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und dahinter noch eine letzte Erhöhung, die der Weihe vorbehalten bleibt und auch sinnbildlich Erhöhung ist. Vielleicht ist das Theater immer das Fest einer — im höheren Sinne — schon festlosen Zeit, vielleicht war das auch bei den Griechen so, und auch unser neuer Festdrang erlebt wirkliche Erfüllung vielleicht nur im Spiel zwischen Volk und Kunst, darum suchen wir es so leidenschaftlich. Was ich seit Jahren gepredigt habe, daß der Laienchor und der Berufsschauspieler ver einigt werden müssen, das stellt der neue „Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele“ nun als Forderung auf. Schon einmal hat Deutschland Laien chöre und Künstlersolisten zu mächtiger Neuform ver mählt: im musikalischen Oratorium. Das dramatische Oratorium will nun erstehen. Das chorische Spiel im leiblich gegenwärtigen und bewegten, nicht nur tönen den Hin und Her, im Zugleich und Entgegen, in Disso nanz und Harmonie von Masse und Held, von Volk und Führer ist das Spiel unserer Zeit, und ihm die Bau- und Schauform zu finden, ist die Aufgabe der Architekten. BODENSTÄNDIGE GARTENGESTALTUNG VON GARTENARCHITEKT OTTOVALENTIEN, STUTTGART Im Städtebau spielt das Fliegerbild seit der Gewißheit, daß sich in absehbarer Zeit ein großer Teil des Ver kehrs in der Luft abspielen wird, eine wichtige Rolle und blieb auf die Plangestaltung nicht ohne Einfluß. Man liest von der Notwendigkeit, bei der Gestaltung die Tatsache berücksichtigen zu müssen, daß in Zu kunft das Städtebild nicht nur in Ausschnitten und Einzelbildern, sondern auch als Gesamtorganismus zu übersehen ist. Dieses Moment ist für das Flachland ganz neu, für das Gebirge aber bestand in kleinerem Maße schon immer die Möglichkeit, ganze Niederungen mit Dörfern, Städten usw. aus der Vogelschau zu über sehen. Sie hat auch für die Gartengestaltung schon immer eine Rolle gespielt. Ein an einem Hang liegender Garten verlangt mit Rücksicht auf den möglichen Aus blick in die Umgebung und den Einblick von außen in den Garten eine viel innigere Verbindung mit der Landschaft als ein Garten in der Ebene, den man selten in seinem Zusammenhang mit der Umgebung über sehen kann. Dieser offenbare Vorzug des Gartens im gebirgigen Ge lände bringt Verpflichtungen an den Gestalter mit sich, die nicht immer genügend berücksichtigt werden. Der Garten in der Ebene birgt oft fremdländische Pflanzen und Gestaltungselemente, die mit der umgebenden Landschaft nicht in Verbindung treten können, weil nur der Rahmen des Gartens in Erscheinung tritt. Im Flachland ist also die Gefahr einer Verunreinigung der bodenständigen Flora von untergeordneter Bedeu tung für das Landschaftsbild, während im bewegten Gelände für den feinfühligen Beobachter durch den Bestand der übersichtlichen Gärten leicht Störungen des Landschaftsbildes auftreten. Wir sind in der Verwendung fremdländischer Gehölze lange Zeit zu weit gegangen, ohne uns recht über die außerordentliche, eigenste Schönheit des deutschen Landschaftsbildes, gegenüber anderen pflanzengeogra phischen Ländern klar gewesen zu sein. Es gibt zwar eine große Anzahl fremdländischer Gehölze, die sich voll und ganz in unsere heimische Flora einfügen und daher Bürgerrecht erworben haben, aber daneben gibt es nicht nur eingeführte Gehölze, sondern auch Hoch züchtungen heimischer und fremder Pflanzen, die in ihrem Charakter Fremdlinge sind und das deutsche Landschaftsbild empfindlich stören. Ein Weinberggarten Gartenarchitekt: Otto Valentien, Stuttgart