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OertNches und Teichfisches. Hohenstein-Ernstthal, 11. Mai. *— Die drei gestrengen Herre« des Mai, Mamertus, Pankratius und Servatius, deren Ge denktage bekanntlich auf den 11., 12. und 13. des Wonnemonats fallen, führen jetzt ihr Szepter. Sie haben von vornherein erkennen lassen, daß sie von ihren traditionellen Rechten keines aufzugeben bereit sind. Das Wetter wurde allgemein kühler, der Himmel überzog sich mit einem dichten Wolken behang und an zahlreichen Orten gingen wolken bruchartige Regengüsse nieder, die zum Teil sehr große Verheerungen und furchtbare Ueber- schwemmungen anrichteten. Von letzteren wurde namentlich die Provinz Schlesien in verderblicher Weise betroffen. Die Eisheiligen sind und bleiben schlimme Leute und gehen, ohne Unheil anzurichten, niemals an uns vorüber. Glücklicherweise ist ihre Herrschaft zeitlich sehr eng begrenzt; auf einen längeren Zeitraum als den einer Woche vermögen sie ihren Einfluß nicht auszudehnen. Und ist dieser Feind geschlagen, dann hindert den Wonnemonat Mai nichts an der Vollendung seines Siegeslaufs, dann werden wir ganz bestimmt schönes Wetter er halten und behalten, nach dem wir alle so heißes Verlangen tragen. Und der Wunsch nach dauernd schönem Wetter ist um so lebhafter, als Pfingsten immer näher und näher rückt, dessen weltliche Feier ohne die Gunst des Wetters gar nicht möglich ist. * — Der Reichstags Kandidat der ver einigten Ordnungspartcien des 17. Reichstags wahlkreises (Glauchau - Meerane - Hohenstein-Ernst thal), Herr Geheimrat I)r. Rumpelt-Dresden, stellte sich gesternAbend im Altstädter Schützenhause der hiesigen Wählerschaft in einer öffentlichen Volks versammlung vor. Nachdem der Vorsitzende des hiesigen Konservativen Vereins, Herr Amtsgerichts rat Käßberg, die Versammlung, welcher u. a. auch Herr Amtshauptmann vr. Ebmeyer-Glauchau bei wohnte, mit einer kurzen Ansprache eröffnet hatte, nahm Herr vr. Rumpelt, der am Nachmittage be reits in Lichtenstein-Callnberg gesprochen hatte, das Wort zu seiner ca. Inständigen Wahlrede. Er stehe — so begann der Herr Kandidat — auf konservativem Boden, er sei aber nicht einseitiger Parteimann, sondern erkenne auch das Gute an anderen Parteien an, Bedingung sei nur, daß die selben auf dem Boden der Monarchie stehen. Sollte er gewählt werden, so werde er stets nach innerster Ueberzeugung sprechen und stimmen und sich dabei nur von den Interessen seiner Wähler leiten lassen. Er sei für erhöhten Schutz des Mittelstandes — sowohl in der Landwirtschaft wie in der Industrie — und darum werde er eintreten für einen er höhten Zolltarif und für langfristige Handelsver träge. Die Erhaltung einer schlagfertigen Armee und einer guten Flotte sei selbstverständlich, gleich wohl werde er einer Vermehrung der Heereskosten nicht ohne weiteres zustimmea, sondern gewissenhaft prüfen, was zum Wohle und Schutze des Vater landes unumgänglich notwendig sei. Weiter sei er für eine Fortsetzung der Sozialpolitik und für weiteren Ausbau der Arbeiterschutzgesetze. Es sei aber nölig, daß die sozialpolitischen Gesetze auch den selb ständigen Kleinhandwerkern und den Kleinlandwirten zu gute kämen. Das finanzielle Verhältnis der Bundesstaaten zum Reiche bedürfe einer Regelung. Das Reich müsse auch in finanzieller Beziehung selbständig werden. Einer Reichseinkommensteuer, die die linksstehenden Parteien erstrebten, könne er jedoch nicht zustimmen. Zum Schluß bat der Kandidat diejenigen, die mit seinen Ausführungen einverstanden seien, ihm am 16. Juni ihre Stimme zu geben Brausender Beifall der zahlreichen Be sucher folgte der Rede. Nachdem derselbe verhallt war, sprach der Leiter der Versammlung dem Herrn Geheimrat für den Vortrag noch den speziellen Dank des Lokalkomilees aus. In der sich an schließenden Debatte ergriff als erster Redner Herr- Müller aus Glauchau das Wort, um in ca. halb stündiger Rede die Zolltarifvorlage, den Militär- Etat, die Sozialgesetzgebung rc. einer Kritik im sozialdemokratischen Sinne zu unterziehen. Als weiterer Gegner sprach hieraus Herr Noske aus Chemnitz. Da Herr Dr. Rumpelt seine Rückreise noch vor 10 Uhr antreten wollte, konnte Hrn. Noske nur eine Redezeit von 10 Minuten eingeräumt werden. Derselbe sprach im Sinne seines Vorredners und wies vor allem darauf hin, daß seine Partei mit Einführung des Miliz- oder Volksheeres keines wegs beabsichtige, Deutschland wehrlos zu machen und somit seinen Feinden auszuliefern, denn da durch würden die Arbeiter selbst den meisten Schaden erleiden: durch das Milizheer solle im Gegenteil die ganze männliche Bevölkerung von Jugend auf kriegstüchtig ausgebildet werden rc. — Zwei aus der Mitte der Versammlung an den Kandidaten gerichtete Anfragen, u) wie er sich eventuell gegenüber eines aus Abänderung des bestehenden Reichstagswahlrechtes gerichteten Antrages und b) wie er sich dem Koalitions- recht der Arbeiter gegenüber stellen werde, be antwortete derselbe dahin, daß beide Fragen den nächsten Reichstag voraussichtlich nicht beschäftigen würden und sich deshalb eine Antwort erübrige. Dagegen betonte er, daß er für freies Koalitions recht der Arbeiter eintreten werde, sobald die Ge werkschaften ernstlich sich bestrebten, gewerkschaftliche Fragen nicht mit Politik zu verquicken. Mit der Versicherung, daß die Konservativen entschieden und ernstlich auf eine Verbesserung der bestehenden Verhältnisse hinarbeiteten und mit der eindringlichen Mahnung, daß am Wahltage jeder seine Stimme so abgebe, wie er es mit seinem Gewissen verein baren könne, schloß Herr Geheimrat I)r. Rumpelt seine Ausführungen und mit einem freudig aufge nommenen Hoch auf das Vaterland ging die Ver sammlung gegen 10 Uhr auseinander. * — Eine seltene Festlichkeit beging die II. Kompagnie der hiesigen Freiw. Feuerwehr am vergangenen Sonnabend in ihrem Verein-lokal „Stadtkeller". Dieser Verein.abend war von der Kompagnie zur Feier de« 47. Stistung«tage« be stimmt worden. Laut ergangener Ordre stellte sich die Komp, abend« 8 Uhr in vollständiger Au«rüstung zur Uebung. Kurz nach dieser Stellung wurde vom Kommando die Erklärung abgegeben, daß im Verein mit der Branddirektion ein Sturmangriff geplant worden sei. Die Ordnungen hierzu wurden erteilt und in bestem Tempo ging e« zum angenommenen Brandplatz an der Oststrabe (Geschäft«hau« de» Herrn Branddirektor Schulze). Diese kurze Uebung sand schnelle Erledigung und in geschloffenem Zuge marschierten die Mannschaften nach dem Marktplatz zurück, woselbst Fußexerzitien ausgeführt wurden. Um 9 Uhr marschierten die Mannschaften in« Vereintlokal, woselbst sich bereit« mehrere geladene Gäste eingefunden hatten. Herr Hauptmann El. Reinhold eröffnete unter herzlicher Begrüßung der Erschienenen die Versammlung. Die vorliegende Geschäft«ordnung fand schnelle Erledigung und er klärte der Vorsitzende nunmehr die eigentliche Ge- dächtnitfeier für eröffnet. In markigen Worten schilderte derselbe die Entstehung der Freiw. Feuer wehr in unserer Stadt und st Mete den seinerzeit in edler Begeisterung sich zusammengescharten Gründern derselben, von denen heute noch einige der Kompagnie angehören, den herzlichsten Dank für die bewiesene Opfersreudigkeit, Treue und Ausdauer ab. Hierauf brachte die Sängerabteilung einen flotten Marsch zum Vortrag. Nachdem über reichte Herr Hauptmann Cl. Reinhold dem lang jährigen Adjutanten und Kassierer Herrn Wilh. Hoffmann unter warmen Worten der Anerkennung das diesem vom Vorstand gewidmete Diplom der Ehrenmitgliedschaft. Herr Hofmann dankte der Kompagnie tiefgerührt für die ihm erwiesene Ehrung. Die Sängerabteilung widmete dem neuen Ehren mitglied das stimmungsvolle Lied: „Das ist der Tag des Herrn." Dar Kommando des Herrn Branddirektor: „Kameraden, setzt die Helme auf!" versetzte die Anwesenden in die größte Spann ung, keiner wußte, wa« da« bedeuten sollte. Präzis und mit voller Ruhe wurde der Befehl ausgeführt, wenngleich mancher den Gedanken hatte, er sei Feuer aurgebrochen. Glücklicherweise galt es aber nicht einen Brand zu löschen, sondern der Einleitung einer seltenen, ja ganz seltenen Feier der Kompagnie. Im Jahre 4877 wurden laut Hauptversammlung«- beschluß die Herren Franz Howorka und Hermann Hofmann als Kommandanten und Herr Clemens Reinhold als Steigerzugsührer gewählt, in welcher Eigenschaft diese mit Schluß des Jahre« 1902 aus eine ununterbrochene 25jährige Dienstzeit zurück blicken konnten. Die gesamte Führerschaft mochte diesen Anlaß nicht vorübergehen lasten, ohne diesen edlen, langjährigen Vorgesetzten eine besondere Ehrung für die der Kompagnie, sowie der Einwohnerschaft geleisteten Diensts zu widmen. Dieselbe bestand in der Ueberreichung einer Votivtafel mit den Photographien der ge samten Führerschaft an jeden der Jubilare. Herr- Branddirektor Schulze beleuchtete in längerer, von Herzen kommender und zu Herzen gehender An sprache die Verdienste welche dieselben, in der langen Zeit ihrer Führerschast der Kompagnie ge leistet haben, und stellte sie unter warmen Worten des Dankes jedem Feuerwehrmann als Muster und als nachahmenswertes Beispiel hin. Ebenso über rascht wie freudig bewegt, nahmen die Gefeierten das Geschenk entgegen. Jeder derselben dankte für die ihm zuteil gewordene Ehrung unv Auszeichnung in tiefgefühlten und herzlichen Worten, versichernd, daß sie stets nur ihre Pflicht getan hätten, die eine solche Ehrung nicht verdiene, und gelobend, nach wie vor ihre Kräste der Kompagnie und deren Wohle widmen zu wollen. Daraus brachte die Sängerabteilung das Lied „Gott, du bist meine Zuversicht, mein Schirm und meine Waffe" zum Vortrag, welches mit großem Beifall ausgenommen wurde. Herr Ehrenhauptmann Howorka gedachte darnach des früheren Protektors der freiw. Feuer wehren, des hochseligen König Alberts, zu dessen Ehren sich die Anwesenden von den Plätzen er hoben, und brachte zum Schluß auf den derzeitigen Protektor, Se. Maj. König Georg, ein begeistert aufgenommenes Hoch aus. Weitere Ansprachen folgten in poetischer Form seitens des Wacykom- mandanten Herrn Adolf Stützner, in teils ernster, teils humoristischer Weise seitens des Zugführers Herrn Fritz Banmgärtel, Herrn Ferd. Nadler und des Ehrenmitgliedes Herrn Karl Bohne. Herr Feldwebel G. Gränitz drückte den Wunsch aus, die Mannschaften resp. die Kompagnie möge das, was die Vorfahren erworben, fest zu halten suchen und schließt mit der Devise: „Treue sei unsere Zier" u. s. w. Weitere Gesänge und Ansprachen, welche angenehme Abwechselung boten, gaben diesem Abend den Charakter eines gediegenen Kommerses. Die verlebten Stunden werden allen Beteiligten gewiß noch lange in angenehmster Erinnerung bleiben. Hoffen wir, daß die 3 Jahre, die die Kompagnie noch vom 5<>jährigen Jubiläum trennen, Mannschaft und Führer in alter Trene und Frische zusammen hält, um auch diese Feier würdig begehen zu können. —tx. * — Ein eigenartiges, für Hohenstein-Ernstthal vollständig neuer Schauspiel veranstaltete der hiesige Kynologische Verein am gestrigen Sonntag nach mittag, und zwar eine allgemeine Rattensänger- prüsung von Hunden aller Rasten. Um 3 Uhr wurde mit dem Richten der zum Schliefen ange meldeten 10 Hunde begonnen und um 4 Uhr nahm die Veranstaltung ihren Anfang. Drei von den in den Zwinger gelassenen Hunden versagten voll ständig und mußten nach abgelausener Prüfungszeit au« dem Zwinger gelasten werden. Von den übrigen Hunden erhielt nach Aurspruch des Schieds richter» Herrn W. Weller den 1. sowie den von Herrn Weller gestifteten Ehrenpreis, bestehend in einem silbernen Schreibzeug mit Widmung, Herr Adolf Pfefferkorn auf seinen deutschen rauhhaarigen Pintscher. Der 2. Preis, sowie da« von Herrn Nömmert-Chemnitz gestiftete Bterglas wurde Herrn Ernst Köhler auf seinen braunen Dach-Hund zuer teilt. Den 3. Prei« errang sich die Foxterrier- Hündin de« Herrn Speck und eine „Lobende Aner kennung" sand die Foxterrierhündtn de« Herrn Seltmann au» Oberlungwitz. Ausführlicher Bericht folgt in einer der nächsten Nummern. * — Der Konsumverein Hohenstein-Er. (E. G. m. b. H.) hielt am vergangenen Sonnabend abend seine Generalversammlung im Restaurant „Stadt Plauen" ab. Zunächst lag derselben die Aenderung einiger Paragraphen der Vereinssatz ungen ob. Die in Frage kommenden Aenderungen betrafen Festsetzung der Amtszeitdauer von Vor standsmitgliedern. Ein dahingehender Antrag wurde einstimmig angenommen. Weiter beantragte die Verwaltung die Anschaffung von noch 10 eisernen Petroleumfässern. Auch hierzu erteilte die Versammlung ihre Genehmigung. Die bekannten Kreuznacher Vorgänge im vergangenen Jahre sind auch für den hiesigen Verein nicht ohne Einfluß geblieben, insofern, als letzterer sich dein neuge gründeten Verbände sächs. Konsumvereine nunmehr ängeschlossen hat. Auch diesem stimmte die Ver sammlung zu. Den 4. Punkl der Tagesordnung bildete der Vortrag des halbjährlichen Geschäfts berichtes, dem man größte Aufmerksamkeit schenkte. Die erzielten Einnahmen betrugen 47 877 Mark 27 Pfg., die Ausgaben hingegen 46 819 Mark 94 Pfg. Demnach beläuft sich der Bestand der Kasse auf 1057 Mark 33 Pfg. Eine ungemein rege und längere Debatte schloß sich dem Vortrage an und gelangte ein Antrag, welcher sich mit dem Kreditsystem beschäftigte, zur einstimmigen An nahme. Hierauf erfolgte die Verlesung des Re visionsberichtes des Verbandsrevisors. Derselbe ist kurz dahingehend zusammenzufassen: im Großen und Ganzen ist infolge des Wechsels der Geschäfts verwaltung einiges zu monieren gewesen, doch ist die neue Geschäftsführung bestrebt, die angezeigten Mängel abzustellen. Punkt 5 der Tagesordnung erledigte sich, da Anträge nicht eingereicht worden waren. * — Der diesjährige Jahrmarkt im Stadt teil Altstadt wird am 25. und 26. dss. Mts. ab gehalten. * — Das sächsische Finanzministerium traf die für die Gardinenindustrie überaus wichtige Be stimmung, daß fernerhin die zollfreie Verarbeitung ausländischer roher zweidrahtiger Baumwollgarne im Wege des Veredelungsverkehrs zur Herstellung von Gardinenstoffen zugelassen sein soll, wenn die daraus gefertigten Gardinen wieder ins Ausland ausgeführt werden. Dadurch wird dieser Industrie, sagt der Vogtl. Anz., die Möglichkeit des Wett bewerbs gegenüber den ausländischen Fabriken auf dem Weltmärkte erschlossen. * — Mairegen aus den Saaten, dann regnet es Dukaten! So heißt es in einer alten Wetter regel. Wenn dieser Spruch eine Wahrheit in sich hält, dann gehen wir einem guten Jahre entgegen. Denn in den letzten Tagen und ganz besonders gestern und in der vergangenen Nacht hat es an starken Niederschlägen nicht gefehlt! * - Bczirksvcrsammlung Die im vorigen Jahre infolge der Landestrauer verschobene Bezirks versammlung des Militärvereinsbundes (Bezirk Glauchau) findet am 7. Juni im Petzoldschen Gast hofe in Mülsen St. Micheln statt. * — Zu befkycn. Das Schuldirektorat in Mülsen St. Jakob. Kollator: Die oberste Schul behörde. Einkommen: 2600 Mark, Gehalt und Amtswohnung. Bewerbungsgesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 28. Mai 1903 bei dem Königlichen Bezirksschul inspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen. * Auf deutschen Eisenbahnen, ausschließ lich der bayrischen, sind im März 24 Entgleisungen (davon 13 in Stationen) und 17 Zusammenstöße (wovon 15 in Stationen) vorgekommen. Dabei wurden 6 Reisende, 17 Bahnbedienstete und acht Postbeamte verletzt. * — Invalidenrenten werden jetzt an über 596 500 Personen gezahlt, Altersrenten an mehr als 164 470. Beitragserstattungen fanden in 1 139233 Fällen statt, in 932 642 an weibliche Versicherte, die sich verheirateten. * — Bei der letzten Aushebung der Militär pflichtigen sind alle mit einem Lungenleiden be- hafteten jungen Leute den Civilbehörden bezeichnet wordin, und diese haben später die Kranken ver anlaßt, bei der Landesversicherungsanstalt die Ueber- nahme eines Heilverfahrens zu beantragen. Dem zufolge herrscht jetzt solcher Andrang von Kranken, daß, da alle zur Verfügung stehenden Heilanstalten (Albertsberg, GörberSdorf usw.) überfüllt sind, jetzt auch Lungenkranke nach thüringischen und anderen Anstalten überwiesen worden sind. Die im Bau begriffene eigene Heilstätte der Versicherungsanstalt wird erst nächstens feriiggestellt werden. Die Be kämpfung der Lungenschwindsucht durch Heilverfahren nach 8 18 des Jnvalidenversicherungsgesetzes nimmt immer ausgedehnteren Umfang an. * — Ein vernünftiges Verbot. Aus den Roß- und Jahrmärkten findet häufig ein Verkauf von Waren in der Form statt, daß einzelne Gegen stände im Wege der Abwärtsversteigerung dem Minderbietenden zugeschlagen werden. Derartige Vcrkaufsstände, in denen Hosenträger, Taschenmesser, Portemonnaies, Zigarreutaschen rc. rc., alles Schund waren, zum Verkauf gelangen, sind immer von Neugierigen und Kauflustigen umlagert. Der preußische HandelSminister hat nun durch eine Verfügung vom 16 April die Behörden angewiesen, solchen Veran staltungen mit Nachdruck entgegenzutreten, da diese in der Regel als Schwindelverkäuse anzusehen und sowohl das Publikum als andere Gewerbetreibende zu schädigen geeignet sind. *— Eine für den sächsischen Staat und seine Finanzen wichtige Entscheidung steht in nächster Zeit bei dem höchsten sächsischen Gerichtshof, dem König!. OberlandeSgericht zu Dresden, bevor. Es handelt sich um die zwischen der früheren Leipziger Bank und der Sächsischen LotteriedarlehnSkasse ab geschlossenen Geldgeschäfte — und es stehen für den sächsischen Staatssiskus nicht weniger als 11 Mill. Mk. auf dem Spiele. Bekanntlich fordert der sächsische StaatsfiiSkus, daß seine Wechselforderungen in der Konkursmasse der Leipziger Bank besonders festgestellt werden. Insgesamt schuldete letztere der LotteriedarlehnSkasse 11 Millionen Mark, die sich zusammensetzen aus einem der genannten Bank am 10. Juli 1899 gegebenen Darlehen von 5 Millionen Mark, au» einem weiteren Darlehen vom 17. Oktober 1900 über 4 Millionen Mark und endlich au» einem Darlehen vom 31. Januar 1901 über 2 Millionen Mark. Für die 11 Millionen Mark erhielt der StaatSfi.kuS als Sicherheit Wertpapiere und Wechsel als Pfand. Wie die bisherigen Ver- Handlungen ergaben, hat die LotteriedarlehnSkasse der Leipziger Bank schon seit 1880 bareS Geld auf „Rechnungsbuch" gegen mäßige Zinsen und auf bestimmte Fristen gegeben. Festgestellt wurde ferner, daß die LotteriedarlehnSkasse, obwohl dies in den Statuten untersagt ist, schon seit vielen Jahren Wechsel angenommen hat. Seit 1887 sind sogar größere Beträge auf längere Zeit und höhere Zinsen ohne Unterpfand von ihr gegeben worden, die als Regierungsgelder gebucht wurden. Die Verhand lungen über diese Millionen-Geschäfte haben stets zwischen dem stellvertretenden Direktor der Leipziger Bank ScholinuS und dem vormaligen Buchhalter der LotteriedarlehnSkasse Eberth stattgefunden. Dieser hat sich lediglich durch den guten Ruf der Leipziger Bank bestimmen lassen, der Leipziger Bank solch enorme Vorschüsse zu gewähren. DoS Schicksal deS 11 Millionen-ProzesseS hängt von der Beant wortung dec Frage ab, ob die Leipziger Bank da durch, daß sie dem StaatSfiSkuS verschiedene Wechsel mit Blanko-Giro in Pfand gegeben hat, selbst eine wechselmäßige Verpflichtung zur Zahlung der be- treffenden Beträge übernommen hat. lieber diesen wichtigen Punkt sind als Sachverständige der frühere Inhaber der Berliner Handelsgesellschaft, Geh. Justizrat Winterfeld, ferner der Kontrolleur Nebel von der DarlehnSkasse und der Kassierer Eberth vernommen worden. Man ist auf den Aus gang diese« Millionenprozesses sehr gespannt. Gersdorf, 10. Mai. Ein recht bedauerliches Vorkommnis ereignete sich hier am Donnerstag nachmittag. Der aus Oelsnitz i. E. gebürtige 13jährige Knabe Lämmel war am Feldwege seines Brotherrn August Bergmann mit Aufhacken be schäftigt. Als das Geschirr des Gutsbesitzers Fritz Bergmann dieses Weges daher kam, schlug das am Wagenende mitgeführte dritte Pferd aus, wo durch dem Knaben eine größere Kopfwunde zu gefügt wurde. Hoffentlich entstehen hieraus keine nachteiligen Folgen. — Der in der hiesigen Dampf brauerei beschäftigte Geschirrführer W. Löffler kam am Sonnabend auf dem Wege nach Lugau unter den leeren Wagen des Ochsengespannes und erlitt dadurch einen Beinbruch. * Waldenburg, 9. Mai. Am Mittwoch vor mittag verunglückte auf Wolpendorfer Flur der Schmiedemeister Kirchner xen. daselbst auf einem Feldwege, indem er beim Düngersahren auf dem etwas schmalen Feldwege zu Falle kam und unter den zweispännig beladenen Wagen zu liegen kam, sodaß letzterer über ihn hinwegging und Herrn Kirchner schwer verletzte. Er mußte in seine Be hausung gebracht werden, woselbst er am Freitag vormittag an den erhaltenen Verletzungen gestorben ist. * Glauchau, 9. Mai. Herr Medizinalrat Dr. Hankel begibt sich znm Studium der Wurmkrank heit nach Westfalen. Er ist vom 10. bis 19. Mai abwesend nnd wird von Herrn Bezirksarzt Dr. Oppelt in Zwickau vertreten. — Sämtliche Arbeiter der Weberei Petzold u. Co. haben heute früh die Arbeit wieder ausgenommen, wodurch die von den Vereinigten Webereibesitzern von Glauchau ange- drvhteAussperrung aller Arbeiter verhütet wordenist. * Dresden. Am Donnerstag griff ein mildem Reinigen der Bogenfenster in der Nordhalle des hiesigen Hauptbahnhofes beschäftigter Fensterputzer, obgleich er vor einer Berührung der Starkstromleitung ausdrücklich gewarnt worden war, mit den Worten: „Ich will eS Euch zeigen, daß ich eS vertragen kann," an dieselbe und blieb an ihr haften. Einige sogleich hinzuspringende Männer vermochten ihn wieder von der 3000 Volt starken Stromleitung zu entfernen und stellten an dem besinnungslos gewordenen Ver unglückten Wiederbelebungsversuche an, die auch nach längerer Zeit erfolgreich waren. * Oederan, 9. Mai. In der hiesigen Bürger schule sand die Einweisung und Verpflichtung deS neugewählten Direktors JungandreaS, bisher Rektor in Roda (S.-A.), statt. * Lohmen, 9. Mai. Eine verhängnisvolle Explosion fand gestern nachmittag in der chemischen Fabrik von Dr. Mierich statt. Durch die Explosion eines Dampfkessels wurde das Dach der Fabrik herabgerissen, neun Arbeiter wurden durch Brand wunden schwer verletzt. Die Kleider waren ihnen vom Leibe gebrannt, die Haare völlig versengt. Die Fabrik bietet den Anblick eines großen Trümmer haufens, nur das Hauptgebäude steht noch. Die Eisenbahnzüge hatten durch die Feuersbrunst Ver- spätungen bis zu einer Stunde zu verzeichnen. * Bernstadt. In KunnerSdorfbrach amFreitag früh gegen 3 Uhr in der Scheune deS Gartenbesitzers Staudke Feuer aus, welches nicht nur diese, sondern auch das Wohnhaus vollständig einäscherte. Wegen des Verdachts, in ihrem Grundstück selbst den Brand angelegt zu haben, wurden der Besitzer Staudke und seine Frau verhaftet und sollen sie bereit» ein Geständnis abgelegt haben. * Zittau, 9. Mai. Kürzlich hat hier ein Un- bekannter ein Rezept zu „Richters Kraftbrol" für 30 Mark an einen Bäckermeister verkauft, und als das Rezept dann per Post eingegangen, Hal das selbe nur kurz besagt: „Etwas Hafer- und Erbsen mehl dem Roggenmehl zusetzen." Auch anderwärts hat dieser Unbekannte denselben Schwindel versucht. * Aus dem Vogtland. In den Wäldern de» VogtlandeS entwickeln sich die Blüten der Heidel- beersträucher in üppigster Weise. Wenn nicht elementare Ereignisse der Beerenblüte Schaden zu- fügen, dürfte auf eine gute Beerenernte gerechnet werden können. Auch die Obstbäume, namentlich Kirsch- und Birnbäume, tragen reichen Blütenschmuck bezw. Blütenansatz. Kirchliches. Auf der „Düsfeldorfer Ausstellung" bildeten die Vereine und Anstalten der inneren Mission einen sehr ansehnlichen Bruchteil der Einundzwanzigsten Gruppe: „Gesundheitspflege und WohlsahrtSeinricht-