Volltext Seite (XML)
Nr. 95. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 25. April 1927. Seite 4. An die Textilarbeiter; Am 22. April haben in der Rahmentarifoertragsfrage für die ostsächsischen Textilarbeiter wieder Verhandlungen vor dem Landes chlichter stattgefunden Am Schluffe der mehrstündigen Vormittags itzung, in der nur über die Akkordstücklohnregelung gesprochen worden war, erklärten die Arbeitgeber, die Lage sei so, daß in den beiden Hauptstreitpunkten (Regelung der Akkordstücklöhne und Urlaub) von beiden Seiten Zugeständnisse gemacht werden müßten, und regten an, in Verhandlungen über die Urlaubsfrage einzutreten. Der Landes schlichter gab den Parteien auf, vermittelnde Vorschläge über diese beiden Hauptstreitpunkte auszuarbeiten. Die Arbeitgeber hatten entsprechend dieser Aufforderung Vor schläge ausgearbeitet. Die Gewerkschaften machten jedoch die Be kanntgabe und weitere Verhandlungen dadurch unmöglich, daß sie noch vor Wiederaufnahme der Verhandlungen erklärten, es gäbe für sie in beiden Fragen keinen Kompromiß, sie zögen deshalb den beim Landesschlichter gestellten Antrag auf Vertragshilfe zurück. Der Lan desschlichter stellte umgehend fest, daß damit die Angelegenheit für ihn erledigt sei. Die Arbeitgeber hatten nach dieser Erklärung, zumal da die Verhandlungen gar nicht wieder ausgenommen wurden, keine Möglichkeit, die von ihnen im Sinne der Aufforderung des Landes schlichters vorbereiteten sachlichen Vorschläge zur Regelung der Ak- kordstücklöyne und zum Urlaube vorzulegen und zur Erörterung zu stellen. Wenn jetzt die Textilarbeitergewerkschaften über den Gang der gestrigen Verhandlungen vor dem Landesschlichter die Behauptung verbreiteten, die Verhandlungen hätten als gescheitert abgebrochen werden müssen, weil die Arbeitgeber in den Hauptstreitpunkten keine Zugeständnisse gemacht hätten, so ist diese Behauptung nicht richtig. Kommt es zum Wirtschaftskampfe, so liegt es daran, daß die Gewerkschaften der Aufforderung des Schlichters nicht nachgekommen sind, sondern, ohne den Arbeitgebern Gelegenheit zu geben, ihre Ver mittlungsvorschläge vorzutragen, die Verhandlungen brüsk abgebro chen haben. Arbeitgeberverband der TGilin-nstrie Ostsachsens e. B. Sitz Zittau Dienstag »ad Mittwoch bWWl.lWMo öMIW Bücklinge nad Sprotte» empfiehlt Fernruf 213 Körner war am ganzen Leibe mit behaftet, welche mich durch das ewige Jucken Tag und Nacht peinigten. Nach dem Lesen Ihrer Drucksache war mein erster Weg zur Apotheke, natür- llch nur in dem Gedanken, eine Mark zu verschenken: aber es kam anders. Nach einer Einreibung von kaum 14 Tagen mit „Zucker's Patent- Medizinal-Sesse" waren meine Flech ten vollständig verschwunden. Des halb lasse ich es mir nicht nehmen, Ihnen 1000 mal Dank zu sagen, denn „Zucker's Patent-Medizinal^eife" ist nicht Mk., 1.50, sondern Mk. 100.— wert. Gerat. M." L Stck. 60 Pfg. (15^ig), Mk. 1.- (25^tg) uL Mk. 1.50 (35Aig, stärkste Form'). Dazu „Zuckooh-Creme" L 45, 05 und 20 Pfg- In allen Apotheken, Droge rien und Parfümerien erhältlich. I-6w<m-^potdele»,Bismarckplatz k. NorderA, Drog., Bismarckplay dl.Drogerie, Lauge Slr. Wlluihreiskil verloren Sonntag nachm. 4—5 Uhr auf Strecke Groß röhrsdorf — Bretnig—Puls nitz-Radeberg. Gegen Belohn, abzug. in der Tageblatt-Geschäftsstelle 400M auf '/, Jahr gegen Sicherheit, gute Verzinsung zu leihen ges. Off- u. O. 25 niederzul. Tageblatt-Geschäftsstelle. Ordentliches, zuverläs siges Mädchen für sofort gesucht. Zu erfr. in der Tagebl.-Geschäftsstelle Hexe-, Stell- uml lluintplmee MM eillüMM, ümscveii von 8MSNN8«. kertixfl prompt unck preiswert an X. Venu!. ilLMMt i.8s„ ösM«Lel^ Jede» Dienstag und Freitag frische Buttermilch Milchhalle Joh. Trepte Lesen öle MeWs VM-Kman! kreis LekieksÄlsäsutuvs blscddem Ick lange Mre sie äztrolog suk keinen war, und viele Tausend Personen meinen Kat einkollen, Kade ick wirk ounmekr entscklossen, kür jeden vollständig umsonst eine prodoäontang kür sein Deden susruarbeiten. kleine Arbeit wird sie in Lrstsuoen versetzen, kommen dock täxlick ^oerkennungssckreiden, die dies bestätigen. Lodrekben nie aber nokort. Ick braucde Idrea vollen dlamen, sowie lag, ktonnt, jskr und Ort lkrer Qeburt än gäbe ob prau, Fräulein oder Herr Ist erwünsckt. Oeid ver lange ick nickt. Sie können aber, wenn 8Ie wollen, einen krank vwscklsg mit lkrer Adresse beilegen. Nennen Lie suck diese Leitung. krsnL iVIorHr. kerlin-firieckrickskL^en HM und lest bas Mutzer Tageblatt! für sich nnlälllick unserer Vermäklung ciar- Aebrackten Olüclcwünscke unck Oesckenlce ÜSNkeil derLliebsl ruxleick im dlamen unserer fitem külüittr Me!is!'l! eirrlztLpIs snü kr-Lv klrs ^eb. V^äkner Schöne Saat-Kartoffeln (Hindenburg und Parnasfia) sind abzugeben Grvtznaundorf Nr. 106 Aus aller Welt. Die Überschwemmungen am Mississippi. New York. Dauernd treffen neue Schreckensmeldungen aus dem amerikanischen Uebsrschwemmungsgebiet ein. Hoover reiste mit einer Regierungskommission nach Memphis, um an Ort und Stelle durchgreifende Maßnahmen zu treffen. Alle verfügbaren Hilfsmittel vom Flugzeug bis zum einfachen Flußkahn sind aufgeboten worden, um die Bevölkerung in den überschwemmten Landstrichen in Sicherheit zu bringen. Zahlreiche Menschen suchen auf Dächern und Bäumen seit Tagen Zuflucht. Im unteren Mississippital sind neue Deich brüche eingetreten. Selbst vorsichtige Schätzungen rechnen mit zweihundert Toten und 200 000 Obdachlosen. Eine auch nur oberflächliche Schätzung des Schadens ist unmöglich. Auf über tausend Quadratmeilen Land ist die Ernte auf dem Halm vernichtet worden. Außerdem dürfte der von der Ueber- schwemmung betroffene Boden in diesem Jahre landwirt schaftlich nicht mehr verwendbar sein. Auch die Eisenbahnen find in Mitleidenschaft gezogen. Drei mexikanische Eise»bahnbar»dite« gefangen, dreizehn getötet. Wie die mexikanische Regierung offiziell bekannt gibt, wurden in der Nähe von Dondiego, einer Stadt in Guanajuato, dreizehnMitgliederderRäuber- bande, die vor einigen Tagen den Eisenbahnzug über fallen hat, getötet und drei gefangen genommen. Stratzenräuber arbeiten mit Lasso! Ms der Fischer Friedrich F. aus Bützow (Mecklenburg) auf seinem Rade die Landstraße zwischen Bützow und Passow passierte, wurde ihm plötzlich von Wegelagerern ein Lasso um den Hals geworfen, wovauf sie ihn vom Rad« rissen und so schwer mißhandelten, bis er besinnungslos war. Dann schleppten i^r die Wegelagerer in den Wald und plünderten ihn aus. Es fiel ihnen aber nur ein geringer Betrag in die Hände. Die Spuren der Täter führe« nach Güstrow. Bisamratteu-Epidemie. Die Bisamratte verbreitet sich im Stadtgebiete von München immer mehr. In letzter Zeit sind im Englischen Garten und in seinen in der Nähe der Zsar gelegenen Straßen wiederholt Exemplare gesehen und zum Teil auch getötet worden. Ihr Auftreten in der Stadt wurde vor etwa zwei Jahren zuerst bemerkt. Die älteste Dieustmagd gestorben. In Laaber (Ober- Pfalz) starb im Alter von 8 4 Jahren,die wohl älteste Dienst- mogd Bayerns, Babette Klein, die seit 78 Jahren im gleichen Dienst stand und all« Medaillen und Ehredniplom« besaß, die man sich als getreue Dienstbotin erwerben kann. Der Flughafen Halle-Leipzig eröffnet. Am 28. April ist der neue mitteldeutsche Flughafen Halle-Leipzig, der bei Schkeuditz errichtet ist, dem internationalen Flugverkehr übergeben worden. Die feierliche Eröffnung erfolgt erst im Laufe des Mai. Wetter-Vorhersage La«de»»etterwarte Dresden Fortdauern des unbeständigen Wetters mit Niederschlagsschauern bei stark schwankenden Temperaturen. Vorwiegend Winde aus südwest lichen bis westlichen Richtungen. Schleichendes Gift. Roman von Reinbold Ortmann. öüf (Nachdruck verboten.) Helmut nickte. Er schien sehr nachdenklich. »Eigentlich weißt du, habe ich mir so meine Ge» danken gemacht, seitdem ich hier draußen bin: Mari anne und ich, wir haben uns doch gewiß sehr lieb, du weißt ja, wie unzertrennlich wir als Kinder gewesen sind, und jetzt habe ich mir vorhalten müssen, du bist in den letzten Monaten beinahe täglich in ihrem Hause gewesen — aber mit ihr hast du kaum mehr als drei Worte gesprochen Seitdem sie verheiratet ist, sind wir uns eigentlich recht fremd geworden " Die Falte auf der Stirn des jungen Gutsherrn ver tiefte sich. Und in einem sehr herben Ton sagte er: »Ich finde das sehr unrecht von dir." »Das ist es — darüber bin ich mir klar geworden — — Ich habe mich mit Ramboldt nie recht stellen können. Von Anfang an nicht. Natürlich war es da nicht so leicht sür mich, das innige und vertraute Verhält nis mit Marianne aufrechtzuerhalten. Im Anfang habe ich es wohl versucht — aber es schien, als wäre er auch auf mich eifersüchtig, Marianne selbst ist auch verändert gewesen — wie das so geht. Ganz unmerklich sind wir auseinandergeglitten. Und wenn mir das jetzt nicht passiert wäre, dann hätte ich's noch immer nicht entdeckt." „Sagte ich nicht, dein Leben sei bisher ein wenig zu glatt und eben gewesen?" -d du hattest rechtl Ich sehe es wohl ein. Viel- leichr haue es nicht gleich ganz so hart kommen müssen — aber daß man einmal dazu gebracht wird, etwas schärfer in sich und um sich zu sehen, das ist recht gut Man hat alles Gute so einfach hingenommen, als hätte man ein verbrieftes und versiegeltes Recht auf Glück. Und hat sich noch für etwas Großes angesehen, «eil man so weich gebettet war. — Nur ein Recht hat man — dos laste ich mir nicht abstreiten " „Und das wäre?" „Um sein Glück zu kämpfen bis zum letzten Atem zug. Ueberhaupt: das Recht und die Pflicht, zu kämpfen, hat man." Prettin nickte ihm herzlich zu. Dann stand er auf. „Ich muß zur Försterei hinüber — und du — ?" „Ich will zur Bahn. Es soll allerlei angekommen sein für mich — Decken und Leinen und allerlei Kram." Prettin neigte sich ein wenig gegen ihn vor. Aber er vermied es, seinem Blick zu begegnen. „Tu mir den Gefallen und verschiebe den Weg um eine halbe Stunde — schreibe gleich an deine Schwester — — sonst vergißt du es am Ende doch wieder I" Helmut wollte eine erstaunte Frage stellen. Aber zu rechter Zeit sah er, wie die Wangen des Freundes sich dunkler gefärbt hatten. Und er fragte nichts. Er drückte ihm nur fest die Hand, und ruhig sagte er: „Du hast ganz recht. So etwas soll man nicht aufschieben." Prettin traf den Förster zu Hause, und was er mit ihm zu besprechen hatte, war rasch erledigt. Er hätte nun wohl heimkehren müssen — es gab heute nicht weniger zu tun wie sonst auch, und er batte sich's zur Maxime gemacht, daß verlorene Arbeitszeit nicht wieder einzuholen sei. Aber auch ihm blieben Stunden nicht erspart, in denen er des Einerleis seiner Tätig keit müde wurde, Stunden, da er an dem Sinn seiner Arbeit, seiner Anstrengungen zweifelte. Er wurde solcher Anwandlungen wohl stets sehr schnell wieder Herr; aber es war zwecklos, sich in dieser Stimmung an den Schreib tisch zu fetzen. Und heute kam noch etwas anderes dazu — die Bilder, die durch seine Unterhaltung mit Helmut heraufbeschworen waren wollten nicht weichen. — Joachim von Prettin war nicht weichmütig und nicht gefühlsselig — nichts von falscher Sentimentalität war in seinem Wesen. Niemals hatte er sich einem unfrucht baren Schmerz hingegeben. Aber zuweilen wurde es doch allzu mächtig, was er niemals aus seinem Herzen hatte vertreiben können. Zuweilen wollte es doch rebellieren in ihm gegen das Schicksal, das ihn nur zum Säen und nicht zum Ernten bestimmt zu Haven schien. Und damit wuroe er reuyler lerrig, wenn er mit (ich selbst allein war irgendwo draußen — irgendwo im Walde. Es gab keinen Weg und keinen Steg im meilen weiten Umkreis von Hohen-Rauten, den er nicht kannte. Und wenn es in ihm aussah wie heute, dann wählte er die Wege, die sich am tiefsten im Walde verloren. Dann ging er dort, wo Farren und Wacholder am dichtesten standen, dort, wo der Wald den Einsamen in seine ver borgensten Heimlichkeiten aufnimmt. Und niemals hatte der Wald ihm Trost und Ruhe versagt Heut aber war er so tief verstrickt in die Bilder der Vergangenheit, daß er am End« kaum noch acht hatte auf den Weg. Und verwundert sah er auf, als der Wald sich plötzlich lichtete vor ihm. Weithin dehnte sich wüstes, unfrucht bares Brachland; ganz in seiner Nähe zog sich der Bahndamm hin, und in der Ferne hoben sich die Dächer und Türme von Frankenwalde. Das war der Dom — und das St. Marien. Und dazwischen streckten sich Fabrik schlote hoch, über denen eine schwere Wolke düster braunen Qualmes lastete. Die Ramboldt-Werke — — Eine feindselige Härte kam in Joachim von Prettins Blick. Das Wort vom Kämpfen, das Helmut gesprochen, ging ihm durch den Sinn. Und ein anderes Wort, das er einmal irgendwo gelesen: etwas sein, etwas leisten, das heißt soviel, als Tausenden gemeiner Kerle den Krieg er klären — — Nicht zagen! Und fick dem Leid nicht beugen I Er suchte sich darüber zu orientieren, wo er sich eigentlich befand, und sah, daß er sich sehr weit vom Herrenhaus entfernt haben mußte. Hier irgendwo mußte auch die Chaussee entlangführen, die Hoden-Rauten mit Frankenwalde verband, und auf der er das Herrenhaus jedenfalls schneller erreichte als auf dem Wege, auf dem er gekommen war. Wenn er am Rande des Waldes entlangging, mußte er sie zweifellos treffen; und sehr rasch — die versäumte Zeit bedrückte ihn nun doch — ging er über das Heideland. (Fortsetzung folgte