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Nr. 62. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 15. März 1927. Seite 6. schäft, welche die Umschulung von neunzehn deutschen Kinder« in die polnische katholische Schule anordnete. Von diesen neunzehn Schulkindern sind fünf aus reichsdeutschen Fami lien. Die Eltern hatten seinerzeit Anträge für die Min derheitenschule gestellt, doch sind diese für ungültig er- klärt worden. WM« MW Heitere Erzählungen aus der Westlausitz von Herm. Weise, Pulsnitz. — Zu haben beim Verfasser und Bernh. Lindenkreuz. Aus dem Gerichtssaal. Die Plaidoyers im Jürgens-Prozeß. In der Umgebung des Kriminal gerichtsgcbäudes, in dem am 14. März die Schlußverhandlung im Iürgensprozeß stattfand, spielten sich wüste Szenen ab. Als der Eingang frÄgogeben wurde, konnten die Iustizbeamten kaum der anstürmenden Menge Herr werden. Dor dem Gericht hatten sich auch zahlreiche Photo- gvaphen und Filmoperateure eingesunden, die das Ehepaar Jür gens aufnehmen wollten. Jürgens und seine Frau waren aber unbemerkt durch das Untersuchungsgefängnis in das Eertchts- gebäude gelangt. Eingeleitet wurde di« Verhandlung durch den Oberstaatsan walt, der zuerst gegen die persönlichen Angriffe, die gegen ihn gerichtet worden seien, austrat. Dann spricht er den ganzen Pro zeßstoff noch einmal durch und erklärte heute, daß er d i e S ch u l d der Frau Jürgens für erwiesen halte. Er wandte sich dann eingehend den drei von ihm aufrecht erhaltenen Betrugs- fällen an Oberregierungsrat Falch, dem Landgerichtsrat Joachim und der Kreissparkaffe zu. Zustizrat Dr. Werthauer widerlegte sodann di« Ausfüh rungen des Oberstaatsanwaltes und schloß mit einem lebhaften Appell auf Freisprechung beider Angeklagten, denen aber auch die unschuldig erlittene Untersuchungshaft ersetzt werden müsse, ein Antrag, der neulich nur versehentlich nicht von ihm gestellt worden sei. Auf diese Weise würde wenigstens ein Teil des Furchtbaren, was Jürgens und seiner Frau angetan worden sei, gut gemacht. Als zweiter Verteidiger wendet sich Rechtsanwalt Priewe den angeblich fingierten Diebstählen noch einmal zu. Er kommt zu demselben Schluß wie bei seiner ersten Verteidigungsrede, daß alle, aber auch alle Umstände für das Vorhandensein von fremden Tätern sprächen. Das Urteil im Jürgens-Prozeß. Jürgens freigesprochen, Frau Jürgens 5 Monate Gefängnis. Berlin. Nach 414 stündiger Beratung fällte das Ge richt in der Montagsitzung folgendes Urteil: Jürgens wird freigesprochen. Frau Jürgens wird wegen Meineides unter Anwendung des Milderungspara graphen 157 zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt gelten. Von allen übrigen Punkten der Anklage wurde auch Frau Jürgens freigesprochen. Die Kosten der notwendigen Ver teidigung des Angeklagten Jürgens wurden der Staats kasse auferlegt. Das Publikum brach in stürmisches Händeklatschen aus. Auf der Straße hatte die Polizei vor Einbruch der Dunkel- heit die Menschenmenge aufgelöst, und auch nach Verkün digung des Urteils versammelten sich die Demonstranten nicht wieder. Antrag auf Wiederaufnahme des Leiferder Prozesses. Zm Prozeß gegen die beiden Leiferder Lisenbahnattentäler ist seitens ihrer Rechtsbecständ« ein Wiederaufnahmeverfahren bean tragt worben, da sich eine Anzahl neuer Momente ergeben hat. Die Entscheidung, ob dem Wiederaufnahmeverfahren statt-gegeben wirb, oder nicht, ist noch nicht gefallen. . Unsere täglichen fünf Fragen —Frage: Seit wann gibt es Schreibmaschinen? Antwort: Schon im Jahre 1864 baute ein Deut scher, der Tischler Peter Mitterhofer in Wien eine Schreibmaschine, die 1867 vom Wiener Polytechnikum begutachtet wurde und sich heute im Technischen Museum in Wien befindet. 1867 erhielten die drei Amerikaner Sholes, Sonle und Glidden das erste Patent auf eine Schreibmaschine. Aber erst spätere Verbesserungen, na mentlich die der amerikanischen Waffensabrik Remington sicherten der Schreibmaschine ihren Siegeszug. —:— Frage: Wie kommt es, daß eine Insel- Gruppe in der Südsee „Salomo"-Jnseln heißt? Antwort: Die Salomo-Inseln wurden schon im Jahre 1567 von dem Spanier Mendanja entdeckt, der sie für das Goldland des Königs Salomo hielt. Er gab den mit größter Naturschönheit gesegneten Inseln daher obigen Namen, den sie bis in die heutige Zeit beibe halten haben. —Frage: In der Volkssprache benutzt man gelegentlich das Wort «Fatzke"; was hat dieses eigent lich zu bedeuten? Antwort: Fatzke ist eine Entstellung des lateinischen' Wortes facetia (Witz, Scherz). Man bezeichnet damit einen aufgeblasenen, läppischen Menschen. Frage: Woher stammt der Ausdruck „flöten gehen" (verlorengehen)? Antwort: Der Ursprung des Wortes flötengehen läßt sich nicht mit Bestimmtheit seststellen. Es ist wahr scheinlich eine Umwandlung des jüdisch-deutfchen Aus druckes pleite gehen, d. h. sich flüchtig machen. —:— Frage: Wer hat den Fallschirm erfunden? Antwort: Der Fallschirm wurde in dem Jahre 1514 von Leonardo da Vinci erdacht. Praktisch er probt wurde er jedoch erst 1797 in Paris von Jacques Garnerin. Benutzt Wohlfahrtsbriefmarken! Handel. Berliner Börse vom Montag. Bereits an der letzten Sonnabenübörse griff die Auf- äffung Platz, daß die für den Medio dieses Monats gehegten Geld- orgen so gut wie überwunden seien, ^n ganz erheblichem Um- ange hat sich eine Ermäßigung des Satzes für Tagesgeld ein gestellt. Amtliche Devifen-Notierung. Devisen lln Reichsmark! 14. März 12. März Geld Briel Gew Brief M - M M M. Skew Hort . . x » 4,2085 4,2185 4,21 4,22 London .... 1 20,425 20,477 20,434 20,486 Amsterdam . 100 Gib. 168,44 168,86 168,47 168,89 Kopenhagen . 100 Kron. 112,16 112.44 112,19 112,47 Stockholm . . 100 Kron. 112,60 112,88 112,66 112,84 Oslo . ..., 100 Kron. 110,11 110,39 110,11 110,39 Italien .... 100 Lire 18.90 >8.94 18,77 18.81 Schweiz ... 100 Frcs. Paris 100 Frcs. Brüssel ....100 Belga 80,96 81,16 80,99 81,19 16,465 16,505 16,475 18,515 58,51 58.66 58.51 58,68 Prag 100 Kron. 12,463 12,503 12,466 12,506 Wien 100 Schill. 59,24 59,38 59.26 59,40 Spanien ... 100 Peset.? 72,79 72 97 72.61 72,79 Bankdiskont: Berlin 5 (Lombard 7), Amsterdam 314, Brussel 6, Italien, 7, Kopenhagen 5, London 5, Madrid 5, Oslo 414, Paris 014, Prag 514, Schweiz 314. Stockholm 414, Wien 3. Ostdevisen. .Bukarest 2,SS G 2,S7 B, Warschau 46,93 V 47,17 B, Riga 86,775 G 81,l7S B, Reval 1,112 G 1,118 B, Kowno 41,S4S G 4!,755 B, Kattowitz 46,83 G 47,07 B, Posen 46,83 G 47,07 B. — Noten: Gr. Polen 46,71 G 47,19 B, Esten 1,095 G 1,105 B, Lit. 41,24 G 41,66 B, Kl. Polen 46,56 G 47,04 B. Effektenmarkt. Don Deutschen Anleihen gab die Ablösungsanleihe 1. Teil auf.320,^5 und 2. Teil auf 321,50 Prozent nach. In Eisenbahnaktien war das Geschäft überaus beschränkt und Schiffahrtswerte gaben nach. Bankaktienmarkt gewann. Montanaktien vorübergehend etwas lebhafter. Die Aktien der Farbenindustrie besserten ihren Kurs um 3,7S Prozent auf. Verhältnismäßig bessere Haltung zeigten Elektrowerte. Die Aktien der Maschinen- und Mo torenfabriken waren überwiegend befestigt. Berliner Broduktenmarkt. Don den Auslandsmärkten waren keine besonderen Verände rungen gemeldet worden, und vom Inland fehlten Anregungen. Die Haltung von Weizen war ziemlich stetig, da preiswerte An gebote fehlten, aber vereinzelt Kauflust besonders für gute greif bare Ware, bestand. Roggen lag auf Lieferung infolge von Ge winn- und Meinungsabgaben etwas schwächer, und Ware wurde dadurch ebenfalls gedrückt, zumal die Mühlen vorsichtig kauften. Die Nachfrage nach Mehl hatte sich nicht gebessert. Der Handel mit Futtermitteln bewegte sich bei kaum veränderten Forderungen in sehr engen Grenzen, da nur das Notwendigste gekauft wurde. Weoer nach feinen Speisehülsenfrüchten noch nach Braugerste be stand eine nennenswerte Nachfrage. Oelsaaten blieben umsatzlos. Amtlich festgesetzte Preise an der Produktenbörse zu Berlin. (Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm, alles in Reichsmark.) Weizen, märkischer 267—270, März 284,50, Mai 283—283,50 Geld, Juli 284 u. Geld, Andienungsschein vom 12. c. 280,50. Behauptet. Roggen, mär kischer 245—247, März 253—253^0, Mai 257^0—258,50, Juli 249 u. Geld. Schwächer. Gerste, Sommergerste 213—241 (feine Sorten über Notiz), Wintergerste 192—205. Ruhig. Hafer, märkischer 194—202 (feine Qualitäten über Notiz). Behauptet. Mais loco Berlin 181—183. Ruhig. Weizenmehl per 100 Kilo gramm frei Berlin brutto inkl. Sack (feinste Marken über Notiz) 34,28—36,75. Stetig. Roggenmehl per 100 Kilogramm frei Berlin brutto inkl. Sack 33^0—35,50. Stetig. Weizenkleie frei Berlin 15,75. Ruhig. Roggenkleie frei Berlin 15—15,25. Ruhig. Viktoria-Erbsen 48—03 (feine Sorten über Notiz), Kl. Speiseerbsen 32—34, Futtererbsen 22—23, W-cken 22—24, Lupinen, blaue 13,50 bis 14,60, gelbe 15—16, Serradella, neue 22—25, Rapskuchen 1SL0—15,70, Leinkuchen 20,40—20,60, Trockenschnitzel 11,80—12, Soya-Schrot 19,40—19,80, Kartofselflocken 28,90—29,20. Berliner Eierprvise. (Bericht der amtlichen Notierungs kommission für den Eiergroßhandel.) (Preise in Pf. je Stück.) a) Inländische Eier: Große, vollfrische, gestempelte Inlandseier 12, frische Inlandseier über 55 Gramm 10, frische Inlandseier unter 55 Gramm 8—8L0; b) Auslandseier: Extra große Eier 12 bis 12,75, große Eier 10,50—11, normale Eier 8,25—9,25, kleine und Schmutzeier 7,25—8. Tendenz: Behauptet. Berliner Kartoffelpreise. Zentner waggonfrei märkisch« Station. Amtlich ermittelt durch die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg und für Berlin. Weiße Kartoffeln 3,60—3,90 Di., großfallende über Notiz, Industriekartoffeln 5 bis 5,50 M., andere gelbfl. Kartoffeln außer Nierenkartoffeln 4,60 bis 5,10 M. Fabrikkartoffeln l9 Pf. pro Stärkeprozcnt. Metallpreise in Berlin (für 100 Kilogramm in Mark): Elektrolytkupfer wire bars 128, Remaited Piattenzink 57,50 bis S8F0, Orig.-Hüttenaluminium 98—99 Proz. 210, do. in Walzen oder Drahtbarren 214, Reinnickel 340—350, Antimon-Regulus I1V—115, Silber in Barren, etwa 900 fein, für 1 Kilogramm 76—77. Sonne und Mond. 17. 3. Sonne: A. 6,13 v., U. 6,05 n. Mond: A. 4P7 n.. U. 6,26 v. Warnung für wilde Autofahrer. In Amerika stehen den Automobilisten gewidmete Warnungstafeln mit ebenso humorvollen wie zweckmäßigen Inschriften: „Fahren Sie langsam, so sehen Sie unsere Stabt, fahren Sie schnell, so sehen Sie unser Gefängnis!" „Das Leben ist schön! Fahren Sie langsam!" „Langsam fahren! Es ist kein Spital in der Nähe!" „Ortsausgang in einer halben Stunde erreichbar, wenn langsam gefahrenI Bei höherer Geschwindigkeit in drei Tagen!" Schleichendes Gist. Roman von Reinhold Ortmann. lS) (Nachdruck verboten) DereltwiMg kam Marianne ihrem Verlangen nach. Und nach kurzem Zaudern öffnete sie mit einem besonderen Schlüssel, den sie ihrem Handtäschchen entnominen hatte, da oben noch eine zweite Tür. „Sollte es einmal geschehen, daß du mich sprechen möchtest, und daß man dir drüben sagt, ich fei aus gegangen, fo darfst du mich getrost hier aufsuchen. Du kannst ziemlich sicher fein, mich da zu finden. „Wie reizend I" rief Edith mit einem Ausdruck auf richtigsten Entzückens, nachdem sie über die Schwelle des kleinen Giebelzimmers getreten war. „Ein Mädchenstübchen, wie sich's kein phantasievoller Backfisch trauter und heime liger ausmalen könnte. Und dies kleine Feenreich tonntest du mir bei meinem damaligen Besuche ganz und gar unterschlagen?" „Vergib — aber ich kannte dich zu jener Zeit noch so wenig! Und ich — ich wollte nicht, daß Hermann jemals hier hereinkäme. Noch heute weiß er nichts von der Existenz dieses Zimmers, und ich möchte dich von Herzen bitten, ihm nichts davon zu verraten." „Aber das ist drollig. In feinem eigenen Hause gab es einen Raum, von dem er nichts wußte?" „Als ich ihn zum erstenmal in der ganzen Villa herumsührte und an diese Tür kam, sagte ich, es fei die Tür zu einer Dienstbotenkammer. Da war er nicht neu gierig, einzutreten, und später ist er wohl kaum je wieder hier heraufgekommen." „Du, Marianne — wenn ich mich jemals verheiraten sollte, wovor mich der Himmel in Gnaden bewahren möge — so ein Geheimnis muß ich dann auch vor meinem Manne haben. Das ist ja schon beinahe roman tisch." Ein müde» Lächeln zuckte um die Lippen der jungen Trau. „Ach nein, liebste Edith — es ist keinerlei Romantik in dieser Heimlichkeit. Ich wollte nur einen Winkel haben, wo ich mich vor jeder Störung sicher wußte, wenn ich das Verlangen batte, allein zu sein. Und dann — jedes weibliche Wesen hütet doch wohl seine kleinen Erinnerungs schätze, die sie nicht gerne dem Blick eines Mannes preis gegeben sieht." „Auch nicht des Mannes, den sie liebt? Das kann ich nun wieder nicht recht verstehen. Aber wahrscheinlich geht es mir mit der Liebe, wie es einem mit all den schönen Dingen geht, die man noch nicht aus eigener Erfahrung kennengelernl hat. Man macht sich immer etwas übertriebene Vorstellungen von ihnen. — Oh, was für ein hübscher junger Mann ist das l Und es kommt mir vor, als müßte ich das Gesicht schon mal irgendwo gesehen haben." Der Ausruf, mit dem sie ihre tiefsinnige Betrachtung unterbrochen hatte, galt einer Photographie, die in ein fachem, schmalem Ebenholzrahmen auf dem zierlichen Mädchenschreibtisch stand. Es war das Bild eines stattlichen jungen Offiziers in der Uniform eines Infanterie-Regi ments. und es verdiente durchaus die Anerkennung, die Edith ihm gezollt halte. Fragend hatte sich das junge Mädchen dabei ihrer Schwägerin zugewendet, und sie schrieb das lebhaftere Rot, das fie auf Frau Mariannens Wangen zu sehen meinte, den rosigen Reflexen des Seiden schirms zu, der die von der Decke herabhängende elek trische Lampe umhüllte. Jedenfalls war nichts von Be fangenheit im Klang ihrer Stimme als die junge Frau, antwortete: „Es ist mein Vetter Joachim von Prettin. Aber du mußt ein gutes Gedächtnis haben, wenn du dich daran erinnerst, ihm begegnet zu sein. Zu meines Vaters Lebzeiten kam er wohl öfter nach Frankenwalde. Nach seinem Tode aber ist er nie mehr hier gewesen." „Ich kann mich auch täuschen," sagte Edith. „Den Namen aber habe ich schon öfter gehört. Gibt es nicht auch hier in der Nähe einen Rittergutsbesitzer von Prettin?" „Ja — oder vielmehr; es gab einen", erwiderte die junge Frau. „Vor einigen Wochen ist er gestorben. Er war der Besitzer von Hohen-Nauten, dem Gute, zu dem auch das von Herrn Teßmar gepachtete Vorwert Gravow gehörte. Joachim von Prettin ist sein Neffe." „Aber nicht sein Erbe?" » „Doch. Als dem nächsten Verwandten des in Italien verstorbenen Freiherrn ist ikm Hohen-Rauten zugefallen. Und ich höre von meinem Manne, daß Joachim es selbst zu bewirtschaften gedenkt. Seinen Abschied als Offizier hat er schon vor einigen Jahren genommen, weil seine Vermögensverhältnisse ihm die Fortsetzung der Laufbahn nicht erlaubten." „Dann wird man also das Vergnügen haben, ibn kennenzulernen. Denn als dein Vetter wird er doch wohl bei euch verkehren." Frau Marianne war ans Fenster getreten und blickte in die rasch hereingebrochene Dunkelheit hinaus. Anfangs glaubte Edith, daß ihre ietzten Worte überhört worden seien; nach einem auffallend langen Schweigen aber wandte die junge Frau sich ihr wieder zu und sagte: „Nein, Joachim von Prettin wird nicht in unserm Hause verkehren. Zwischen ihm und meinem Manne be stehen keine Sympathien. Und ich möchte dich bitten, gegen deinen Bruder nichts von diesem Bilde zu erwähnen. Es wäre denn, daß du von ihm geradezu darum veiragl würdest. Denn lügen sollst du mir zuliebe natürlich nicht!" Edith war betroffen von dem herben Klang in oer Stimme ihrer Schwägerin und von dem gramvollen Aus druck ihres Gesichts. Einer Eingebung ihres Herzens folgend, trat sie auf sie zu und schlang den Arm um ihre zierliche Gestalt. „Aber ich würde dir zuliebe mit Freuden noch ganz andere Dinge tun. Ich möchte ja so gerne deine beste — deine allerbeste Freundin sein." Da sank der feine blonde Kopf auf ihre Schulter und leise, aber wie aus der Tiefe einer gequälten Seele kam es von Frau Mariannens Lippen: „Ach, wenn du wüßtest, wie ich mich nach einem Menschen sehne! Ich bin ja jo allein —fo mutterseelen allein l" (Fortsetzung folgt.)