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783 784 Freiburg unter dem Titel: „Anweisung zur Fechtkunst auf Hiebe, von Bavt. Esther" ein Buch, welches bis auf wenige Stellen eine wörtliche Ab scsirifr meines Werkes war. Dabei halte der als Verfasser Genannte die aLaniilische Naivität gehabt, in feiner Vorrede zu sagen: „Etwas Achnliches cristirt noch nicht!" Das machte mir Humor, und durch Hinzufügung dreier Worte entstand daraus: „Etwas Aehnliches wie meine Dreistigkeit cristirt noch nicht." Auch gut, dachte ich, Len» eü ist immer besser, bei Hellem Sonnenschein, als in dunkler, stürmischer Nacht ausgcplündcrt zu werden, wär's auch nur, um die Diebe zu erkennen. Im vorigen Jahre gab ich im Verlage des Herrn Gocdschc in Meißen zwei Werke heraus, das Eine unter den, Titel: „Das Ganze der Gymnastik," das Andere: „Gymnastik für die weib liche Jugend." Ich hatte Gebrüder Grooö, Frciburg, Baptista Esther, Hiebfcchtkunst und Humor vergessen; da übernimmt cs der grofimüthigc Basse in Quedlinburg, mich aus meiner be schaulichen Ruhe aufzustöbern, indem er in demselben Jahre ei nen beinahe wörtlichen Abdruck eines ThcileS vom ersten Werke durch einen gewissen Herrn K. L. Held er mann unter dem Titel: „Kleines Handbuch der Gymnastik für die deutsche Jugend" in die Welt schickte, und gleich nachher ein „Kleines Handbuch der Gymnastik für Mäd chen," welches abermals, bis auf wenige aus Küm m cr le's Schrift über denselben Gegenstand entlehnte Zeile», ein Abdruck meiner Gymnastik für die deutsche Jugend war. Nun erwachte ich aus meinem lethargische» Zustande, ward grob und nannte diese Verlagsartikel „niederträchtige Plagiate," sprach von Piratcn-System, und was dergleichen poetische Fein heiten mehr waren. Herr Heldermann wollte mir beweisen, daß er noch gröber sein könne, was ihm auch zu meinem nicht geringen Erstaunen vollkommen gelang. Kurz, ich mußte, nach dem gewöhn lichen Ausdruck: nolens volens die Pfeife etnziche» und froh sein, Laß mich Hr. H. in seinem erhabenen Zorne nicht gar lebendig ver schlungen. Ich beschloß zu schweige» und hoffte, mit solchem Opfer den Frieden erkauft zu haben, obwohl mit blutendem Her zen. Aber nie ist eine Hoffnung bitterer getäuscht worden, denn nicht zufrieden mit dem Siege, den Nichtsein Muth, nur meine Nachsicht ihm verschafft, setzt sich der blankenburgsche Jupiter von neuem auf sei nen Donnerwagcn und hämmert auf mich Armen los, daß cs einen Stein erbarmen möchte. Der Schauplatz seinerHel- denthatcn ist zwar nicht der Olymp, auch nicht die Schnec- kuppc — denn Blankenburg liegt am Harz — sondern das B ö r- scnbatt für den deutschen Buchhandel." In der 24. Nummer desselben, von diesem Jahre, beginnt er seinem Angriff mit dem unbillig lauten Geschrei Hört! Hört! welches mit den größten Buchstaben über seinem Artikel zu lesen und »och einmal wiederholt ist, so daß man die wichtigste Debatte des Unterhau ses erwarten sollte, besonders da auch die gleichfalls groß gedruckten Worte darin Vorkommen: Nun kommt Las Beste! Ob nun wohl in dem ganzen kleinen giftigen Worthaufen dergleichen nicht zu spüren ist, muß ich dennoch erklären, was darunter verstanden wird. Auf die eingereichte Klage meines Verlegers nämlich und deshalb cingeleitete Untersuchung wurden die mehr er wähnten Verlagsachen des H crrn Basse von der lhochlöbl. B ü ch ercom m issi o » in Leipzig fürNach - druck meiner Werke erkannt und als solcher verboten. Heftig crbos't darüber will nun Hr. B. und Hr. H. beweisen, daß nicht ihre Artikel, sondern »lei ne Werke Nachdruck seien. Die hierher bezügliche Stelle lautet in dem angeführten Artikel folgendermaßen: „Ich er halte so eben ein Schreiben re. re. — schreibt der Geschäftsführer des Herr» B. — Es ist von einem zwei Druckbogen starken Ver zeichnisse begleitet, in welchem durch Nebencinandcrdruck Large- than wird, auf welche allerliebste Weise Hr. Werner seine Werke aus dem Turnbuche von G uts Muths rc. rc. ab und zusam mengeschrieben hat." Dann fordert er die Verleger jener von mir bestohlenen Werke dringend auf, meine Sachen con- slscircn zu lassen. Das angckündigtc Verzeichnis! ist denn auch wirklich, ge schmückt mit einer Uebcrschrift, cn grobianissimo, von Hr. Hr. B. und H. ausgcgcbcn worden, und ich füge hier die ersten zwei Beweisstellen aus der einfältigen Controvers-Prcdigt wörtlich bei Das Ganze d. G. von I. A- L. Werner Meißen, bei Gödschc, 1834. S. SI. Das Laufen. Das Laufen ist eine der natürlichsten Bewegungen, aber auch zugleich eine für Gesundheit und Stärkung des ganzen Körpers überaus zuträgliche Hebung, ist, besonders bei gehaltenem Maße, heilsam für Lunge und Brust und die Elastieität der untern Glie der befördernd. Auch im alltäglichen Leben kann cs bei verschiedenen Gelegen heiten so manchen Vorthcil bringen und aus Gefahren erretten. Turnbuch für Söhne des Vaterlandes, von G u t s - M u t h s. Franks, a. M., bei d. Gebr. Wilmanns, 1817. S. 35. Das Laufen. Daß Laufen ist nicht bloS eine der natürlichsten, sondern auch heilsamsten Ucbungcn für die Gesundheit und Stärkung dcS Körpers, besonders der Brust, wenn cs nicht auf eine unge schickte Art übertrieben wird. Ueberdcm dient es zur Rettung in tausend, Gefahrdrohenden, Vorfällendesckäglichcn Lebens. Das nennt Hr. H. „ab - und zusammcnschrciben," und hat sich die Mühe gegeben, zwei ganze Druckbogen ähnlicher Stellen znfammcnzutragcn! Ich will das nicht dumm nennen — aber witzig ist cs auch nicht. — Weiter unten sagt er: Der ganze Rcitcrkatechismus von Klattc ist mit sehr geringen Abänderungen, in derselben Rcihc- folge und mit denselben Ucbcrschriften der Abschnitte fast wörtlich copirt, und führt ähnliche Köhler-Beweise, wie der eben mitgethcilr te, für diese Behauptung an. Wie hinkend sic ist, geht schon daraus hervor, daß ich S. 188 gesagt habe: „Nach Klatte und Krüger." Hätte ich also compiliren wollen, würde ich den Leuten nicht den Ort meines Diebstahls angegeben haben, auch kann sich jeder Leser der Heldermann'sche» Maculatur-Blätter von der Unwahrheit jener Beschuldigung überzeugen. UebrigenS ist dem Werke von Klatte nur eine Figur beigcgcben, ich hingegen habe neunzehn Figuren zu meinem Buche gezeichnet, und eine Menge Beobachtungen und Regeln über das Reiten ausgestellt, worau weder Krüger noch Klatte gedacht haben. Bei Gelegenheit der Abhandlung über Regeln des AnstandcS in meiner Gymnastik für Mädchen habe ich ausdrücklich gesagt: „Nach Amalia, Gräfin von Wallenburg" — und auch diese Auf richtigkeit macht mir der scharfsinnige Heldermann zur Sünde! Dem zufolge wäre die von mir beigefügte „Literatur der Gym nastik" mein Hauptverbrechen! Hr. H. ist ein Schlaukopf, wor über ich Lob verdiente, das tadelt er, weil ihm jenes abgeht und er durch Begriffvcrwirrung dieses zu jenem machen möchte, wo durch er, gelänge ihm das, der lobenswerkhcste Mann unter der Sonne werden müßte. Hier der Beweis. Hr. H. stellt de» Satz auf: „ES ist unrecht, die benutzten Quellen anzugebcn" — denn er kann Loch unmöglich damit ge meint haben, das Benutzen derselben sei Unrecht, das wäre ja komplette Verrücktheit, und ein anderer Sinn ist hier nicht zu fin den. — „Mithin ist cs Recht, die benutzten Quellen zu verschwei gen." Damit man nun ja über seine Meinung nicht in Zweifel bleibe, hat sie Hr. H. gleich praktisch bewährt: „denn er hat meinc B üchcr Wort für Wort niit den sinnlo sesten Druckfehlern abgcsch rieben und alle Zcichnenfchlcr sorgfältig copirt, ohne ihrer in seiner Literatur mit einem Worte zu erwähnen. Das beweist Unredlichkeit und Unwissenheit zugleich. Hier nur einige Beweise, weil ich mich entschließen kann, um