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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030609
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-09
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1903
- Autor
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HandelS-Nachrichte«. «tvrU», 6. Juni. (Wrchsel-BourS.) 8 8 8 8 M. 10 Pf. 7 M. (Nachdruck verboten.) 67. Fortsetzung. 75 - 70 . »uo». Vlsvoot 60 4 5 5 4 Der heißblütige Aristokrat war erregt, wie kaum zuvor in seinem Leben. Trotzdem sah er ein, daß s T 2M s r 3M 10 r 2M 10 r 8 r 8M 14 r 2M s r SM Weizen, sächs. Roggen, - Hascr - Stroh freu Kartoffeln Futtcrgerstc Butter. 1 Kilo 7 1 2 3 6 L Mart 91,70 6t 102 — 6t 91,50 6 101,89 6 90,10 6t 90,50 6t 95,50 6t 100,90 L 99.90 61 102,25 61 99,80 6t 98,25 It 103 75 8 105,00 61 101,20 I! 104,40 L - 20 - - 20 - - 40 . - 60 - 40 - 50 - Mönche sollen von dem Herzog von Argyll die kleine sandige, nur von einigen hundert Fischern und Kleinbauern bewohnte Insel der inneren Hebriden Jana gekauft haben und dort ihren Schnapsbetrieb fortzusetzen beabsichtigen. Die Destillierapparate sollen bereits nach Schottland abgegangen sein. * Loudon. AuS Landdistrikten in England laufen Nachrichten ein, die eS zweifellos erscheinen lassen, daß die Decken vom südafrikanischen Kriegs schauplatz« Typhuserkrankungen veranlaßten. In einem Dorfe in Norfolk sind bisher 5 Erkrankungs fälle vorgekommen. Die Erkrankten waren im Besitz von Armcedecken, die sie vor kurzem gekauft hatten. Der behandelnde Arzt erklärt, daß der Typhus un gewöhnlich stark austrete. * Rom. Vor dem Absturz gerettet hat ein kühner italienischer Soldat seinen Hauptmann und einen Kameraden. In den wilden Bergen auf der Südseite des Splügenpasses manövrierte vor einiger Zeit ein italienisches Alpenjäger-Bataillon, wobei es einen jähen und mit hartgefrorenem Schnee be- deckten Hang begehen mußte. Der Hang ging unten in eine Felswand über. Plötzlich stürzte ein Soldat. Der Hauptmann Balocco wollte ihn zurückhalten, wurde aber mitgerissen, und nun kollerten beide gegen den Abgrund zu. Dies sah der Soldat Jakob Corlazzoni, der gerade am Rande des Ab grundes stand. Sofort stieß er Pickel und Gewehr in den Schnee, hielt sich mit dem linken Arme fest und fing mit dem rechten Arm die Herabstürzenden auf, wobei er natürlich Gefahr lief, mit in die Tiefe gerissen zu werden. Für diese wackere Tat erhielt Corlazzonie vor versammeltem Regimente eine Belobung und eine Medaille. Er ist ein Holzknecht aus den Bergamasker Bergen. Amsterdam per 100 st. d. Brüste! und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Nudel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. S W. 7 7 2 3 3 6 2 Vermischtes. -j- Ueber das Vermächtnis des verstorbenen Straßburger Bankiers Staehling an August Bebel wird noch gemeldet: Bebel erhielt die Nachricht von der ihm zugedachten Erbschaft erst vor einigen Tagen zugestellt, begleitet von der in französischer Sprache abgefaßten Willensmeinung des Verstor benen. Dieser erklärt darin, er legiere 10 000 Franken an Herrn Bebel, nicht weil er einer der Führer der sozialistischen Partei, sondern weil er ein Freund der Wahrheit sei und den Mut habe, allezeit zu sagen wie er denke, so weit ihm dies er laubt sei, und er glaube, das es die Wahrheit sei, ferner, weil Bebel mit ihm den (Erblasser) in dem auf die Spitze getriebenen Militarismus das stärkste Hindernis der Entwicklung der Menschheit sehe, das entweder damit endigen werde, das kontinentale Europa zum Nutzen Englands und Amerikas zu grunde zu richten oder zu einem schrecklichen Siege zu führen, den zu verhüten die Aufgabe jedes Menschenfreundes sein müsse. Im weiteren, führt der Erblasser aus, sei er auch zu dem Legat ver anlaßt worden, weil Bebel wiederholt den Mut gehabt, zu erklären, daß das einzige Heilmittel, diese verfahrene Situation ins Gleichgewicht zu bringen, eine Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich in bezug auf Elsaß-Lothringen sei, da, wenn diese beiden ersten Kulturnationen des europäischen Kontinents sich verständigt hätten, für beide Länder eine Periode innerer Wohlfahrt be ginne und der Friede der Well gesichert sei. Dec Erblasser hält es auch für angemessen, in dem Schriftstück zu erklären, daß Bebel von dem Legat keine Kenntnis habe. Das Testament ist am 6. März 1900 ausgestellt, als der Erblasser bereits im 84. Lebensjahre stand. Kirchliches. Ein apologetischer Bibelkursus fand auf An regung und unter Leitung von Pfarrer lüe. Weber im April im Evangelischen Vereinshause zu Barmen statt. Daran nahmen teil: 135 Rektoren, Semi narlehrer und Lehrer an Volks- und Mittelschulen, 31 Lehrerinnen und Seminaristinnen, 14 Lehrer an höheren Schulen, 50 Pastoren, Kandidaten nnd Studenten der Theologie, außerdem 35 Missionare und angehende Missionare, 50 Männer und Jüng linge aller Stände (Kaufleute. Beamte, Handwerker, Bauunternehmer) und 13 Damen. Das sind zu sammen 328 Te lnehmer. Rechnet man dazu noch etwa 150 Mänuer und Frauen, die nur an dec Abevdversammlung teilnahmen, so kann der Be such als ein sehr erfreulicher bezeichnet werden. Dem entsprach die geistige Höhe der Vorträge, die Oberlehrer Dr. Dennert aus Godesberg und Prof. Dr. Ed. König aus Bonu hielten. Der erstere sprach über „Bibel und Naturwissenschaft" ans Grund sehr ausführlicher gedruckter Leitsätze, der zweite über „Das alte Testament und die neueren Forschungen und Entdeckungen". Beide Vorträge standen auf der Höhe ihres Fachgebietes und waren durchglüht von warmem Glauben. Der Kursus wird auf allgemeinen Wunsch jährlich wiederholt werden. Beide Vorträge werden demnächst in Druck erscheinen. Der Bund sächs. Jünglings- und Männerrer- eine hat anläßlich seines im vorigen Monat statt gehabten 25jährigen Jubiläums eine Jubiläums- stiflung errichtet zur Gründung eines Genesungs- heims für den Bund und eines Soldatenheims in einer größeren Garnison Sachsens. Die Samm lungen haben bisher 4714,64 Mk. ergeben. Dazu steuerten bei das Ministerium des Innern 500 Mk , das Ministerium des Kultus 300 Mk., das Lan deskonsistorium 300 Mk., der Rat der Stadt Dres den 300 Mk. Für das Genesungsheim hat ein hochherziger Mann ein schönes Waldgrundstück von 3000 m geschenkt. Der sächsische Bund der Männer- und Jünglingsvereinr zählt jetzt 11000 Mitglieder in 194 Vereinen. Netteste Nachrichten und Depeschen vom 8. Juni. Berlin. Der Berliner Lehrergesangverein, welcher I beim Sängerwettstreit in Frankfurt den Kaiserpreis davontrug, trifft heute Abend 12,10 Uhr hier ein. I Die Berliner Lehrerschaft und die hiesigen Ge- I sangvereine werden die Sänger empfangen und ihnen Ovationen bereiten. Berlin. Zum Tode des Dr. Sach» (s. Kleine Chronik) ist noch nachzutragen: Al» Tode.-Ursache wurde Lungenpest festgestellt. Dr. Sach« war etwas tuberkulös und hatte vor einiger Zeit eine Lungen-Entzündung erlitten, weshalb die Ansteckung so schnell zum Tode führte. Die Leiche wurde in Carbol getränkte Tücher eingewickelt, in einen schwarzen Holzfarg gelegt und abend« '/,7 Uhr in einem verschloßenen Leichenwagen nach dem Fried hof gebracht. Der Sarg wurde ohne alle Zeremo nien in die Gruft gesenkt, welche unverzüglich ge schlossen wurde. Wien. Die Meldungen aus Brüssel lassen er kennen, daß die dort tagende Zuckerkonvention die von Oesterreich-Ungarn angenommene Konsingentie- rung als mit der Brüsseler Konvention nicht zu vereinbaren betrachten werde. Es ist wahrscheinlich, daß Oesterreich an die Konferenz appelieren werde, welche aber in nächster Zeit mit der Regierung zu- sammentritt, um über die zu treffenden Maßregeln zu beraten. Wien. Nach verläßlichen Meldungen ist der Saatenstand in Ungarn ungünstig. Im besten Falle ist eine mittelmäßige Ernte zu erwarten. Rom. Zur Reise Kaiser Wilhelms nach Wien ! schreibt die „Tribuna" : ES sei absurd, zu behaupten, Kaiser Wilhelm werde in Wien zwischen Oesterreich und Italien vermitteln. Die Beziehungen der beiden Regierungen hätten nie aufgehört so herzlich zu sein, wie eS gegenwärtig der Fall sei. Paris. Prinz Victor Emanuel, dessen Besuch beim Präsidenten Loubet amtlich auf den 16. Juli festgesetzt ist, wird sich nach einer Meldung aus Rom drei Tage in Paris aufhalten und im Mini sterium des Aeußern absteigen. Kopenhagen. Das amerikanische Geschwader ist bei Skapen vor Anker gegangen. Belgrad. Die Kavallerie-Reserve-Offiziere deS 2. und 3. Aufgebots sind zu einer 15tägrgen Truppenübung eingezogen worden. Sofia. Das von den Sozialisten einberufene Meeting wegen Kischinew endete mit einem Skandal und führte zu Volks- und politischen Demon strationen, nachdem die bulgarischen Sozialisten es abgelehnt hatten, zugunsten der Mazedonier ein- zuireten. Als der sozialistische Deputierte Kirkow die türkischen und russischen Interessen vertrat, brach der Sturm los. Das Publikum stürmte die Tribüne und prügelte die Sozialisten hinaus. Hier auf begab sich die Menge vor die Wohnungen der französischen, englischen, italienischen und russischen Vertreter und bereitete ihnen Ovationen. Die Demonstrationen endeten schließlich in aller Ruhe. Tanger. Der Prätendent hat die Gegend des Riffs verlassen und ist nach Tezza unterwegs. Die Regierungstruppen haben dieselbe Richtung. Mehrere Kabylenstämme, welche bisher als regie rungsfreundlich galten, haben sich dem Prätendenten angeschloffen. Newyork. Zwei Webereien in Pancelet in Südkarolina sind durch Sturm zerstört worden. 3500 Ballen Baumwolle wurden vom Wasser fort gerissen. Eine Weberei in Clifford wurde schwer beschädigt. Tausende vcn Arbeitern sind obdachlo«. Die Verluste sind ungeheuer. San Franzisko. Die bedeutende Getreide firma Hetzinger hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Verluste sollen sich auf mehrere Millionen Dollars belaufen. Die Firma ist eine der bedeu tendsten ihrer Art und hat Verbindung mit euro päischen Firmen. Briefträgers Hannchen Von Georg Paulsen. 4»/. 6 T * /'SM 5'/, 8 r n./ b T 6 /,gM pro 59 Kilo 90 Pf. bis 90 - - Kirchen-Nachrichten. Non Oersdorf. Dienstag, de» 9. Juni, abcnds 8 Uhr Bibelstunde. Donnerstag, den 1l. Juni, sinh 9 Uhr Woche», kommunion. Kleine Chronik. * Berlin, 7. Juni. In einem Quergebäude der Merseburger Straße in Schöneberg entstand gestern abend in der Wohnung der Maurer Schwartz- schen Eheleute ein Brand, bei dem zwei Kinder im Alter von neun Monaten und vier Jahren den Tod fanden. * Berlin, 7. Juni. Der 25 Jahre alte Dr. med. Sachs ist gestern nachmittag ein Opfer seiner Pestforschungen geworden. Bei bakteriologischen Arbeiten im hiesigen Institut hatte er sich kürzlich auf der oberen Handfläche infiziert, die Gefahr nicht genügend beachtet und am Donnerstag, als sich das Uebel verschlimmerte, Aufnahme im städtischen Krankenhause in Charlotte: bürg gesucht. Er ist sogleich nach der Charits gebracht, dort in einer Isolierbaracke behandelt worden und gestern Nacht gestorben. Eine mehrstündige Konferenz in der Charitö hat heute die Todesursache sestgestellt. Es sind von den zuständigen Behörden in umfassender Weise die erforderlichen Maßnahmen getroffen worden, so daß eine Verbreitung der Krankheit als ausge schlossen betrachtet werden kann. —Der Verstorbene galt als hoffnungsvoller, tüchtiger Forscher auf dem Gebiete der Pestkrankheit. Nach allen Maßnahmen, die sofort ergriffen wurden, kann eine Verbreitung der Krankheit als ausgeschlossen betrachtet werden. — Aus Anlaß des traurigen Falles soll ein Erlaß deS preußischen Kultusministers bevorstehen, wonach die Versuche mit Pesterregern angesichts der damit ständig verbundenen Gefahren nicht mehr ausgeübt werden sollen. * Hamburg. Eine brave Tat vollführte ein Gardeosfizier gelegentlich eines Autfluges nach Hamburg. Dort hatte sich ein 20jährigeS Dienst mädchen von der Lombardsbrücke aus in selbst mörderischer Absicht in die Alster gestürzt. Ein deS WegeS kommender Oberleutnant der Garde ent ledigte sich seines Waffenrockes, sprang in das Wasser und rettete mit Lebensgefahr das dem Er trinken nahe Mädchen. Hierauf entfernte sich der brave Offizier schleunigst, so daß es nicht gelang, seinen Namen festzustellen. * Bremen, 8. Juni. Der Ausstand der Klempnergesellen ist in einer Sitzung der auS Ver tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestehen den SchlichtungLkommission endgiltig beigelegt wor- den. Die Klempnergeselleu nehmen am heutigen Montag die Arbeit wieder auf. * Halle, 6. Juni. Der Buchhalter und Prokurist Picht, der nach Unterschlagung von mehr als 50000 Mk. zum Schaden des Kgl. Lotterieeinehmers hier voreinigen Monaten flüchtig wurde, ist in vergangener Nacht, als er Einlaß in die Wohnung seiner Gatlin begehrte, festgenommen worden. Die Flucht PichtS, der in der Gesellschaft eine gewisse Rolle spielte, erregte s. Z großes Aussehen. * Halle a. S., 6. Juni. Im nahen Pouch ertranken heute die achijährigen bezw. zehnjährigen Waisenknaben Marschke im Gänseteich, als der ältere Bruder den jüngeren retten wollte. — In der wilden Saale bei Halle wurde am 6. Mai ein männlicher Leichnam aufgefunden, dessen unterer Teil in einen mit Steinen beschwerten Sack eingeschnürt war. I Wie erst jetzt festgestellt werden konnte, ist der Tote ! identisch mit einem aus Hohenlohe bei Lützen ge- bürtigen 57 Jahre alten Kaufmann, der bereits am I 14. April seine in der Breitenfelder Straße in I L.-Gohlis wohnhafte Familie verlassen hat. Offen bar liegt Selbstmord vor. * Auma, 6. Juni. Die bei dem Gutsbesitzer I Neupert in Schüptitz bedienstet gewesene 15jährige Magd Pufe, die kürzlich das Besitztum ihres Dienst herrn in Brand gesteckt und deshalb verhaftet worden I ist, hat auch mehrere Gistmordversuche gegen das Mitgesinde und die Angehörigen ihres Herrn verübt. I Sie brachte u. a. dem zweijährigen Töchterchen I Neuperts ein Giflpulrer bei, worauf das Kind schwer erkrankte, so daß eS nach Jena in das Land krankenhaus gebracht werden mußte, wo es gestern gestorben ist. Als Grund dieses Verbrechens weiß die Pufe nur anzugeben, daß sie aus dem Dienst I habe kommen wollen. * Rybnik, 5. Juni. Am Mittwoch abend wurde in das hiesige Julrus-Krankenhaus schon wieder ein tollwutkrankes Mädchen eingeliefert. Es ist die I 15jährige Franziska Schlossarek, Toch'er eines Bergmanns aus Niedobschütz, welche am 15. v. M. I von einer fremden Katze gebissen wurde. Die Un- I glückliche fiel durch ihr unruhiges, sonderbares Be nehmen in den letzten Tagen auf. Gestern nachts 11'/, Uhr bereits brach die Tollwut auS. Nach ununterbrochenem Rasen und Toben trat, der Schl, s Ztg. zufolge, gestern vormittag der Tod ein. * Rybinsk, 7. Juni. Das Bahnhofsgebäude I der Moskau-Windau-RybinSk-Eisenbahn ist gestern bis auf den Grund niedergebrannt. Das Feuer wurde durch die Explosion einer Kerosinlampe verursacht. * Ammerland, 6. Juni. Hier ertranken gestern I abend im Starnberger See der Bürstcnfabrikant Schneller auS Augsburg, seine Tochter und seine Schwägerin. In dem Kahn, der beim Platzwechseln gekentert, waren noch drei Personen, die sich in demselben befanden, jedoch gerettet wurden. * Straßburg, 6. Juni. Die Hagenauer Garnison wurde alarmiert wegen eines Großfeuers. Vonden Stallungen deS Dragoner-Regiments Nr. 15 ist das 60 Meter lange Futtergebäude vollständig niedergebrannt. Beiden Löscharbeilen sind3 Soldaten verunglückt und außerdem 1 Feuerwehrmann, welcher abstürzte, doch sind sämtliche Verunglückte nicht in Lebensgefahr. DaS Pferdematecial blieb unbeschädigt. * Recklinghausen, 6. Juni. Beim Abbruch einer alten Waschkaue der Zeche Recklingrn I stürzte daS Dach ein und begrub mehrere Arbeiter unter sich, von denen 3 getötet, 2 schwer und 4 leicht verletzt wurden. * Böhmisch-Kamnitz, 6. Juni. Der Realitäten- besitzer Franz Vetter aus Preschkau wurde von dem Glasschleifer Richter von Preschkau in bestialischer Weise ermordet und seiner Barschaft von 800 Kronen beraubt. Der Mörder ist verhaftet. * London. Die aus der Grande Chartreuse bei Grenoble in Frankreich vertriebenen Karthäuser Ehemttitzer Marktpreise vom 6. Juni. 1903. I er die Pflichten der guten Erziehung, die ihm sein I Name auferlegte, nicht gröblich verletzen dürfe. „Ich bin ganz ruhig," flüsterte er dem Bekannten auf dessen warnende Handbewegung zu. „Nur fragen möchte ich sie etwas —" „Ich bitte Dich, Egon," bat der Freund, „er- I spare Dir eine Szene." „Sprechen muß ich sie, in ihre Augen noch einmal blicken. Ich werde mir nichts zu Schulden kommen lassen, nur wissen will ich's, was ich wissen ! muß!" Der Andere zuckte die Achseln, als wollte er I sogen: „Meine Schuldigkeit habe ich getan, Du bist I also selbst verantwortlich, für daS, waS kommen I wird." Ein Glockenzeichen erscholl. Man nahm seine I Plätze ein, die Ouvertüre begann. Aber die Unter- I Haltung dauerte fort, wenn auch in gedämpfterem l Ton, bis der Vorhang sich hob, und die Oper be gann. Es war ein ungarisches Werk, Johanna sang I die Rolle eines leidenschaftlichen PußtamädchenS I zum ersten Male. Nur auf starken Wunsch des Publikums wie der Presse hatte sie darin gewilligt, ! sie hatte eine leise Abneigung gegen die herzer schütternde Ueberschwänglichkeit, welche die Rolle verlangte. Diese glutvolle Leidenschaft, welche an die Sängerin auch ganz hervorragende schauspiele- I rische Ansprüche stellte, lag ihrem eigenen Charakter fern, aber ihr künstlerischer Ehrgeiz veranlaßte sie ! endlich doch, die Partie zu übernehmen, in der sie I allen, die sie kannten, verwandelt erschien. Aus der blonden „Schwedin" war in Wahr- I heit ein braunes, dunkellockiges Pußta-Mädchen geworden, Aluscha hatte die Herrin mit einer Na- I türlichkeit geschminkt und frisiert, die einen ver- I blüffenden Effekt erzielte. Das war die größte mögliche Lebenstreue. Und als beim Aufgang des Vorhanges daS braune schlanke Mädchen, durch dessen volles Haar sich eine Schnur Münze» schlang, dessen phantastische, halb orientalische Kleidung den Reiz der Erscheinung erhöhte, am Tiefbrunnen der weiten Haide stand, nach dem fernen Geliebten aus- spähend, als sie in Tönen heißer Sehnsucht ein Pußtenlied, dessen alte Melodie in die Oper ver webt war, begann, da brach das ganze Haus in einen stürmischen, nicht enden wollenden Beifall aus. Und Gras Egons Freund bemerkte, wie Lessen Hände, die er ihm in unwillkürlichem Druck hin- streckte, wie Feuer brannten. „Egon, nimm Dich in acht!" warnte er ihn nochmals. „Wahnsinnigmacht sie mich, wahnsinnig," flüsterte Graf Zura heiser zurück. „Sahst Du schon ein Weib wie sie?" „Nun, es ist doch nur Talmi," antwortete der Freund, absichtlich spöttisch, in dem Bemühen, den Grafen von seiner Leidenschaftlichkeit zu befreien. „Ganz Budapest weiß doch, daß die Holder eine blonde Tochter des Nordens ist, kalt wie Eis und Schnee in ihrer Heimat. Und hier die dunkle Haiderose, daS ist ein echtes Zigeunerkind. Schminke und —" „Schweig! Ach Du Tor, wenn Du wüßtest, wie sie heute morgen auf der Marqareteninsel jenen steifen Fremden ansah, Du würdest nicht mehr von Eis und Schnee reden und schau sie nur jetzt. Aber I ich will Klarheit, heute noch!" Ein lautloses Stillschweigen des ganzen großen Publikums herrschte jetzt. Auf der Bühne hatte ein Duett begonnen, das jeden Mund schloß, alle Empfindung nur in das Gehör legte. Es war eine Liebesszene, wie man sie in der Oper i» schau spielerischer und gesanglicher Vollkommenheit nur selten so geschaut. Und dieser Czikos, der Pußten- Hirte, der da neben Johanna mit seinem Rosse ! stand, schien die verkörperte freie Haidewelt, mit seinem kleinen kecken Hut, dem kühnen Gesicht, den flatternden, weiten Hemdsärmeln, der trotzig-wilden Statur. Man war sprachlos, die Kunst, die genialste, nicht zu überbietende, regierte unumschränkt. Endlich fiel dec Vorhang. Wieder und immer I wieder wurden die Hauptpersonen hervorgerusen, ein Kranz nach dem andern ward auf die Bühne I gereicht, Johanna und ihr Partner verneigten sich mit strahlendem, glücklichem Lächeln. „Siewaren noch niemUngarn,FräuleiffJohanna?" fragte der berühmte magyarische Sänger ungläubig, als sie wieder hinter dem Vorhang standen. Und als sie verneint, ries er mit Enthusiasmus: „Dann ist's ein Wunder. Das hätte ich nie für möglich gehalten." Und sic selbst hatte es auch nicht für möglich gehalten! Ohne die freudige und später beunruhi gende Erregung dieses Tages hätte Johanna nie so spielen können, wie es geschehen. Sie wußte es recht gut. Und wenn auf der Bühne ihr mehr als I einmal gewesen war, als wollten die rechte Kraft und die Fassung schwinden, dann hatte sic Falken- I thals Blick gesucht. Für ihn hatte sie eigentlich ge sungen. Der Major hatte auch nach dem Aktschluß noch unbeweglich dagesessen. Wie ein Traum waren ihm die Szenen erschienen. Er hatte Johanna doch noch nicht recht gekannt vor diesem Abend; ihm war sie bisher immer die außerordentliche talent- I volle Sängerin, die Besitzerin einer wundervollen Stimme, das treu innig empfindende Weib gewesen, ruhig, fest und stark, wie er selber. Dieser ver- ! hcerende, fiebernde Zug der Leidenschaft, der ihr I heutiges Spiel durchleuchtete, der hatte ihn noch weit mehr gefesselt, als alle anderen, nicht nur, I weil er ihm neu war, sondern weil er heute er- I kannte, es mit ganzer Gemalt fühlte, daß seine ernste, männliche Ruhe der gleichen wilden Bewegung weichen könnte, wenn Gefahr drohen sollte, Johanna zu verlieren. (Fortsetzung folgt.) ReichSbank 3'/,"/o, Lomb.-Z.-F. 4'/,°/o. L»,c>vdurU, 6. Juni. Kornzu^er cxcl. 88'/^ Ren- demenl 9,30—9,45. Nachproducte excl. 75'/, Renoement 7,30—7,50. Stimmung: Schwach. Kristallzucker 1 30,20. Brodraffinade I 29,95. Bem. Raffinade mit Faß 29,95. Bem. MeliS 29,45. Roh-ucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Juni 16,25 Gd., 16,35 Br., 00,00 bez., per Juli 16,45 Gd., 16,55 Br., per Aug. 16,75 Gd., 16,80 Br., —,— bez., per Okt.-Dezbr. 17,85 Gd., 17,90 Br., 17,87'/» bez., per Jan.-März 18,15 Gd., 18,20 Br., 18,17'/, bez. Stimmung: Ruhig. Zahlungseinstellungen. Anton Müller, Augsburg. Heinrich Janssen, Berlin. Joh Liesegang, Berlin. Franz Scholz, Breslau. Amalie Helbig, Dresden. Bertha Luise Michel, Dresden. Wilh. Albrccht, Salzhemmendorf-Lauenstein. Albert Radzi- mowski, Mewe. Philipp Küchmann, München.
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