschleichenden Fuchs einen Schreckschuß abzugeben, zersprang das alte, verrostete und zu stark geladene Gewehr des Geschirrführers Hahn und zerriß dem unglücklichen Schützen den Zeige finger und Daumen der linken Hand fast gänzlich. * Thum. Am 6. Juni d. I. abends gegen 9 Uhr brannte das der Ernestine Wilhelmine verw. Bättrich hier gehörige Wohnhaus bis auf die Um fassungsmauern nieder. Die 20jährige Tochter des Handelsmanns Hermann Hunger, die in der Nähe des Brandplatzes an einem Gartenzaun stand, war >e von einem dortigen Radfahrer in der Weste a - gefahren, daß der Knochen des linken Schienbeines gebrochen wurde. Wegen einer starken Geschwulst konnte bis jetzt ein ärztlicher Eingriff bei der Ver letzten nicht vorgenommen werden. * Dörfel, 8. Juni. Von einem betrübenden Unglückisall wurde heute in der 3. Morgenstunde eine Musikkapelle aus Geyer betroffen. Die Musiker, au« dem Erbgericht in Dörfel kommend, waren aus dem Heimwege mit ihrem eigenen Geschirr, einem sog. Verlegerwagen, in der Nähe der Talmühle in Hermanntdorf der Barriere der Zschopautal-
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