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Nr. 130. Pulsnitzer Tageblatt. Dienstag, den 7. Juni 1927. Seite 6. Aus dem Gerichtssaal. Dr. Heim Prozessiert gegen die Bauernbun-Prefse. Der bayerische PaueriibuMlllMr Geheimrat vr. Heim hat gegen sämtliche Redakteure der Bauernbundpresse Klage erhoben. Bei den Prozessen handelt es sich um die Kritik, die die Bauernbund presse nach der Generalversammlung der Arntraigenossenschaft Regensburg an der vorjährigen Bilanz dieses Unternehmens geübt hatte, und um Artikel, in denen sich die Bauernbundpresse mit den Auseinandersetzungen zwischen vr Heim und dem Land wirtschaftsminister Fehr beschäftigt und dabei erklärt hatte, daß der Bayerische Bauernbund zum Ausbau seiner Organisation usw. noch keinen Pfennig anders woher bekommen habe al« au» den Taschen seiner Mitglieder und daß er weder aus monarchi- stischen Kreisen noch von Konzernen noch von Brauereien, noch von den Franzosen etwas erhalten habe. Nach Unterschlagung von Lohngeldern geflüchtet. Der Angestellte Hans Nahnsen hat nach Unterschlagung von 44 060 RM. Lohngeldern die Flucht ergriffen Nahnsen hatte bereits früher unter dem Namen von Korff eine Anzahl von Scheckfälschungen begangen. Anklageerhebung in der Lauerwitzer Mordsache. Gegen die im Glogauer Untersuchungsgefängnis inhaftierte Land- wirtsfrau Emma Baumgart aus Klein-Lauerwitz, Kreis Guhrau, hat die Staatsanwaltschaft di« Anklage auf Doppelmord und vor- sätzliche Brandstiftung erhoben. Die Beschuldigte soll ihren eigenen^ 2V Jahre alten unehelichen Sohn sowie ihre 86jährige Mutter ermordet und dann ihr. Wohnhaus in Brand gesteckt haben. Der Prozeß, der mehrere Tage dauern dürfte, kommt noch in diesem Monat vor dem Glogauer Schwurgericht zur Durchführung Geheimnisvoller Gattenmord in Innsbruck. Zn Innsbruck erregt ein geheimnisvoller Gattenmord großes Auf- sehen. Im Monat Mai heiratete ein angeblicher Arzt vr. Nagele die Tochter eines reichen ehemaligen Marienbaüer Hoteliers, der gegenwärtig in der Stadt Hall in Tirol lebt. Das junge Ehepaar erhielt eine Mitgift von 92 606 Schilling ausbqahlt. Es machte eine Hochzeitsreise über München nach Marienbad, wo die junge Frau acht Tage nach der Trauung unter Bergiftungserscheinungen starb. Ihr Mann wurde unter dem Verdacht, seine Frau vergiftet zu haben, in Innsbruck ver haftet. Dabei stellte sich heraus, daß er nicht Arzt, sondern bausdiener und wiederbolt vorbestraft ist. Aus aller Well. 16 Kinder ertrunken. In Kairo stieß ein Boot, in dem sich eine große Anzahl von Kindern befand, mit einem anderen Fahrzeug zu sammen. 16 Kinder ertranken. Völlige Zerstörung der Ernte im Retzekreis. Tine 20 Zentimeter dicke Sand decke über den Feldern. Die Feldmark von Neuhöfen und Follstein ist durch das Unwetter völlig zerstört worden. Die Ernte ist ver nichtet. Die Fluren in Nenhöfen, das an einem Hügel- gelänbe liegt, find durch den Sturm mit einer 20 Zenti meter dichten Sanddecke überzogen worden. Die Kar toffelfelder find derart vom Hagel hernntergeschlagen worden, daß sie mit einer Grasmähmaschine abgemäht werden müssen. Das Rote Kreuz zu der Katastrophe von Lingen. Sofort nach der Wirbelsturmkata strophe von Lingen hat das Hannoversche Rote Kreuz in Verbindung mit der Zen tral« in Berlin die örtliche Rot-Kreuz-Hilfe in Lingen und die behördlichen Hilfsmaßnahmen durch seine Hilfskräfte und Ein richtungen und durch geldliche Mittel unterstützt. Es ist eine entsprechende Anzahl von Schwestern und Sanitätsmännern an den Ort des Unglücks gesandt worden, ebenso Baracken zur Auf nahme der obdachlos gewordenen Familien, Augenblicklichen wirtschaftlichen Nöten ist nach den Bedürfnissen durch Not standsmittel des Roten Kreuze» abgeholfen worden. Der Wirbelsturm in Südoldenburg hatte schwerere Folgen, als die ersten Berichte vermuten ließen. Nach genauen Feststel lungen sind 7 5 Wohnhäuser und Nebengebäude in den Ort schaften Auen, Holthausen und Lienerloh teils gang vernichtet, teils schwer beschädigt. Neun Personen wurden schwer verletzt. Das oldenburgische Staatsministerium hat als erste Hilfe 20 000 Mark zur Verfügung gestellt. Eine SOköPfige Räuberbande ansgehobe«. Die Ukrainische G.P.U. hat eine längst verfolgte, fünfzigköpfige Bande des Affamans Chizniak ausgehoben, die zwei Jahre lang die Ukraine unsicher machte und mehrere Morde verübt hat. Der Afsaman und seine sechs nächsten Helfer find sofort standrechtlich erschossen worden, Löbliche Fliegerabftürze. Auf dem Flugplatz von Billa Eoublay (Frankreich) stürzten Hauptmann Zuif und Adjutant Malbet ab, nachdem sie mit ihrem Großstreckenftugzeug sich nur 100 Meter vom Boden erhoben hatten. Beim Aufprall fing das Flugzeug Feuer, und beide Flieger konnten nur als halbverkohlte Leichen geborgen werden. Ls handelte sich um einen der letzten Prodefliig« für den Streckenfiug Paris —Beirut. Unter besonders tragischen Umständen spielte sich ein Flug zeugunglück auf dem Platze von Tauderan bei Bordeaux ab. Der Militärarzt Leach, der seinen ersten Flug antrat, setzte fein« betagte Mutter telephonisch hiervon in Kenntnis und bat sie, seiner Landung beizuwohnen. Als das Flugzeug in geringer Höhe über den Platz fortschwebt«, begrüßte der Arzt, sein Käppi schwingend, di« Mutter, dir er unter den Zuschauern erkannt hatte, und rief ihr di« Worte zu: „Gleich bin ich bei dir!" Kurz darauf sackte der Apparat infolge eine» Windsprunge» um 100 Meter ab und zerschellte auf dem Boden. Schülermmt. Bei einem Schulausflug in das Balkan- gebirge wurde «in Schüler von einer 4 Meter langen Schlang« angefallen und umschkmgen. Gerade in dem Augenblick, als di« Schlange zubeißen wollte, hatte der beherzte Schüler schon sein Lrschemnefser gezogen und schnitt der Schlang« den Kopf ab. Unsere fünf Fragen- —Frage: Im parlamentarischen Leben kommt ost der Ausdruck „Obstruktion" vor. Was ist darunter zu verstehen? Antwort: Obstruktion ist lateinischen Ursprung und bedeutet eigentlich Sruhloerstopsung. Im übertragenen Sinne wird die Bezeichnung für die Taktik einer Min derheit angewandt, durch anhaltende Reden, Lärmszenen und Antragstellungen den parlamentarischen Geschäfts- gang zu "verstopfen", zu unterbinden oder wenigstens zu hemmen. d sr Frage: Welcher Monat ist am ungesün- Antwort: Nach genauen statistischen Ermittlungen ist der ungesundeste Monat, d. h. jener, in denen die Menschheit am meisten Krankheiten unterliegt und str dem am meisten sterben, in Deutschland der März, in Frankreich der Januar, in England der Dezember, in Oesterreich da» ganze Frühjahr, in Holland der ganze Herbst. —Frage: Wlefo spricht man von «nglano m politischen Dingen auch ost von „Old-England"? Antwsrt: Old England (sprich ohld ingländ) heißt .Alt-England". Da» Wort kam zuerst 1643 aus akr Bezeichnung Englands al» de» Landes des alten Ruhme» und der alten Sitten im Gegensatz zu den neuen eng lischen Besitzungen in Nordostame^ka, die damals „Neu- England" genannt wurden. —Frage: Gibt e» verschiedene Arten von Bienen? Antwort: E» gibt sogar ca. 4000 Arten von Bie nen, aber nur 1000 Arten von Wespen. —Frage: Wem verdanken wir die Chloroform- narkose? Antwort: Diese hat der Edinburger Professor Simp son (1847) eingesührt, wodurch die Chirurgie einen un geahnten Aufschwung nahm. Handel. Keine Börse am Sonnabend. Die Berliner Börse blieb am 4. Juni angesichts der be vorstehenden Feiertage für jeden Verkehr geschloffen. Wild- und Geflügelpreise. Wild und Wild- geflügel per >1 Kilogramm: Rehböcke I 1—1,10, do. II 0,70 bis 0,00; Kaninchen, wilde, große, Stück 1 M. — Zahmes Geflügel (geschlachtet): Hühner, hiesige, Suppen-, Kilo gramm 1,10—1^0, do. IIL 0,80—0,90: Poulets, >4 Kilogramm 1—1,10; Hähne, alte 0,70—0,80; Tauben, junge, Stück 0,90—1; do. alte, Stück 0,60—0,70: Gänse I», junge, 14 Kilogramm 1,40 bis IM; do. IIs 1,10—1,30- Enten, junge, Ila, Kilogramm 1^0—1,40; Puten, Hähne, lL Kilogramm 1—1,10; do. Hennen 1,10—1^0; do. II 0,75—0,85. Die Preise sind die amtlichen Der- liner Markthallenpreise einschließlich Fracht, Spesen und Pro vision. Gönn« und Mond. 10. s. Sonn«: A. 8^0 v., u. 8M n. Mond: A. 2LI n., u. 1^0 v. Sport. Johnny Weißmüller verbesserte m Michigan den Welt rekord im SOO-Meter-Freistilschwimmen auf 3:33,6. Die bisherige Bestleistung hielt Arne Borg mit 3:33,8. Zum Davispokalfpiel gegen Frankreich vom 11. bis 13. Juni in Rom hat der italienische Tennisverband die Mannschaft d« Morpurgo, de Stefani, Colombo, Bccciardo aufgestellt. Ungarns Fußballmeister, F. T. L.-Budapest, ist der nächste europäische Verein, der eine Amerikareise unter nimmt. Die Budapester haben 12 Spiele für Juli und August abgeschlossen, wofür ihnen der amerikanische Verband 8000 Dollar garantiert. Rademacher, Frölich und Luder fahren im Anschluß an die internationalen Pfingstschwimmen in Frankfurt a. M. na ch Saarbrücken, wo sie am 8. Juni starten werden. Die Spielmeisterschaften der D. T. im Hand- und Fußball werden am 12. Juni in Dresden ihrem Höhe punkt zugeführt. Die Leitung des Handballspiels zwischen T. D. Lhemmtz-Gablenz und Polizei-Rastatt ist Leszinski-Berlin über tragen worden, den Fußballkampf T. V. Forst 1861 gegen T. V. 46 Mannheim leitet vr. Fischer-Altenburg als Unparteiischer. „Großer Deutscher Steherpreis" betiteln sich die nächsten Dauerradrennen am Mittwoch, 8. Juni, aus der Bahn in Köln-Riehl. Die Steherprüfuna führt über 100 Kilometer in einem Lauf und sieht Linart, Krewer, Möller, Bauer und Dederichs am Ablauf. viertötters Weltrekord-Vorbereitungen. Der deutsche Schwimmer Ernst Vierkötter, der einen neuen Rekord für die Durchquerung der 21 Meilen langen Strecke des Onta riosee» ausstellen will, hat mit seinem Training begonnen. Vierkötter durchschwamm die Strecke in vier Stunden 57 Minuten, nur begleitet von dem Boot seines Trainers. Die Zeit ist drei Minuten besser als der bisherig« Weltrekord. Vöchrr schlägt Baraten. Die Internationalen Leichtathtelik- wettkämpfe der Berliner Vereine Teutonia und Post Sport - Verein brachten an beiden Pfingstfeiertagen das Zusammentreffen Bücher« Baraten, da Dr. Peltzer nicht startete. Ueberraschenderweise konnte Böcher (Teutonia Berlin) sowohl am ersten Tage die IbOO Meter al« auch am zweiten Tage die 800 Meter vor Baralen Frankreich gewinnen. Neuer Sieg Rademacher» über va« Parq». Bei den Internationalen Schwimmwettkämpfcn des I. SC Frankfurt 1891 traf der deatsche Weltrckordmann Erich Radcm cher Hellas, Magdeburg abermals auf den Belgier van Pa ys im 200 Meter.Brustschwimmen, den er wiederum sicher schlagen konnte. Der junge Europameister Barany- Ungarn aewann das 100 Meter. Freistilschwimmen erwartungsgemäß. Köln—Berlin. Die an beiden Pfingstfeiertagen in den Etappen Köln—Hannover und Hannover-Berlin durch die Deutsche Radfahrer- Union zum Austrag gebrachte Radfernfahrt der Vereinigung Deutscher Radsportv-rbände sah im Gesamtergebnis in der ä Klass Arndt-Berlin, in der S-Klasse Sierenski Berlin siegreich. Ihr Kamerad ... Der Roma« der Ilse Regli». Bou H. Ab t. Copyright by Greiner L Camp, Bertin W 30. Hochdruck vrrbotr». 18. Fortsetzung. Ein scharfes Unbehagen ließ Ilse für den Rest des Tages incht los. Sie hatte noch immer das Gefühl, als liege um ihre Hüfte mit tändelnder Zärtlichkeit Rosis Arm, als sehe sie in Rosis Augen das schadenfrohe Lachen durchtriebenen Spottes. Vom Fenster der Wohnstube aber war mit heftigem Schritt die Gutsherrin zurückgetreten. Zwischen ihren Hellen Brauen stano eine scharfe Falte. Hatte sie denn recht gesehen, waren dort wirklich Gerd und Ilse Hand in Hand dahergekommen? Und wär's der Fall gewesen, in aller Harmlosigkeit, dann — warum dieses hastige AuSeinanderfahren, das fast wie ein Schuldbewußtsein Von neuem begann sie Gerd und Ilse zu beobachten, doch, ob sie auch mit Jnquisitorscharfe jeden ihrer Blicke, jedes Wort belauerte, das zwischen ihnen gewechselt wurde, sie nahm nichts irgendwie Verdachterregendes wahr, nno, ärgerlich über sich selbst, stieß sie den Gedanken an die beiden zurück. Ms ob sie nichts anderes zu denken ge- habt hätte, nicht gestaltenlos in der Luft Schwebendes, Positives, nur allzu Positives. Die gekündigte Hypothek — in nicht ganz drei Monaten war sie fällig - und woher? - — Oh — Geld haben I Einmal aus dem Vollen schöpfen. Nicht mühsam immer wieder ein neues Loch reißen müssen, um das alte zu verstopfen. Geld zu haben, so wie sie's drüben auf Schwentikow hatten! Man nahm Herrn Oskar Bornemann, den reichgewordenen Emporkömmling, in den Kreisen der alteingesessenen Ritter- gutsbesitzer nicht für voll, nein doch, auch sie hatte, als Herr und Frau Bornemann nebst der bei ihnen zu Besuch weilenden verwitweten Schwägerin eines Tages auf Bug- genrode nachbarlichen Besuch gemacht, hochmütig gefragt: ^Wie kommen diese Leute eigentlich dazu?" Aber diese Leute hielten oaS wirksamste „Sesam öffne dich!" in Händen: den wohlgefüllten Beutel und wuß ten, eines Tages würden die wohlgehüteten Tore der alten eingesessenen Familien sich doch vor ihnen auftun, und fragten nichts danach, ob eine Frau Buggenrode persönlich ihren Gegenbesuch machte, oder durch ein paar übersandte Karten p. f. v. höflich weiteren Verkehr ab- lehnt. Es gab auch andere, die waren weniger exklusiv. Man hatte sich in Schwentikow über ausbleibende Besuche nicht zu beklagen. Es ging sehr lustig dort zu, und der Zauber einer runden Million der Frau Lora Rudorfs, die fesche Schwägerin und Witwe, umschwebte, lockte manchen herbei, der sich's vielleicht bedacht hätte, Herrn Oskar Bornemanns Gastfreundschaft zu genießen. Ah — Geld haben! Und dann kam eines Abends eine Karte an. Die drehte die Gutsherrin in den Fingern hin und her. — Herr und Frau Bornemann beehrten sich — — „Wir werden doch wohl annehmen müssen," sagte sie nach einer Weile. „Ich sehe die Notwendigkeit nicht so unbedingt ein," warf Gero hin. „Es genügt ja auch, wenn ich es tue," klang es kühl zurück. Gerd tat ein paar Züge aus seiner Zigarette, warf diese dann in die Aschenschale, sprang auf und trat zur Mutter hin. „Mama, du denkst doch nicht etwa gar daran, dich diesem Bornemann zu verpflichten? Weißt du denn nicht, was die allgemeine Meinung —" „Ich denke zunächst an gar nichts weiter, als mir erst eine eigene Anschauung zu bilden, bevor ich mich von anderen Meinungen beeinflussen lasse," unterbrach sie ibn hohcitsvoll. Doch Gerd ließ sich diesmal von der mütterlichen Selbstherrlichkeit nicht so ohne weiteres das Wort abschneiden. „Sehr richtig, Mama. Aber da ich bei der Sache gleichfalls interessiert bin" — „Gewiß bist du das. Die Einladung lautet auch auf deinen Namen." Er wurde dunkelrot. Sein Blick flog zu Ilse hinüber, die mit einer Stickerei beschäftigt war. Den Kopf hatte sie über die Arbeit hinabgebeugt, die sie ganz in Anspruch zu nehmen schien, und doch wußte Gerd, sie verstand ein jedes Wort, wie er's verstand: das energische Ab lehnen seines Einmischens in das, was nur ihn anging. Ja doch, das väterliche Testament hatte die Mutter bis zu ihrem Tode zur selbständigen Herrin auf Huggenrode gemacht, aber sein dereinstiger Besitz war's doch, auf dem sie jetzt die Herrschaft führte, und er war kein unmün- diger Knabe mehr, dessen natürliche Rechte sie einfach abtun durfte. Unter halbgesenkten Lidern hervor beobachtete Vie Guts- Herrin den Sohn, hatte auch seinen hastigen Blick aus Ilse Reglin beobachtet, und während ihr steifer Rücken sich noch gerader bog, legten ihre Hände sich zu beiden Seiten auf die Armlehnen ihres Sessels, daß sie sich ansah, wie eine Königin auf ihrem Thron. So wartete sie, was er nun sagen werde. Dorb er schwieg. WM hätte er wohl sagen sollen, darauf sie nicht mit gütem Grund antivorten konnte: „Du hast's schlecht bewiesen, wie du dich darauf der- stehst, deine uno unser aller Interessen zu wahren." Und sie würde eS antworten, er wußte es mit bestimmter Sicherheit, gerade weil dort Ilse Reglin saß. Vielleicht war ihr die Gelegenheit ganz willkommen, dieser einmal klar zu machen, > .' he Stellung der Sohn des Hauses in Wahrheit einnahm. Er fuhr sich an den Hals, als würge ihn plötzlich der steife Kragen. Rosi aber, die Einladungskarte aufnehmend, meinte: „Gott, wenn Familie Bornemann auch nicht tiptop ist, eS verkehren doch eine Menge netter Leute dort," und Isabella pflichtete ihr bei: „Gewiß, und einmal hin gehen verpflichtet ja zu nichts." Gerd lachte beißend auf. „Recht habt ihr: man nimmt'-, wo man's eben kriegt und feiert die Feste, wie sie gerat»' fallen. Schließlich hat man sich schon um weniger in full dreß geworfen." „Was wirst du denn anziehen, Ilse?" fragte Rosi. Die Antwort ließ ein paar Sekunden auf sich warten, dann kam sie mit ruhiger Bestimmtheit: (Fortsetzung folgt.)