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artentetnik VOM VERPFLANZEN GRÖSSERER BÄUME MIT DER BODENSCHLEPPE VON ERNST FLEGEL, GARTENGESTALTER Immer wieder steht man beim Ausbau größerer Park anlagen und besonders bei der Um- und Durchgestal tung alter verwahrloster Parks vor der Aufgabe, grö ßere Bäume zu verpflanzen. Oft stehen prächtige Bäume an falscher Stelle. Aus gartengestalterischen Absichten müssen sie entfernt werden. Für die Axt sind sie zu schade. Setzt man sie an die richtige Stelle, kann man sehr schnell große Wirkungen erzielen, so stark, daß man keine Mühen und Opfer scheut, das Verpflanzen durchzuführen. Die großen Park- und Gartenverwal tungen der Städte sind wohlausgerüstet für die Arbeit des Verpflanzens größerer Bäume. Moderne Pflanzwa gen, auf denen man die Bäume kippen und in gekippter Lage weite Strecken transportieren kann, stehen zur Verfügung. Das Verpflanzen ist hier nur eine Zeit- und Geldfrage. Technisch entstehen fast keine Schwierig keiten, sofern es sich nicht um außerordentlich große Bäume handelt. Nicht jedes private Gartenbauunternehmen ist in der Lage, Kapital anzulegen in modernen Verpflanzungen. Wird man hier vor die Aufgabe gestellt, Umpflanzungen von größeren Bäumen vorzunehmen, so muß man sich anders helfen. Flaschenzüge, Bollen, Bundhölzer, Boh len gehören zu den unbedingt notwendigen Werkzeugen und Materialien. Schwierig wird die Sache nur dann, wenn es gilt, weite Entfernungen zu überwinden. Ich stand beim Ausbau eines alten Gutsparkes in der Nähe Braunschweigs vor der Aufgabe, Bäume im Ge wicht von ca. 60 Zentnern zu verpflanzen und mehrere hundert Meter weit durch das Parkgelände zu transpor tieren. Verpflanzwagen standen nicht zur Verfügung. Baumheber, Flaschenzüge, Pferde gab es. Nach einiger Ueberlegung kamen wir auf den Gedanken, die sogenannte Wiesen- oder Bodenschleppe für unsere Zwecke zu benutzen. Die Wiesenschleppe besteht im wesentlichen aus zwei starken schlittenkufenartigen Bohlen, die mit Eisen beschlagen sind und mit Quer bohlen und Eisen zusammengehalten werden; darüber sind starke Querbretter genagelt. Ein abnehmbarer transportabler Kasten wird auf die Querbretter gesetzt. Starke Eisenhaken dienen zum Anspannen der Pferde. Man benutzt die Wiesenschleppe auf Gütern besonders zum Abtransportieren des Grabenaushubes auf den Wiesen. Für unsere Zwecke benutzten wir die Schleppe ohne den Kasten. Zuerst verpflanzten wir kleinere Bäume, die nur ein Gewicht von 30—40 Zentnern hatten. Der Erfolg machte uns kühner. Zum Schluß gelang es uns, mit dieser Schleppe unter Zuhilfenahme von 6 Pferden etwa 60 Zentner schwere Bäume ein paar hundert Meter weit an den neuen Standort zu transportieren. Allerdings muß ich sagen, bedeutete es für die Pferde, von denen nur die zugfestesten aus dem ganzen Stall ausgewählt waren, eine starke Anspannung. Der Arbeitsvorgang ist in großen Zügen aus den bei gegebenen Fotos ersichtlich. Zunächst wurde der Wurzelballen des Baumes kasten förmig umstochen. Hatte der Ballen die richtige Breite und Tiefe, ging es daran, ihn von unten sorgfältig frei zugraben. Immer, wenn ein Stück geschafft war, wurde eine Bohle eingeschoben und diese mit Draht an einer Bohle, die oben über den Ballen gelegt wurde, befestigt. Bei diesem Arbeitsvorgang wurde von zwei Seiten vor gegangen. Den freigegrabenen Ballenteil unterstützten wir anfänglich mit Holzklötzen, dann mit starken Kant hölzern. Zum Schluß war nur noch die Mitte des Ballens von dem gewachsenen Untergrund zu lösen. Wenn das geschafft war, stand der Ballen vollkommen frei wie ein Klotz auf den Kanthölzern. Nun konnten wir, nach dem wir vorher an der einen Seite der Baumgrube eine schiefe Ebene hergestellt hatten, die Wiesenschleppe unter den Ballen schieben. Für die Leute war der bis her beschriebene Arbeitsvorgang sehr mühsam, denn in liegender Stellung mußten sie dem mittleren Teil des Ballens beikommen, dickere Wurzeln durchsägen und abstechen und den freigegrabenen Boden entfernen. Nachdem die Schleppe untergeschoben war, wurde der Baum mit Eisenketten verankert und der Ballen mit weiteren Brettern noch besser eingepackt. Das Ver ankern war besonders deswegen notwendig, weil die Pferde den Baum die schiefe Ebene hochziehen mußten und weil wir bei dem Transport durch den alten Park mit den Bäumen stellenweise in die Kronen alter Bäume hineinragten. Es standen keine freien Wege zur Ver fügung. — Der Transport gestaltete sich nicht einfach. 6 Pferde hatten tüchtig zu ziehen. Nur mit Buhepausen konnten wir ihn durchführen. Doch es ging. Am neuen Standort war bereits das Baumloch genügend groß aus gehoben, ebenfalls mit einer schiefen Ebene, so daß wir den Baum direkt hineinfahren konnten. Nun kam es darauf an, die Wiesenschleppe unter dem Ballen heraus zuziehen. Mittels eines Baumhebers, unter Zuhilfe nahme von Klötzen und Bohlen, wie Foto 3 zeigt, ging dies auch gut vonstatten. Endlich galt es noch, die Bret ter unter dem Ballen herauszuziehen. Auch dies ließ sich durch Hochheben des Ballens mit dem Baumheber bewerkstelligen. Nachdem alle Bretter entfernt waren, wurde der Baum gerichtet und dann wie üblich be handelt. Auf gründliches Wässern gab ich besonders acht. Die Stämme der verpflanzten Bäume umwickelten wir mit Strohgurten, um die Verdunstung zu hindern. Trotz des ungünstigen Frühjahrs 1934 sind alle auf diese Weise behandelten Bäume angewachsen. Es gelang mir sogar, Quercus pedunculata und Quercus rubra aus dichterem Bestand mit relativ geringer An zahl von Saugwurzeln zu verpflanzen und zum Anwachsen zu bringen. 194