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Nr. 139. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 17. Juni 1927 Seite 2. Wendung harter und rauher Gesteine für die oberste Schicht genügenden Gleitwiderstand, während die Glätte der Stampf- asphaltstraße allgemein gefürchtet wird. Die Teerstraße ist daher der Asphaltstraße mindestens ebenbürtig und aus volks wirtschaftlichen Gründen angesichts unserer miserablen Handels bilanz unbedingt vorzuziehen. — (Kein e Kirschkerne auf dieStraße wer fen.) Die achtlos weggeworfenen Kerne bilden für die Straßen gänger, insbesondere für alte und gebrechliche Personen, eine große Gefahr, und gar mancher muß wochenlang auf dem Krankenlager unschuldigerweise büßen für die Achtlosigkeit seiner rücksichtslosen Mitmenschen. Uebe deshalb jeder soviel Selbstzucht, das Wegwerfen von Kirschkernen auf der Straße als eine Unsitte anzusehen, die unbedingt zu unterlassen ist. Insbesondere sollten Eltern und Erzieher vorbildlich und aufklärend auf die Jugend einwirken. — (Vorsicht bei Bananen!) Man hat im ver gangenen Jahr Mahnungen erlassen, die an die Verzehrer amerikanischen Frischobstes wandten, weil gewisse Sorten dieses Obstes Giftstoffe in ihren Schalen enthielten, die beim Genuß schädliche Wirkungen hervorriefen. Man warnt nun auch die Verzehrer von Bananen und empfiehlt ihnen Vor sicht nach der Richtung, daß solche Früchte, an denen sich angefaulte Stellen befinden, fehr oft mit Schimmelpilzen be setzt sind, deren Genuß gesundheitsschädlich ist. — lSchont den Igel!) Den Igel trifft man im Juni gewöhnlich mit Jungen an, deren er drei bis sechs be sitzt. Tagsüber versteckt er sich mit ihnen gewöhnlich in Laubhaufen, Hecken, hohlen Baumstümpfen, Maucrlöchern und anderen Schlupfwinkeln. In der Dämmerung geht er mit ihnen auf Nahrung aus, sobald sie eiwas herangewachsen sind. Insekten, Nachtschnecken, Mäuse und auch die Kreuz ottern fallen Meister Swinegel zum Opfer, meistens solche Tiere, die in Garen und Feld Schaden bringen oder wie die Kreuzottern dem Menschen durch ihr Gift gefährlich wer den, das dem Igel aber nicht zu schaden scheint. Mit Recht wird er vom Landmann darum gern gesehen und geschont. Der hält auch seine Kinder an, das Tier ungestört zu lassen und es nicht zu verjagen oder ihm gar etwas zu leide zu tun. Stark vermehrt sich der Igel nicht; denn die Jungen pflanzen sich erst im folgenden Jahre fort. Auch stellen dem Igel Feinde nach. Mitunter wird der Igel als Haustier ' gehalten, um seinen Nahrungstrieb zur Vertilgung schädlicher Tier zu nützen Im Hause wird der Igel ganz zahm. Er räumt unter den Küchenschwaben und Mäusen nach besten Kräften auf. Doch ist er als Haustier auf die Dauer un beliebt, weil der flinke Bursche nächtlicherweise zu fehr im Hause umhertollt und poltert, und auch wegen seines unan genehmen, bisamartigen Geruchs, den er verbreitet. — (Was ist eine Trog-Linie?) Die Sächsische Landeswetterwarte gibt uns auf unsere Anfrage folgende Auskunft: Die Trog-Linie ist die Verbindungslinie der Orte niedrigsten Druckes in der Längsachse einer Lufidrucklinie. Vor der Trog-Linie findet man im Sommer zumeist hohe Temperaturen, Barometerfall und Winde aus südlichen Rich tungen. Hinter der Trog-Linie kalte Luft, Lustdruckanstieg und böige nordwestliche Winde. Der Eindruck letzterer ist Böen und Gewittern verbunden. Die vorstehend geschilderten Erscheinungen waren bei Vorübcrgang dec Trog-Linie vor gestern gut zu verfolgen. — (Die Mütterberatung in Lichtenberg) findet am Dienstag, den 21. Juni, nachmittags »/,3 Uhr in der Schule statt. Arzt wird anwesend sein. Kamenz. (Wochenmarkt.) Aus dem gestrigen Wochenmarkt kosteten frische Gurken 30—50, frische Kohl rabi 12—15, Blumenkohl 80—100 Psg. das Stück, frische Möhren 15, weiße Rettiche 10 — 15, Radieschen 8 — 10 Psg. das Bündel, Salat 6, 8 und 10 Pfg. die Staude, Spargel 120, 100 und 80, grüne Bohnen 50, Schoten 70, Spi nat 30, Weißkraut 20, Zwiebeln 20, Rhabarber 20, neue Kartoffeln 18—20, Tomaten 100, Kirschen 60, Erdbeeren 100 Pfg. das Pfund. Arnsdorf. (Eine größere Sanitätsübung) wird am nächsten Sonntag auf dem hiesigen Bahnhof statt finden. Daran beteiligen sich die Arbeiter - Samariter von Arnsdorf, Radeberg, Langebrück und einigen anderen Nachbar orten, fowie die Feuerwehren von Arnsdorf und Fischbach, die Freiwillige Feuerwehr Radeberg und die Feuerwehr des Sachsenwerkes. Dresden. (Die Dresdner Vogelwiese), das große Volksfest, findet in diesem Jahre vom 2. bis 10. Juli statt. Am Freilag, 8. Juli, wird das Feuerwerk abgebrannt. Dresden. (Die Arbeitszeit in der sächsi schen Landwirtschaft.) Dem Telunion-Sachsendicnst wird vom Sächsischen Landbund geschrieben: Die Annahme des kommunistischen Minderheitsantrages im Landtage, der die durchschnittliche 48stündige Arbeitszeit in der Woche, aber nicht mehr als 2400 Stunden im Jahre fordert, hat in der Landwirtschaft begreiflicher Weise eine gewisse Unruhe hervorgerufen. Um jedem Mißverständnis vorzubeugen, heben wir hervor, daß der Antrag sich nur auf die sächsischen Staatsgüter bezieht, also für die gesamte übrige Landwirt schaft keinerlei Bedeutung hat. Für diese ist allein maß gebend die im Tarifvertrag für Landarbeiter festgelegte Arbeitszeit. — Der Sächsische Landbund wird auch beim Wirtschaftsministerium vorstellig werden mit dem Ersuchen, den Landtagsbeschluß nicht durchzuführen, weil er gegen die Bestimmungen des mit den Landarbeitergewerlschaften abge schlossenen Tarifvertrages verstößt, an den auch die Staats- güler gebunden sind. Radeburg. (Den Tod durch die Sense.) Ein hiesiger Gutsarbeiter, der eine Sense und einen Korb mit ge mähtem Gras trug, glitt, als er sich in seine Wohnung begeben wollte, aus und stürzte so unglücklich in die Sense, daß ihm diese die Halsschlagader durchschnitt. Hus dem Transport zum Krankenhaus starb der Verunglückte an den Folgen des Blutverlustes. Leipzig. sRaubüberfall aus eine Geschäfts inhaberin.) Die Inhaberin eines Metallwarengeschäfts in Baalsdorf bei Leipzig wurde von einem Unbekannten in ihrem Laden niedergeschlagen. Die Frau brach ohnmächtig zusammen. Der Täter stahl aus der Ladenkasse 30—35 Mark und flüchtete. Vor dem Überfall hatte er die Fran mit Pfeffer beworfen. Man hat bisher noch keine Spur von ihm gefunden. Leipzig. (Schadenfeuer.) Durch einen Brand wurde am Mittwoch der größte Teil des Wohngebäudes im Gehöft des Gutsbesitzers Nebe in Störnthal bei Leipzig vernichtet. Der Sach- und Bauschaden ist außerordentlich groß, doch durch Versicherung gedeckt. Leipzig. (Grober Leich 1 sin n.) In einem Grund stück auf der Seeburgstraße gerieten die Kleider einer Frau in Brand, als sie beim Feueranmacheu Spiritus in den Ofen goß. Mit schweren Brandwunden an Gesicht und Armen' mußte sie ins Krankenhaus gebracht werden. Leipzig. (Autofahren im Abonnement.) Ein großangelegtes Schwindelunternehmen konnte noch recht zeitig vor feiner Entwicklung von der Leipziger Kriminalpo lizei unterdrückt werden. Durch einen Büroangestclllen er hielt die Kriminalpolizei Kenntnis, daß sich unter der Firma „Kraftfahrgenossenschaft Sachsen" eine Gesellschaft gebildet habe, die in allen Stadtgebieten durch Frauen Prospekte ver teilen ließ, durch die Mitglieder geworben werden sollten. Die Genossenschaft gab vor, den Zweck zu verfolgen, durch gemeinschaftliche Benutzung und Unterhaltung von Kraftfahr zeugen das Kraftsahren zu verbilligen und es auch dem Un bemittelten zu ermöglichen, in der Woche eine Fahrt mit einem von der Gesellschaft zur Verfügung gestellten Kraft wagen auszuführen. Für die Stunde einer solchen Fahrt mußte das Mitglied 60 Pfennig bezahlen, außerdem aber mußte ein monatlicher Beitrag von 2,50 Mark gezahlt und ein Geschäftsanteil für 10 Mark erworben werden. Ferner „haftete" jedes Mitglied als Genosse der Gesellschaft mit einem Betrag von 30 Mark. Offenbar war cs nur auf die Erlangung der Beiträge abgesehen. Der Haupttäter, ein 26 Jahre alter Kaufmann, wurde in Haft genommen. Er ist wegen Betrugs bereits mehrfach vorbestraft. Chemnitz. (Unglückssall oder Verbrechen?) In der 11. Nachtstunde fand man im KAchwald in einer schluchtartigen Vertiefung sterbend ein etwa 20 bis 23 Jahre altes Mädchen, das kurz nach dem Auffinden verschied. Weder die Personalien der Toten noch die Begleitumstände des Todes konnten bisher ermittelt werden. Adorf. (Gefährliche Spielkameraden.) Aus dem Eisenbahntransport des Zirkus Amarant nach Adorf spielte sich zwischen einer Löwin, deren vier Monate alten Jungen und einem im benachbarten Käfig untergebrachten Leoparden ein blutiger Kampf ab. Der Leopard ver suchte, wie schon oft, durch die Stäbe des Käfigs mit de.' kleinen Löwen zu spielen. Darüber geriet die alte Löwin in Wut, faßte den Leoparden an der Pranke und zog ihn immer mehr an das Gitter heran. Die jungen Löwen aber rissen ihm große Stücke Fleisch von Brust, Schultern und Hinterschenkeln und bissen ihm schließlich die festgehaltene Pranke gänzlich ab. In Adorf mußte das gräßlich zugerichteto Tier erschossen werden. Meerane, 16. Juni. (Das neue Rollbock- System.) In Gegenwart von Vertretern der Eisenbahn- Direktion Dresden sowie der Eisenbahn-Direktionen Chemnitz und Zwickau, sowie von Vertretern der städtischen Behörden von Merrane und Gößnitz fanden gestern am hiesigen Bahn hofe — und zwar erstmalig in ganz Deutschland — Ver suche mit dem neuen von der Firma I. F. Pondorf, Gößnitz, erfundenen Nollbock - System statt, durch welches cs möglich ist, beladene Eisenbahnwaggons direkt von der Station aus ohne Aus- und Umladung an ihren Bestimmungsort zu über führen. Zum Zwecke der Vorführung der neuen Erfindung war am Bahnhofe eine eigene Rampe erichtet worden. Es kam zunächst ein Ladegewicht von 210 Zentner In Frage, das jedoch auf 600 Zentner erhöht werden soll. Die Ver suche, die fortgesetzt werden sollen, haben bis jetzt ein recht günstiges Ergebnis gezeitigt, so daß die Eisenbahnverwaltung diese neue, Aufsehen erregenden Erfindung praktisch verwen den dürste. Jena, 16. Juni. (Mann oder Weib?) Aus der Nachbarstadt Kahle kommt eine seltsame Kunde: Die 27 Jahre alte Arbeiterin Anna Emilie Senf, die in der Porzellanfabrik beschäftigt ist, hat bei der zuständigen Behörde beantragt, als Mann anerkannt zu werden und künftig die Vornahmen Erich Arno führen zu dürfen. DI« Schuld an dieser ver späteten Mannwerdung hat die Hebamme, die seinerzeit das Geschlecht nicht genau erkannt hatte, weil die betreffenden Organe nicht normal ausgebildet waren. Diese Mißbildung ist auch die Ursache einer Erkrankung gewesen, die kürzlich einen opertativen Eingriff in der Jenaer Klinik nötig machte. Das Messer des Chirurgen hat dem bisher unter falscher Flagge segelnden Mann fein eigentliches Geschlecht enthüllt. Seit einigen Tagen hat Anna alias Arno Sens den mehr oder weniger langen Rock mit der Manneshose vertauscht und soll sich in seiner neuen männlichen Würde ganz Wohl fühlen. Kurze sächsische Nachrichten. Dresden. Dem tschechoslowakischen Generalkonsul in Dresden, Dr. Sebesta, ist namens des Reiches das Exequa tur erteilt worden. Krippen. An mcht weniger als fünf Stellen wurde hier in einer Nacht eingebrochen. Auch die Wohnung des Bürger meisters wurde heimgesucht. Pirna. In der vergangenen Woche traten hier ruhrartige Erkrankungen in größerem Umfange aus. Grund zu Befürch tungen liegt jedoch nicht vor. Plauen. In seiner Wohnung wurde ein 36 Jahre alter Kaufmann durch Leuchtgas vergiftet tot aufgefunden. An scheinend liegt ein Unglücksfall vor. Radebeul. Mit sämtlichen Stimmen der Bürgerlichen wurde der frühere demokratische Landlagsabgeordnete W e i - gel - Annaberg von den Stadtverordneten zum Bürgermeister von Radebeul gewählt. Sebnitz. Die Ausstellung von Tagesgrewzausweisen wird für Besucher der Tschechoslowakei von jetzt ab durch die Ver waltung des Bahnhofs erfolgen. Die Ortsbehörden brauchen also künftig nicht mehr zu diesem Zweck ausgesucht zu werden. Chemnitz. Der Geschäftsfuhrende Vorstand der Orts gruppe Chemnitz des Reichsgläubigerverbandes, ein 36jähriger Kaufmann, wurde wegen Unterschlagung von Milglieder beiträgen in Höhe von zirka 10 000 Mark -Verhaftet. Gcyersdors Zn Gegenwart von Gemeindevertretern und zahlreichen Einwohnern fand die feierliche Grundsteinlegung des neuen Rathauses statt. Auflösung einer Schwindelgenossenschast. Eine Aut o m o bi lfirm a ohne Automobile. Der angebliche Student Gerzabek in Leipzig, hatte es sich zum Ziele gesetzt, jedem sein Auto zu verschaffen. Er nahm zu diesem Zwecke einen Tisch, einige Stühle, stellte diese in eine Garage und gründete die „Kraftverkehr-Genossenschaft Sachsen". Dann wurden heftig Prospekte gedruckt, für deren Verbreitung 25 vom Arbeitsnachweis zugezogene Frauen zu sorgen hatten. In diesen Prospekten schuf der geschäftstüchtige Unter nehmer ein wahrhaft automobilistisches Schlaraffenland. Nur die wichtigsten Sätze seien erwähnt: „Gegen Zah lung eines einmaligen Eintrittsgeldes von 30 Mark für gerichtliche Eintragung, Fahrbelehrung, für Prüfungs- fahrt und diverse „Aufnahmeformalitäten" erhalten Sie einen Wagen ausgchändigt und können damit fahren, wo hin es Ihnen beliebt. Die Wagen werden Ihnen auf die Minute pünktlich vors Haus gebracht und wieder ab geholt. Ihre sämtlichen Familienangehörigen sind von allen Leistungen befreit und zur Entrichtung einer Leih gebühr von 20 Pfennigen für die Stunde nur dann ver pflichtet, wenn sie einen Wagen für sich besonders in Anspruch nehmen." Der monatliche Mitgliederbeitrag wird pro Familie aus 2,50 Mark festgesetzt, während der Preis des dividendenberechtigten Geschäftsanteils zehn Mark beträgt. Jedes Mitglied kann natürlich auch mehr Geschäftsanteile erwerben. Sanitätspersonen, Schwe stern und Hebammen erhallen Ermäßigung." Als die Kriminalpolizei, die man auf das Unternehmen auf merksam machte, sich ins „Geschäftslokal" desselben begab, fand sie die „Genossenschaft" vollständig mittellos und ohne auch nur ein einziges Fahrzeug vor. Gerbazek wurde' verhaftet und der Staatsanwaltschaft zugeführt. Oer Llrlaub der Strafgefangenen. Der Rechtsausschuß des Landtags beriet in seiner letzten Sitzung u. a. auch über einen kommu nistischen Antrag auf Gewährung von Urlaub und Bei hilfen an Strafgefangene. Bei einhalbjähriger Inhaftie rung wurde ein Urlaub von 14 Tagen, bei längerer In haftierung von drei Wochen und Beihilfen von 50 Mark, abgesehen von Zulagen für Frau und Kinder, verlangt. Der sozialdemokratische Berichterstatter Neu setzte sich ebenfalls für das Recht der Gefangenen auf Urlaub ein, sofern Gefängnisstrafen bis zu drei Jahren, Zuchthaus strafen bis zu zwei Jahren oder längere Strafen bei politischen Vergehen zuerkannt worden sind. Die Regie rung wandte sich gegen diese Anträge und empfahl, an dem gegenwärtigen Verfahren festzuhalten, nach dem der Urlaub individuell auf dem Gnadenwege geregelt wird. Abg. Dr. Wagner (Dtn.) wandte sich ebenfalls gegen ein Recht der Gefangenen auf Urlaub. Schließlich wurde ein Antrag des Abg. Bethke (A. S. P. S.), an dem gegenwärtigen Verfahren der individuellen Regelung festzuhalten, angenommen, während der Kommunistische Antrag und der Antrag des, Berichterstatters der Ab- lehnung verfielen. Tagungen in Sachsen. Die Gastwirte gegen das Steuerunrecht. Auf der Tagung der sächsischen Gastwirte in Pirna, die am Donnerstag mit Ausflügen der Teilnehmer in die Säch sische Schweiz ihren Abschluß sand, wurden zwei Entschließun gen angenommen, in denen u. a. gesagt wird: Die 41.. Jahres hauptversammlung des Sächsischen Gastwirtsverbandes, der über 8000 Betriebe des Gastwirtsgewerbes im Freistaat Sachsen vereinigt, erhebt entschieden dagegen Protest, daß vom Landtage und der Regierung noch keinerlei Schritte unter nommen worden sind,, um einen Abbau der Mietzins- fieuer für gewerbliche Räume durchzuführen. Das Gast- wirtsgcwcrbe, insbesondere die Saalbeiriebe cmd die Be triebe, die auf Saisongeschäfte angewiesen sind, sind nicht mehr in der Lage, diese Steuer zu tragen. Die meisten Betriebe haben schon jetzt große Steuerrückstände aufzuweisen. Die Versammlung erhebt einstimmig Einspruch gegen die Einfüh rung der Biersteuer in den Bezirken und Gemeinden. Sie fordert die Schaffung fester Beziehungen zwischen Einkom men-, Grund- und Gewerbesteuern. Jede Sonderbesteuerung einzelner Berufe und Stände lehnt sie ab, da diese unsozial und ungerecht ist. Eine weitere Entschließung befaßt sich mit dem dem Reichstag vorgelegten Entwurf eines Schankstätten gesetzes, den die Versammlung als eine bedenkliche, das Ge werbe ernstlich bedrohende Einschränkung der Gewerbefreiheit und in der vorliegenden Fassung als für das Gastwirtsgewerbe unannehmbar bezeichnet. MorLoerhöhuKg uniragbar! Eine letzte Warnung an die Reichspost. 4- Der Reichstag hat in seiner Mittwochsitzung durch die Abstimmung über die Portoerhöhungsvorlage, die mit 175 gegen 173 Stimmen gegen die Erhöhung der Posttarife Stellung nahm, sich zum Sprachrohr aller Wirtschaftskreise gemacht. Wenn nun auch darauf hingewiesen wird, daß der Reichstag für Fragen der Finanzpolitik der Neichspost nicht zuständig ist, und daß darüber allein der Perwaltungsrat der Reichspost zu entscheiden hat, w wird man wohl annchmen dürfen, daß die zuständigen Stellen der Reichspost aus dem Abstimmungsergebnis des Reichs tages die Folgerung ziehen werden, und daß sie zum min desten sich noch einmal die Gefahr, und die nie wieder gutzumachenden Schäden einer so rigorosen Er höhung der Posttarife vor Augen führen. Es ist nur zu hoffen, daß auch von Regiernngsseite dem Reichspostminister