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Nr. 32. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 8. Februar 1927. Seite 6. Amtliche Devisen-Notierung. 5. Februar Rm., 1 ital. Lira Rm., 1 Belga 0F9 Devisen tt» Reichsmark) M. 4,2145 20,435 168,47 112,30 112,43 108.71 17,S55 81,035 16,565 58,61 12,475 59,37 70,88 M. 4,2245 20,487 168,89 112,58 112,71 108,99 17,995 81,235 16,605 58,75 12,515 59,51 71,06 7. Februar Geld I Brief Hauptaufgabe der Borlage darin, dem Arbeiter Arbeitsmöglichkei ten zu sichern. Abg. Rädel (Komm.) hält die Vorlage für völlig unzu reichend. Darauf werden die Beratungen abgebrochen. Das Haus ver- tagt sich auf Dienstag, 3 Uhr, mit der Tagesordnung: Weiter beratung. Unsere täglichen fünf Fragen- —Frage: Wozu dient die Milz? Antwort: Diese Frage kann kein Arzt und Gelehr ter beantworten. Man steht in dieser Beziehung vor einem Rätsel, weil zahlreiche Menschen und Tiere, denen bei Operationen die Milz entfernt werden mußte, weiter lebten. Der französische Physiolog Ascher macht jetzt eine Reihe von Untersuchungen bekannt, aus denen hervorgeht, daß die Milz zweifellos von großem Einfluß aus die Ausscheidung des Eisens ist, des unentbehrlich sten Stoffer für die Blutbildung. Milzlose Tiere schieden bi» zu 2,5 mal mehr Eisen aus als gesunde Tiere. —Frage: Sind Vitamine im reinen Zustand käuflich zu haben? Antwort: Die Reindarstellung der Vitamine ist mit Ausnahme des Vitamins X noch nicht geglückt. Die Herstellungskosten des Vitamins sind aber derartig hoch, daß an eine Verwendung desselben zu medizinischen Zwecken gar nicht gedacht werden kann. Gegenteilige Zeitungsnachrichten sind unrichtig. Die im Handel be- jindlichen Vitaminnährsalze sind Humbu^. / —Frage: Wem haben wir die Darstellung des Aluminiums zu verdanken? Antwort: Die Darstellung dieses Leichtmetalls ge lang zuerst dem deutschen Chemiker Wöhler (1800 bis 1882). Der Franzose Deville verbesserte bloß dessen Methode, weshalb man diese Erfindung ost irrtümlich als eine französische betrachtet. —Frage: Ist der Fuchs ein nützliches oder schädliches Tier? Antwort: Er ist beides. Bekanntlich holt er sich gern einen Hühner-, Enten- oder Hasenbraten etc., aber auch die schädlichen Feldmäuse vertilgt er. Desgleichen bewährt er sich trefflich als Deterinärpolizist des Waldes, indem er sehr oft schwächliches und seuchenkranker Wild vernichtet und damit die Gefahr der Ansteckung beseitigt. Auch macht er sich nützlich bei der Insektenvertilgung, namentlich in Maikäferjahren, frißt Schmetterlinge, die dicken Weibchen der Spanner und Spinner us«. Die Jagd aus ibn sollte also überall mit Maß vorge- non men werden. —Frage: Wieviel tätliche Unfälle kommen in Deutschland jährlich durch den elektrischen Strom vor? Antwort: Durchschnittlich ereignen sich in Deutsch land jährlich ca. 300 elektrische Unfälle mit tätlichem Ausgang Sonne und Mond. 8. 2. Sonne: A. 7F3, U. 4,56. Mond: A. 10,32, U. . 9. 2. Sonne: A. 7Z1, U. 4,58. Mond: A. 10M, U. 1^,4. Sport. Aempsey an einer schweren Blutvergiftung erkrankt. Der frühere Boxweltmeister Dempsey hat sich infolge einer ^Verletzung an der Hand eine Blutvergiftung zugezogen. Die Vergiftung hat sich bereits biszumOberarm ausgedehnt. In de» letzten beiden Tagen mußten sechs Operationen ausgeWrt werden. Ls ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß Dempsey hierdurch für immer kampfunfähig wird. Auf all« Fälle ist der Kampf um die Weltmeisterschaft mit Tunney ganz in Frage gestellt. New Jork ., 1 » London.... 1 S Amsterdam >100Gld. Kopenhagen . 100 Kron. Stockholm , . 100 Kron. Oslo ..... 100 Kron. Wien 6. Ostdeviseu: Bukarest 2,405 G 2,425 B, Warschau 47,03 G 47,27 B, Riga 80,85 G 81,25 B, Reval 1,122 G 1,128 B, Kowno 41P7 G 41,58 B: — Noten: Große Polen 46,91 G 47P9 B, Esten 1,11 G 1/12 B. Effektenmarkt. Die 5proz. Reichsanleihe hatte mit 0,8825 wenig ver ändert eingesetzt. Eisenbahnaktien sehr ruhig. Schiff fahrtsaktien überwiegend wenig verändert. Bankaktien zeigten wenig veränderte Muse. Am Montanaktienmarkt .waren die Abschwächungen recht empfindlich. Kali werte gleichfalls nachgebend. Die Aktien der Farben- 'Industrie gaben um 4 Prozent nach. Von Textilwerten gaben Stöhr um 2,37 Prozent nach. Berliner Produktenmarkt. Das Ausland hatte keine besonderen Preisveränderungen ge meldet und vom Inland lagen ebensowenig Anregungen vor. Im handelsrechtlichen Lieferungsverkehr waren die Umsätze klein, die Preise zeigten unter kleinen Schwankungen schließlich keine erheb lichen Veränderungen. Effektive Ware hatte ruhiges Geschäft, da sich weder Händler noch Mühlen besonders kauflustig zeigten. Die Notierungen bewegten sich fast auf derselben Höhe wie zuletzt. Im Verkehr mit Futterartikeln war keine Belebung der Kauf lust zu verzeichnen. Das Angebot ist ziemlich gering gewesen, doch waren die Eigner zum Entgegenkommen bei den Forderungen nur vereinzelt bereit. Feine Speiseerbsen blieben gesucht, aber knapp. Oelsaaten unbeachtet. Amtlich festgesetzte Preise an der Produktenbörse zu Berlin. (Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm, alles in Reichsmark.) Weizen, märkischer 267—271, März 290,50—289, Mai 284, Juli 284,50—284, matter. Roggen, märkischer 249—252, März 260—261,25, Mai 261,50 bis 262,75, Juli 246—247,50, anfangs matt, Schluß fest. Gerste, Sommergerste 217—245, feine Sorten über Notiz, Wintergerste 194—207, ruhig. Hafer, märkischer 190—200, feine Qualitäten über Notiz, März 208, Mai 210—209,50 Brief, Juli 215 und Brief, ruhig. Mais loko Berlin 189—191, ruhig. Weizenmehl per 100 Kilogramm frei Berlin brutto inkl. Sack (feinste Marken über Notiz) 35,25—38, ruhig. Roggenmehl per 100 Kilogramm frei Berlin brutto inkl. Sack 34,50—36,75, ruhig. Weizenkleie frei Berlin 15,25, still. Roggenkleie frei Berlin 15,25—15,50, still. Viktoria-Erbsen 50—66, feine Sorten über Notiz, kleine Speise erbsen 33—36, Futtererbsen 22—25, Peluschken 21—22, Wicken 24 bis 24,50, Lupinen, blaue 15—16, Lupinen, gelbe 17—17,75, Serradella 26,50—29,50, Rapskuchen 16—16,20, Leinkuchen 20,70 bis 21, Trockenschnitzel 11,76—12, Sojaschrot 19,75—20, Kartoffel, flocken 29,25—29,80. Berliner Eierpreise. (Bericht der amtlichen Notierungs- kommtssion für den Eiergroßhandel in Pf. per Stück.) a) In ländische Eier: Große, vollfrische, gestempelte Inlandseier 16,50, frische Jnlandseier über 55 Gramm 14,50, frische Jnlandseier Unter 55 Gramm 12. b) Auslandseier: Extra groß« Eier 16,50 dis 17, große Eier 13—14, normale Eier 11,50—12,50, kleine und Schmutzeier 8PO-10. c) Kühlhauseier: 9—10, Chinesen 8,50 fis 10,50. 6) Kalkeier: 8,50—9, Dänen 10,50—11,50. Tendenz: Still. , Kartoffclnotierungen. (Kartoffelpreise je Zentner Waggon- frei märkische Station. Amtlich ermittelt durch die Landwirt. Geld M. 4,2145 20,435 168,54 112,34 112,48 108,51 18,04 81,045 16,57 58,61 12,476 59,39 70,19 Bries M. 4,2245 20,487 168,96 112,62 112,76 108,79 18,08 81,245 16,61 58,75 12,516 59,53 70,37 ryasrsrammer Mr die Provinz Brandenburg und für Berlin.) weiße Kartoffeln 3,40—3,60 (großfallende über Notiz), rote Kar- bffeln 4—4,30 M. und gelbfleischige Kartoffeln (außer Nieren- prtoffeln) 4,50—4,80 M. Fabrikkartoffeln 17,50—19 Pst pro ptärkeprozent. Industriekartoffeln 4,60—5 M. Metallpreise in Berlin (für 100 Kilogramm in Mark): klektrolytkupfer wire bars 123,25, Remelteö Plattenzink 55—56, drig.-Hüttenaluminium 98—99 Prozent 210, do. in Walzen oder drahtbarren 214, Reinnickel 340—350, Antimon-Regulus 125 ^is 130, Silber in Barren, ca. 900 fein, für 1 Kilogramm 82,50 Die Niederlage 0r. Peltzers durch Schneemann- Breslau bildete die Ueberraschung des Hallensportfestes in der Breslauer Iahrhunderthalle. Der mit der Bahn gut vertraute Schoemann konnte Ur. Peltzer in 2:36 auf den zweiten Platz ver weisen. Den Sprinter-Dreikampf, zu dem Houben nicht startete, gewann Körnig, in allen drei Läuken allerdings hart bedrängt von Asseyer-Zehlendorf. Das internationale Dreistunden-Mannschaftsrennen in der Dortmunder Westfalenhalle gewann die Mannschaft Frankenstein-Buschenhagen mit 47 P. vor Aerts-Duvivier, 42 P., Kroll-Miethe 41 P. Mit dem Sieg im letzten Lauf des Armbinde- rennens wurde Iocksch-Dortmund überlegener Sieger im Gesamt ergebnis dieses Wettbewerbs. Die Deutsche Eishockey-Meisterschaft, die in Füssen (Allgäu) unter Beteiligung von 5 Mannschaften, allerdings in Ab wesenheit des Titelverteidigers, des Berliner Schlittschuh-Clubs, ausgetragen wurde, gewann der bayerische Meister S.C. Riesser- see im Endspiel mit 2:1 gegen S. C.-Charlottenburg. Im norddeutschen Fußball gab es einen 12:1-Sieg des Hamburger S. V. über Concordia, einen 11:1-Sieg der Union über Blankenese. Um die Bremer Kreismeisterschaft schlug Komet Werder mit 8:3. In Südhannover blieb Hannover 96 mit 5:1 gegen D. f. B.-Braunschweig siegreich, Werder mit 5:2 gegen Arminia-Hannover. In Nordhannover schlug Rasensport-Harburg den F. C.-Wilstorf 8:1. In Schleswig-Holstein siegten in Privat spielen Holstein mit 6:0 gegen Borussia-Eaarden, Kilia mit 7:3 gegen Sperber-Hannover. — Der Fußballkampf Norddeutsch, l a n d—W e st d e u ts ch l a n d in Hamburg ergab einen 4:3 ' (1:2)-Sieg der Norddeutschen. Dem bekannten Internationalen Adolf Jäger-Altona, der sein 50. repräsentatives Spiel absolvierte, wurden vom Norddeutschen Verband eine goldene Uhr und ein Ehrenbuch überreicht, der D. F. B. ließ ihm eine Ehrenstandarte übergeben. Im mitteldeutschen Fußball gab es einen 6:2-Sieg des B. f. B. - Leipzig über Eintracht-Altenburg. Das Mittelsachsen- Pokalendspiel gewann Chemnitzer B. C. 3:1 gegen Teutonia, S. S. Vg. - M a g d e b u r g schlug Fortuna 4:2. Das Endspiej um den Pokal des Südost deutschen Fußballver- bandes sah in Breslau Mittelschlesien mit 7:3 Toren über die Oberlausitz siegreich. Tas internationale Eishockey-Wettspiel zwischen der Kanadischen Mannschaft und der verstärkten internationalen Mannschaft des Berliner Schlittschuh-Clubs am Sonntag im Ber liner Sportpalast endete mit einem 7:3(5:0)-Siege der über legen spielenden Kanadier. Der Catalina-Kanal von einer Frau durchschwom men. Frau Myrtle Huddleston, die erst vor einem Jahr schwim- men gelernt hat, ist es jetzt gelungen, den Catalina-Kanal in 20 Stunden 42 Minuten zu durchschwimmen. Italien . , , . 100 Lire Schweiz ... 100 Fres. Paris . ,, , - 100 Frcs. Brüssel ....100 Belga Prag ..... 100 Kron. Wien ..... 100 Schill. Spanien ... 100 Pesetu ' 1 franz. Franc 0,17 0/18 Rm., 1 poln. Zloty 0,48 Rm. Bankdiskont: Berlin 5 (Lombard 7), Amsterdam 314, Brüssel 614, Italien 7, Kopenhagen 5, London 5, Madrid 5, Oslo 414, Paris 514, Prag 5)4, Schweiz 314, Stockholm 4)4, Berliner Börse vom Montag. Bereits zum Schluß der vorigen Woche hatte sich vorüber gehend an der Berliner Effektenbörse eine schwächere Stimmung bemerkbar gemacht, die jedoch bekanntlich zum Schluß wieder völlig ausgeglichen war. Aber die Symptome der rück läufigen Bewegung stellten sich am Montag erneut ein. Zwei Wette«. Roman von O. Elster. Copyright vy Greiner L Comp., Berlin W 30. (Nachdruck verboten.) 21. Fortsetzung. Und jetzt wogte und wallte ringsum das ewige Meer, und der Tampfer stürmte durch die Fluten der Heimat zu, fern, fern von ihm. Mochte es drum sein — die Liebe, die Hoffnung lag hinter ihr. — „Lerzeihen gnädiges Fräulein, wenn ich störe. . Mit diesen ehrerbietig und höflich gesprochenen Worten trat die schlanke vornehme Gestalt eines etwa vierzig jährigen Herrn an Ediths Seite. Der kurze, feine Jackett- anzug, die gelben Schnürstiefel und rotbraunen Handschuhe, der elegante Filzhut, die tadellose, schneeweiße Wäsche — das alles verlieh der Gestalt eine angenehm berührende Vornehmheit, deren Eindruck durch den gutmütigen, offenen Blick der großen, hellblauen Augen und das verbindliche, sorglose Lächeln um die Lippen durchaus nicht gestört wurde. Tas blonde Haar lichtete sich freilich bereits und zeigte in den Schläfen eine graue Färbung. Der kleine Schnurrbart und die starken Augenbrauen waren dagegen etwas dunkler und kontrastierten angenehm zu dem hell blonden Haar. Edith wandte sich langsam dem Herrn zu. „Ah, Sie find es, Herr Graf . . entgegnete sie ruhig- ,Llch glaubte Sie noch im Speisesaal bei der Flasche Wein." Gras Sponeck lachte leicht aus. „Verzeihen Gnädigste, es ist nicht meine Gewohnheit, lange bei der Flasche zu sitzen. Ihr Herr Vater hatte den Wunsch, ein wenig zu ruhen; so benutze ich die Gelegenheit, mit Ihnen plauoern zu können." „Sie sind sehr gütig, H-r Graf." Edith fetzte sich M einen der bequemen niedrigen Sessel, die auf dem Teck standen, und ließ die Augen teilnahmslos über das Meer schweifen. Gras Sponeck lehnte neben ihr; sein Blick hing auf- merksam an dem schönen, edlen Antlitz der Amerikanerin. Mehrere Tage waren sie schon zusammen auf dem Dampfer, der, von Hamburg kommend, in Calais anlegte und dort Mister Griswold und seine Tochter ausgenommen hatte. Der Zufall fügte es, daß der Graf der Tischnachbar Miß Ediths ward. Des Grafen tadellose verbindliche Ma nieren hatten die Bekanntschaft vermittelt, und da Mister Griswold gern mit dem Grafen zu plaudern schien, so ließ sich auch Edith die Gesellschaft des vornehmen, stets ehr erbietigen Herrn gefallen. Tas höfliche chevalereske Wesen des Grafen tat ihrem verwundeten Herzen wohl. Sie fand eine gewisse Genugtuung in der niemals die Grenzen der Hochachtung überschreitenden Huldigung, welche ihr der Graf zu Füßen legte, um so mehr, da ihr der Vater erzählte, daß Graf Sponeck aus einem der ältesten und vornehmsten Adelsgeschlechter Deutschlands stammte, das früher sogar die reichsunmittelbare Souveränität be sessen hatte. „Ich wollte gnädiges Fräulein schon immer einmal fragen," fuhr der Graf nach einer Weile foxj ,,ob ich nicht die Ehre hatte, gnädiges Fräulein voriges Jahr in Ostende zu sehen?" „Das ist möglich, Herr Graf. Wir waren vorigen Sommer in Ostende." ' „Ah, sehen Sie . . . so hat mich mein Gedächtnis doch nicht betrogen!" „Ich bewundere Ihr Gedächtnis," entgegnete Edith mit leichtem Spott. „Es ist kein Wunoer — wer gnädiges Fräulein einmal gesehen hat . . ." „Bitte, Herr Gras —" „Verzeihung - ich weiß, gnädiges Fräulein lieben die Schmeicheleien nicht. Aber glauben Sie, Gnädigste, es war keine Schmeichelei! Ich habe oft an Sie denken müssen." „Aus diesem Grunde auch wohl Ihre Amerikareise, Herr Graf?"- fragte Edith ironisch. Gra; Sponeck lachte auf, daß seine schönen weißen Zähne unter dem Schnurrbart hervorblitzten. „Nein, Gnädigste — offen gestanden, mich treibt ein anderer Grund nach dem gelobten Lande der Freiheit." ,Lst es indiskret, nach diesem Grunde zu fragen?" Forschend erhob sie die Augen zu ihm und entdeckte ' einen Zug leichter Verlegenheit auf seinem Gesicht, der ihr ein spöttisches Lächeln entlockte. „Was wollen Sie, gnädigstes Fräulein," erwiderte er achselzuckend, „'s ist verteufelt langweilig, wenn man sich jahraus jahrein in Berlin und dem übrigen Deutschland herumtreibt — da wollte ich mir die Neue Welt einmal ansehen." „Ich glaubte, daß die Bewirtschaftung Ihrer Güter..." „Pah — ich bin kein Landwirt! Ueberlasse das meinem Inspektor . . „Wo liegt eigentlich Schloß Svoneck?" „In Schlesien, gnädiges Fräulein. Aber es ist ein altes Eulennest — kaum der Rede wert — freilich, wenn man das nötige Kapital hätte . . . aber sprechen wir lieber von angenehmeren Dingen, Gnädigste!" Augenscheinlich war die Erinnerung an das Schloß seiner Ahnen dem Grafen peinlich. Wenn Edith die Ver hältnisse des Grafen genau gekannt hätte, würde sie auch wohl das Gespräch nicht darauf gebracht haben, denn Schloß Sponeck war so verschuldet, daß eine Gläubiger kommission eingesetzt war, die dem Grafen den Rat ge geben hatte, einige Zeit auf Reisen zu gehen, bis die Ver hältnisse einigermaßen wieder geordnet wären. In oer Gesellschaft Berlins war die Stellung des Grafen durch diefes unangenehme Vorkommnis unsicher und oeinlch geworden, und so entschloß er sich kurz, eine Reise über den Ozeau zu machen. Schon mancher hatte ja von drüben eine reiche Erbin heimgebracht — vielleicht blühte auch ihm dieses Glück. Und nun führte ihm der Zufall gleich ^us der Ueber- sayrt nach New-Orleans diese reizende und wie es schon, reiche Miß Edith Griswold in den Weg! Ds war em Fingerzeig des Schicksals, und der Gras war fest ent schlossen, diesem Wink zu folgen. Er wäre ihm gefolgt, auch wenn Miß Edith nicht eine so seltene Schönheit ge wesen und nicht ein so durchaus vornehmes Wesen gezeigt hätte. Aber angenehmer war es ihm doch so — er brauckke sich nicht einmal zu überreden, daß Miß Edith einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Sein Herz schlug in der Tat schneller, wenn er in das klassisch schöne Antlitz Ediths fchaute, wenn er ihre ruhige, etwas verschleierte Stimme hörte, wenn ihre schmale, weiße Hand regungslos in ' der scinigen ruhte. (Fortsetzung folgt.)