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Dienstag, den 15. Marz 1927 Nummer 62 79. Jahrgang Amtlicher Teil. OeffenMche Mahnung Vorauszahlung auf die Umsatzsteuer für den Monat Februar 1927 betr. Am 10. März 1S27 war die Umsatzsteuervorauszahlung der Monatszahler für den Monat Februar 1927 fällig. Wer die geschuldete Vorauszahlung bis heute noch nicht abgeführt hat, wird hier mit auf Grund von § 314 der Reichsabgabenordnung aufgefordert, den Rückstand nebst den ab 10. 3. 27 aufgelaufenen Verzugszinsen (10 v. H. jährlich) bis zum 22. Mörz 1927 an die Finanzkasse zu zahlen. Eine besondere schriftliche Mahnung erfolgt nicht, vielmehr wird nach Ablauf dieser Frist mit der zwangsweisen Einziehung der Rückstände einschließ lich der abgelaufenen Verzugszinsen begonnen. Kamenz, den 15. März 1927. Finanzamt Mittwoch, den 16. März 1927, vorm. 11 Uhr sollen 1« Pulsnitz im Rest, zum „B ü r g e r g art en" zwangsweise gegen Barzahlung 3 Paar Stiefel, 30 Pfund Tabak und 1200 Stück Zigarre« meistbietend öffentlich versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Pulsnitz. Die diesjährige Entlassungsfeier in der Volksschule findet nächsten Freitag 7 Uhr abend» in der Turnhalle statt. Die Eltern der Abge henden, die Freunde der Jugend und der Schule werden hierdurch zur Teilnahme herzlich eingeladen 15. März 1927. Die Schulleitung Dr. Stresemann erstattet Bericht Dortrag beim Reichspräsidenten — Donnerstag und Freitag große Aussprache im Reichstag Der Reichswirlschaftsminister über Wirtschastsvrobleme Berlin. Außenminister vr. Stresemann ist mit einem Teil der deutschen DL».zati au- darunter dc-m Staatssekretär von Schubert und Ministerialdirektor Gaus, am Mon- tagnachmittag in Berlin wieder eingetroffen. Der Außen minister erstattete zunächst dem Reichspräsidenten Bericht. Das Reichskabinett trat am Dienstagoormrttag zusammen, um sich mit dem Ergebnis der Genfer Ratstagung zu be schäftigen. Man nimmt in parlamentarischen Kreisen an, daß am Mittwoch der Auswärtige Ausschuß des Reichstage einberufen wird und daß am Donnerstag und Frei tag im Zusammenhang mit der Beratung des Etats des Auswärtigen Amts die große Aussprache im Ple num des Reichstags stattfindet, .da der Außenminister in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschen Volks partei am Sonnabend an der Jubiläumsfeier der alten Ra tionalliberalen Partei in Hannover teilnehmeu muß. Die politische Aussprache im Kabinett, im Auswärtigen Ausschuß und im Plenum des Reichstags und die Verhand lungen, die sicher auch im Interfraktionellen Ausschuß der Regierungsparteien stattfinden, werden sich vor allem um die Frage drehen, ob es richtig war, daß der deutsche Außen minister, ohne besondere Instruktionen vom Ka binett in Berlin einzuholen, auf eigene Hand in der Ratssitzung ein Kompromiß in der Saarfrage angeboten hat. Die übrigen politischen Fragen werden hinter diesem Pro blem wahrscheinlich erheblich zurücktreten; denn die Rats tagung in Genf hat zwar die Ankündigung gebracht, daß Deutschland auf Grund des Artikels 431 etwa Mitte Mai die vorzeitige Räumung der besetzten Gebiete fordern wird, im übrigen aber im Zeichen starker Zurückhaltung aller Außenminister gegenüber den großen weltpolitischen Fragen gestanden. Man erwartet in allen polifischen Kreisen, daß vr. Stresemann einen Bericht Uber die Gründe er statten wird, die ihn persönlich zu dem Saar-Kompromiß ver anlaßt haben. Welche innerpolitischen Folgen sich aus einem offenbar doch bestehenden Gegensatz zwischen dem Außenminister und einem Teil der Koalitionsparteien er- geben, läßt sich noch nicht übersehen. Enttäuschung im Saargebiet über Genf. Saarbrücken. Die Genfer Entscheidung in der Saar- frage hat im Saargebiet bittere Enttäuschung her- vorgerufen. Alle Parteien sind sich darin einig, daß die Entscheidung des Rates einen Sieg für Frankreich und eine schwere Niederlage für die deutschen Interessen im Saargebiet bedeute. Es hat sich in der Tat nichts geändert: Die Regierungslommifsion bleibt in ihrer alten Besetzung be- stehen, und anstatt der Truppen wird in einem Vierteljahr der sogenannte internationale Bahnschutz seinen Einzug in das Saargebiet halten. Frankreich hatseineMehr- heit in der Regierungskommission nach wie vor. In einer Entschließung, die von dem Parteitag der saar ländischen Sozialisten angenommen wurde, drückten diese ebenfalls ihre Enttäuschung über die Verhandlungen in der Saarfrage durch den Völkerbund aus. Die zum Verbleib des Belgiers Lambert durch Briand gegebene Begründung stehe im Widerspruch zu der Tatsache, daß die Bevölkerung bereits seit zwei Jahren dessen Abberufung fordere. Weiter nimmt die Resolution Stellung zu dem sogen. Bahnschutz, der die Beibehaltung der bisherigen französischen Besatzung m veränderter Maske darstelle. Genfer Beratungen zur Verhütung von Kriegen. Verhandlungen unter deutschem Vorsitz. Genf. Das Komitee des Bölkerbundrats für die Abrüstungsfragen ist in Genf unter dem Vorsitz des deutschen Vertreters, Ministerialdirektors Goep - pert, zusammengetreten. Den Verhandlungen lag ein Bericht des Dreierausschus ses des Komitees vor, in dem dem Völkerbundrat folgende praktischen Vorschläge bei drohender Kriegsgefahr gemacht werden: Die sofortige Einberufung des Völkerbundrats, tele - graphische Aufforderung des Präsidenten des Nats an die beiden feindseligen Staaten zur Enthaltung von allen aktiven Kriegshandlungen, Zurückziehung der Truppen hinter eine vom Völkerbund sofort zu bestimmende neutrale Zone zwischen den beiden Staaten sowie Entsendung von Vertretern des Völkerbundrats an den Ort der Feindseligkeiten. Auf dem sofort einzuberu- fenben Völkerbundrat sollen die beiden feindseligen Staa ten aufgefordert werden, gegenseitig ihren Standpunkt darzulegen, um unter Mitwirkung des Völker- bundrats zu einer Einigung zu gelangen. Die Bedeutung dieser Tagung des Ratskomitees geht chon daraus hervor, daß der Tagung einige Ratsmitglieder elbst beiwohnen, wie z. B. Benesch, Scialoja, Titulescu, und erner daraus, daß England Lor- Cecil und Frankreich Paul- Voncour entsandt hat. Das Wichtigste Dr. Stresemann erstattete dem Reichspräsidenten Bericht über die Genfer Tagung. Dar Saargebiet ist enttäuscht über dar Ergebnis von Genf. In Genf begannen die Beratungen über die Verhütung von Kriegen. Aus einer der oberschlestschen Gruben von Giesche« Erben ver« unglückten 6 Bergleute bet einer Brandkatastrophe. Die Leipziger Brirfmarkenhändlermesie wird vom 14. bi, 16. März im Künstlerhaus abgehalten. Die Beschickung der Messe ist so reichlich, daß alle Räume de, Künstlerhause» belegt find. Nach Meldungen au» Leningrad wütete auf der Station Swanka der Murman Bahn zwei Tage lang ein Brand, dem V Werk stätten und 46 Güterwagen zum Opfer gefallen find. Auch Menschenleben find zu beklagen. Rrichstaarpräfibent Löbe »ird am heutigen Dienrtag die Klinik verlassen und in seine Wohnung zurückkchren. Sein Befinden ist nach wir vor gut; doch wird er einen längeren Erholungr- urlaub antretrn müssen. Wie die Telegraphen Union erfährt, wirb heute nachmittag da» Reichrkabinett unter dem Vorfitz des Reichspräsidenten zur Besprechung der gesamten außenpolitischen Lage zusammcntreten. Am 23. April beginnt die fällige Sitzungsperiode der preußischen Generalstznobe. Man rechnet damit, daß der Ktrchensrnat die Einführung -der Titel Bischof für Generalsuperintendent und Dekan für Superintendent beantragen wird. Ohne besondere Feierlichkeiten wurde am Sonntag die zwölfte Wiener Messe eröffnet. Die Messe war am Sonntag gut be sucht, auch Abschlüsse find bereit, zu verzeichnen. Wie die Rrgierungrpresse meldet, wird dir Dienstzeit der Reservr- osfizierrauwärtrr in der Türkei, die bisher, neun Monate be tragen hat, ans 18 Monaie verlängert. Aus Moskau wird gemeldet, daß Klara Zetkin sin Leningrad schwer erkrankt ist. Bilanz von Genf. ' - Von vr. R. Winter. - Unsere Berliner Vertretung nahm Ge legenheit, auf Grund der Beendigung der Genfer Völkerbundrat-Tagung die Stellung nahme einzelner Parteien zu dem Genfer Er- gebuis kenneuzulernen. Dazu wird uns fol gendes geschrieben: Die deutsche Delegation mit dem deutschen Außenminister an der Spitze ist bereits wieder in Berlin. Der Außen minister hat sofort dem Reichspräsidenten sowohl wie dem Reichskanzler Bericht erstattet. Anschließend folgen dann Kabinettssitzungen und am Mittwoch eine Aussprache im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages. Endgültig können wir noch nicht sagen, was alles in Genf besprochen worden ist, weil sich auch dieses Mal wiederum viele Dinge hinter den Kulissen abgespielt haben. Man muß aber deutscherseits heute schon wieder auf das eine Hin weisen, daß uns die Entente in früheren Zeiten schon ost schöne Worte mit auf den Weg gegeben hat, die sich aber leider dann immer nicht erfüllten. Auch in volksparteilichen Kreisen ist man mißtrauisch geworden. Der volksparteiliche Abgeordnete Freiherr von Rheinbaben, der dem Kreis Um den Reichsaußenminister sehr nahe steht, hat in einer Tagung, die kürzlich in Bielefeld stattfand, das Wort ge nommen und sich dahin geäußert, -aß wir um die so genannten Rückwirkungen -es Locarno-Vertrages betrogen worden seien. Auch wenn der Reichsaußenminister nach der diesmaligen Genfer Auseinandersetzung vor den Reichstag treten und von Unterhandlungen sprechen sollte, die zwischen ihm und den Entente-Staatsmännern stattgesunden haben, so sind solche Ausführungen nur kritisch zu bewerten. Wir H können uns lediglich an -as Positive halten. Auch hier lieat heute schon von völksparteilicher Sette eine schwerwiegende Aeußerung vor. Die der Partei vr. Stresemanns nahe- stchende „Tägliche Rundschau" schreibt in ihrem Leitartikel, „es sei schwer, nach dem ehrlichen Bestreben Deutschlands, dem Frieden zu dienen, das Verhalten der Gegenseite nicht mit Unmut zu betrachten". In Genf sind vor allem zwei für Deutschland wichtige Fragen-Komplexe behandelt worden. Die Auseinander setzung mit Polen über die Schulfrage und die Auseinander setzung mit Frankreich über die „Bahnschutztruppe" im Saargebiet. Für Deutschland sind beide Fragen gleich wichtig. Hinsichtlich des Saargebietes stehen die deutsch- nationalen Kreise auf dem Standpunkt, daß der Reichsaußen minister von seinem ursprünglichen Vorschlag, im Saargebiet eine D-ahnschutztruppe mit internationalem Charakter zu unterhalten, nicht hätte abweichen dürfen. Die Demokraten sind anderer Meinung; sie legen weniger Wert auf die Lösung dieser Frage als auf die des Artikels 431 des Friedensver- träges. Dieser Artikel behandelt die Rheinlan-räumung überhaupt. Der Reichsaußenminister hat angeküudigt, daß er in absehbarer Zeit eine große Aktion hinsichtlich der Rhein- landräumung einleiten will. Nun geben aber auch schon heute die Demokraten zu, daß wir wenig Aussicht auf einen Erfolg in dieser Frage haben werden. Deutschland ist in der Entwaffnung den Wünschen der Entente völlig nach- gekommen. Ls leistet auch seine Zahlungen aus dem Dawes- Plan. Don gegnerischer Seite wiÄ> nun behauptet, man wolle erst einmal den Verlauf eines normalen Jahres des Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, PulSnitz M. S., Grotzröhrsdork, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Sir. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz MlsmherFageblait Kerrpprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt PulSnitz AoKscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 Anreigen-Grundzahlen in RM: Die 42 mm breite Petitzeile (Moffe'SZeilenmeffer 14) RM 0.28, in der Amtshauptmannschaft Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0.75 and RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50' " Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, PulSnitz und -OkD V TU " w 1 uDT Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle PulSnitz Amtliche Zeile RM0.75 °/o Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Sonkursfällen gelangt der volle Recknungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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