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Nr. 34. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den lO. Februar 1927. Seite 2. jetzt nach anderen Ländern gehe. Polen sei zum Ab schluß eines Handelsvertrages mit Deutsch land, aber nicht zur Kapitulation bereit. Polen dankt Frankreich für die Lösung der Frage der deutschen Ostfestungen. Paris. Der polnische Botschafter in Paris hat dem Minister des Äußeren, Briand, einen Besuch abgrstattet, um ihm den Dank der polnischen Regierung für die Lösung der Frage der deutschen Ostfesiungen zu übermitteln. Verschwörung unter den polnischen Truppen - / im Korridor. 4- Warschau. Unter den im Korridor konzentrierten pol nischen Truppenabteilungen, die zum größten Teile aus Ukrainern und Russen bestehen, wurden größere Unter suchungen angestellt, da der Verdacht einer Verschwö»! rung gegen den Staat bestand. Im 68. Infanterie regiment, das in Thorn stationiert ist, wurde ein umfang-, reicher Briefwechsel einiger Soldaten mit den verhafteten, weißrussischen Abgeordneten beschlagnahmt. In Thorn wur den zehn, in Graudenz zwölf Soldaten ins Militärgefäng-! nis eingeliefert. Dier Offiziere wurden verhaftet. > ReLchsLnrimmmister Keudell bleibt im Ami. !vr. Marx wird Ende der Woche das Unter suchungsergebnis mitteilen. ^Berlin. Am Freitag dieser Woche wird der Reichs- kauzler die Interpellation der Kommunisten über den Reichs innenminister von Keudell im Reichstag beantworten. Der Reichskanzler wird dann das Ergebnis seiner Untersuchung !über die gegen den Reichsinnenminister erhobenen Beschul- -digungen mitteilen. Es kann schon jetzt festgestellt werden, daß der Reichskanzler zu dem Ergebnis gekommen ist, daß der damalige Landrat von Keudell durchaus im Rah men seinerPflichten gehandelt hat und daß auch die gegen Keudell erhobenen Vorwürfe wegen einer Ver bindung mit der Organisation Olympia, nachdem sie verboten war, nicht stichhaltig sind. Die Angelegenheit wird dann formal dadurch geregelt werden, daß über das von den Kommunisten ausgesprochene Mißtrauensvotum gegen den Reichsinnenminister abgestimmt wird und daß dieses Mißtrauensvotum gegen die Stimmen der Koalitionsparteien abgelehnt wird. Im Reichstag ist man jetzt allgemein überzeugt, daß die Angelegenheit keinen anderen Ausgang nehmen wird. Auch die Blätter der Oppo- ffition gegen die Regierung teilen jetzt mit, daß der Reichs innenminister von Keudell im Amt bleiben und auch das Ver trauen des Zentrums in reiner Form erhalten wird. Giresememu m Sm« MMS. Besprechung mit Botschafter von Neurath. — Vorbereitungen , für die Märzragung des Völkerbundes. H Außenminister vr. Stresemann ist nicht, wie franzö- ' fische Mütter bereits in allen Einzelheiten zu melden wußten ' und wie man zum Teil auch in Berlin annahm, in der fran zösischen Riviera, sondern an der italienischen Riviera in San Remo eingetroffen. Das widerspricht einem halbamt lichen Dementi über eine Zusammenkunft zwischen Di . Strese mann und dem deutschen Botschafter in Rom, v. Neurath, der am 8. Februar in San Remo eingelroffen ist, angeblich, um i an der Generalversammlung der Verwaltung des dortigen Deutschen Krankenhauses teilzunehmen. Der deutsche Bot- i ffchafter in Rom wird selbstverständlich mit dem deutschen ! -Außenminister in San Remo eine Unterredung haben. ! ' vr. Stresemann scheint auch von San Remo gewisse ! diplomatische Absichten weiter verfolgen zu wollen und mit dem deutsches Botschafter in Rom, eebnso wie er mit dem deutschen Botschafter in Paris vorher in Berlin ge- j sprachen hat, die offenbar doch ziemlich wichtigen März- verhandlungen des Pölkerbundrates in ! -Genf vorbereiten zu wollen. Man ist auch in parlamen- i italischen Kreisen inzwischen der Ansicht, daß sich die März- 1 «Verhandlungen in Genf nicht nur auf die fast nebensächliche ! .Tagesordnung des Völkerbundrates beziehen werden, und -daß in Genf neben der Möglichkeit einer Erörterung des chinesischen Konfliktes auch zwischen Deutschland und Frank- ! reich schwebende Angelegenheiten, also vor allem die Frage ider Rheinlandräumung, behandelt werden können. Englische Kriegsschiffe vor Oporto. Weitere heftige Kämpfe zwischen Re gierungstruppen und Rebellen. 4° London. Die englische Regierung hält die Lage für ' so ernst, daß sie zum Schutzs englischen Lebens und Eigen tums einen Kreuzer und zwei Zerstörer aus Malta nach Oporto beordert hat. Telegramme aus Vigo sprechen von einem direkten Kampf zwischen Norden und Süden. Der Süden Portugals ist der Regierung treu geblieben, während der Norden die revolutionäre Bewegung nur zum Teil unterstützt. Die Kämpfe in Oporto sollen sehr schwer gewesen sein. Nur ein Teil der Oporto-Garnison befand sich im Aufstand, der grö ßere Teil blieb der Regierung treu. Aus Madrid wurden Berichte von Augenzeugen über die Oporto-Kämpfe gekabelt. Danach soll die Zivilbevölkerung sehr schwer gelitten haben. Die Anzahl der Toten und Ver wundeten steht noch nicht fest, betrügt aber mindestens 2 0 0 Tote. Der Vorschlag des Konsuls von Uruguay, einen Waffenstillstand eintreten zu lassen, wurde von der Regierung zurückgewiesen, die ihre Einkreisung Oportos fortsetzt. Die Aufständischen strengen sich mit aller Macht an. die Dom-Luiz-Brücke zu halten, die den Dourofluß über; spannt und Oporto mit Pillanova de Gaya verbindet. Das Feuer der Regierungstruppen wird jedoch stündlich intensiver, und man glaubt, daß die Aufständischen ihre Stellung werden aufgeben müssen. Der Kriegsminister und der Ackerbau- s Minister, die die Regievungstruppen befehligen, haben di? s Rebellen aufgefordert, sich zu ergeben, da weiterer Widerstand 's zwecklos sei. Das Ultimatum verlangte bedingungslose Ucber- i gäbe. Die Rebellen lehnten das Ultimatum ab. MWe md sÄMe iWitMül«. Pulsnitz. (Handelsschule und Fachschule für Textilindustrie.) Es wird nochmals darauf hin gewiesen, daß am Montag, den 14. d. M., vormittags 8 Uhr in der neuen Schule auf der Schießstraße die Aufnahme prüfungen für solche Schüler und Schülerinnen stattfinden, die entweder die zweijährige Vollabteilung oder die dreijäh rige Lehrlingsabteilung der Handelsschule oder aber die drei jährige Abteilung für Weblehrlinge, sofern sie auch als un gelernte Arbeiter eingestellt werden, in der Abteilung Fach schule für Textilindustrie besuchen wollen. Insbesondere sei auf die Besonderheit hingewiesen, daß ab Ostern angehende junge Weber in der Textilfachschule als Lehrlinge angenom men und in 2 Jahren bei wöchentlich 40 Stunden Montag bis Freitag 8—12, 2—6 Uhr ausgebildet werden. Nähere Auskunft durch die Schulleitung: täglich 8—12 Uhr, auch durch Fernruf 287 Amt Pulsnitz. — (Auswärts!) Wieder einmal gehen die Tage aufwärts, dem Licht und der Sonne entgegen. Was zu Beginn des Januar noch kaum fühlbar war, die stetige täg liche Tageszunahme um einige Minuten, das entwickelt sich jetzt mit immer fühlbarerer Kraft. Nicht morgens allein, auch abends scheint jeder Tag einen gehörigen Ansatz ins Licht hinein mehr nehmen zu wollen, und wenn vollends noch die Sonne leidlich scheint, trägt über Tage die Natur schon ein durchaus vorfrühlingsmäßiges Gepräge. Es geht eben wieder einmal vorwärts, in eine neue Zeit mit neuem Werden und Auferstehen hinein. — selc. („Freitod".) Immer häufiger findet sich bei der Meldung eines Selbstmordes in der Oeffentlichkeit die Bezeichnung „Freitod". Es scheint, daß damit zielbewust die sittliche und religiöse Kritik des Selbstmordes beeinflußt werden soll. Durch die Bezeichnung „Freitod" könnte dem eigenmächtigen Eingriff in fdie Herrschaft Gottes über unser Leben der Gedanke eines heldenhaften Entschlusses unterge schoben werden. Die Erhaltung schriftlicher Lebensanschauung fordert, daß wir uns gegen die Bezeichnung „Freitod" wen den und überall dafür eintreten, daß die Tat bei allem nachgehenden Verständnis für die Geistesverfassung und die wirtschaftliche Lage der betreffenden Menschen mit dem klaren Namen „Selbstmord" bezeichnet wird. Nicht im Fallenlassen fester Normen besteht die richtige Liebe, sondern in ihrer Neubelebung von innen her. Alle verantwortungsbewusten Kreise können hierbei wesentlich mitwirken. — (Sarrasani kommt für kurzeZeit nachDres - den!) Freunde und Liebhaber zeitgemäßer Unterhaltung und Bildung werden mit Freude die Botschaft vernehmen: daß Sarrasani nun doch noch zu einem kurzen Gastspiel in sein Dresdner Stammhaus kommen will. Wenn Direktor Stosch-Sarrasanie in der letzten Spielzeit Dres den gemieden hat, so ist das nicht seine Schuld gewesen, sondern ge wisse „Steuermänner" haben Sarrasanis Kurs von seiner Vaterstadt abgelenkt. Sarrasani mußte also den Einladungen anderer Städte fol gen, die seinem Riesenunternehmen die heute mehr denn je erforderliche Steuerschonung bereitwilligst gewährten. Fn der gewaltigen Frankfur ter Festhalle, in Stuttgarts schöner Stadlhalle, in Esten, Düsseldorf usw. feierte Sarrasani mit seiner nun auf einer vorher nie erreichten Höhe stehenden, wundervollen Schau Triumphe. Nun hat ihn der Reichs verband der Deutschen -Automobilindustrie zu einem Gastspiel in seiner mächtigen Halle am Kaiserdamm in Berlin eingeladen, und dort wird Sarrasani eine Welt-Schau herausbringen wie sie in der Zirkusgeschichte der Neuzeit noch nicht da war. In „Sarrasanis Bölkerkongreß der Arena" werden Angehörige von nicht weniger als 37 Nationen vereinigt sein und ihre heimatlichen Künste zeigen. Neben den bronzefarbcnen Indiern, werden Kreolen, Mulatten, südamerikanischc Indios, Brasilia ner und Argentinier erscheinen, Japaner und Chinesen bringen den ro mantischen Hauch alter asiatischer Gaukelkünste, schöne Tänzerinnen aus aller Herren Länder vereinigen sich zu Prnnkballets, und die amerika nische Regierung hat dem Direktor Stosch»Sarrasani wiederum das Monopolrecht gegeben, echte Siouxindianer vorzuführen. Unter ihrem souveränen Häuptling schwimmt diese rote Kricgerschar bereits über den Atlantischen Ozean. Sarrasanis Bölkerkongreß wird ergänzt durch Massenvorführungen exotischer Tiere aus allen Zonen. 23 riesige in dische Elesanten nennt Sarrasani jetzt sein eigen, ferner Scharen von Berberlöwc», Tiger, PolarbLren, Leoparden, das einzige dressierte Nil pferd, zweihundert edelster Pferde. Unablässig vergrößert der unermüd liche Sarrasani seinen Bestand an wertvollen Tieren und an interessan ten Artistengruppen. Immer wieder sieht der Besucher daher bei Sar rasani Neues. Für seine Berliner Festspiele hat Stosch Sarrasani be sonders gewaltige Anstrengungen gemacht, will er doch von des Reiches Hauptstadt aus den Glanz seines Unternehmens in alle Welt hinaus- leuchtcn lassen. Es kann auch schon verraten werden, daß maßgebende Persönlichkeiten und Amtsstellen des Inlandes und des Auslandes sich für Sarrasanis Berliner Fcstvorstellungcn besonders interessiert erklären. In Dresden wird man nun also das Glück haben, das gesamte Berli ner Sarrasani Programm in seiner ganzen Reichhaltigkeit und Schön heit zuerst bewundern zu können. Am 16. Februar abends findet in Dresden die Premiere statt. Pas Gastspiel wird leider nur von ganz kurzer Dauer sein. Bereits am 27. Februar findet die unwiderruflich letzte Dresdner Vorstellung statt. — (Sonntagsruhe für Bahnhofswirt schaften.) Das Ministerialblatt für Sächsische Innere Verwaltung gibt die vom Reichsrat empfohlenen und mit der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft vereinbarten Richtlinien für die Sonntagsruhe bei Bahn hofswirtschaften und Bahnhofsverkaufsstellen bekannt. — (Belohnungen für die Ermittlung von Vrandstiftern.) Die Sächsische Brandversicherungskammer teilt mit: Die große Zahl von Brandstiftungen, die seit einiger Zeit in erschreckender Weise zugenommen haben und durch die die Mittel der Brandversicherungsanstalt außer ordentlich in Anspruch genommen werden, gibt der Brand versicherungskammer Anlaß, auch ihrerseits alles zu tun, was zur wirksamen Bekämpfung dieser Brandstiftungsseuche beizu tragen geeignet ist. Sie stellt daher mit Genehmigung ihres engeren Verwaltungsausschusses für Gebäudeversicherung Belohnungen für die Ermittelung von Brandstiftern im Be trage bis zu 5000 Mark im Einzelfalle in Aussicht, soweit ein Brand an «nem bei der Landesbrandversicherungsanstalt versicherten Gebäude in Frage kommt. Die Brandversicherungs kammer behält sich die Zuerkennung einer Belohnung unter Ausschluß des Rechtsweges — und soweit mehrere Betei ligte bei der Ermittelung des Täters in Frage kommen, nach billigem Ermessen- — vor. Kamenz, (Eine Verkehrs-Störung), die sich leicht zn einem schweren Unfall hätte gestalten können ereig nete sich am Dienstag nachmittag an der Bahnstrecke Kamenz-Elstra. Als ein Güterzng gegen >/,6 Uhr nach dem Haltesignal an Kellings Vorwerk sich wieder in Be wegung setzte, fuhr vom Tennhübel her ein Personenauto in demselben Augenblick nach der Pulsnitzer Straße und wäre unwillkürlich mit dem Zug zusammengeprallt, wenn die Geistesgegenwart des Chauffeurs dieses nicht verhindert hätte. Er steuerte das Auto auf einen Baum zu, sodaß sich das selbe wieder nach der entgegengesetzten Richtung drehte und somit ein größeres Unglück verhütet wurde. Der Wagen, der am rechten Kotflügel beschädigt war, wurde von hilfs bereiten Leuten wieder aus dem Graben auf die Fahrbahn gebracht. Dresden. (Evang.-luth. Landessynode.) In der gestrigen Sitzung der Landessynode wurde nach dem Be richte des Syn. Rötzscher sestgestellt, daß die Arbeit des Prüfungsausschusses wesentlich erschwert wird durch Unkennt nis der Bestimmungen seitens der Ortswahlleiter. Das Er gebnis im Bezirke Meißen-Großenhain ist aber nicht zu be anstanden. Ein Gesuch der Pfarrer-Konferenz im Plauen- schen Grunde um schärferes Vorgehen gegen die Konkubinate (wilde Ehe) wurde dem Landeskonsistorium zur Erwägung überwiesen. Eine gesetzliche Abstellung der Uebelstände, die im wesentlichen durch Wohnungsnot und die sittlichen Zu stände der Gegenwart bedingt sind, ist anzuregen. Drei Anträge des Finanzausschusses k betr. 1. eine Entschädigung an Geistliche für Bedienung mehrerer Gemeinden, 2. eine Vergütung an Geistliche zur Verwaltung eines besonderen Amtes und 3. die Regelung der Zahlung der Gehälter an Geistliche und Kirchenbeamte wurden dem Anträge des Aus schusses gemäß einstimmig genehmigt. Dresden. <Pestalozzi - Gedächtnisfeier.) Zur 100. Wiederkehr des Todestages Johann Heinrich Pestaloz zis, des großen Menschenfreundes und Menschheikserziehers, veranstaltet die Stadt Dresden gemeinsam mit dem Päda gogischen Institute der Technischen Hochschule am Mittwoch, den 16. Februar, abends '/,8 Uhr im Festsaale des Neuen Rathauses eine Pestalozzi-Gedächtnisfeier. Begrüßungsworte werden Bürgermeister Nitzsche und Prof. Dr. Seyfert spre chen, während die Festrede Prof. Dr. Kroner hält. Gesänge des Kreuzchores und ein von Mitgliedern der Staatskapelle gebotenes Streichquartett werden die Feier umrahmen. — Der Vorstand des Bundes entschiedener Schulreformer (Volksbund für neue Erziehung) fordert die deutsche Oesient- lichkeit auf, die 100. Wiederkehr des Todestages Pestalozzis nicht allein durch wohlgesetzte Gedenkreden zu begehen, son dern diesen Anlaß wahrzunehmen, um allenthalben am 17. Februar die Durchführung praktischer volkserzieherischer Maß ¬ nahmen im Geiste Pestalozzis zu beschließen. Jeder Volks kindergarten, der bei dieser Gelegenheit eingerichtet wird und jede Verbesserung in der Richtung produktiver Erziehung wä ren reale Beweise dafür, daß man Pestalozzi wahrhaft verehrt. Dresden. «Diebstahl.) In der Nacht vom 28. bis 31. 1. 27 wurden in Schweinfurt zwei wertvolle Schützen ketten der dortigen Schützengesellschaft gestohlen. Die Ketten sind zusammengesetzt aus Jubiläumstalern und Plaketten, welche die Schützengesellschaft seit ihrem Bestehen auf Jubi läumsschießen in deutschen Städten erworben hat. Unter den Talern, welche für Altertumshändler und Münzensamm ler einen großen Wert haben, befinden sich mehrere Stücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Vor Ankauf wird gewarnt. Meitze». (Um die Meißner Brücke.) Im säch sischen Finanzministerium haben Verhandlungen mit Vertre tern der S'adt Meißen über den Bau der von Meißen ge wünschten neuen Elbbrücke stattgefunden. Die Regierung ist dem Bau nicht abgeneigt, doch soll Meißen einen erheblichen Beitrag zu den Kosten, die auf zwei Millionen Mark ge schätzt werden, beitragen. Das Bezahlen möchte man aber in Meißen lieber dem Vater Staat überlassen, der bekannt lich selbst ein hübsches Defizit hat. Die Brückenfrage wird demnächst auch im Landtag zur Sprache kommen. Marienberg. (Todesfall.) Bürgermeister Dr. Johannes Walther Heinze ist infolge eines Schlaganfalles gestorben. Leipzig. (Der Stand der Grippe in Leip zig.) Ueber den Stand der Grippe teilt die Ortskrankenkasse Leipzig dem Telunion - Sachsendienst folgendes mit: Am 29. Januar sind 2500 Kranke gemeldet gewesen, am 8. Fe bruar waren 3000 Fälle. Der Stand der täglichen Erkran kungen hat sich gehoben, so sind z. B. neu gemeldet worden: am 31. Januar 303, am l. Februar 328, am 2. Februar 257, am 3. Februar 275, am 4. Februar 246, am 5. Fe bruar 84, am 7. Februar 325 und am 8. Februar 4l2- Der Verlauf ist im allgemeinen normal. Im ganzen Monat Januar sind 6 Todesfälle gemeldet worden. Bis jetzt sind im Februar aber schon 9 Todesfälle an Grippe angezeigt. Leipzig. (Versteigerung klassischer Samm lungen.) Vorgestern sind vom Antiquar Friedrich Meyfi verschiedene klassische Sammlungen versteigert worden, die größtenteils wertvolle Erinnerungen an Goethe und Schiller enthielten. U. a. erzielte die erste Ausgabe des Götz voN Berlichingen, die Goethe und Merck gemeinsam auf eigene Kosten drucken ließen, und die auch in ihrem Verlag erschien nen ist, einen Preis von 1500 M. Für Goethes Hand schriftliches Gedicht „Zwischen dem Alten, zwischen dein Neuen" wurden 1000 M. gegeben. Auch eine Sammlung der Schriften aus Gottscheds Kampf mit den Schweizern wurde versteigert.