Volltext Seite (XML)
bürg stattgefunden. Der standesamtlichen Trauung, die der weimarische Staatsminister Dr. Rothe in der zwölften Mittagsstunde vollzog, folgte um 3 Uhr nachmittags die kirchliche Feier Da sie in der Gchloßkirche vor sich ging, die Feierlichkeiten sich überhaupt im Innern des Schlosses der Groß mutter der Braut abspielten, war für die Schau- lust keine Gelegenheit geboten. Die Kirche, die mit dem Schloß durch einen eigens errichteten Holz bau verbunden war, war mit Blumen geschmückt, hatte doch die Braut gesagt: „Ich will Blumen, viel Blumen haben zu meiner Trauung!" Unter Orgelklängen nahte der Brautzug: geleitet vom Fürsten Georg von Schaumburg-Lippe die Braut, dann der Bräutigam mit den ihm vom Kaiser kurz vorher verliehenen Generalmajors-Epauletten, der Kaiser mit der Königin Wilhelmina von Hol land, der Erbgroßherzog von Baden und die üb rigen Fürstlichkeiten. Die Trauung nahm der weima rische Oberhofprediger Dr. Spinner vor. Nach Gesang und Orgelspiel kehrte, der Ho-Hr-os»»,, Schlok »ivNi», »vv NesttUsri stattsand, bei der das -wohl der Neuvermählten ausgebracht wurde. Abends war die Stadt prächtig beleuchtet; vor dem Schlosse erging die Bevölkerung sich in Huldigungen. Weimar, 30. April Eine Sonderausgabe der Zei tung „Deutschland" veröffentlicht einen landes herrlichen Erlaß des Grvßherzogs von Sachsen- Weimar-Eisenach, durch welchen aus Anlaß seiner Vermählung eine Amnestie für alle diejenigen Per sonen gewährt wird, welche wegen politischer und anderer in dem Erlaß aufgezählter Verbrechen ver urteilt sind. Italic» Rom. Der König von England ist heute vor mittag nach Paris abgereist. König Victor Ema nuel hatte ihm daS Geleit zum Bahnhofe gegeben und sich dort in herzlichster Weise verabschiedet. Frankreich. — Bei König Eduards Einzuge in Paris wird die Ordnung von mehr als 2000 Polizeiagenten und 3000 Munizipalgardisten aufrecht erhalten. Auf dem Longchamps sollten am Sonnabend vor dem Könige auch zwei Pferde rennen, denen ihr burenfreundlicher Eigentümer die Namen „Bur" und „Krüger" gegeben hatte. Der betr. Rennstall besitzer bekam Bedenken und zog diese beiden Pferde vom Rennprogramm zurück. Auf der englischen Botschaft in Paris wurde gestern bereits zur Probe die große Königsstandarte aufgezogen, die in Paris seit dem Besuche der Königin Viktoria am Hofe Napoleons nicht geweht hat. Als die Straßen menge die Purpurstandarte aufsteigen sah, brach sie in stürmische Hochrufe aus. Bon einer vulkanischen Katastrophe wird aus dem Norden Amerikas berichtet: In der kleinen bergbautreibenden Stadt Frank an der Grenze Kanadas und der Vereinigten Staaten fand am Mittwoch ein Erdstoß statt. Gleich darauf warf der die Stadt überragende Turtle- oder Schildtrötenberg Lava und Schlacken aus. Millionen Tonnen Gestein sollen hernieder gefallen sein. Die Zugänge zu den Gruben wurden versperrt, auf 20 englische Meilen im Umkreise ist das Land verwüstet. Der Fluß, dessen Bett gleichfalls mit Lava angefüllt ist, trat über seine Ufer. Einzelne Gebäude wurden 100 Fuß tief begraben. Zahlreiche Familien sind verschüttet worden und haben ihren Tod gefunden. Ueber das Unglück, welches an die im Mai vorigen Jahres auf Martinique in Französisch- Westindien statlgefundene furchtbare Katastrophe erinnert, wobei ca. 40 000 Menschen zu Grunde gingen, liegen heute folgende Nachrichten vor: London, 30. April. Nach Telegrammen aus Montreal soll das Land 20 Meilen weit um den Mount Turtle mit Felsblöcken und Asche bedeckt, die kanadische Pacificbahn sogar anderthalb Meilen weit 25 bis 30 Fuß hoch überschüttet sein. Trotz aller dieser Details bleibt die Bestätigung eines Vulkanausbruches abzuwarten. Aus Vancouver wird heute telegraphiert, die Sachverständigen sind sich über die Ursache der Katastrophe zweifelhaft. Das meteorologische Bureau der Provinz habe keine seismographischen Aufzeichnungen von irgend einer vulkanischen Erschütterung. Man glaubt, es handle sich um eine Explosion in dem Bergwerk der fran zösisch-kanadischen Kohlen-Gesellschaft, die einen Tunnel in den Berg hineingebaut hat. Der Re gierungsinspektor der Bergwerke meint, daß eine Schmutzlawine niederging. Der Londoner Ober kommissar für Kanada, Lord Strathcona, drückt ebenfalls seine Zweifel an einer Vulkankatastrophe aus; er habe nie von Vulkanen in Kanada gehört. Allerdings befänden sich Schwefelquellen bei Banff, das an der Pacificbahn liege. Hier allein könnte vielleicht ein Vulkan möglich sein, es würde ihn jedoch außerordentlich überraschen. — Tatsache ist, daß die Minenstadt so gut wie gänzlich zerstört wurde. Die ganze der Stadt Frank zugemendete Bergseite ist verschwunden, der Gipfel des Mount Turtle ist weggeblasen. Ottawa, 30. April. Bei der Verwüstung der Ortschaft Frank in Äritisch-Kolumbien wurden laut einem Telegramm an den kanadischen Premier minister Laurier über hundert Personen getötet. DaS Land ist in weitem Umkreise mit Verheerung bedroht. Die Regierung ist um Hilfe zur Räumung des Krähennest-Flusses gebeten worden, der durch einen infolge des Ausbruchs entstandenen Damm versperrt ist. Menschenleben, Häuser und Felder sind durch die übertretenden Fluten in Gefahr. Der Premierminister hat bereits Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Der Fluß ist durch FelStrümmer, die auf der einen Seite des Schildkrötenberges nieder gegangen sind, versperrt. 60 Bergleute sind in den Schächten lebendig begraben. Eine ganze Reihe Landhäuser liegt in Trümmern. Vancouver (Britisch Kolumbia), 30. April. Nach den letzten aus Frank hier eingetrosfenen Nachrichten wird angenommen, daß die Katastrophe in Frank einem Bergsturz zuzuschreiben sei. Den vermeintlichen Vulkanrauch hält man jetzt für Staub wolken, die durch die stürzenden Massen aufgewirbelt worden seien. Zwei von 17 unter den Trümmern begrabenen Bergleuten erstickten. Die übrigen konnten gerettet werden. Die Gesamtzahl der in dem Städtchen getöteten Personen wird nun auf 95 geschätzt. Der Fuß, der durch den Ort fließt, wurde durch einen fast 100 Fuß breiten Felsen eingedämmt. Arbeiten sind im Gange, den Fluß in ein neues Bett zu leiten. Die meisten Häuser sind infolge der Erschütterung, die durch den Nieder sturz von Millionen von Tonnen Gestein verursacht wurde, unbewohnbar geworden. Die Eisenbahn ist durch Gestein gesperrt. Die Telegraphenlinien sind unterbrochen. Oertliches und Sächsisches. H-Hlasleui-Tcntltyal, 1. Mai. * — Eiuwohncrbestand der Stadt Hohenstein- Ernstthal am 30. April 1903: 13 998. * — Abouuemeuts-Militär-Konzcrt. Das gestern Abend im Saale des „Logenhauses" hier- selbst stattgefundene Konzert der Kapelle des Kgl. Sächsischen Inf.-Reg. „Kronprinz" Nr. 104 hatte sich eines ziemlich guten Besuches zu erfreuen. Ein geleitet wurde dasselbe mit dem schwungvollen Krönungsmarsch a. d. Op. „Die Folkunger" von E. Kretschmar. Das Hauptinteresse des Abends galt aber, wie vorauszusehen war, der Konzert- Sängerin Frl. Bertha Asbahr, der Tochter des wackeren Dirigenten der genannten Kapelle. Die junge Dame verfügt über ein äußerst weiches und biegsames Organ und erfreute besonders durch ihren seelenvollen Vortrag. Sie sang eine Röverie für Alt „Die Gefangene" von H. Berlioz und die Romanze a. d. Op. „Mignon" (Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn) von A. Thomas und erntete besonders nach der zweiten Piece so viel Beifall, daß sie sich zu einer Einlage verstehen mußte. Aus dem Programm erwähnen wir noch „Anitra's Tanz", welcher besonders im Pizzikato und durch sein prickelndes Tempo ansprach, und „In der Halle des Bergkönigs", a. d. Suite „Peer Gynth" von Ed. Grieg. Der zweite Teil wurde mit der bekannten, aber immer gern gehörten Ouvertüre z. Op. „Oberon" von C. M. v. Weber eröffnet, in welcher besonders die Violinen einen technisch schwierigen Part zu lösen haben. Mit dem schneidigen „Afrikanischen Reitereimarsch" von G. Rimenschneider fand das Konzert seinen Ab schluß. Demselben schloß sich ein Bal parö an. * — Ein recht bedauerlicher Ungliicksfall ereignete sich gestern früh in der 8. Stunde auf der Moltkestraße. Ein Bahnbeamter, der mit den, Rade die Straße herabfuhr, gab einer über die Straße gehenden Frau durch Klingeln ein War nungszeichen. Jedenfalls ist dieselbe darüber er schrocken und stehen geblieben, anstatt — wie der Radfahrer annehmen mußte — ihren Weg fortzu fetzen, sodaß der Beamte, der sein Rad nicht mehr wenden konnte, die Frau direkt überfuhr. Die Bedauernswerte wurde besinnungslos und besonders am Kopfe stark blutend aufgehoben, in ihre nahe gelegene Wohnung gebracht und sofort ärztliche Hilfe herbeigeholt. Wie wir hören, sind die Ver letzungen der Frau, wenn auch schwer, so doch glücklicherweise nicht lebensgefährlich. Nach Aus sagen der Augenzeugen trifft den Radfahrer keine Schuld. Möge dieser neue Unglücksfall für Rad fahrer sowohl wie für Fußgänger eine Warnung sein und beide zu größter Vorsicht veranlassen. * — Für Radfahrer. Seit einiger Zeit ge brauchen die Radfahrer anstatt der in der Polizei verordnung vorgeschriebenen Klingel eine Tute ähnlich deren der Automobilisten. Die Tute ist für Radfahrer unzulässig. Wenn die Radfahrer Bestrafungen vorbeugen wollen, so müssen sie Klingeln gebrauchen. * — Anklagen wegen Nahrungsmittel-Ber- fälschung. Nachdem in letzter Zeit mehrfach Nahrungsmittellieferanten und -Händler sich da rüber beklagt haben, daß infolge unzutreffender Gutachten Anklagen wegen Verfälschung von Nah rungsmitteln erhoben würden, deren spätere Grund losigkeit sich nach Vernehmung geeigneter Sach verständiger ergebe, daß aber für den Gewerbe treibenden die Anklage-Erhebung und die öffentliche Verhandlung auch dann, wenn er freigesprochen werde, von nachteiligen Folgen sei, hat der preußische Justizminister laut „Köln. Ztg." in einem Erlaß den Klagen Berechtigung zugesprochen. Künftig sollen Untersuchungen von Nahrungs- oder Genußmitteln, wenn irgend welche Schwierigkeiten bestehen, nur solchen Chemikern anvertraut werden, die ausreichende Erfahrung gerade auf dem ein- schlägigen Gebiete besitzen und über die Erhebung der Anklage ist in allen irgend zweifelhaften Fällen nur nach Anhörung von ärztlichen oder von ge werblichen, insbesondere mit den Gewohnheiten des Industriezweigs vertrauten Sachverständigen zu ent scheiden. * — Das Petroleum dürfte teurer werde«. Die deutschen Petroleum-Jmport-Gesellschaften er höhten, nach einer Meldung aus Mannheim in Baden, die Preise um 40 Pfg. für 100 Kilogramm. Glücklicherweise werden die Tage länger. * — Der Preisrückgang auf dem Hamburger Kaffeemarkt hält an. Die großen Vorräte drücken immer noch auf den Handel. Die Meinungen über die nächste Brasilernte sind sehr geteilt. * — Offizieller Führer für Wörishofen und die Kneippkur, Ausgabe 1903. (Hartmann's Vademecum.) Dieser Führer bezweckt, in authen tischer, knapper Form Aerzten wie Laien Auf schluß über das Wesen der Kneippkur und die Kurverhältnisse in Wörishofen zu geben, und ent hält u. a. von Herrn I)r. meü. Baumgarten die für diesen Zweck besonders geeigneten Original- Abhandlungen über: Charakteristische Eigentümlich keiten der Kneippschen Hydrotherapie, die Diätetik Kneipps, Allgemeine Verhaltungsmaßregeln beim Gebrauch einer Kneippschen Kur, Kneipps Krank heitsauffassung, Krauter und andere Heilmittel rc. Die Broschüre ist umsonst und postfrei zu beziehen pon Hartmanns Verlag in Wörishofen. * Oberlungwitz, 1. Mai. Gestern besuchten 25 Herren aus den Orten Kändler, Hartmanns dorf, Göppersdorf, Burgstädt, Burkersdorf, Wittgens- dorf und Röhrsdorf unter Führung ihrer Vorstände und der Herren Amtshauptleute Dr. Süßmilch und Hallbauer das Elektrizitätswerk a. d. Lungwitz. Wie bekannt, stehen genannte Gemeinden und mehrere andere seit kurzem in Unterhandlung mit dem Werk zwecks Anschlusses an das Kraftnetz, der in kürzester Zeit bereits erfolgen soll. Nach Besichtigung der umfangreichen Kraftstation wurden die verschiedensten Beleuchtungskörper, Motoren, Heiz- und Kochapparate, Jlluminationskörper, Ci garrenanzünder und anderer nützlicher Hausrat vorgeführt. Der Amtshauptmann Dr. Süßmilch aus Rochlitz erläuterte alle geschäftlichen inbetracht kommenden Fragen und schloß s-inen Ausfüllung«« ui« Vme an, einige Klein- und Großbetriebe der Hausindustrie, Oekonomie und Fabriken zu be sichtigen. Gern wurde seinem Wunsche willfahrt. Wohin man kam, überall waren die Motorenbesitzer voll des Lobes über die vorzüglich ausgeführten Anlagen und die unbedingte Zuverlässigkeit der Motore. Dabei rühmten sie die Bequemlichkeit, vor allem die große Billigkeit des elektrischen Be triebes, durch den sie obendrein Leute ersparten, und, was die Hauptsache wäre, ihre Gesundheit erhielten. Die meisten dieser Industriellen hatten früher mit Dampfmaschinen oder Benzinmotoren gearbeitet, diese aber mit bestem Erfolge gegen elektrischen Betrieb eingetauscht. Ueber das Ge hörte sehr erfreut, wurde ein nochmaliger Besuch für die ersten Tage des Mai in Aussicht gestellt, um auch weiteren Kreisen der vielen Interessenten die Möglichkeit zu gewähren, sich von der Vor züglichkeit des Gesehenen persönlich zu überzeugen. Nach 5 stündigem Besuch verabschiedeten sich die Herren mit dem Ausdruck der größten Befriedigung und des Dankes. * — Gersdorf, Bez. Chemnitz, 1. Mai. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate April 1903 89 Einzahlungen im Betrage von 6496 Mk. 66 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 48 Rück zahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 13 975 Mk. 18 Pfg. Der Barbestand betrug Ende des Monats April 7026 Mk. 61 Pfg. * Gersdorf. Der seit dem 1. Mai 1897 bei Herrn Gasthossbesitzer Heinrich Hofmann (Gasthof zum blauen Stern) hier in Diensten stehenden Clara Marie Zesch wurde heute seitens des Bundes deutscher Gastwirte ein künstlerisch ausgeführtes Diplom für Treue und Fleiß überreicht. * Limbach, 30. April. Durch den Ruf „Feuer" wurden die Bewohner in dem benachbarten Pleißa in der Nacht zum 28. dss. MtS. in Schrecken versetzt und in ihrer Nachtruhe gestört. In der dortigen Brauerei brannte daS Malz in der Darre und die Türen waren infolgedessen angeglimmt. Durch daS schnelle Eingreifen der Feuerwehr wurde ein größerS Brandunglück abgewendet. Der Brand dürfte durch irgend einen Defekt der FeuerungSan- lagen entstanden sein. * Zwickau, 30. April. Die Stadtverordneten nahmen am Mittwoch debattelos das auf ihren Wunsch vom Rate abgeänderte Regulativ für die Lokale mit weiblicher Bedienung an, das aber in den Hauptpunkten, betr. die Forderung eines drei jährigen Führungszeugnisses und Anmeldepflicht der Kellnerinnen innerhalb 24 Stunden, die von den Stadtverordneten angefochten worden waren, in der Fassung des ersten Entwurfes verblieb. — Eine Näherin hier, die sich erst kürzlich verheiratet hat, hat sich durch Gaseinatmung zu töten ver sucht. Sie wurde ohnmächtig aufgefunden, aber ins Leben zurückgerufen. Ob sie mit dem Leben davonkommen wird, ist noch unbestimmt. — Ein Unteroffizier des hiesigen Regiments ist wegen Anborgens Untergebener — er hatte insgesamt 32 Mark geliehen — zu drei Monaten Gefängnis und Degradation verurteilt worden. § Mülsen St. Niclas, 29. April. Gestern nachmittag durchzog ein Trupp Italiener mit einen, Affenwagen und einem Kamel unsern Ort. Bei dieser Gelegenheit machten sich zwei Jungen im Alter von 12 und 14 Jahren den Spaß und er kletterten den Buckel des Kamels und machten sichs hier bequem. Das Kamel ließ sich diese leichte Last eine Weile gefallen, auf einmal scheute dieses Tier und warf beide Jungen unsanft auf die Straße. Der ältere Junge wurde bewußtlos auf gehoben, während der jüngere mit dem Schrecken davonkam. * Schedewitz, 30. April. Heute vormittag sprach im Auftrag des Gemeinderates Herr Gemeinde- Vorstand Feurich im Beisein aller übrigen Gemeinde beamten dem Schutzmann Gebler für daS unter eigener Lebensgefahr gezeigte mutige Verhalten und seine Entschlossenheit bei der Festnahme deS Atten- läterS Hüdel, Worte deS LobeS und der Anerkenn ung aus und überreichte ihm dabei die vom Gemeinde- rat auS diesem Anlaß einstimmig beschlossene Gratifikation von 100 Mk. * Reichenbach, 30. April. Die vereinigten Fabrikanten der Textilbranche von Mylau, Netzschkau, Reichenbach, die von den Arbeitern um Freigabe deS 1. Mai ersucht worden waren, haben einmütig beschlossen, daß jede- Fernbleiben von der Arbeit am 1. Ma, oder jedes frühzeitige Verlassen der selben die Aussperrung deS betreffenden Arbeiter- bis zum 9. Mai zur Folge hat, ebenso daß während dieser Zeit Neueinstellungen von Arbeitern nicht er folgen, um so nicht den ersteren Beschluß durch Arbeitswechsel einfach illusorisch zu machen. Eine nur schwach besuchte Textilarbeiterversammlung be schloß trotzdem gestern, jedem einzelnen Arbeiter die Teilnahme an der Maifeier auch hier zur Pflicht zu machen. Plauen i. V., 1. Mai. Nachdem die Ver handlungen der hiesigen Tischlermeister mit den Gehilfen, welche eine 20prozentige Lohnerhöhung verlangen, ergebnislos verlaufen ist, sind heute morgen 250 Tischlergesellen in den Ausstand getreten. , * Pausa. Allgemeine aufrichtige und tief schmerzliche Betrübnis herrscht in der Bevölkerung unserer Stadt ob der HinscheidenS des hier und in der Umgegend hochgeschätzten Sanitätsrate» Herrn Dr. Melchior, der seit Ausgang der sechziger Jahre eine segensreiche Tätigkeit hier entfaltet hat. Er ist am Mittwoch abend in geselligem Kreise, nachdem er eben in seiner gewohnten herzlichen Weise eine Ansprache gehalten hatte, infolge eines Schlaganfalls plötzlich verschieden. Dr. Melchior stand im 72. Lebensjahre. * Oclsuitz i. V. Auf der Rückfahrt vom Adorfer Jahrmärkte schwer verunglückt ist in der Nacht zum Mittwoch der hiesige Grünwarenhändler Sachs. Er hatte auf seinem Wagen Platz genommen, nachdem er diesen an dem Wagen dr» hiesigen Schmiedemeisters Thieme, der ebenfalls von Adorf hierher zurückkehrte, befestigt hatte. In der Nähe von UnterhermSgrün löste sich der anaehängte Wagen los und stürzte mtl dem darauf sitzenden Sach» einen steilen Abhang hinab- Ohne die» zunächst zu bemerken, war Thieme weiter gefahren, ist dann mit seinem Gefährt umgekehrt und hat den Ver unglückten gegen Mitternacht gefunden und zn einem hiesigen Arzte gefahren. * Dresden. Nach den Anmeldungen zur Teil nahme an der Empfangsfeierlichkeit bei der Rück kehr des Königs nächsten Sonntag mittag 12 Uhr haben ungefähr 200 Vereinigungen mit etwa 10000 Mann ihre Beteiligung zugesagt. Die Studierenden der drei hiesigen Hochschulen haben nur deswegen verzichtet, weil sie am 7. Mai dem Monarchen einen Fackelzug als Ausdruck ihrer Huldigung dar bringen werden. Von den Schülern höherer Unter richtsanstalten haben sich 1400 gemeldet. AuS den Volksschulen werben 7000 Kinder an der Stelle sein, um entlang der Fahrbahn ein dreifaches Spalier zu bilden. Die große Empfangshalle auf dem weiten Platze vor dem Hauptbahnhofe wird etwa 6000 Damen aufnehmen Auf dem Alt markt erfolgt bekanntlich die Begrüßung des Königs durch die Sängervereine. — Einundzwanzig Etab lissements der Umgebung Dresdens erklärten sich bereit, entweder sofort oder in einiger Zeit im Vorbereitungsdienste befindliche Verwaltungs-Refe rendare ein halbes Jahr in ihren Betrieben zu be schäftigen und in das Verständnis kaufmännischer und industrieller Verhältnisse einzuführen. * Blasewitz. In einer Laterne des Restau rationsgartens „Zum Schillergarten" hatte sich im heurigen Frühjahre ein Amselpaar ein Nest ein gerichtet. Die Tür hatte offen gestanden und so hatte das Pärchen Zutritt gefunden. Vor kurzem jedoch war es jedenfalls irgendwie gestört worden, sodaß es einen Umzug vornahm, und zwar in eine mehrere Schritte davon entfernte Laterne, an der eine Scheibe zerschlagen war. Jetzt liegt es fleißig dem Brüten ob und es ist hochinteressant, das Pärchen in seinem luftigen Haushalt zu beobachten. * Leipzig, 30. April. Zu der Verhaftung deS hiesigen Rechtsanwalts Dr. Werthauer ist nach dem „Leipz. Tagebl." noch zu melden, daß dieselbe «egen Meineids-Verdacht» erfolgt ist. Der eben falls verhaftete Grundstücks- und Hyvothekenver- mittler Alexander Strauß machte in letzter Zeit durch vermittelte Verkäufe einiger Leipziger Millionen- Grundstücke, nämlich „Römische- HauS", „Große Tuchhulle" usw. viel von sich reden. * Laufigk, 30. April. Die Besitzerin des „Funkischen Restaurants" Fr. verw. Funke wurde heute tot in ihrer Wohnung ausgefunden. Bei dem kürzlich erfolgten Grundstücks-Verkäufe ob waltende Verhältnisse haben die bedauernswerte, allgemein geachtete Frau so angegriffen, daß sie, schon früher nervenleidend, selbst den Tod suchte. * Laufigk. Donnerstag, den 7. Mai nachmittag- 2Uhr findet beim Schwurgericht zu Leipzig die Verhandlung gegen den Arbeiter Karl Emtl Fleisch hauer auS Frauwald in Thüringen wegen ver suchten Mordes statt. Den Vorsitz führt Herr Landgerichtsdirektor Dr. Kuhn. — Zur Vertilgung der Mäuse werden nach einer Bekanntmachung de» Stadtrates Frauen angenommen, welche mit dem Aufstellen von Fallen und den damit zusammen hängenden Arbeiten betraut werden sollen. Die Mäuse plage macht sich hier und da schon recht bemerkbar. * Colditz, 29. April. Der 28jährige Heizer Schubert hatte in den Morgenstunden das Dach des Maschinenhauses des städtischen Elektrizitäts werkes betreten, wahrscheinlich um eine Reparatur daselbst vorzunehmen. Hierbei ist Schubert ab gestürzt und hat das Genick gebrochen, sodaß der Tod sofort eingetreten ist. * Zittau. Nach den Meinungen der hiesigen Frauen soll es in unserer Stadt „fürchterlich" sein mit dem Trinken. Dieselben wollen deshalb die Einführung einer Polizeistunde durchsetzen und haben sich hinter eine Anzahl Stadtväter gesteckt, die denn auch in der letzten Gemeinderatssitzung die Sache eifrigst betrieben und verschiedene Zu schriften verlasen, in denen es heißt: „Mein früher fleißiger Mann ist in Zittau verbummelt, er ver trinkt und verspielt sein Geld ..." — „In Zittau ist's freilich kein Wunder, wenn die Männer so schlecht werden, denn die Kneipen stehen ja die ganze Nacht auf." — „Solch ein lüderliches Leben wie in Zittau kann es nicht leicht wieder geben". Ob es wirklich so schlimm steht? Die Stadt verordneten haben den vom Rate genehmigten Ent wurf noch einmal an diesen und die Ausschüsse zurückverwiesen. * Altenburg. Auf keinen Spazierstock zu fallen und sich dabei da» rechte Auge auSzustechen, diese» Unglück halte der etwa 50jährige Tischlermeister Frank in Monstab, al» er seine Tochter von der Berlobung»feier au« einem Nachbardorfe heimholte. * Meuselwitz, 30. April. Daß auch bei der geringsten Verletzung Vorsicht am Platze ist, dafür spricht folgender Vorfall. Der Zimmermann Hein- rich Kriebitzsch aus Bünauroda hatte sich eine ge ringfügige Fingerverletzung zugezogen. Durch Be rührung mit einem Bleistift entstand Blutvergiftung, an deren Folgen der in den besten Jahren stehende Mann trotz aller ärztlichen Bemühungen gestorben ist. * Kahla, 30. April. Unter großem Andrang de» Publikum» wurde der mutmaßliche Mörder de«