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Abb. 2 Thingplatz für Halle (Saale) Entwurf: Architekt Moshamer, Berlin Rechts im Bild der von der Ehrenhalle der Arbeit getragene höchste Teil der Bühne DahinterderAufmarschplatz weiteres zugestimmt werden. Wohl dem Satze „Natur gegebene Plätze müßten als ständige Theatereinrich tungen auch ihre künstlerische Weihe haben“. Nicht aber dem folgenden „Stadien, die die Kirche vielfach bei ihren Festen benützt habe, wie z. B. beim Katholikentag in Berlin, seien als Spielplätze abzulehne n“. Wer das nächtliche Weihespiel im Nürnberger Stadion anläßlich der diesjährigen Deut schen Kampfspiele vor einigen Wochen erleben konnte, oder den Deutschen Katholikentag 1931 in dem gleichen Stadion mit seinen Massenchören, oder den Aufmarsch der Hitlerjugend anläßlich des vorjährigen Reichs parteitages, wo die deutsche Jugend begeistert ihrem Führer zu jubelte, -— der wird gleichfalls der Auffassung sein, daß Stadien gerade als Spielplätze im Sinne fest licher Massengestaltung und Massenkundgebungen hervorragend geeignet sind. Gewiß kann der Auffassung zugestimmt werden, daß das Spiel, das nur für die Landschaftsbühne großen Ausmaßes geeignet ist, sich nicht ohne weiteres in eine Stadionkampfbahn einfügen läßt: aus dem erklärlichen Grunde, weil den Zuschauern, die sich im Rücken der Handelnden befin den, der Kontakt mit diesen verloren geht. Lediglich in diesem Sinne dürfte auch der Diskussionsredner seine Ablehnung aufgefaßt haben. Ein sehr beachtenswerter Hinweis war am Schluß fol gender: „Es ist im Augenblick nicht so wichtig, viele neue Plätze zu bauen, als geeignete vorhan dene zu finden“. Und in Bezug auf die Verbindung von Ehrenmal und Thingplatz: „das Theater ist in Ver bindung mit dem Tempelbezirk der Gemeinde, dem Ehrenmal, zu bauen. Es soll der Rahmen geschaffen werden für die Dreieinheit von Aufmarsch, Krieger ehrung und Spiel“. Professor Niessen beschloß die Diskussion mit der für den Stand der Thingplatz- und Freilichttheater bewegung wichtigen Feststellung, daß bei der Tagung der Arbeitsgemeinschaft: „k e i n allein gültiges Schema hätte gefunden werden sollen; es hätte kein Gipsverband angelegt werden sollen, denn alles Deutsche sei im Werden“. * Neben dem, was wir aus dem erwähnten Artikel und dem Protokoll über den derzeitigen Stand der Thing platzbewegung erfahren, dürfte allen denen, die sich für diese Frage interessieren, ein Material zur Verfügung stehen, das zur Zeit vom Reichsbund der Freilicht- und Volksschauspiele im Rathaus zu H ei d e 1b er g in einer Ausstellung zusammengefaßt ist. In dieser sollen etwa 35 Modelle, zahlreiche Planskizzen und Bilder aufgenommen sein, die unter dem Titel „National sozialistische Thingstätten im Bau“ zusammengefaßt sind. Die Ausstellung soll dem Vernehmen nach auch in anderen deutschen Städten gezeigt wer den. Bei der Eröffnung wies der Präsident der Reichstheaterkammer, Ministerialrat Otto Laubin ger, darauf hin, daß nach dem ersten Bau programm zunächst 66 .Thingplätze erbaut wer den und daß insgesamt 500 Anträge auf Erbauung von Thingstätten gestellt wurden, daß aber gerade in Rücksicht auf die große Zahl von Anträgen mit einer gewissen Sorgfältigkeit und Zurückhaltung bei der Genehmigung zu Werk gegangen wird. Einen Gesamteindruck dieser Ausstellung vermittelt eine Besprechung im „Völk. Beob.“, aus welcher sich andererseits beachtenswerte Schlußfolgerungen für die kommenden Aufgaben des Garten- und Landschafts gestalters ergeben. Es heißt darin unter anderem: „Viele Entwürfe können die Ahnenschaft der Antike nicht verleugnen. Immer wieder begegnen wir dem abgewandelten Amphitheater, der Arena, dem Zirkus und dem Stadion, je nachdem, ob mehr von der Bühne für Freilichtreigen und Massenaufführungen aus gegangen wird oder vom Aufmarschraum für gewaltige Menschenmengen. Vereinigung von Bühne und Auf marschraum führt vor allem dort, wo eine landschaft liche Klammer um das ganze fehlt, leicht zu räumlicher Ueberausdehnung und einem Auseinander fallen der Gesamtanlage. (Gestaltung aus malerischer Wirkung dagegen bedeutet Gefahr für die Idee.) Bedenklich stimmt es auch, wenn das Spielfeld sozusagen ins Leere geschoben ist und die Darsteller wie auf einem Podest gegen die Luft stehen. Das widerspricht dem Thinggedanken. Es wird ja nicht irgend jemand etwas