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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-21
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1903
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1- Ei» eigemartige» Mittel, Füchse zu ver scheuchen, hat ein Hofbesitzer in Simmerhausen bei Hamburg inj Anwendung gebracht. Er hat näm- uch dem Haushahn eine Glocke um den Hals ge bunden und gravitätisch stolziert nun der Gockelhahn damit unter stetem Klingling unter seinem Hühner volke umher. Das Mittel soll sich vorzüglich be währen, denn seitdem hat sich kein Fuchs mehr blicken lassen und kein Hühnchen ist dem listigen Räuber mehr zum Opser gefallen. -j- Löweuplage i« Deutsch-Ostafrika. Wir lesen in der Deutsch-ostafr. Ztg.: Selten ist die LSwenplage im Bezirke Kisakkt so erheblich gewesen wie in diesem Jahre. Bor allem in der Nähe der größeren Flußläufe, die in der diese« Jahr so an haltenden Regenzeit weit über ihre Ufer getreten find, halten sich die Bestien ständig auf und greifen, da sie scheinbar keine Lust verspüren, da« flüchtige Wild in dem weichen Boden de« von Regenwasser triefenden Urbufche« zu verfolgen, zu der bequemer zu erhaschenden Beute: den Menschen. Nach Dutzen den zählen bereit« die Schwarzen, die in den letzten Monaten in den Dörfern nordöstlich von Kisakki den Löwen zum Opfer gefallen sind und die Frech heit, mit der die Tiere bei ihren Raubzügen zu Werke gehen, ist wohl kaum oder nur selten dage wesen. Unser Gewährsmann teilt un« u. a. mit, daß, al« er mit einer Karawane dicht bei dem Dorfe Magogoni am Kuru nächtigte, au« einer Hütte in allernächster Nähe seine« Zelte« ein Löwe ein Neger weib herau«geholt und fortgeschleppt hätte, nachdem er den Mann schwer verwundet und da« Kind ge tötet. Am nächsten Morgen wurden die gesamten männlichen Bewohner de« Dorfe« aufgeboten, um dem Räuber nachzustellen und e« gelang auch, ihn zu verwunden, allerding« büßte dabei wieder ein Neger, der zu unvorsichtig vorging, sein Leben ein. Endlich am dritten Tage gelang e«, der Bestie den Garau« zu machen. Die Wut der Neger war grenzenlo«; sie zerstückelten da« Tier mit ihren Speeren so vollkommen, daß schließlich nur noch eine breiige Masse übrig blieb. Jener Löwe hatte bereit« neun Menschenleben au« einem Dorfe auf dem Gewissen. Die sechzig ledigen Dorffchönen des reizen den Oertchens Ecaussines-Lalaing im Hennegau waren des Wartens müde, und so beschlossen sie, die heiratsfähigen jungen Männer von nah und fern zu einem Anknüpfungs-Imbiß einzuladen. Er fand, wie die „K. Ztg." berichtet, dieser Tage auf dem Gemeindeplatze statt, wo den Eingeladenen ein großes, von schnäbelnden Täubchen umgebenes Willkommen entgegenwinkte und in dessen Mitte sich ein mächtiger, mit weißen Bändern und Braut kranzblüten geschmückter Maibaum erhob. Neben an prangte im Sonnenglanze eine lange, mit weißem Papier bedeckte Tafel mit 120 Kaffeetassen, an der, nachdem das Fest nachmittags 3 Uhr durch Böller schüsse eingeleitet war, sich zunächst die buntge schmückten Schönen, dann die herbeigeeilten Gäste niederließen. Leider verdarben höhere Mächte das Freien. Drohende Wolken erschienen am Himmel, und kaum hatte die hoffnungsvolle Gesellschaft mit der Stärkung ihres Magens zu den bevor stehenden Herzensgeschäften begonnen, als sie durch einen strömenden Gewitterregen in die nächsten Wirtshäuser getrieben wurden. Erst gegen 5 Uhr ließ das Unwetter nach. Nunmehr stieg ein junges Mädchen im Freien auf einen Tisch und verherr lichte in langer Rede die erhabene eheliche Liebe; dann wurde trotz Nässe und Schlamm das Tanz bein geschwungen. Als der neue Heiratsmarkt zu Ende ging, lag über Ecaussines dunkle Nacht. Mutmaßlich wird er im nächsten Jahre wiederholt, denn wie ein Mitglied des Festausschusses erzählte, hat das Unternehmen der Jungfrauen von Ecaus- sineS nicht allein in Belgien, sondern auch im Aus lande einen großen Anklang gefunden. Ein Herr aus dem Pas de Calais schrieb, er werde nächstens 60 000 Franken erheben und hoffe, daß man bei dem belgischen Mangel an Ehemännern auch der Franzosen gedenken werde. Ein junger erster Lieb haber von einer großen französischen Provinzial bühne sandte sein Bildnis mit der Erklärung ein, daß er 250 Franken Monatsgehalt habe, trotz der Gefahren seines Berufs noch unverdorben, ferner katholisch und von angenehmem Aeußern sei, aber von seiner Zukünftigen 15000 Franken Mitgift verlange. Er vertraue indes auf die Vorsehung. ch Eine merkwürdige Kinderheirat kam in diesen Tagen vor dem Londoner Ehescheidungsge richtshofe zur Verhandlung. Eine 24jährige junge Frau hatte den Antrag auf Lösung ihrer im Jahre 1892, also vor 11 Jahren, geschlossenen Ehe ge stellt, weil sie zu jener Zeit nicht den Vorgang aus dem Standesamts und den Ringwechsel verstanden haben wollte. Aus den Zeugenaussagen ging her vor, daß die Antragstellerin im Alter von 13 Jahren Umgang mit einem jungen Burschen im Alter von 14 Jahren gehabt hatte und sich Mutter fühlte. Um einen Skandal zu vermeiden, sandte der Vater das Mädchen nach London, wo er es zwang, mit dem Jugendfreund sich trauen zu lassen. Das Kind verstarb nach der Geburt. ch Eine Automobilftraße in Amerika. Der Nationalverband der amerikanischen Automobilfa- briken und der amerikanischen Automobilgesellschaft erklärten sich, wie dem „Berl. Tgbl." gemeldet wird, mit einem Vorschlag einverstanden, auf der Insel Long Island eine 112 englischeMeilen lange, mit stäh lernen Fahrschienen versehene Straße zum aus schließlichen Gebrauch für Automobilisten anzulegen. Der Vorschlag wurde mit Rücksicht auf die Unglücks fälle bei der Rennfahrt Paris—Madrid ange- nommen. Die Wegstrecke läuft durchweg über ebenes Land. Die Fahrgeleise werden die Form doppelter Schienen haben, zwischen denen die Räder laufen. -j- Nette Früchtchen. Sechs Schüler des Knabengymnasiums zu Liberty in Massachusetts wurden jüngst von der Schule entfernt, und an dem selben Tage mußten sechs Schülerinnen des Mädchen- mternats von Liberty der Schule Valet sagen. Die beiden Vorfälle ereigneten sich nicht etwa zu fällig zu derselben Zeit ; sie standen vielmehr in engster Beziehung zu einander. In einer linden FrühlingSnacht, als alle Lichter ausgelöscht waren, öffnete sich im Internat plötzlich ein Fenster, und eine Anzahl junger Mädchen gab sich Mühe, am Fensterkreuz eine Strickleiter zu befestigen. Nach dem das gelungen war, stiegen sechs reizende junge Damen vorsichtig in den Garten hinunter, wo sie von sechs Jünglingen stürmisch begrüßt und um armt wurden. Man unternahm dann eine gemein same Spazierfahrt, und es war schon lange nach Mitternacht, als die jungen Damen, von ihren Rittern begleitet, den Heimweg antraten. Wie sie aus dem Internat heruntergekommen, wollten sie auch wieder Hinaufkommen, aber, oh weh! Der Aufstieg auf der Strickleiter war schwerer als der Abstieg. Nachdem sie eine Stunde lang vergeb liche Versuche gemacht hatten, wieder in ihre Schlaf kämmerchen zu gelangen, mußten sich die Mädchen entschließen, die Glocke zu ziehen. Die Jnternats- vorsteherin zeigte wenig Verständnis für den Aus flug, und der prosaische Abschluß des romantischen Abenteuers war die Ausweisung aus dem Paradiese. ch Wie'» trifft! Ein Afrikareisender erzählte kürzlich, er habe in einer Stadt im Orient eines Morgens die Blumen an seinem Fenster begossen. Er tat wohl des Guten zu viel, denn ein Wasser strahl ergoß sich hinunter auf die Straße und ge rade einem Araber ins Gesicht, welcher, faul hin gestreckt, der Ruhe pflegte. Der braune Mann sprang wütend auf, schaute nach dem Fenster em por, von dem der Weiße sich etwas zurückgezogen hatte und rief, da er niemand erblickte, hinauf: „Bist du ein alter Mann, so verachte ich dich! Bist du ein altes Weib, so verzeih ich dir! Bist du ein junger Mann, so verfluche ich dich! Bist du eine Jungfrau, so danke ich dir!" ch Der Wahlhumor ist noch nicht tot. Eine Probe können wir bieten in nachstehendem poetischen Erguß, der sich auf einem der in Bocholt abgegebenen Stimmzettel fand: „Ob ich wähle Euler Oder ein'n Genossen Bebel« — Bezahl ich meine Steuern nich', So psänd't man meine Möbel»!" Bei dieser Gelegenheit sei auch die Erinnerung an einen hübschen mecklenburgischen Wahlscherz erneuert: Der Kutscher eine« Gute« hatte von der sozialdemo kratischen Partei einen Wahlzettel erhalten. Sein Herr fragt ihn: „Na, Johann, häst Du ok schon enen Stimmzettel kriegen?" — „Ja, Herr", erwidert Johann. — „Na, dann wieß mal her." Er gibt ihm den Zettel. „Mit dem 'en hewwen se Di an- smert, hier, disen möst Du nehmen", und gibt ihm einen für die konservative Partei. Nach der Wahl fragt der Herr den Kutscher: „Na Johann, hast Du minen Zettel abgeven?" „Ja, Herr", antwortete Johann, „aber mit denen Zettel, wo se mi mit hewwen ansmeren wollen, hev ick enen annern weder ansmert." Reichsbank 3'/,°/», Lomb.-Z.-F. 4'/,°/». Amsterdam per tvv fl. d. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 »r. ö W. Handels-Nachrichten IvrUn, 19. Juni. (Wechsrl-Lours.) Lonll- Vlgoovt Mark 8 r 163,55 0 2M 167,60 0 g 8 r 80,95 0 3M —,— tt 10 r 81,10 0 2M — 0 4 10 r 112'25 v 8 r 20,41 3 4 3M 20.26 6 b 14 T 59,60 6 2M 99,80 0 8 T 98 25 3 3M 103 75 3 4'/, 8 T 3M 105,00 0 101,20 U 5'/. 8 T 104,40 3 3'/. 8 T 3M 85,15 U»r6«bur», 19. Juni. Kornzucker cxcl. 88'/„ Ren' demeni 8,90—9,25. Nachproducte excl. 75'/» Rendewent 7,10—7,30. Stimmung: ruhig. Kristallzucker 1 30,20, Brodraffinade 1 29,95. Gem. Raffinade mit Faß 29,95. Sem. Melis 29,45. Rohzucker I. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Juni 15,75 Gd., 15,90 Br., 00,00 be;., per Juli 15,80 Gd./,15,90 Br., per Aug. 16,05 Gd., 16,10 Br., 00,00 bez., per Okt.-Dezbr. 17,30 Gd., 17,40 Br., 00,00 bez., per Jan.-März 17,65 Gd., 17,75 Br., 0 >,60 bez. Stimmung: Ruhig. — Wochenumsay 48 000 Ztr. Ilumdur», 19. Juni. Weizen ruhig, Holsteinischer und Mecklenburger 162—166, Hard Winter 131. Roggen matt, südrufs. 101—104, Holsteinischer und Mecklenburger 138—142. Mais fest, amerik. 97—100. Hafer matt. Gerste matt. Wetter: Regnerisch. Ilrvmen, 19. Juni. «Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 65'/. Pfg. I.tvorp»ol, 19. Juni. (Baumwolle.) Muthmaßltcher Umsatz: 60< 0 B. Stimmung: ruhiger. Import: 11000 B. Preise 5—6 Punkte niedriger. Um> atz: 5000 Ballen, davon für Speculation und Gxport 560 Ballen. Amerikaner williger, 20 Punkte niedriger, ostindische williger, '/>« niedriger. Lieferungen: willig. Juni 6,56, Juni-Juli 6,52, Aug.-Sept. 6,35, Oktober-November 5,43, Dezember- Januar 5,25—5,26. Zahlungseinstellungen. Josef Steiner, Augsburg. Gustav Murche, Berlin. Dirk B. Eskes, Hannover. Sarstedter Spar- und Dar- lehnskasse, e. G. m. b. H, Sarstedt-Hildesheim. Otto Schneider, Palime-Lome. Eugen Behringer, Gonsenheim- Mainz. Sommer und Pappenheimer, Nürnberg. Hugo Stahr, Oschatz. Gewerkschaft Bodenhard, Thale-Oueo- linburg. Franz Oskar Böttger, Reichenbach i. B. Fr. Louis Matthes, Linda-Ronneburg. Pferdezuchtgenossen schaft, e. G. m. b. H. in Liquidation, Kazmierz-Samler. Karl Wischmann, Schönebeck. Briefträgers Hannchen. Bon Georg Paulsen. 77. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Und wa« sagst Du nun?" Sie zilterte un willkürlich unter seinem Blick. Er sagte ganz leise: „Ich danke dem lieben Gott, daß alles so gekommen. Wärst Du in jungen Jahren meine Frau geworden, Hannchen, viel Tausenden wäre eine große Freude geraubt. Gestern abend hab ichS gemerkt, wir haben unS als Kinder lieb gehabt, ich hab' Dich lieb behalten, aber Mann und Frau — nimmer." Sie senkte das Haupt. „Du hast den gefunden, den Du liebst, Hannchen!" sprach er leise weiter. Sie suhr aufgeregt empor. Aber ruhig und ent- schieden, als ob er zu einer Kranken spräche, fuhr er weiter fort: „Ich sagt- Dir schon, Hannchen, alle« weiß ich. Sieh, da« ich gestern, nach der Oper, nicht schlafen konnte, daS war natürlich. Mit einem Kollegen trank ich eine Tasse Kaffee, dann, da e« Nacht geworden war, meinte der, wir sollten einmal die sanitätSpoiizeilichen Anstalten besuchen, für die er zudem verpflichtet sei. In einer so be wegten Stadt, wie Budapest, wäre schon immer etwa- zu sehen. Und so tras'S sich, daß gerade nach einer Tragbahre und einem Arzt für einen verwundeten Herrn verlangt wurde; man nannte ihn Egon Zura." „Bitte, erzähle schnell!" bat Johanna, als er eine Pause machte, um Atem zu schöpfen. „Sofort. Der Herr Graf sollte draußen auf der Straße schwer verwundet liegen. „Größte Sorgfalt, Herr Doktor," sagte der Polizeibeamte, „der Graf ist der Erbe eines unserer ersten Namen, waS auch geschehen sein mag, unsere Aufgabe ist eS, eine Katastrophe zu verhüten." Ich versprach mein möglichstes, und ich kann sagen: Der Patient ist als gerettet zu betrachten." Johanna atmete tief auf und reichte dem Jugend freunde die Hand. „Graf Zura hat mich schwer gekränkt, aber daS mag vergessen sein. Ich freue mich, daß keine Gefahr für ihn vorhanden; aber meine größte Freude ist doch, daß ich bei dem leidigen Anlaß Dich wiedersehe. Bist Du ein Mann geworden!" Die Helle Wiedersehensfreude leuchtete aus ihren Augen und verschönte daS von der er duldeten Aufregung noch immer bleiche Gesicht. Or. Hermann Grau mußte an sich halten, seine Gefühle drohten, ihm einen Streich zu spielen. „Und nun wirst Du auch meinen Bräutigam kennen lernen," plauderte sie weiter. „Ich bin überzeugt, Ihr beide werdet Freunde werden. Ör. Grau nickte, aber seine ernsten Züge ge wannen keinen freundlicheren Ausdruck. Der Hin weis genügte, ihn erkennen zu lassen, daß der Ver lust Johannas für ihn ein unabänderlicher, ein für alle Mal vollzogener sei. Und nun erzählte er, wie er auf der Polizei bereits mit dem Major von Falkenthal zusammen- getroffen sei, und waS ihm dieser kurz über den Hergang deS ganzen Vorfalles mitgeteilt. Dabei war denn auch Johannas Name genannt, und der Doktor hatte sich als ihr Jugendfreund dem künftigen Gemahl vorgestellt. Er vermied, den beiderseitigen Eindruck in Worte zu kleiden, und Johanna war viel zu bewegt, als daß sie darnach gefragt. Stand es für sie doch auch fest, diese beiden Männer, die sie liebte und schätzte, müßten Freunde mit einander werden. „Es gibt doch ein Strafgericht," sagte sie er schüttert. „Der Graf wollte ein Unrecht zum anderen fügen, und da hat ihn das Gericht ereilt. Wie bin ich froh, daß nun der Zweikampf unmöglich geworden. Denn waS meinen Liebsten dabei gedroht, das vermag ich nun erst recht zu erkennen. Dank sei Gott, daß dies vorüber. Und ich halte, was ich Richard gelobt: Keinen Tag bleibe ich länger in dieser schönen, aber gefahrvollen Stadt, wenn mein Gastspiel vorüber ist. Doch sag', wann kommt der Major?" „Da ist er schon!" unterbrach sie eine Helle frohe Stimme vom Eingang her. Falkenthal hatte die einfache dunkle, nach russischem Muster einge richtete bulgarische OssizierS-Unisorm angelegt, sie stand ihm vortrefflich. Die Mütze in der Hand grüßte er militärisch mit lächelndem Munde, und mit einem Jubelruf flog ihm Johanna um den Hals. Mit heißer, heißer Glut, unbekümmert um den Doktor, küßte sie den Geliebten, ihm immer nur die leisen, zärtlichen Worte zuflüsternd: „Du, Du bist wieder bei mir!" »Ja, Herzensschatz, ich bin wieder bei Dir und ich lasse Dich nicht wieder." Immer wieder schaute er in die sehnsüchtigen, liebevollen Augen, immer wieder bedeckte er den roten Mund mit heißen Küssen. Sie waren eine Zeitlang aller Welt ent rückt. Der Major erzählte dann selbst noch, was vorgegangen, wie volle Klarheit geschaffen sei. Leise war der Doktor in das Seitengemach ge- treten und sah dort zum Fenster hinaus, ein tief ernster, beinahe schwermütiger Mann. Die alte Wunde der Herzensneigung zu Johanna brannte von neuem, er erkannte, wie eS doch selbst in Jahren schwer war, wirklich zu vergessen, was in eine ein zige Stunde gebracht. Und ihm stand noch immer der Abschied vor Augen, den Hannchen einst von ihm genommen, wie er verwundet darniederlag. „Hermann, wo steckst Du?" Hörle er endlich Johannas Stimme. Und als er, sich verneigend, zu ihnen in den Salon trat, rief die Freundin: „Da schau, Liebster, da ist der, den ich nach Dir als meinen besten Freund ansehe. Ist gar ein lieber . . . Aber ich darf doch wohl net mehr „Bursch" zu Dir sagen, Hermann. Ich Unband hab Dich lieben guten Menschen gerad' genug in der Jugend geneckt und geärgert, da muß ich dem gelehrten Herrn wenigstens den Respekt entgegenbringen, den er verdient." „Bitte, Fräulein Johanna, ich würde mich freuen . . ." Johanna schlug wie im komischen Entsetzen die beiden Handflächen gegen einander. „Fräulein Johanna? I, waS soll' ich da sagen? Da wär's ja geradezu eine Sünde und eine Schande gewesen, waS hab' ich sagen wollen. Ich bitt's mir denn doch aus, Hermann: Hast Du vorhin Hannchen sogen können und Du, bleibt's auch jetzt dabei. Der Herr da," sie wies auf dem Major, „hat nichts dagegen; er hat sich nun einmal an daS Jo hanna gewöhnt und er wird auch dabei bleiben. Aber wenn Du daS ebenso machen wolltest, und auch gar noch mit diesem spitzigen Sie, dann müßt' ich nicht, was ich denken sollt, und die ganze liebe Jugend, meint ich, versänke für immer und ewig in einen tiefen, tiefen Abgrund. Sei gut, lieber Hermann." „Herr Doktor, darf auch ich Sie bitten," begann jetzt der Major, „so erfüllen Sie den Wunsch meiner Johanna; ein sel'sameS Ereignis hat unS zusammen geführt, ich denke, der eigene Wille soll uns so bald nicht trennen. Ich habe noch eine Bitte an Sie, von der ich weiß, daß sie auch Johanna aus der Seele gesprochen sein wird: Sie solle» Trauzeuge bei unserer Vermählung sein. Ja, wollen Eie? Schlagen Sie ein?" Johanna war bei diesen Worten purpurrot, der Doktor einen Schatten bleicher geworden. Aber er schlug in die dargebotene Hand herzlich ein. Die kurze und bestimmte Art Falkenthal« war ihm bei der allerersten Bekanntschaft nicht allzu sympathisch gewesen, der leise Neid, daß eS diesem Manne ge lungen, Johanna'- Neigung zu gewinnen, trug auch dazu bei, eine gewisse Schranke aufzurichten; aber jetzt erkannte er doch, welches treffliche und freie Wesen sich in Johanna'S Erwählten barg, und er empfand unschwer, daß wohl gerade die feste Selbständigkeit deS Charakter? diese hohen und schlanken Gestalten und willenskräftigen Naturen einander vertraut gemacht hatte. „Und wann soll die Hochzeit sein, wenn ich fragen darf?" fragte der Doktor mit herzlichem Klang in seiner Stimme. „Denk Dir, Hermann," sagte Johanna, von Neuem errötend, „er will, daß ich sofort nach Schluß meines Gastspiels hier alles Erforderliche ordne und damit der Bühne entsage. DaS geht doch etwa- gar zu sehr mit Dampf, finde ich. Und waS wird der gute Herr Neuling sagen, wenn er plötzlich hört: Johanna Hölder hat auSgesungen? Durch sein Rechen-Exempel gibt daS einen dicken, dicken Strich. Da wird er sich hinstellen und sagen: Mein Fräu lein, ich verstehe Sie nicht! Bitte, halten Sie Ihren ältesten Freund nicht zum Besten. Sängerinnen, wie Sie, sind der Kunst vermählt und haben in erster Reihe der Kunst zu dienen. (Fortsetzung folgt.) Kirchen-Nachrichten. St. Trivilatis-Aarochte. Am 2. Sonntag nach Trinitatis, den 21. Juni 190?,, Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst über Apostelgcsch. 3, 1—10. Herr Hilss g. Seidel. Jungfrauenverein im Gemeindehaus abends halb 8 Ubr. Jünglingsverein: Beteiligung am BereinSfeft in Hartenstein. Sammeln früh V»7 Uhr am Gemcindc- haus. Wochenamt: Herr Hilssg. Seidel. Aarochie St. tzhristophort. Vorm. 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt über Apg. 3, 1—10. Herr Pfarrer Albrecht. Nachm. halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Vorm. 9 Uhr Prcdigtgottesdienst im Bctfaalc der Hüttcn- giundschule. Ev.-luth. Jungsrauenvcrcin. Beteiligung am MissionSsest in Nußdorf. Abgang halb 1 Uhr vom Vcreinslokal. Ev.-lnth. Jünglingsvcrcin: Kreisscst in Hartenstein. Steilen srüh 7 Uhr am Bahnhof. Wochcnamt: Herr Pf. Albrecht. Ao« Gverkungwitz. Am 2. Sonntag p. Trin., 21. Juni, vormittag '/»9 Uhr Prcdigtgottesdienst. Herr?. Werner. Nachmittag halb 2 Uhr Katcchismnsuuterreduug mit den Jungfrauen. Nachm. 5 Uhr Missionsstunde in der oberen Kirche, Herr ?. Zeißig. Abends 8 Uhr ev. Arbeiterverein in der Herberge. Montag, den 22. Juni, 5 Uhr Missionskränzchen im Lamm. Wochcnamt: Herr k. Zeißig. Aon Hersdorf. Am 2. Sonntag nach Trinitatis, den 21. Juni 1903, srüh 9 Uhr Gottesdienst. Herr ?. Böttger. Nachmittag halb 2 Uhr KindergottcSdienst. Abcuds halb 8 Uhr Jnngsraucnvcrein. Dienstag, den 23. Juni, abends 8 ^Ihr Bibclstunde. Die Woche sür Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Böttger, für Hauslommunionen und Begräbnisse Herr Hilfsg. Raust. Im Lause dieser und nächster Woche wird eine Haus sammlung sür den Gustav Adols-Vercin veranstaltet. Aon Arsprnng. 2. Sonntag nach Trinitatis, am 21. Juni, srüh 8 Uhr PredigtgottcSdienst. Nachmittags 3 Uhr findet in Niederwürschnitz b. Stollberg die Grundsteinlegung der neuen Johanncskirchc statt. Au die Beendigung der Feier schließt sich im „Sächsischen Hos" daselbst die Abhaltung eines Familicnabcnds von 5 bis viertel 9 Uhr an. Nächsten Sonntag, am 28. Juni, im Bormittagsgottcs dunst Feier des heiligen Abendmahls: Beichte halb 8 Uhr. Aon Langenberg mit Meinsdort. Am 2. Sonntag nach Trinitatis, 21. Juni 1903, srüh halb 9 Uhr Beichte, 9 Uhr Prcdigtgottcsdicusl mit heilig. Abendmahl. Aon Wernsdorf. Monat Mai. Getauft wurden: Max Albert, S. d. Otto Emil Krause, Bcrgarb. B. Johannes Gustav, S. d. Johannes Gustav Zschirpc, Bcrgarb. B. Max Hcinricb, S. d. Karl Auton Louis Bock, Mühicnarb. H., h 26 Tg. Elsa Milda, T. d. Friedrich Wilhclm Kunz, Gartenbefitzers B. Maric Gertrud, T. d. Otto Emil Wutzler, Gartcnbcsitzcrs R. Ernst Richard, S. d. Ernst Richard Hübler, Bcrgarb. B. Elisabeth Anna, T. d. Oskar Albin Prager, Müllers R. Helene Erna, T. d. Friedrich Ferdinand Wagner, Strumpsw. H. Richard Willy, S. d. Johannes Ernst Koch, Bcrgarb. H. Reinhold Gerhard, S. d. Gustav Reinhold Stocker, Müllers R. Maric Klara, T. d. Karl Bruno Lange, Handarb. B. Getraut wurden: Paul Richard Tetzuer, Färbcrmcister R., mit Emma Liddi) Günther R. Richard Emil Meier, Bcrgarb. H., mit Johanne Emilic Klara Müller, H. Wolde mar Max Kunze, Zementwarcnsnbrikant Hohenstein-Ernstthal, mit Lina Pauline Wagner B. Bernhard Max Köhler, Bahnarb. R., mit Klara Maric Goldammer R. Begraben wurden: Totgeborene T. d. Karl Bruno Lasch, Gutsbesitzers B. Max Willy, S. d. Emil Oskar Dürr, Bergarbeiters B., 9 M. 18 Tg. Frau Henriette Wilhelmine vertu. Schraps geb. Dietzsch, B., 63 I. 1 M. 23 Tg- Tot geborene T. d. Ernst Eduard Gruner, ans. Strumpsw. H. Arthur Kurt und Johannes Max, Zwillingskindcr d. Albin Max Wetzel, Bergarb. B., 2 M. 21 Tg. und 2 M. 24 Tg. Max Hugo, S. d. Robert Louis Thost, Bcrgarb. B., 2 M. 15 Tg. Frau Eincstinc Wilhclminc Mcicr, Ehcsrau dcs Friedrich Franz Meier, Strumpsw. H, 52 I. 1 M. 29 Tg. Hildegard Pauline, T. d Karl Hermann Ferne, aus. Bäckers H., 1 M. 12 Tq. Ehristiau Friedrich Riedel, Strumpsw. H„ 72 I. 7 M." 21 Tg. Sonntag, den 2. p. Trinitatis, den 21. Juni, vormittag 9 Uhr Hauptgottcsdienst mit Predigt über Apostelgcsch. 3, 1 bis 10. Nachmittag 2 Uhr KindergottcSdienst. Ao« Miste«vrand. Am 2. Sonutag nach Trinitatis, 21. Juni 1903, vor mittag halb 9 Uhr Beichte, nm 9 Uhr Predigt- und Abcnd- mablsgottcsdicnst. Verantwortlicher Redakteur: Emil Horn. — Druck und Verlag: Horn L Lehmann, Hohenstein-Ernstthal.
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