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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-21
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1903
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licher in die Erscheinung treten. Man will und muß bei Zeiten doch wissen, woran man ist, was es geben wird. Dann hat aber auch die böse Ge schichte in Serbien klargelegt, daß sich in dem europäischen Hexenkesiel dort unten wirklich man ches zusammenbrauen kann, woran der Deutsche in seinem biederen Gemüt nur ungern zu denken sich entschließt. Herrn Chamberlains Pläne, Nord amerikas Tun und Lassen werden für uns selbst in der stillen Jahreszeit nicht gleichgültig bleiben können, und in der Zeit, wo Alles reist, werden sich auch die Staatsoberhäupter von Italien, Frank- reich und Rußland zu Höflichkeitsbesuchen in frem den Hauptstädten die Koffer packen lassen. Dies mal fehlt es also wirklich nicht'an interessantem, ergebnisreichen Stoff in der sonst als ereigniCarm verschrieenen Zeit. Wir können sogar wünschen, es möchte des Sensationellen nicht zu viel werden. *— An diesem Sonntag haben wir die Sommer sonnenwende und damit den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Da» Licht hat wieder einmal gesiegt über die Finsternis; zugleich aber besinnen wir un« darauf, daß e« jetzt wieder bergab geht, langsam, indessen sicher. Die Freude über den Steg de» Licht» ist de»halb keine ganz ungetrübte. Die Sonne hat ihren höchsten Stand erreicht; sie tritt nun in da» Zeichen de« Krebse«, womit der Sommer seinen Anfang nimmt. Jetzt ist die Mittagszeit de« Jahre« angebrochen. Wa« im Frühling zarte Blüte war, reist nunmehr zur Frucht; aber mehr Sonne al« bisher verlangen die Pflanzen. Küßt die liebe Sonne sie, dann sp ießcn sie üppig, zur Freude der Menschheit, die auch bei lachendem Sonnenschein eine andere ist, al« wenn der Himmel ein grießgrämiges Au«sehen zeigt. — Der Tag der Sommersonnenwende wurde früher in Deutschland und in den nordischen Ländern sehr gefeiert; nach und nach ist die Feier jedoch leider mit Au«nahme von Skandinavien überall ausge geben worden. E» war deshalb im vorigen Jahre ein glücklicher Gedanke dc» Neustädter Turnverein«, die Sommersonnenwende durch ein Volk-fest zu be gehen und damit die alte Feier wieder volkstümlich zu machen. Der erzielte große Erfolg veranlaßte den allezeit rührigen Verein auch Heuer zu einer Wiederholung de« Feste« und wünschen wir ihm von ganzem Herzen ein volle« Gelingen seine« Plane«. Vor allem möge da« Wetter dem Feste günstig sein! Wir verweisen bei dieser Gelegenheit unsere Leser auf den Annoncenteil und den an anderer Stelle dieser Nummer unl-c der Epitzmarke .Sommersonnenwende" veröffentlichten Artikel. * — Erzgebirgsverein. Die gestern abend nach dem Altstädter Schützenhaus einberufene Haupt versammlung des Erzgebirgsvereins hatte sich eines verhältnismäßig guten Besuches zu erfreuen und der animierte Verlauf derselben bewies, daß die Anwesenden aus wirklichem Interesse für den Verein erschienen waren und seine Unternehmungen mit Lust und Liebe zu unterstützen bereit sind. Der Vorsitzende, Herr Stadtrat Anger, eröffnete unter Begrüßung der Erschienenen die Versammlung gegen 9 Uhr. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete die Berichterstattung bezw. Beratung über die von den einzelnen Ausschüssen bezügl. des bevorstehenden Volksfestes gefaßten Beschlüsse. Einstimmige An nahme fanden die von dem Vergnügungsausschuß gemachten Vorschläge: im Vergnügungsoiertel ein ungarisches Dorf mit Wirtshaus, ferner ein Variötch eine Rutschbahn, eine Reitschule und eine Schaukel zur Aufstellung zu bringen. An Stelle des früheren Kasperltheaters entschied.man sich diesmal für eine Bänkelsängergesellschaft. Weiter wurde die Aus stellung einer Schießbude und einer Glückskanone in Anregung gebracht und, wie in früheren Jahren, die Aufstellung eines Glückstopfes, einer Wein- Würfelbude rc. beschlossen; desgleichenentschied man sich wiederum für Ausgabe eines farbigen Einlritts- bändchens. Im übrigen wird den Einzelausschüsien bezüglich der weiter zu fastenden Beschlüsse weitester Spielraum gewährt, in der Ueberzeuqung, daß jeder sein Bestes zum Wohle und zum Gelingen des Ganzen einsetzen wird. Bemerkt sei noch, das; der Schützenhauswirt, Herr Schmidt, dem Verein seinen Salon für das Variötö zur Verfügung hält. Be züglich der Beschaffung eines eisernen Würstel- pavillons und einer Schwebebahn beschließt man, sich mit deren Ausführung aus Eisen einverstanden zu erklären, vorher aber von verschiedenen Firmen Preisanstellungen einzuholen und in der nächsten Versammlung endgiltigen Beschluß zu fassen. — Nach Aufnahme von 5 neuen Mitgliedern wurde ein Antrag, den durch früheren Versammlungs beschluß eingezogenen Steinbruchsweg an seinem Eingänge durch eine verschließbare Bariäre ab zusperren, einstimmig angenommen. Hierauf er folgte gegen 12 Uhr Schluß der Versammlung. * — Vom Königsschießen. In Ergänzung unseres gestrigen Berichtes über den Abschluß des Altstädter Schützenfestes geben wir nachstehend die erzielten Schießresultate wieder, wie sie uns heute mitgeteilt wurden. Königsscheibe: Königspreis Herr Paul Müller. Die nach ihm ausgezeichneten Herren reihen sich an wie folgt: 2. Wilhelm Günther, 3. Hermann Schmidt-Schützenhaus, 4. Louis Berger, 5. Aug. Neumann, 6. Franz Schrepel, 7. Rich. Heinze, 8. Otto Grimm, 9. Wilh. Lange, 10. Edm. Langer, 11. Julius Wünsch, 12. Lconh. Günther, 13. Arthur Heinze, 14. Herm. Schmidt III, 15. Aug. Großer, 16. Oskar Strube, 17. Fritz Heyne, 18. Theodor Löwel, 19. Beruh. Werner, 20. LouiS Richter. Freihandscheibe: 1. Preis Herr Leonh. Günther. Am nächstbesten stosse: und prämiiert wurden die Herren : Julius Wünsch, Rich. Heinze, Loui» Berger, Theodor Löwel, Herm. Beirau, LouiS Richter, Paul Müller, Wilh. Lange, Louis Dähne, Herm. Nötzold, Aug. Neumann, Rich. Werner, Ew. Lange, Arthur Heinze, Arno Schletter, Herm. Schmidt II, Fritz Heyne, Herm- Schmidt III, Wilh. Günther, Hugo Müller, Beruh. Werner. Im Schießen auf die Preisscheibe wurden mit Preisen ausgezeichnet die Herren passiven Mitglie der: Otto Demmler, Rich. Werner jun., A. Rieck- Chemnitz, Fahrkarten-Kassierer Lange, Th. Voigt, Kaufmann Höfer, Dr. Dierks, Reinh. Hempel, Os wald Flemmig, Paul Deibel, Ass. Siegel, Postdir. Seidel, Otto Hillig, Emil Baumgärtel, Postass. Petzold, Paul Tülle, Restaur. Heyne, Max Beckert, Ernst Jacoby, Constant. Floß. * — König Albert-Gedächtnisstiftuug. Gestern, am Jahre«tage de« Hinscheidens des verewigten Königs Albert, ist Ihrer Majestät der Königin- Witwe al« vorläufig sestgestellte« Erträgni« der Sammlung der König Albert-Gedächlni-stiftung durch den engeren Ausschuß die Summe von 178 460 Mk. übergeben worden. * — I« der AuSschußfitzung des KreiSfeuer- wehr-VerbandeS Zwickau-Glauchau, die am 10. Juni im „Hotel Kästner" stattgesunden hat, ist beschlossen worden, daß am 13. September d. I. der Verbands- tag in Planitz statlfinden soll. Die I. Komp. Hohenstein-Ernstthal ist auS dem mittelsächs. Ve bande in den KceiSfeuerwehrverb-'nd Zwickau-Glauchau über getreten. Die freiw. Feuerwehr Lößnitz dagegen auS dem hiesigen in den Schwarzenberger Verba d eingetrete '. Zum Ausschuß des VerbanoeS wm de.'. die Herren Commandant Auerbach-Crimmitschau, Hauptmann Redslob-Hohenstein-Ernstthal und Hauptmann Günther in Obercrienitz coopiert. * — Der Verband erzgebirgischer Gewerbe- Vereine hält Sonntag den 28. d. im Ho el Kaiser hof am Bahnhof zu Werdau seine die«jährige Delegiertenfitzung ab, in welcher über eine Eingabe de« Gewerbeverein« Crimmisichau an die Gewerbe kammer Plauen, die Offenhaltung der Schausenste an Sonn- und Festtagen auch während der Stunde, de« Gottesdienste» betreffend, bcra'-n werden soll. * — Die Ziehung der 1. Klaffe der nächsten (144.) Kgl. Sächs. Lande«lotlerie findet am 6. und 7. Juli statt. * — Ucber die Handhabung deS sächsischen Versammlungsrechts ist von der Kreishaupt mannschaft Dresden eine Entscheidung erlassen worden, nach der eine politische Versammlung nicht verboten oder aufgelöst werden darf, weil Minoer- jährige daran teilnehmen. Vielmehr kann nach den Bestimmungen des Vereinsgesetzes die Teil nahme Minderjähriger an einer öffentlichen poli tischen Versammlung nur die Bestrafung der Minderjährigen und eventuell des Veranstalters und des Leiters der Versammlung nach H 33a des Gesetzes zur Folge haben. * — Der »cue Titel der früheren Kron prinzessin von Sachsen. Der derzeitige offizielle Titel der früheren Kronprinzessin von Sachsen lautet: Prinzessin Luise von Hab«burg, Lothringen '.nid Torkana. — Au« der Begrüßung der Prinzessin durch den österreichischen Botschast-attachs bei der Durchfahrt durch Lyon dürfte übrigen« nach der CH. Allg. Zig. auch auf einen der P inzessin günstigen Umschwung im Verhältnis de- öster reichischen Hofe« zu ihr zu schließen sein. * — DieBrigade-Manöverder 24 Division — umfassend die Infanterieregimente! Nr. 139 in Döbeln, Nr. 179 in Wurzen und in Leisnig, Nr. 106 und 107 in Leipzig, sowie das Karabinier- Regiment in Borna, die 2. Eskadron zu Pferde in Chemnitz, das Ulanen-Regiment Nr. 18 in Leipzig und die Feldartillerie-Regimentcr Nr. 77 und 78 in Leipzig und Wurzen — finden vom 25. August bis 1. September dss. IS. im amtshauptmannschaft lichen Bezirk Glauchau statt, der starke Einquartierung erhält. * — Preis-Ausschreiben für Damen. 500 Mk winken den Siegerinnen, welche in ihren Hand arbeiten die Ueberlegenheit der „Neudeulschen Stickerei über den gleichförmigen, bisher fast allein geübten Kreuzstich dartun. In seiner hundertfachen unendlichen Verschiedenheit ist der neudeutsche Stich vortrefflich dazu geeignet, die ausgeführten Gegen stände mit Ser packendsten Wirkung auszustatten. Die von Prof. v. Weißenbach erfundene „Neu deutsche Stickerei wird von der „Deutschen Moden- Zeitung", Leipzig, gelehrt, und findet man in der selben auch alles Nähere bezüglich des Preis ausschreibens. * — Die Lehrzeit für das Nhrmachergewerbc ist nach einer Bekanntmachung der Gewerbekammer zu Chemnitz aus 4 Jahre festgesetzt. * — Gastwirte sind keine Handwerker. La» bayerische Ministerium de« Innern hat eine Ein- gäbe de« Verbände« bayerischer Gastwirte mit Ent- schließung vom 23. Mai dahin beschieden, daß e« nicht in der Lage sei, die beantragte Zugehörigkeit der Gastwirte zum Handwerk auszusprechen. * Dresden, 19. Juni. Für den Empfang des Kaisers, der an, 1. September d. I. anläßlich der Deutschen Städteausstellung nach Dresden kommt, hat sich innerhalb des Festausschusses ein besonderes Empfangskomitee gebildet, das seine Arbeiten bereits ausgenommen hat. * Dresden, 19. Juni. Gestern nachmittag waren mehrere Malergehilfen in einem Hause auf der Polierstraße mit Wiederherstellungsarbeiten be- schästigt, wobei einer sich einen großen Holzsplitter mit solcher Gewalt in den Mittelfinger der rechten Hand stieß, daß er auf der Treppe besinnungslos wurde und rücklings die Stufen hinunterfiel und eine schwere Gehirnerschütterung erlitt. * Dresden, 19. Juni. Am vorigen Sonn abend sandte die Baufirma Gebr. Fichtner in Vor stadt Plauen ihren Lehrling, den 16jährigen Sohn des Turnlehrers Schubarth, mit 800 Mark Lohn geldern nach einem Neubaue in Coschütz. Der junge Mann traf aber nicht dort ein. Allgemein wurde vermutet, daß er sich mit dem Gelds nach Oesterreich gewandt habe. Heute mittag aber fan den Arbeiter den Leichnam des Schubarth im Wehrteiche der Weißeritz. Allem Anscheine nach ist der unglückliche junge Mann also das Ops r eines Raubmordes geworden. Man hielt die Mög lichkeit eines solchen Verbrechens zunächst für aus geschlossen, da die Wege von Vorstadt Plauen nach Coschütz stets von zahlreichen Passanten belebt sind. Man erinnert sich, den Lehrling zuletzt in der Nähe des Seminars mit seinem Geldbeutel ge sehen zu haben; er hat demnach wahrscheinlich den schmalen Fußweg über den Hohen Stein benützt und ist dann auf dem einsamen Wege an der Höhe des Felsens hin erschlagen worden. Der Mörder hat vielleicht in den Nachtstunden dann den Leich nam des Erschlagenen nach der Weißeritz gebracht, ihn dort mit Steinen beschwert und an der tiefsten Stelle versenkt. Die Leiche zeigt Würgwunden am Halse. Der Mann, in dessen Begleitung Fritz Schubarth zuletzt gesehen wurde, ist in der Person des Kutschers Grellmann in Coschütz entdeckt und heute sofort nach Auffindung der Leiche als der Tat verdächtig verhaftet worden. * Leipzig. 19. Juni. Aus protestantischen Kreisen ist bekanntlich anläßlich der Kronprinzessin- Affäre wiederholt an den katholischen König Georg die Aufforderung gerichtet worden, das Königs haus wieder dem Protestantismus zuzusühren. Dieses Ansinnen ist bereits von den verschiedensten Seiten als unevangelisch gekennzeichnet und zurück gewiesen ; dasselbe tut nun auch das „Neue säch sische Kirchenblatt", das im Kampfe gegen den Ultramontanismus in erster Linie steht und deshalb vor jedem Verdachte geschützt ist, aus persönlichen Rück sichten protestantische Interessen zu vernachlässigen. Eine solche Anforderung, schreibt dieses Blatt, kann nicht aus gesunden evangelischen Anschau ungen hervorgehen, das liegt auf der Hand. Wir Protestanten vertreten die Gewissensfreiheit, und wenn eine Familie in der Hütte oder im Königs schlosse in religiöser Hingebung an ihrer Kirche hängt, so achten und ehren wir sie deshalb und stellen ihr keinerlei Hindernisse in den Weg, wie ja die Katholiken Sachsens aus eigener Erfahrung ganz genau wissen. Wir überlassen es gewissen Katholiken, ihre Untertanentreue von dem Bekennt nis der Fürsten abhängig zu machen, und können niemandem, auch keinem Fürstenhause, einen Be kenntniswechsel zumuten, der nicht aus innerster Ueberzeugung erfolgte, der also nach evangelischen Grundsätzen wertlos wäre. Das bedarf natürlich keines Beweises, daß das sächsische Volk seinem Herrscherhause mit der innigsten Freude zujubeln und ihm dankbar und doppelt verbunden sein würde, wenn es zu dem evangelischen Glauben seiner Väter zurückkehrte, aber eine Forderung nach dieser Richtung stellen zu wollen, das verbietet uns schon und in erster Linie unser Gewissen. * Leipzig. Rudolf v. Gottschall feiert am 23. Sept, seinen 80. Geburtstag. Dem greisen Dich ter soll eine Ehrengabe an diesem Tage überreicht werden. In der allerkürzesten Zeit wird ein Auf ruf erscheinen, welcher die besten Namen der deut schen Schriftsteller- und Theaterwelt usw. als Unter- fchrist tragen wird. * Zwickau, 18. Juni. Wie die „Zwickauer Ztg." von „zuverlässiger Seite" erfährt, ist für den am 7. und 8. Juli zu erwartenden Besuch des Königs Georg in Zwickau vorläufig folgendes Pro gramm in Aussicht genommen : 'Nach Empfang des Königs am Bahnhofe — ungefähr um 11 Uhr vormittags — wird der feierliche Einzug seinen Weg durch die Bahnhofstraße, Schumannstraße, Humboldtstraße, über den Alberiplatz, durch den Schulgrabenweg und die innere Schneeberger Straße nach dem Rathause nehmen. Dort werden Rat, Stadtverordnete, Bezirksvorsteher, Behörden, Vertreter von Handel und Gewerbe, und andere Herren den Monarchen feierlich empfangen. Nach Besichtigung der städtischen Altertümer und Ein nahme eines Imbisses wird auf dem Marktplatze Ausstellung und Parade der Militärvereine statt finden. Danach folgt die Besichtigung von indu striellen Etablissements, und zwar sollen die Fabriken von Friemann u. Wolf, von Fr. Chr. Fikentscher und der 2. Schacht des Aktienvereins der Zwickauer Bürgergewerkschaft durch den Besuch des Königs ausgezeichnet werden. Mit dem Besuch dieses Schachtes soll eine Bergparade verbunden werden. Endlich ist der Besuch der neuen Ingenieurschule geplant. Abends endlich ist eine Serenade und ein Fackelzug vorgesehen, und zwar wird der König voraussichtlich diese Huldigung auf dem Balkon des Rathauses entgegennehmen. Die Abreise des Königs von Zwickau erfolgt am Vormittage des 8. Juli über Falkenstein, Schöneck, Markneukirchen und Adorf nach Bad Elster. Hier werden die vogtländischen Kreisstädte dem Monarchen ein Diner geben. Uebernachten wird der König gleichfalls in Bad Elster. — Am Morgen des 9. Juli wird sich der König mit Wagen nach Oelsnitz und von da mit der Bahn nach Plauen begeben, wo eben falls feierlicher Empfang, Frühstück, Besuch von industriellen Etablissements :c. in ähnlicher Weise wie in Zwickau stattfinden wird. Die Rückreise wird der König abends gegen 7 Uhr über Netzsch kau und Reichenbach, wo auf den Bahnhöfen eine kurze Begrüßung durch die Behörden in Aussicht genommen ist, nach Dresden, bezw. Niedersedlitz antreten. * Crimmitschau. Zu dem am 1. Juli be ginnenden 300jährigen Jubiläum der hiesigen Schützen gesellschaft hat bereits eine Anzahl Ehrengäste und Gilden ihr Erscheinen zugefagt. Der historische Festzug findet am 2. Juli statt. * Crimmitschau, 18. Juni. Weil sie mit einem Leiden behaftet war, dessen Heilung ihr aus sichtslos schien, erhängte sich gestern die 56jährige Witwe des Bauunternehmers Oehler im benachbar ten Laitelshain. — Wie nunmehr endgültig ssst- steht, findet die Enthüllung des auf dem Markt platz zu errichtenden König Albert-Reiterstandbildes am 15. September d. I. statt. Bekanntlich hat König Georg zugesagt, dieser Feierlichkeit beizuwohnen. * Meerane, 19. Juni. Nachdem die Stadt verordneten in ihrer jüngsten Sitzung ein Gesuch der Hinterbliebenen des kürzlich verstorbenen Schul direktors Ostermai um Gewährung des Gnaden gehalts auf zwei Monate in Höhe von 800 Mark einstimmig abgelehnt hatten, da die Hinterbliebenen des Verstorbenen alle in Amt und Würden sich befinden, hatte der Rat für gestern abend eine ge meinschaftliche Sitzung beider städtischer Kollegien einberusen. Eine Einigung in dieser Angelegenheit kam aber wiederum nicht zustande. Stadtrat Dr. Külz gab eine längere juristische Darlegung über den Begriff „Waisen" und „Hinterbliebenen", wo rauf er, um dem Kollegium entgegen zu kommen, den Antrag einbrachte: „Die beiden Kollegien möchten das Gnadengehalt gewähren, die Bedenken aber, die die Stadtverordneten, hätten dem König!. Kultusministerium zur Erwägung anheim geben." Auch dieser Antrag wurde gegen eine Stimme ab gelehnt, worauf die Ratsmitglieder diesem Antrag ebenfalls nicht zustimmten und einstimmig auf ihrem ursprünglich gefaßten Beschluß, das Gnadengehalt zu gewähren, bestehen bleiben. Die Angelegenhert wird nun dem Ministerium vorgelegt. * Roßwein, 19. Juni. Heute früh gegen 2 Uhr entstand in dem großen Gebäude der Filz warenfabrik Albert Kunze u. Co. Feuer, durch welches das Innere deS Gebäudes und auch sämt liche Maschinen zerstört wurden. Seit einigen Wochen wurde in dein betreffenden Gebäude nicht mehr gearbeitet; demnach sind auch nur wenige Rohmaterialien und fertige Waren mit verbrannt. * Döbeln, 19. Juni. Der Kaufmann Karl Clemen und dessen Geschwister haben für das hier geplante Bürgerhospital eine Stiftung von 5000 Mark gemacht. * Lengenfeld i. V, 19. Juni. Aus Freude über das der Sozialdemokratie günstige Wahler gebnis am 16. Juni hatte in Stenn ein gewisser Schlegel sein hoch gelegenes Haus illuminiert, Stearinkerzen auf sämtliche Fensterbretter gestellt und die Wirkung noch durch Aushängen bunter Laternen erhöht. Plötzlich ertönten im benachbar- ten Lichtentanne Feuersignale, und nicht lange dauerte es, so traf die Feuerspritze aus Lichten tanne unter Anführung einiger flinker Radfahrer ein. Die Feuerwehr brauchte natürlich nicht in Tätigkeit zu treten. * Löbau, 18. Juni. Eine Schweinejagd unter eigenartigen Umständen gab es in Georgewitz. Dort war einem Gutsbesitzer, während er auf dem Felde arbeitete, eine trächtige Zuchtsau entflohen, und als er heimkam, bot er sofort einige Leute auf, welche die Flüchtige suchten; leider war die Suche ver geblich, und man wandte sich an einen Nachbar, der bald mit einem kleinen Hunde Hilse schaffte. Der kleine Weidgenosse fand erst ein Ferkel und dann noch zwei und schließlich auch die Mama, an der nicht weniger als neun Ferkel saugten, mährend noch drei tote daneben lagen. Man holte nun einige Körbe, in die inan die Ferkel verpackte, und die glückliche Mutter nahm das auch nicht übel, sondern folgte mit vergnügtem Grunzen den K'ndern in den heimatlichen Stall. Daß man ein Tier sucht und deren 13 lebendige findet, ist sicher ein land wirtschaftliches Kuriosum. * Zeulenroda, 19. Juni. Der von der Staat«- anwallschafl Chemnitz wegen schweren Diebstahl« steckbrieflich verfolgte Schlosser Seifert au« Grüna wurde von der hiesigen Schutzmannschaft festgenommen. Sommersonnenwende! Heute Sonnlag jährt es sich, daß der Neustädter Turnverein den Gedanken, die Sommersonnenwende durch ein Volksfest zu begehen, erstmalig in die Tat umsetzte. Ler schöne Erfolg, den der Verein mit dem Feste erzielte, vor allem aber, daß das Letztere bei allen lieben Gästen ungeteilten Beifall fand, war die Ursache, die Zeit, da der scheidende Frühling dem kommenden Sommer die Hand reicht, auch Heuer festlich zu kennzeichnen. Und wie daS erste Mal, so soll auch die Wiederholung unter dem Zeichen echten Frohsinns, ungekünstelter Jugendfreude stehen. Kommet darum Alle, unsere lieben Gäste zu sein. Wer noch ein Herz hat für unser Volk, der muß kommen, denn unseres Volkes Zukunft ist unsere Jugend. Wem der Alltag frühe Falten in die Stirn gezeichnet, der stelle sich ein, der Kinder Lachen glättet sie. Wer daran zweifelt, daß es noch frische Jünglinge und tatkräftige Männer gibt, der besuche heute die Turnstätte an der Oststraße, er wird bald überzeugt sein, daß hier eine Statt er standen ist, wo in stiller, oft kaum bemerkter, aber um so treuerer Arbeit an der Heranbildung rechter Menschen freiwillig geschafft wird. Von den im Anzeigenteil erwähnten Veranstalt ungen sind der Aufstieg eines Luftballons mit Fallschirm, di- gegen das Vorjahr umfangreichere Illumination,d-rinhaltöreichereNnterhaltungs- tcil für das Beisammensein, vor allem aber der Jrrlichtertan; hervorzuheben. Besonders die letzte Nummer dürfte unzählige Zuschauer anlocken. Deshalb aus zur Sonnenwendfeier! Kleine Chronik. * Berlin, 20. Juni. Zu dem Pestsall in Berlin wird berichtet, daß weitere Personen au« der Beobachtungrstalton am heutigen Sonnabend entlassen werden. Der Wärter Marggraf, dem e« andauernd gut geht, wird noch etwa 10 Tage in der Absperrung verharren müssen. * Berlin. 20. Juni. Ein blutiges Eifersuchts drama spielte sich gestern im Tiergarten in der 'Nähe des Rolandbrunnens ab. Der Matrose Glaubitz feuerte auf seine frühere Geliebte Schüsse ab und verletzte sich dann selbst durch 2 Schüsse in die Schläfe und in die Brust schwer. * Berlin. Beim Baden im Genfer See er trunken ist der 25jährige Leutnant Schwartzkopf vom Feldartillerie-Regiment 'Nr. 18 in Landsberg a. W.. ein Sohn des bekannten Berliner Groß industriellen gleichen Namens. Der junge Offizier, der im September dieses Jahres mit der Tochter des bayrischen Generalmajors Ritter v. Thäter in München seine Hochzeit feiern wollte, hatte vor kurzem seine Garnison mit einem dreimonatigen Urlaub verlassen, den er in der Schweiz verbrachte. Er trug die Rettungsmedaille am Bande, da er in Berlin ein Kind, das dem Ueberfahren nahe war, an der Ecke der Straße Unter den Linden und der Friedrichstraße vom Tode gerettet hatte. * Berlin, 19. Juni. Die Arbeiterin Emma Bukofzer drang in der Nacht zum Donnerstag in die Wohnung ihre« früheren Bräutigam«, de« Buchbindergescllen Karl Voigt, Fuhrtstraße 60. Dort goß sie au« einer Medtzinflasche Petroleum auf das Bett de« Schlafenden und zündete e« an. Voigt erwachte jedoch rechtzeitig und drückte die Flammen au«, ehe größerer Schaden entstanden war. Die Bukofzer, die sich unbemerkt entfernt
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