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HchnsttinMiistthalcr AnzciM Tageblatt für Aohenstein-Krnstthal, Höerlungwih, Hersdorf, Lerwsdorf, Aernsdorf, Wüstenbraud, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. Weitverbreitetes Insertions-Orga« für amtliche und Privat-Anzeigen. ——! Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalte». Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Stummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Aunahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 1V Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 147. Sonntag, den 28. Juni 1903. 30. Jahrgang. Hohensteiner Stadtanleihe. Bei der gemäß des Tilgungsplanes erfolgten Auslosung von Schuldscheinen der 3'///,, Anleihe vom Jahre 1886 sind auf das laufende Jahr lüt. Nr. 2 und 16 zu je 1500 Mark, „ 0 „ 278 zu 300 Mark gezogen worden. Die Auszahlung der auf vorerwähnte Schuldscheine entfallenden Beträge erfolgt gegen Rück gabe dieser Scheine nebst den dazu gehörigen Zinsbogen vom 31. Dezember d. I. ab bei der hiesigen Stadtkasse. Mit diesem Tage hört die Verzinsung der betr. Kapitalbeträge auf. Hohenstein-Ernstthal, am 26. Juni 1903. Der Stadtrat. vr. Polster, Bürgermeister. L. Im Laufe der nächsten 14 Tage findet eine Hauptübung der hiesigen Feuerwehren statt. Die Absperrmannschaften sammeln hierzu am Rat- und Stadthaus. Alarmierung erfolgt durch das Alarm-Signal. Hohenstein-Ernstthal, den 27. Juni 1903. Die B r a n v d i r e k t i o n. E. Schulze. Gßlr. Anmeldung der Hunde zur Versteuerung bett. Ans Grund des Gesetzes vom 18. August 1888 und des Hundesteuer-Regulativs vom 18. Juli 1900 werden alle Diejenigen, welche in der Stadt Hohenstein-Ernstthal Hunde besitzen, aufgefordert, über die in ihrem Besitze befindlichen Hunde bis zum 10. Juli 1903 in der Stadtbuchhalterei — Rathaus, Zimmer 4 — schriftlich Anzeige zu erstatten und bis zum 31. Juli 1903 die zweite Hälfte der Hundesteuer mit 4 Mark für je einen Hund in der Stadtsteuer- cinnahme — Rathaus, Zimmer Nr. 2 — zu bezahlen. Unterlassung der schriftlichen Anzeige, die ungeachtet der Bezahlung der Steuer zu erfolgen hat, wird als Hinterziehung mit dem dreifachen Betrage der jährlichen Steuer bestraft werden. Hohenstein-Ernstthal, am 27. Juni 1903. Der Stadtrat. vr. Polster. Kny. Bekanntmachung. Der am 30. Juni d. I. fällige II. Termin Landrenten und Landeskulturrenten ist spätestens bis zum 0. Juli 1903 an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Stach Ablauf dieser Frist wird gegen Säumige das Beitreibungsverfahren eingeleitet werden. Gersdorf, Bez. Chemnitz, den 27. Juni 1903. Der tSemetndevorstand. Göhler. In dem Konkurse über das Vermögen des Kaufmanns Ernst Kurt Mende in Hohenstein- Ernstthal soll mit Genehmigung des Konkurs gerichtes die Schlußverteilung erfolgen. — Der verfügbare Massebestand, zu dem noch die bei der Hinterlegungsstelle aufgelaufenen Zinsen kommen, beträgt 3042 Mark 86 Psg. Dieser Betrag ist nach Abzug der Kosten des Verfahrens auf 21 Mk. 10 Pfg. bevorrechtigte und 10 170 Mk. 35 Pfg. nichtbevorrechtigte Forderungen zu verteilen; ein Verzeichnis derselben ist für die Beteiligten auf der Gerichtsschreiberei niedergelegt. Hoheustein-Ernstthal, den 22. Juni 1903. Johannes Koch als Konkursverwalter. Montag, am 29. Juni 1903, vormittags 10 Uhr, kommt im Gasthof zur grünen Linde in Hermsdorf dort eingestellt — eine Nähmaschine gegen sofortige Barzahlung zur Versteigerung. Hohenstei n-E rnstthal, am 26. Juni 1903. Steinbach, Vollstreckungsbeamter. Die Reichstagswahlert. Der Stand der Parteien nach der Stichwahl vom 25. Juni. Bcsipsl. am 30 ./4. 1903 Gew. am l<>./0. 1003 Gew. in der Stichlv. a.2S./4. Stand d.Part. nach d. 25/6. Konservative 52 31 22 53 Rcichspartci 20 6 I l 17 Dcntschsozialc Reform Partei 10 I 9 10 Naüonallibcralc 5i 5 46 51 Fcntrum lOS 88 11 99 Freisinnige Vereinigung 14 — 9 9 Freisinnige Bvlk4partei 27 — 20 20 Süddeutsche BolkSpartci 7 — 5 Sozialdemokraten 78 .55 26 81 Polen 14 I t 16 Welsen 7 Dänen l 1 — 1 Elsässer 10 0 3 9 Wilde 22 1 I 8 Bauernbund — 3 1 4 Bund der Landwirte — — 2 2 Nativnalsozialc — I I Ehristlich-Svziale — — I I An dieser Zusammenstellung seh en nur die Ergebnisse aus drei Wahlkreisen, darunter Lippe- Detmold, wo erst an, 27. Juni die Stichwahl stattfindet. Das Endresultat dieser drei Wahlkreise wird also das Bild nicht wesentlich verrücken. Es haben Mandate gewonnen: Die Konservativen 1, die Polen 2 und die Sozialdemokraten 23. Ihren Besitzstand gewahrt haben: Die Nationalliberalen, die deutsch-soziale Reformpartei und die Dünen. Neu eingetreten als Parteien sind der Bauernbund mit 4, der Bund der Landwirte mit 2 Mandaten, die Nationalsozialen und die Christlichsozialen mit je einem Mandat. Alle übrigen Parteien haben Mandate verloren und zwar: die Reichspartei 3, das Zentrum 6, die Freis. Vereinigung 5, die Freis. Volkspartei 7, die süddeutsche Volkspartei 2, die Welfen 2, die Elsässer 1: die Wilden haben sich um 14 vermindert. Von den Parteiführern und bemerkenswerten Mitgliedern des alten Reichstages werden infolge von Niederlagen in den neuen nicht einziehen: die Konservativen Schrempf, Jacobskoetter, Graf Dön hoff-Friedrichstein; die Bündler Dr. Oertel, Dr. Roesicke, Dr. Hahn, Lucke; die Nationalliberalen Bassermann, Büsing, Dr. Hasse, Esche; die Frei sinnigen Schrader, Broemel, Frese, Hänel, Fischbeck, Beckh-Coburg, Dr. Barth; die Sozialdemokraten Antrick, der Dauerredner, und Albrecht, der als erster in der alphabetischen Reihenfolge des sozial demokratischen Mitgliederverzeichuisses den Anträgen der Partei den Namen gab; die Zentrumsmit glieder Letocha, Braun; der Antisemit Ahlwardt und endlich, was viel bedauert wird, der Sohn des dritten Reichskanzlers, Prinz Hohenlohe- Schillingsfürst. Weiter wird der Reichstag einige bekannte Abgeordnete nicht mehr sehen, wül sie sich nicht wieder haben aufstellen lassen. Unter den 397 Erkorenen des Volkes befinden sich nach den bisherigen Ergebnissen nicht weniger als !30 parlamentarische Neulinge. Die konser vative Partei zählt deren 17. Davon sind in der Hauptmahl 7, in der Stichwahl 10 gewählt; die Reichspartei 1, das Zentrum 24, die Natioual- liberaleu 23, die Freisinnige Volkspartei 7, die Freisinnige Vereinigung 3, die Sozialdemokratie 29, die Antisemiten bei 8 Mitgliedern 5, die Deutsche Volksparte, 5, die Wilden 5, die Welfen 1, der Bauernbund 2, Bund der Landwirte 1 und die Polen 6. * * Mit Rücksicht auf den Ausfall der Siichwahlen schreiben die „Berl. Neuest. Nachr.": Ein arger Optimist wäre derjenige, der das Ergebnis des Stichwahltages in irgend einer Weise befriedigend nennen wollte. Denn es bestätigt fast alle Be fürchtungen, die schon nach der Hauptwahl aus gesprochen werden mußten. Die Sozialdemokratie hat wahrhaft erschreckende Erfolge zu verzeichnen, selbst in manchen Kreisen, zu deren Verteidigung alle anderen Parteien sich verbunden hatten. Das Königreich Sachsen wird im Reichstage durch 22 Sozialdemokraten vertreten sein. Von den Haupt- und Residenzstädten hat Berlin ein einziges seiner sechs Mandate, und auch dieses nur mit knapper Not, gegen die Sozialdemokraten behauptet, denen München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Darmstadt u. a. vollständig anheimgefallen sind. Zum ersten Male, seitdem es einen Reichstag gibt, ist auch Leipzig der Sozialdemokratie erlegen, und zwar durch die Schuld des Freisinns, der in der Stichwahl nicht nur nicht für den Kartellkandidaten eingetreten ist, sondern, den Zahlen nach, den Sozialdemokraten aktiv unterstützt haben muß. Pfarrer Naumann schreibt in der national sozialen Wochenschrift „Die Zeit": „Wir National- sozialen kommen als geschlagene Truppe aus dem Kampf zurück. Einer von uns ist in Stichwahl, Herr von Gerlach in Marburg (Gerlach ist be kanntlich inzwischen in der Stichwahl gewählt worden. D. Red.), wir andern aber sind auch dieses Mal nicht bis zur Schwelle des Reichstags gelangt." Wirsind, so heißt es weiter, nicht unter legen, weil es an Geld oder Mitteln gemangelt hätte. Alles, was wir brauchten, war da. Wenn trotzdem die Niederlage erfolgt sei, so bedeute das, „wir sind nicht imstande, die neue Partei zu be gründen". In Oldenburg habe Naumanns sozial demokratischer Gegner 2000 Stimmen Zuwachs bekommen gerade aus den Kreisen, die er, Nau mann, gern vertreten hätte. Die große sozial demokratische Welle habe die Nationalsozialen ver schlungen. Es müsse ein Delegierteutag einberufen werden, dessen einziger Verhandlungsgegenstand sei: „Was tun wir, nachdem klar geworden ist, daß wir im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht Partei bildend auftreten können?" Wegen des ungünstigen Ergebnisses der Reichs tagswahlen hatte die kaiserliche Werft in Kiel be absichtigt, das für heute aus Anlaß des Stapel laufs geplante Arbeiterfest ausfallen zu lassen. Mit Rücksicht auf die bereits gemachten großen Auf- wendungen wurde jedoch endgillig die Abhaltung des Festes beschloßen. * * * Leider sind in verschiedenen Bezirken nach der Stichwahl Ausschreitungen vorgekommen, es liegen darüber folgende Nachrichten vor: Berlin, 27. Juni. Zu ernsten Ruhestörungen kam es am Tage der Stichwahlen in Spandau. Stach dein Bekanntwerden der Wahl Paulis wur den 6 Polizisten insultiert. Sie zogen sich nach der am Ende der Straße befindlichen Pionierkaserne zurück. Einige Demonstranten brachen Bäumchen ab und schleuderten Stücke davon, sowie Bier flaschen nach den Polizisten. Auf Ersuchen des Polizeikommiffars wurden 20 Pioniere unter Führung eines Offiziers mit aufgepflanztem Bajo nett entsandt, welchen es gelang, die Menge zu zerstreuen, ohne von der Waffe Gebrauch zu machen. An einigen Stellen mahnten mehrere bekannte Sozialisten zur Ruhe. In Hof brachen in der Nacht zum Freitag, gegen 12 Uhr, große Unruhen aus. Die Menge schrie, johlte und beschimpfte den zum Reichstags abgeordneten wiedergewähltenKommerzienratMünch- Ferber und seine Anhänger. Schließlich wurden die Schutzleute mit Ziegelsteinen geworfen. Sie zogen blank und trieben die Ruhestörer auseinander. Drei Schutzleute wurden von Steinen getroffen und nicht unerheblich verletzt. Sechs Lärmmacher, meist junge Burschen, wurden festgenommen. Die Polizei wurde durch Gendarmerie und Feuerwehr verstärkt. Ebenso gab es in Offenbach, wo der bisherige Vertreter, der Sozialdemokrat Ulrich, dem National- liberalen Becker unterlegen ist, Ruhestörungen. Die Herrenstraße, in der das Kasino der Zentrums partei liegt, war von einer johlenden Menschen menge augefüllt, die erst nach Mitternacht von einein starken Schutzmaunsaufgebote, das wieder holt mit blanker Waffe vorgehen mußte, zerstreut werden konnte. Der Abgeordnete Becker erhielt einen Schlag mit einem Stock auf den Kopf und konnte nur unter polizeilichem Schutz den Heimweg antreten. Mehrere Verhaftungen wurden auch hier vorgenommen. Auch in Dortmund kam es während der Wahl zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei, die wiederholt mit blanker Waffe die Straße säubern mußte. Die Beamten, die mit Steinen geworfen wurden, gaben Schüsse ab. Eine größere Anzahl Personen wurde durch Säbelhiebe verletzt. Es erfolgten mehrere Verhaftungen. Erst nach Mitter nacht hörten die Lärmszenen auf. Hagen, 26. Juni. Nach Verkündigung des Resultats der Stichwahl kam es zu großen Aus schreitungen. Ein Aufgebot von über 20 Schutz leuten mußte gegen die Menge einschreiten, wurde aber mit Steinwürfen und Revolverschüffen em pfangen. Es wurden mehrere Beamte durch Stein würfe verletzt. Ein Polizeikommiffar erlitt eine schwere Verletzung, verschiedene Personen trugen Verletzungen durch Säbelhiebe davon. Endlich gelang es der Polizei, die Menge zu zerstreuen. 8 Personen wurden verhaftet. Gelsenkirchen, 26. Juni. Nach Bekannt- werden des Ausfalls der Stichwahl kam es hier zu lärmenden Szenen, welche gegen Mitternacht ihren Höhepunkt erreichten. Polizei mußte ein schreiten und von der Schußwaffe Gebrauch machen, da die Menge mit Steinen nach den Beamten warf. Schließlich gelang es den Polizeibeamten, die Demonstranten mit gezogenem Seitengewehr zu zerstreuen. Mehrere der Ruhestörer wurden ver wundet, darunter einige schwer. Die serbischen Königsfeste haben mit dem gestrigen Tage ihr Ende genommen und die ernste Arbeit ist wieder in ihr Recht ge treten. Obwohl es Peter I. nicht ganz an Wahr nehmungen gefehlt hat, die ihm zu Bedenken Anlaß geben konnten, so hat er im Großen und Ganzen doch einen höchst günstigen Eindruck von der Auf nahme seitens des serbischen Volkes empfangen. Die Belgrader Bevölkerung bewies augenfällige Be geisterung für den neuen König, von dessen Regiment sie die Wohlfahrt des ganzen Landes erwartet.