Volltext Seite (XML)
Nr. 144. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, dm 23. Juni 1927. Seite 4. Sonnadend, den 25. Juni, abends 8 Uhr findet im Gasthaus „zum Bürgergarten" durch den Steuersachverständigen der Gewerbekammer, Herrn vereid. Bücherrevisor E. Herrlich ein Vortrag über „Die steuerlichen Fragen der Gegen wart unter besonderer Berücksichtigung der Vermögenssteuer statt. — Anschließend Beratung in Steuerfragen. — Alle Innungs- Mitglieder, selbständigen Handwerker und Gewerbtreibende von Stadt und Land sind herzlich eingeladen. Orts-Ausschuß des Handwerks K. Jimmermann, Vorsitzender groksr UiumsndsII * vsmsnussskl » MMmelii uimr den 24./6., abends von '/,6 Uhr an korkelrim VoMl-8eIMsiu> ^LLs« aUUL! lMml-Verei» I kuISNtlL Stellen zum Preisschießen nach „Waldesgrün" Sonntag früh '/, 5 Uhr am Brauerei teich. D. V. ÄW VMliW empfiehlt Fernruf 213 KSrner IiiMt kür Nlilir- iinü ! Miüielv-kkleze I Nasre ksrben unö bleicken I Kopk- uvct Ocsickts biasssxe ölsolllure — pcckilcure U' Okrlöcker Steeden empkieklt sied ruvo Notker Herren- unä Damen priseur I I Lsweor, sm kakudok, Lebe I ! I Ost- u. Earolaalr — Tel 211 ' Wer braucht eine Brille? Bitte schreiben Sie mir bei Bedarf, ich komme ins Haus. Ich garantiere gutes Sehen und guten Sitz ohne Mehrkosten siir Sie Georg Kihn, Fachoptiker für Augengläser DresdenN,Bautznerstr.16 Hauptrnnrlrt 10 Gmerbl. Raum zu vermieten Alberistratze Nr. 16 MM für Last- und Personenwagen M AM MMU Offerten unter k- 22 an die Tagebl. Geschäftsstelle Arbeit aas einige Hoseuschoner- ftnhie auszugeben. Zu erfragen in der Tageblatt« Geschäftsstelle »MW WMWk btvte sicherer und from mer Einspänner verkauft MKgUtMkWltW Ohorn Sonntag, klon 2S./6. 27 AM 1. TNIMMMNPIilMeilll«» liir klsimUer mit «a«i obne veinrngen. — Streclre: 8t«s»b»r», 8oluaorll»v, 8el»^r«potte Hob», Lr»1l»a,8t«1ndo» a DM' 0«eioo vorn» - llbr Wtmrml-cisli MniMiMk ml am. »eledMll lies ilnezMM, H.I. M H.-II. Ortsgruppe Okorn Die Beerdigung unseres Mitgliedes SmIII» t(Inck findet Smltsg »/«4 Uhr vom Stadtkrankenhaus Pulsnitz statt. Die Mitglieder werden gebeten, sich zahlreich zu be teiligen. Die Grnppeuleituug. Ml!MlM«W,,8«II>M«"«. V., bl>M blLebstsn Sonnnbsnrl '/, S Ukr Vei-sammlunA im Raislrsllsr Zahlreiches Erscheinen erwartet 6. V. Die Kirschen an der Grotzröhrsdorfer Straße sollen Sonnabend, de» 25. Juni, nachmittags 4 Uhr gegen sofortige Bezahlung verpachtet werden. Schlotz Pulsnitz Rendant Haufe MMWUW7 Die gutanstehende Kirschennntzung der Ge meinde Lichtenberg, Amtsh Kamenz, soll Sonnabend, den 25. Juni 1S27, nachmittags 6 Uhr im Gast- Hanse „zur Post" in Lichtenberg meistbietend gegen Barzahlung verpachtet werden. , Der Ein Landauer - offener Wagen (auch einsp. zu fahren) - Pulsnitzer geschloffener Wagen - viersitziger Schlitten preiswert zu verkaufen. Pulsnitz, Franz Messerschmidt Bismarckplatz. Met Md lest d»5 Pillsuitzer Tageblatt! Unsere fünf Fragen. —Frage: Was ist die Mafia, gegen welche Mussolini so scharf vorgeht? Antwort: Die Mafia «ar eine aus schlechten Ele menten zusammengesetzte Geheimverbindung in Sizilien, die sich zu politischen Zwecken dingen ließ. Der Name kommt von den kurzen irischen Blusen, die sie trugen, die einen ähnlichen Namen hatten. Gleichartig war die Comorra in Neapel. In der dortigen Landes sprache heißt mafia fein und mutig. —Frage: Woher wird der Name „Antwerpen abgeleitet? Antwort: Der Name Antwerpen wird von „om de Werp" abgeleitet, was soviel als „am Hafen' bedeutet. Schon im 10. Jahrhundert war übrigens Antwerpen ein bedeutender Welthandelsplatz und Jndustrieort. —:— Frage: Welche Berechnung liegt dem eng lischen Längenmaß Bard zu Grunde? Antwort: Das englische Längenmaß Bard entspricht genau dem Arme König Heinrichs I. bis zur Spitze vom Mittelfinger, 1 Bard — 3 engl. Fuß -- 0,9144 Meter. —Frage: Wer war der Erfinder des Augen spiegels? Antwort: Der Augenspiegel wurde 1851 von dem deutschen Arzt und Naturforscher Helmholtz erfunden. Er stellt für die Augenheilkunde das wichtigste Instru ment dar. —Frage: Die Gärtner pflegen im Frühjahr Obslbäume zu okuliere». Seit wann kennt man dieses Verfahren? Antwort: Das Okulieren war schon bei den Phö niziern und auch den Tarthagern bekannt. Im 6. Jahr hundert v. Ehr. schrieb der Feldherr Mago — genannt der Vater der Landwirtschaft — eine 26 bändige Be triebslehre, in der auch das Okulieren erwähnt ist. Das erste Buch über Okulieren hat der Arzt Hippocrates ca. 430 v. CH. geschrieben. Aus dem Genchtssaal. Der Kasseler Strahenbahnerprozetz. Das Ergebnis des Augenscheintermin». Der am Nachmittag des ersten Berhandlungstages im Straßen bahnerprozeß an der Unglücksstätte des Straßenbahnunfalls ab« gehaltene Augenscheintermin hat ergeben, daß beim Besteigen des Wagens durch Fahrgäste sich der Wagen bei der 16. Person langsam ins Rollen setzte. Bei Probefahrten mit Strombremse stellte sich heraus, daß der Wagen die 52b Meter lange Strecke in zwei Minuten zurücklegte, während der Unglückswagen, bei dem der Strombremshebel abgenommen war, bei der Todesfahrt nur 27 Sekunden brauchte. Daraus ergibt sich, daß das Unglück sich nicht hätte ereignen können, wenn die Strombremse hätte benutzt werden können. Freispruch der Kasseler Straßenbahner. Kassel. Im Prozeß gegen die Angeklagten des Kasseler Straßenbahnunglücks beantragte der Staatsanwalt, die beiden Angeklagten wegen fahrlässiges Transportgefährdung urH damit in Verbindung wegen Tötung von neun Fahrgästen und schwerer Verletzung von 32 Fahrgästen zu verurteilen. Er beantragte gegen den Straßenbahnschaffner Hentrich sieben Monate Gefängnis und gegen den Wagenführer Ger lach fünf Monate Gefängnis, stellte jedoch dem Gericht an heim, für die beiden Angeklagten, die sich bis jetzt straflos geführt haben und lange Jahre im Dienste der Bahn sind, die Strafe auf drei Jahre auszusetzen. Das Gericht kam jedoch zum Freispruch mit der Be gründung, daß der Fahrer mit Aufwand aller Körperkräste so gebremst habe, wie er es gewohnt war. Urteilsbegründung im Kasseler Straßenbahnprozeß. In der Begründung des Freispruchs der Kasseler An geklagten im Straßenbahnprozeß führte der Vorsitzende aus: Das Gericht nimmt als feststehend an, daß der Unqlückswagen genügend gebremst war und die Bremse auch aus reichend funktionierte. Dem Angeklagten Gerlach ist zugute zu halten, daß er entsprechend seinen Körperkrästen die Bremsung vorgenommen hat. Er konnte nicht anneh men ,daß in diesem einen Fall die wie sonst vorgenommene Bremsung nicht ausreichend war, nachdem er in jahrelanger Tätigkeit immer in der gleichen Weise gebremst hatte. Bezüglich des Angeklagten Hentrich war zu prüfen, ob er der Aufsichtspflicht nicht genügt hatte. Das Gericht nimmt an, daß kein Verstoß in dieser Beziehung vor lag. Infolgedessen ist Hentrich freizusprechen. Der Eifersuchtsprozeß Grosaveseu. Zn Wien begann am 22. Juni vor überfülltem Zuhörer raum der Senfationsprozeß Grosaveseu. Frau Grosaveseu, die angeklagt ist, ihren Mann, den Opernsänger Trajan Gro« savescu, vor Antritt einer Gastspielreise nach Berlin erschossen zu haben, erschien in Trauerkleidung. An das Verlesen der Anklageschrift schloß sich das Berhär mit Frau Grosaveseu. Auf die Frage des Vorsitzenden: Bekennen Sie sich schuldig? antwortet Frau Grosa- vescu in ganz bestimmtem Tone: Nein, in keinerRichtung. Auf die Bemerkung des Vorsitzenden, sie könne sich in zusammen« hängender Darstellung verteidigen, antwortete sie, sie fühle sich zu schwach hierzu. Der Präsident möge fragen. Frau Grosaveseu antwortet« auf alle weiteren Fragen des Präsidenten in sehr klarer und entschiedener Weise. Sie drückt« sich sehr gewählt aus, sprach aber so leis«, daß sie in dem überfüllten, unruhigen Saal kaum zu hören ist. Nach einer Erörterung ihrer Kindheit kam der Präsident auf ihre erste Ehe zu sprechen, die von Frau Grosaveseu als glücklich bezeichnet wird bis zu der Zeit, wo sie ihren Mann kennen lernte. Die Angeklagte erzählte dann, Grosaveseu habe sie, bald nachdem sie einander kennen gelernt hatten, gebeten, seine Frau zu werden. Sie sei darauf einge gangen, da sie ihn geliebt hätte. Dann fuhr sie fort: „Meine Ehe mit meinem zweiten Mann war nur kurz« Zeit sehr glücklich. Er hat mich bald nach der Hochzeit mißhandelt. Er hat mich wiedercholt geschlagen, und zwar schon im ersten Jahr der Ehe. Vorsitzender: Wenn er so schlecht zu Ihnen war, warum haben Sie ihn denn auf Schritt und Tritt begleitet? — An« geklagte: Weil ich auch dann, wenn er die Frau in mir aufs gröbste beleidigt hatte, doch noch seine Kameradin sein wollte. Vorsitzender: Waren Sie eifersüchtig? — Ange klagte: Das wohl. — Vorsitzender: Hatten Sie bestimmte Gründe für Ihre Eifersucht? — Angeklagte: Nein, es ist vielmehr meine Natur, daß ich eifersüchtig bin. Der Prozess Sodenftern—Mahraun. Unter starkem Andrang von Zuhörern begann am 22. 6. vor dem Einzelrichter des Amtsgerichts Berlin-Mitte, Amtsgerichtsrat l>. Büchert, der Beleidigungsprozcß des Majors a. D. v. Sodenstern gegen den Hochmeister des Iungdeutschen Ordens, Arthur Mahraun, und den Schriftleiter des „Jungdeutschen", Pastenaci, mit dem auch die Widerklage der beiden Beklagten gegen v. Sodenstern verbunden ist. Die Verhandlung mußte durch das Fehlen einiger Zeugen vorübergehend unterbrochen werden. Im GerichtKsaal erschossen. Vor dem Schöfengericht in Grevesmühlen fand eine Hauptvcrhandlung gegen den Land wirt Albert Hagen aus Friedrichshagen wegen eines Sittlichkeits verbrechens statt. Nach Verkündigung des Haftbefehls und des Urteils erklärte der Angeklagte, daß er seinen liederlichen Lebens wandel jetzt ausgeben wolle. Als er abgeführt werden sollte, machte er eine Hand bewegung. Im selben Augenblick fiel ein Schuß, und der Angeklagte fiel, durch die rechte Schläfe getroffen, im Schöffengerichtssaal tot zu Boden. Voraussichtliche Witterung Lande,Wetterwarte Dresden Wechselnd bewölkt, vorübergehend strichweise gewitterartige Nie derschläge, Temperaturen tagsüber bis gemäßigt warm ansteigend, Erz gebirge gemäßigt warm bis kühl, zeitweilig lebhafte Winde auS west lichen Richtungen. Lande»wctterwarte Magdeburg Freitag: Ziemlich heiter, meist trocken, nachts etwa- kühl- tag-über mitte.'warm. — Sonnabeud: Vielfach heiter, trocken, ziemlich warm. — Sonntag: Teilweise Wolken, sonst heiter, meist trocken, ziemlich warme Taaestemperatur.