Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190305126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-12
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.05.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ungen." Nun ist auch dir Preisverteilung erfolgt, wobei nicht weniger als fünfunddreißjg Anstalten und Vereine, die in der Gruppe ausgestellt hatten, mit einer Auszeichnung bedacht wurden. Wir nennen nur einzelne, auch in weiteren Kreisen bekannte. Da» Diplom zur goldenen Medaille erhielten: Anstalten der Innern Mission zu Bethel bei Bielefeld, Gesamt, verband der Evangel. Arbeitervereine in München- Gladbach, Diakonissenanstalt Kaiserswerth, West deutscher JünglingSbund in Elberfeld und Diakonen- anstalt in Duisburg. DaS Diplom zur silbernen Medaille: Erziehungsverein Neukirchen bei MörS, VerbandSanstalt Evangelischer Arbeitervereine in Vollmarstein, Evangel. Jdiotenanstalt „Hephata" in München-Gladbach, Heil- und Pflegeanstalt für Gemütsleidende „Tannenhof" bei Lüttringhausen und Heilanstalt für Alkoholiker Lintorf. DaS Diplom zur bronzenen Medaille: Westfälischer HerbergSverband in Bielefeld, Konfirmandenanstalt in Schmiedel, Westdeutscher Verein zur Hebung der öffentlichen Sittlichkeit, Evangelisches Pädagogium in Godesberg und VereinShauS deS „Blauen Kreuzes" in Barmen. Die Innere Mission geizt nicht nach weltlichen Ehren. Desto mehr ist ihr aber eine glänzende Anerkennung ihrer gesegneten Tätigkeit zu gönnen. Im Verlage der deutschen Sittlichkeitsvereine A. Dartsch, Berlin 8 VV., Dork-Straße 84«,, sind erschienen : 1. Die Verhandlungen der XIV. Allge meinen Konferenz der deutschen Sittlichkeitsvereine am 5.—7. Oktober 1902 in Heidelberg und Mann heim (Preis 30 Pfg.); 2. der von dem Vorsitzenden Lic. Weber-M.-Gladbach hierbei erstattete Jahres bericht «30 Pfg.) und 3. der bei Gelegenheit dieser Konferenz von Pfarrer Lic. Dr. Dieckmann- Rodheim v.d. Höhe gehaltene Vortrag: „Zerstörende Mächte in unserem Volksleben" mit einem Korreferat von Pfarrer Joh. Fritsch-RuppertSburg (30 Pfg.) Die vorgenannten drei Schriften geben einen guten Ueberblick über die derzeitige Sittlichkeitsbewegung. Kleine Chronik. * Berlin, 10. Mai. Einen Frevel gegen die Mutterliebe, wie er gemeiner kaum gedacht werden kann, hat ein Reisender Müller begangen, der sich dieser Tage in Berlin vor den Geschworenen wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrug« zu ver antworten hatte. Der vielfach vorbestrafte Ange klagte befand sich in Geldverlegenheit, seine betagte Mutter verdiente mühsam ihren Unterhalt al- Wirt schafterin auf einem Gute. Der Angeklagte fertigte nun eine täuschend nachgemachle Sterbeurkunde an, in der bescheinigt wurde, daß er gestorben sei. Dann schrieb er unter dem Namen eine« Freunder einen Brief an die alte Mutter, dem er den Totenschein sowie die gefälschten Rechnungen vom Sarglieferanten, Totengräber und Küster beilegte und in dem die Bitte um Erstattung dieser Begräbnirkosten, die sich in Summa angeblich auf »8 Mk. belaufen hatten, ausgesprochen wurde. Die alte Frau raffte ihre Ersparnisse zusammen und übersandte dem an geblichen Freunde ihrer verstorbenen Sohnes den Betrag, den dieser nun frohlockend in wenigen Tagen verpraßte. Nach Jahr und Tag wurde die ser skandalöse Betrug erst aufgedcckr und auch dann leider nicht nach Gebühr bestraft, da die Ge schworenen dem Angeklagten mildernde Umstände zubilliglen. * Berlin, 10. Mai. „Maikäfer" heißen die Angehörigen de» Garde-Füsilierregiment- im Berliner Volk-munde. An dem Giebel de« neuen Osfizier- kasinos diese- Regiments bringt man nun einen Maikäfer in Eichenlaub sitzend an. * Berlin, 11. Mai. Eine Beute von 60 000 Mark machten Einbrecher in der Nacht zum Sonntag in dem Uhren- und Goldwarengeschäft von sMuStroph in der Friedrichstraße Nr. 39. Während der Geschäfts- inhaber in einem Vorort wohnt, hat dessen Bruder die Wohnung im Hause, welche mit dem Geschäfts lokal durch eine elektrische Kontrolschnur verbunden ist. Die Diebe machten die Sicherung unschädlich. Sie erbrachen die Ladenkasfe und Schaufenster und raubten außer Geld goldene und silberne Uhren, Ringe und andere Schmucksachen, während sie die Stahluhren liegen ließen. Im Hause hatte niemand etwas von dem Einbruch gemerkt. * Breslau, 10. Mai. Die Provinz Schlesien, die jüngst erst unter den großen Schneeverwehungen am schwersten zu leiden hatte, ist jetzt von einem neuen Unwetter heimgesucht worden. Es sind ge waltige Wolkenbrüche niedergegangen, die bedeutende Ueberschwemmungen zur Folge hatten. Unwetter- Meldungen liegen vor allem au« Waldenburg, Goldberg, Jauer und Hirschberg vor. Vielfach wurden auch die Bahndämme unterspült, sodaß der Eisenbahnverkehr in« Stocken geriet. Besonder- arg hauste da« Unwetter in Hirschberg, welche Stadl zum Teil unter Wasser gesetzt wurde. Ver schiedene Häuser mußten geräumt werden, da Ein sturzgefahr vorhanden war. Nach den neuesten Be- richten fällt das Wasser wieder, nur der Bober macht noch eine Au«nahme. Der angerichtete Schaden ist sehr beträchtlich. * Erfurt, 9. Mai. Eine recht unzeitige lieber- raschung wurde hier einem Brautpaar zu teil. Nach langem Sehnen kam endlich dec Tag der Vereinigung der beiden jungen Leute. Glückstrahlend fuhr das Paar zum Standesamt. Doch da — noch ehe die Unterschriften vollzogen werden konnten — meldete sich aus dem Standesamte: der Klapperstorch. * Ilmenau, 9. Mai. Recht unangenehme Fol- gen hat für einen Alsbacher Geschäftsmann das Eintreffen einer Postkarte an seinen Bestimmungs ort nach erst — 12 Jahren gehabt, trotzdem die Länge deS Weges, den die Karte Mückzvlegen hatte, nur 25 Kilometer betrug. Ein Kaufmann in Ilmenau erhielt dieser Tage nämlich ein Postkolli Waren nebst Rechnung aus Alsbach in Thür, und stellte dieselben, da ihm von einer Bestellung nichts be wußt war, dem Absender zur Verfügung. Darauf hin sieht sich der Packetabsender die Bestellpostkarte etwas genauer an und entdeckt, daß dieselbe den Auflieferungsstempel „Ilmenau, 13. 5. 91" und den AnkunftSstempel „Alsbach, 19. 4. 03" trägt. Die Postkarte erreichte demnach den nur ca. 25 Kilometer Luftlinie von hier aus entfernt wohnenden Adressaten nach 11 Jahren 11 Monaten und 6 Tagen. Damals, vor also 12 Jahren, will der Ilmenauer Kaufmann, wie er sich noch schwach ent sinnen kann, wohl eine Bestellung aufgegeben haben, die allerdings jetzt für ihn wertlos ist. * Düffeldorf, 9. Mai. Der vom hiesigen Schwurgericht zu 18 Monaten Zuchthaus verur teilte Leutnant Loew hat auf da« Rechtsmittel der Revision verzichtet, gleichzeitig hat er die Berufung gegen das frühere Scböffengertchtsurteil wegen Miß handlung zurückgezogen. * Trier, 9. Mai. Der Förster Jung wurde in vergangener Nacht im Walde bei Gusterrath von Wilddieben erschaffen. Seine Leiche war von 7 Schüssen durchbohrt. * Trier, 11. Mai. Die vermögende Witwe Lurz wurde gestern in ihrer Wohnung in der Helenenstraße mitdurchschnittenem Kopfe aufgefunden. Die Raubmörder durchwühlten Kasten und Schränke. * Gieße«, 8. Mai. Gestern verhaftete man den Feldwebel Jeckel, Verwalter de« Offizierskastnos unserer Garnison (Kaiser Wilhelm-Regiment), unter dem Verdacht, fortgesetzt Unterschlagungen be gangen zu haben. Der Mann ist verheiratet und dient im 12. Jahre. * Straßburg, 11. Mai. Gestern mittag fielen drei Elektrizitäts-Arbeiter vom Postgebäude und wurden schwer, teilweise hoffnungslos verletzt. * Aus Prag wird berichtet: Dieser Tage wurde der 10. Sohn deS Gerichtskanzlisten Ratai in Blowitz zum Militär ausgehoben. Ratai zählt jetzt 93 Jahre, ist zum dritten Mal verheiratet und Vater von 36 Kindern. * Pilsen. Bei der hiesigen Polizei erschien am Sonnabend der 39 Jahre alle Aushilssheger Franz Heß mit der Selbstanzeige, seine Frau und seine elfjährige Tochter ermordet zu haben. Auf Grund dieser Anzeige begab sich sofort ein Polizeimann in die Wohnung der Heger« und fand dessen Nu«, sagen bestätigt. Die Frau de« Hegers lag bewußt los in schwer verletztem Zustande im Belte, die Tochter aber bereits tot aus dem Fußboden. Ueber die näheren Umstände der Ausführung der Mordtat befragt, gab Heß an, er sei wie gewöhnlich nachts au» dem Dienste heimgekommen; gegen 2 Uhr morgens sei er aufgestanden und habe die Tat vollführt. Als Grund gab er Untreue seiner Frau an. * Wien. Auf der Straße adoptiert. Unter seltsamen Umständen erfolgte hier auf offener Straße die Adoption eines Kinde». Am Sockel de« Gutenberg-Denkmal», so liest man im N. W. Tgbl., saß etir Bettelweib mit drei kleinen Kindern. Eine elegante, schwarz gekleidete Dame blieb einige Minuten in den Anblick der Kinder versunken stehen, ging dann zu einem Dienstmann und forderte ihn auf, die Frau zu fragen, ob sie ihr etwa 2'/.^ jährige» blondlockiges Mädchen wegschenken würde. Das Weib sann eine Weile nach und nickte daraus stumm mit dem Kopfe ein Ja. Die Dame trat nun auf die arme Frau zu, wechselte einige Worte mit ihr, reichte ihr einige Geldnöten, nahm da kleine Mädchen bet der Hand, strich ihm liebkosend über da- Köpfchen und ging dann mit ihm weg. Die Szene hatte einige Augenzeugen gehabt, die sich nicht genug wundern konnten, daß die elegante Dame mil dem Beltelkinde in zerrissenen Kleidern den Weg zu Fuß fortsetzte. Die Dame trat mit dem Kinde in ein Konfeklion-geschäfl ein und al« sie nach einer Weile den Laden verließ, hatte sie an der Hand ein herzige», blonde«, blauäugige« Mädchen, elegant gekleidet; sie bestieg mit ihm einen Fiaker und fuhr davon. * Petersburg. Gestern fand in der Umgegend von Rostow am Don ein Volksauflauf statt, an welchem sich gegen 500 Mann unter Leitung von Personen, die den gebildeten Klassen angehöcen, beteiligten. Es wurden Kosaken und Fußvolk dort hin gesandt, die aber niemanden mehr antrafen. Täglich werden in Rostow Proklamationen verteilt und befürchtet man Vorgänge, wie in Kischinew, besonders weil viel Arbeitslose vorhanden sind. * Smyrna, 9. Mai. Aus getäuschter Liebe beschloß ein gewisser Foli, sich den Tod zu geben, und er wählte das eigenartige Mittel, sich lebendig zu verbrennen Er begoß sich zu diesem Zwecke mit Petroleun und zündete sich alsdann an. Im Nu brannte er lichterloh. Unter gräßlichen Schmer zen und jämmerlichem Schreien wurde der Selbst mörder nach dem Hospitale geschafft, wo er als bald den Geist aufgab Vermischtes. j Eine eigenartige Maifittc. Der Monat Mai ist reich an allerlei Sitten und Gebräuchen. Eine eigenartige Sitte bestand noch im voriger Jahrhundert im Rheinlande und in Westfalen. Am Vorabend des 1. Mai versammelten sich die Bewohner der Landgemeinde unter der Dorflinde, un, die heiratsfähigen Mädchen des Dorfes für das nächste Jahr zu verlosen oder meistbietend zu versteigern. Das so ausgeloste oder versteigerte Mädchen war dann des betreffenden Burschen „Mailehen". An diesem Poiksbrauch nahmen alle ledigen Bewohner des Dorfes teil, der reiche Bauers- sohn wie die ärmste Magd. Doch wurde die Sache so eingerichtet, daß die Standesunterschiede streng gewahrt blieben^ und der Bauerssohn die Bauers tochter, der Knecht die Magd als Mailehen erhielt. Ein Zwang, dem Schickst/ zu gehorchen, war aus geschlossen, und gerade darin lag das Reizvolle der Sitte. Jedes Mädchen konnte den Burschen, an den es versteigert war, ablehnen, was gewöhnlich in der Form geschah, daß sie ihn, bei der ersten Gelegenheit den Tanz versagte. So etwas soll aber nur selten vorgekommen sein, weil auf zarte Ver hältnisse, die schon nor dem Wonnemonat ange knüpft waren, feinfühlend Rücksicht genommen, also bei der Verlosung ein bißchen stark „gemogelt" wurde. Gefiel der Bursch, so war er für ein ganzes Jahr der Ritter seines Mailehens. Dieses schmückte ihn, den Hut mit einem Blumenstrauß, während er den, Mädchen die erdenklichsten Aufmerksamkeiten erwies, insbesondere vor dessen Hause eine Maie pflanzte und mit großer Sorgfalt pflegte. Viele glückliche Ehen sind aus dieser Sitte hervorgegangen : doch artete sie mit der Zeit so aus, daß die Be hörden sich ins Mittel legten und die Mädchen-Ver- steigerungen verboten. Handels-Nachrichten. n»rUn, 9. Mai. (Wechsel-TourS.) 8 8 8 5 4 4 5 8 r 2M 8 r 3M 10 r 2M 10 r 8 r 3M 14« 2M 8 T 3M 9 T 3M Amsterdam per 100 st. d. Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Schweiz. Pl. 100 Frc. London pr. 1 Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. b>/, 8 r 8 T 3'/. 3M Marl 92,10 6 102,75 0 92,20 <r 102,50 6 90,60 6 91,— O 95,60 « 100,80 L WO,— « —« 99,80 6 98,— 8 104,— 8 105,70 O 101,30 L 101,90 S Reichsbank 3'/.°/«, Lomb.-Z.-F. 4'/.°/°- »arckvburrc, 9. Mai. Kornzucker cxcl. 88'/„ Ren- dement 9,35—9,65. Nachproducte excl. 75'/» Rendement 7,40—7,70. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker 1 30,07'/,. Brodrasfinadr 129,82'/,. Lem. Raffinade mit Faß 29,82'/,. Bem. MeliS 29,32'/,. Rohzucker 1. Product Trans, f. a. B. Hamburg per Mai 16,80 Gd., 16,85 Br., 16,85 bez., per Juni 16,90 Gd., 16,95 Br., per Aug. 17,20 Gd., 17,25 Br., per Okt.-Dezbr. 18,10 Gd., 18,15 Br., per Jan.-März 18,45 Gd., 18,50 Br. Stimmung: Ruhig. llnmdnrr, 9. Mai. Wetzen fest, Holsteinischer und Mecklenburger 158—162, Hard Winter 130. Roggen ruhig,südrufs. 103—105, Holsteinischer und Mecklenburger 130—140. Mais ruhig, 118—120, runder 92'/,. Hafer fest, Gerste fest. Wetter: Bedeckt. üromen, 9. Mai. «Baumwolle). Tendenz: Fest. Upl. middl. loco 53'/, Pfg- Liverpool, 9. Mai. (Baumwolle.) Muthmaßltcher Umsatz: 6060 B. Stimmung: stetig. Import: 4000Ballen. Preise 1 bis 3 Punkte höher. — Umsatz: 7000 Ballen, da von für Speculation und Export 2000 Ballen. Ameri kaner fest, 3 Punkte höher. Ostindische unverändert. Lieferungen: Fest. Mai 5,48, Mai-Juni 5,47—,5,48 Juli- August 5,45, September-Oktober 4,90—4,91, Novbr.- Dezember 4,66. Zahlungseinstellungen. Max Rosenow, Berlin, Georg Ferdinand Großsuß, Chemnitz. Karl Gottlob Porstmann, Ehrenfriedersdorf. Karl Siedersleben, Halle a. S. Hans Heinrich Nagel, Hamburg. Ludwig Wilhelm Karl Böttcher, Hohenstein- Ernstthal. M. Stankowski, Wielichowo-Kosten. Johann Sievers, Meldorf. Richter L Wittwer, Neurode. Bal. Ackermann, Pirmasens. Albert Lichterstein, Schildberg. Anton Woelk, Thorn. Chemnitzer Marktpreise vom 9. Mai. 1903. Weizen, sächs. Roggcn, - Hafer Stroh Hcu Kartoffeln Futtcrgerstc Butter. I Kilo pro 50 Kilo 7 M. 90 Pf. bis 8 M. 15 Pf. 6 - 95 - - 7 - 25 - 7 - — - - 7 - 30 - 2 - 20 - - 2 - 70 - 2 - 90 - - 3 - 90 - 3 - — - - 3 - 25 - 6- 40 -- 6 - 75 - 8 - 60 - - 2 - 80 - Briefträgers Hannchen. Bon Georg Paulsen. 47. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Ja, Hannchen, wenn'S auf mich allein an- käm . . . Aber, ach Gott, wirst ja selbst hören, die Mutter . . . ." „DaS hört's Hannchen am besten unter vier Augen!" sprach da eine andere Stimme, und mit einem herzlichen „Mutterle, Mutterle!" flog Hann chen der so überraschendecschienenen Mutter um den Hals. „Mutterle, lieb's Mutterle!" „Freu mich, wie wohl Du bist, Mädele. Aber nun kommst heim zu mir, kommst halt gern, net r" „Ja, Mutterle!" „Aber die Braune da kannst net mit nach Sonnenfeld nehmen, das wär' ja, als käm a Affen- und Bärengesellschaft!" „Mutterle, 'S arm' Mädele hat kein Vater und keine Mutter mehr. Und ich hab Dich doch. Denk' daran!" „Kann net sein!" klang die bestimmte Antwort zurück. Hannchen erwiderte nichts, aber die umflorten Augen hoben sich mit einem Mal klar und forschend zum Angesicht der Mutter. „Mutterle, hast mir noch waS zu sagen?" „Ja, Hannchen. SelbigeS braucht kein Mensch hier weiter zu wissen. IS gar a ernste Sach'. Komm bei Seit' mit." „Aluscha, wart einen Augenblick, gleich bin ich wieder da!" Und nun waren sie beide allein. Hannchen be merkte jetzt erst, daß die Mutter die Trauerkleidei, die sie selbst noch immer trug, abgelegt hatte, über haupt sorgfältiger gekleidet war, als eS sonst ihre Gewohnheit war. Und Frau Holder betrachtete ihre Tochter ebenso genau, wenn auch verstohlen, und bei jedem Blick ward es ihr schwerer, das, was sie auf dem Herzen hatte, zu sagen. 'S Hann chen war denn doch wirklich gar nicht mehr daS Hannchen von einstmals. Und so platzte sie denn mit einem Male, wie, um sich die Last mit kräftigem Entschlusse rasch vom Halse zu schaffen, heraus: „Der Metzgerfritz will Dich heiraten!" „Und Du hast für mich ja gesagt, Mutterle, net?" Hannchen antwortete ruhig, aber sie war erblaßt bis in die Lippen. „Hab' ich gesagt, hast Dir ganz richtig dacht!" Hannchen trat näher und ergriff ihre beiden Hände: „Hast an unsern guten Vater dacht, Mutterle? Weißt, waS der drüber gesagt hat?" Frau Hölder war rot geworden. Aber sie hatte noch mehr zu sagen. Und so kam eS denn ziemlich hastig heraus: „Lasset die Toten ruhen, stehet ge schrieben. Wir haben unS die Sach' überlegt —" „Wir, Mutterle?" warf Hannchen mit beben- den Lippen ein. „Du und die BaS?" „Ach geh, mit der BaS! Der Vater vom Metzgerfritz und ich. Wer denn sonst!" Hannchen wußte nicht, wa« sie antworten sollte' Und ihre Mutter mochte e» nun auch wohl für daS Beste halten, mit einem Male klaren Wein ein zuschenken. „Wann D' net immer dazwischen sprächst, hätt'st gleich alle- zu wissen bekommen. Weißt doch, der Metzger ist seit Jahr und Tag Witmann, un da, da — will er mich heiraten, und wenn Du und der Fritz Mann und Frau seid, sollt Ihr beid' Geschäft führen, und wir setzen uns zur Ruh. Kommst in a feines HauS, Hannchen, kannst Dein'm Herrgott danken . . . Aber, Mädele, wa» hast denn?" Hannchen hatte sich vor dem alten Sopha auf die Knie geworfen, daS Gesicht in die Polster ge preßt und schluchtze bitterlich. „Ja aber, Mädele waS hast denn?" Frau Hölder versuchte, daS tränenüberströmte Gesicht ihrer Tochter von den bergenden Händen zu lösen, aber eS gelang nicht. „Mädele, Kreuzitürken noch amal, bist kein Kind mehr!" rief sie jetzt energisch. Da richtete sich Hannchen auf. Sie kämpfte die strömenden Tränen nieder und fragte leise: „Mutterle, hast Dich vorm Vaterle sein Bild da heim hingestellt und alle- laut gesagt, wie'- werden soll?" „DummeS Zeug!" sagte sie verlegen. „Mutterle, daS tu! Ich bitt' Dich. Schau dem Vaterle noch amal in die lieben, guten Augen, und dann Mutterle, dann wirst Dich besinnen!" „Schwätz net, Mädele", fuhr sie barsch heraus, „de Sach ist im reinen." Hannchen sagte kein Wort mehr; sie ging an ihren kleinen Tisch und nahm aus einem Schub fach eine Photographie ihres BaterS. Geraume Zeit sah sie darauf. Dann wandte sie sich um und sagte sanft: „Mutterle» ein paar Tage Bedenkzeit. Net, damit bist einverstanden?" Frau Elise nickte. Sie küßte ihre Tochter noch einmal und war im Herzen froh, als sie draußen bei der Base am Kaffeetisch saß. (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten nn- Depeschen vo« 1«. Mai. Berlin. Zu dem Rücktritt deS Erbprinzen von Sachsen-Meiningen meldet die „Breslauer Morgen zeitung", daß der Erbprinz durch einen blauen Brief zur Einreichung seines Abschiede- aufgefordert worden sei. Der Brief war, da sich der Adressat z. Zt. in Oppeln befand, vom Adjutanten geöffnet und dann nachgesandt worden. Auf dem Bahnhof in Oppeln erhielt der Erbprinz den Befehl, daß er sein Kommando niederzulegen habe. Frankfurt a. M. Wie die Frkf. Zeitung aus Konstantinopel meldet, legte im Justizpalast ein alter Türke das Gewehr auf den vortragenden Vezier Eumen an, um ihn zu töten, er wurde je doch nur leicht verwundet. Man glaubte zuerst an ein Dynamit-Attentat. Rom. Der Papst empfing gestern 800 deutsche Pilger und küßte schließlich die Fahnen der Branden burger und Elberfelder. Budapest. Die letzten Privatmeldungen auS Kroatien schildern die Lage düsterer, als man bis- her glaubte. Es werden zahlreiche gedruckte auf rührerische Schriften verbreitet, welche von den Be hörden sofort beschlagnahmt werden. In Agram herrscht Ruhe, doch durchziehen Patrouillen die Stadt. Aus Lanyten kam die Bitte um militärische Unterstützung. Die Eisenbahnlinie Agram-Karl stadt wird militärisch bewacht. Viele Klagen laufen darüber ein, daß ungenügend Militär vorhanden und daß die Zivilbehörde besonders bei der Ver teidigung des Amtsgebäudes nicht energisch genug vorgehe. Der Statthalter Graf Kbuan Wedevary erstattete Bericht beim Kaiser und konferierte längere Zeit mit dem Ministerpräsidenten Szell. Die Familie des Statthalters ist von Agram abgereist. Minister präsident Szell, der gestern noch im Abgeordneten. Hause erklärte, die Stachrichten aus Kroatien seien übertrieben, berichtete im liberalen Klub, daß sehr ernste Nachrichten eingelaufen seien. London. Ein Telegramm aus Bohote vom 9. Mai über Aden berichtet, daß die Truppe deS Mullah, welche den Meyor Kook angegriffen hatten, einen Teil derjenigen Truppen bildete, welche vor her den Obersten Plumket angegriffen und dessen fliegende Kolonne aufgerieben hatten. Der Ort, wo Plumket getötet wurde, befindet sich 30 Meilen von Gumbrurl. Die Truppen deS Mullah befanden sich zwischen beiden Kolonnen, sodaß eS dem Mullah möglich war, beide nacheinander anzugreifen, waS einen vollständigen Erfolg hatte. Man hat gesehen, daß zwei weiße Offiziere die Truppen deS Mullah führten und auch der Angriff auf Plumket von einem weißen Offizier geleitet wurde. Madrid. Der „Heraldo" berichtet, die venezo lanische Regierung habe Velutini beauftragt, nach Europa zu reisen, um die noch strittigen Fragen zwischen den Mächten und Venezuela zu regeln. Velutini, welcher ein guter Diplomat und Geschäfts mann ist, reiste gestern abend nach London. Konstantinopel. Nach übereinstimmenden Kon sularmeldungen nehmen die Gewalttätigkeiten der Mohamedaner und der türkischen Soldaten der griechischen Bevölkerung gegenüber bedenklich zu, weshalb die diplomatischen Vertreter beschlossen, nochmalige ernste Vorstellungen zu machen. Saloniki. Das hier befindliche deutsche Kriegs schiff „Loreley" dampft heute wieder nach Kon- stantinopel ab. Ottawa. Eine Feuersbrunst, welche über 1000 Wohnhäuser vernichtete, brach gestern hier aus. Ein heftiger Sturm begünstigt das Feuer. AuS Montreal und anderen Städten wird telegraphisch Hilfe herbeigerufen. Das Militär ist bemüht, die Bevölkerung zu beruhigen und den Notleidenden zu helfen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)